Gibt es Unterschiede beim Mädchen- und Jungentraining?

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  • Hallo zusammen,


    Ich war jetzt drei Jahre „erfolgreich1“ im Kinderfußball als Trainer unterwegs und suchte eine neue Herausforderung um mal meinen Horizont als junger Trainer im Breitensport zu erweitern.

    Kurz entschlossen suchte ich ein Gespräch mit unserem Jugendleiter und siehe da ich werde in der nächsten Saison eine U13 Mädchenmannschaft trainieren.

    Ich freue mich total auf die neue Mannschaft, frage mich nun aber ob es Unterschiede gibt, wie ich mit den Mädchen trainieren sollte? :/

    Ganz wichtig diese Frage zielt nicht auf den Inhalt bzw. die Schwerpunkte des Trainings ab, sondern auf die Art und Weise wie die Themen vermittelt werden sollten.

    Gibt es dort Do’s oder Dont’s die man befolgen sollte?

    Ich freue mich auf eure Antworten. :)

    Gruß,

    Thobo


    erfolgreich1
    Bevor es falsch verstanden wird, das erfolgreich bezieht sich nicht auf die Leistung der Kinder in den Wettspiele, sondern auf die Entwicklung der Kinder, auf und abseits vom Platz über die letzten drei Jahre hinweg. Bleibt die Frage wie groß mein Anteil daran war.:/ 

  • Hallo Thobo,


    die Erfahrung mit den Teams meiner Mädchen D- bis C-Juniorinnen) ist dass bei den Mädchen das Mannschaftsgefüge und Wohlfühlen deutlich wichtiger ist als bei den Juniorenteams. Was wahrscheinlich auch daran liegt dass wir ein Breitensport-Verein sind und hier bei den Mädchen deutlich mehr Spielerinnen "nur für den Spaß" und "mit der Freundin" spielen als dies bei den Jungs der Fall ist.


    Daher sehe ich in der Vermittlung den Unterschied dass du mit "scharfem Ton" weniger erreichen kannst als bei den Jungs. Das kann aber im Leistungssport-Teams ganz anders aussehen.


    Gruß

    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Ich habe zwar bisher nur einmal Mädchen und einmal Frauen trainiert (aber beides nicht im Fußball) und ich sage der Unterschied ist:

    Jungs: Sorge dafür, dass du das Team gut führst.

    Mädels: Sorge dafür, das die Mädels dich das Team gut führen lassen.

  • Ok totog wir sind auch ein Breitensport Verein , daher könnten deine Ausführungen passen.


    Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du also das man bei den Mädchen dann mehr für für Stimmung im Team und für weniger Leistungsdruck sorgen sollte oder?


    Ersatzbank das klingt ja relativ abschreckend=O:D

    Kannst du etwas näher beschrieben was du damit meinst?


    Gruß

    Thobo

  • Nö. ich finde es nicht abschreckend. eher angenehm. So - wie Torsten schon schrieb. Wobei ich es nicht generell mit "weniger Leistung" beschreiben möchte. Wenn die Mädels und das Team gut drauf sind, kannst du auch Leistung fordern. Aber wenn du überziehst dann fangen Mädels weniger an auch durchzubeißen und um Stammplätze zu kämpfen, sondern werden eher gemeinsam Front gegen dich beziehen.

  • Ich denke Ersatzbank und ich beschreiben ähnliches.


    Bei Mädchen- und Damenteams im Breitensport bewegst du dich weit im Hobby-Bereich. Viel (in unseren Mannschaften die meisten) Mädchen haben eine viel kürzere Bindung zum Fußball als dies bei den Jungs der Fall ist. Hast du in einer Jungen B-Jugend vielleicht 1-2 Spieler die erst seit kurzem (1-2Jahre) in Verein Spielen kann es bei den Mädchen genau umgekehrt sein.

    Daraus kommt bei unseren Teams der Unterschied dass die Jungs mit "das machen wir um Erfolgreich zu sein" viel besser zu steuern sind als die Mädchen. Was nicht heißt dass die Mädchen nicht auch erfolgreich sein wollen. Aber hier hängt das zusammen und das Gruppenbild viel höher als bei den Jungs.


    Zusätzlich hast du (als Mann) auf ganz entscheidende Bereiche keinen Zugriff. z.B. die Kabine. Hier werden auch in den Jungenteams viel Gespräche geführt und Hierarchien geformt. Und alleine die Tatsache dass du hier Einfluss nehmen könntest indem du anwesend bist verschafft dir eine andere Stellung zur Gruppe der Jungs, als dies bei den Mädchen der Fall ist.


    Daher sehe ich es wie Ersatzbank schon bezeichnet. Du musst schauen dass du es schaffst dass dich die Gruppe der Spielerinnen als Richtungsgeber akzeptiert. Dann könnt ihr gemeinsam auch Erfolg als Ziel ausgeben und erreichen. Das Team aber "von dir aus" dort hin zu treiben wird bei Mädchen aber weniger funktionieren als es bei Jungs der Fall ist.



    Gruß

    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Zusätzlich hast du (als Mann) auf ganz entscheidende Bereiche keinen Zugriff. z.B. die Kabine. Hier werden auch in den Jungenteams viel Gespräche geführt und Hierarchien geformt. Und alleine die Tatsache dass du hier Einfluss nehmen könntest indem du anwesend bist verschafft dir eine andere Stellung zur Gruppe der Jungs, als dies bei den Mädchen der Fall ist.

    Einspruch, euer Ehren. In Mädchenkabinen findet so was aus meiner Erfahrung aus 30 Jahren Kabine überhaupt nicht statt. Da wird weder über das Spiel noch über das Mannschaftsgefüge diskutiert sondern ganz allgemeine Dinge wie die letzte Party, der schnuckelige Junge aus der 10b oder ob jetzt Radler oder Weizen besser schmeckt.


    Aber wenn du überziehst dann fangen Mädels weniger an auch durchzubeißen und um Stammplätze zu kämpfen, sondern werden eher gemeinsam Front gegen dich beziehen.

    Das trifft es ziemlich gut.
    Der Trainer ist nicht wirklich ein Teil der Mannschaft. Eher so wie ein Lehrer, der einer Klassengemeinschaft vorsteht. Zum Beispiel verändern sich Gesprächesthemen, sobald der Trainer dazu kommt. Wenn man als Erwachsener Kinder trainiert ist diese Distanz ja eh gegeben aber das verschwimmt im Laufe der Zeit... Bei Mädchen/jungen Frauen eher nicht.

    Und, ich hab es hier vor kurzem schon mal geschrieben, Mädchen verlieben sich ganz gerne in ihren Trainer und tun deshalb "alles" für ihn. Wenn du, Thobo in diese Alterklasse fällst (also junger Mann, kein väterl. Typ) dann würde ich zu einer freundlichen Distanz raten. Sonst kann das auch umschlagen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Den größten Unterschied den ich festgestellt habe:

    Mädchen hinterfragen viel mehr. Wenn ne Trainingseinheit keinen Sinn macht, dann gibt es sehr schnell Fragen etc. Gleichzeitig kann man dadurch aber viel mehr gemeinsam erarbeiten und die Mädels einbinden. Einem Jungen kannst du in dem Alter fast noch steuern wie die Kicker bei FIFA. Ein Mädel denkt 3 mal nach bevor es einen Weg läuft und tut es auch einfach nicht, wenn sie nicht versteht warum. Daher ist da viel Kommunikation wichtig und Spielformen noch nötiger als bei Jungs. Und: Freiräume lassen. Mädels wollen halt auch mal quatschen während sie laufen (Jungsnatürlich auch). Das gehört halt einfach dazu, besonders im Breitensportbereich.

  • Einspruch, euer Ehren. In Mädchenkabinen findet so was aus meiner Erfahrung aus 30 Jahren Kabine überhaupt nicht statt. Da wird weder über das Spiel noch über das Mannschaftsgefüge diskutiert sondern ganz allgemeine Dinge wie die letzte Party, der schnuckelige Junge aus der 10b oder ob jetzt Radler oder Weizen besser schmeckt.

    Das ist genau dass was ich meine! :saint: Ich habe nichts geschrieben dass in der Kabine übers Spiel gesprochen wird, sonder nur dass hier wichtige Gespräche für die Gruppe stattfinden.

    Dazu gehört eben auch wer bei der letzte Party mit wem... und wer deshalb blöd ist und wer nicht! Entstehen hier Spannungen kann ich bei den Jungs ggf. eingreifen, allein indem ich in der Kabine anwesend bin, bei den Mädchen kann ich dieses interne Reiben nicht beeinflussen. Ob hier nun unterscheide wegen den Geschlechtern sind weiß ich nicht, aber meine Möglichkeiten als Trainer sind andere.


    Gruß

    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

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    - (Quelle: paderball.com)

  • In den Teams in denen ich gespielt habe gabs dieses 11-Freundinnen-müsst-ihr-sein überhaupt nicht. Das waren stets Zweckgemeinschaften. Von daher hat man sich in der Kabine mit den 3 / 4 Mädels unterhalten, mit denen man gut konnte und die anderen waren halt auch da.
    Das hat durchaus zu Spannungen geführt, besonders wenn ein Grüppchen die Oberhand gewann. Aber wie man da Einfluss in der Kabine nehmen könnte, weiß ich auch nicht. Ich glaube, da kann man nicht wirklich reingrätschen.

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  • Aber wie man da Einfluss in der Kabine nehmen könnte, weiß ich auch nicht. Ich glaube, da kann man nicht wirklich reingrätschen.

    Meine Erfahrung aus den Jungen-Teams ist, dass es bis zum bekannten "Dissen von anderen" gehen kann und hier (nach einem klaren Gespräch) alleine die Anwesenheit eines Erwachsenen zu Änderungen führt / geführt hat.


    Gruppenbildung und anderes ist ja normal, es muss aber eine Mannschaft, also die von dir angesprochene Zweckgemeinschaft, bleiben. wenn ich jetzt so schreibe kann man das bei Bedarf vielleicht auch an eine Mutter delegieren.


    Aber die Möglichkeit des eignen Einflusses fehlt erst einmal.


    Gruß

    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Ich weiß nicht, ob ich als Trainer überhaupt (unabhängig Jungs/Mädchen) in der Kabine wäre, um da irgendetwas zu regeln.. Ich finde, das ist Raum der Mannschaft und sollte zum Quatschmachen, Gespräche führen usw. ohne Trainer zur Verfügung stehen. Sollte es Probleme durch Mobbing oder ähnliches geben, muss natürlich eingegriffen werden, aber im Normalfall sind D-Juniorinnen (-Junioren) alt genug, um eine funktionierende Gruppe zu bilden.


    Um das eigentliche Thema aufzugreifen (ich habe zwar noch nie Jungs trainiert): ich denke, die wesentlichen Punkte wurden genannt und die Personen haben wesentlich mehr erfahrung als ich ;o) Ich finde es sehr angenehm Mädels zu trainieren, denn sie wollen zwar genau wissen, was man warum macht, aber sind sie vom Sinn überzeugt auch voll dabei. Außerdem musste ich noch nie im Training laut werden, weil irgendwas schief läuft. In der D-Junged, die gleichzeitig mit uns trainiert wurde auch schonmal geschimpft und gepöbelt, mit sowas muss ich mich nicht rumschlagen ;)

  • Ich hab jetzt mit Interesse die weiteren Kommentare von euch gelesen und werde diese einfach Mal annehmen und schauen wie es läuft.


    Vermutlich werde ich euch dann Mal auf dem laufenden halten wie es sich entwickelt,da ich glaube von einem Erfahrungsaustausch können alle nur profitieren.

  • Wichtig, dass du Mädchenfußball ernst nimmst. Es wurde ja schon geschrieben, dass Mädels eher das Gemeinschaftsgefühl suchen und nicht so sehr den sportlichen Erfolg. Das ganze darf aber nicht in Bewegungstherapie mit Ball enden. Zeig ihnen, dass du ihnen Fußball beibringen willst und dich kleinere fußballerische Katastrophen nicht aus der Bahn werfen. Plane deine Ziele über Jahre. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut werden und so ist es auch beim Mädchenfußball. Viele interessieren sich nicht für Profifußball und dementsprechend sind ihnen viele unbekannt die man bei Jungs als gegeben sehen kann. Plane da viel Zeit ein und sei geduldig. Ich wollte mal eine Übung machen und habe 60 Minuten damit verbracht, die Übung zu erklären, was dabei gelernt wird und warum das intelligent ist. Das kann man jetzt als Zeitverschwendung ansehen, aber ich fand das klasse, dass solang geredet wird. Es sollen keine Sachen gemacht werden, weil es der Trainer sagt sondern weil die Spielerin es als intelligent ansieht. Wenn man diesen Umweg gehen muss, dann ist das halt so.

    Noch eine kleine Bitte;): Bring deinen Mädels Fußball bei. Leider ist man -besonders am Anfang (geht aber auch in den Frauenbereich hoch)- erfolgreich wenn man blind bolzt und dem Ball hinterherrennt. Wenn du deinen Mädels aber ein gepflegtes Spiel beibringst machst du langfristig glücklich, weil sie was gelernt haben, unabhängig davon ob sie irgendwann aufhören.