Selbstvertrauen Torhüter

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  • Hallo zusammen


    Ich habe ein 'Problem' mit meinem Torhüter. (Vornweg es besteht seit anfangs Saison aber gester erreichte es den Höhepunkt)



    Folgendes: Der Torhüter hat perfekte Masse für einen Torhüter, jedoch fehlt ihm das nötige Selbstvertrauen. Die Spieler merken selbst auch das der Torhüter nicht der beste ist. Sie haben ihn auch schon für Kanterniederlagen als Hauptverantwortlicher betitelt. Da ich selbst Torhüter bin hanenich mich schützend vor ihn gestellt.
    Seine Leistungen kommen über 'bescheiden' nicht herraus. Er besucht wöchentlich 1 mal das Torhütertraining. Jedoch fehlt ihm wie angesprochen das Selbstvertrauen. Immer ihm gut ins Gewissen reden kann ich auch nicht mehr, da er in einer halben Saison in die C-Jugendwechselt und mit solchen Leistungen nie spielen wird.
    Mir fällt besonders auf, dass er angst hat einen Ball zu halten und dadurch unsicher wird und sich nichts zutraut (folglich floppt er auch oft).
    Wie kann ich sein Selbstvertrauen stärken.? Ich bin mit meinem Latein am Ende, der Torhütertrainer ebenfalls. Vielleicht hat jemand das selbst schon erlebt. Danke schon im Vorraus.


    JT

    Man lernt eine Zeile von einem Sieg
    und ein Buch aus einer Niederlage.

  • Wie ist denn die perfekte Masse für einen Torhüter? So wie bei Tim Wiese etwa? :)


    Aber im Ernst: mir fehlt hier eine etwas genauere Beschreibung der Situation. So kann ich nicht so recht nachvollziehen, wo da das Problem liegt. Ihm fehlt das Selbstvertrauen, aber gleichzeitig schreibst du auch, dass er "nicht der beste ist"? Liegen die Probleme also wirklich hauptsächlich im mentalen Bereich, oder ist er einfach auch technisch nicht so gut?

    • Die Spieler merken selbst auch das der Torhüter nicht der beste ist. Sie haben ihn auch schon für Kanterniederlagen als Hauptverantwortlicher betitelt.
    • Seine Leistungen kommen über 'bescheiden' nicht herraus.
    • Mir fällt besonders auf, dass er angst hat einen Ball zu halten und dadurch unsicher wird und sich nichts zutraut (folglich floppt er auch oft).

    Mal ganz blöd gefragt: Warum ist der Junge Torhüter?

  • fak


    Als perfekte Masse für einen D-Jugend-Torwart ist für mich die Grösse gemeint. Er überragt mich als A-Jugend-Torwart schon fast, obwohl dies mit 1.72m nicht eine allzu grosse Kunst ist. 8);)


    Also um mehr auf den Torhüter einzugehen: Die Torwartgrundtechnik ist da, jedoch nicht mehr. Ich stehe in ständigem Kontakt mit dem Torhütertrainer und dieser sagt selbst, wenn er sich mehr zutrauen würde kämen seine Leistungen aus dem Loch heraus. Jedoch weiss ich nicht wie ich ihm klar machen soll, dass er an sich glauben soll und keine Angst vor Fehlern haben soll. Ich finde das schlimmste bei einem Torwart, wenn dieser Angst hat Fehler zu machen.
    Bei der Verbesserung der Grundtechnik überlasse ich es dem Torhütertrainer (ist ausgebildeter Torhütertrainer, und angestellt beim Schweizer Nationaltorwarttrainer).
    Ich will wie gesagt das Mentale verbessern. Hast du Tipps hierzu?


    @Follako


    Das habe ich mich ehrlich gesagt auch gefragt. Jedoch ist er auf dem Feld noch schlechter als im Tor. (Schande über den Trainer der ihn nie bei Technikübungen mitmachen liess)
    Der Torwart ist erst seit dieser Saison bei mir, vorher spielte er im Nachbarverein. Und da ich die 'schlechtesten' der D-Jugend unseres Vereines trainere wurde mir der Torwart zugeteilt. Und so kam ich zu diesem Übel.




    JT

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    und ein Buch aus einer Niederlage.

  • @Jungtrainer97


    Tja, ich weiß auch nicht so recht, was ich davon halten soll?


    Zwar ist eine Körperlänge von 1,72 m für einen D-Jugend-Torwart schon aussergewöhnlich, jedoch ist die Größe des Torwarts vom Trainer nicht beeinflußbar und spielt von daher gerade in der Jugend keine große Rolle.


    Als größten Widerspruch sehe ich jedoch das 1 x wöchentliche Torwarttraining bei einem gut ausgebildeten und kompetenten Torwarttrainer (angestellt beim Schweizer Nationaltorwarttrainer), der es aber scheinbar nicht fertigbringt, im die Grundtechniken soweit beizubringen, dass er einen Ball halten (festhalten?) kann? Da bräuchte man schon etwas genauere Informationen, in welchen Situationen der Keeper den Ball nicht festhält? Wenn ein Torwart die Grundfähigkeiten im Training bei einem guten Torwarttrainer erworben hat, so sollte er sie auch im Spiel anwenden können. Die erfolgreiche Anwendung sorgt für eine gute mentale Konstituion.


    Was ist denn mit Kanterniederlagen gemeint? Sollen das besonders hohe Niederlagen sein? Wenn ja, wie würdest du den Fehleranteil bei den Gegentoren bewerten? Denn ein Torwart ist fast immer nur so gut, wie ihn seine Mannschaft aussehen läßt!


    Kommen wir schließlich zum Mentalen! Da fällt mir ein Satz ein: "Man ist solange eine Mannschaft, bis der Torwart einen Ball durchläßt!" Weil der Torwart der letzte Verteidiger ist, wird er schnell als Sündenbock ausgemacht. Da wäre zunächst einmal die Frage zu stellen, wie sich seine Mannschaftskameraden im Spiel verhalten. Insbesondere wäre zu klären, wie häufig der Torwart gegen ein oder mehreren gegnerischen Angreifern allein gelassen wird? Es genügt nicht, dass man die Hand schützend über den Torwart hält. Man sollte an einer Verbesserung der Fähigkeiten im Team arbeiten. Denn der vorderste Angreifer ist auch der erste Verteidiger und der Torwart ist nicht nur der letzte Verteidiger, sondern auch der erste Angreifer.


    Da gibts m.E. nur 2 Möglichkeiten:


    1. du beschreibst das Torwartverhalten genauer
    2. falls du die Frage 1. nicht ausreichend beantworten kannst, bittest du den Torwarttrainer, sich ein Wettkampf-Spiel von eurem Team anzuschauen, um danach besser zu verstehen, wo die Hauptursachen der Torwartfehler liegen?


    Denn eigentlich bist du in der besonders guten Position, mit dem Torwarttrainer einen Fachmann an deiner Seite zu haben, der dir ganz bestimmt sagen kann, ob`s nur am Torwart liegt?

  • TW-Trainer


    Ich habe auch beriets ein Torwarttraining vom angesprochenen Torhüter gesehen und war guten Mutes. Dort konnte er die Bälle halten und kontrollieren.


    Jedoch passiert ihm im Spiel immer wieder der eine oder andere grosse Fehler. Man kann wirklich sagen einen mehr als haltbaren Ball (nach meiner Beurteilung als langjähriger Torwart) springt ihm unter dem Körper durch. Jedoch fast nur im Spiel (logischerweise manchmal auch im Training, jedoch finde ich das nicht schlimm). Ich weiss nicht an was es liegt, dass er das gelernte nicht im Spiel anwenden kann. Dass er Wettkampfangst oder so was ähnliches hat, denke ich nicht. Mir ist dieser Torwart im Moment ein unerklärlicher Fall.


    Mit Kanterniederlagen meine ich hohe Nienderlagen über 5 Gegentoren. Und der Fehleranteil war sichtlich seeehr gross.


    Zur angesprochenen Abwehr: Ich habe eine relativ solide Hintermannschaft. Meine Mannschaft hat das Handicap, dass es fast auschliesslich (bis auf den Torwart) jungjahrgänge sind in der D-Jugend.
    Was auch ein wenig zur Unterlegenheit führt. Jedoch enteushct mich der Torwart mit seiner Leistung.!!!!


    Ich predige der Mannschaft immer vor wenn der Torwart etwas 'schlecht' macht werde ich ihm das kommunizeren, sonst stelle ich mal einen Spieler ins Tor. Die Spieler sagen nichts zum Torwart und kämpfen auch solange bis der erste Lapsus des Torwart passiert. Dann verdrehen sie die Augen und ich versuche den Torwart von der aussenlinie zu motivieren. Jedoch passiert dann der zweite, dritte,... Lapsus. Un somit ist die Kanterniederlage perfekt.


    Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen mit diesen Angaben.


    JT

    Man lernt eine Zeile von einem Sieg
    und ein Buch aus einer Niederlage.

  • @Jungtrainer97
    ich schätze Deine Beiträge sehr. Aber bei Deinem letzten Beitrag lese ich Dinge, über die Du nochmal nachdenken solltest

    Jedoch fast nur im Spiel (logischerweise manchmal auch im Training, jedoch finde ich das nicht schlimm).

    Es ist auch im Spiel nicht "schlimm". Der Junge ist 12 oder 13, spielt in Eurer untersten D-Jugend. Was soll da noch passieren?

    Und der Fehleranteil war sichtlich seeehr gross.

    Vor jedem Tor passieren mehrere Fehler: Ein Stürmer übersieht den Mitspieler und verliert im Dribbling den Ball, der 10er hats nicht gemerkt und kann den Spielaufbaupass nicht unterbinden, der 6er verliert das direkte Duell um die Ballannahme und der IV lässt den gegnerischen Stürmer entwischen, vielleicht aufgrund eines minimalen Stellungsfehlers. Aber der Fehleranteil des Torhüters, der daneben greift, ist dann "seeeehr groß"?

    Jedoch enteushct mich der Torwart mit seiner Leistung.!!!!

    Enttäuschungen sind ein Zeichen, dass man zu hohe Erwartungen hatte. Sieh es mal von der Seite.

    Dann verdrehen sie die Augen und ich versuche den Torwart von der aussenlinie zu motivieren. Jedoch passiert dann der zweite, dritte,... Lapsus.

    Eine Anekdote am Rande, die zeigt, wie sehr die gesamte Mannschaft in der Verantwortung ist.


    D-Jugend (7er-Feld): Hinspiel. Unser Torwart (ohnehin etwas dicklich) bückt sich nach keinem Ball, wirkt unbeweglich, kassiert in kurzer Zeit nach Spielbeginn drei Treffer. Spieler völlig ratlos, teils verzweifelt ("Geh mal mit der Hand hin"), teils wütend. Das Spiel geht völlig den Bach runter: 3:10. (Nachher erfahre ich, dass der TW sich bei einem Sturz vom Fahrrad den Rücken geprellt hat, aber nichts gesagt hat)


    Aaaaaber: Rückspiel 6 Wochen später (wegen Spielverlegungen so früh): Wir treten fast mit dem exakt gleichen Kader an, der Gegner freut sich schon vor dem Spiel hörbar auf ein Schützenfest. Wir gewinnen mit 3:0, und das hatte dann viel weniger mit dem Torwart zu tun, als man denkt: der Gegner kam während des gesamten Spiels zu maximal 5 Torchancen.


    Das Thema ist schwierig und braucht Geduld. Ich kann mir vorstellen, dass Deine "Enttäuschung" und Deine Einstellung der Mannschaft nicht ganz verborgen bleibt. Du nimmst den Torwart zwar in Schutz, scheinst das aber nicht zu "leben". Vielleicht weil Du selber Torwart bist. Ich bin Vater eines Torwarts - und vielleicht gerade deshalb bilde ich mir ein, dass ich die Mitverantwortung der ganzen Mannschaft an Gegentoren meinen Mannschaften "vorlebe". (Zum Glück trainiere ich nicht die Mannschaft meines Sohnes)

    Wenn der Junge es im Training hinkriegt und im Spiel nicht, dann gibt es zwei Möglichkeiten:
    Die Technik ist noch nicht "wettkampffest" oder
    Der Junge hat doch Angst und ist nervös


    Sprich mit der Mannschaft: Sag Ihr dass der Torwart noch etwas Zeit braucht, ihm aber alle dabei helfen können.
    Und beherzige den Vorschlag von TW-Trainer, Euren Torwarttrainer sich mal Spiele anschauen zu lassen

  • Lieber Jungtrainer,


    erst einmal finde ich es im Kinder- und Jugendbereich für grundlegend, dass der Torhüter Fehler machen darf und auch unbedingt machen muss! Er soll sich entwickeln und möglichst viel ausporbieren können und auch dürfen. Wenn dadurch dann ein Gegentor fällt, ist doch Banane, wenn man als Torwarttrainer ein gutes Auge hat, dann wird man den Fehler im Bewegungsablauf ausfindig machen können und dies dann im nachhinein - nach dem Spiel - mit ihm durchgehen. Ein Torwart und auch ein Feldspieler, der keine Fehler macht, ist für mich nicht akzeptabel. Besonders nicht in der wichtigstens Ausbildungszeit, im Juniorenalter. Denn nur wer Fehler macht, der traut sich in der Regel auch zu, neues auszuprobieren und erweitert dadurch seinen Umfang, seine Erfahrungswerte und wird dadurch langfristig gesehen eine enorme Steigerung der Leistungsfähigkeit, sowohl in der Bewegungshandlung, als auch in der Bewegungsfähigkeit hinlegen. Ein Kind und Jugendlicher, der keine Fehler macht, bleibt in der Regel in seinem bisherigen Könnensbereich und wird sich dann sicherlich nicht so gut entwickeln, wie jemand, der Fehler macht.


    Nun zum zweiten Punkt. Wir als Torhüter oder auch ehemalige Torhüter wissen den Umgang mit einem wirklich guten Torwartausbilder sehr zu schätzen. Denn er ist es, der unsere speziellen Verhaltensweisen versteht, uns sinnvoll koordinieren kann und uns letzten Endes auch ausbildet. Am Wichtigsten ist dabei im Kinder- und Jugendbereich die soziale Kompetenz des Torwartausbilder, welcher durch die Zusammenarbeit im in der Regel: Eins-zu-Eins-Verhältnis sehr viel Zeit und Aufwand investiert. Zwar sollte das Fachliche auch nicht fehlen, allerdings ist die soziale Kompetenz als Grundlage für eine langfristige, erfolgreiche und spaßreiche Zusammenarbeit unabdingbar. Die Vertrauensbasis wird von AE zu AE gefestigt, das Verständnis füreinander wird immer besser und schließlich werden die Erfolge in der Ausbildung immer größer und somit auch sicherlich in der Statistik. Alle Faktoren zusammen, begünstigen den Torwartausbilder dazu am Besten vom gesamten Trainerteam in den Nachwuchs-Torhüter hineinzuschauen und in ihm Vorgänge in Gang zu bringen, die seiner Entwicklung förderlich sind.


    Der Unterschied zwischen einer Ausbildungseinheit und einer Wettkampfsituation ist in der Regel die Nervösität und der Zeit- und Gegnerdruck. Auch deswegen fallen viele Kinder und Jugendlichen auch nach 10.000 Wiederholungen noch in die alten und bekannten, vielleicht sogar affektiven Bewegungsabläfe (Bewegungshandlung) zurück. Die in den Ausbildungseinheiten gefestigten Inhalte können in den ersten Wochen ein riesen Problem im Wettkampf darstellen. Kommt nämlich ein neuer Torwartausbilder und bildet die Jungs aus, dann legt er sehr oft andere Schwerpunkte und Inhalte als der vorherige, falls überhaupt vorhanden war. Nun werden diese Inhalte gefestigt und der Wettkampf steht an. In jeder einzelnen Situation im Spiel steht der Junge nun im Konflikt mit seinen Bewegungsabläufen. Affektiv oder auch autodidaktisch geht er nun zu einem flach zentralen Ball mit dem Knie hinunter, da er es schon immer so gemacht hat. Nun kommt aber das Kognitive dazu und erinnert sich daran, was der Torwartausbilder ihm gezeigt hat. Somit gehen Milisekunden, oder bei einer langen Leitung manchmal auch Sekunden verloren, in welcher ein Bewegungsablauf festgelegt wird. Alleine durch die Erinnerung an die AE und dessen Inhalt, stoppt der Bewegungsablauf, oder wird dann sogar abgebrochen.


    Wenn ich bei meinen Nachwuchs-Torhütern dieses Verhalten sehe, dass er einen Denkprozess im Wettkampf hatte und meinet wegen auch eine Mischform angewendet hat, dann lobe ich ihn. Und wenn dadurch ein Gegentor fällt, ist mir persönlich das völlig egal, was der Mannschaftstrainer dann daraus macht ist eine andere Geschichte. Im anschließenden Gespräch frage ich meine Jungs und Mädels gerne nach ihrem Empfinden des Spiels. Und auch wenn sie dann sagen: "Ich war schlecht! Ich habe nichts gehalten!", dann kommt meine Aufgabe als Motivator und sage, weil es ja auch tatsächlich so ist, dass ich das Spiel mega fand!! Aus den und den Gründen!!... ...wie oft habe ich in weinende oder traurige Gesichter gesehen, die dann im Anschluss strahlend zu ihren Eltern gegangen sind... ..sehr oft! Somit hat das Gespräch mehrere Erfolge und Eindrücke geschaffen:


    - er kennt die Fehler, aber auch die Tipps und Hinweise von mir
    - er weiß, was er noch trainieren kann und vorallem wie
    - er weiß, dass er sich verbessert hat und was noch wichtiger ist,
    - er weiß, dass es trotzdem weiter geht!


    Somit ein paar Anregungen für dich... ...vielleicht unterstützen dich meine Zeilen. Denn, das Kind und der Jugendliche ist nie die Quelle eines Fehlers. Der gute Trainer und Ausbilder analysiert zuerst sein Verhalten, dann das Verhalten seiner Kollegen und dann irgendwann an 10ter Stelle kommt das Kind! :)


    Liebe Grüße aus Schleswig-Holstein! :)

  • Micha


    Vielen Dank für deinen sehr guten Beitrag.


    Das mit dem 'Entäuscht sein' hat mich gerade ein wenig zum nachdenken gebracht.


    Ich appelieren meinen Spilern immer, dass sie einfach spielen sollen. Vielleicht sollte ich das dem Torwart auch mal mitteilen. Dass er einfach das machen soll was zu tun ist.


    Ich werde mich in der Winterpause so oder so vermehr mit der Mannschaft zusammen setzen und grundlegende Dinge anschauen. Die letzten beiden Spiele werde ich nicht mehr allzuviel ändern oder schieben. Ich werde wenn möglich auch einzelgespräche führen und die Erwartungen und Ziele der Spieler versuchen fest zu halten.


    JT

    Man lernt eine Zeile von einem Sieg
    und ein Buch aus einer Niederlage.

  • @Jungtrainer97


    Danke für deine Ergänzungen. Damit läßt sich schon etwas mehr anfangen.


    Zunächst einmal muß man zwischen Training und Wettkampf unterscheiden. Gerade dann, wenn es sich um ein spezifisches Torwarttraining handelt, werden die Keeper langsam an ihre Aufgaben herangeführt. Der Schwierigkeitsgrad wird je nach TW-Fähigkeit schrittweise erhöht. Dabei kann ein ausgebildeter Torwarttrainer jede denkbare Torsituatin so simulieren, dass die Keeper immer eine reelle Abwehrchance haben. Das mag für den Außenstehenden sehr leicht und einfach aussehen und er mag sich wundern, warum es sich im Wettkampf häufig anders darstellt? Aber da bestimmt nun einmal der Gegner sowie die Arbeit der eigenen Abwehr den Schwierigkeitsgrad der Torwartleistung.


    Aufgrund der außergewöhnlichen Größe deines Keepers bin ich mir jedoch noch nicht sicher, ob es sich um Konzentrationsschwierigkeiten handelt oder ob er aufgrund seiner Körperlänge Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von flachen Bällen hat?


    War denn sein Torwarttrainer schon mal bei euren Spielen anwesend? Wenn ja, was meint er zu den Unsicherheiten deines Keepers?

  • Aufgrund der außergewöhnlichen Größe deines Keepers bin ich mir jedoch noch nicht sicher, ob es sich um Konzentrationsschwierigkeiten handelt oder ob er aufgrund seiner Körperlänge Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von flachen Bällen hat?

    Genau dieses Problem hatte ich mit meinem letzten TW durchgehende von F bis D, der auch gegenüber seinen Altersgenossen sehr gross war. Da wurden Tore kassiert, wo ich eigendlich nur den Kopf schütteln konnte.


    Erst ab C wurde das langsam besser und heute in der A-Jugend ist er ein sehr guter TW.


    Hatte ihn auch zum TW-Stützpunkttrainer mitggenommen, wo sehr deutlich wurde, dass er bei bestimmten Bewegungsabläufen
    erhebliche Defizite gegenüber den anderen TW hatte, die dann aber auch anschliessen durch bewusstes Training meinerseits
    nicht abgestellt werden konnten.


    Gerade in diesem Alter ist auch das koordinative Verhalten bei grösseren Kids eingeschränkter.


    Entwicklungen brauchen auch Zeit, auch bei der körperlichen.


    Das Wissen wie es sein sollte ist vorhanden, der Körper spielt aber noch nicht mit, was dann natürlich auch zwangsläufig
    zu Unsicherheiten führen kann. Und Unsicherheit kann dann auch schnell mit Selbstvertrauen verwechselt werden, aber
    auch zu geringerem Selbstvertrauen führen. Da hängt vieles miteinander zusammen.

  • @TWTR
    Wie stets sehr guter Beitrag, der hier einmal mehr zeigt, das wir eine einheitliche TW-Trainerausbildung in Deutschland brauchen.


    Denn, wenn Keeper nicht nur andere Schwerpunkte, sondern auch falsche Bewegungsabläufe automatisierten, wird die Korrektur sehr viel schwieriger.


    Ich möchte das gern am Beispiel unterschiedlicher Techniken zur Aufnahme flacher Bälle erläutern:


    1. Alte Technik auf den DFB-Folien"
    Auf den "alten DFB-Folien" geht der Keeper zwecks Aufnahme flacher Bälle noch mit dem (ballfernen) Knie bis zum Boden runter und nimmt den Ball in gebeugter Haltung vor den Körper auf. Dumm nur, wenn der Ball aufgrund eines Platzfehlers leicht abgelenkt wird und dann doch ins Tor rollt?


    2. Alte Technikfehler aus aktiver Torwartzeit
    Torwarttrainer, die ihr Wissen ausschließlich aus ihrer aktiven Zeit (die schon Jahrzehnte zurück liegt) geziehen , kennen noch die Situationen, in denen dem Torwart hin und wieder beim Versuch zur Aufnahme flacher Bälle das Leder zwischen den Beinen hindurch gerollt ist. Daraus entstand später die auf den DFB-Folien abgebildete Torwarthaltung.


    3. Moderne Verarbeitung zentaler, flacher Bälle
    Der Bewegungsablauf paßt sich nicht einer spekulativen, sondern der realen Roll- bzw. Flugbahn an. Um eine möglichst große und auch flexibel anpassbare Trefferfläche zur Verarbeitung flacher Bälle einzunehmen, über der Keeper zunächst Druck auf den Ball aus, indem er seine Position zum Ball hin frontal wie seitlich anpaßt. Erst unmittelbar vor dem Kontaktpunkt stellt er sich frontal zum Ball. Die Fußspitzen stehen zwecks besserer Gleichgewichtskontrolle ca. 45 Grad nach Außen. Falls es im letzten Moment noch zu einer größeren Ballablenkung kommt, kann der Keeper daraus immer noch über die Fussspitze abkippen oder abdrücken. Im Normalfall wird der Keeper jedoch kurz vor dem Ballkontakt den Oberkörper so weit vorbeugen, bis sich beide Arme parallel vor dem Körper befinden und gemeinsam mit den Beinen und Füßen einen Fangfehler absichern. (der häufigste Fehler in den Bewegungsabläufen der früheren Torwarttechnik war, dass die der Oberkörper nicht weit genug vorgebeugt wurde, sodass sich die Oberarme neben dem Körper befanden. Dadurch konnte der Ball über den Händen zwischen den Unterarmen und breiter Beinstellung ins Tor rollen.) Nur, wenn Torwarttrainer diese fehlerhaften Bewegungsabläufe kennen, können sie ihn korrigieren. Aber man braucht viel Geduld, bis die Torleute diesen Bewegungsablauf so sicher beherrschen, dass so ein für Laien vermeintlich leichter Torwartfehler nicht mehr passiert!


    Leider hat nicht nur der DFB jahrelang eine TW-Trainerausbildung verpennt. Auch wir TW-Trainer es bislang nicht einmal geschafft, ein paar einheitliche Defniitionen zu bilden, um so für unsere Torleute und Mannschaftstrainer eine verständliche Sprache zu schaffen.


    Die Hilflosigkeit unserer Kollegen drückt sich in Fragen oder in vermeintlichen Entwicklungsprognosen (z.B. das kommt schon noch) aus! Es braucht einen stärkeren Austausch zwischen Mannschafttrainer, Torwart und Torwarttrainer, um gemeinseme Entwicklungen und Ziele besser zu analysieren. In den Niederlanden ist dies durch die Übertragung von Kompetenzen an die Torwarttrainer entstanden. Dies läßt ich bei uns lediglich im Profibereich feststellen. Im gesamten Nachwuchsbereich ist es jedoch längst noch nicht selbstverständlich, weil hier der Trainer letzendlich bestimmt, was auch für den Torwart als falsch oder richtig anzusehen ist! Dies hat zur Folge, das man sich als Mannschaftstrainer zwar schützend vor seinen Keeper stellt, ihn jedoch trotzdem für den Sündenbock hält!


    Jörg Daniel überlegt ja gerade, wie man die 3-stufige Torwarttrainerausbildung besser hinbekommt und meint, irgendeine Mannschaftstrainerlizenz könnte ja zur Abrundung des Leistungprofils für einen TW-Trainer nicht schaden? Gleichzeitig macht er die Erfahrung, dass Mannschaftstrainer ohne spezifische Torwart- bzw. TW-Trainerkenntnisse sich auf den Ausbildungsseminaren für TW-Trainer sich wie die Deppen anstellen! Wie wär`s, wenn er den Mannschaftstrainern zukünftig auch eine TW-Trainer-Ausbildung verpaßt? Das könnte doch helfen zu verstehen, dass man die systematische Torwartausbildung nicht mal eben in 40 LE erlernen kann oder was meinst du?


    @Jungtrainer97
    Mein Rat an dich: wenn du den fehlerhaften Bewegungsablauf bei diesen Situationen nicht präsize beschreiben kannst, dann bitte deinen TW-Trainer zum Spiel mitzukommen. Denn wohl nur er kann entscheiden, ob es sich um ein generelles Defizit, ein in dieser in dieser Entwicklungsphase noch unsicheren Bewegungsablauf handelt oder ein Konzentrationsproblem handelt!