Positionstreue schon in der F-Jugend?

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  • Hallo,


    Ich (Marcel, 18 Jahre alt) betreue derzeit eine F-Jugend (2006/07er Spieler) und habe diesbezüglich eine Frage an euch. Heute beim Spiel ist mir mal wieder konkret aufgefallen, wie ungeordnet wir stehen. Wir geben den Kindern vor dem Spiel ihre jeweiligen Position mit (Sollte man Kindern eigentlich in dem Alter schon Abwehr, Mittelfeld oder Sturm als Position mit auf den Weg geben?), und dennoch gehen im Spiel meist alle auf den Ball und sind daher nur in geringem Maße positionstreu. Auf der einen Seite ist mir natürlich bewusst, dass man von solch kleinen Kindern noch keine Formationen, etc. erwarten kann. Dennoch würde mich interessieren, wie es andere Trainer machen. Sollte ich im Training verstärkt üben, dass die Kinder ihre ungefähre Position und Seite einhalten?


    Ich würde mich über eure Ratschläge riesig freuen!


    Beste Grüße,
    Marcel605

  • meine Mädchen habe ich jetzt im 2. D-Jugendjahr. Angefangen haben wir im ersten Jahr E-Jugend. Rückblickend betrachtet ist es ganz schlecht, schon zu früh feste Positionen zu vergeben (also immer Abwehr oder immer vorne).


    Ich würde den Kindern durchaus schon vermitteln wollen, das eine sinnvolle Aufteilung auf dem Platz nicht von Nachteil ist. Ich würde die Kinder mit einer Empfehlung auf den Platz schicken, für einen bestimmten Abschnitt auf dem Spielfeld verantwortlich zu sein. Es sollte aber in der F allenfalls eine gutgemeinte Empfehlung sein, die nicht mit Schaum vor dem Mund vom Seitenrand aus ständig eingefordert wird.


    Gerne ein wenig korrigierend eingreifen (wir kennen ja alle die berühmten zwei Verteidiger, die positionstreu 30 Meter von jedem Geschehen entfernt treu die völlig verwaiste eigene Spielhälfte sichern), im Zweifel aber großzügig laufen lassen, wenn man 4 Jahre später Spieler haben will, die eigene Entscheidungen auf dem Platz treffen. Und von Spiel zu Spiel mal vorne und mal hinten spielen lassen.

  • Vorab: der Hinweis zur Suchfunktion ist sehr gut, dieses Thema ist hier tatsächlich schon desöfteren behandelt worden.


    Ich (Marcel, 18 Jahre alt) betreue derzeit eine F-Jugend (2006/07er Spieler) und habe diesbezüglich eine Frage an euch. Heute beim Spiel ist mir mal wieder konkret aufgefallen, wie ungeordnet wir stehen.


    Das ist erst einmal überhaupt kein Problem und völlig normal. Und ich würde auch nicht versuchen, das über die Zuweisung von festen Positionen abzustellen. Ich gehe mal davon aus, dass es dir um das Abwehrverhalten geht. Da sieht mein Vorgehen derzeit so aus, dass ich möchte, dass sich alle Spieler daran beteiligen, den Ball zu erobern. Da der Gegner den Ball in unserem Tor unterbringen möchte, heißt das, dass alle unsere Spieler dazu hinter den Ball kommen müssen. Wenn sie das tun und noch dazu beherzt und mutig in die Zweikämpfe gehen, dann ist alles tuffig, die Ordnung spielt nur eine geringere Rolle, der Gegner wird es aber sehr schwer haben, ein Tor zu erzielen. Natürlich stelle ich die Kids auch in einer Grundformation auf den Platz, da bevorzuge ich aber ein flaches System, also ein 3:3.


    Wir geben den Kindern vor dem Spiel ihre jeweiligen Position mit [...]


    Welche Positionen sind das denn?


    (Sollte man Kindern eigentlich in dem Alter schon Abwehr, Mittelfeld oder Sturm als Position mit auf den Weg geben?), [...]


    Ich vermeide bewusst diese Begriffe, weil sie mir im Kleinfeld- und noch mehr im Kinderfußball zu eindimensional sind. Wenn ich einem Sechsjährigen sage, dass er in der Abwehr spielt, dann tut er auch nur das, er bleibt also hinten stehen. Und der Stürmer bleibt vorne. Das will ich aber nicht, sie sollen alle gemeinsam angreifen und auch alle gemeinsam verteidigen. Deshalb spreche ich im Kinderbereich gezielt nicht von Stürmern und Abwehrspielern. Und wenn doch, dann erkläre ich den Kindern dabei, dass ich den Begriff nur situationsbezogen verwende.


    Vielleicht könnte man zwischen den zwei Situationen Angriff und Abwehr unterscheiden. Man könnte also sagen, dass bei eigenem Ballbesitz die hintere Reihe das Mittelfeld und die vordere der Sturn ist, und sobald der Gegner den Ball erobert, ist die hintere Reihe die Abwehr und die vordere das (defensive) Mittelfeld.


    [...] und dennoch gehen im Spiel meist alle auf den Ball und sind daher nur in geringem Maße positionstreu.


    Das ist gut, freue dich darüber. In vielen F-Mannschaften, die ich kenne, interessiert sich ein gutes Drittel der Spieler mal nullkommanix für Abwehrarbeit... Und dann gibt es noch eine ganze Reihe von Kindern, die Angst vor dem Defensivzweikampf haben. Da geht es dann erst mal darum, ihnen zu vermitteln, dass zum Toreschießen auch das Verhindern von Gegentoren dazu gehört, und außerdem bietet man ihnen viele 1:1-Situationen, damit sie die Angst ablegen. Wenn sie soweit sind, dass sich (fast) alle an der Defensive beteiligen, dann kann man anfangen, ihnen eine situativ sinnvolle Raumaufteilung nahe zu bringen. Dazu braucht man aber keine Positionen, das Ziel für jeden Spieler ist ja vielmehr, die Situation zu erfassen und die sinnvollste eigene Aktion zu ermitteln. Die Positionen sorgen nur dafür, dass die Wahrscheinlichkeit, sich in bestimmten Situationen zu finden, unterschiedlich sind.


    Auf der einen Seite ist mir natürlich bewusst, dass man von solch kleinen Kindern noch keine Formationen, etc. erwarten kann. Dennoch würde mich interessieren, wie es andere Trainer machen. Sollte ich im Training verstärkt üben, dass die Kinder ihre ungefähre Position und Seite einhalten?


    Von mir hierzu ein klares nein. Im Spiel gegen den Ball ist es sinnvoll, (viel) später wird das Verdichten des Raums um den ballführenden Gegner ja sogar dediziertes Trainingsthema. Möchtest du die Raumaufteilung und die Wahrnehmung des Raums deiner Spieler fördern, so verwende Spielformen, die dazu animieren, den Raum zu nutzen, also bspw. das Spiel auf vier Tore. Mit der Zuweisung von Positionen und dem Hinweis darauf an die Kinder habe ich persönlich (leider) ganz schlechte Erfahrungen gemacht.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Was meinen Jungs, ebenfalls von 2006, sehr geholfen hat zu verstehen wo sie spielen ist eine einfache, günstige, tragbare Taktiktafel.
    So eine zB: http://haest.de/images/product_images/popup_images/734_0.jpg
    Vor dem Spiel setzen wir uns für 3 Minuten zusammen und ich schreibe die Namen der Spieler auf die jeweilige Position die sie an dem Tag besetzen sollen. Durch das visualisieren haben die Jungs das sehr schnell verstanden und halten sich zu 90% ( und nach Tagesform ) dran. Es sei denn es fliegen wieder 3 Störche im Tiefflug über das Spielfeld... :)

  • Ich kann das nicht verstehen.
    Deine Junioren machen ohne Ausbildung und vollautomatisch, ein vorbildhaftes ballorientiertes Pressing und Du willst das unterbinden?


    Ich würde mich weiterhin auf die Technik konzentrieren.
    solange diese nicht mal dribbeln und passen können, ist jede taktische anordnung sowieso sinnloss.


    Gruss
    TRPietro


    PS: den ersten Teil ist nur ein Witz. ist natürlich ergärlich. Aber nicht wirklich schlimm.

  • ist eine einfache, günstige, tragbare Taktiktafel.


    wird da jetzt jeder Spieler damit ausgestattet, die er während des Spieles mit sich führt?


    wir überlegen nämlich gerade im Kindesbereich jeden Spieler mit einem Ohrstöpsel auszustatten, damit der Trainer seine Spieler immer per Funk instruieren kann.


    Wir versprechen uns da jetzt auch bei der Einführung der FPL eine optimale Unterstützung.


    keine schreiende Trainer mehr auf dem Platz, Einhaltung der Cachingzone absolut kein Problem mehr und vor allem eine optimale Unterstütung der Kinder bei ihren selbständigen Entscheidungen, ob Foul, Einwurf oder weitergespielt werden soll.


    desweiteren gibt es zur Zeit Überlegungen, Spiele ins Clubhaus zu übertragen, damit doert die Elternschaft die Spiele beim Bierchen verfolgen können. Kein Alkohol im Umfeld der Kinder, und optimale Fanzonenentfernung.


    neue Medien sollten schon im Kinderfussball genutzt werden.


    Pfeffernuss


    auch ich hatte immer eine solche Tafel dabei, fast in jedem Training, kann einem bei Erklärungen schon sinnvoll unterstützten, wenn man sie gezielt einsetzt.

  • So früh wie möglich sollte man die Kids mit der Begrifflichkeit von "vorne", "hinten", "links" und "rechts" und deren Uebertragung ins Spiel und Feld vertraut machen. Man darf das nicht einfach voraussetzen, dass die das immer schon 100% intus haben. Deshalb empfielt es sich IMMER eine Anfangsposition vorzugeben - wobei ich es da weniger mit der Taktiktafel habe, sondern glaube, dass es die Kleinen besser checken wenn ich ihnen gleich schon zeige WO im real existierenden Feld "vorne-links" ist (Beim 1:1 Uebetragen von der Abstraktion der Taktiktafel aufs Feld hätte ich bezüglich F-Junioren noch so meine Zweifel - aber wer weiss, vielleicht ist die FIFA14 Generation da schon weiter).
    Beim Anspiel würde ich darauf beharren dass sie diese Positionen einnehmen (Reminder). Dass sie dann wieder Rudel bilden ist normal.
    Dann sollte man sie soweit bringen, dass wenn der Trainer das Wort "Position" ruft, jeder Spieler wieder seinen Platz sucht, resp. sich erinnert fühlt, dass es da doch mal eine Vorgabe gab ;)
    Das waren und sind meine Vorgaben für unsere G. Mehr kann und würde ich da auch nicht erwarten.

  • @Hier gehen wir überwiegend konform.


    auch F-Linge sollten bestimmte Positionen kennen, tun sie auch.


    zu Beginn hatte jeder Spieler seine Anfangsposition, die sich jedoch beim Spiel relativ schnell auflöste. der nächste Schritt war dann bei mir die Positionseinnahme bei ruehenden Bällen. funktionierte auch erstaunlich schnell. Kinder sind ja nicht doof.


    zu der Tafel kam ich durch die Kinder selbst. in der Kbine hing die Taktik der 1. Mannschaft, die die Kinder interessiert anschauten.
    Warum machen wir sowas nicht ? Sollen wir? allgemeines Ja.


    Warum eigendlich nicht? ganz kurz und ganz einfach, die Jungs fühlten sich wie die Grossen.


    Kombination Tafel (kurze einfache Darstellung) und gleichzeitig das Praktische auf dem Platz waren für mich schon unterstützend.



    schöne Randgeschichte:


    liess jeden Jungen seine gewünschten Laufwege aufmalen. nachdem alle das getan hatten, war die Tafel voller undurchsichtiger
    Striche. "Ich blick da nicht mehr durch" kommt von einem Pfiffikus.
    "Genau das ist ja das Erfolgsrezept, wenn wir nicht mehr durchblicken, dann durchschaut auch unser Gegener nicht unsere Taktik,
    und wir werden gewinnen"
    Wir gewannen das Spiel, und beim nächsten Spiel kam prombt die Frage: Spielen wir heute wieder die Taktik vom letzten mal?


    Kinderfussball kann so herrlich sein, man muss jedoch nicht hinter allem Tun einen ernsten sinnvollen Hintergrund sehen.

  • So früh wie möglich sollte man die Kids mit der Begrifflichkeit von "vorne", "hinten", "links" und "rechts" und deren Uebertragung ins Spiel und Feld vertraut machen. Man darf das nicht einfach voraussetzen, dass die das immer schon 100% intus haben. Deshalb empfielt es sich IMMER eine Anfangsposition vorzugeben - wobei ich es da weniger mit der Taktiktafel habe, sondern glaube, dass es die Kleinen besser checken wenn ich ihnen gleich schon zeige WO im real existierenden Feld "vorne-links" ist (Beim 1:1 Uebetragen von der Abstraktion der Taktiktafel aufs Feld hätte ich bezüglich F-Junioren noch so meine Zweifel - aber wer weiss, vielleicht ist die FIFA14 Generation da schon weiter).
    Beim Anspiel würde ich darauf beharren dass sie diese Positionen einnehmen (Reminder). Dass sie dann wieder Rudel bilden ist normal.
    Dann sollte man sie soweit bringen, dass wenn der Trainer das Wort "Position" ruft, jeder Spieler wieder seinen Platz sucht, resp. sich erinnert fühlt, dass es da doch mal eine Vorgabe gab ;)
    Das waren und sind meine Vorgaben für unsere G. Mehr kann und würde ich da auch nicht erwarten.

    Mit der geschilderten Vorgehensweise kann ich mich im Großen und Ganzen identifizieren. Wir spielen bei uns in F- und E-Jugend leider auf halbem Großfeld (1:7). Da entsteht das Problem, dass man ohne "Grobzuordnung "auseinandergenommen" wird. Wenn die Zuordnungen dann nicht konsequent eingehalten werden und die Jungs/Mädels selbst modifizieren und "ballorientiertes Universalpressing" spielen, ist das völlig in Ordnung (manchmal sogar "ergebnisorientiert" besser). Bei kleinerem Feld und 1:5 und vor allem bei G würde ich wahrscheinlich maximal "vorne" und "hinten" ausgeben, wobei mir die Devise "alle verteidigen, alle greifen an" besser gefällt.