Kinderfußball, Förderung Schnelligkeit

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  • Hallo liebe Trainer,



    ich möchte eine Frage zur Diskussion stellen. In einer anderen Diskussion (Analyse eines U11-NLZ-Vergleichs) wurde bereits festgehalten, dass Schnelligkeit bzw. Intensität bzw. Aggressivität ein großes "Leistungsplus" von Kindern ausmachen können.



    Und nun die Frage: Fördert man eigentlich dadurch, dass man - wie DFB-seitig empfohlen - bei Bambini große Anteile der Spielstunden mit Fange- und Laufspielen verbringt, eigentlich auch die (Handlungs-, Reaktions- und Antritts-)Schnelligkeitsentwicklung? Geht das überhaupt oder ist diese Schnelligkeit mehr oder weniger angeboren und nur in diesem Rahmen verbesserbar? Oder erzielt man durch die Bewegungsspiele "nur" - aber natürlich eminent wichtig!!! - eine Förderung der Beweglichkeit, Koordination usw.. Oder hängt sowieso alles zusammen?



    Unabhängig hiervon spielen diese Spiele schon wegen der der Bedürfnisse unserer Kinder eine große Rolle. Wir können unseren Bambini außer diesen Spielen und "angepasstem" Fußballspiel (in sehr kleinen Teams auf kleine Felder) nur begrenzt Übungen "vermitteln", ohne dass der Spaßfaktor zumindest für einige Kinder deutlich nach unten geht. Schüsse auf alle möglichen Ziele ohne längere Wartezeiten gehen noch, Dribbeln schon weniger....

  • @holzi
    es gab mal vor ein paar Jahren solche Tabellen wie in dem folgenden Link.
    https://www.lehrplanplus.bayer…_Goldenes%20Lernalter.pdf


    Da es damals, soweit ich weiß heute auch noch nicht, keine anderen Erkenntnisse gab, habe ich mich sehr penibel daran gehalten.
    Dadurch, das ich auch noch aus der Coerver-Ecke komme habe ich natürlich auch immer auf kleinen Felder mit max 3 gegen 3 oder 4 gegen 4
    die Trainingsspiele durchgeführt.


    Meine Kinder waren extrem viel handlungsschneller (Kopfgeschwindigkeit) als alle anderen Mannschaften gegen die wir gespielt haben; ua. HSV E- u. D-Jugend.
    In der körperlichen Schnelligkeit waren diese Spieler (Dorf) oft nicht auf dem Stand dieser "handverlesenen" Talente.


    Ob es diese sensiblen Phasen überhaupt gibt ist wissenschaftlich sehr umstritten. Ich weiß nur, dass die Spieler und Spielerinnen, nachdem sie in höherklassige Vereine
    gewechselt haben, immer langsamer in der Kopfgeschwindigkeit wurden (Runden- u. Waldläufe macht halt körperlich u. geistig langsam).


    Für mich ist, solange es noch nichts anderes gibt, der Schlüssel zum Erfolg,
    das Kleinfeldfußballspiel mit geringer Spieleranzahl gepaart mit der Beachtung der oben aufgeführten sensiblen Phasen.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Hierzu noch ein link:


    http://www.kinderturnstiftung-…m-schnelligkeit?page=Show


    Wenn man sich das durchliest, muss man zum Ergebnis kommen, dass im Kinderfußball - wie vom DFB gefordert - in den ersten Jahren der hohe Anteil an Lauf- und Bewegungsspielen seine absolute Berechtigung hat. Man lässt erwiesenermaßen hohe Spaß- und Entwicklungspotentiale liegen, wenn man großen Wert auf Technik oder gar die Förderung von Zusammenspiel usw. legt. Vielfach werden trotzdem bereits mit älteren Bambini langweiligste Technikteile absolviert und größter Wert auf die korrekte Ausführung von Passspiel gelegt. Auch solche Übungen sind vielleicht immer noch besser als kein Training, aber wahrscheinlich geht hier einfach viel Potential flöten....

  • @holzi


    Der Satz: "Je umfangreicher, stabiler und abwechselungsreicher die Bewegungserfahrungen aus den ersten Jahren der Schulzeit sind, umso höher ist die Bewegungssicherheit im Erwachsenenalter" wurde zwar schon 1992 geprägt, ist jedoch nach wie vor aktuell.


    Allerdings waren die neurologischen Untersuchungen seinerzeit noch nicht so weit, um eine präzise Differenzierung zwischen Schnelligkeit im Sinne Zeit, die für den Weg von A nach B gebraucht wird und Schnelligkeit, im Sinne von Antizipation einer Situation und Zeitraum der Aktion zu beschreiben. Heute weiß man, dass erst im Alter von 15 - 20 Jahren die "Entscheidungszentrale" im Gehirn, in der eine Situation mit kurz- und langfristigen Erfahrungen abgeglichen und darauf eine Einscheidung abgeleitet wird, auf die dopplte Größe entwickelt. Daraus läßt sich u.a. auch erklären, warum man zwar durch vielseitige Unterstützung (z.B. Multifasking-Übungen) helfen kann, helfen kann, zunächst die einzelnen Aktionsschritte in die richtige Reihenfolge zu bringen, aber die (Re-)Aktionszeit längst sich noch nicht entscheidend verkürzen. Dies ist einer der Gründe, warum man bei Talenten noch keine frühe Erfolgsprognose geben kann.


    Weil die Neurologie ja noch eine recht junge Wissenschaft ist, werden wir vermutlich in den nächsten Jahren weitere Erkenntnisse erhalten, die unseren geliebten Fussball verbessern helfen.


    Ein weiteres Beispiel für die praktische Anwendung der neurologischen Erkenntnisse ist die Suche nach der richtigen Position eines Spielers in der Mannschaft. So glaubt man, dass ein guter Abwehrspieler möglichst schnell eine augenblickliche Situation scannen können soll, um daraus seine eigene Aktivität ableiten zu können. Bei einem Angreifer soll aus einer bestimmten Situation möglichst rasch eine Ableitung für den bestmöglichen Torabschluß erfolgen. Pep Guardiola hat jedoch diesen Theoretikern einen Strich durch die Rechnung gemacht, in dem einer Abwehrspieler Tore schießen läßt und Angreifer sogar bis in den eigenen 16-er verteidigen läßt. In der Konsequenz könnte das bedeuten, dass es Ziel sein sollte, das jeder auf jedem Quadratmeter des Platzes bestmögliche Lösungen besitzt.


    Wenn wir die jetzigen Erkenntnisse auf den Kinderfussball herunterbrechen, dann bedeutet das nichts anderes, als das ein Talent auf allen Positionen besondere Leistungen hat und deshalb auch in allen Disziplinen gefördert werden sollte. Weil er jedoch niemals die Fähigkeit besitzen wird, schneller als der Rest seiner Mannschaft an jedem Ort auf dem Platz zu sein, wird es immer "natürliche Grenzen" seiner Aktivitäten geben, wodurch sich der Wunsch nach einem Zusammenspiel ergibt. Ferner werden Erfahrungen einfließen, aus der sich Mut, aber auch Kalkül ableiten lassen. Schließlich werden aber auch Faktoren, die sich im sozialen Umfeld ausserhalb des "grünen Rasens" abspielen, maßgeblich für den weiteren Weg des Individuums sein. Unser Anteil als Trainer ist also bescheiden, was uns lehrt, die Kinder in den Mittelpunkt unserer Entscheidungen zu stellen.


    Wenn wir uns jedoch die NLZ-Teams anschauen, dann scheint hier besonders großer Wert auf die Offensive gelegt zu werden, was sicher auch daran liegen kann, dass die Kleinen nicht regelmäßig auf Augenhöhe Wettkämpfe austragen können und von daher seltener Defensivaufgaben zu lösen sind.

  • Fördert man eigentlich dadurch, dass man - wie DFB-seitig empfohlen - bei Bambini große Anteile der Spielstunden mit Fange- und Laufspielen verbringt, eigentlich auch die (Handlungs-, Reaktions- und Antritts-)Schnelligkeitsentwicklung? Geht das überhaupt oder ist diese Schnelligkeit mehr oder weniger angeboren und nur in diesem Rahmen verbesserbar? Oder erzielt man durch die Bewegungsspiele "nur" - aber natürlich eminent wichtig!!! - eine Förderung der Beweglichkeit, Koordination usw.. Oder hängt sowieso alles zusammen?
    Wir können unseren Bambini außer diesen Spielen und "angepasstem" Fußballspiel (in sehr kleinen Teams auf kleine Felder) nur begrenzt Übungen "vermitteln", ohne dass der Spaßfaktor zumindest für einige Kinder deutlich nach unten geht. Schüsse auf alle möglichen Ziele ohne längere Wartezeiten gehen noch, Dribbeln schon weniger....

    Ich bin der Meinung das man Handlungs- und Reaktionsgeschwindigkeit sehr gut lernen kann. Das sind für mich Dinge die sich im Kopf abspielen und die kann man generell gut trainieren. Koordination gehört grunsätzlich dazu und ist für mich die Grundlage.


    Nach meiner Erfahrung kann man sehr gut koordinative Übungen mit entsprechenden Übungen der Handlungs- und Reaktionsgeschwindigkeit kombinieren. Das ganze mit Wettkampfcharakter und möglichst mit Ball (eventuell 2-3 Teams die gegeneinander spielen) und Ruhephasen.


    Bei der Antrittsgeschwindigkeit bzw. der Geschwindigkeit (physisch) im allgemeinen ist das schwieriger.


    Ich bin der Überzeugung das dies nur bis zu einem gewissen Grad geht. Ich denke das ist zum Teil angeboren und wird in den ersten Lebensjahren automatisch trainiert aufgrund der Tatsache das diese Kinder auch ziemlich früh mobil sind.


    Ich konnte das bei meinen Kindern feststellen. Beide sind vor ihrem ersten Lebensjahr gelaufen bzw. haben damit angefangen. Beide sind immer gern gelaufen oder sind einfach mal drauflos gesprintet. Das Trampolin springen und der Fussball ab 5 Jahren taten ihr übriges. Ich denke die Entwicklung in den ersten 3 Jahren hat beiden sehr geholfen. Von daher hat TW-Trainer recht. Vieles bringen die Kids von zuhause mit und der Trainer hat da mit seinen 3-4 Stunden in der Woche begrenzten Einfluss.


    Ich bin daher der Meinung das gezieltes trainieren bezüglich Antritt und Sprint im Bambini - evtl- E Jugend Bereich eher kontraproduktiv ist und eventuell zu Frustrationen führt. Gerade Übungen für Antritt und Sprint können monoton sein. Der Spass am Fussball und am Training sollte im Vordergrund stehen.


    Wenn wir uns jedoch die NLZ-Teams anschauen, dann scheint hier besonders großer Wert auf die Offensive gelegt zu werden, was sicher auch daran liegen kann, dass die Kleinen nicht regelmäßig auf Augenhöhe Wettkämpfe austragen können und von daher seltener Defensivaufgaben zu lösen sind.

    Naja. Das liegt wohl eher am Scouting. Die talentierten Spieler spielen in ihren Heimatvereinen meist offensiv und fallen durch Tore und ihr Durchsetzungsvermögen auf. Leider wird auch hier zu wenig rotiert. Nun muss aber jemand im NLZ Team auch hinten spielen. Am Anfang kommt es das sicherlich zu Problemen da diese Spieler zu wenig defensive 1gg1 Situationen hatten.


    Ich bin aber überzeugt das ein guter NLZ Trainer die Mannschaft rotieren lässt (F-D)

  • Ich bin daher der Meinung das gezieltes trainieren bezüglich Antritt und Sprint im Bambini - evtl- E Jugend Bereich eher kontraproduktiv ist und eventuell zu Frustrationen führt. Gerade Übungen für Antritt und Sprint können monoton sein. Der Spass am Fussball und am Training sollte im Vordergrund stehen.

    Das sehe ich genauso!! Reines Antritts- und Sprinttraining wäre sicherlich für die Kinder strunzlangweilig. Ich denke aber wie Du, dass die Lauf- und Fangspiele oder kleine Schnelligkeitswettkämpfe auch ihre Effekte für Beweglichkeit, Koordination und zumindest Handlungs- und Reaktionsschnelligkeit haben.

  • Man könnte das theoretisch trotzdem kombinieren. zB. 2 er Teams --> Antrittsprint auf maximal 3m. Eventuell zu verschiedenen Farbmarkierungen (pro Team 3 Farben) die du kurz vorher individuell ansagst.


    Vor den Markierung eventuell eine Leiter oder Hütchen aufbauen die zu absolvieren oder zu umkurven sind.


    Am Ziel (Farbmarkierung) liegt dann ein Ball den man per Pass zwischen zwei Hütchen spielen muss. Wer am schnellsten ist und die meisten Treffer hat gewinnt.


    Inhalt:


    Handlung- und Reaktion
    Sprint/Antritt
    Koordination
    Ball
    Aspekt des Gewinnens

  • Genau so etwas haben wir auch schon gemacht:


    drei Staffeln, Sprint durch Hütchen, am Ende liegt ein Ball, der in ein ganz kleines Tor geschossen wird. Man staunt, wie motiviert die Kleinen sind. Das Schöne dabei ist, dass auch der/die Langsamere ja noch das Erfolgserlebnis des Torschusses hat. Morgen in der Halle wollen wir so etwas auch mal wieder einbauen. Man muss bei solchen Staffelwettbewerben schauen, dass keine Wartezeiten entstehen, aber das funktioniert meistens ganz gut.


    Danke für die Bestärkung!!

  • Richtig! Die Wartezeit so kurz wie möglich halten dann ensteht auch nicht so viel Unruhe. Jeder hat ja seine Aufgabe. Das mit den Farben finde ich eigentlich auch gut.


    Das fördert die kognitiven Fähigkeiten. z.B. könnte man auch verschiedene farbige Hütchen (rot, gelb, blau, grün) im Viereck aufbauen und 2-3 Farben vorgeben die angelaufen und berührt werden müssen. Danach erfolgt der der kurze Sprint und Abschluss.


    Zusammen mit den Trainingsspielen auf kleinem Feld 3-3 / 4-4 wie von Coerverfan vorgschlagen finde ich das sehr effektiv. Das sollte auch ein Schub bei Geschwindigkeit und Handlungsschnelligkeit geben.

  • Ich hab jede Menge kleine markierungsteller, nach jedem abschluss bekommt der schnellste einen weisen (1 punkt), für schnellsten abschluss und auch Treffer gibt es einen roten (zählt 2 punkte) zum Schluss wird gezählt und betrug ist ausgeschlossen.

  • Hallo
    Wir machen es auch so in unserem Bambini Training, zum Anfang ein Fangspiel und dann Slalom mit und ohne Ball, Torschuss und kleine Wettbewerbe zwischendurch einbauen. Und natürlich das Abschlussspiel das darf nicht fehlen.
    Bis jetzt fahren wir gut damit, die Kinder haben Spaß und bei Spieltagen gewinnen wir auch relativ viele Spiele. Das hat den Positiven Effekt das sich die Kids selber belohnen, und dann bei Spieltagen oder Turnieren eine Medaille oder Pokal bekommen.
    Freut natürlich auch die Trainer :)

  • Es kommt immer darauf an, was man trainieren möchte. Bei reinen Sprintübungen müssen die Spieler nach Sprints auch angemessene Pausen einlegen, um die verbrauchten Energien wieder aufzuladen, ansonsten wird man die Schnelligkeit nicht verbessern können. Für Kinder ist so etwas aber eher ungeeignet, da es schnell langweilig wird. Man muss aber auch sagen, dass Mertesacker nicht zum Aubameyang werden kann, da sowas auch genetisch bedingt ist. Es sind daher Fortschritte zu sehen, die aber die Schnelligkeit enorm verbessern.


    Übungen zur Handlungsschnelligkeit z.B. mit Farbakzenten können gut ins Training eingebaut werden. Übungen zum Umschalten, wie sie hier im Forum oft schon toll beschrieben worden, fördern das ganze auch mit Ball. Als Trainer ist es daher auch wichtig zu wissen, in welchen Bereichen du arbeiten möchtest, um anschließend auch die entsprechenden Übungen anzubieten.

  • Ich denke auch, dass man Handlungsschnelligkeit gut trainieren kann...
    Die physiscjhe Schnelligkeit eher weniger, die is zu mind 80 % genetisch beding...hab ich mal gelesen.


    Bei der Handlungsschnellighkeit kommt es aber auch darauf an, nicht schnell das Falsche zu machen.
    Daher ist für mich unmassgeblichen teilnehmer die Spielintelligenz Voraussetzung für einen guten fussballspieler.


    Wie sagte doch der leider verstorbene J. Cruyff:
    Fussball ist ein Spiel für den Kopf...
    Oder: Der Ball ist immer schneller als der spieler.


    Viele Grüße
    DTV