Als Trainern bei den Kindern für zu harte Ansprache entschuldigen

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  • Hallo zusammen,


    ich bin Trainer einer Handball E Jugend und bräuchte Euren Rat. Ich bin erst seit 8 Monaten als Trainer in einem mehrköpfigen Team als Hilfe dabei und eigentlich ist es überhaupt nicht meine Art Kinder hart anzugehen. Am Wochenende hat unsere E-Jugend (9 Jährige) ein Spiel mit 8:2 Vorsprung fast vergeigt und in letzter Sekunde mit 11:10 gewonnen. Ich habe mich leider von der Gereiztheit meines Kollegen anstecken lassen und in der Kabine den Kindern gesagt, dass es eigentlich keinen Grund gäbe sich zu freuen nachdem man so einen Mist gespielt hat. Zudem habe ich dem Torwart an den Kopf geworfen, dass mindestens 3-4 Tore auf seine Scheiss-Pässe beim Abwurf gehen.


    Mir tat das alles direkt sehr leid und ich habe mich auch beim Weg zu den Autos bei dem Torwart entschuldigt. Ich finde den Anspruch, den an in der Jugend da schon stellt generell schon sehr krass und wollte das auf keinen Fall auch noch unterstützen. Die Kinder sollen Spaß haben.


    Kurzum ich fühle mich schlecht. Ich überlege nun mich beim nächsten Training für meinen Ton zu entschuldigen.


    Wie würdet ihr das handhaben ? Eher vergessen und nicht nochmal ansprechen ?


    Danke für Eure Meinungen!

  • Ich denke, du läuterst dich schon selbst genug, daher spare ich mir die deutlichen mahnenden Worte an dich.


    Du bittest alle beteiligten Eltern zum nächsten Training zu kommen und erklärst ihnen die Situation. Du sagst ihnen was in der Kabine für Worte gegenüber den 9jährigen Kindern gefallen sind und wie es dazu kam.


    Im Anschluss entschuldigst du dich DEUTLICH, mit dem Nachtrag das du es verstehen kannst, wenn die Kids/Eltern keine Lust mehr auf dich haben... du aber froh wärst, eine zweite chance zu bekommen.


    Das ist das mindeste.

    Versuche im jeden Training 1 Spieler gezielt besser zu machen und du hast in einem Jahr/einer saison, VIEL geschafft!

  • Entschuldigen ist nie verkehrt. Wenn man jemanden vor der Mannschaft bloßgestellt hat, dann würde ich es auch so wieder gerade biegen. Man lebt es den Kindern ja vor anständig miteinander umzugehen und wenn es Mal nicht klappt, dass sie sich danach die Hand geben und sich entschuldigen. Die perfekten Kinder gibt es genauso wenig wie den perfekten Trainer. Da kann man zu stehen.

    Vielleicht hilft es nochmal das positive dabei zu betonen. "Ihr habt am Anfang so toll gespielt und ich wollte nicht, dass ihr euch um den Lohn eurer Arbeit bringt. Da habe ich falsch reagiert" z.B. gibt dir die Möglichkeit zu dem negativen vom Spieltag etwas positives entgegenzusetzen?

  • Vergessen und Gras drüber wachsen lassen ist auf alle Fälle der falsche Weg.

    Nachdem Du die Situation ja richtig reflektierst und deinen Fehler einsiehst, solltest Du es vor dem nächsten Training ansprechen und dich entschuldigen.

    Wenn Du in der Sache (schlecht gespielt und Sieg fast hergeschenkt aufgrund mangelnder Disziplin oder Konzentration) recht hast, ist es auch vollkommen ok, wenn Du das sachlich nochmal ansprichst und erklärst, dass es trotzdem falsch war das nach dem Spiel in diesem Ton zu bemängeln.

    Du und Dein Trainerkollege sollten aber auch hinterfragen, ob die Mannschaft am Ende tatsächlich schlecht gespielt hat, oder ob vielleicht auch der Gegner am Anfang schlecht ins Spiel kam und am Ende einfach aufgedreht hat. Dann wäre der knappe Erfolg ja auch positiv zu bewerten.

    Du solltest Deinen Trainerkollegen auf alle Fälle in das Vorhaben Dich zu entschuldigen einbinden. So wie Du es beschreibst ist er vermutlich ja auch nicht gerade ruhig und sachlich geblieben und möchte sich gleich mit entschuldigen. Sollte er andere Meinung sein, würde ich an Deiner Stelle deinen Plan trotzdem durchziehen, ihn aber eben nicht im Mannschaftskreis vor dem Training damit überfallen, sondern vorher einweihen.

    Ganz so dramatisch wie Christof1984 sehe ich das aber nicht. Ich würde weder die Eltern mit einladen, noch meinen Rücktritt / Rausschmiss anbieten. Eine vernünftige Entschuldigung bei den Kindern und im Nachgang verlässliches Verhalten deinerseits, damit das nicht wieder vorkommt, reicht meiner Meinung nach vollkommen aus.

  • Da die Worte vor allen gefallen sind, würde ich es auch in der kompletten Runde vor dem Training ansprechen und mich mit einer kurzen Erklärung entschuldigen. Ich denke auch dass der Trainerkollege das vorher wissen sollte. Hat er eine komplett andere Meinung, dann würde ich es trotzdem für mich durchziehen. Letztlich ist man auch nur ein Mensch und kann überreagieren. Hauptsache man reflektiert sein Verhalten und kommuniziert das auch gegenüber der Gruppe, für die man verantwortlich ist.

  • Ich denke das ist jedem schon passiert.

    Mir ist sowas auch schon passiert und ich habe mich dann erst bei dem einzelnen Spieler entschuldigt und dann vor der ganzen Mannschaft.

    Wir vergessen glaube ich oft, daß es noch Kinder sind... und das die gerade erst mit dem Sport angefangen sind.

  • Eher vergessen und nicht nochmal ansprechen ?

    Eher vergessen!

    Draus lernen und nächstes mal besser machen.

    Soo schlimm sind deine Aussagen nun auch wieder nicht.


    ...und in der Kabine den Kindern gesagt, dass es eigentlich keinen Grund gäbe sich zu freuen nachdem man so einen Mist gespielt hat.

    ...hier wurde niemand persönlich beleidigt, gemobbt, seelisch gequält oder sonst was.

    Ob das pädagogisch ausbaufähig ist, steht auf einem anderen Blatt.

    Zudem habe ich dem Torwart an den Kopf geworfen, dass mindestens 3-4 Tore auf seine Scheiss-Pässe beim Abwurf gehen

    hier wirds schon etwas persönlicher und deftiger, aber das hattest du auch gemerkt und dich direkt danach bei ihm entschuldigt.

    Damit sollte es auch gut sein.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Würde das Ganze auch eher so stehen lassen.

    Wenn du dich dafür jetzt bei den Spieler und/oder Eltern dafür entschuldigst, legst du die Messlatte für zukünftige Beschwerden der Eltern sehr niedrig.


    Auch wenn es Kinder sind, darf ein Spieler ruhig mal hören, dass er heute mal nicht so gut war.

  • Zudem habe ich dem Torwart an den Kopf geworfen, dass mindestens 3-4 Tore auf seine Scheiss-Pässe beim Abwurf gehen.

    Vielleicht mal den Torwart fragen warum er die Pässe beim Abwurf so spielt? Fehlt es da an Sicherheit, an Automatismen in der Mannschaft, Mangel an Konzentration oder taktischen Verständnis? Ich denke das Beste was ein Trainer tun kann ist es dem Spieler zu helfen die richtigen Schlüsse aus den Fehlern zu ziehen, er wird sie ja sicherlich nicht mit Absicht machen. Somit kann man auch der Verunsicherung entgegenwirken.

    8:2 Vorsprung fast vergeigt und in letzter Sekunde mit 11:10 gewonnen.

    Das Spiel vielleicht nochmals kurz mit dem Team aufarbeiten nach Antworten suchen in der Mannschaft, die Spieler nach Gründe fragen, nicht mit dem Finger auf andere zeigen sondern gemeinsam Verantwortung übernehmen und diese Erfahrung nutzen um die Mannschaft noch mehr zu stabilisieren.

  • Trainer91
    wir sprechen hier über eine E-Jugend.

    Die haben ein Spiel gewonnen, in dem sie am Anfang anscheinend ganz schön gut gespielt haben, wenn sie so deutlich in Führung lagen, oder gegen einen Gegner, der erst gegen Ende des Spiels sein wahres Gesicht gezeigt hat die Führung über die Ziellinie gebracht hat.

    Mal abgesehen davon, dass das Ergebnis ja eh nur zweitrangig ist.

    Da passt es einfach nicht, wenn man nach einem Spiel als Trainer emotional und lautstark kritisiert.

    Eine sachliche Entschuldigung vor der Mannschaft (gerne mit der Aufarbeitung dessen, was nicht gut war, und dazu geführt hat, dass man den Vorsprung verspielt hat) ist da definitiv angebracht. In dem Zug kann man nämlich direkt Regeln für den Umgang des Teams untereinander, Team mit Trainer und Trainer mit Team festlegen.

    Stell Dir mal vor, beim nächsten mal schreit ein Feldspieler den Torwart an, was er für einen Mist spielt und der Trainer bekommt auf den Hinweis, dass wir so nicht miteinander umgehen wollen die Antwort: " Das habe ich aber von Dir so gelernt."

    Also: Entschuldigen, nur im Mannschaftskreis intern. Die Eltern müssen das Thema gar nicht mitbekommen und wenn ein Spieler was zu Hause erzählt hat und der Trainer von Eltern angesprochen wird, kann er im Einzelfall antworten, dass das Thema intern geklärt wurde und entsprechend Stellung dazu nehmen.
    Anschließend wäre auf jeden Fall die von Leodinho angesprochen Analyse sinnvoll. Dabei ist, wie er richtig sagt, wichtig, dass man das Thema als gemeinsames "Problem" sieht und gemeinsam Lösungen findet wie man z.B. besser und ohne Ballverluste von hinten raus spielt. (Das läuft im Handball ja prinzipiell nicht anders als beim Fußball, nur dass man andere Extremitäten zur Ballverarbeitung verwendet.).