So, nun finde ich wieder etwas Zeit, um mich euren Anregungen anzunehmen.
An dieser Stelle erstmal Danke, für eure Antworten zum Thema.
Das Einzelgespräch als Zeitfresser?!:
Ich erachte Einzelgespräche als ein sehr wichtiges Mittel, um Informationen auszutauschen und somit die Stimmung bzw. das Verhältnis zwischeneinander zu verbessern. Wenn wir nun davon ausgehen, dass eine Mannschaft 16 Spieler hat und wir je Trainingstag, mit zwei Spielern sprechen. Dann brauchen wir bei zwei Mal wöchentlichen Training 4 Wochen, bis wir durch sind. Dass es hier mit 2 - 3 Wochen nicht hinkommt, dürfte ersichtlich sein, zumal einige von euch auch mehr als 16 Spieler haben dürften. Die Zeitangabe geht auf meine Tätigkeit als Torwarttrainer zurück und da habe ich sechs (zehn) Torleute zu betreuen und auszubilden. Wie das bei euch passt, müsstet ihr mal durchrechnen. Vielleicht hilft ja auch eine pauschale Auslegung von 2x je Saisonhalbzeit?
Ich denke aber durch die für Mannschaftstrainer übertriebene Ansage, alle 2 - 3 Wochen jeden Spieler sprechen zu wollen, habt ihr euch Gedanken darüber gemacht und überlegt.
Überschrift:
Mit der Überschrift ist tatsächlich die Saisonhalbzeit gemeint und keine Halbzeit im Spielbetrieb oder Wettkampf. Das währe dann doch sehr irreführend. Mindestens genauso, wie die Überschrift.
Anfangs ging es mir darum, dass konstruktiv gebildetes Feedback zum Saisonende nicht verkehrt ist, um dem Spieler aufzuzeigen welche Fortschritte er gemacht hat. Wo er sich noch verbessern kann, welche Besonderheiten ihn ausmachen, usw. Ihm also zu helfen, gelassener in die Winterpause zu gehen.
Allerdings ist mir im Laufe des Schreibens klar geworden, dass sehr viele nicht wissen, wie sie solch ein Gespräch aufbauen sollen. Leider habe ich vergessen die Überschrift anzupassen.
Generell sei aber gesagt, dass das Einzelgespräch am Besten während der Trainingseinheit geführt werden kann, auch wenn man alleine als Trainer vor Ort ist. Wie bereits erwähnt ist vor dem Training zwar Zeit, für einen Smalltalk mit den Kindern/Jugendlichen, allerdings in der Regel nicht für ein Einzelgespräch. Es sei denn, das Kind ist viel zu früh dran, dann bietet sich ein spontanes Einzelgespräch an. Eine Vereinbahrung, dass die betreffenden Kinder früher kommen, halte ich allerdings für nicht notwendig. Das Einzelgespräch nach dem Training zu führen, halte ich ebenso für nicht ratsam, da ich zumindestens, mental und vom Kopf her, nicht mehr so ganz frisch bin. Dies gilt für das Kind genauso. Also, es bleibt noch die Trainingszeit. Am Besten ist dies, meiner Erfahrung nach, während des Abschlussspiels! Dort bleibt in Ruhe Zeit, um sich der Kids anzunehmen.
Im Sommer, klar draußen. Im Winter, dann eben in der Halle! Man suchs sich ein Fleckchen, wo man ungestört ist, und wo man die Bande trotzdem im Blickfeld hat, wenn etwas sein sollte. In der Halle bietet sich hierfür in der Regel, der ärtzliche Versorgungsraum an.
Das Einzelgespräch:
...sollte nicht, wie eingangs erwähnt, nur für Kritik und als letzter Ausweg gesehen werden, um einem Kind seine Rechte und Pflichten vorzulesen. Besonders sollte es positive Aspekte aufgreifen, Feedback für den Spieler und für den Trainer bieten und auch zwischen ihnen vermitteln. Hinzu kommt, dass nicht nur der Trainer reden sollte, wie es Kicker bereits ein paar Beiträge hierdrüber geschrieben hat, sondern das Kind auch reden soll. Ziel und Sinn des Einzelgespräches ist es doch, dass man die Meinung und Sichtweisen des Kindes erfährt. Am besten auch noch, ohne diese zu verurteilen oder zu sagen: "Das sehe ich aber anders!" Keine Meinung ist falsch, es gibt nur andere Sichtweisen. Und dies in einem Einzelgespräch rüberzubringen, ist sehr schwierig. Die eigene Meinung zu sagen, ohne die des anderen niederzumachen oder zu entwerten, aber dennoch den selben Bezug zu haben. Das macht das Vorbereiten auf die Einzelgespräche für mich auch so reizvoll. Es ist eine Herausforderung. Aber nur wer diese angeht, kann von seinen Spielern verlangen, dass diese sich verbessern sollen. Stichwort: Vorbild!
Ausstrahlung der Kinder:
Auch der Beitrag von thomasg, passt wie ich finde perfekt hier hinein.
Was tun wir als Trainer denn, wenn wir keine Einzelgespräche führen und von uns aus nicht auf die Kinder zugehen? Wir setzten voraus, dass sie sich selbst einschätzen können und darüber hinaus auch so engagiert sind, um von selbst zu einen zu kommen und nach Verbesserungsvorschlägen zu fragen. Auch wenn die Austrahlung noch so cool und lässig ist, es sind noch Kinder. Auch 15- oder 16-jährige haben einen weichen Kern und nehmen sich viele Dinge zu herzen. Für einen F-Jugendlichen ist es ein riesen Problem, wenn er sein Zimmer aufräumen soll, ähnlich wie für Erwachsene welche die Steuererklärung das erste oder zwei Mal machen. Es gibt viele Kinder, die sich da vor ein riesen Problem sehen und bedingt vielleicht in Tränen ausbrechen.
Ich möchte euch an dieser Stelle mal dazu anhalten und euch bitten, dass sich jeder mal Gedanken dazu macht, wieviel Zeit (von 90 Minuten Training) jedem Kind kommunikativ zu Gute kommt. Dh., die Zeit summieren, die ihr mit einem Kind redet. Und dann zieht ihr noch die Zeit davon ab, wenn das Kind seine Meinung offenlegt.
Ich bin mir sehr sicher, das hierbei nicht sehr viel rumkommt.
Beispiel: Eine Trainingseinheit von 90 Minuten...
...10 Minuten - Begrüßung und Ansprache
...15 Minuten - Aufwärmen
...20 Minuten - Hauptteil I
...20 MInuten - Hauptteil II
...25 Minuten - Abschluss
Hierbei habe ich "positiv" berechnet eine reine "verbal-kommunikative Zeit" von 50 Minuten raus. Diese Zeit dann noch durch die Spielerzahl,
zB. 16 Spieler und schon hat man dabei raus, wieviel Zeit man sich im Schnitt für jeden Spieler in 90 Minuten nimmt. In diesem Fall, währe das eine
verbale Kommunikation von 3,125 Minuten, JE Spieler. Klar, ist das nur ein theoretischer und statistischer Wert, aber dennoch macht dies vielleicht deutlich
wieviel Zeit wir mit einem Spieler reden. Und das dann auch noch rein über Fußball. Nehmen wir nun noch den Small-Talk hinzu, dann lass es meinet wegen 4 Minuten sein.
Aber dennoch sind 4 Minuten verdamt wenig, für weit aus mehr als 90 Minuten.
Gehen wir hierbei noch weiter und beziehen den Meinungsaustausch mit hinein, dann reden wir von weniger als eine Minute je Spieler... ...auf 90 Minuten gesehen!
Und wie gesagt, diese Kommunikation ist rein bezogen auf den Fußball, wobei 50 Minuten schon sehr lang sind. Vielleicht weckt das ja einwenig auf, wie absurd diese Statistik auch sein mag.
C-Junioren:
Ich selber habe vertretungsweise für zwei Monate im Sommer eine C-Junioren-Mannschaft trainiert. Ein total zusammengewürfelter aber auch lustiger Haufen gewesen. Mit der Einstellung, was der Trainer sagt, machen wir nur widerwillig. Der vorherige Trainer hat aber auch alles mit sich machen lassen, daher sind die Jungs auch teils auf sich selbst los gegangen. Nach den ersten Trainingseinheiten hatte ich sie dann soweit, dass sie allesamt zuhörten wenn ich etwas gesagt habe. Und das durch anfänglich viel Zuwendung zu den Jugendlichen, viele Gespräche aber auch mit strengem Reglement. Die jenigen die ständig zu spät kamen und dafür keine guten Begründungen hatten, durften zum Aufwärmen kurz laufen gehen. Wenn wir Pause hatten bzw. sich die Jungs ausruhen durften, habe ich ihnen eine Zeit mitgegeben, für 10 sek. zu spät sein (Ich habe vorher angekündigt, kurz bevor die Zeit rum war), durften sie alle zusammen eine Runde laufen. Hinzu kam noch, wenn ich darum gebeten habe, das Tor zu holen und sich anfangs keiner dafür bereit erklärte, ebenso eine Zeit vorzugeben, in der das Tor dann da zu stehen hatte, wo wir es benötigten.
Mal abgesehen davon, dass ich einiges habe durchgehen lassen, weil Rundelaufen normalerweise keinen Platz in meiner Trainerphilosophie hat, hat es gut geklappt.
Am Ende der zwei Monate, habe ich mit jedem der 24 Spieler ein Einzelgespräch geführt und auch eine Einleitung gefunden. Meistens war es die Frage danach, wie es ihm geht, was er bei dem heißen Wetter so macht und welche Hobbys er noch neben Fußball hat. Anschließend ging es dann sehr offen und ehrlich darum, wie er sich verbessert hat, wo er sich noch verbessern kann und vorallem dann auch das wie. Durch Fragestellungen wie: "In welchen Bereichen meinst du, hast du dich verbessert.", habe ich mir nochmal Infos rausgezogen und dann darauf aufgebaut. Sehr oft stimmte deren Meinung mit meiner überein, wobei ich noch ein paar Punkte hinzugefügt habe bzw. sind mir desweiteren aufgefallen. Hinzu noch persönliche Besonderheiten die ich schätze, wie... ...sehr zuverlässig, charakterlich gut, kameradschaftlich usw. - Wer in meinen Augen hinterhältig und nicht mannschaftsdienlich war, dem habe ich es auch gesagt. Allerdings zusammen mit Beispielen, Fragen und Hilfestellungen. Beispiel hierbei: "Kannst du dich an die Situation erinnern, wo du XY beschimpft hast?", "Welche anderen Lösungsmöglichkeiten hättest du da gehabt?";"Wie würdest du dich fühlen, wenn dich jemand beleidigt?"; usw.
Wie ich von sehr vielen Eltern gehört habe, fanden alle die Einzelgespräche sehr gut und waren glücklich danach.
Und nach wie vor, habe ich ein gutes Verhältnis zu den Spielern. Die Jungs fanden es übrigens gut, dass ich auch mal durchgegriffen habe
und sowas wie Rundelaufen eingeführt habe. Wir haben neben den lernintensiven Trainingseinheiten, allerdings auch viel gelacht und viel Spaß gehabt,
weshalb das Rundelaufen schnell wieder vergessen war und die Jungs wieder bei der Sache waren.
Vielleicht ist dies auch nochmal ein Positivbeispiel für alle - also nicht das Rundelaufen, sondern die Einzelgespräche - .
Aber besonders als Antwort, auf die Frage von 7Heby.
Lieben Gruß, aus SH