Bambini, Entwicklung und Passspiel

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  • Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,


    wir haben mit unseren Bambini nach der Herbstturnierrunde im Winter einige Hallenturniere bestritten. Da wir recht viele Kinder im Jahrgang 2011 haben (17), konnten wir die Kinder schön aufteilen. Alle hatten - soweit gesund und interessiert - ausreichend und nahezu gleiche Spielanteile. Obwohl es teilweise laut und hektisch zuging und Ergebnisse sehr wohl eine Rolle spielten, haben unsere Kinder das sehr gut gemeistert. Aufgrund der jeweils ausgewogenen Mischung unserer Mannschaft konnten sie durchweg gut mithalten. Die Verbandsturniere waren so organisiert, dass man auf etwa gleich starke Teams traf. Alles in allem sind wir überaus zufrieden mit der Entwicklung.


    Mir ist gestern bei einem Turnier (wie auch schon bei Tunieren zuvor, wenn auch nicht so stark) aufgefallen, dass die Kinder anfangen , sich den Ball zuspielen. Das sind überwiegend keine Zuspiele, die Situationsvorteile bringen, aber hin und wieder sind die sogar richtig gut (in die Tiefe, kein Witz). Wir Betreuer sind Befürworter der Idee, dass über allem die persönliche individuelle Entwicklung der Kinder mit Ball am Fuß (dribbelnd und schießend) steht. Im Training unterbrechen wir bei sinnfreiem Passspiel des Öfteren und motivieren die Kinder dazu, selbst mit dem Ball nach vorne zu gehen, zu dribbeln usw...


    In einem Turnier sind Einwirkungsmöglichkeiten nicht so da. Deshalb wurde es bei dem gestrigen Turnier zusehends mehr "Passspiel". Nun sind (Gott sei Dank?) Winterferien. Wir wollen die Kinder danach wieder vermehrt zu eigenen Aktionen mit Ball motivieren. Und dann wird es zur Glaubensfrage kommen: sollen wir das Passspiel "abtrainieren"? Klar werden wir ihnen mitteilen, dass blinde Pässe nicht so toll und in die Mitte des eigenen Feldes überdies gefährlich sind. Aber sollen wir grundsätzlich Zuspiele untersagen? Auch wenn gestern der Sinn überwiegend nicht erkennbar war, so zeigt es doch, dass die Kinder andere Wege des Spiels für sich entdecken. Und wäre es nicht richtig, sie machen zu lassen und selbst erkennen lassen, dass manche Zuspiele unklug und gefährlich sind, andere Zuspiele aber schon ok? Ich war fast geneigt, manchmal reinzubrüllen, dass sie endlich aufhören sollen zu passen. Das habe ich natürlich gelassen wie überhaupt die Turniere gut gezeigt haben, dass man sich nahezu jedes "Hineinrufen" sparen kann. Kurioserweise zeigte sich, dass die Zuspiele mit der Zeit etwas "sicherer" wurden.


    Wir werden wie immer einen gesunden "Mittelweg" finden, aber Eure Meinung würde uns interessieren.

  • Ich denke eine Ausbildung mit Schwerpunkt auf dem individuellen Bereich schließt ein Passspiel nicht aus. Ich denke aber ehrlich gesagt nicht das eine Bambini Truppe ein Passpiel im eigentlichen Sinne beherrschen kann.


    Für mich bedeutet ein bewusster Pass, dass ich ich als Abspieler bereits eine Idee habe was der Anspieler mit dem Ball machen kann. Also nicht das "hergeben" des Balles ist das eigentliche Ziel, sondern vielmehr ein "verändern" der Spielsituation. Und dies ist für eine Bambini-Truppe wohl eher nicht möglich. Natürlich hängt es hierbei sehr stark von den Kindern selbst ab. Ich kenne Bambinis die sehr wohl in der Lage sind sich "richtig" freizulaufen, also ausreichend Abstand zum Ball halten um einen sinnvollen Pass zu ermöglichen. In diesem Fall hängt der Erfolg aber vielmehr vom Freilaufen als vom Pass an sich ab. Deshalb würde ich immer hinterfragen warum ein Pass gespielt wurde und dadurch ergeben sich mit der Zeit entweder weniger Pässe und mehr 1gg1 oder eben mehr "sinvolle" Pässe.


    Pässe an sich zu verbieten würde ich nicht. Mit besserem Spielverständnis werden sich die Optionen der Kinder selbst begrenzen. Zumal auch "blinde" Pässe mit stärker/älter werdenenden Gegnern immer seltener von Erfolg gekrönt sein werden.


    Gruß

    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Der Hinweis, jeweils zu hinterfragen, warum ein Pass gespielt wurde, ist sicherlich sehr gut.


    Bei dem Turnier gestern gab es ein paar Zuspiele, durch die ein Spieler den Ball weg von der Traube zu einem (derzeit) unbedrängten Spieler brachte, was ja denke ich schon ok ist. Und es gab eine Situation, wo sich ein Mitspieler hinter zwei oder drei Gegnern Richtung Tor in den freien Raum bewegte und der Zuspieler an diesen Gegnern den Ball vorbei in den Lauf spielte. Aber das (sowohl seitens des sich freilaufenden Spieler wie auch seitens des Passggebers) war ein singuläres Ereignis, so dass ich von Zufall ausgehen möchte. Freilaufen ist ansonsten bislang kein Thema, weil ja noch kein Zuspiel zu erwarten ist.

  • Freilaufen ist ansonsten bislang kein Thema, weil ja noch kein Zuspiel zu erwarten ist.

    Das ist wohl richtig. Aber "nicht in die Spielertraube zu laufen" ist in diesem Alter ja schon ein erstes richtiges Verhalten hinsichtlich Passpiel. Was ich aber auch damit meinte das der Erfolg viel mehr vom Empfänger (und vom Zufall) als vom Abspieler abhängig ist.


    Deshalb würde ich es eben nicht verbieten und genau so loben. Vielmehr das "freilaufen" als das Passspiel. Aber die Kinder weiter zu mutigen 1gg1 anhalten und auf dieses den Trainingschwerpunkt legen.


    Gruß

    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Wir Betreuer sind Befürworter der Idee, dass über allem die persönliche individuelle Entwicklung der Kinder mit Ball am Fuß (dribbelnd und schießend) steht.

    Das ist auch genau richtig.


    Negativ verbieten eher nicht. Den Ball stumpf und blind wegballern sollte natürlich unterbunden werden.


    Aber besser die Kids positiv motivieren, ermutigen und bestärken. Die Kinder viel loben, wenn sie sich etwas zutrauen und ins 1:1 gehen. Sie darauf hinweisen, dass sie den Ball annehmen sollen, kein Direktspiel (auch wenn die Eltern das ganz toll finden). Egal wo, auch vorm eigenen Tor, 1:1 ist im Bambini-Alter immer gut.

  • Wo ist denn in dem Alter der Unterschied zwischen einem Schuss und einem Pass?

    Ich sehe immer nur Beides als blindes geschlage des Balles und mit glück geht er dann rein oder landet nicht beim Gegenspieler. Meine Erfahrung mit so ganz jungen Spielern ist aber auf zuschauen begrenzt.

  • ich glaube, vieles hängt vom Umfeld der Kinder ab. Wenn sie etwa auf dem Schulhof mit den Viertklässlern kicken (dürfen) werden sie anders gebrieft als Kinder, die nur zum Training kommen und sonst den Ball nie angucken. Wenn man eine Truppe Vollblutkicker hat, kann man schon beim Altjahrgang Bambinis absichtliche Pässe bzw. deren Versuche sehen.


    Unsere Kinder letztes Jahr waren so ne Truppe. Da haben die Kinder beim Turnier in einer Pause ein Spielsystem erarbeitet. (ohne uns Trainer). Sie kamen dann ganz stolz zu uns und stellten uns folgendes vor: "wir brauchen ein System. Wir spielen jetzt 3-2-1." - samt dazu gehöriger Aufstellung. Wir haben geschmunzelt und sie mal machen lassen. Aber was sollen wir sagen? Sie haben es geschafft, die Abwehr so zu organisieren, dass einer hinten bleibt und haben sich mit den dreien auch abgewechselt... Da gabs richtig Kommunikation aufm Feld: Otto, jetzt bleibst du hinten, ich geh mit vor...

    Unsere jetzige F-linge sind davon weit entfernt. Vollblutkicker gibts kaum, die kleinen Träumerle sind noch in der Überzahl...



    Alles was aus den Kindern selber kommt, würde ich nicht torpedieren. Ich finde es ja eher spannend, was sich die Kinder so denken und was man so bei Turnieren an Eigeninitiative der Kids beobachten kann.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • holzi Es kommt eigentlich darauf an warum sie passen. es ist ja ein Unterschied, ob sie den Ball einfach nur loswerden wollen - aus welchen Gründen auch immer, meist sind Erwachsene und Druck schuld, oder ob sie tatsächlich die Mannschaftskollegen mitspielen lassen wollen.

    Es mag Einzelfälle geben, das Kinder in den Alter erkennen, dass ein anderes Kind besser steht im einen Torabschluss zu suchen, jedoch denke ich fällt das auch unter andere mitspielen lassen.


    Dieses andere mitspielen lassen ist geil und würde ich nie verändern wollen, sondern würde einfach schauen, dass nicht direkt gespielt wird, sondern so, dass du als Trainer siehst, das die Kids lernen etwas mit dem Ball anzufangen.


    Das erstgenannte aus mangelndem Zutrauen den Ball schnell weg zu schieben ist fatal und verlangt nach deinem Coaching. Vor allem im mentalen.

  • Skriwer

    Wie man halt passen und schießen unterscheidet. Ein Pass zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass der Ball beim Mitspieler oder in seiner Nähe so ankommt, dass der Mitspieler ihn verarbeiten kann (egal, ob sinnvoll oder nicht). Bei einem Schuss ist das nicht beabsichtigt. In diesem Sinne können einige ältere Babini passen, vielleicht auch nur zufällig. Bei vielen Bambini ist die Unterscheidung in der Tat nicht erkennbar, was aber völlig ok ist...

  • Es ist bei Bambini Spielen natürlich häufig zu sehen, dass Pässe gespielt werden, keinen Sinn machen. Oft schauen die Kinder nicht mal in die Passrichtung, spielen also blind. Und das hat einen Grund: Die Kinder wollen den Ball nur los werden, weil Sie unter Gegnerdruck stehen (oder noch nicht mal das). Diese Pässe sind dann natürlich keine sinnvolle Lösung. Die Kinder brauchen dafür im Training Lösungsansätze. Also Dribbeln in Spielformen fördern. Der Torerfolg muss das Größte sein. Einen Zweikampf darf dann auch mal verloren werden! Auch solche Sachen wie den Ball mit der Sohle zurück ziehen und einfach in die andere Richtung laufen, können Bambinis lernen.

    Diese "Alibipässe" werden mit zunehmenden Alter zu einem sinnfreien Ballwegschlagen. Das Dumme ist nur, dass in der F und E ein Ball hinten rausschlagen sogar noch ergebnisorientiert ist und teilweise sogar zu eigenen Tormöglichkeiten führen kann. Aber ab der D-Jugend haben Kinder, die nur diese Option haben, keine Chance mehr. Meiner Meinung nach ist dies ein Teilaspekt des Dropouts in dieser Altersklasse (Kinder/Jugendliche hören mit dem Fußball auf). Daher ist es zwingend erforderlich und die Pflicht eines Trainers den Kinder ab der G alle Optionen aufzuzeigen und beizubringen. Natürlich ist dies immer abhängig von der körperlichen und geistigen Entwicklung. Und die kann innerhalb einer G-Jugend extrem unterschiedlich ausgeprägt sein. Wenn man im Training Spielformen einsetzt, wie z.B. Funino werden die Kids ganz von alleine mit dem Passen beginnen.


    Meine Empfehlung: nicht das Passen verbieten oder angewöhnen sondern den Kinder Lösungen aufzeigen.