Erstes Mal B-Jugend

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  • Hallo ihr lieben,

    diesen Sommer wechsel ich von meinem jetzigen Verein wo ich eine D Jugend trainiere zu einem Verein wo ich eine B Jugend trainieren werde. Für mich ist das halt ein riesieger Schritt in meiner Trainerlaufbahn gerade mit meinen zarten 21 Jahren. Die Frage stelle ich eher an die etwas älteren Hasen im Trainergeschäft ;) aber natürlich dürfen alle hier mitschreiben. Habt ihr vielleicht Tipps wie ich mich bei den Jungs durchsetzen kann, wie gesagt es ist halt ein anderes Kaliber wie eine D Jugend.
    Über Tipps freue ich mich sehr :)

  • Ich denke, solange du ihnen was vormachen kannst, sollte es einigermaßen gut gehen.

    Wichtig ist aus meiner Sicht:

    - gutes Einfühlungsvermögen

    - viel kommunizieren

    - hohe Problemlösungskompetenz

    - große Frustrationstoleranz

    und was ich oben meinte ist: hohe instrumentelle Kompetenz

  • Spaß halte ich auch für sehr wichtig in dem Alter. Nicht übertrieben, aber die Jungs müssen gerne ins Training kommen. B-Jugend hat mit die meisten Ablenkungen heutzutage, die es so geben kann, um nicht zum Fußball zu gehen. Da kommt vieles zusammen, was es im D-Jugendalter noch gar nicht gibt. Dazu sind im D-Jugendalter normalerweise alle noch voll auf Fußball fokussiert, das verändert sich in der B teilweise massiv.

    Klare Regeln trotz Spaß, die du dann auch durchziehst halte ich ebenfalls für wichtig. In dem Alter wirst du sonst sofort unglaubwürdig, das checken die natürlich ruck zuck, fühlen sich benachteiligt usw....

    Bezieh die Mannschaft von Anfang an mit ein in bestimmte Dinge, wie zum Beispiel auch bei den Regeln. Unser Strafenkatalog oder auch die Saison-Ziele usw... wird bei uns von der Mannschaft festgelegt, von uns halt etwas moderiert aber damit können sich die Spieler dann auch komplett identifizieren.

    In dem Alter können die Jungs auch gut Verantwortung übernehmen (oder manche auch nicht, da muss man halt schmerzfrei sein).

    Du wirst vielleicht auch Spieler haben, die auf einmal nicht mehr zum Training kommen, weil diese für sich entdeckt haben dass Fußball gar nicht mehr ihr Ding ist.

    Aber ich persönlich finde es ein spannendes Alter, da wünsch ich dir auf jeden Fall viel Spaß.

  • Aktuell trainiere ich eine B Jugend und habe einen Teil der Mannschaft seit der E Jugend begleitet. Eines vorne weg, natürlich ist jede Mannschaft anders und man muss schauen was eben zu dieser Mannschaft passt. Eine gute Mischung aus Bauchgefühl und grundlegenden Plan (Was wollen wir erreichen?) sollte da ein guter Ansatz sein.

    Wir sind ein Trainertrio (Torwarttrainer + 2 Trainer) was eben die Reflexion erleichtert und der Mannschaft zugute kommt.


    Ich teile gerne mal meine Erfahrungen aus dieser Saison mit, gleich vorne weg, wir haben auch trotz langjähriger Erfahrung bis zur Winterpause vieles reflektiert und dazu gelernt.


    Eltern:

    Sind im Nachwuchs diejenigen welchen, die als erstes mit in der Verantwortung stehen. Eine Elternversammlung wäre empfehlenswert, auf der du klar fomulierst was du erwartest und man in den Austausch kommt. Wie du schon erwähnt hast ist in diesem Alter die Ablenkung groß und gerne wird dann mal nach einer (hohen) Niederlage das Training abgesagt. Dies wäre z.B. ein Punkt wo man klar sagt, mal die Absage des Jugendlichen von den Eltern hinterfragen zu lassen, sofern nichts offensichtliches vorliegt.


    Training:

    Kraft / Ausdauer darf in diesem Alter gern etwas intensiver sein. Eine Mischung aus Sprinteinheiten, dann lockeres Spiel und nochmal in eine intensive Laufeinheit kannst du durchaus machen. Ich nutze dafür inklusive Erwärmung etwa 20 bis 30 Minuten vom Training, in der Vorbereitung an beiden Einheiten, im Laufe der Saison in einer Einheit.

    Ansonsten viele Spielformen, gern mal in Unterzahl, Farbspiel oder auch mal 1 vs 1 Spiele. Dabei auch mal unterbrechen und Lösungsansätze aufzeigen.

    Im taktischen Bereich (ballorientiertes Verschieben, eng machen bei Ballverlust..) kann man Grundlagen legen und langsam aufbauen. Allerdings ist hier meine Erfahrung das es je nach Übung nicht über 10 Minuten gehen sollte.


    Disziplin:

    Wird gerne mal auf die Probe gestellt. Die Jugendlichen gehen in Richtung Erwachsenwerden. Es werden Dinge hinterfragt, kritisiert oder eben einfach mal "kein Bock drauf".

    Klare Worte und eine klare Linie. Bei Kritiken gern das Gespräch führen und denjenigen darlegen lassen woran er es festmacht.

    Was Motivation und Mitmachen im Training betrifft, lass die Leine nicht allzu locker, ansonsten zieht sich das durch die Mannschaft (musste ich bitter lernen, dazu mein Thread Disziplinlosigkeit B Jugend).

    Wichtig ist eben auch Empathie, Verständnis und mal ein lockerer Spruch und Spaß im Training. Man muss aber nicht der beste Freund sein, sonst verwischen schnell mal Grenzen.


    Auf jeden Fall viel Spaß und Erfolg in dieser spannenden Altersklasse.

    Einmal editiert, zuletzt von Alex82 ()

  • Also grundsätzlich folgendes:

    Wenn du selber Fußballer bist oder warst, dann zeige auch mal Dinge vor, spiele mit bei Abschlussspielen etc.
    Das steigert deine Akzeptanz enorm und hilft deine Worte mit Erfahrung zu unterfüttern.


    Wenn du kein Fußballer bist, dann gehe offen damit um und binde Spieler mit ein, die bestimmte Abläufe auch mal vorzeigen können.


    Jugendliche reagieren gerne auch mal mit Worten wie "der kann das selber doch gar nicht, was will er uns erzählen ..."


    Ansonsten sei locker mit den Jungs, du bist nicht viel älter und kannst deren Sprache sprechen. Meiner Erfahrung nach kannst du durchaus mit deinem Altersvorsprung auch autoritär auftreten. Für die Jugendlichen bist du erstmal gefühlt deutlich älter.


    Mit den Eltern brauchst du in dieser Altersklasse nicht mehr fokussiert kommunizieren. Mache einen Elternabend und behalte eine Elterngruppe am Laufen, aber du musst nicht bei jeder Sache ins Detail gehen. Da geht es dann eher um deine grundsätzliche Philosophie und vor allem um organisatorische Dinge (wer kann noch Jungs zum Auswärtsspiel mitnehmen, Abschlussfahrt, Weihnachtsfeier, ...)


    Versuche ein Elternteil ruhig als Betreuer/-in festzulegen. Es gibt immer einige Dinge zu organisieren und das kann nicht entlasten. Zudem kann diese Person auch gut als Schnittstelle zwischen dir und Eltern fungieren.


    Kommuniziere mit den Jungs klar, deutlich und verständlich! Sie müssen genau wissen woran sie sind und wie du reagierst!

    Halte dich an Absprachen, sei zuverlässig und reglementiere Vergehen klar und kompromisslos.


    Verstelle dich nicht, sei authentisch und auch mal ironisch und witzig.


    Dann sollte dem Spaß mit dem Team nichts im Wege stehen.