Ich will mein 1000er Jubiläum mal nutzen und ganz bewusst die erste Stufe der Talentförderung ( 11-12 Jahre ) aus der Sicht eines Vaters und langjährigen Trainers im Jugendfußball in dem einen oder anderen Teilbereich schlicht in Frage stellen. Mittlerweile brüstet man sich ja Weltweit mit dem Ausbildungskonzept. Der Fairness halber sage ich gleich ( und habe das ja auch in einem anderen Thread deutlich gemacht ), dass ich dieser Kiste von Anfang an skeptisch gegenüber stand und sich dies auch nicht wirklich gebessert hat. Und da wir ja auch einige User hier in der Talentförderung haben, wird es da sicherlich auch andere Meinungen zu geben. Gerne. Gebt's mir
Kurz zum Hintergrund: Durch meine damalige Truppe Einblick in die Fördermaßnahmen ab jüngere E ( Kreisauswahl ). Mein Ältester spielt seit 1 ½ Jahren im Stützpunkt. Hat sich nicht nur fußballerisch weiter entwickelt, sondern auch an Selbstbewusstsein dazu gewonnen. Er muss sich halt in jedem Training zeigen, sonst ist er am Wochenende nicht im Kader. Ist eben anders als im Verein. Also alles okay. Zum StP-Trainer: Hinsichtlich Fach- und Sozialkompetenz überragend ! So stelle ich mir Trainer in einer Fördermaßnahme vor. Auch hier gibt es nichts zu meckern. Ich schreibe hier also nicht als frustrierter Vater. Mir geht es um die Sache.
Sichtung: Geht bei uns mit dem jüngeren E-Jugendjahrgang in der Kreisauswahl los. Ist für mich überbewertet, unnötig und Verschwendung von Zeit und Personal ! Das würde ich 1:1 in die Vereine investieren. Kriterienkatalog erstellen, wie durchgängiges Ausbildungskonzept, strikte Kontrolle der Einhaltung, Förderung von Jungtrainern/-innen, Nachweis über Fortbildungen usw. Pro erfülltes Kriterium gibt es einen festgelegten Betrag. Die ( jetzigen ) Kreisauswahltrainer würde ich als Referenten in die Vereine schicken. Kreisauswahl würde ich abschaffen.
Im NFV gibt es als erste Sichtung zum Stützpunkt den Sparkassencup. Da sind alle Mannschaften der älteren E zur Teilnahme verpflichtet ! Finde ich gut. Wie ich hier im Forum mit Erstaunen lesen konnte, gibt es Kreise/Verbände, wo die Vereine/Trainer/Eltern potenzielle Kandidaten melden sollen. Ist das wirklich so ??
Talente ? Ja gerne. Aber die sollen gefälligst von selber kommen.
Beim Turnier dann pro Feld ein Sichter. Würde ich ändern, da zu subjektiv. Rotation der Sichter von Feld zu Feld.
Dann einen Termin zur Sichtung mit etwas über 30 Spielern. Mindestens einen zweiten Termin sollte das wohl Wert sein, oder ? Spiele auf Kleinfeld. Fand ich okay.
Aber der Umgang mit den nicht berücksichtigten Spielern. Für mich ein Trauerspiel ! Kurze Ansprache: „Ist nur eine Momentaufnahme. Habt weiter Spaß.“ Wie viele davon wohl in ein Loch gefallen sind und möglicherweise ganz aufhören. Oder die Sportart wechseln, weil sie dort entsprechend gefordert werden. Sichtung ist auch Auslese, so hart sich das auch anhören mag. Aber den Jungs nicht mal zu sagen, wo sie sich verbessern könnten und in welchen Bereichen es ( noch ) nicht gereicht hat, fand ich gelinde gesagt suboptimal und semiprofessionell.
Dann die weitere Spielerbeobachtung. Jedes NLZ hat mindestens einen Scout. Wer schon mal auf internationalen C-Turnieren war, weiß wovon ich spreche. Da ruht sich der DFB schön drauf aus. Nach dem Motto: Wer gut ist, den sehen wir dann auch noch in der C. Ausbildung soll in den NLZ'en betrieben werden. Ist das so ? Und sind wirklich alle Talente in einem NLZ ? In Ballungsräumen ist die Gefahr sicherlich geringer das jemand durchs Raster fällt, aber in ländlichen Gebieten ? Kann ich nicht verstehen, dass der DFB diese Aufgabe auch noch seinen StP-Trainern aufhalst. „Unser“ macht das und schaut sich Spiele und Turniere des Jahrgangs an. Aber macht das jeder ? Glaub ich nicht dran. Ich wüsste alleine aus diesem Forum einige Kandidaten, die ich mit dieser Aufgabe betrauen würde. An geeignetem Personal kann es also nicht liegen.
Man sollte sich auch nicht zu schade dafür sein, sich von anderen Ländern das Ein oder Andere abzuschauen. Wie zum Teufel schaffen es nur unsere niederländischen Nachbarn trotz wesentlich geringer Bevölkerungsanzahl immer wieder, Spieler auf Weltklasseniveau auszubilden ?? Könnte an der auf Langfristigkeit ausgelegten Talentförderung liegen. Wenn man sich mal mit einem Jugendspieler unterhält, der in Holland ausgebildet wurde, staunt man echt Bauklötze. Sind wir zu arrogant um sich daran ein Beispiel zu nehmen ? Scheint wohl so. Lieber „Daumen hoch, Daumen runter“ Prinzip und sich immer wieder beschweren, dass zu wenig oben ankommen.
Ich höre hier erst mal mit der Motzerei auf. Was meint Ihr ? Sehe ich das zu kritisch ? Was sind Eure Erfahrungen mit dieser ersten Förderstufe ?