Was könnte man alles in Frage stellen?

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  • Ich habe gerade einen Beitrag über die Schule gelesen, der in mir auch viele Fragen im Fußball auslöst:

    - Warum spielen bzw. trainieren wir in Jahrgangsmannschaften? Ich stelle immer wieder fest, dass z.B. die jüngeren Brüder die besseren Fußballer sind (eifern den Großen nach). Meine Tochter turnt im Training mit Mädchen im Alter von 7-Mitte 20. Tochter und Sohn spielen Badminton und dort trainieren die 6-15 Jährigen zusammen. Im Fußball machen wir uns schon Gedanken, ob ein Jungjahrgang beim Altjahrgang mitspielen soll.

    - Warum gibt es immer wieder Diskussionen um Trainingszeiten und Plätze? In den Ferienfußballschulen wird mit 60-70 Spielern auf einem Platz trainiert - im Verein will man höchstens 2 Mannschaften (ca. 25-30 Spieler) auf dem Platz haben

    - Warum sind in den meisten Vereinen die Trainer für eine Mannschaft verantwortlich bzw. trainieren nur eine Mannschaft? Könnte man da nicht mit Schwerpunkttrainern bzw. Spezialisten arbeiten? Evtl. könnte man auch nach Tagen unterscheiden?

    - Warum gibt es so wenig freies Spiel in den Vereinen? war hier schon mal Thema: Freies vs. Angleitetes Fußballspielen

    - Warum kann ein Trainer nicht 40 Kinder trainieren? Wenn wir davon ausgehen, dass man Kindern nichts bei bringen kann/soll/muss.

    - Was möchte ein Kind im Training lernen? Tricks; Ball jonglieren; eine Schusstechnik; Fallrückzieher u.a. Oder will es nur spielen?

    - Warum kann man beim Fußballtraining nicht einfach kommen und gehen wann man will bzw. kann?


    Und da habe ich mir noch nicht die Fragen nach Anzahl der Spieler (4; 7; 9; 11), der Spielform (Funino oder normal), der Ballgröße (3er; 4er usw.), Größe der Tore, Anzahl an Einwechselspieler usw. gestellt, die hier auch immer wieder diskutiert werden und mich beschäftigen.


    Habt ihr noch mehr Themen, die euch beschäftigen und die man in Frage stellen könnte? Ich würde mich freuen, weil diese Fragen mich weiterbringen.

  • Mich beschäftigt vor allem, ob sich in der Suche nach immer neueren Lehrkonzepten, die den Kindern immer mehr Freiheit versprechen, nicht vielleicht doch nur die Faul- bzw. Feigheit von Eltern und Lehrern manifestiert. Das sind letztlich die einzigen, die da von irgendwas befreit werden, nämlich von ihrer Verantwortung.


    Im Gegensatz dazu sind Deine Fragen oben eigentlich recht schnell beantwortet...

  • Das sehe ich anders. Aus meiner Sicht muss ich mehr Verantwortung als Eltern, Trainer und Lehrer übernehmen und die Eigenheiten der Kinder mehr berücksichtigen.

    Beispiele:

    1) wann trage ich mehr Verantwortung, wenn ich ein Kind über die Straße trage, es an der Hand über die Straße bringe, ihm sage, wann es über die Straße gehen kann, die Straßenüberquerung beobachte oder ihm vertraue, dass es alleine über die Straße gehen kann und ich nicht dabei bin? Und da werde ich auch die individuellen Fähigkeiten der Kinder berücksichtigen und mit unterschiedlichen Lösungsansätzen zum Ziel kommen -> keine Einheitslösung -> mehr Aufwand für Eltern, Trainer und Lehrer

    2) 2x 4 gegen 4 aufbauen oder 1x 8 gegen 8 aufbauen -> ich bin der Meinung, da habe ich bei 2x 4 gegen 4 mehr Aufwand


    Und auf die schnellen Antworten bin ich auch gespannt ;)

  • Zum ersten Punkt : Ich gehe nicht davon aus, dass man Kindern nichts beibringen kann/soll/muss !

    Zum zweiten Punkt: Das frage ich mich selbst ! Warum kann ich als Trainer zum Training nicht einfach kommen und gehen, wann ich will ?


  • Zu Punkt 1: Fussball ist ein Mannschaftssport, ein Vergleich mit Badminton passt nicht. Beim Tennis früher habe ich als 12 Jähriger auch gegen 16 Jährige gespielt, dass lag aber eher daran das ich gut genug war (oder die 16 Jährigen zu schlecht, wie man will) und vor allem, es gibt überhaupt nicht ausreichend Kinder/Jugendliche um dauerhaft reinen Jahrgängen festhalten zu können. Zumindest in den kleineren Klubs. Das ist ja im Fussball (teilweise auch im Handball) anders, aber vor allem sind Fussball und Handball im Gegensatz zu Badminton, Tennis, TT etc. Kontaktsportarten. Lass mal einen nahezu ausgewachsenen 16 Jährigen mit hohem Tempo zu spät in einen Zweikampf mit einem 11 oder 12 Jährigen kommen, kann man den Notarzt rufen.


    Zu Punkt 2: Auch in Ferienfussballschulen wird teilweise auf mehreren Plätzen und aufgeteilt in Gruppen trainiert.


    Zu Punkt 3: Die meisten Trainer sind Ehrenamtlich, teilweise Spielerväter. Da gibt es weder Zeit und oftmals auch kein Interesse mehrere Teams zu trainieren. Auch an Spieltagen ist dies schon von der Organisation nicht möglich, da Teams teilweise am gleichen Tag oder gar gleichzeitig spielen. Habe selber schon zwei Teams zur gleichen Zeit betreut, das geht aber nur wenn man weiß das sich diese nicht überschneiden.


    Zu Punkt 5: Die Lehrer in unseren Schulen sind schon mit 25 Kindern oftmals überfordert, und die sind ausgebildet. Dazu können sich die Kinder nicht auf so einem großen Raum bewegen wie beim Training. Der Überblick über 40 Kinder ist schlicht nicht möglich. Und den Trainer kannst du wahrscheinlich zeitnah in eine Klinik einweisen.


    Zu Punkt 7: Warum sollte man sowas? Mit der Einstellung verfällt mMn. auf Dauer unsere komplette Gesellschaft. Bereits jetzt geht es bei vielen Jugendlichen nur nach Lust und Laune, wer so handelt hat aber einen Mannschaftssport nicht verstanden.

  • Beide Punkte zeigen doch genau das, was ich mit meiner Antwort meinte. Es geht regelmäßig nicht um die Bedürfnisse der Kinder, es geht im Grunde nur darum, daß sich die Eltern besser fühlen. Weil es ja so weh tut, die armen Kleinen einzuschränken...


    Wäre es anders, hättest Du Dich viel eingehender mit kindlicher Entwicklung auseinandergesetzt und wärest erst gar nicht auf Beispiel Nr. 1 gekommen. Ein Kind ist erstmal absolut nicht in der Lage, die Straße sicher zu überqueren. Dem fehlen ganz einfach die visuellen und kognitiven Voraussetzungen, den Verkehr einzuschätzen. Die haben ein kleineres Sichtfeld und bedingt dadurch auch ein entsprechend kleineres Verarbeitungszentrum im Kopf und dazu eine verhältnismäßig bescheidene Perspektive, so 90cm über dem Boden.


    Das heißt, ich muß das Kind erstmal über die Straße führen. Das muß ich solange machen, bis es genug Erfahrungen gesammelt hat, um den Vorgang zumindest in Grundzügen zu beherrschen.


    Es gibt also ganz einfach logische und nicht wegzudiskutierende Gründe dafür, kindliche Freiheit zu beschränken und gelegentlich einen gewissen Druck auszuüben.


    In Beispiel zwei gehst Du genauso von Dir aus. Es geht aber doch nicht um Deinen Aufwand, es geht um den Nutzen, den die Kinder haben. Ein 8:8 kann in bestimmten Situationen nützlicher sein als ein 4:4. Da hat der Einzelne vielleicht weniger Ballkontakte, dafür schult die Enge in Verbindung mit dem Gewimmel das Wahrnehmungszentrum.


    Fakt ist, daß es das Patentrezept an sich nicht gibt. Es geht nie ohne Anleitung und ohne Freiheit geht es auch nicht. Das heißt, wir müssen jeden Tag versuchen, die richtige Mischung zu finden und dabei müssen wir von den Kindern ausgehen.


    Die Kindheit an sich ist im Grunde ein einziger Horror, der in unserer Erinnerung verklärt wird. Die Jahre bis zur Pubertät sind geprägt davon, täglich neuen Eindrücken ausgesetzt zu sein, die erstmal als Bedrohung empfunden werden und dann z.B. in Alpträumen verarbeitet werden. Deshalb bedeutet Selbständigkeit eben nicht nur Freiheit. Es ist vor allem auch eine große Belastung, Entscheidungen selbst treffen zu müssen.


    Wenn ich den Aspekt umdrehe und die Kindheit als schönste Zeit des Lebens betrachte, komme ich letztlich auf das gleiche Ergebnis. Dann ist die selbständige Suche nach der richtigen Lösung häufig nur Zeitverschwendung.

  • Unser Schulsystem bedarf dringend neuer Konzepte und Methoden denn der nötige Output für unsere digitalisierte Welt sieht einfach ganz anders aus als noch vor 40 Jahren. Mir gefällt dazu dieser Artikel aus der GEO.


    Aber ist das in einem Mannschaftssport auch nötig? Ich finde eher nicht. Hier sind die gleichen Tugenden gefragt wie vor 40 Jahren: Teamgeist, Fairness, Pünktlichkeit, sich einbringen in ein Gruppe...
    Das zu individualisieren halte ich für Kontraprodutiv. Es gibt Einzelsportarten für die, die sich nicht unterordnen oder in eine Gruppe integrieren wollen.

    Jeder kommt zum Training wann er will? Weil irgendwer wird schon da sein? Analog einer Muckibude mit 24/7?
    Na von mir aus. Wenn es einen Markt gäbe, warum nicht. Aber ohne mich. Mir ist es nämlich nicht egal mit wem ich spiele. Ich möchte "meine" Teamkameraden um mich. Möchte mich gemeinsam umziehen, klönen, sporteln, siegen/verlieren. Nicht mit irgendwem.

    Gesellschaft hat auch immer was verbindendes. Oder sollte sie haben. Gerade Sport kann da sehr positive Impulse setzen. Ich sehe an dieser Stelle kaum Handlungsbedarf

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Goodie : Danke für den Artikel - die Schule hat auch vieles in Frage gestellt und es funktioniert scheinbar (hat wahrscheinlich auch seine Vor- und Nachteile). Das finde ich toll. Andere sagen bestimmt, dass kann doch nicht funktionieren.


    Mannschaftssport und Tugenden: ich gehöre auch gerne einer Mannschaft an, aber muss es nur eine Mannschaft sein? Wir haben z.B. ein Kind, dass alle 14 Tage nur spielt, weil es einmal bei Papa und einmal bei Mama ist. Warum darf so ein Kind nicht in 2 Mannschaften spielen? Und wenn ich Fußball, Badminton usw. spiele, gehöre ich auch mehreren Mannschaften an.


    Ich kann als Trainer auch ganz schlecht damit leben, wenn jeder kommt und geht, wann er will. Der Trainer meiner Tochter kann das und das hat den Vorteil, dass meine Tochter an einem Training zur Hälfte teilnehmen kann. Würde der sagen ganz oder gar nicht, könnte sie gar nicht mit trainieren.

    Als Animateur war das normal, dass Kinder und Jugendliche zum Programm dazu gestoßen sind, wenn sie Lust hatten und ich konnte sie auch in die Spiele einbauen (Trainer oder Animateur war hier im Forum auch schon mal eine Diskussion ;-)).

    Und dann sind es in der Kabine halt nicht die Team- sondern Vereinskameraden - damit wird aus meiner Sicht auch das "Aushelfen" in anderen Mannschaften einfacher, weil man sich schon kennt.

  • Karl : als Trainer sehe ich das Kommen und Gehen wann man will schon etwas anders. z.B. gibt es da den Punkt Organisatorisches (meistens habe ich den Schlüssel für die Materialien) oder Aufsichtspflicht (die habe nun mal ich, wenn mir die Kinder anvertraut werden)


    Das mit dem Beibringen wurde hier im Forum auch schon diskutiert - da werden unterschiedliche Meinungen wohl bestehen bleiben (und das ist auch gut so :])

  • HansMcMans : zu Punkt 1: da habe ich manchmal schon in der C-Jugend Angst (Größen- und Entwicklungsunterschiede), aber da ist es auch zulässig und es wird im Fußball nach Jahrgang und nicht nach Größe oder Gewichtsklasse unterschieden. Und manche wollen den guten alten Straßenfußball aufleben lassen - da ging das auch.

    zu Punkt 2: ja, es gibt beides und sogar noch Mischformen davon

    zu Punkt 3: so wie das System und die Organisation heute ist, gebe ich dir Recht, dass es schwer bis unmöglich ist mehrere Mannschaften zu trainieren und coachen. Ich kann mir aber ein anderes System und eine andere Organisation vorstellen und dann wäre es möglich - viele konnten sich früher die Spielgemeinschaften und JFGs auch nicht vorstellen und heute gibt es sie. Viele können bzw. konnten sich Funino als Spielbetrieb nicht vorstellen und es kommt langsam.

    zu Punkt 5: Lehrer früher hatten über 30 Schüler in der Klasse - haben die Kinder früher weniger gelernt? Es gibt Fitnesstrainer, die nehmen nur 10 Teilnehmer - andere machen es mit 40 oder 50 (z.B. Spinning - und Coerver Übungen könnte man so durchführen (ja, wahrscheinlich würde die Korrektur des Einzelnen quantitativ abnehmen (wenn ich mir manche Trainings ansehe, wird dort auch nicht viel korrigiert (ob das nun positiv oder negativ ist, wird hier im Forum ja auch diskutiert))

    zu Punkt 7: deshalb wenden sich auch immer mehr vom (geregelten) Mannschaftssport ab und Freizeitmannschaften und Freizeitligen bzw. -turniere wachsen - da ist Lust und Laune noch gefragt ;)

  • Tim68 : zum Thema Straße: es gibt verschiedene Arten eine Straße zu überqueren - Brücke, Ampel, Zebrastreifen, einspurig, wenig befahren usw. Je nach Entwicklungsstand des Kindes (deine Argumentation zur kindlichen Entwicklung unterschreibe ich) gibt es somit unterschiedliche Wege von A nach B, die ich verantworten kann.


    Du erwähnst sehr schön die Bedürfnisse der Kinder - wer fragt in unserer Gesellschaft denn die Kinder, welche Bedürfnisse sie haben? Und wenn ich sie weiß, darf ich als Elternteil teilweise in unserer Gesellschaft noch gar nicht danach handeln (z.B. Schulpflicht).

    Und ja, ich frage sie als Trainer auch nicht (bisher nur 2x durften sie machen, was sie wollten bzw. machte ich, was sie wollten). Trotzdem kommen sie immer wieder und haben Spaß (das sagen sie zumindest, wenn ich danach frage). Allerdings würden die auch bei einem Spiel nicht 7 gegen 7 spielen, sondern alle die da sind (Einwechselspieler sein ist blöd) - und schon sind wir wieder bei den Denkblockaden der Erwachsenen.


    Persönliche (Vor-)Urteile toleriere ich, auch wenn ich sie nicht akzeptieren kann ;)

  • zu Punkt 7: deshalb wenden sich auch immer mehr vom (geregelten) Mannschaftssport ab und Freizeitmannschaften und Freizeitligen bzw. -turniere wachsen - da ist Lust und Laune noch gefragt

    Ich bin beim Volleyball schon vor 17 Jahren vom normalen Spielbetrieb in den Hobbybereich gewechselt. Warum? Zwei Gründe:
    1. das Mixedspiel. Die Hobbyrunde kann als Damen, Herren oder Mixed Runde gespielt werden. Wobei die Mixed-Leute den absoluten Hauptanteil beisteuern.
    2. Es gibt weniger Spieltage. Diese sind entweder abends zu den Trainingseinheiten oder in Form von kleinen Turnieren. So muss man nicht mehr jede Woche in die Halle.
    Bei allem anderen weicht die Hobbyrunde nicht wesentlich ab. Es ist geregelter Spielbetrieb mit regelmäßigem Training und Schiris. Einige Regeln werden lockerer ausgelegt (in einigen Kreisen braucht man nicht mal einheitliche Trikots) aber ein Deutscher Meister wird auch ausgespielt.

    Beim Fußball ist die Regulierungswut eine riesengroße Spaßbremse.
    Ordnungsgeld wegen nicht eingetragenem Sponsor in der F-Jugend? Die spinnen doch.
    Zweitspielrecht in einem anderen Kreis sollte genauso gehen wie in einem anderen Verband.
    Und das Thema Trainingserlaubnis bei Kindern bringt mich jedes Mal auf die Palme...

    Freundschaftsspiele anmelden?


    Klar kann man immer viel verbessern. Hier im Kreis diskutieren einige wie man ein 0:33 vermeiden kann. Lösungsansätze gäbe es wohl reichlich aber hören die Verantwortlichen hin? Man kommt ja augenscheinlich nicht mal an sie heran.
    Ich habe mich mal direkt an einen Staffelleiter gewandt - uiuiui, das gab Ärger *vogelzeig*


    Na ja, als ich hier im Forum anfing hat mir einer geraten, mir ein dickes Fell anzuschaffen. Das war ein sehr guter Rat.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Persönliche (Vor-)Urteile toleriere ich, auch wenn ich sie nicht akzeptieren kann

    Interessanterweise kletterst Du aber mit jedem Beitrag weiter in die Schublade, in die ich Dich gesteckt habe :/


    wer fragt in unserer Gesellschaft denn die Kinder, welche Bedürfnisse sie haben? Und wenn ich sie weiß, darf ich als Elternteil teilweise in unserer Gesellschaft noch gar nicht danach handeln (z.B. Schulpflicht).

    Und ja, ich frage sie als Trainer auch nicht (bisher nur 2x durften sie machen, was sie wollten bzw. machte ich, was sie wollten).

    Bist Du sicher, daß Du nicht Bedürfnisse mit Wünschen verwechselst? Seine Bedürfnisse kann ein Kind letztlich doch gar nicht erfassen. Und selbst wenn sich ein persönliches Bedürfnis mal der gesellschaftlichen Konvention Schule von 8-13 Uhr unterordnen muß, dient auch das wieder der Befriedigung eines ganz wichtigen kindlichen Bedürfnisses, nämlich der Aufrechterhaltung einer funktionierenden Gesellschaft.


    Ich kann als Trainer auch ganz schlecht damit leben, wenn jeder kommt und geht, wann er will. Der Trainer meiner Tochter kann das und das hat den Vorteil, dass meine Tochter an einem Training zur Hälfte teilnehmen kann. Würde der sagen ganz oder gar nicht, könnte sie gar nicht mit trainieren.

    Ganz oder gar nicht würde aber bedeuten, eine Entscheidung zu treffen und wir sind wieder an meinem Kernpunkt. Es geht gar nicht um kindliche Freiheit, es geht darum, keine Entscheidungen treffen zu müssen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, wenn einer meiner Spieler nachmittags Schule hat, dann habe ich kein Problem damit, wenn er halt später zum Training kommt. Aber wenn am Mittwoch Nachmittag noch Tennis, Reiten, Bibelstunde oder was auch immer ist, dann muß er sich entscheiden. Nicht meinetwegen, seinetwegen. Er muß es lernen, Entscheidungen zu treffen und mit den Resultaten klarzukommen. Das ist eines seiner Grundbedürfnisse...

  • Ich wollte meinen Beitrag eigentlich editieren, aber nach einem halben Tag ist das irgendwie auch affig. Deshalb an dieser Stelle die Bitte um Entschuldigung dafür, daß ich persönlich geworden bin.

  • Tim68 : Entschuldigung angenommen :)


    Wie definierst du Wunsch und Bedürfnis? Wie unterscheidest du das?

    Ich bin ein Maslow (Bedürfnispyramide) Anhänger und da kann ein Kind Bedürfnisse haben (physiologische: Hunger, Durst, Schlaf usw.; Sicherheit: Wohnung usw.).

    wikipedia schreibt bei Bedürfnis: "Unter Bedürfnis versteht man in der Alltagssprache Verlangen, Wunsch, Ansprüche („wachsende Bedürfnisse“) oder etwas meist materielles zum Leben Notwendiges. In der Psychologie wird Bedürfnis oft definiert als „Zustand oder Erleben eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch ihn zu beheben“ oder als das Verlangen oder der Wunsch, einem empfundenen oder tatsächlichen Mangel Abhilfe zu schaffen."

    Meine 9-jährige Tochter äußerte kürzlich, dass sie einen Zeitmangel hat und deshalb nicht in die Schule will - und ja, es gibt auch Eltern und Wissenschaftler, die sich darüber Gedanken machen, ob es sinnvoll ist ein Kind z.B. "in der Nacht zu wecken" und es in die Schule zu schicken (welche Lebewesen außer dem Menschen machen das?). Ich gebe dir Recht, dass unsere Gesellschaft sich gerade auf das 8-13 Uhr und Schulpflicht geeinigt hat (andere Gesellschaften sehen das anders (z.B. Frankreich - dort waren die Herren vom DFB um die 2000 übrigens auch und haben sich die Fußball-Internate angesehen)).

    zu Wunsch schreibt wikipedia u.a.: "Oft richtet sich ein Wunsch auf eine Veränderung der eigenen Lebensumstände, auf die Befriedigung von Bedürfnissen, Trieben oder Begierden, auf den Erwerb bestimmter Dinge, z. B. der Wunsch nach einem (neuen) Auto, Fahrrad, Computer, einer eigenen Wohnung oder einem Haus."

    Ich gebe mal ein Beispiel aus meiner Sicht: Der Wunsch nach einem größeren Haus

    Ich habe keinen Mangel beim Sicherheitsbedürfnis und deshalb ist es ein Wunsch. Habe ich aber durch das "kleine" Haus einen Mangel beim Wertschätzungsbedürfnis, ist es wieder ein Bedürfnis.


    Zum Thema Entscheidung: Meine Tochter hat für sich klar entschieden, das Turnen vor Fußball kommt. Nun überschneidet sich das. Würde der Trainer auf ganz oder gar nicht abzielen, würde sie zum Turnen gehen. So geht sie nun zur Hälfte zum Fußball und ganz zum Turnen. Sie hat eine Entscheidung getroffen und kommt mit dem Resultat klar. Ich bewundere den Trainer für seine Entscheidung (ich habe Kinder gerne vom Anfang bis zum Ende im Training) und hinterfrage meine sozialisierte Einstellung (als Animateur handelte ich anders, als Trainer handel ich so - und das bei 4-10 Jährigen - ist doch verrückt, oder?).

  • Na, Wunsch und Bedürfnis sind bei Kindern sicher noch sehr weit auseinander.


    Denk mal nur ans Essen. Wunsch: Milchreis oder Lasagne for ever. Das Bedürfnis nach ausgewogener Ernährung ist Kindern vollkommen wurscht. Für die wären auch Schokoküsse oder Popcorn eine ausgewogene Ernährung.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Bedürfnis des Kindes: physiologisches Bedürfnis: Hunger -> ich will Schokolade -> Hunger gestillt

    Bedürfnis der Eltern bzw. Erwachsenen: Sicherheitsbedürfnis: mein Kind hat Hunger und soll gesund aufwachsen -> ausgewogene Ernährung -> Spinat -> mein Kind wachst gut auf


    Das Kind hat weder den Wunsch noch das Bedürfnis nach ausgewogener Ernährung. Übrigens kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass der freie Zugang zu Schokolade zumindest bei mir dazu geführt hat, dass ich keinen Mangel verspürt habe und weniger Schokolade gegessen habe.


    Um auf Fußball zurück zu kommen: welches Bedürfnis hat ein Kind, wenn es zum Fußballtraining kommt? was haben wir als Trainer oder Eltern für ein Bedürfnis? Bei mir im Training sind das meiner Meinung nach oftmals unterschiedliche Bedürfnisse von Kind und Trainer - und die Kinder kommen trotzdem gerne und ich habe auch die Unterstützung der Eltern. Könnte ich aber meine Bedürfnisse nicht befriedigen, würde ich die Tätigkeit auch nicht machen.

  • Darf ich anmerken, dass sich meiner Meinung nach die interessante Fragestellung des Threads irgendwie in eine Richtung entwickelt, die ich nicht mehr ganz so spannend finde? Ich fand die Idee einer abgefahrenen Sammlung aussergewöhlich und eventuell sogar unsinnig erscheinender Ansätze interessanter, als diese Ideen direkt zu zerpflücken. Würde mich freuen, wenn noch mehr Storm aus den Brains käme! :)

  • Ersatzbank : ich mache mal weiter ;)


    Fragen zum Coaching:

    Warum soll ich mich hinter den Gegenspieler stellen, wenn ich vor ihm am Ball sein soll? Noch dazu steht der Stürmer hinter mir, als Verteidiger, oftmals im Abseits.

    Warum soll man den Ball vor dem eigenen Tor nicht quer spielen? Das engt meine Wahlmöglichkeiten sehr ein - Gegner wartet auf den Pass die Linie entlang (wie auch beim Einwurf in den meisten Fällen).

    Warum soll man einen Ball stoppen lernen? Stoppe ich den Ball, habe ich keinen Bewegungsvorsprung mehr.

    Warum soll man in der eigenen Hälfte nicht dribbeln? Ein gewonnenes Dribbling im Mittelfeld in der eigenen Hälfte löst genauso eine Überzahlsituation aus wie in der gegnerischen Hälfte.

  • Ich sage meinen Jungs zum Beispiel - Querpass vor dem eigenen Tor nur , wenn kein Gegner in der Nähe ist/an den ball kommen kann.


    Oder auch als letzter Verteidiger nur dribbeln , wenn ich Platz habe - also ohne Körperkontakt am Gegner vorbeidribbeln kann.


    Es gibt auch Situationen , da hat man keinen Raum um den Ball mit dem ersten Kontakt mitzunehmen - dafür finde ich es schon gut , wenn man den Ball stoppen gelernt hat. (auch wenn ich Ballmitnahme natürlich bevorzuge)


    Wenn ich hinter dem Gegenspieler stehe , habe ich diesen und den Ball im Blickfeld und er muss erstmal um mich herum , wenn er vorbei will.

    Stehe ich vor ihm/neben ihm verliere ich ihn unter Umständen aus den Augen , wenn ich mich zu sehr auf den Ball/Spielablauf konzentriere.

    So würde ich das aus meiner Sicht begründen. :) Bei uns gibt es z.Bsp. erst ab der C-Jugend/Grossfeld Abseits ...


    mfg