Kind weint immer

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hey Leute,


    ich und 3 weitere habe dieses Jahr zum ersten Mal eine G-Jugend Manschaft übernommen. Es läuft eigentlich auch super. Die Kinder mögen uns alle und auch mit den Eltern haben wir ein super Verhältniss (was scheinbar ja auch nicht immer der Fall ist). Nun haben wir folgendes Problem:


    Ein Spieler fängt immer an zu weinen! und das (scheinbar) grundlos. Sie weint immer sobald man ein Gegentor bekommt oder auch schon mal wenn sie einfach mal vorbei schiesst...
    Gestern war da wieder ein gutes Beispiel: Wir hatten ein Turnier und alles lief gut. Sie hat in den ersten 3 Spielen 8 Tore geschossen und war auch allgemein gut drauf. Als wir dann beim 4. Spiel ein Gegentor bekommen haben, ist sie in Tränen ausgebrochen und war den Rest des Turnieres kaum zu beruhigen. Das ist auch nicht nur beim Fussbal so sondern auch bei gesellschaftsspielen und ähnlichen Sachen so.... Die Eltern und Ich sind etwas ratlos woran das liegt und ob das einfach nur eine Phase ist die dann wieder vorbei geht. Hat schonmal jemand solche Erfahrungen gemacht?


    Danke schonmal im voraus

  • Hat schonmal jemand solche Erfahrungen gemacht?


    Ja, mit meinem eigenen Sohn. In der G-Jugend war das noch nicht so, aber in der F und auch noch in der E ist er immer mal wieder vom Platz gelaufen, war völlig aufgelöst und auch zunächst nicht dazu bereit, wieder am Spiel teilzunehmen, wenn ihm oder seiner Mannschaft etwas 'Schlimmes' passierte. Also z.B. nach einem Eigentor oder wenn der Gegner das dritte Tor in relativ kurzer Folge schoss, obwohl er alles versuchte, um das zu verhindern. Geweint hat er dabei nur selten, aber völlig 'zu gemacht', d.h. er hat sich völlig stur gestellt und jede Kommunikation verweigert.


    Ich kann Euch aber beruhigen: das gibt sich von selbst. Lasst sie einfach in Frieden, wechsle ein anderes Kind für sie ein und nimm sie zu dir auf die Bank, von wo aus sie erst einmal einfach nur zusehen kann. Wenn sie sich ein bisschen beruhigt hat, kannst du ja nebenher ein bisschen mit ihr reden und z.B. davon erzählen, wie oft du schon neben das Tor geschossen hast o.ä, was auch immer, einfach das Kind runter holen. Ich würde dabei übrigens erst mal ausprobieren, ob sie sich bei dir und ihren Mitspielern beruhigen kann, d.h. ohne die Eltern. Ist das erst einmal zu schwierig, dann soll sie aber ruhig zu den Eltern gehen oder, besser noch, ein Elternteil kommt in dieser Situation ausnahmsweise zu Euch dazu, um sie zu beruhigen, Euch dann aber auch wieder (alleine) zu verlassen, wenn dieses Ziel erreicht ist -- am besten wahrscheinlich gar nicht mit Worten, sondern nur durch die Geborgenheit. Das Reden übernimmst dann du.


    Erwarte nicht, dass sich dieses Verhalten schnell gibt, und übe dabei unbedingt Geduld. Das Kind muss Vertrauen zu dir aufbauen, da darfst du überhaupt keinen Druck aufbauen oder Forderungen stellen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • tobn


    sehe die Problematik nicht ganz so einfach wie du.

    ruhig zu den Eltern gehen oder, besser noch, ein Elternteil kommt in dieser Situation ausnahmsweise zu Euch dazu, um sie zu beruhigen

    so wie das sicherlich oft hilfreich ist, kann es auch durchaus die Problematik verschärfen,


    denn:


    Das ist auch nicht nur beim Fussbal so sondern auch bei gesellschaftsspielen und ähnlichen Sachen so..

    also keine Problem des Fussballes, sondern eine Problematik des Kindes generell. Hier ist das Elternhaus gefragt. fraglich, ob die das ohne fachliche Hilfe
    in den Griff bekommen.


    Unbedingt zu hinterfragen ist hier, ob es kurzfristig aufgetaucht ist, dann kann es auch schnell wieder verschwinden, oder ob das Kind schon länger dieses Verhalten zeigt.


    Einen Hinweis kann man auch bekommen , wenn man vergleicht wie das Kind sich im Training oder Spiel verhält, wenn keine Elternteil anwesend ist.


    In 3 Spielen 8 Tore lässt auch die leise Vermutung zu, dass da ein verhätscheltsr Star-Kind grosssgezogen wird, egal von wem immer.


    Eigendlich ist man hier als Trainer überfordert.

    Einmal editiert, zuletzt von guenter ()

  • Heulen lassen...
    Manche Checkens nie, bei vielen wirds nach ner Zeit besser. Es gibt einfach Leute die nah am Wasser gebaut sind, besonders Kinder.
    Obwohl ich es auch nicht richtig nachvollziehen kann.

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • Ja, guenter, du hast Recht, eventuell tragen die Eltern dazu bei, dass das Kind sich so unter Druck setzt -- das ist ja letztlich der Grund hinter der ganzen Geschichte. Insofern wäre es wichtig, wenn 14ValenciaCF eine Einschätzung zu den Eltern abgeben könnte. Ich ging von 'vernünftigen' Eltern aus.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Zitat

    Einen Hinweis kann man auch bekommen , wenn man vergleicht wie das Kind
    sich im Training oder Spiel verhält, wenn keine Elternteil anwesend ist.

    Das haben wir auch schon versucht, ändert aber leider nichts. Sie weint beim Training und beim Spiel und unabhängig von anwesenden Eltern.

    Zitat


    Unbedingt zu hinterfragen ist hier, ob es kurzfristig aufgetaucht ist,
    dann kann es auch schnell wieder verschwinden, oder ob das Kind schon
    länger dieses Verhalten zeigt.

    Realtiv kurzfristig. Im letzten Jahr bei den Bambini war das noch nicht so und ab Anfang der Saison auch nicht.

    Zitat

    Ja, guenter, du hast Recht, eventuell tragen die Eltern dazu bei, dass
    das Kind sich so unter Druck setzt -- das ist ja letztlich der Grund
    hinter der ganzen Geschichte. Insofern wäre es wichtig, wenn
    14ValenciaCF eine Einschätzung zu den Eltern abgeben könnte. Ich ging
    von 'vernünftigen' Eltern aus

    Ich denke nicht, dass die Eltern sie unter Druck setzen. ICh habe eigentlich einen ganz guten Draht zu den Eltern und ich kann es mir nicht vorstellen. Allerdings kann ich es natürlich auch nicht ausschliessen, ich weiss ja nicht was bei ihnen Zuhause vorgeht.

  • oder aber, es ist ein Kind, das nicht verlieren kann. so ungefähr 4-6 Jahre alt. Schmeisst bei Mensch-Ärgere-Dich-nicht das Brett um und ärgert sich maßlos darüber, nur Zweiter geworden zu sein.


    14ValenciaCF, ich weiß nicht wie alt Du bist und ob Du Kinder hast. Aber was Du beschreibst kennen seeehr viele Eltern und ist ein ganz normaler Fall. Natürlich reagiert nicht jedes Kind so, aber von 100 sind bestimmt 20 dabei, die nicht verlieren können. Mit meinem Sohn Uno zu spielen war auch nicht immer ein Vergnügen. Und heute, nach 2 Jahren mit viel Kaffee für die Eltern klappt das schon sehr gut.


    Wichtig ist, was unsere Kindergärtnerin uns gesagt hat: nie absichtlich gewinnen lassen, weil man sonst einen Ausbruch befürchtet. Und der Kleinen einfach etwas Zeit lassen. Kostet Dich zwar viele Nerven aber sie wird es lernen. (Im Notfall immer vor sich Hermurmeln: "Es ist nur eine Phase ...")

    Einmal editiert, zuletzt von Bozo ()

  • 14ValenciaCF


    Mit dem Phänomen des unerwarteten Verhaltens setze ich mich schon viele Jahre auseinander. Denn das gibt es in allen Altesgruppen.


    Leider bleiben mehr Fragen als Antworten!


    Wenn ich es recht verstehe, schießt das Mädchen viele Tore, freut sich darüber sehr; steht jedoch sofort unter Tränen, wenn ein Gegentor passiert? Es könnte daran liegen, dass sie das Fussballspiel noch nicht als Team- oder Mannschaftssport realisiert hat, sondern nur sich selbst in eine Beziehung zu Toren und Gegentoren setzt? Es kommt auch etwas häufiger vor, dass Mädchen weniger stressresistent auf einen erhöhten Lautstärkepegel (wie es nun einmal bei der Freude über Tore) reagiert. Das Kind versucht sich zum Zeitpunkt der Verunsicherung beim Torerfolg durch Jubel und beim Gegentor durch Weinen anzupassen. Kann sein, dass das Kind eine Auszeit braucht, um den Fussball für sich ein zweites mal unter günstigeren Bedingungen mitzuerleben?


    Wenn es noch nicht regelmäßig so reagiert, dann kann entsprechendes Coaching helfen, den Druck durch die Verunsicherung zu nehmen. Es wird jedoch auch durch gutes Coaching einige Zeit brauchen, bis das Kind solche Situationen rational und emotional besser verarbeitet.


    Etwas anderes ist es bei den Trainerkindern. Denn hier spielt der Faktor: persönliche Leistung und Sieg bzw. Niederlage eine ähnliche Rolle, weil jedes Kind in diesem Alter sich als der beste Spieler anzieht. Hier spielt das familiäre Verhältnis zum Trainervater eine große Rolle.Solche Kinder erlegen sich häufig den Zwang auf, nicht beim Training oder Spiel fehlen (zu dürfen). Es fühlt sich für jedes Tor, aber noch mehr für jedes Gegentor verantwortlich. Im letzteren Fall gibt es die stille (Frust) und die offene Trauer (weinen). Weil der Fussball auch vom Trainervater ins Heim hineingetragen wird, spielt alles was mit dem Fussball zu tun hat, eine besonders große Rolle für ihn. Wird die besondere Situation nicht rechtzeitig erkannt, kommt es zum Bruch mit dem Fussball. D.h. von der vormals wahrgenommenen Euphorie erfolgt binnen kurzer Zeit ein Wechsel der Beziehung zum Hobby Fussball. Dieser Wechsel ist deshalb so heftig, weil jedes Kind zunächst einmal bemühlt ist, den Erwartungen seiner Eltern zu entsprechen. Wenn dann irgendwann das Bedürfnis entsteht, die Erwartungen nicht mehr erfüllen zu wollen, dann will es sich meist insgesamt von der Situation befreien und den Vater nur noch als Vater, nicht aber mehr als Trainer um sich wissen.


    Verallgemeinerungen helfen jedoch nur selten weiter, weil es individuell andere Gründe geben kann, die manchmal nicht unmittelbar etwas mit dem Fussball zu tun haben müssen. So kann es in diesem wie auch in einer späteren Altersphase zu einer stark abweichenden Entwicklung der sozialen Kompetenz und die koordinativen Fähigkeiten geben. Bei älteren Spielern ist man als Betrachter erstaunt, was hier auf den Rasen gezaubert wird, aber sofort ziemlich entrüstet beim ersten Satz aus dem Munde dieses Spielers.


    Weil es hier so viele Möglichkeiten gibt, ist guter Rat teuer! Solange man den Grund nicht kennt, sollte man ihn in jedem Falle so ernst nehmen, das man die unterschiedlichen Gefühlslagen respektiert. Ich weiß zwar, dass das gar nicht immer so einfach ist, weil man eine Gruppe zu betreuen hat. Aber in dieser Altersgruppe kann messtens das Trösten noch die beste Möglichkeit sein, das Leid für den Moment zu mindern.


    Das Verhältnis zu überschwänglicher Euphorie und offener sowie stiller Trauer verändert sich im Laufe der Zeit und sollte von seiner Umwelt aufmerksam wahrgenommen werden.

  • das Titelthema bei der druckfrischen "fussball training junior" des DFB.
    "MIT SIEG UND NIEDERLAGE UMGEHEN LERNEN"


    dort ist zu erfahren, dass die Kinder der hier gefragten Altersgruppe in kurzen Zeitabständen denken und Niederlagen oder Gegentore eigentlich schnell wieder vergessen sein sollten -----> wie lange weint sie denn ? Wie schnell kann sie wieder integriert werden?
    Auf der anderen Seite bedeutet das natürlich auch, dass die Kinder stark im Augenblick leben und ein Gegetor als persönliche Niederlage erlebt werden könnte. Das wäre dann ein Lernprozess.
    Gewinnen oder Tore schießen heißt auch "im Mittelpunkt stehen" -----> Steht sie denn gerne im Mittelpunkt?


    Wie geht ihr als Trainergespann im Training oder im Spiel mit Niederlagen/ Fehlern um ?
    Werden Tore evtl. zu sehr thematisiert ?


    Sie hat in den ersten 3 Spielen 8 Tore geschossen

    habt ihr da kein Gegentor kassiert? Wenn ja, warum hat sie da nicht geweint. Evtl. war sie im 4. Spiel schon müde (gestresst)?
    Konnte sie sich zwischen den Spielen relaxen?


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.


  • Gestern war da wieder ein gutes Beispiel: Wir hatten ein Turnier und alles lief gut. Sie hat in den ersten 3 Spielen 8 Tore geschossen und war auch allgemein gut drauf.

    Mal ganz am Thema vorbeigefragt, wie genau wurde da gespielt?
    Hier wird in der Halle teilweise noch 6+1 gespielt. Letztes Turnier an das ich mich erinnere waren 6 Mannschaften jeder gegen jeden, 15 Spiele insgesamt. In diesen Spielen sind gerade mal 10 Tore gefallen. Wir sind 2ter geworden mit 3 geschossenen Toren...
    Aber auch bei den 5+1 Turnieren mit 6 Mannschaften fallen in 15 Spielen höchstens 8 Tore.
    Wir organisieren noch 4gegen4 Turniere ohne Torwart, aber selbst da schießt kein Spieler 8 Tore in drei Spielen.
    Tore sind für die Kinder einfach Motivation pur, daher bin ich total neugierig, wie ihr spielt, dass einzelne Spieler soviele Tore schießen können.
    Über Aufklärung würde ich mich total freuen

  • Mal ganz am Thema vorbeigefragt, wie genau wurde da gespielt?
    Hier wird in der Halle teilweise noch 6+1 gespielt. Letztes Turnier an das ich mich erinnere waren 6 Mannschaften jeder gegen jeden, 15 Spiele insgesamt. In diesen Spielen sind gerade mal 10 Tore gefallen. Wir sind 2ter geworden mit 3 geschossenen Toren...
    Aber auch bei den 5+1 Turnieren mit 6 Mannschaften fallen in 15 Spielen höchstens 8 Tore.
    Wir organisieren noch 4gegen4 Turniere ohne Torwart, aber selbst da schießt kein Spieler 8 Tore in drei Spielen.
    Tore sind für die Kinder einfach Motivation pur, daher bin ich total neugierig, wie ihr spielt, dass einzelne Spieler soviele Tore schießen können.
    Über Aufklärung würde ich mich total freuen

    Bei uns im Kreis wird 4gegen4 ohne Torwart gespielt. War bisher auch immer so. Nur die Grösse der Tore unterscheidet sich.