Umgang mit Trauer

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  • Mahlzeit in die Runde,


    ich habe zwar einige Threads gefunden aber ich finde die folgende Situation die ich noch schildern werde, ist eine andere. Ein Elternteil einer meiner Jungs ist im Hospiz und wird uns in leider fast absehbarer Zeit verlassen, er leidet an einer unheilbaren Form einer schlimmen Krebsart. Man merkt es ihm zwar jetzt noch nicht an aber er ist auch so schon recht sentimental wenn sich einer seiner Mitspieler verletzt. Hier stellt sich mir nun die Frage wie soll man ihm die Zeit nach dem Tod des Elternteils erleichtern, ich spreche zwar selbst aus Erfahrung da mein Vater verstorben ist als ich neun Jahre alt war. Aber bei meinem Vater war es ein Arbeitsunfall, also konnte man sich so gesehen nicht direkt verabschieden. Bei ihm aber wird er sein Elternteil bis zum letzten Tage mit begleiten, also wird dies noch ein wenig schlimmer für ihn als bei mir damals.
    Sicherlich sind in beiden Situationen geliebten Menschen von uns gegangen aber ich kann beides nicht gleich ziehen. Deshalb meine Frage an euch, wie würdet ihr euch um ihn kümmern ohne den Rest zu vernachlässigen? Der Mannschaft von dem Tod des Elternteil berichten, um dort auch die "Probleme" des Spielers zu nennen, das er eventuell nicht immer zu hundert Prozent dabei ist? Oder soll er selber damit zur Mannschaft kommen?


    Gruß

    You'll never walk alone

    Die Macht auf dem Höchsten

    Einmal editiert, zuletzt von talentschmiede-svs ()

  • Je normaler du mit ihm umgehst, desto mehr hilft du ihm.


    ich würde das nicht zum Thema machen, auch nicht in der Mannschaft.


    Dieser Junge ist tagtäglich rund um die Uhr mit der Situation befasst.


    Umso wichtiger ist es, dass es zwischendurch einen Ort gibt, wo er möglicherweise mal abgelenkt wird, abschalten kann, andere Dinge, wenn auch nur für kurze Zeit , in den Vordergrund rücken.


    Und dies kann das Training oder Spiel sein. Also schaff ihm diesen Raum, indem du ihm dort seine schwierige Problematik fernhälts.


    Spricht er es selbst mal an, rede mit ihm, zeige ihm dein Verständis für seine Situation, erzähl ihm auch dann von dir.
    Mach es dann aber nicht zum Dauerthema. Sprich nur dann mit ihm, wenn er dich darauf anspricht.


    Reagiere, aber agiere nicht.

  • Ok, so in etwa hatte ich es mir gedacht. Bei mir wurde damals fast nur drüber gesprochen sei es beim Fussball, in der Schule oder sonst wo. Ich werde so wie du sagtest nur reagieren statt zu agieren.

    You'll never walk alone

    Die Macht auf dem Höchsten

  • Reagiere, aber agiere nicht.

    !!!!!
    Genau, wenn er mit dir sprechen möchte sei für ihn da.
    Verstehe den Jugen nur, du kennst den Hintergrund - also falls er mal austickt hat er nicht ads o.ä., sondern es liegt daran.
    Behandle ihn dann aber normal.



    Eine gewagte Hypothese ist die,dass sich der Junge vielleicht enger an dich bindet.
    Beispiel 2 meiner Jungs wo die Eltern getrennt sind und der Vater nicht die bezugsperson ist die sie brauchen.
    Diese 2 Jungen binden sich stärker an mich,wollen mit mir reden, neue tricks usw zeigen.
    Kann bei deinem Jungen auch anders sein, man weiß es nicht.
    Aber auch dort zuhören/zugucken gehört zu deinen Aufgaben als Trainer im Kinderbereich

  • @talentschmiede-sys


    Wer lange genug Trainer ist, der kennt solche Situationen von Trauer und vielleicht Wut, weil ein naher Angehöriger nicht mehr lebt. Ähnlich sensibel sollte der Umgang mit Spielern sein, die selbst Opfer eines schweren Verbrechens wurden. Denn die Schocküberwindung und die Trauerarbeit brauchen ihre Zeit.


    Hier kann das Hobby unter Freunden Trost spenden, aber es muß sensibel darauf eingegangen werden. Dazu zählt zunächst einmal eine Information der anderen Mannschaftsmitglieder und eine kurze Info, dass vom Betroffene in den kommenden Wochen nur soviel gefordert werden soll, wie dieser zu geben bereit ist.


    Ist der Spieler erstmals wieder im Team sollte zwischen dem Trainer und der Person kurze Mitleidsbekundung erfolgen. Danach eine Info an ihn, wieder soviel mitzuspielen, wie man es selbst möchte. Desweiteren bittet man ihn, Signale zu senden, wenn man das Gefühl von Überforderung verspürt.


    Ich habe schon einige Male miterlebt, wie die Geborgenheit in der Mannschaft mitgeholfen hat, den tiefen inneren Schmerz leichter zu ertragen und schließlich zu überwinden. Gerade dann, wenn es jemanden mal nicht so gut geht, kann sich die vermeintliche Schwäche am Leid unmittelbar nichts ändern zu können als größte Stärke erweisen, sicher an seiner Seite in dieser Zeit der unerträglichen Schmerzen zu ihm zu stehen!

  • Ich finde sehr gut, dass Du Dich mit dem Thema befasst und Dich darüber informierst und den Jungen bestmöglich unterstützten möchtest.
    Ansonsten kann ich mich guenter nur anschließen.

  • Ich finde sehr gut, dass Du Dich mit dem Thema befasst und Dich darüber informierst und den Jungen bestmöglich unterstützten möchtest.
    Ansonsten kann ich mich guenter nur anschließen.

  • Diese Antwort bezieht sich zum Posting Nr. 1
    Also zum Urpsprung. Habe andere Antworten nicht gelesen.


    Wenn ich das so lese, dann spüre ich, dass da ein guter Trainer am Werk ist. Ein guter Mensch, der sich Gedanken macht.
    Das ist schon mal die richtige Voraussetzung für den Jungen sowie aber auch, die anderen Jungs.


    Ich hatte das gleiche Erlebnis in einer B-Jugend. Da starb dann schlussendlich, leider der Vater des Jungen, der ebenfalls Krebs hatte.
    Die Situation war untröstlich... solch ein Leid kann man nicht wirklich besänftigen. Jeder der einen Verslust hatte, weiss das.


    Es gab da einen Tag, wo wir Hallentraining hatten.
    Da hatten die Teamkollegen mit Führung des Captains, ein Brief geschrieben. Es war wunderschön, warm, herzlich und ernst gemeint. Wirklich ein hervorrangender Text.
    Nach dem Training, in der Garderobe. Der Captain händigte den Brief am betroffenen Jungen aus... Natürlich platzte er in Tränen. Erlich gesagt, musste ich mich extremst beherrschen. Die Tränen waren auch mir sehr nahe. Für die anderen Jungs im Team war es auch so.
    Ich sass mich neben den Jungen und nahm den Arm um seine Schulter. Dann kam der eine Mitspieler, dann der andere. Alle waren Ihm sehr nahe. Extrem nahe.
    Kurz; das ist Wärme die von Herzen kommt. Alle waren dabei. Bis zur Beerdigung. Wir waren alle da.


    In der Zwischenzeit zwischen der Abgabe des Briefes, dem Tod des Vaters (war an einem 02. Januar...) und der Beerdigung, legte sich das Ganze im Training.
    Wir waren während dem Training, nie in Trauer. Gott sei Dank, bin ich so beharrlich, dass man während meiner Einheiten, voll dabei ist, als Spieler. Da konnte der Junge endlich für 2 Stunden, abschalten und an anderes denken.
    Der Vater des Jungen, war nie ein Thema. Zwischendurch fragte ich vor oder nach dem Training und wie bei jedem anderen auch "alles klar?". Der Vater war nie ein Thema, weil er kein Thema sein durfte. Das Ziel für den Jungen, musste "Ablenkung" sein.


    Nach dem Tod kam der Junge, für zwei Wochen nicht ins Training. Ich besuchte Ihn und seiner Mutter mal, noch kurz vor einem Training. Erhielt einen Caffee und wir sprachen dann über den Vater, über Gott und die Welt sowie auch über Fussball.


    Mehr habe ich nicht gemacht. Ich gab Ihm einfach Wärme. Und dies war keine Veränderung für mich, weil ich mit den Spielern schon eher warm und respektvoll bin.
    Die anderen Jungs, gaben Ihm auch wärme. Machten Spass usw. als ob nichts passiert wäre. Und genau so soll es sein.


    Kurz: Je weniger sich verändert, desto besser. Der Junge wollte sicher keine Extrawurst haben wegen dem Tod des Vaters. Er erhielt einfach für die schwere Zeit, mehr Wärme. Aber während dem Training war es wie immer.


    Dir alles Gute und viel Kraft. Gibt dem Jungen einfach die Wärme, die jedes Kind auch verdient. Dann kommt es auch gut. Du machst das schon, da bin ich mir sicher.


    Viele Grüsse
    TRPietro

  • Vor 3 Jahren hatte sich die Mutter eines damaligen Spielers von mir erhängt.
    Ich wusste auch nicht wie ich damit umgehen sollte.


    Anfangs hatten wir ihn nicht angesprochen undd abgewartet ob er selbst anzeigt, dass er das Gespräch braucht.
    Dem war nicht so.


    Nach einigen Wochen haben wir einfach nur gefragt wie es ihm derzeit geht.


    Er meinte, dass alles in Ordnung sei und dass das zum Leben gehört

    Sieger stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben

  • Ich denke auch dass Ablenkung das wichtigste ist. Normal weitermachen, aber falls es schlechte Tage gibt, Verständnis aufbringen.
    In der Mannschaft sollte es Geborgenheit geben, die 2 Stunden Training sollen Wohlfühlen sein. Wenn er das spürt, hast du deinen Beitrag geleistet.
    Als der Vater unseres Trainers gestorben ist waren wir einfach für ihn da, selbst als wir vor dem wichtigsten Spiel der Saison nicht trainiert haben, haben wir ihn unterstützt

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)