Beiträge von Sir Alex

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    Ich behaupte, dass in der G-Jugend, auch in der F-Jugend jeder Übersteiger oä dem Selbstzweck dient, es kein fintieren des Gegenspielers ist.

    Selbst in der E und D-Jugend ist das noch die Regel.


    Eine Finte erfüllt keinen Zeck, wenn man damit nicht den Gegnenspieler täuscht. Im Gegenteil, dann kostet sie sogar Zeit, weil man ohne Finte schneller vorwärts kommen würde.

    Wenn jemand einen Strecksprung macht oder sich kurz auf den Po setzt beim Dribbling, dann würde das jeder hier genauso werten.


    Und in der G-Jugend schafft es (nahezu) kein Spieler, einen Übersteiger oder ähnliches so auszuführen, dass man den Gegenspieler wirklich täuscht, fintiert.

    Denn nur die Bewegung mit dem Unterkörper ist noch kein fintieren.

    Das mag in der G-Jugen klappen, aber das liegt daran, dass es eben auch ohne Finte klappen würde, vorbei zu kommen.


    Ich finde es auch zb im Hallenfussball so speziell, wie die Mase der Trainer eine sogannte Auftaktfinte fordert, wenn sich ein Spieler von Gegner lösen soll. Dabei ist das idR immer nor das Bein in die andere Richtugn rausstellen, der Oberkörper, die Arme machen die Bewegung gar nicht mit. Das täuscht niemanden.

    Eine richtige Finte impliziert immer, dass man die Bewegung auch durchziehen könnte in die Richtung in die man fintiert, wenn der Gegenspieler nicht reagiert.

    Und das ist idR nicht der Fall.


    Elementar ist das 1gg1 definitiv, ich bin ein Verfechter davon.

    Aber zielgerichtet, spielnah und eben richtig.

    Die Körperfinte muss man wirklich gut beherrschen, das ist elemenatar. Und wenn man das kann, dann kann man auch Übersteiger und co. schnell und vor allem richtig (also mit echter Täuschung, dem ganzen Körper) erlernen.

    Ob man diese Finten dann wirklich braucht, einsetzt, das ist dann die zweite Frage.


    Aber es gibt ja nicht umsonst die Weisheit, lieber 1-2 Finten richtig beherrschen, als 10 verschiedene, die dafür aber nicht gut.



    Ich war/bin ein starker 1gg1 Spieler, gute Körpertäuschung, sehr guter Antritt. Da reichten mir immer die Körper- und die Pass-/schussfinte, um auf wirklich ordentlichem Niveau ein sehr guter 1gg1 Spieler zu sein.

    Im Studium habe ich dann im Handball erlebt/erfahren, dass ich beim Fintieren aber eben den ganzen Körper mitnehme, weshalb meine Finten so gut sind. Da hat mich im ersten Semester der Dozent gelobt, als ich auf ihn zu und ihn fintiert habe mir einer reinen Körperfinte auf ihn zukommend. Habe das damals nicht verstanden, was daran so besonders war, das kam erst später, retrospektiv, als ich tiefer drin in der Lehre und im Trainerdasein war und erkannt habe, dass es eben vor allem um die Bewegung des ganzen Körpers plus der Arme geht, was ein Fintieren dann funktional, gar gut macht.


    Übersteiger und co ist in der G- oder F-jugend nicht mehr als Bewegungsschulung. Und so sollte man es auch sehen und einsetzten mM.

    Wirklich schlimm finde ich, wenn Übersteiger gelobt werden, die keinen Zeck erfüllen, den Gegenspieler nicht täuschen und nur Zeit kosten. Das ist dann Selbstzweck, das wird dann nur wegen des Lobes gemacht - Lob für den Spieler und auch der Trainer will das Lob für die Ausbildung, versucht dies so für alle sichtbar zu machen. So sehe ich das.

    Losgelöst von dem Alter:


    Eine Finte ist immer schlecht, wenn sie nur dem Selbstzweck dient.

    Wenn man durch die Finte Zeit/Tempo verliert, obwohl man mit einer Tempoverschärfung vorbei kommt, dann wäre die Finte mM nach sogar falsch.


    Dazu kommt, dass eine Finte vor allem dann wirkt, wenn der Tempowechsel drin ist und man den Gegenspieler wirklich täuscht.

    Dafür muss der gesamte Körper - also auch und vor allem der Oberkörper und die Arme - die Bewegung mitmachen. Alles andere ist brotlose Bein-/Fußakrobatik.


    Man muss deshalb als Spieler die Körper- und die Pass-/Schussfinte beherrschen. Diese aber wirklich gut. Das reicht vollkommen, bzw. das ist schwer.

    Messi btw. nutzt nur diese beiden Finten, Ballack tat dies auch.


    Und wenn man diese beiden Finten wirklich beherrscht, dann bekommt man Übersteiger und co auch schnell hin.


    Was ich sagen will, verschwende nicht unfassbar viel Zeit, damit die G-Jugendspieler die Bewegungsabfolge der Beine bei komplexeren Finten hinbekommen, mit der sie aber niemanden täuschen können, weil sie den Körper gar nicht mitnehmen.

    Sieht vlt toll aus, die B-Note stimmt, aber dient dem Selbstzweck und ist verschenke Zeit, die man anders besser nutzen könnte.

    Für die allgemeine Bewegungschulung oder Koordination kann man sowas mal einbauen, aber erstens mal und zweitens muss man sich bewusst werden, was eine gute, also wirksame Finte ausmacht.



    Und (sehr) gute Technik beinhaltet mM nach vor allem Ballverarbeitung (dass man mit dem zweiten Kontakt jede Anschlusshandlung - Schuß, Abspiel, Dribbling - durchführen kann, dass man den Ball in die Bewegung, weg vom Gegenspieler verarbietet, etc.), scharfes Passspiel, dazu in den offenen Fuß, gute schußtechnik.

    Das können G-Jugendlicher logischerweise noch nicht, ich will damit nur den Fokus darauf richten, dass Technik ungleich Finten ist.

    Fast eher das Gegenteil, ohne Finten (also abgesehen von Körper und Schußfinte) kann man ein Weltklassespieler sein, ohne sehr gute Ballverarbeitung auf gar keinen Fall.

    Niveau und Qualität der Technik im Fussball wird bestimmt durch Zeit-und Gegnerdruck. Das sind die Parameter, die zwischen den Ligen und im Alter unterscheiden. Auf langsamsten Tempo und ohne Gegnerdruck kann irgendwann jeder einen Übersteiger oder was auch immer.

    Wir haben uns übrigens schon einmal zu einer WM gezittert und wurden anschließend Weltmeister. !989 gegen Wales - anschließend waren wir der beste Gruppenzweite aus den 4er Gruppen (siehe wikipedia). Damals gab es allerdings 13 Plätze für Europäer. Heute sind es 16.

    Wir haben auch mehrmals auf Malta mit Ach und Krach und einem Tor Differenz gewonnen. Schon 1974, direkt nach dem WM-Sieg in der EM-Quali. Zuhause gab es Kantersiege.

    Auch gegen Albanien kann ich mich an so einige schlimme Spiele erinnern.

    Und auf Zypern hat schon zur WM 70 Gerd Müller erst in der 93igsten Minute das 1:0 erzielt.


    Ja, wir haben da auch oft rumgewurschtelt - bei Turnieren ja auch, wenn man an 82 oder 86 zB denkt - aber man hat dann doch immer gewonnen.

    Wir hatten bis vor wenigen Jahren genau eine einzige Niederlage in WM-Qualispielen. Müsste zur WM 86 gewesen sein, gar zuhause gegen Portugal.



    Was ich sagen will, diese Mär, dass es keine kleinen mehr gäbe und früher war alles besser, die ist Quatsch, da kann man sich einzelne Spiele raussuchen, aber das ist und bleibt kein hinreichender Beweis.

    Es gab schon immer auch miese Spiele, aber Deutschland hat dann doch nahezu nie verloren, idR auch gewonnen.


    Das war zwischen 2016 und 2022 nicht der Fall.

    Und das lag vor allem an uns selbst, ich sage an den beiden Übungsleitern, deren Spielweise und Kaderzusammenstellung/Aufstellung.

    Schon beim Kaiser wurden nicht die besten 11 Einzelspieler aufgestellt, die besten 22 Spieler zum Turnier nominiert.

    Wenn sich N11 Spieler nicht mehr Mühen müssen, weil sie eh immer spielen bzw andere eh nur Reserve sind, dann wird das oft nicht reichen. Heute nicht, aber eben auch nicht vor 20 oder 40 Jahren.


    Bei Tuchel in England scheint selbst ein Bellingham nicht gesetzt. Das führte zu einer der souveränsten Qualis, die man abliefern kann. Und vlt auch dazu, dass Bellingham nicht über den Platz stolziert, wie beim Turnier, sondern wirklich ackert, rennt, kämpft.

    Denn tun das alle Spieler der großen 8-10 Nationen auch wirklich, dann sind das die besten Teams, dann werden die idR die Spiele gewinnen, nicht immer glanzvoll, eventuell auch mal unschön, aber eben erfolgreich in Summe.


    In Nagelsmann habe ich da weit mehr Vertrauen, als in die beiden davor.

    Er hat eine klare Spielidee und er stellt nicht nur nach Namen auf.

    Ich gehe von einem Sieg gegen die Slowakei aus, vlt nicht glanzvoll, aber einsatzfreudig und auch nicht unverdient.

    Ich bin da bei dir.


    Eine Weltmeisterschaft zu spielen, das ist halt das größte für die meisten Spieler. Diese gar zu gewinnen für jeden Fussballer mit weitem Abstand das erstrebenswerteste Ziel.


    Fans von den Vereinen, denken ja oft, dass der CL-Titel und vlt sogar die Vereinsmeisterschaft das prämare Ziel seien oder wenigstens auf einer Ebene. Das ist aber nicht so. Ich behaupte, mehrfache CL-Sieger würden alle Titel hergeben für einen WM-Titel.


    Und deshalb entscheiden sich jene, die die realistische Option - früh in ihrer Laufbahn - sehen, bei einer der Top10 Nationen eine Rolle zu spielen, sich dann meist für diese Top10 Option, denn nur da kann man den WM-Titel holen.

    Scheint diese Chance nicht so klar, dann nimmt man das Heimatland, denn dann spielt man sehr wahrscheinlich zumindest mal eine WM.Gerade außerhalb Europas ist die Quali dann ja einfacher, weil die Konkurrenz da nicht so groß ist, auf die man in der Quali trifft.


    Neben dem emotionalen Wert der WM spielt, wie du sagt, auch die monetäre Chance eine Rolle. Zwei wirklich gute WM-Spiele erhöhen den eigenen Marktwert idR do signifkikant, damit eben auch das zukünftige Salär, das kann man im Vereinsfussball kaum annähernd in so kurzer Zeit schaffen.

    Ältere erinnern sich an Skuchravi oder vor gar nicht so langer Zeit an James Rodriguez.

    2-3 gute WM-Spiele haben sie aus 08/15 Spielern im europäischen Vereinsfussball in kleineren Ligen/Vereinen zu dem heißesten Eisen des sommers gemacht und ihnen - glaube beiden noch während der WM - einen sehr, sehr lukrativen Vertrag beschert, den sie mit den Leistungen der kommenden Jahre nicht mehr rechtfertigen konnten bzw. durch diese alleine so auch nie bekommen hätten. James sicherlich noch einmal ein Lever über Skuchravi, aber dennoch verdeutlicht es den Wert, den man durch ein paar gute Spiele bei einer WM erreichen kann.

    Gibt da noch diverse andere Beispiele, die beiden fallen mir da nur sofort ein, weil ich beide gar nicht kannte vor den Turnieren, absolut bömische Dörfer für mich waren, obwohl ich damals weit mehr Vereinsfussball verfolgt habe, als ich es heute tue.



    Edit:

    Ich finde es btw auch immer amüsant, wenn viele Fans fordern, man solle die Spieler nicht für Länderspiele oä abstellen, weil diese ihr Geld ja beim Verein bekämen.

    Dabei wird halt vergessen, dass die spieler dann erstens diesen Verein gar nicht wählen würden und zweitens der Verein auch massiv davon profitiert, wenn eigene Spieler eine strake WM spielen. Nicht nur steigert das dessen Marktwert und eventuelle Ablösesumme, so man ihn denn verkaufen will, es steigert auch die Marke, Bekanntheit und Beliebtheit des Klubs in Bezug auf Merchandising, etc. wenn man einem der bedeutenden WM-Akteure in seinen Reihen hat.

    Die WM ist auch für die Masse der Welt das größte, so viele Menschen erreicht/"influended" man anders im Fussball nicht einmal anähernd.

    Mir ist zufällig dieses Video und die Aussage Kramers (Sammers) Zuteil geworden und da ich nicht weiß, wo es am besten Passt, mache ich mal ein neuen Thread auf.


    In vielen Themen kam es ja schon dazu, dass mancher meint, dass man Zusammenspiel oder gar direktes Spiel relativ früh erlernen sollte.

    Oder dass Spieler oder Sohn x ja gut im Zusammenspiel bzw. im Positionsspiel sei und man ja verschiedene Typen bräuchte, sich dann aber wundert/beschwert, dass der Spieler bei Trainern von NLZs nicht so positiv wahrgenommen wird.

    Genauso, wie die Tatsache, dass das Team ja oft ganz gut aussieht bzw. deren Fussball - "wie bei den großen".


    Aber dieses "Wegspielen" (ich finde den Begriff meist passender) füht eben dann dazu, dass die Ballkontrolle, die Ballan-und Mitnahme, echte 1gg1 Situationen, etc. nicht wirklich unter Zeit-und Gegnerdruck, also spielnah geschult werden.

    Und das ist so wichtig. Das macht im Herrenbereich den Großteil des Niveauunterschiedes zwischen den Ligen aus.

    Je älter man wird, je höher das Niveau wird, desto größer der Zeit-und Gegnerdruck. Da muss man dann selbst sehr gut in der Ballkontrolle im 1gg1 sein.

    Sonst kommt man gar nicht mehr zu dem fälschlich gelobten Pass-/Zusammenspiel.

    In F- oder E-Jugend geht das noch leicht, da gibt es meist quasi keinen echten Gegnerdruck. Und man kann mit Zusammenspiel deshalb relativ viel erreichen, wenn der Gegner nicht klar besser ist. Das kehrt sich mit den Jahren dann aber ins Gegenteil.


    Hier der Clip, scheinbar im Interview nach dem CL-Spiel gestern:

    Seht ihr Vitinha auch als Vorbild für andere junge Spieler? #UCL#PrimeVideo

    Ich danke euch vielmals. Ich nehme für mich mit, dass ich mich vom Gedanken löse, es allen Recht machen zu wollen.


    Ihr habt mir wirklich sehr geholfen. Ihr seid Klasse

    Das ist mm die wichtigste Erkenntinis. Man kann es nie allen Recht machen, egal wie optimal man auch agiert.

    Man sollte also auch gar nicht danach streben, es allen Recht zu machen, sondern es versuchen gut zu machen.

    Wenn man es den ewigen Nörglern unbedingt Recht machen will, dann klappt das a eh nie und b passiert es schnell, dass man Dinge dann doch nicht so macht, wie man wirklich will und so c andere Spieler/Eltern, die nicht nörgeln quasi benachteiligt werden.

    Und die Nörgler werden eh immer nörgeln und ggffs eh irgendwann gehen, egal, was du auch machst.


    Sei immer offen in der Analyse, aber mache es dann so, wie du es fr richtig hälst.

    Wem das nicht passt, der muss ja nicht dabei sein.


    und noch zwei Anmerkungen zu Gesprächen mit Eltern:

    - niemals dann, wenn diese es akut wollen - also direkt nach dem Spiel oder so - immer nach Absprache ein paar Tage später, zB vor/nach dem nächsten Training.

    - Über Spielzeit oder Position diskutiere ich nicht mit den Eltern. Grundsätzlich nicht. Mit den Kindern direkt, das ist was anderes, aber auch nicht permanent.


    Edit:

    Und was ist eigentlich immer genau mit Übungen gemeint?

    Ich bin ein klarer Verfechter von Spielformen - das ist viel spielnaher, als Übungen.

    Klingt zwar so, als ob du das auch viel machst, das wäre ein konstruktiver Ansatz um Dinge aus dem Training ins Spiel zu transportieren: Spielnah trainieren, Spielformen.

    Für Zweikämpfverhalten zB sehr kleine Spielfelder, auch mal mehr als 3gg3 oder 4gg4 und wenn nötig Provokationsregeln, zb kein direktes Passspiel.

    Und viel Spielformen im 1gg1, da muss man Zweikämpfe bestreiten, da man nicht passen kann.

    3gg3 auf zu großem Feld ist da idR kontraproduktiv, da kommt es vlt kaum zu echten Zweikämpfen.

    Und wie oft pfeift ein Vater oder jemand von einem der Vereine, weil kein Unparteischer angesetzt ist, gerade in unteren Jugendmannschaften.


    Da könnte man dann argumentieren, dass die Entsxheidunggewalt ja ein Stück aufgeteilt wird, wenn Spielleitung und Zeitnahme bei unterschiedlichen Parteien liegen.

    Du konstruierst Einzelfälle.


    Es gibt ja genug Beispiele, Hallenfußball, andere Sportarten, die zeigen, dass das kein gewichtiges Problem ist.

    Die Uhr ist ja für alle sichtbar - mindestens, die die wollen und sich nahe des Tisches mit der Uhr positionieren.


    Und bei knappen Spielstand gibt es ja jetzt auch nicht weniger Streit um die Nachspielzeit, was das Argument eh obsolet macht.

    Warum denn Schiedsrichter?

    Die Zeitnahme muss der Heimverein ggffs ein Elternteil übernehmen.

    Dafür bedarf es nur einer passenden Uhr, die man vlt. anschaffen muss.

    Linienrichter muss man in der 4C ja auch stellen als Verein, auch wenn der nur Aus anzeigen darf.

    Beim Hallenfußball nimmt der Schiedsrichter auch nicht die Zeit, genauso wie in der Jugend in anderen Sportarten.


    Es ist das Gegenteil der Fall, man entlastet den Schiedsrichter, der sich nicht zur Nachspielzeit mit den unterschiedlichen Vorstellungen der beiden Teams auseinandersetzten muss.

    Das Spiel wird attraktiver, wenn es eine Nettospielzeit gibt. Intensiver, schneller für die Spieler, attraktiver für den Zuschauer.

    Das finde ich sehr wohl - Gegenargument ist ja nur die Tradition.


    Dazu passt mein Beispiel von den Washington Redskins schon irgendwie, auch wenn du das ignoroert hast.

    Da geht es auch nicht um Gesundheit oä. sondern um eine Anpassung, weil sich Sichtweisen/Argumente geändert haben.


    Es wurde im Fussball so viel geändert, Regeln (und nicht nur kleine Regeländerungen), Geld, Geldverteilung, etc. - aber genau hier willst du mit dem Argument der Romantik/Tradition die Grenze ziehen?

    Finde ich inkonsistent in der Argumentation.


    Edit:

    Dass du diese diskutierte Regeländerung framst, als Regel "weil es um so viel Geld gehe", das versthe ich auch nicht.

    Das ist eben bewusstes Framing, weil es verschiedene Argumente dafür gibt und das monetäre mM nach sogar gar keine Argument ist, das überhaupt keine Rolle spielt.

    C-Jugend?

    Da ist das echt schwer, wenn der Gegner da wirklich besser ist.

    Wer schon mal ein Breitensport E- oder D-Jugendspiel als Schiri begleitet hat, weiß, dass viele Kinder konditionell schon Probleme mit der normalen Spielzeit plus kurze Nachspielzeit haben. Wenn es dann noch länger wird...

    Wiso denn länger?

    Aus 90 Minuten plus Nachspielzeit brutto wird zB 60 Minuten Spielzeit netto.

    Analog in der Jugend.


    Und die fehlende Kondition ist eher ein Argument, um andere Dinge zu überdenken.

    Mehr Sport/Bewegung (in Freizeit, Schule, Kindergarten), weniger Bildschirm.

    Man darf ja beliebig wechseln mindestens unterhalb der C-Jugend. Hin und her. Machen nur viele Trainer kaum.

    Besseres Training im Verein - vielfach sind die Standzeiten absurd, weil das Training mies ist.

    Da stehen die Kinder viel, weil der Trainer erklärt, da wird angestanden, etc.

    Nimm dir mal einen beliebigen Spieler und lass mal jemanden dessen effektive Bewegungszeit stoppen. Wenn du da nicht die besten nimmst, dann ist das oft erschreckend wenig.

    Das kann man so deutlich optimieren.

    Indem man zuerst den Fokus darauf legt, dass alle schnel zusammenkommen, wenn etwas neues startet, indem man sich Gedanken macht, wie man etwas erklärt, wie man die Übungen aufbaut, dass diese einen guten Ablauf haben und wenig Standzeiten beinhalten, indem man die Gruppe teilt - auch wenn man alleine ist, kann man die anderen dann ja 3gg3 plus 1 oder so nebenbei kicken lassen, oder Fussballtennis spielen lassen, etc. - indem man die Übung sop organisiert, dass klar ist, wer die Bälle holt und immer genug Bälle vorhanden sind, indem man viele Spielformen wählt, kleinere, engere Spielfelder, indem man eine Spielform stets am Laufen hält, wer zB den Ball irgendwo hinschießt muss den Ball holen, das Spiel geht aber weiter, etc.

    In einer Bruttoschulstunde von 45 Minuten, kommen viele Kinder nicht auf 5 Minuten Bewegung. Über 10 Minuten ist ein Spitzenwert. - Im Sportstudium misst man nämlich die Bewegungszeit eines einzelnen Zufälligen in Vorfürstunden so. Und das sind ausgearbeitete Stunden.

    Im Training sollte man das mM nach auch machen. Nur so kann man sich reflektieren, ob die Trainingsgestaltung gut ist.

    90 Minuten Trainingszeit, wie viel davon bewegt sich da Paul wirklich.

    Und dann haben wir noch nicht differenziert zwischen Bewegung und intensiver Bewegung.


    Bei mir hat jeder, wirklich jeder Neuzugang erstmal 6 Wochen mit der Intensität im Training zu knabbern. Egal, wie gut die Jungs sind. Die sind - laut Eltern - ca. 6 Wochen lang total platt nach dem Training. Danach haben sie sich an diese Intensität gewöhnt, dann ist das anders.

    Ich bin absolut gegen eine Nettospielzeit und werde mich für den Erhalt der 90 Minuten + Nachspielzeit (dort wird verloren gegangene Zeit sowie vergeudete Zeit nachgeholt) intensiv einsetzen, wenn nötig.


    Der Fußball lebt auch von seiner Romantik, von seiner Emotion, von Tradition. Man muss nicht alles bis auf's Kleinste optimieren und regeln. Das ist so typisch deutsch.


    Ich weigere mich, den Fußball immer weiter zu technisieren. Lass kicken und gut. Es ist nur Fußball und es gibt Gründe, warum er so beliebt ist. Das ist nicht, weil da jemand an der Außenlinie haargenau die Zeit stoppt.

    Bleiben wir bei: 1 Ball, 2 Tore, 90 Minuten.

    Ich kann das Argument der Romantik verstehen, dass alles immer gut ist, wie es ist und bloß nicht geändert gehört, weil das alles schlecht(er) macht.


    Aber bei genauem Blick, hält dieses Argument nie stand:

    - Anschnallen im Auto

    - Rauchen in öffentlichen Bussen - bei beidem habe ich "lustige" Interviews gesehen, wie damals genauso argumentiert wurde.

    - Die Washington Redskins im Football haben sich umbenannt. Ich dachte, dass ich den neuen Namen nie automatisiere. Pustekuchen, wenige Jahre und ich habe fast vergessen, dass das mal die Redskins waren und nicht die Commanders. - und ich bin Footballfan seit mehreren Jahrzehnten.

    - etc.


    "Früher war alles besser, früher war alles gut." - kenne ich auch von den Toten Hosen, bei vielen Punkten denke ich oft auch, dass ich das so empfinde. Aber die Zeit zeigt dann eigentlich immer, dass das haltlos ist.

    Ich wäre auch dafür, die Spielzeit insgesamt zu reduzieren, damit das Spiel über die gesamte Dauer mit hoher Intensität gespielt wird und das Verhalten Zeit zu schinden einiger Spieler*innen unterbunden wird.

    Durch die Verkürzung benachteiligst Du aber Mannschaften, die selber versuchen das Spiel zu machen. Es ist prinzipiell anstrengender gegen den Ball zu arbeiten als mit ihm zu spielen. Deswegen fallen die Tore von Top Mannschaften gegen Außenseiter oft erst in der zweite Hälfte.


    Dem Trend, dass es zu immer mehr Unterbrechungen während eines Spiels kommt, folgend, würde die berechnete Nettospielzeit eines Fußballspiels im Jahr 2030 lediglich noch 48,47 Prozent betragen."

    Das einfach so fortzurechnen ist ja komplett abenteuerlich. In jeder anderen wissenschaftlichen Fachdisziplin würde sowas zerrissen werden.

    Nicht nur das, ihre Rechnung basiert ja anscheinend nur auf wenigen Spielen, nämlich den WM-Endspielen.

    Das sind nicht nur sehr wenige Spiele, die haben auch noch unter völlig verschiedenen klimatischen Bedingungen statt gefunden.

    etc.

    Wenn man schon mit Emperie arbeitet, dann doch nicht mir so einer extrem kleinen Samplesize.


    Mal ehrlich, das kann man doch nicht als Argument heranziehen.

    Mit solchen Methoden kann man alles "beweisen", was man eben beweisen will.

    Bewusstes "Zeitspiel" - sehr verbreitet im Männerfußball - reduziert die effektive Spielzeit. Gefühlt heute mehr als zu der Zeit, als ich Kind war und begeistert den Profispielen zusah.

    Ich glaube, dass das nur gefühlt so ist.


    Ich habe jedenfalls vor ca 25 Jahren im hohen Amateursport sehr bewusstes Zeitspiel erlebt.

    Gegen uns, aber auch als Spielkonzept unseres Trainers von Beginn an. Ging damals gegen das klar beste Team der Liga und er sagte vorher, dass wir bei jedem Foul liegen bleiben sollen, bei jedem Einwurf den Ball nochmal an einen Mitspieler übergeben sollen, etc. Ziel, das Spiel sehr langsam zu machen, die Spielzeit zu minimieren.

    War dann nur relativ schnell egal, weil der Gegner zügig 2:0 fühte.


    Es war alles nur medial nicht so präsent, denke ich.

    Halte ich nichts von. Ich möchte einen Fußball, der von der Kreisliga C bis zur Bundesliga in etwa gleich ist. Der VAR ist schon eine Zumutung, weil einfach willkürlich festgelegt wurde, bis wohin er Anwendung findet.


    Soll also der ehrenwerte 67jährige Schiedsrichter mit dem Erima-Schottenkaro-Trikot bei jeder Unterbrechung in der Kreisklasse die Uhr anhalten? Das wird nicht funktionieren.

    Und das es im Profibereich um so viel Geld geht, ist nicht die Schuld der Fußballregeln.

    In jedem Basketballspiel der 10 jährigen bekommt man das hin. Da müssen dann halt notfalls Eltern die Uhr bedienen, die jedem sichtbar ist.

    Das ist nun wirklich kein Argument gegen diese Regel, da wird pro Spielfeld eine Uhr angeschafft, die ein größeres Display hat. Kostet nun wirklich nicht die Welt, vor allem wenn man das in Massen produziert.


    Für mich gibt es kein wertiges Argument, warum man nicht auf Nettospielzeit umsteigt.

    Das haben auch andere Sportarten gemacht, bei denen das nicht schon immer so war.

    Persönliche Erfahrung: Ich hab einmal zentrales Mittelfeld gespielt (sonst meist defensiv und gern links). Da war ich so orientierungslos, dass ich Ball/Gegner/Mitspieler gar nicht mehr gesehen hab. Links hinten wusste ich immer, wie ich mich zu bewegen hatte und konnte das dann je nach Ball/Gegner/Mitspieler-Situation auch leicht variieren. Von einem guten Spieler (das war ich nie) erwarte ich natürlich, dass er mehr als 1-2 Positionen beherrscht, aber nicht in der E Jugend. Das bedeutet nicht, dass ein Kind nicht verschiedene Positionen ausprobieren darf. Aber dass es sie wirklich gut Spielen kann, würde ich nur für 1-2 Positionen erwarten.

    Könnte aber auch daran liegen, dass eiin zentrale Position im Mittelfeld auch viel anspruchsvoller ist, der Zeit-und Gegnerdruck erheblich größer ist, man dazu das Spielfeld im kompletten 360Grad Radius im Blick haben muss.


    Umgekehrt schafft es ein zentraler Mittelfeldspieler mM nach sehr leicht, zB den AV zu spielen. Denn das ist taktisch gesehen die einfachste Position.

    Diese Erfahrung habe ich als Trainer gemacht, aber auch als Spieler, denn ich war eigentlich ZM/DM/OM, wurde aber in der Männer dann auch mitunter am Flügel eingesetzt, selten auch als AV, weil anderen dafür das Tempo fehlte. Und das war kein Problem, weil wie gesagt viel einfacher,taktisch wenig komplex, viel weniger Gegnerdruck, viel mehr Zeit.


    Als Trainer habe ich einmal in der U14 oder U15 meinen 10e (manchmal 8er) als LV eingesetzt, weil der sehr gute Gegner rechts vorne eine Granate hatte und mein 10er selbst eine Granate war - nur zu schade, gerade in der Jugend als LV. Da wird er nicht genug gefordert, besonders, wenn man idR besser ist, als der Gegner. Und das war so gar kein Problem für den Spieler, trotz sehr gutem Gegenspieler und das mit und gegen den Ball.

    Der Spieler hätte sich mM nach in der Männer dann auch eher als LV vesuchen sollen, da wäre er vlt noch weiter gekommen. Als ZM hat es aber auch zum Zweitligaspieler gereicht, aber eben nicht mehr.

    Theoretisch vlt, aber die meisten Teams spielen 2-3-1 und dass das jemand nicht statisch und auf der individuellen Qualität des ZM fusst, das habe ich genau einmal gesehen in vielen, vielen Jahren. Das waren Kölns 98er.


    Mann kann jede Formation statisch oder sehr fluide spielen. Die Frage ist aber nicht, was theoretisch machbar ist, sondern was praktisch umgesetzt wird.


    Das ist genauso wie die Dreierkette im Profifussball. Mourinho hat sie mal als größte Lüge im Fussball bezeichnet, weil nahezu alles, was Dreierkette genannt wird, eben auf dem Feld dann gar keine Dreierkette ist. Jedenfalls nicht gegen den Ball und die genannte Grundformation meint ja idR die Formation gegen den Ball.

    Mit 3 Spielern die gesamte Breite zu verteidigen, das ist dann nämlich absurd schwer und das macht deshalb auch nahezu niemand. Bielsa bei Chile hat das meiner Erinnerung nach gemacht, aber wer noch?

    2-3-1 ist das eiinfachste System, dass mM nach eigentlich nur den zentralen Mittelfeldspieler fördert und fordert.

    Hat man da eine Granate, dann wird man viel gewinnen, weshalb das viele dann auch wählen.

    Ist man da aber unterlegen, dann klappt dafür auch quasi gar nichts, denn alle anderen Spieler "warten" nur darauf, dass der zentrale dank individueller Klasse eine Überzahlsituation herstellt, um so ins Spiel gebracht zu werden. echtes offensives 1gg1 bestreitet nur der zentrale.

    Dazu fehlt es an der Ausbildung verschiedener Fähigkeiten/Positionen für das Großfeld mM.


    Ich bevorzuge deshalb die 3er Kette hinten, da man da IV und AV drin hat.

    Davor aber eben keine weitere 3er-Reihe, sondern 2 zentrale Mittelfeldspieler und ein MS, umgekehrt oder etwas dazwischen, also sehr fluide.

    Die Außen sollten mM nach immer nur einfach besetzt sein, die AVs deshalb situativ als AS agieren. Bei doppelten Außen im 3-3 stehen die AS (samt Gegenspieler) ja in deren Weg.

    Grundsätzlich sollte man immer das Spiel durch die Mitte bevorzugen, da ist es eng, da ist es schwer, da lernt man mit höherem Zeit-und Gegnerdruck. Und vor allem, in der Mitte steht das Tor. Über Außen spielt man - also auch die besten Profiteams - ja nur dann, wenn es durch die Mitte eben nicht geht. Da wird dann auch Platz frei, weil der Gegner ja die Mitte schließen muss, wenn man selbst den Weg durch das Zentrum bevorzugt wählt.


    Wie soll denn der Spielaufbau beim 2-3-1 aussehen?

    Also stehen die beiden Verteidiger außen? Dann hat hat man doppelt besetzte außen (siehe oben) und außerdem kann man diese auch sowieso nicht wirklich bis nach vorne ins Spiel mit dem Ball einbinden, weil das dann hinten ein offenes Scheunentor ist (auch dann, wenn der andere außen einrückt)

    Lässt man diese im Zentrum, dann ist das Spiel ja statisch hoch 10, leicht zuzustellen für den Gegner und kann nur noch durch langen Ball oder über den starken ZM gelöst werden, während alle anderen wie Statisten rumstehen.


    Überhaupt ist mir das 2-3-1 vieeel zu statisch, das 3-3 ebenso.

    Ich bin ein Verfechter von fluidem Spiel, viel Bewegung, dass wirklich alle Spieler eingebunden sind in das Spiel mit dem Ball.