Hallo allerseits. Ich bin der stolze Vater eines Nachwuchsfussballers Jahrgang 2007. Ich habe selbst als Kind nie Fussball gespielt, konnte mich dank meines Sohnes nun doch dafür begeistern und kicke inzwischen sogar selbst in der Altherren-Freizeitmannschaft unseres Vereins (allerdings technisch ein völlig hoffnungsloser Fall). Ich habe das Forum hier mit großem Interesse gelesen, dabei gemerkt, dass ich ein paar völlig falsche Vorstellungen vom Kinderfussball hatte, aber gleichzeitig auch gemerkt, dass der Trainer meines Sohnes doch sehr viel richtig macht (vorher wusste ich nur, dass sein Umgang mit den Kids und Eltern sehr gut ist, inzwischen weiß ich auch, dass sein Trainingskonzept kindgerecht und vorbildlich ist).
Da hier eher die Problemfälle geschildert werden, mal als überwiegend positives Feedback die bisherige Fussballlaufbahn meines Sohnes. Bitte entschuldigt, wenn das ganze durch die Wahrnehmung aus der väterlichen Perspektive etwas verzerrt ist, ich bin mir schon bewusst, dass aus ihm mit 99,5%er Wahrscheinlichkeit in Zukunft kein Bundesligaspieler wird.
2012, mit 5 Jahren (Oktoberkind), haben wir für unseren Sohn (im Weiteren S) eine Möglichkeit gesucht, im Verein Fussball zu spielen. Wir leben in Hamburg, und haben ihn einfach bei einem Ortsteilverein angemeldet, in dem ich selbst früher als Kind Tischtennis gespielt hatte, er lag einfach am günstigsten. Leider hatte der Verein zu Anfang Probleme mit der Trainerin des Fussballkindergartens (nicht persönlicher Natur, es klappte einfach zeitlich und organisatorisch nicht.). Letzten Endes übernahm der Vater eines 2008ers den Fussballkindergarten, dieser trainiert den 2008er Jahrgang heute noch und ist inzwischen Jugendleiter, man sieht sich ab und zu, gleicher Kindergarten und gleiche Schule.
Irgendwann im Winter (war noch Hallensaison) hat dieser Trainer dann empfohlen, dass S bei den 2006ern mitmacht, weil er im Vergleich mit den anderen zu schnell und und motorisch schon relativ weit entwickelt sei. Zu Anfang war S noch etwas schüchtern und zurückhaltend, aber er wollte bei den 2006ern mitmachen. Zum Wechsel zur Aussensaison 2013 wurden dann die restlichen 2007er (es waren nicht viele, vermutlich wegen der Zeitprobleme der Ex-Trainerin) ebenfalls zu den 2006ern "abgeschoben", damit der 2008er Trainer eine reine 2008er Mannschaft hatte.
Nach der Sommerpause 2013 hatte S dann seinen Spielerpass (wir hatten uns nicht sofort darum gekümmert, weil wir noch neu im Fussball waren und weder wir noch S den Drang hatten, sofort in Punktspielen mitzumachen) und wurde in der Saison dann auch 3 mal eingesetzt, obwohl er natürlich als jüngster zu den kleineren und weniger spielstarken in der Mannschaft gehörte. In dieser Saison kamen dann auch einige neue 2006er in die Mannschaft (neu eingeschulte Erstklässler), so dass der Kader langsam zu groß wurde (25+ Spieler). Die Mannschaft trat dann in der Hallensaison mit zwei Teams an und wurde nach der Hallensaison (Anfang 2014) geteilt. Die 1. F bestand aus den erfahrenen 2006ern und einem starken 2007er mit ergeizigem Vater, der schon lange im Team war. Diese Mannschaft wurde von zwei Vätern übernommen. Die zweite Mannschaft bestand aus einigen neuen 2006ern, allen 2007ern und ein paar alten 2006ern, die unbedingt die alten Trainer behalten wollten (darunter 2 "Paules" wie es hier im Forum heisst, beide aber sehr nett und gut integriert). Diese Mannschaft wurde (zum Glück) vom alten 2006er Trainergespann übernommen.
In den Frühjahrsferien 2014 war unser Sohn dann im (Kostenpflichtigen und für alle offenen) HSV-Trainingscamp auf dem Platz unseres Vereins. Beim Camp waren natürlich auch viele Freunde von ihm aus der Umgebung, auch Vorschulkameraden aus anderen lokalen Vereinen. Nach diesem Camp habe ich bei S dann langsam auch deutliche fussballerische Fortschritte feststellen können (die natürlich nicht vom Camp, sondern von inzwischen 1,5 Jahren Vereinsfussball kamen). (aus heutiger Sicht) Leider hatte ich meinen Sohn dazu gedrängt, eher als Verteidiger zu spielen, weil ich das Gefühl hatte, dass in seiner Mannschaft niemand so richtig verteidigte. Dadurch hat er sich zu einem ziemlich guten Zweikämpfer entwickelt, und er läuft gut zurück und steht auch ziemlich gut (wartet nicht am Strafraumrand, sondern rückt auch gut auf), aber vielleicht habe ich dadurch sein Angriffsspiel geschwächt.
Die gemischte Mannschaft war in der Saison eher mäßig erfolgreich, die meisten gegnerischen Spieler waren erheblich größer als unsere (nicht gerade hochgewachsenen) 2007er. Die Stimmung in der Mannschaft und bei den Eltern war aber gut.
Nach den Sommerferien meldete die Trainingsgruppe dann wieder zwei Mannschaften, die 2. 2006er (mit relativ kleinem Kader) und zum ersten Mal auch eine reine 2007er Mannschaft. Die 2007er Mannschaft mit S hatte eine tolle Saison, mit 3 Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage punktgleich, aber mit schlechterer Tordifferenz staffeldritter. Die Glanzleistung war ein richtig gut gespieltes 2:0 gegen den Staffelsieger im letztem Spiel, einem Heimspiel. Die Mannschaft hat keinen echten Torjäger, aber zwei sehr defensivstarke Spieler, und auch die übrigen Spieler zeigen sehr viel Einsatz.
In dieser Zeit, nach den Sommerferien 2014, kamen viele neue 2007er in die Mannschaft (Einschulung erste Klassen, WM-Effekt), so dass der Kader wieder bedrohlich anschwoll. Die Ergebnisse in der folgenden Hallensaison waren relativ schlecht, was natürlich auch daran liegt, dass die Neuen inzwischen Spielerpässe haben und ihre Spielzeiten bekommen. Da S damals in der 2006 auch seine Spielzeiten hatte, kann das eigentlich nur gut für die Zukunft der Mannschaft sein. Die Stimmung in der Mannschaft und bei den Eltern ist weiterhin gut, es gibt da keine "ergebnisfixierten" Eltern.
In der kommenden Rasensaison wird wieder geteilt. Das Trainergespann verdoppelt seinen Zeitaufwand (Falls sich jemand hier erkennt: Danke!!) und trainiert die 2. 2006er separat von den 2007ern. Dadurch können die 2006er ihren Kader auch etwas auffüllen, ich glaube, sie haben nur ca. 8-10 Spieler. Die 2007er trainieren gemeinsam, bekommen aber eine Mannschaft für die Staffel und eine in der Fair Play Liga. Da diese Ligen organisatorisch getrennt sind, sind die Kinder nicht fest an eine Mannschaft gebunden. Grundsätzlich sollen aber die Neulinge eher in der Fair Play Liga Erfahrung sammeln, damit sie nicht zu hohe Klatschen kassieren.
Alles in Allem denke ich, dass wir mit dem Trainerteam und der Mannschaft (inclusive Eltern) sehr gut dran sind. Interessante Hintergrundinformation: die 1. 2006er Mannschaft, die aus den starken 2006ern bestand, zerbrach so ziemlich am Trainerwechsel. Die beiden Trainerväter hatten Differenzen, der eine Vater und mindestens 3 der Leistungsträger der Mannschaft verließen den Verein. Der andere Vater führt die Mannschaft mit neuem Co-Trainer weiter, aber es ist natürlich schade, wenn so etwas in einer Mannschaft passiert, die schon seit den Bambinis zusammenspielt. Da sieht man dann auch, wie viel ein (zwischenmenschlich) guter Trainer ausmachen kann.
Ich hoffe, dass sich die 2007er jetzt stabilisieren und die ständigen Zugänge und Teilungen so langsam ein Ende haben. Aber ich habe mich nicht über die Aufnahmepolitik informiert, wer weiss, was da noch kommt... Am wichtigsten wäre mir, dass uns das Trainerteam erhalten bleibt und dass mein Sohn noch lange Spaß am Fussball hat. Er ist eigentlich eher schüchtern, und Fussball ist eine Sache, wo er viel Selbstvertrauen hat und schnell mit anderen Jungs zusammenkommt. Außerdem natürlich auch etwas, wo man als Vater und Sohn zusammen etwas unternehmen kann. Wir sind ab und zu zusammen auf dem Bolzplatz, und ich kann nicht sagen, dass der Straßenfussball tot ist. Viel von der relativen Spielstärke meines Sohnes kommt vom Bolzplatz und von den Spielen auf dem Pausenhof (8 Vereinsspieler in der 1. Klasse). Die Unterschiede zu Bolzplatzkindern ohne Vereinshintergrund sind auch schon deutlich zu sehen. Na ja, ich denke jeder Papa sollte ein bisschen stolz auf seinen Sohn sein.
Nochmal ein Dank an alle, die sich diese Textwand angetan haben, vielleicht update ich das ja mal jede Halbsaison. Ich hoffe, dass es zumindest für einige Trainer mal interessant ist, die Elternperspektive zu sehen, obwohl die meisten Jugendtrainer anscheinen ja selbst Fussballpapas sind.