Was läuft falsch im deutschen Fußball

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  • alterdickertrainer : das Alter der Trainer nannte Christian Wörns und dann entstand hier eine Diskussion - ist hier nicht so ungewöhnlich, dass der Thread mal in eine andere Richtung geht.


    zu geringe Bezahlung / zu wenig Wertschätzung der Jugendtrainern in NLZs (insbesondere in den unteren Bereichen)

    Die NLZ haben ab der C-Jugend meistens die festangestellten (Haupt-)Trainer mit guter Bezahlung für einen Trainerjob. Und wenn ich die Diskussionen hier so miterlebe, dann macht es für die meisten auch erst Sinn in der C-Jugend in ein NLZ zu wechseln (die Quote steigt die Leistungsstufen komplett zu durchlaufen). Deckt sich ja auch ungefähr mit den 13-15 jährigen Franzosen in Clairefontaine.


    Das Argument Bezahlung und Wertschätzung wird in Deutschland sehr oft gezogen (z.B. Pflegekräfte, Lehrer usw.) - ist ja auch einfacher als an die Strukturen ran zu gehen ;)


    Nehme ich mal Frankreich: die haben das INF Clairefontaine - und 15 weitere Zentren (Artikel im tagesspiegel.de von 2018). Zitat aus dem Artikel:

    "Dukic hat die letzten fünf Weltmeisterschaften auf die Herkunft der Spieler hin untersucht. Dabei liegt Frankreich mit 216 Spielern und einem bemerkenswert deutlichen Vorsprung vor Brasilien (147), Deutschland (146) und Argentinien (144). Im Bezug auf ihre lokale Herkunft entpuppt sich Paris sogar als Welthauptstadt des Fußballs, denn 60 dieser Spieler kamen von dort."

    Dieser Blog-Artikel ist aus meiner Sicht auch lesenswert.


    Marokko: von 26 Spielern wurden 14 Spieler im Ausland geboren und ausgebildet (4x Niederlande; 4x Belgien; 2x Frankreich; 2x Spanien). Und Sabiri wurde in Marokko geboren und wuchs in Deutschland auf - ist also da noch gar nicht mit drin. Die Mannschaft wurde somit international ausgebildet.


    Argentinien: 9 spielen in Spanien; 5 in England; 2 in Portugal; 3 in Italien; 2 in Frankreich; jeweils 1 in Deutschland, USA und Argentinien => internationale Erfahrung

    Kroatien: 5 spielen in Deutschland; 4 in Italien; 2 in Spanien; 2 in Schottland; jeweils 1 in England, Griechenland, Österreich, Russland => internationale Erfahrung


    Einem Gnabry, Götze, Adeyemi (früher Hitzelsberger, Huth, Zieler) usw. hat das Ausland auch gut getan. Vielleicht sollten unsere Nachwuchsspieler das auch vermehrt in Betracht ziehen.

  • Die NLZ haben ab der C-Jugend meistens die festangestellten (Haupt-)Trainer mit guter Bezahlung für einen Trainerjob. Und wenn ich die Diskussionen hier so miterlebe, dann macht es für die meisten auch erst Sinn in der C-Jugend in ein NLZ zu wechseln (die Quote steigt die Leistungsstufen komplett zu durchlaufen). Deckt sich ja auch ungefähr mit den 13-15 jährigen Franzosen in Clairefontaine.


    Das Argument Bezahlung und Wertschätzung wird in Deutschland sehr oft gezogen (z.B. Pflegekräfte, Lehrer usw.) - ist ja auch einfacher als an die Strukturen ran zu gehen ;)

    Dann lass es mich anders sagen. Der deutsche Fußball bekommt momentan das was er bereit ist zu zahlen.

    Schlechte Bezahlung in NLZs und Breitensporttrainer die sogar noch Geld mitbringen müssen.

    Auf magische Weise sollen dann hierdurch Weltmeister ausgebildet werden ;)

  • Somit auch hier aus meiner Sicht kein "Jugendwahn".

    Die absolute Zahlen sind da auch nicht weiterführend. Dem Worns geht es ja darum, wann wer angefangen hat. Die ganzen Mit-30er brauchen ja allein für die Lizenz ein paar Jahre, werden also wohl selten erst mit 35 angefangen haben. Laut Worns müsste man ja aber am besten bis 30 gespielt haben. Passt dann selten zusammen. Die meisten davon haben auch wahrscheinlich mit Mitte/Ende 20 die aktive Karriere beendet und angefangen die Trainer-Lizenzen zu machen und dabei auch die ersten Posten angenommen haben. (Als {Semi}-Profi ist das selten parallel machbar!).
    Man muss da schon auch ein wenig in der Historie nachgucken.

    Und wie sieht es in den Regionalligen aus?

    Sowohl Herren als Jugend? Viele U23 spielen in der Regionalliga. In der Regio Nord gibt es zudem einen Trainer der ist grade mal 27 Jahre alt (Drochtersen-Asseln).

    • Hilfreichste Antwort

    Der deutsche Fußball hat zwei ganz wesentliche Probleme, die direkt in Verbindung stehen und sich auf viele weitere Bereiche auswirken:

    1. Er hat keine Ahnung vom Ballbesitzspiel und verstrickt sich in der Praxis in Widersprüche.

    2. Die Trainerausbildung ist überholt und es wird alles getan, damit das auch so bleibt.


    Wir sind die vielleicht weltweit führenden Experten für das Spiel gegen den Ball. Pressing, Pressing und nochmals Pressing. Aber bei eigenem Ballbesitz wird es sehr schnell sehr dünn. Im Angriff haben wir die standardisierten Mittel aus Doppelpass, Hinterlaufen, Kreuzen und Spiel über den Dritten. Und wenn das nicht reicht, muss der Unterschiedsspieler her, weswegen wir so viel Wert auf das 1-gegen-1 legen. Tiefergehende Ansätze - vor allem im kollektiven Aufbauspiel - sucht man vergebens. Stattdessen ziehen wir über "Querpass-Toni" her, glauben aber gleichzeitig, dass es ein Qualitätsmerkmal ist, wenn man einfach mehr Ballbesitz hatte als der Gegner. Allein die Art und Weise, wie Toni Kroos in Deutschland wahrgenommen wird (man erinnere sich an Uli Hoenneß' Tirade im Doppelpass nach der WM 2018), zeigt, wo wir ein gehöriges Verständnisproblem zum Spiel mit Ball haben. Sofern der Ball nicht direkt Richtung gegnerisches Tor gespielt wird, wittern wir bereits brotlose Schönspielerei. Zur selben Zeit wollen wir (mal wieder) dribbelstarke Straßenfußballer ausbilden, regen uns aber auf, wenn der F-Junior am zweiten Gegenspieler hängen bleibt.


    Wenn ich mir DAS Standardwerk des DFB zum Thema Angriffsfußball ansehe ("Angreifen mit System"), frage ich mich immer, wann das je funktioniert haben soll. Es werden Angriffe vorgestellt (Stichwort Abläufe), wo auch immer gleich die entsprechenden Reaktionen des Gegners mit aufgezeigt werden. Als ob die Autoren Hellseher sind und jedes Team der Welt auf die gleiche Art verteidigt. Der Leiter meines B-Lizenzlehrgangs meinte schließlich auch mehrfach, dass im Fußball ständig die gleichen Situationen vorkämen. Wenn alle im 4-4-2 spielen, wie es in fast allen dt. Amateurligen der Fall ist, mag das zu einem gewissen Grad stimmen. Aber die Realität in einem komplexen Spiel sieht einfach anders aus. Nur bereiten wir unsere Trainer eben nicht auf diese Wirklichkeit vor. Und wie sollen diese Trainer dann die fachliche Expertise haben, diejenigen Spieler auszubilden, die uns andere Nationen seit einiger Zeit voraus haben?


    So wie wir seit Jahrzehnten Trainer ausbilden, kann sich doch wohl niemand wundern, dass unser Wissen in manchen Bereichen einfach unterirdisch ist und bleibt. Es fängt schon damit an, wie der Begriff "Taktik" hierzulande wahrgenommen wird. Und zwar wird er entweder mit Defensive gleichgesetzt, oder mit einstudierten Spielzügen. Dass das viel zu eng gedacht ist, ist keine bloße Begriffskorinthenkackerei, sondern ein ernsthaftes Problem. Denn Taktik meint die Fähigkeit, in der jeweiligen Situation die richtige/passende Handlung vorzunehmen bzw. eine angemessene Entscheidung zu treffen. Taktik ist demnach in erster Linie das Spielverständnis des Spielers: Wann gehe ich ins Dribbling, wann spiele ich einen Pass; wohin spiele ich ihn? Dieses Verständnis wird in Wechselwirkung mit anderen Spielern zur Gruppentaktik (in welche Räume bewege ich mich, um für meine Mitspieler anspielbar zu sein oder mit ihnen den Raum zu verengen?) und schließlich zur Mannschaftstaktik (wie Verschieben wir als Verbund und wie Staffeln wir uns, um konstruktiv aufzubauen?). Wie man vor allem anhand der Individualtaktik sieht, besteht hier eine enge Verbindung zur Technik. Sie ist die Umsetzung einer Entscheidung. Die Erfordernisse zur Lösung einer Spielsituation ergeben sich also primär aus der taktischen Perspektive. Der Spieler nimmt die Spielsituation wahr, verarbeitet die wahrgenommenen Informationen, sucht Lösungen, trifft eine Entscheidung und führt diese aus. Die Ausführung – der technische Aspekt – erzeugt eine neue Situation, und der Prozess beginnt von vorn.


    Folgt man dieser Definition wird klar, dass es im Taktiktraining darum gehen sollte, Spielern die Fähigkeiten zu vermitteln, situativ passende Entscheidungen zu treffen und diese auch adäquat umzusetzen (Technik und Taktik werden als untrennbare Einheit verstanden). Da jede Situation einzigartig ist, kann man nur schwer mit festen Abläufen arbeiten und braucht stattdessen Prinzipien. Aber bitte nicht die oberflächlichen 08/15-Binsenweisheiten des DFB (bspw. So präzise wie möglich, so scharf wie nötig passen). No shit Sherlock. Wäre ich so nicht drauf gekommen...


    In der vom DFB vermittelten Methodik werden Spieler aber nicht dazu ausgebildet, eigene Entscheidungen anhand von Prinzipien zu treffen, sondern sie sollen klare Abläufe abspulen, die vom DFB/Trainer vorgegeben werden: "Wenn Spieler A auf Position Y den Ball hat, muss Spieler B dieses und jenes tun." Wird in der Umsetzung ein Fehler gemacht, wird diese Situation solange im Training durchexerziert, bis dieser Ablauf sitzt. Dieses Vorgehen ist nicht nur realitätsfern, weil es davon ausgeht, dass es ständig wiederkehrende Grundsituationen ohne Variation gibt und dass jeder Gegner dieselbe Reaktion zeigt. Es unterbindet auch die individuelle Entfaltung und Kreativität der Spieler. Wer denkt, dass nur so Taktikvermittlung stattfindet bzw. stattfinden kann, muss ja zwangsläufig Kritik üben. So sind für mich auch die Kritiken von Magath und Scholl zu verstehen.


    Ein weiteres Problem in Deutschland ist, dass bewusst Einflüsse von außen verhindert werden, indem man den Zugang von Amateuren zu höheren Lizenzen aktiv torpediert. Ehemalige Nationalspieler bekamen um die Jahrtausendwende verkürzte Trainerlehrgänge. Die Spielnote ist für das Bestehen der Trainerscheine noch immer relevant und die jüngste Lizenzreform hat es unterklassigen Trainern zusätzlich erschwert, an höhere Lizenzen zu kommen. Mehr kann ein Verband nicht zeigen, dass er gerne im hochklassigen Bereich ungestört unverändert weitermachen will. Dass sogar in einigen Lehrgängen offen kommuniziert wurde, nur Trainern aus hochklassigen Vereinen und ehemaligen Profis die für höhere Lizenzen notwendige Punktzahl zu geben, lasse ich mal außen vor.


    Dem DFB fehlen dadurch sehr oft akademische Denk- und Arbeitsweisen. Denn nur die wenigsten Profis haben studiert und machen als Trainer eher das, was sie von ihren Trainern kennengelernt haben. Ein kritisches Hinterfragen findet so nur selten statt. So ist es auch kein Zufall, dass die zwei besten deutschen Trainer (Tuchel und Klopp) studiert haben und bewusst anders arbeiten, als es der DFB lehrt.

  • Ich bin kein Freund des DFB und der Trainerausbildung (diese wird auch in dem Buch "Denkfabrik Nachwuchsfußball" kritisiert - nur weil es hierzu gerade einen anderen Thread gibt). Weiterhin habe ich ein abgeschlossenes Studium und eines zur Hälfte - somit bin ich auch da raus ;) (keine Ahnung ob das heute noch ein Qualitätsmerkmal ist)

    Zur Trainerausbildung: C- und B-Lizenz bilden die Landesverbände aus (dfb.de). Und die haben auch einen gewissen Spielraum in ihrer Gestaltung (hat z.B. früher der WFV sehr genutzt (z.B. Torspieler und ballorientiertes Abwehrverhalten)). Und der DFB muss sich auch etwas an die UEFA-Vorgaben (Pro, A, B) und vom Deutschen Olympischer Sport-Bund (C) halten.

    Aus meiner Sicht wurden sie da mit Kindertrainer-Zertifikat, DFB-Junior- und -Basis-Coach sowie B+, B+ Pathway und A+ schon kreativ.

    Die handelnden Personen wurden in den letzten Jahren auch andere:

    Leiter DFB-Akademie: Tobias Haupt (studierte lauf dfb-akademie.de Sportmanagement und Betriebswirtschaft)

    Abteilungsleiter Trainer und Expertenentwicklung: Markus Nadler (studierte Sportwissenschaften laut linkedin.com)

    Die Ideen und Ansätze der Begleitung im Alltag finde ich gut und erforderlich.


    Meine Gedanken:

    Ist die Trainerausbildung im Ausland besser? Und falls ja in welchem Land? England z.B. B-Lizenz? Österreich - sieht mir ziemlich ähnlich aus wie in Deutschland. Was könnt ihr sagen bzw. berichten?

    Welche Alternativen sind möglich? Gefällt mir das DFB Training online nicht, habe ich Alternativen wie advanced.football, Münchner Fußballschule, Soccerdrills und den Kickplan Campus (ist übrigens meistens derselbe Autor wie beim Kindertraining bei DFB Training online nur mit mehr Freiheiten). Gefällt mir die DFB Teampunkt App nicht, kann ich zu kickplan ausweichen. Was mache ich in der Trainerausbildung? Bleibt mir da nur das Sportstudium (Sportwissenschaften oder Lehramt) oder Pädagogik, wenn ich mehr mit Kindern und Jugendlichen arbeiten möchte)?

    Die Trainerausbildung ist überholt und es wird alles getan, damit das auch so bleibt.

    Das läuft übrigens nicht nur im Fußball beim DFB so, sondern auch in den Landesverbänden und in vielen Verbänden und Unternehmen außerhalb des Fußballs. Und umso größer die Organisationen umso schwerer verändern sie sich (mir geht das meistens auch zu langsam).

  • Ehemalige Nationalspieler bekamen um die Jahrtausendwende verkürzte Trainerlehrgänge.

    Auch damals eine Reaktion auf die schlechten Ergebnisse der Nationalmannschaft oder weil jmd. die 4 er kette im Sportstudio erklärt hatte, dem man nicht soviel Wissen zugestehen wollte. In Italien überraschte um 90 herum ein

    ehemaliger Schuhverkäufer mit neuen Ideen, der zwar erfolgreich im Verein agierte, den man aber argwöhnisch betrachtete, weil er keine sportliche Karriere vorzuweisen hatte. Übrigens immer noch ein lustiges Zitat: Ich wußte gar nicht, dass ein erfolgreicher Jockey früher ein Pferd gewesen sein muß.

    Wie oben beschrieben, werden neue Ideen, sogar nachvollziehbare, belegbare Erkenntnisse nicht ergebnisoffen diskutiert, sondern sich deren sogar teilweise verschlossen.

    H.Wein kommt vom Hockey. Die Reform in den unteren Bereichen der letzten Jahre werden jetzt auch schon wieder diskutiert, was einer gewissen Komik nicht entbehrt. Die 9,10 jährigen von vor 2 Jahren haben allerdings auch bei der letzten WM nicht gut performt, soviel steht fest.

    Die Diskussion nach schlechten Ergebnissen (nicht unbedingt schlechten Spielen) ist nahezu immer die gleiche, und die Lösungen auch. Verkürzt und simplifiziert: Wir brauchen Mittelstürmer. u.a. wahrscheinlich deshalb weil Musiala zweimal den Pfosten getroffen hat.

    Oder auch immer gern genommen :Mit Spanien ist es auch vorbei, siehe die Ergebnisse. (Mal gucken wo Spanien in 3,4 Jahren wieder ist).

    Ursachen oder tiefergehende Betrachtungen machen es auch wirklich schwer. Wenn ein IV zum Beispiel zu spät in den Zweikampf kommt, braucht es defensives 1gg1. Das der IV vllt. total schlecht positioniert ist, schon im eigenen Ballbesitz, interessiert nicht, obwohl naheliegend. Da lieber einfache Lösungen und das raus an die STP, Leitplanken ausgeben und beten das es besser wird.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

    2 Mal editiert, zuletzt von Trainer E ()

  • Ingolstadt: Sabrina Wittmann (31 - seit 2021)

    Trainerin seit dem 27 Lebensjahr (auch nicht bis 30 Fußball gespielt)

    Frankfurt: Damir Agovic (33 - seit 2022)

    seit 2012 Fußball-Trainer, 2009 aktive Profi-Karriere beendet, heißt mit 21/22.

    Bayern: Danny Galm (36 - seit 2021)

    seit 2013 Trainer, also auch mit 26 angefangen.

    Hoffenheim: Stephan Lerch (38 - seit 2022)

    genau so, auch mit 27 angefangen

    KSC: Ralf Kettemann (36 - seit 2021)

    Auch mit 27/28 Jahren angefange.

    Alle unter 30 Jahre alt gewesen. Die anderen hatte ich keine Lust nach zu gucken, aber da werden sicher etliche nicht erst 2020 als Trainer angefangen haben und laut Wörns zu früh mit der Karriere aufgehört und deswegen nicht "genug" Erfahrung als Spieler gesammelt haben...

  • Ja, das sind 5 von 17 Trainern der höchsten U19-Spielklasse im Süden Deutschlands, die würde ich dann zum obersten Prozent der Jugend-Leistungsklassen zählen.


    Potenzielle Nationalspieler oder spätere Profis treiben sich wahrscheinlich in A- bis C-Jugend von Bundesliga bis wahrscheinlich Verbandsliga, das sind allein schon 21 Verbände, drei Altersklassen, jeweils 12-14 Teams und somit fast 80 Ligen bzw. über 1000 Teams und über 1000 Trainer. Dafür ist die Quote der U19-Bundesliga Süd/Südwest und somit höchsten Spielklasse des ältesten Jugendbereichs nicht stellvertretend.


    Wörns sagt übrigens nicht ausschließlich, dass es beim Alter um die Erfahrung als Spieler geht:

    Zitat von Wörns

    "Aber wenn du mit 19, 20 Jahren Trainer wirst und deine eigene Persönlichkeit noch nicht so entwickelt hast, kaum älter als die Spieler bist, ist es schwierig.

    Sicherlich hat man - wenn man es als Trainer in die U19-BL geschafft hat - ziemlich viel auf dem Kasten. Nagelsmann hat seine Trainerkarriere auch mit 21 begonnen und ist erfolgreich, obwohl er nicht bis 30 gekickt hat. Aber diese Trainer sind doch nicht die Regel, sondern wie gesagt eher die Ausnahme und maximal 1% aller betrachteten Trainer (also jung angefangen und weit gekommen).

    Aber die Persönlichkeit wird eben in den Jahren weitergeprägt und jeder nimmt Erfahrungen mit von seinem eigenen Trainer, wenn er noch Spieler ist. Ich bin glücklich über unterschiedliche Trainer, Mitspieler und Vereine, von denen ich lernen konnte wie man Dinge angehen kann oder eben nicht angehen sollte. Die meisten dieser Erfahrungen habe ich aber in meinen 20ern gesammelt.

    "Diese Antwort brauchen sie mir nicht zu stellen"

  • Somit auch hier aus meiner Sicht kein "Jugendwahn".

    Bei der U17 genau das selbe. Etliche Trainer mit ihren ersten Jobs mit Mitte 20 (24, 25, 26).
    Nur weil die alle JETZT älter geworden sind?

    Wir wissen ja nun nicht, wo all diese Trainer ihre Trainertätigkeit begonnen haben und ob sie parallel vielleicht noch selbst Erfahrungen als Spieler gesammelt haben.


    André Breitenreiter hat in der F-Jugend seines Sohnes als Trainer angefangen und sich hochgearbeitet. Wer weiß, welche dieser Trainer ihre ersten Erfahrungen als F-Jugend-Trainer gemacht haben und parallel noch selbst gespielt haben, bis sie dann mit 30 eine U17 übernommen haben?!

    "Diese Antwort brauchen sie mir nicht zu stellen"

  • Ich habe mit 17 Jahren als Trainer angefangen und bis 34 Jahre Fußball gespielt - damit geht sogar beides ;)

    Ich habe mit 19 Jahren und mit 50 Jahren eine U14 trainiert - mit 19 war ich definitiv näher an den Jungs als mit 50. Schade, dass ich keine Feedbackbögen ausfüllen habe lassen, aber ich gehe davon aus, dass ich mit 19 bessere Noten von den Jungs bekommen hätte.

    Da stellt sich mir die Frage, macht das jemand von euch?

    Und haben die Trainer im NLZ auch Halbjahresgespräche oder Zielvereinbarungen? Werden die dann vom NLZ-Leiter geführt und bewertet?


    Wenn ich das Profil z.B. von Danny Galm ansehe, dann hat er 3 Jahre bei der SpVgg Neckarelz als Trainer gearbeitet bevor er ins NLZ wechselte. Dort trainierte er 1,5 Jahre die U16 und dann die U17. Von 2013-2016 war er Trainer und Spieler gleichzeitig. Er ist Jahrgang 1986 und begann seine Trainerkarriere mit 27 Jahren. Seine Fußballkarriere beendete er mit 30 Jahren und zu der Zeit stieg er dann bei der TSG Hoffenheim in der U16 ein. Er hat als Spieler Erfahrung in der 3. Liga, Regionalliga, Oberliga und im NLZ - ihm fehlt 1. und 2. Liga (1. Liga fehlt auch Jürgen Klopp (trainierte mit 20 Jahren die D-Jugend von Eintracht Frankfurt ;)) und Thomas Tuchel (wurde übrigens auch mit 27 Jahren Trainer)).


    Der Vergleich Pferd/Jockey gefällt mir sehr gut. Und z.B. Fahrlehrer darf man auch mit 21 Jahren werden und muss davor nicht 12 Jahre selbst (unfallfrei) gefahren sein.


    Trainer E und vangaalsnase sprechen das unter sich sein der Profis an - wer würde sonst ein solches Risiko eingehen und evtl. als Kinder-/Jugendtrainer beim NLZ mit Anfang 30 anfangen, um dann mit 33/34 Jahren einen hauptamtlichen Job zu ergattern, der auch ständig auf der Kippe steht (für das wird er nicht gut bezahlt, sonst schon). Viele nehmen die Sozialisation Studium oder neben der Fußballkarriere (dort ist die praktische Prüfung auch noch gut zu bestehen) oder eben als Profi nach dem Karriereende. Trainer mit einem Job, die mit Mitte 30 aus dem Job aussteigen und ins NLZ einsteigen, sind auch die Ausnahmen (z.B. Lehrer mit Sabbatical oder unbezahlten Urlaub). Oder sehe ich das falsch?


    Ich glaube die DFB-Akademie liest hier auch mit ;): Das Fazit der Studie: Der Bildungsgrad beeinflusst nachweislich die Arbeitsweise von Trainern.

    An der Studie nahmen allerdings nur 10 Trainer teil.

    Das Christian Wörns Interview ist für mich allerdings ein Deja-vu in Richtung WM - und ich befürchte, dass es nicht so schnell besser wird.

  • Ich glaube die DFB-Akademie liest hier auch mit ;) : Das Fazit der Studie: Der Bildungsgrad beeinflusst nachweislich die Arbeitsweise von Trainern.

    Der Artikel ist, glaube ich, schon 1-2 Jahre alt, zumindest kommt der mir sehr bekannt vor.
    Was ich am interessantesten finde, ist die Vorstellung am Ende des Beitrages, wie der DFB eine Zusammensetzung des Trainerteams sich vorstellt.
    Und tatsächlich würde ich da mit gehen und habe auch die Erfahrung gemacht, dass so eine Kombi sehr gut wirken kann.
    Meine beiden letzten Trainergespanne, in denen ich mit gewirkt habe, waren so aufgebaut, wobei der Altersspezialist und der Erfahrene beide jeweils nur Co-Trainer waren.


    Ich habe mit 17 Jahren als Trainer angefangen und bis 34 Jahre Fußball gespielt - damit geht sogar beides ;)

    Würde ich ja auch nicht sagen, dass das nicht möglich ist, aber ich glaube(Semi-)Profis sind eher in seltenen Fällen Spieler und Trainer irgendwo.
    Ich kenne nur auch etliche Trainer (auch in NLZs oder Leistungsvereinen) die zwar auch noch bis 23/24 oder 25 selber gekickt haben aber durch einen zeitintensiven Trainerposten + Full-Time Job das selber spielen aufgegeben haben. Und bei uns in der Region sind das Trainer die sehr gefragt sind und in ihren Lehrgängen durchweg fast immer die beste Punktzahl erreicht haben. Und die Ligen, die von denen bespielt wurden gehen von Kreisklasse bis Oberliga.

    Da stellt sich mir die Frage, macht das jemand von euch?

    Nicht direkt mit Feedback-Bögen, aber halbjährlich gibt es Gespräche mit Eltern und Spielern und da geht es nicht immer nur um den Spieler, sondern auch mal um uns Trainer, um das Training etc. Da werden auch durchaus Dinge offen angesprochen.

  • Ich bin mir da nicht so sicher ob die Ausbildung der Spieler das Hauptproblem ist.

    Die Spieler, die auf dem Platz standen sind doch alle besser gewesen als die Japaner.


    Wenn ein deutscher Nationaltrainer nur mit 20 Weltklassespielern eine WM-Vorrunde überstehen kann, dann liegt da etwas anderes im Argen.


    Beim Turnier davor sind wir gegen Ungarn ausgeschieden. Da bezweifel ich auch, dass die auch nur auf einer Position besser als die Deutschen besetzt waren.


    Mir wird einfach zu viel ausprobiert vor den Turnieren. Teilweise völlig sinnlos mit über 50% Spielern in der Aufstellung die wahrscheinlich eh nur eine Nebenrolle spielen werden. War bringt es zum Beispiel zu wissen wie ein Neuhaus und Dahoud auf der Doppelsechs spielen wenn eine Position eh von Kimmich fest besetzt ist.


    Der Bundestrainer soll lieber eine Startelf haben und dann immer Mal wieder 1 bis 2 Alternativen testen, bzw. Leistungsgerecht Spieler austauschen.

  • War bringt es zum Beispiel zu wissen wie ein Neuhaus und Dahoud auf der Doppelsechs spielen wenn eine Position eh von Kimmich fest besetzt ist.


    Der Bundestrainer soll lieber eine Startelf haben und dann immer Mal wieder 1 bis 2 Alternativen testen, bzw. Leistungsgerecht Spieler austauschen.

    Wir kennen doch diese Krankmeldungen oder Verletztenmeldungen kurz vor den Länderspielpausen: "Spieler X schont sich" oder "Spieler Y nutzt die Länderspielpause um fit zu werden".


    Im Prinzip sind diese Spiele Vorbereitungszeit für das nächste Turnier und bei der wenigen Zeit, die man mit der Nationalmannschaft hat, enorm wichtig.


    In "schwächeren" Nationen, in denen man einen solchen Ausfall nicht qualitativ auffangen kann, gibt es sowas mit Sicherheit seltener, weil es in Quali-Spielen ohne die Top-Spieler wahrscheinlich kein nächstes Turnier gibt.


    Ich stimme dir zu: die Breite der Mannschaft ist völlig egal, weil nur 11 Spieler in der Startelf stehen. Auch, wenn wir 5 Weltklassespieler zu Hause lassen, entscheiden die 11 auf dem Feld.

    "Diese Antwort brauchen sie mir nicht zu stellen"