Als Torwarttrainer in der DFB-Talentförderung bin ich öfters unterwegs und demnach gerade in dieser Zeit auch auf diversen Hallenturnieren präsent, um unsere Jungs vom DFB-Stützpunkt oder der XYZ-Landesauswahl, auch unter Wettkampfbedingungen sehen zu können. Gerade Hallenturniere erachte ich für die Sichtung von Torhütern als mit einer der besten Orte, um sich altersspezifisch ein gutes Bild über die taktischen, aber vorallem die technischen und mentalen Fähigkeiten eines Kindes/Jugendlichen machen zu können. Es sind sehr viele Schwerpunkte, welche in die Torwart-Ausbildung mit hineinfassen, vorhanden sind und gefordert werden.
Leider nehmen sehr viele Veranstalter von Hallenturnieren, den Torwart die Orientierung und auch die Möglichkeit sich komplett entfallten zu können. Warum zum Beispiel die Regelung, dass der Torhüter nicht aus seiner Strafraumzone (Torraumlinie vom Handball (6m)) herauskommen darf? Gerade wir wollen Torhüter ausbilden, die aktiv am Spiel teilnehmen. Sei es nun in der Offensive durch den Spielaufbau oder das Nachrücken. Diese Punkte werden hierbei ganz klar genommen und da muss sich jeder mal hinterfragen, ob es wirklich so sinnvoll ist.
Das der Torwart nicht über die Mittellinie darf, ist verständlich und kommt verhältnismäßig in den Metermaßen zum Spielfeld (Punktspiele) auch nicht vor, sehr selten mal. Aber auch so, in den Hallenturnieren kommt es seltener vor.
Was ich ebenso nicht für gut heiße, ich sehe es aber mit gemischten Gefühlen, ist, dass das Abspielen des festen Balles immer nur zu einem Spieler regelkonform ist, wenn dieser sich außerhalb der Torzone befindet. Gerade bei unterklassigen Turnieren, der Sohn meiner Freundin spielte auch als Torhüter, sorgt dies immer wieder für Verwirrung bei sehr vielen Spielern. So, dass der Spielfluß und der sogenannte Flow-Effekt durch ständige Unterbrechungen sehr häufig unterbrochen wird.
Das feste Bälle in jeglicher Form nicht über die Mittelfeldlinie gespielt werden dürfen, erachte ich als Grundvoraussetzung für ein gut organisiertes Turnier. Ohne diese Regelung würde es, wie bei so manchen Nachwuchsmannschaften der BL-Vereine aus dem 20.Jahrhundert, in jüngeren Jahrgängen zugehen. Durch lang getretene Bälle den Ball erstmal loswerden und als zweites dann hoffen, dass dieser möglichst beim Mitspieler ankommt. Das ist weder zeitgemäß und taktisch sinnvoll nur dann, wenn man auf Ergebnise aus ist. Wer auf langfristige Ziele mit seinen Jungs/Mädchen setzt, der lässt den Ball laufen. Auch wenn mal ein Fehler passiert, weiter geht´s!
Die Rückpassregeln (1. der Torwart darf aktiv vom Mitspieler zurückgepasste Bälle, nicht aufnehmen ; 2. der Torwart darf den Ball vom Mitspieler nur aufnehmen, wenn diese geköpft sind, oder ersichtlich nicht vorhergesehen waren) halte ich in der Halle für nicht ausbildungskonform. Hier mag jeder meinen was er möchte, ich sehe hier allerdings gerade in der Ausbildung der Torleute großes Potenzial, wenn diese Regelung rausgenommen werden würde. Zum einen, weil zurückgespielte Bälle, von den Mitspielern, unter Gegnerdruck (weil der Gegenspieler ist ja nicht dumm und bleibt beim Mitspieler stehen, sondern läuft durch, in Richtung Torwart) meistens einfach nur sinnlos und meistens unkontrolliert nach vorne gedrescht werden. Es gibt sehr wenige Torhüter, die solch eine Situation im Rahmen dieser Regelung so clever lösen, dass eine sofortige Wiederaufnahme des kontrollierten Spielaufbaus starten kann. Durch diese Regelung wird die Fahigkeit, als Torwart, Lösungswege kreativ zu entwickeln sehr stark gehemmt.
Der andere Aspekt ist. Wir wollen Torhüter ausbilden, die aktiv mitspielen und sich anbieten. Wir wollen kein 10:10 bzw. 4:4, sondern ein 11:11 bzw. ein 4+1 gegen ein 4+1-Spiel haben. Der Torhüter hat allerdings mit dieser Regelung, bei einem von der Seite zurückgespielten Ball seines Mitspielers (weil dieser unter "massiven momentanen" Gegnerdruck steht) nur die Lösungswege:
a) den Ball nach vorne zu hauen, oder
b) den Ball kontrolliert klatschen zu lassen (nicht empfohlen), oder
c) den Ball kontrolliert zum sich anbietenden Mitspieler auf der anderen Seite zu spielen.
Ohne diese Regelung, würde zwar das Spiel abundzu mal ins Stocken geraten, aber der Torwart auch gefordert werden. So, wie der Torhüter es eben braucht. Es fällt mir nicht umsonst sehr extrem auf, das junge Torhüter in den Altersklassen U12 bis UXX sehr häufig mental mindestens etwas weiter sind, als die Feldspieler. Währe diese Regelung also ausgesetzt, so könnte der Torhüter sich durch mehr Handlungsspielraum, wesentlich besser entfallten und eben auch viel besser das Angriffsgeschehen einleiten und verlagern.
Wie gesagt, meine Sichtweise zu einem nur sehr kleinen Baustein, den Veranstalter Reglement-Bedingt verbessern könn(t)en...!
Ich lege hier mit diesem Beitrag, den Bezug und Schwerpunktauf auf die Ausbildung der Torleute, nicht auf anderweitige Interessen, der Trainer, Kreise, Verbände etc.!!!