Eine schöne Entwicklung - in die Zwickmühle geraten

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  • Liebes Forum,


    Vor über einem Jahr habe ich zu meiner neuen Mannschaft einen Thread erstellt, mit dem Problem, dass die Mannschaft nur aus 8 Spielern besteht. Altersklasse: C-Jugend. Wie kriegt man die Mannschaft vollständig?
    Die Vorgeschichte spar ich mir, die lest ihr im anderen Thread.


    Im Januar 2015 wurde die Mannschaft für den Spielbetrieb gemeldet, trotz C-Jugend-Alters in der B-Jugend. Kader bestand damals aus 12 Spielern. Es war sichergestellt, dass die B1 uns unterstützt. Wir gingen also mit zwei B-Jugendmannschaften ins Rennen. Und konnten auch jederzeit antreten!


    Im Sommer 2015:


    Keine Abmeldung, 3 neue Spieler. Kader zum Trainingslager: 15 Spieler. Darunter ein Spieler, der 3 Monate im Ausland geweilt hat, also effektiv 14 Spieler die einsetzbar waren. Innerhalb eines Jahres also fast verdoppelt die Spieleranzahl. Aber es ist ja nun auch schon September.


    18. September.2015:


    Spielberechtigte Spieler: 18
    Spieler deren Anmeldung beim Verband liegt: 2
    Spieler die nächste Woche ihre Anmeldung abgeben: 1
    Kader: 21 Spieler


    So. Und nun stehe ich mit einer sehr schönen Kadergröße da! Und nun? Ich bin sehr glücklich über die Entwicklung, und bin auch stolz über das was aufgebaut wurde. Nach vielen bitteren und auch hohen Niederlagen steht jetzt eine Konkurrenzfähige Mannschaft da.


    Aber: Was ist nun zu tun? 21 Spieler, effektiv darf ich wohl 15 Spieler einsetzen an einem Spieltag. Bleiben also noch 6 Spieler, die nicht spielen dürfen. Erfahrungsgemäß sagen zwei Spieler immer ab (klar nicht immer, mal sind es auch 4 oder ganz selten mal keiner). Bleiben nun also noch 4 Spieler, die ich vertrösten muss. Okay, für mich ist die Situation natürlich ideal. Merke ich es lässt sich ein Spieler im Training hängen oder auch im Spiel, habe ich die Möglichkeit einen anderen Spieler die Chance zu geben und dem Spieler zu zeigen, dass es so nicht geht ! - Aber halt wir sind im Breitensport. Ich war bisher noch nicht in der Situation jemanden sagen zu müssen er darf nicht spielen.


    Ich habe natürlich auch überlegt was man machen kann:


    a) Das wird genau so praktiziert, alle bleiben im Kader und es gibt ordentlich Konkurrenzkampf.
    b) Solide Rotation, jede Woche ist wer anders nicht im Kader, kann auch die absoluten Leistungsträger treffen
    c) Spieler werden zur B1 abgegeben. Wobei hierbei mit Abmeldungen zu rechnen ist, da es sich bei den 21 Spielern um Freunde handelt, die sich angemeldet haben, weil sie gerne mit Spieler x spielen wollen. Und mir gegenüber wurde auch schon mehrfach geäußert, dass man nicht dauerhaft dort spielen möchte. Man sei aber jederzeit bereit auszuhelfen. Kaderstärke der B1: ca. 16 Spieler (also auch genug eigentlich)


    Grüße

  • Huch, da mag ich auch mal was schreiben und nicht nur immer mitlesen. Meine Variante wäre eine Mischung aus a) und c). Eine B1 mit 16 Spielern ist so gut wie nie vollständig, wenn man auch die möglichen 4 Wechsler mitnehmen will. Da kommt Abwesenheit, Krankheit, Verletzung, etc., also brauchen die Unterstützung. Ein bißchen Konkurrenzkampf ist auch im Breitensport denkbar.

  • Ich gehe jetzt einfach mal davon aus dass es sich um Breitensport handelt?! Also keine Spielklasse wo Konkurrenzkampf sowieso normal ist..


    Ich würde Variante b) bevorzugen, allerdings immer wieder betonen dass die Türe zur B1 offen ist.., der ein oder andere kann sich im Laufe der Saison vielleicht doch einen Wechsel nach oben vorstellen.


    Variante a) finde ich gefährlich, da erzeugst du gewaltig Frust bei den Spielern die einfach am schwächsten sind und das dann auch vor jedem Spiel aufs Brot geschmiert bekommen, indem sie nicht aufgestellt sind


    Ich weiß der Vergleich (Jungs - Damen) hinkt, aber trotzdem: wir sind letzte Saison als 2.Damenmannschaft mit über 30 Spielerinnen in die Saison gestartet, die Stimmung war gut, man wollte das Beste daraus machen, den meisten war klar, dass manche Spielrinnen wohl kaum zu Einsatzzeiten kommen würden...im Laufe der Saison wurde die Trainingsbeteiligung immer bescheidener und immer mehr Spielerinnen tauchten überhaupt nicht mehr auf.
    Meine Mädels aus der damaligen B-Jugend erklärten schon zur Winterpause, dass sie die nächste Saison bei einem anderen Verein spielen würden (kam auch so)
    Ende vom Lied: klassisch gegen die Wand gefahren, zu Beginn dieser Saison war es fraglich ob überhaupt eine Zweite gemeldet wird.. wenn zu viele Spieler zu wenig Einsatzzeiten kriegen, kippt die Stimmung ganz ganz schnell.

  • @bonyamin


    Für den Verein wäre es sicher am besten, wenn er 2 gut funktionierende B-Jugend-Teams hat. Eine Abgrenzung: in der einen Mannschaft spielen die netten Jungs und in der anderen die Bösen, wird immer wieder Probleme machen.


    Für den Breitensport gilt das Prinzip: "jeder trainiert für den Wettkampf" ganz besonders. Deshalb ist die Weiterentwicklung aller Mannschaftsmitglieder ein besonderes Ziel. Eine Unterscheidung zwischen Stamm- und Reservespieler sollte es nicht geben, weil alle gleich Wichtig sein sollten. Nur so und in Kombination mit einem guten Training und einer gewissenhaften Mannschaftsführung kann man eine hohe Trainingsbeteiligung bekommen. Zwar sollte die Trainngsbeteiligung ein Faktor für die Ausstellung sein, jedoch nicht in der Weise, als das sie als Trainerknüppel eingesetzt wird. Die Jungs wünschen sie Gerechtigkeit und Fingerspitzengefühl, aber keine Trainerallmacht!


    Damit kommen wir schon zum hinkenden Vergleich zwischen B-Junioren (Spaß und Leistungssteigerung) zu den Damen (Spaß und einige wollen sich auch verbessern)! Während sich bei den B-Junioren fast alle wichtigen Entscheidungen auf oder am Platz stattfinden, gibt es bei den Damen meist mehrere Parrallelkommunikationen, bei denen sich negative Entwicklungen sofort, aber Positive erst mit gemäßigterem Tempo herumsprechen. Daraus resultiert, dass man mit einem Kader von 13 - 14 Spielerinnen eher ein gutes Team bekommt, wo sich jeder auf den Anderen verlassen kann, als wenn fast jeder dieser 30 Spielerinnen das Gefühl hat, dass man gut und gern auf sie verzichten kann. Hier wird der gewünschte Effekt über die Anzahl der Spielerinnen einen Konkurrenzkampf aufzubauen, gar nicht funktionieren.


    Ein Team nach Leistung aufzustellen sollte möglichst auch den Trainern vorbehalten werden, die die Leistungen ihrer Spieler einigermaßen einschätzen können. Dies bedarf einer entsprechenden Aus- und Fortbildung sowie Erfahrungen in der jeweiligen Altersklasse und Liga.

  • Ich habe eine ähnliche Situation im Letzten Jahr in der C-Jugend gehabt.


    Ebenfalls einen Kader von 21 Spielern


    zunächst habe ich nach dem Rotationsprinzip arbeiten wollen, sprich jeder bleibt mal Zuhause.


    Relativ schnell hat sich dabei eine "Stammgruppe" herausgebildet, die regelmäßig trainiert und gut zusammengespielt haben.


    Daher relativ schnell die Änderung zu folgendem Schema:


    - einen Stamm (8-9 Spieler) stehen fest
    - die restlichen 6-7 Positionen werden rotiert


    Ausnahmen:
    - wer in der Woche vor dem Spiel gar nicht beim Training war fällt raus (egal ob Stamm oder "Ergänzung")
    - wer zu egoistisch spielt oder nicht Teamwork betreibt fällt raus


    Dadurch hatte ich einen eingespielten Spielerstamm um den herum ich die anderen "aufbauen" konnte.
    Dies habe ich von Anfang an offen kommuniziert und es wurde von den Jungs super mitgetragen.


    Jeder hatte das Gefühl zu jeder Zeit durch gutes Trainingsengagement ins Team zu rutschen.
    Ebenso wussten alle, wenn ich ich mich dauerhaft hängen lasse rotiere ich auch mal wieder raus.


    So haben sich Ergänzungsspieler zu tragenden Säulen im Spiel entwickelt und selbst das "schlechteste" Kind (hatte aufgrund seiner Körperlichen Entwicklung in dem Alter Schwierigkeiten mit der Fußballspezifischen Motorik und der Geschwindigkeit) hat einige Spiele machen können und hat sich als Teil des Teams gesehen.


    Vlt. ist ein Ähnliches Modell auch bei dir machbar. =)
    Alles zu rotieren und keinen Stamm zu bilden halte ich persönlich für nicht optimal, da sich ein Team so nur schwer einspielt und durch evtl. ausbleibenden Erfolg schnell die Motivation im Keller ist

  • Die Bildung eines Stammes hat grundsätzlich zwei Probleme, wenn man ja zum Stamm sagt, dann muss man sich für eines von ihnen entscheiden:

    • Ist der Stamm recht groß (umfasst also >50% der Zahl der gleichzeitig auf dem Platz befindlichen Spieler), so kommen die übrigen Spieler den Stammspielern gegenüber nur selten zum Einsatz. Es wird schwierig, den Anspruch der gleichberechtigten Förderung aller Spieler aufrecht zu erhalten.
    • Ist der Stamm klein, so sind seine Mitglieder umso exponierter, das sind eindeutig die Stars des Kaders. Viel Spaß dabei, sie wieder einzufangen und dem Rest der Truppe nicht das Gefühl zu geben, sie seien mehr oder weniger nur Wasserträger für diese paar Stars.


    Ich weiß nicht, ich kann mich mit der Idee der Stammtruppe plus wechselnden Satellitenspielern einfach nicht so richtig anfreunden. Man mag den Eindruck haben, dass es Leute, also auch Kinder, gibt, die sich gerne unterordnen, aber ich behaupte, dass jeder Mensch gerne etwas zählt, es genießt, wenn er eine Rolle spielt. Die reinen Mitläufer belegen meiner Meinung nach nicht ihre Traumrolle, sie haben vielmehr das Gefühl gehabt, gegen diejenigen, denen sie nacheifern, nicht bestehen zu können und haben sich daher mit der Nische deren Windschattens arrangiert, um dort das scheinbar Beste aus ihrer Situation zu machen. Die Bildung von Stamm und wechselnden Ergänzungsspielern zementiert dieses Gebilde dann von Trainerseite her. Ich hätte vom Gewissen her damit gewisse Probleme..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • @tobn da hast du mit Sicherheit nicht unrecht.


    Mir ist durchaus bewusst das es ungewöhnlich war, wie die Truppe es mitgetragen hat.


    Da muss alles stimmen, was in meinem Fall zum Glück der Fall war.


    Ebenso wird aber die Unzufriedenheit in der Truppe wachsen, wenn zugunsten der vermeintlichen Stars des Teams immer wieder vermeintlich schwache Spieler spielen und dann Spiele verloren werden.
    Da sehe ich die Gefahr dies auf das fehlen besagter "Stars" zu schieben. "Wir haben ja auch nur verloren weil xy im Sturm die Tore nicht gemacht hat, mit yz hätten wir sicher gewonnen."


    Eigentlich will man ja nur allen Kids gerecht werden, alle bei der Stange halten und Ihnen was für die Zukunft mitgeben.
    Dafür dann für das eigene Team die passende Lösung zu finden ist die täglich spannende Aufgabe des Trainers :P


    Eine Musterlösung gibt's da leider (oder zum glück) meiner Meinung nach nicht.

  • @Spoiler 92, mein Beitrag war zwar durch deinen ausgelöst, richtete sich aber eher an die Allgemeinheit, wo ja gerne aus den stärksten Spielern ein Stamm gebildet wird, um den herum dann mal mehr, mal weniger weitere Spieler zum Einsatz kommen (dürfen). Ich wollte klar machen, was dann unweigerlich passiert, weil ich den Eindruck habe, dass viele Trainer sich selbst ein Stück weit in die Tasche lügen, weil sie ja doch eigentlich allen Spielern oder, noch besser, der "ganzen Mannschaft" gerecht werden wollen, sich aber doch dem Diktat des sportlichen Erfolgs ergeben und dadurch eben nicht alle ihre Spieler gleichermaßen fördern und fordern. Ich meine, das sagen zu dürfen, weil ich mich selbst in dieser Situation befunden habe, den ganzen Kram selbst durchlaufen und durchlebt habe, und bei den Kollegen in meinem Umfeld doch sehe, dass es bei den allermeisten von ihnen doch ganz genauso ist..


    Du hast schon Recht, dass die stärkeren Spieler und vor allem ihre Eltern unruhig werden, wenn die sportlichen Erfolge ausbleiben, zu denen eine Mannschaft, die nur aus ihnen bzw. ihren Kindern bestünde, in der Lage wäre. Wie sagen es die Kollegen der MFS so schön? Ich unternehme mal den Versuch, es in meinen Worten wiederzugeben: "Nichts ist einfacher, als in der F-Jugend Erfolge zu feiern: man nimmt sich einfach die stärksten Kinder, meistens sind das gleichzeitig die ältesten und größten, und blozt mit ihnen Kondition und Torschusstraining. Sie spielen, der Rest schaut zu. So kann man einen Großteil der Spiele in der F-Jugend, teilweise auch noch E-Jugend gewinnen." Aber in der E-Jugend schon wird diese Truppe von solchen überholt werden, bei denen die richtigen Schwerpunkte gesetzt wurden, in der D-Jugend wird es dann für die höheren Spielklassen wohl nicht mehr reichen.


    Es gibt kleinere Vereine, die froh sind, wenn sie pro Altersklasse oder pro Jahrgang eine Mannschaft zusammen bekommen, diese wird i.d.R. unterdurchschnittlich bis durchschnittlich sein. Hat man aufgrund des Einzugsgebiets mehr Kinder, so stellt sich die Frage nach der Einteilung. Das Problem bei der Einteilung nach Leistung oder der Bildung eines Stammes ist, dass man die Kinder bewertet und dann, je nach Bewertung, trennt. Das ist, so meine Meinung, für die sozialen Elemente, die nicht nur im Vereins- und Mannschaftssport, sondern im ganzen Leben, eine wichtige Rolle spielen, Gift. Die Kinder erfahren von vornherein, dass sie unterschiedlich gut sind, dass man manche von ihnen braucht, während man auf andere verzichten kann, einige sogar lieber nicht dabei hat. Wozu das langfristig führt, darf sich jeder selbst ausmalen. Zu meinen Prinzipien passt es jedenfalls nicht. Deshalb würde ich fast im gesamten Kinderbereich dem Streben nach Ergebnissen so ziemlich abschwören, zumindest überall, wo es in einem Konflikt mit sozialen Werten steht.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • @tobn


    Ich finde deine Kritik angebracht, denn bei jeder Form von "Schubladen-Denken" gibt es Gewinner und Verlierer! Aber ist es nicht vielfach so, dass wenn ein neuer Trainer kommt, sich das "Stammpersonal" erst einmal besonders anstrengt, aber wenn man seine Stammplatzgarantie hat, das Engagement zurück fährt? Ähnlich ist es mit den "Stars"! Ein Trainer, der sich auf sie verläßt, den lassen sie "am langen Arm verhungern", wenn sie nicht ständig gelobt und in Watte gepackt werden!


    Spätestens dann, wenn der "Star" sich eine Auszeit nimmt, wird der Trainer, der zu lange und zu viel auf ihn allein gesetzt hat, in ein Dilemma geraten. Deshalb tut er gut daran, von Anfang an jeden Spieler nach dessen Möglichkeiten optimal zu fördern.


    Weil aber jeder Spieler deshalb trainiert, um sich fürs nächste Spiel zu verbessern, muß ihm der Trainer diese realistische Chance garantieren können.


    Dennoch gibt`s es Momente, wo man entscheiden muß. Ob es die beste oder nur die zweitbeste Entscheidung war, dass erfährt man fast immer erst hinterher. Denn nur sehr selten hat man alle Informationen, die man benötigt. So spricht man von einem "guten Händen" oder man hat "ins Klo gegriffen"! Die Welt geht jedoch davon nicht unter, sondern man gewinnt eine neue Erfahrung. Dabei ist es nicht schlimm Fehler zu machen. Dumm ist es aber, 2 mal den gleichen Fehler zu machen, denn das ist genau einmal zu viel!


    Ein Standard-Rezept gibt es deshalb nicht, sondern lediglich den Hinweis aus dem Vorhandenen das Bestmögliche zu machen. Nur sehr selten gelingt es, weil Fehler einfach passieren (dürfen)!
    Denn, wenn alle Anderen Fehler machen dürfen, dann darf das selbstverständlich der Trainer auch!


    Wer noch darüber im Zweifel ist, der sollte sich mal an seine ersten Schritte als Trainer erinnern! Was hat man da für einen Blödsinn verzapft? Alles natürlich im besten Glauben das Richtige zu tun. Heute kann man darüber schmunzeln, aber damals hat mans als absolute Weisheit verkauft! :thumbup: '! Der Politiker sagt ja nicht umsonst: "Was stört mich mein Geschwätz von gestern"! Kollege Günter, man hat lang nichts mehr von ihm gehört, wußte manchmal gar nicht mehr, dass er an anderer Stelle genau das Gegenteil von dem, was er nun für eine felsenfeste Weisheit publizierte, geschrieben. Und, wir haben`s ihm doch immer wieder verziehen oder? Über meinen Böldsinn will ich erst gar nicht reden. Da müßte ich mich ja nur noch schämen!


    Liegt nicht gerade die Stärke eines Menschen darin, sich seiner Schwächen bewußt zu sein und deshalb dazu zu stehen?

  • Ja, @TW-Trainer, du hast mit deinem Hinweis darauf, dass man es nicht optimal machen kann, sondern nur so gut, wie es einem eben möglich ist, dass dazu auch immer Fehler gehören und dass das so auch in Ordnung ist, vollkommen Recht. Ich möchte aber dennoch alle Kollegen dazu auffordern, sich selbst, ihre Motive und ihre Methoden auch immer mal wieder kritisch zu hinterfragen, und gerade nicht den Weg des geringsten Widerstands zu gehen oder stets denjenigen Pfad zu nehmen, der am stärksten ausgetreten ist. Ich behaupte meinen Kids gegenüber, dass man andere anschwindeln kann, aber nicht sich selbst. Ich weiß aber, dass ich selbst ihnen gegenüber damit nicht ganz ehrlich bin, denn viele Leute lügen sich selbst an. Das halte ich übrigens für falsch. Man darf, ja, man muss sich sogar verzeihen, wenn man Fehler macht, wenn man es nicht immer schafft, die eigenen Ansprüche zu erfüllen. Man muss sich auch dessen bewusst sein, dass man als Mensch grundsätzlich fehlbar ist, dass es "perfekt" in den allermeisten Situationen auch nicht gibt. Dennoch versuche ich schon, das, was ich tue, im Rahmen meiner beschränkten Möglichkeiten "gut" oder sogar "so gut wie möglich" zu machen.


    Übrigens, weil du das Verhalten der Stars ansprichst: Viele Trainer befürchten ja, dass ihre Spieler keine Motivation aufbauen und undiszipliniert werden, wenn sowieso alle gleich oder ähnlich oft in Spielen dran kommen. Ich sehe da zwar auch die Gefahr, aber keine Notwendigkeit dafür, dass das eintrtitt. Meiner Meinung nach hängt das immer noch vom Trainer ab, wirkliche Autorität lässt sich nur sehr bedingt mit Strafen aufbauen und aufrecht erhalten. Ich habe auch überhaupt nichts dagegen, dass Trainingsbeteiligung und -eifer bei der Einteilung zu Spielen Berücksichtigung finden. Aber dass die Guten nur deshalb immer spielen, weil sie besser als die anderen sind, und auch dann aufgestellt werden (gerade in "wichtigen" Spielen), wenn sie im Training nicht so dolle mit gemacht haben, und dann schwächere Spieler, die sich den Hintern aufgerissen haben, gleichzeitig zugucken müssen, halte ich für sehr ungünstig. Leider habe ich es aber schon erlebt..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich glaube ich mache den/die Fehler soeben und auch generell, die @TW-Trainer anspricht, aber ich denke mir doch oft, oder bin sogar davon überzeugt, dass aus dem einen oder anderen Spieler sowieso nie ein Fußballspieler wird. Anderen Spieler in der Mannschaft stelle ich ein Zukunftsprotokoll aus eine Chance zu haben (hmm.. warum mache ich dann nie einen Sechser im Lotto, wenn ich die Zukunft kenne????). Meistens sind es aber auch die "Besseren" und Leistungsträger die sich aus wirklich bemühen um ihr Ziel
    besser zu werden zu erreichen.
    Mir ist auch schon aufgefallen, dass man oft mehr bzw. übergebührlich viel Energie, Zeit usw. in Spieler "investiert" bei denen man das Gefühl hat das sie ohnehin nicht wollen oder gar nicht motiviert sind (vielleicht einfach nur von Mama zum Training geschickt).
    Und da man nur begrenzte Zeit hat möchte ich mich eigentlich hier mehr um die Spieler kümmern die wirklich wollen.
    D.h. diese bekommen bei mir auch mehr Einsatzzeit.
    Ich kämpfe oft mit mir was wirklich richtig ist.
    lg
    Stone

  • Ich kann deine Gedanken absolut nachvollziehen, @Stone. Es gibt sicher auch Kids, die selbst gar nicht so sehr wollen, sondern eher von den Eltern geschickt werden. Aber das sind, so mein Eindruck, am Ende doch die allerwenigsten, und meistens bleiben sie einem nicht länger erhalten. Wir haben auch eine ganze Reihe von Kids in unserem Kader, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie recht schnell "satt" und mit sich selbst zufrieden sind. Das sind vielleicht diejenigen, mit denen es am schwierigsten sind. Denn die Eigenmotivierten machen sowieso immer schön mit, hängen dem Trainer an den Lippen und versuchen gerne, sich zu verbessern. Bei den "Lustlosen" oder "Raschzufriedenen" hingegen muss man genauer hinsehen. Einige haben scheinbar tatsächlich keine besonders hohen Ambitionen, ihnen reicht es, unter ihresgleichen und am besten mit ihren Freunden zu kicken. Früher wären sie nur zum Bolzplatz gegangen, heute halt ins Training. Manchmal ist es einem vergönnt, ein solches Sparflämmchen zu entzünden, manchmal ergibt sich in späteren Jahren die Gelegenheit dazu, vielleicht auch nicht. Über Gebühr sollte man ihnen nicht Zeit schenken, aber da man nicht weiß, ob sie nicht später vielleicht noch mal kommen, darf man sie, so meine ich, auch nicht links liegen lassen.


    Neben ihnen gibt es aber auch andere, sie scheinen nur lustlos oder sind schnell zufrieden, weil sie von sich nicht mehr erwarten, es hat bisher ja auch keiner getan. Bei ihnen lohnt es sich durchaus, etwas mehr Zeit in sie zu investieren.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich möchte aber dennoch alle Kollegen dazu auffordern, sich selbst, ihre Motive und ihre Methoden auch immer mal wieder kritisch zu hinterfragen, und gerade nicht den Weg des geringsten Widerstands zu gehen oder stets denjenigen Pfad zu nehmen, der am stärksten ausgetreten ist.

    Geiler Satz, @tobn! :thumbup: Bin da ganz bei dir.


    Das mit der Stammtruppe ist aber auch oft ein fast automatischer Prozess der Mannschaftsfindung. Häufig ergibt sich die "Stammtruppe" von selbst. Auch bei meiner Mannschaft (und der anderen Teams bei uns) ist es so. Alle haben bei mir die gleiche Gewichtung. Die Schwächeren bei mir sogar a bissl mehr, da sie mehr Unterstützung brauchen. Nur dann ist es so, dass gerade diese Spieler im Training fehlen. Einer meiner Jungs und seine Eltern vergessen regelmäßig das Training ist. Während andere eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn auf dem Platz sind, bolzen und mich fragen wo ich denn bleibe. Da haben die Spieler die regelmäßig kommen, bei mir das Recht auch mehr bzw. von Anfang an zu spielen.


    Wichtig dabei: Wenn ein Spieler unregelmäßig zum Training kommt, mache ich ihm und den Eltern keinen Vorwurf. Ist halt so. Andererseits dürfen sie mir aber auch nicht vorhalten, dass ihr Junge dann nicht viel spielt bzw. nicht von Anfang an spielt.


    Ich fand den Satz sehr gut:

    So haben sich Ergänzungsspieler zu tragenden Säulen im Spiel entwickelt und selbst das "schlechteste" Kind (hatte aufgrund seiner Körperlichen Entwicklung in dem Alter Schwierigkeiten mit der Fußballspezifischen Motorik und der Geschwindigkeit) hat einige Spiele machen können und hat sich als Teil des Teams gesehen.

    Da ich nicht viele Spieler habe, ist es auch fast nicht anders machbar. Die "Starken" bilden einen Stamm. Die "Schwächeren" führe ich dann über Einwechslungen langsam heran. Alles andere würde sie - auch wegen der Erwartungshaltung mancher Eltern und Mitspieler - überfordern. Wenn sie dann soweit sind, spielen sie auch mal von Anfang an. Das wichtigste Ziel ist dabei genau das was Spoiler92 so schön schreibt. Sie sollen sich als Teil des Teams fühlen.

  • Jepp, bin da auch bei Euch, es würde mich nicht wundern, wenn wir in ähnlichen Situationen auch ähnlich handeln würden. Übrigens spreche ich die Eltern von Kids, die eher unregelmäßig ins Training kommen, irgendwann von mir aus an, weil ich der Meinung bin, dass das auf Dauer nichts bringt. Nicht nur, dass die Kinder natürlich weniger lernen als die anderen, die häufiger im Training sind, sondern sie finden auch nie so richtig in die Gruppe hinein.


    Ich habe auch nichts dagegen, Neulinge erst allmählich in den Spielbetrieb einzuführen, sie also im ersten Spiel nicht gleich genauso lange spielen zu lassen wie ihre Kollegen, zumindest dann, wenn man merkt, dass es ihnen reicht und man sonst Gefahr läuft, sie zu überfordern. Aber ich würde sie recht bald zu vollwertigen Mannschaftsmitgliedern machen, die dann natürlich auch genauso lange spielen dürfen wie alle anderen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • ich denke mir doch oft, oder bin sogar davon überzeugt, dass aus dem einen oder anderen Spieler sowieso nie ein Fußballspieler wird. Anderen Spieler in der Mannschaft stelle ich ein Zukunftsprotokoll aus eine Chance zu haben

    Oh, da muss ich was zu sagen, weil ich zurzeit jemanden bei uns im Mannschaftsumfeld habe, der genau das gleiche sagt/denkt. Und ich hatte noch keine Gelegenheit das mit ihm zu besprechen... :D Deshalb mal frei von der Brust gefragt: Warum macht ihr sowas??? Jedes Mal wenn ich diesen Satz höre, denke ich mir: Na gut, dann kann ich das ja gleich bleiben lassen.


    Mit solchen Gedanken beschäftige ich mich gar nicht. Meine Trainingszeit empfinde ich auch nicht als Zeitverschwendung. Ich trainiere die Mannschaft im Hier und Jetzt. Möchte sie in der Zeit, in der ich sie betreue, optimal ausbilden. Wer später noch spielt oder nicht, ist mir völlig Wurscht. Ich plane von Jahr zu Jahr. Ich schaue was ich den Kids in der Zeit beibringen sollte und achte auf eine gute soziale Entwicklung als Mannschaft. Was mir dabei wichtig ist, dass sich später keiner meiner Spieler beschwert und sagt: Ja, dass hat uns unser Trainer in der F/E aber nicht beigebracht.


    Dein Argument mit mehr Zeit für die die wirklich wollen, kann ich nachvollziehen. Dann sollte man sich aber als Trainer auch einen Verein suchen, der andere Ansprüche (blöd gesagt, mir fiel aber nix besseres ein) hat. Also wo dann nur Jungs sind, die wollen und auch können. Und btw: Mich reizt es auch, mal solch eine Truppe zu trainieren. Ich sehe es ja an unseren Gegnern. Durch ihre Ortsgröße haben sie genug Kinder und haben dann in der F-Jugend schon richtige Vollblutfußballer auf dem Feld. Das wäre auch was für mich...


    Gruß,
    sb

  • @soccerbook


    Mal wieder ne richtig gute Diskussion mit vielen lesenswerten Beiträgen.


    Was mir allerdings noch fehlt ist die Durchgängigkeit innerhalb des Jugendbereichs. Ich meine damit, dass man die Talente des älteren Jahrgangs bereits in der Rückserie Spielzeiten in der nächsten Jahrgangsstufe geben sollte, um ihnen die gewünschten Herausforderungen, die gerade gegen besonders schwache gegnerische Teams fehlen, zu geben. Auch dadurch können andere Spieler mehr Zeiten bekommen.


    Dass man die Motive der Jungs nicht kennt, das ist auch so ein Punkt, wo viele Trainer meinen, sie könnten bei ihrer Einschätzung auch barfuss in den Köpfen ihrer Spieler herumtrampeln (wie ein Elefant im Porzellan-Laden). Wer weiß schon, wie es beim ein oder anderen wirklich zuhause zugeht und wieviel Frust beim Fussball erst mal abgeladen werden muß, um erstmal Spaß zu haben?


    Ja, nicht zu vergessen ist das Thema: dem traue ich mal zu, ein guter Spieler zu werden und dem nicht! Zugegeben steckt in dieser Annahme viel mehr Hoffnung, als später daraus wird. Denn auch ohne unser Zutun gibt es für die jungen Menschen sehr viele Türen, die man besser nicht öffnet! Aber wir können ihnen nicht alle Erfahrungen abnehmen.


    Mit der negativen Erfolgsprognose ist es wohl ähnlich! Aber auch hier gibt es immer wieder auch sehr positive Überraschungen, weshalb es gar keinen Grund gibt, die Flinte schon frühzeitig ins Korn zu werfen.


    Es mag auf den ersten Blick nicht viel sein, sein Bestes geben zu wollen und dabei ständig auch Fehler zu machen. Ob man dabei mit oder gegen den Strom schwimmt, hängt im wesentlichen von der subjektiven Sichtweise ab.


    Dass ich häufig gegen den Strom geschwommen bin und trotzdem weiter machen durfte, lag nur an einem einzigen Punkt! Ich hatte dabei mehr Erfolg als die "Mitläufer"! Denn wer will schon jemanden beschäftigen, der eine eigene Meinung hat? Zur Fussballtradition gehört zwar der Meinungsaustausch. Aber der hat gefälligst so auszusehen, dass man zwar mit der eigenen Meinung in ein Gespräch mit dem Vorsitzenden gehen darf, aber doch gefälligst mit dessen Meinung wieder raus. Warum auch sonst sollte man es "Meinungsaustausch" nennen.


    Da komm ich gern auf @tobn zurück. Beim eigenen Weg, der sicher manchmal schwerer ist, weil man angreifbar ist, aber man belügt sich nicht! Allerdings hilft das kritische Hinterfragen seiner Positionen auch dabei, nicht in eine Einbahnstraße zu geraden, die später in eine Sackgasse führt! Gute Freunde können die Augen öffnen, wenn man allzublind durch die Gegend rennt!

  • Was mir allerdings noch fehlt ist die Durchgängigkeit innerhalb des Jugendbereichs. Ich meine damit, dass man die Talente des älteren Jahrgangs bereits in der Rückserie Spielzeiten in der nächsten Jahrgangsstufe geben sollte, um ihnen die gewünschten Herausforderungen, die gerade gegen besonders schwache gegnerische Teams fehlen, zu geben. Auch dadurch können andere Spieler mehr Zeiten bekommen.

    Ist wieder ein eigenes Thema für sich. Wenn jemand solch einen Thread startet, hier schon mal kurz meine Meinung vorweg: ;)
    (Noch) JEIN. Das kann man nur machen, wenn man das in allen Mannschaften so handhabt und die Nichttalente nicht darunter leiden.


    Dass man die Motive der Jungs nicht kennt, das ist auch so ein Punkt, wo viele Trainer meinen, sie könnten bei ihrer Einschätzung auch barfuss in den Köpfen ihrer Spieler herumtrampeln (wie ein Elefant im Porzellan-Laden). Wer weiß schon, wie es beim ein oder anderen wirklich zuhause zugeht und wieviel Frust beim Fussball erst mal abgeladen werden muß, um erstmal Spaß zu haben?

    Ich habe an mich den Anspruch, meine Spieler gut kennen zu wollen. Ihr Motive warum sie zum Training kommen bzw. warum sie auch manchmal nicht kommen. Die private Situation ist natürlich schwieriger. Hier setze ich auf viel Kommunikation mit Spielern und Eltern. Und wenn ich dann den Eindruck habe, dass ich genug über meine Spieler weiß, kann ich eine Bewertung vornehmen und die Jungs/Mädels dementsprechend betreuen.

    Ja, nicht zu vergessen ist das Thema: dem traue ich mal zu, ein guter Spieler zu werden und dem nicht! Zugegeben steckt in dieser Annahme viel mehr Hoffnung, als später daraus wird. Denn auch ohne unser Zutun gibt es für die jungen Menschen sehr viele Türen, die man besser nicht öffnet! Aber wir können ihnen nicht alle Erfahrungen abnehmen.


    Mit der negativen Erfolgsprognose ist es wohl ähnlich! Aber auch hier gibt es immer wieder auch sehr positive Überraschungen, weshalb es gar keinen Grund gibt, die Flinte schon frühzeitig ins Korn zu werfen.

    Die Hoffnung das der Spieler mal ein Guter wird, verknüpfen sie mit der Hoffnung das sie ein guter Trainer sind. Was aber auch nicht weiter schlimm ist. Hat ja jeder so seine Komplexe.


    Schlimmer ist für mich der Tenor: Na ich brauche doch in den Spieler X eigentlich keine Zeit stecken, weil der wird ja eh kein Fußballer.
    Nur das Problem ist, dass der Junge jetzt bei mir auf dem Trainingsplatz steht, regelmäßig kommt, sich bemüht und anstrengt und Spaß dabei hat. Und ich brauche ihn auch in der Mannschaft um überhaupt eine Mannschaft auf das Feld zu bekommen. Und dann - wie @tobn sagt - ist er auch halt vollständiges Mitglied der Mannschaft und ich sehe es nicht als Zeitverschwendung an, wenn ich ihm ein bisschen mehr Zeit widme.


    Es mag auf den ersten Blick nicht viel sein, sein Bestes geben zu wollen und dabei ständig auch Fehler zu machen. Ob man dabei mit oder gegen den Strom schwimmt, hängt im wesentlichen von der subjektiven Sichtweise ab.


    Dass ich häufig gegen den Strom geschwommen bin und trotzdem weiter machen durfte, lag nur an einem einzigen Punkt! Ich hatte dabei mehr Erfolg als die "Mitläufer"! Denn wer will schon jemanden beschäftigen, der eine eigene Meinung hat? Zur Fussballtradition gehört zwar der Meinungsaustausch. Aber der hat gefälligst so auszusehen, dass man zwar mit der eigenen Meinung in ein Gespräch mit dem Vorsitzenden gehen darf, aber doch gefälligst mit dessen Meinung wieder raus. Warum auch sonst sollte man es "Meinungsaustausch" nennen.


    Da komm ich gern auf @tobn zurück. Beim eigenen Weg, der sicher manchmal schwerer ist, weil man angreifbar ist, aber man belügt sich nicht! Allerdings hilft das kritische Hinterfragen seiner Positionen auch dabei, nicht in eine Einbahnstraße zu geraden, die später in eine Sackgasse führt! Gute Freunde können die Augen öffnen, wenn man allzublind durch die Gegend rennt!

    Naja, Erfolg ist relativ! Ergebnistechnisch hätte ich wohl keinen Job mehr... :whistling::D


    Thema Fehler:
    Ich mache in (fast) jedem Training und Spiel Fehler. Mal hier die falsche Übung ausgesucht, da mal die Übung zu schlecht erklärt und im Spiel mal zu oft die Positionen gewechselt bis Chaos herrschte. Aber ich erkenne die Fehler oder werde, von Eltern oder von meinen Co-Trainern, darauf aufmerksam gemacht. Dann kann ich sie korrigieren. Wenn ich sie nicht mehr korrigieren kann, gehören sie zu meiner Biografie. Das setzt aber gute Kommunikation voraus.


    Und weil ich oben "in (fast) jedem Training" geschrieben habe: Es gibt kein schöneres Gefühl als nach dem "perfektem Training" nach Hause zu kommen. Die Übungen haben gepasst, die Spieler haben gut mitgemacht und gehen zufrieden nach Hause, alles hat gepasst. Das ist dann genau das Gefühl, warum ich den Trainerjob mache. Gibt es nicht jedesmal, aber wenn, ist es umso schöner.


    Thema Gegenstrom:
    In Gedanken bin ich ja oft auch bei @Andre, der gerne polarisiert. Ich mache das auch gerne, um verkrustete Ansichten aufzubrechen und um den Horizont zu erweitern. Das man da oft Gegenwind spürt, ist mir egal. Ich komme gebürtig von der Ostsee. Ich kann Wind ab. :D Ich bin jetzt seit August 2013 als Trainer dabei. Ich habe bei meiner Mannschaft (und somit auch im Verein) viele Dinge verändert: Zwei mal wöchentliches Training à 90 Minuten , TW-Rotation, Feldspieler-Rotation, letztes Jahr die FairPlayLiga eingeführt, Weg vom Ergebnis-Denken und zuletzt die Einteilung nach Jahrgang statt nach Leistung. Da gab es meinerseits ordentlich was zu erklären und runterzubeten. Habe ich aber gerne gemacht, denn meine Spieler danken es mir: Nach schlimmen (wirklich schlimmen) Ergebnissen kommen meine Spieler gerne ins Training und zu den Spielen. Die Eltern vertrauen mir ihre Kinder gerne an und unterstützen mich.


    Deshalb fand ich tobns Ausspruch auch so gut. Weg vom Pfad der Gemütlichkeit und die Hosen runterlassen. Trainer der Welt hinterfragt euch und sagt das auch ihr Fehler macht. Das ist übrigens auch das, was ich im C-Schein-Kurs mitgenommen habe. Wir hatten da, in der Hinsicht, einen sehr guten Verbandstrainer.


    Gruß,
    sb

  • @soccerbook


    Ich will dir das alles ja gerne glauben und finde viele deiner Einstellung auch vernünftig, aber meinst du nicht, dass es ein paar gravierende Unterschiede gibt, ob ich im unteren oder oberen Jugendbereich trainiere? Schau mal oben, von welcher Jugendmannschaft gesprochen wird!


    So gebe ich den Punkt: was gehört zum Thema gern zurück!


    Nun zu den Ergebnisssen: Gern wiederhole ich mich! Es liegt für mich keinen Widerspruch zwischen guter Ausbildung und guten Ergebnissen. Ich setzte es bewußt in Relation, weil ja auch immer die Gegner gute Ausbildungsarbeit leisten können. Allerdings sollten Meisterschaften und Pokale nicht der Fokus im Jugendberich sein.


    Wenn es also regelmäßig zu "schlimmen Ergebnissen" kommt, wie lange wirst du deine "schöne heile Trainingswelt" aufrecht erhalten können? Machst du dir vielleicht selbst etwas vor? Wie gehst du mit den teils enttäuschen, teils mitleidigen Bemerkungen Anderer um und wie willst du deine Spieler davor schützen? Fussball ist eine Wettkampfsportart, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das Schöne dabei ist, dass man nach einer Niederlage schon das nächste Spiel gewinnen kann. Aber was ist, wenn diese Chance in unerreichbare Weite entrückt ist und das Gefühl "schlimmer Niederrlage" häuf8ig überwiegt? Macht es Spaß, dennoch Trainer zu sein, nur weil man keinen Anderen findet? Ich weiß nicht so recht? Vielleicht fehlt mir einfach auch die Erfahrung Trainer einer Mannschaft zu sein, die ständig was auf die Mütze bekommt? Vielleicht dominiert bei mir das Wissen, häufig oben dabei sein zu dürfen? Hab ja auch so gut wie keine Erfahrungen im Breitensport-Fussball! Aber das es dort so ganz anders sein soll, wie im Leistungs- und Profifussball, na da hab ich so meine Zweifel!


    Wer gegen die Strom schwimmt, der sollte erfolgreiche Alternativen haben! Sonst wird er über kurz oder lang vom Strom überrollt! Genau das ist @Andre schon ein paar mal passiert! Er kommt zwar immer wieder auf die Beine, aber er lernt nicht genug daraus.

  • @TW-Trainer


    Da gibt es natürlich Unterschiede, selbstverständlich.


    Es ist doch so:
    Bei meiner Mannschaft und dem Umfeld funktioniert meine Art und Vorgehensweise sehr gut. Bei B-Junioren würde das nicht funktionieren. Ist doch klar. Diese Aufgabe müsste ich ganz anders angehen und mich weiterentwickeln und den Gegebenheiten anpassen. Aber die Aufgaben als Trainer werden die gleichen sein, nur unter anderen Voraussetzungen. Und dann kommt der Punkt wo man merkt: Ok, da gehöre ich hin und da gehöre ich nicht hin. Das kann ich als Trainer und das nicht.


    "Schlimme Ergebnisse" habe ich nur geschrieben um deutlich zu machen, wie groß der Leistungsunterschied zwischen meiner Mannschaft und den Gegnern ist. Ich hatte ja vor ein paar Wochen einen eigenen Thread zu meiner Mannschaft und der Einteilung. Dort hatte ich beschrieben wie ich die Stärke meiner Mannschaft einschätze und wie sie von anderen (falsch) eingeschätzt wird. Aufgrund dieser Einschätzung empfinde ich diese Niederlagen auch nicht als schlimm, denn bei diesen Ergebnissen spielen natürlich viele Faktoren mit.


    Die "schöne heile Welt" gibt es bei mir nicht. Gestern haben wir 1:12 verloren. Warum? Ich hatte 9 Jungs/Mädels für das Spiel. 1 hatte frühzeitig abgesagt, weil krank. 2 Spieler dann vorm Spiel, weil einer keinen Fahrer hatte und einer krank wurde. Dann habe ich noch zwei Mädels dazugeholt die glücklicherweise Zeit hatten und ich somit wenigstens einen Auswechsler hatte. Spiel fängt an, ein Spieler bekommt einen Krampf und kann nicht mehr laufen. Und schon mussten/durften alle Spieler, die so noch nie zusammengespielt hatten, durchspielen. Unser erstes Gegentor fiel dann auch noch durch ein Eigentor... Da hätte nur noch ein Platzregen gefehlt und das Drehbuch wäre perfekt gewesen. In der letzten Spielminute haben wir dann so ein geiles Tor (sehr guter Schuß) als Ehrentreffer geschossen. So laut wird sonst nur bei der ersten Mannschaft gejubelt. :D8o


    Und dann fragt mich ein Spieler in der HZ warum ich bei den Gegentoren so ruhig bleibe und mir das nichts ausmacht. Ich habe ihm dann die Fakten aufgezählt. Auch unter anderem, dass wir nun mal nicht so gut sind wie der Gegner. Und dann noch diese Vorraussetzungen u.a. kranke Spieler, neue Spieler. Aber dadurch das sich alle so reinhängen, kämpfen und versuchen ihr bestes zu geben bin ich mehr als stolz auf euch. Habe ihm danach auch angeboten, dass ich sie auch gerne bei jedem Gegentor anschreien kann. Wollten sie aber nicht. :rolleyes:


    Also kurzum: Ich lüge mich nicht an. Die Kinder lüge ich auch nicht an. Ich versuche ihnen die Realität schonend aber deutlich zu vermitteln.


    Wie lange ich das noch "aufrecht erhalten" kann? Solange es alle (Trainer, Eltern, Kinder) wollen!


    Gruß,
    sb