Bevor ich zu deinem eigentlichen Anliegen komme, ein kleines Lob von mir. Es gibt leider genug Trainer, die nie darauf kommen würden, dass sie etwas
besser machen könnten, sondern alles versuchen irgendwie von sich abzuwelzen. So wie ich das sehe, muss jeder Trainer/Betreuer, der im Kinder- und
Jugendbereich tätig ist, zu aller erst bei sich suchen!
Der Erfolg in der E-Jugend und besonders auch dadrunter, wird nicht durch Statistiken festgelegt, sondern nach den erlernten Kompetenzen und Fähigkeiten.
Diese können im psychomotorischen Bereich liegen, aber auch im affektiven Bereich. Wobei in der E-Jugend nun auch das zielgerichtete Erlernen von
Techniken in Ausbildungsblöcken Anwendung findet. In der E-Jugend den Erfolg also anhand von Niederlagen festzusetzen, halte ich und sehr viele meiner
Kollegen auch, für schlicht weg falsch, oder verkehrt. Der statistische Erfolg bezieht sich immer, auf zwei Mannschaften und den Schiedsrichter und nie gänzlich
auf seine eigene Mannschaft.
Wichtig ist, dass ihr den Kindern vorallem Spaß bietet und diese durch immer neue Anreize neu motiviert. Was häufig sicherlich leichter gesagt ist, als getan.
Anschließend kommt die langfristige Ausbildung von Techniken, sowie auch allgemeine Fähigkeiten, wie die Ballkontrolle und enge Ballführung am Fuß. Hier kannst
Du nach einer Übungsform, auch in eine wettkampfintensive Form gehen, um deinen Mädchen und Jungs richtig power zu geben und diese maximal zu motivieren.
Wichtig ist es in diesem Alter auch, der Kreativität deiner Schützlinge freie Entfaltung zu lassen. Lass´sie am Anfang zum Beispiel in einem Feld dribbeln und dort
dann beliebige Finten und "Tricks" ausprobieren. Vielleicht kannst Du dann zwischendurch auch mit hineingehen und mitmachen, denn Jungs also auch weitere
Möglichkeiten zeigen, ohne den Zwang, dass diese diese auch umsetzen müssen. Erst einmal frei und ohne Vorgabe, dann nach ein paar Wochen zum Beispiel den
sogenannten "Schattendribbling" (Einer macht eine Finte/etc. in der Bewegung vor, der andere läuft hinter dem her, und macht diese bestmöglich nach) usw.
Das geht dann irgendwann sogar dahin, dass Du richtig fleißige Jugendliche (ab D-Jugend), damit belohnen kannst, indem du ihnen mal 10-20 Minuten die Trainings-
gestaltung überlässt. Das erzeugt Selbstbewusstsein, Vertrauen und macht in der Regel der gesamten Mannschaft viel Spaß.
Zu dem Thema mit der Umsetzung im Spiel: Innerhalb deiner Ausbildungseinheiten hast Du die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Schwierigkeitsgraden auszuwählen.
Und in der Regel fangen wir mit einer neuen Technik, welche es gilt zu erlernen, beim Einfachen an, gehen dann zum Schwierigeren und dann zum Komplexen über. Bei
einer Technik, nehmen wir als Beispiel den Ausfallschritt, heißt das also, zuerst isoliert (jeder für sich) anzufangen. Anschließend aus dem Dribbling, also aus der Bewegung.
Dann im 1:0, auf Ziele zulaufen und diese dann mit der entsprechenden Technik aus- oder umspielen. Zunehmend kann man dann auch die Geschwindikgeit steigern und
zwei Spieler aufeinander zulaufen lassen, worauf hin beide die gleiche Technik ausführen, nur jeder zur rechten/linken Seite. Und dann erst, kommen wir im 1:1 in zunächst
isolierte Drucksituationen. Aufbauend darauf dann in die komplexen Situationen, in welchen wir dann ein 3:3 haben oder ähnliches.
Gerade wenn ich als Trainer eine Mannschaft habe, die leistungsmäßig sehr breit gefächert ist, ist es nun extrem schwer, innerhalb des Trainingspensum in einer Saison
und den altersgerechten Zielen, überall in die entsprechende komplexe Situation zu kommen. Wir sagen in unserer Trainerausbildung, dass das automatisierte Umsetzen
einer Technik innerhalb einer Wettkampfsituation, ungefähr 10.000 Wiederholungen erfordert. Wenn wir also eine Technik (Beispiel: Ausfallschritt) lehren, brauchen deine
Kinder ungefähr 10.000 Wiederholungen im Bewegungsablauf, bis sie diese auch unter Zeit-, Gegnerdruck und ihrer Anspannung automatisiert anwenden. Es gibt aber auch
hierbei Unterschiede. Einige Kinder können den Bewegungsablauf schneller aufnehmen und erfolgreich umsetzen, als wiederum andere. - Wenn deine Jungs nun also eine
von dir gelernte Technik im Spiel nicht anwenden, kann es daran liegen, dass sie diese noch nicht unter den verschiedenen Drucksituationen anwenden können oder möchten.
Daher ist es besonders wichtig, dass Du - gerade in diesem Alter - auch nur jeden Ansatz im 1-gegen-1 eine Finte/einen Trick anwenden zu wollen, sofort lobst!
Ob dieser Trick dann gelingt oder nicht, ist erstmal nicht wichtiger, als, dass sich die Mädchen/Jungs getraut haben, es zu versuchen. Erst so, wirst du "deine" Kinder dazu bringen,
immer mehr ausprobieren zu wollen und dadurch mutige und ergeizige Spieler "heranziehen". Und früher oder später klappen dann auch die Techniken!
Ich wünsche dir viel Erfolg und gutes Gelingen bei deiner tollen Aufgabe als E-Jugendtrainer!!!
Wenn Du noch Fragen hast, oder ich am Thema vorbei geschrieben habe, dann melde dich einfach nochmal bei mir!
Lieben Gruß, Steven