Mannschaft zu ruhig und zu unkreativ

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  • Hallo Leute,


    ich trainiere eine C Jugend und nach nun 3 Spielen ist mir folgendes besonders aufgefallen:


    Auf dem Platz wird überhaupt nicht kommuniziert. Hier ein paar Beispiele:


    - RV hat den Ball und hat keine Anspielmöglichkeit. Anstatt den RA ran zurufen, beschwert er sich bei mir in der Halbzeit (ich sage ihm, dass er jemanden ran rufen kann, tut es aber weiterhin nicht).


    - Nach einem Abspiel gibt es keine Kommandos wie „Klatsch“, „Hintermann“, „Dreh auf“.


    - Ball wird aus der Verteidigung geklärt - niemand der sie raus ruft (muss ich dann meistens machen)


    - Gewusel im Strafraum - Torwart ist still und guckt zu


    Allgemein habe ich niemanden in meiner Mannschaft, der voran geht und die Jungs leitet.


    Das Ding ist nun, dass ich so welche Sachen wie Kommandos geben regelmäßig im Training mit einbaue und bei den Abschlussspielen wird tatsächlich auch geredet und kommuniziert. Aber bei Punktspielen ist Funkstille.

    Ein anderes Problem, was sich dem aber ergänzt, ist, dass ich keinen Spieler habe, der mit Köpfchen spielt. Man spricht ja immer von „kreativen“ Spielern, die die Räume erkennen, den Gegner lesen können und „clever“ spielen. Nicht ein Spieler erfüllt diese Eigenschaften. Auch hier zwei Beispiele:


    - Der Gegner hat einen Freistoß etwa 25 Meter vom Tor entfernt. Nun stellt der Gegner einen Spieler vor unseren Torwart. Normalerweise würde man sich nun denken: lass ihn dort stehen - er behindert unseren Torwart und steht im Abseits. Aber stattdessen stellt sich ein Spieler von uns an ihn ran und will ihn decken - und niemanden ist es aufgefallen. Niemand hat ihn weggeschickt (ich selber habe 7 mal reingerufen, aber wurde nicht ein Mal erhört).


    - Der Gegner foult Höhe Mittellinie. Anstatt sich den Ball schnell hinzulegen und das Gewusel auszunutzen, wird erstmal überlegt, was nun Sache ist. Wie der Schiedsrichter hat gepfiffen? Haben wir jetzt einen Freistoß oder was passiert gerade? ..


    Ich bin nun echt überfordert mit der Situation. Das sind Dinge, die man doch kaum trainieren kann und wenn man so welche Sachen anspricht, vergessen die Spieler das wieder, sobald das Spiel beginnt.


    Hattet ihr so welche Situationen schon einmal? Wie seid ihr damit umgegangen?

  • hallo,

    es könnte sich auch um mein team handeln...


    im training werden die dinge umgesetzt und im spiel sieht man nichts davon.


    ich hab, in der ansprache vor dem letzten spiel, gezielt die punkte angesprochen:

    - heute geben wir kommandos!

    - heute laufen wir uns frei!

    - heute lassen wir den ball laufen!

    usw.


    hatte zumindest in dem spiel einen positiven effekt. ich werd in den nächsten spielen sehen, ob es sich wiederholt.

  • Auf jeden Fall gut, dass du drei Dinge forderst. Drei Dinge kann sich jeder Mensch merken für ein Spiel merken - mehr überfordert und ist zu viel Information.


    Aber Frage an dich:

    - Wissen die Jungs, was für Kommandos es gibt und welche sie wann geben sollen?

    - Wissen sie, wie man sich freiläuft?

    - Wissen sie, wie und warum sie den Ball laufen lassen sollen?


    Ich weiß nicht, um welche Altersklasse es sich handelt, aber auch in der B-Jugend erlebe ich Teams, die dies nie gelernt haben. Du kannst keine Dinge fordern, die sie nie gelernt haben, vielleicht wäre jeweils eine Einheit zu jedem Thema wichtig. Der Trainer darf nicht davon ausgehen, dass die Kinder die gleichen Erfahrungen haben, die er selbst hat. Die wissen nicht, wann man was sagt oder dass man sich beim Freilaufen aus dem Deckungsschatten bewegen muss.

  • Mit dem Kommando "Hintermann" anfangen.

    Sobald du merkst, dass dieses von den meisten Spielern genutzt wird um "Dreh" und "Klatsch" erweitern.

    Die drei Kommandos sind simpel und sollten, meiner Ansicht nach, bis zum Ende der D-Jugend gefestigt sein und im Spiel zur Anwendung kommen.


    Weitere Kommandos würde ich dann eher dem gruppen- und mannschaftstaktischen Bereich zuordnen.

    Da kommt es sicherlich drauf an welche Leistungsstufe die eigene Mannschaft vorweist und wie Sie diese umsetzen kann.


    Meinem empfinden nach ist das primäre Ziel den Spielern zu vermitteln welche Vorteile eine gute Kommunikation auf dem Platz haben kann.

    Die Art der Kommandos an sich sind dann zweitrangig. Grundvoraussetzung bleibt aber, das alle die selbe "Sprache" sprechen.

  • Also, du kannst Spielziele ausgeben, aber ich würde die immer Zählbar machen:

    Statt: „Heute geben wir uns Kommandos „ würde ich fordern: „Ich will heute 10 mal im Spiel das Kommando „Hintermann“ in angemessener Situation hören.

    Statt:“heute laufen wir uns frei“ würde ich eine spezifische Zahl an Auftaktbewegubgen fordern und statt: „heute lassen wir den Ball laufen“ forderst du eine Passzahl oder das Spiel über den Dritten oder gibst vor: „heute Will ich mindestens 10 mal sehen, das ihr in die Richtung spielt in die ihr schaut“.

    Was genau du da forderst hängt vom Schwerpunkt ab.


    So kannst du objektiv bewerten ob die Ziele erreicht wurden und die Spieler genau darauf ansprechen.

    Als Beispiel aus einem Spiel von meiner C:

    Ich hatte 10 Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte gefordert und die Mannschaft hatte das Ziel erreicht. Als ich sie darauf ansprach, haben sie gesagt, dass die Absicherung gut funktioniert hat und sie sich beim draufgehen auf ihre Hinterleute verlassen haben. Außerdem haben sie 2 Tore nach diesen Ballgewinnen erzielt und erkannt warum ich hoch pressen möchte. Um mich mal selbst zu loben: Durch diese zählbaren und erreichbaren Zielsetzungen habe ich genau das erreicht was ich wollte.


    Wenn sie die Ziele nicht erreicht haben kannst du sie fragen warum und direkt die Spieler ansprechen. („Wieso, hast du nach deinem Zuspiel, nachdem Max sich in den Gegner gedreht hatte, nicht ‚Hintermann’ gerufen?“) Dann erfährst du auch oft einen Grund warum die Spieler Probleme mit der Umsetzung haben.


    Zu der Mentalität: Ich glaube es ist heute so, dass den Kindern oft eine gewisse Sozialkompetenz und auch Ichkompetenz fehlt. Der Fehler wird oft bei anderen gesucht und statt sich reinzuhängen um es besser zu machen gibt man auf und meckert.

    Ist bei meinen Jungs auch so. Ich versuche der Mannschaft und den Jungs immer mehr Aufgaben und Verantwortungen zu geben. Das Teambuilding beginnt beim Tore tragen!

    Dazu probiere ich gerade aus wie sich „oldschool“ Kollektivstrafen (z.B. Einer meckert alle laufen) auf die Mannschaft auswirken. Ich bin positiv überrascht. Es scheinen sich klarere Hierachien rauszubilden und es werden mehr Ansagen gemacht. Besonders was Fehlverhalten im Team angeht.

  • let1612 danke, habe ich schon gelesen :)


    Ich suche noch eine schöne Übersicht, wo die Begriffe bzw Aktionen genauer erklärt werden, um sie meiner Mannschaft mal näher zu bringen... Werde notfalls selbst eine erstellen müssen b)