Also nochmal das Ganze..., nur etwas anders formuliert...
Im Breitenfußball und auch Amateurfußball sehen sehr viele, gerade im ausbildungsspezifischen Bereich, den Leistungsfußball
und den Profifußball als maßgebend an. Die haben ja auch Geld, welches sie gewinnbringend investieren wollen. Was mittlerweile
nun mehr oder weniger in die Nachwuchsleistungszentren gesteckt wird, als in Spieler aus dem Ausland. Auch in der DFB-Talentförderung
werden nun langsam, Landesverband für Landesverband, Synergien zusammengezogen, um die Ausbildung der jungen Talente voran
zu treiben. Sei es im Bezug auf Feldspieler, oder im Bezug auf die Ausbildung von "modernen" Torhütern.
Alles richtet sich und schaut in den Bereich des Fußballs, wo es um Geld geht. Wo Kapitalisten den Rahmen und die Mittel der
Ausbildung bestimmen.
Nun steckt in einem Lizenzverein wie beim FC Bayern viel Geld und noch sehr viel Arbeit. Das Nachwuchsleistungszentrum ist zwar gut,
aber es steckt noch eine Menge an Verbesserungsmöglichkeiten, um nicht Potenzial zu sagen, drin. Und das haben die Verantwortlichen nun,
so wie ich mitbekommen habe, langsam auch verstanden. Egal..., solch ein Verein benutzt das Geld, - früher überwiegend für den Kauf von
ausländischen Topspielern -, heute etwas mehr für die Ausbildung der eigenen Junioren. Es wird sich auf Leistungstests, neueste technologische
Entwicklungen, psychologische und sportwissenschaftliche Fortschritte bezogen, wenn eine "neue" Ausbildungsmethodik angewendet oder auch
ausprobiert wird. - Und die ganzen Trainer im Breitensport, sehen dies, machen das einfach nach, frei nach dem Motto: "Wenn die das machen,
dann wird das schon passen!" Naja, nur kommt man mit dieser Einstellung nicht sonderlich weit. Man muss sich auch eigene Gedanken machen
und sich dann auch in die Spieler hineinversetzen können.
Mein Anspruch ist es, einen jungen talentierten Torhüter gemäß seinen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen, an das höchstmögliche von ihm
leistbare heranzuführen. Und dies gelingt nur, wenn man sich auch in das Angriffsspiel miteinbezieht. Ob nun risikofreudig oder nicht, ist dabei
erstmal egal. Gerade das Angriffsspiel wird für den "modernen" Torhüter immer wichtiger und auch zukünftig ein wesentlicher Bestandteil in der
Ausbildung dieser sein, da dies ab einem gewissen Niveau einfach vorausgesetzt wird. Wie in der Statistik, im vorherigen Beitrag, aufgezeigt
hat der Torhüter von durchschnittlich 50 Ballkontakten, lediglich 15 in der Raum- und Zielverteidigung. Die anderen 35 gehören dem Spielaufbau
und Angriffsspiel an. Sei es durch Bodenabschläge, präzise Abwürfe, Hüftdrehstöße oder von mir aus auch Drop-Kicks. Bei jeder Aktion, hat die Mannschaft,
welche einen mitspielenden Torhüter in den Reihen hat, einen enormen Vorteil gegenüber der Mannschaft, die einen passiven Torhüter hat. Denn in
jeder angriffseinleitenden Aktion des Torhüters, oder zumindest bei Ballbesitz, hat die Mannschaft einen Spieler mehr auf dem Feld, als die andere.
So ist es unteranderem zu erklären, dass zwei wirklich gute Torhüter von einem Bundesligisten verglichen wurden und einer abgelehnt wurde.
Wirklich gut im Sinne von Zielverteidigung, Raumverteidigung und Coachingverhalten. Was letzten Endes den Unterschied ausgemacht hat,
weshalb der eine ins Nachwuchsleistungszentrum aufgenommen wurde und der andere nicht, war das mitspielende Denkverhalten und die
technischen Möglichkeiten, die solch ein Spieler dann auch unter Drucksituationen hat. Es reicht bei weitem nicht mehr, dass der Ball einfach ins
Aus geschlagen wird, sondern auch unter Druck muss der Ball beim Mitspieler ankommen. Oft in den Kreisklassen, Kreisligen und selbst in der Verbands-
liga sehr häufig zu sehen. Und jedes Mal schlage ich die Hände über meinem Kopf zusammen...
Mannschaften, welche heute durch das Lenkverhalten des Gegners, auf eine Seite gedrengt werden, damit diese dort dann pressen können,
haben bei einem guten mannschaftstaktischen Pressing keine kontrollierte bzw. sinnvolle Möglichkeit den Ball nach Vorne zu spielen. Also nicht so,
dass sich der Ball ohne einen hohen Wiederverlust, durch direkte Druckgabe des Gegners, oder durch das ungenaue Zuspiel, in den eigenen Reihen halten
lassen würde. Hier können sich dann sicherlich individualisten mal durchwurschteln, in der Regel ist hier dann allerdings der Torhüter die Anspielstation
Nr.1. Hierfür muss dieser nachrücken und einen enormen Raum abdecken, was aber durch die Antrittsschnelligkeit aber nur selten ein Problem ist.
Nun kann der Torwart das Spiel verlagern, die Drucksituation lösen und schauen was zu machen gilt.
Durch das Antizipieren diverser Situationen vom Torhüter ausgehend, werden nicht nur in der Championsleague, Bundesliga usw. viele Torchancen vereitelt,
sondern auch viele Bälle in den eigenen Reihen gehalten. Wer sich, gerade im unterklassigen Fußball oft zu sehen, mal ein Spiel anschaut, in dem vermeintlich
gleichstarke Mannschaften gegeneinander spielen, die Torhüter aber unterschiedlich ausgebildet wurden, weil der eine auch offensiv mitdenkt und der andere
nur die Ziel- und eben noch so die Raumverteidigung kennt, wird feststellen, dass die Mannschaft, mit dem mitdenkenden Torhüter besser und sauberer agiert.
Er erspart seinen Jungs viel Laufarbeit und zusätzliche Kraftaufwände. Entweder durch das Coaching und Stellen, oder durch das direkte Eingreifen.
Ich stelle hier mal die These auf: Man muss kein gutes reaktives Bewegungsverhalten haben, sondern hauptsächlich antizipieren können, mitspielen können
und coachen können, um ein guter Torwart zu sein bzw. die Voraussetzungen dafür zu stellen.
Nun seid ihr dran...
PS: das reaktive Bewegungsverhalten ist nicht gleichgestellt mit dem Reflex, denn die Reflexe kann man nicht ausbauen/"trainieren", die Reaktionsfähigkeit jedoch schon!