Lernen das Spiel zu lesen

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  • Moin zusammen!

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich bei mir dieses "Lesen" mit dem Lehrgang der B-Lizenz entwickelt hat. Klar habe ich vorher einige Dinge wahrgenommen, aber diese Details zu beobachten hat sich bei mir während des Lehrganges entwickelt und setzt sich ständig fort. Normal Fussball zu gucken, mache ich nun kaum mehr.

    Ich bin der Meinung, dass sich das zum Teil entwickeln kann, aber nur wenn man es will und wenn man bereit ist andere Meinungen anzuhören.

  • Coach31


    Hallo! Ich habe meine B-Lizenz über den LFV in Mecklenburg-Vorpommern gemacht.

    Wir haben unter anderem regelmäßig Spiele des Hansa-Nachwuchses besucht und haben diese sogar mit den Trainern der jeweiligen Mannschaft ausgewertet. Dadurch wurde mein Interesse geweckt das Spiel abseits des Balles zu beobachten - zu beobachten, warum Dinge passieren, wie sie passieren usw. Ich denke, dass man Interesse für das Spiel an sich haben muss, um sich dahingehend zu orientieren.

    "Ein Fussballspieler hat im gesamten Spiel durchschnittlich drei Minuten den Ball. Also ist es doch wichtiger, was in er in den restlichen 87 Minuten ohne Ball macht." Johan Cruyff

    Dieses Zitat bringt es für mich auf den Punkt.

    LG

  • Ok, in Hessen macht man in der Hinsicht nix. Wir haben uns keine Spiele eines NLZs angeschaut und schon gar nicht mit den Trainern der Teams diese Spiele ausgewertet.


    Allerdings.... Halte ich diese Maßnahme zwar für gut, aber das fällt für mich auch eher zum Scouting.


    Der Unterschied zwischen "ein Spiel lesen" und Scouting liegt für mich darin, dass man beim "Spiel lesen" als Trainer "in Game" ist. Das heißt, die eigene Mannschaft spielt und man steht, sitzt an der Seitenlinie. Das ist was ganz anderes als "unbeteiligt" auf der Tribüne zu sitzen und ein Spiel zu bewerten.

  • Allerdings.... Halte ich diese Maßnahme zwar für gut, aber das fällt für mich auch eher zum Scouting.

    ..stimmt schon, aber es geht ja hierum die "Verbesserung von Wahrnehmung" und da ist Scouting,eben gerade weil man selbst nicht unter Druck steht, ein guter Einstieg. Die im Scouting unter "vereinfachten Bedingungen" gewonnenen Erfahrungen gilt es dann nach und nach in die Trainerarbeit zu übertragen.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Allerdings.... Halte ich diese Maßnahme zwar für gut, aber das fällt für mich auch eher zum Scouting.

    Der Unterschied zwischen "ein Spiel lesen" und Scouting liegt für mich darin, dass man beim "Spiel lesen" als Trainer "in Game" ist. Das heißt, die eigene Mannschaft spielt und man steht, sitzt an der Seitenlinie. Das ist was ganz anderes als "unbeteiligt" auf der Tribüne zu sitzen und ein Spiel zu bewerten.

    Macht für mich NULL Unterschied. Im Umkehrschluss würde das bedeuten, dass ein Scout kein "Spiel lesen" kann, weil er nicht "inGame" ist? Oder was?


    Wenn du dir angewöhnst, bei Spielen auf das Geschehen abseits des Balles oder auch bestimmte Verhaltensweisen AM Ball zu achten, ist das eine Gewohnheit, die dir auch bei eigenen Spielen weiterhilft und automatisiert wird. Zumal du gewisse Verhaltensweisen auch vor dem Spiel deinen Spielern mitteilen kannst, so dass diese selbständig darauf achten. Beliebtes Beispiel bei mir ist die Absicherung der eigenen Angriffe. Ballferner Außenverteidiger und ballferne Sechs bleiben mittlerweile schon automatisch hinter dem Ball bzw. werden von meiner Innenverteidigung zurückgepfiffen. Da muss ich gar nicht mehr eingreifen.


    Davon ab brauchst du ja erstmal das Wissen, auf welche Dinge du überhaupt achten kannst/solltest. Dieses Wissen wirst du nicht von alleine durch eigene Spiele entwickeln (weil dir zu Beginn das Wissen/die Anregung fehlt und eben WEIL du angespannt bist), sondern durch aktive Weiterbildung. Das kann der Austausch mit besseren Trainerkollegen/Scouts sein, das können Lehr-DVDs sein, das Beobachten von anderen Spielen (Tactic-Cam) oder whatever.


    Das Thema "natürliche Autorität", was du in deinem ersten Post selbst einwirfst, wäre dann der nächste Diskussionsbedarf. Klar kannst du durch bestimmte Verhaltensweisen und bestimmtes Auftreten als Autorität wahrgenommen werden. Und diese Teilaspekte lassen sich alle verbessern. Ich weiß nicht, was man sich daran nicht sollte aneignen können...

  • Taktiker_95


    Wenn das für dich NULL Sinn macht, so wie du schreibst, dann kann ich dir nicht helfen.


    Nur tue mir den Gefallen und leg mir keine Wörter in den Mund bzw. versuch bitte nicht deine Interpretationen als von mir getätigte Aussagen zu verkaufen.


    Ich erleuchte dich aber gerne. Also, Scouting ist nicht das Spiel lesen. Ließ dir den ersten Post dieses Themas mal durch.


    Da wird vom Spiel lesen gesprochen und zwar während eines Spiels der eigenen Mannschaft. Darauf bezieht sich jede meiner Aussagen. Und das, mein "Freund" kannst du dir nur mit Erfahrung aneignen und nicht mit scouten, während du auf der Tribüne sitzt.


    Klar ist es nicht schlecht, wenn du bei der B-Lizenz usw. dort auch einige Dinge zu dem Thema Spielbeobachtung gezeigt bekommst, aber ein Spiel lesen, bekommst du da nicht beigebracht.


    Ein Beispiel : Miro Klose war mit der U17 von Bayern im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Das ist seine erste Trainerstation. Jetzt sollte er die U19 machen, aber das wollte er nicht. Einer der Gründe war, weil er noch nicht denkt, dass er soweit ist. Beispielsweise müsste er noch besser das Spiel lesen. IM SPIEL früher zu erkennen, wenn die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen nicht stimmen und das dann korrigieren.


    Willst du mir jetzt sagen, dass so ein Mann nicht tausende von Videoanalysen in seiner Karriere gemacht hat, nicht viele sehr gute Trainer hatte, viele sehr gute Mitspieler...?? Ich denke nein, das wirst du mir nicht erzählen, aber willst du mir sagen, dass er nicht locker auf der Tribüne sitzen und als Unbeteiligter einen Spieler scouten kann? Oder ein Spiel bewerten?

    Natürlich kann er das, aber ein Spiel lesen? Das muss er noch verbessern! Sagt diese Legende selbst.


    Und jetzt willst du mir erzählen, dass man das mit Videos und ein paar Gesprächen sehr gut lernen kann.

    Weißt du, ich behaupte nicht alles zu wissen, aber was ich immer gemacht habe... Als ich so alt war wie du und jetzt auch noch... Ich habe immer hingehört, wenn erfahrene Trainer was gesagt haben.


    Ich habe mir generell meine Meinung gebildet, aber habe mir alles angehört und dann für mich das beste rausgefiltert. Solltest du auch machen und nicht denken, weil du mal Dritter in der Bezirksklasse, oder wie das in deinem Kreis heißt, geworden bist, dass du schon alles weißt und sogar besser weißt.


    Und nein... NATÜRLICHE Autorität kann man nicht lernen. Deshalb wird sie natürlich genannt.

    Die hat man oder eben nicht. Man kann sich Respekt bei seinen Spielern erarbeiten, aber NATÜRLICHE Autorität hat man oder eben nicht.

  • Spiel lesen und Scouting? Kann man das richtig trennen?


    Als Trainer ist es ja einer meiner wichtigsten Aufgaben den Spieler und Team durch meine Erfahrung zu helfen.

    Wie sie das umsetzen, liegt nicht in meiner Hand. Ich kann nur hinweisen und kurz erklären, was mir auffällt-


    Liegt meine Mannschaft gegen einen überlegenen Gegner nach 10 Min mit 0:3 zurück, dann bin ich als Trainer gefragt. Ich überlege mir wie ich ein Debakel verhindern kann. Halbzeit werden die Jungs motiviert und die Spielpositionen verändert oder ein starker Spieler die Abwehr verstärkt , ob es fruchtet liegt nicht in meiner Hand.


    Steht es auf Messerschneide über das ganze Spiel, dann bin ich relativ ruhig und lass das Spiel laufen, da ich diese Spiele liebe.
    Ich bin dann ganz Trainer und überlege mir wie ich durch Spielerwechsel und Positonswechsel noch was bewirken, wie die Spieler das umsetzen liegt auch nicht in meiner Hand.


    SInd wir dem Gegner hoch überlegen, werden nach 5:0 die Positonen gewechselt, damit jeder mal offensiv und defensiv sich ausprobieren soll.

  • Ein Spiel lesen, so wie es im Eingangspost dargestellt wird, läuft im Spiel selbst ab. Während dein eigenes Team spielt und du an der Seitenline stehst/sitzt.


    Scouting ist das "Informationen einholen" im Vorfeld.


    Nein, du lässt das Spiel nicht laufen, sondern du willst es durch Spielerwechsel oder Positionswechsel beeinflussen. Das hast du gerade selbst geschrieben :-). Und das ist gut so.

  • Im Eingangspost wird gefragt, wie man lernen kann ein Spiel zu lesen.

    Dazu ist es sicher sinnvoll viele Spiele anderer Mannschaften als Außenstehender zu analysieren und zu beobachten.

    Der isolierte Fokus auf die reine Spielbeobachtung ohne als Coach eingreifen zu müssen, ohne emotionale Bindung zum Spiel, ohne sich zu ärgern, welche falschen Annahmen man im Vorfeld hatte und zu welchem Spielverlauf diese nun geführt haben führt dazu, dass ich mich auf das konzentrieren kann was ich sehe und meine Schlüsse daraus ziehen kann.

    Das Ganze dann „unter Druck“ im Spiel der eigenen Mannschaft umzusetzen ist ein Lern- und Erfahrungsprozess, für den ich aber meine Werkzeuge benötige.

    Die Spieler lernen Finten, Passen etc. auch zuerst mal isoliert und anschließend mit immer höherem Zeit- und Gegnerdruck. Warum soll das für den Trainer nicht gelten.

    Somit gebe ich Coach31 dahingehend recht, dass Erfahrung eine große Rolle spielt.

    Trotzdem bin ich überzeugt:

    ein Trainer, der viele Spiele auf verschiedenen Leistungsniveaus beobachtet und dabei vielleicht auch noch seine Lehren aus dem Verhalten der Trainerkollegen dort zieht kommt schneller und qualitativ besser zum Ziel, als wenn er darauf hofft, dass die Weisheit im Lauf der Jahre die er mit seinen eigenen Teams verbringt über ihn kommt.

  • Coach1976


    Ich sage auch nicht, dass Dinge wie Scouting, Videoanalysen oder das Beobachten von Spielen mit NLZ Teams und die Gespräche mit deren Trainern danach, nicht förderlich sind, aber es ist nur ein kleiner Schritt...


    Alles danach kommt auch mit Erfahrung und viele Trainer bekommen es gar nicht hin, weil sie "das Auge" dafür nicht haben.

  • Coach31 - auf jedenfall spielt Erfahrung spielt eine wesentliche Rolle ein Spiel zu lesen. jedoch kann man es beschleunigen wie Coach1976 hinweist, sollte man sich Spiele auf verschiedenen Niveaus anschauen, man lernt sehr viel davon. Ich habe mir fest vorgenommen für die neue Saison Spiele von anderen Teams anzuschauen. Da man im eigen Spiel zu sehr fokussiert ist auf das eigene Team. Auch Trainingsabläufe von anderen Teams werde ich mir anschauen, weil mit dem Augen nimmt man mehr wahr als wenn man nur Bücher oder kurze Videos studiert. Auch gestandene Bundesligatrainer hospitieren im Ausland um Kontakte zu pflegen und Erfahrung auszutauschen.