Euer Weg zur kompakten Defensive

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  • Servus zusammen,
    wie stopft ihr eure "Löcher" - innerhalb des Mannschaftsverbundes?
    Ich spiele mit meiner U16 ein 4-2-3-1 bei dem wir im Spiel gegen den Ball in ein 4-4-2 Flach fallen. Dabei rückt die 10 auf eine Höhe mit der 9 und versuchen das Spiel auf die Außenbahn zu lenken um so den Pass, flach, lang auf die gegnerische 7/11 zu provozieren.


    Wir spielen mit einem jungen Jahrgang (98er) - technisch stark bis sehr stark in einer Liga, die aufgrund ihrer Zusammensetzung und Höhe fast ausschließlich von "alten" Jahrgängen (97er) gespielt wird, welche körperlich himmelhoch überlegen sind. Dazu kommt mangelndes Selbstvertrauen aus den - was das Ergebnis angeht - schlechten Resultaten.


    Dabei lassen sich meine Spieler zu oft dazu verleiten, die Abstände im Defensivverbund zu vergrößern um der Angst vorzubeugen durch lange Bälle bzw. durch die deutliche körperliche Überlegegenheit am Flügel überrannt zu werden.
    Daraus ergeben sich (gerade bei abkippendem 6er) oft Räume im Zentrum die diese Gegner geschickt anspielen um dann auf die Flügelauszuleiten wenn unsere 2/3 den Weg ins Zentrum (natürlich zu spät) wählt.


    Ich habe hier sowohl an der Tafel, als auch mit reelen Abständen auf dem Platz gearbeitet. Diese Woche sollen die Jungs neben einer Intensiven Taktikschulung durch den Trainer unserer Herrenmannschaft (Fußball-Lehrer) auch von mir mit neuen Ansätzen beglückt werden. Nachdem ich die Angst habe in meinem Ideen und Methodiken zu eingefahren zu sein, frage ich euch hier nach Übungsvariationen wie ich mein Team dazu bringe, die Ordnung besser zu halten - vielleicht muss das nur bedingt auf dem Platz geübt werden und vielmehr durch Motivationstricks in die Köpfe kommen.


    Danke euch und Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • nabend,


    ich spiele mit einer hauptsächlich von 97 und 98gern geprägten truppe gut in einer a-jugendmeisterschaft mit. wir spielen hauptsächlich ein 4-1-4-1 mit dem vorteil, auch laufschwächere spieler gut in den zentrumspositionen eingliedern zu können.
    auch bei uns stimmen die abstände in der regel nicht so ganz, aber zum glück können die gegner das auch nur selten ausnutzen, da die offensiv genausowenig entwickelt ist, wie wir in der defensive *g*............


    auf den punkt gebracht heisst es, man muss einfach geduld haben, denn du kannst es zig mal an der taktiktafel erläutern (mache ich auch vor jedem spie und auch in den trainingseinheitenl), und auch mit den beim training vorhandenen spielern das stellungsspiel und die möglichen laufwege üben, aber die einzige lösung ist (jedenfalls bei mir) es in den spielen zum teil lauthals als anweisungen den jungs zuzuweisen, bis sie den blick irgendwann dafür haben. denn nur in den spielen habe ich alle entscheidenden spieler beisammen..............ist halt in dem alter so.


    solange man nicht im echten leistungsbereich arbeitet, muss man sich halt jede menge 'krücken' ausdenken, um den kids das vermitteln zu können, was man für wichtig hält.


    gruss

  • Servus zusammen,
    wie stopft ihr eure "Löcher" - innerhalb des Mannschaftsverbundes?
    Ich spiele mit meiner U16 ein 4-2-3-1 bei dem wir im Spiel gegen den Ball in ein 4-4-2 Flach fallen. Dabei rückt die 10 auf eine Höhe mit der 9 und versuchen das Spiel auf die Außenbahn zu lenken um so den Pass, flach, lang auf die gegnerische 7/11 zu provozieren.

    Habe dazu eine Frage: der 10er und 9er stehen auf einer Höhe und attackieren gleichzeitig die Verteidiger im Ballbesitz? Reicht ein 9er nicht? Ich geh jetzt von der Mannschaft, in der ich selber spiele (als 9er) als Vergleich. Da attackiere ich im Bogen den Verteidiger im Ballbesitz, damit er nach außen spielt und stell mich zwischen die Abwehrreihe, damit der Ball dort bleibt und kein Seitenwechsel stattfindet. Was genau macht also der 10er bei euch?


    Grüße
    Coach

  • Habe dazu eine Frage: der 10er und 9er stehen auf einer Höhe und attackieren gleichzeitig die Verteidiger im Ballbesitz? Reicht ein 9er nicht? Ich geh jetzt von der Mannschaft, in der ich selber spiele (als 9er) als Vergleich. Da attackiere ich im Bogen den Verteidiger im Ballbesitz, damit er nach außen spielt und stell mich zwischen die Abwehrreihe, damit der Ball dort bleibt und kein Seitenwechsel stattfindet. Was genau macht also der 10er bei euch?


    Grüße
    Coach


    Die 10 oder eben die 9 auf der anderen Seite läuft die ballnahe 6 zu um den direkten Passweg ins Zentrum zu unterbinden um den Gegner überhaupt auf die Außenbahn zu lenken. Wird dies nicht getan kann der isolierte gegnerische 4/5er nicht nur auf 2/3 spielen sondern eben auch auf die ballnahe 6.


    DSV
    Klar ich stehe auch am Spielfeldrand und versuche den Mannschaftsverbund zu sortieren und mehr Ordnung rein zu bringen. Höre ich damit auf, verlieren wir Stück für Stück die Ordnung aus dem Blick und halten die Abstände nicht mehr. Ich arbeite am Grenzbereich zum Leistungssport, daher will ich mir nicht nur mit "Krücken" helfen sondern dauerhaft an diesem Thema bleiben und es nachhaltig zu lösen. Die Schwierigkeit ist, glaube ich das mangelnde Vertrauen in den Griff zu bekommen. Vielleicht hat aber auch jemand die perfekte Idee wie ich die Spieler in dieser Situation noch mehr unterstützen kann.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Ich habe noch Verständnisfragen:


    Verstehe ich das richtig, dass das Hauptproblem die Abstände der AV zu den IV sind?
    Würdest Du sagen, dass die Ursache darin liegt, dass die horizontalen Abstände noch nicht verfestigt sind? Dann wären noch "isolierte" Übungen mit der Viererkette angebracht.
    Oder verlassen die AV erst dann den Verbund, wenn die vertikalen Abstände zur Mittelfeldkette nicht stimmen? Wenn die Mittelfeldkette sich zu langsam formiert und/oder zu große Abstände einhält, müssten Übungen nämlich im gemeinsamen Verbund der beiden Ketten erfolgen.




  • Micha


    Nicht nur die Abstände der AV und IV stimmen nicht, auch in der Reihe davor das gleiche Problem.
    Du triffst es genau - die Flügelspieler lassen sich oftmals zu weit nach außen ziehen - weil sie Angst haben am Flügel überrannt zu werden. Durch diese größer werdenden Abstände ziehen sie natürlich auch die zentralen Spieler weiter auseinander.


    Die Spieler kennen die Abstände und halten diese gegen körperlich Gleichwertige Teams auch besser - wenngleich nicht optimal :)


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • theorie und praxis ist ein himmelweiter unterschied.
    wie es richtig gespielt werden soll, wiessen wir inzwischen alle, lesen ja recht viel usw.
    das lese ich auch immer wieder in den spielberichten meiner gegner,
    nur auf dem platz sehe ich das nur selten und wenn, dann ist es sporadisch
    bis vom zufall geprägt.


    im bogen, isolieren usw. lehrbuchartig, alles richtig.
    sagt ihr, aber, schaffen das die jungs, eure jungs, wirklich?
    über 80 bzw. 90 minuten oder nur kurzen zwischenphasen?


    mich würde interessieren wie oft ihr trainiert
    und vor allem, wie ihr das trainiert.
    die kompaktheit, das isolieren, das verschieben, die kommandos usw.
    meine A-jugend ist recht gut, sowohl als team als auch individuell.
    wir spielen im leistungsbereich, aber wenn ich denen mit längeren taktischen vorträgen komme, kippen sie weg.
    wie löst ihr diese "aufmerksamkeitsprobleme"?
    und vor allem, ich habe oft beim training nur 8 bis 10 leute,
    schulisch, führerschein- oder jobtechnisch bedingt. da kann ich sowas gar nicht in dem ausmass trainieren.
    vor allem nicht auf ganzer fläche. habt ihr das nicht?
    ich meine B und A jugend, da ist das so, oder nicht?


    das kommt mir jetzt so vor wie vor fünf jahren, als hier im forum alle viererkette spielten,
    ich aber "draussen" ausschließlich auf liebero und manndecker traf...

  • Mit großen Erläuterungen brauchen wir uns ja eh nicht aufzuhalten, ich weiß, dass du engagiert und tief in der Materie bist, Zodiac.
    Ich selbst kann dir auch nicht groß helfen, da unsere Gegner diese Saison größtenteils auf einen Spielaufbau verzichten und das Ding lieber hoch und weit in unsere Hälfte bolzen, um ihre körperlich entwickelten Stürmer einzusetzen, was sich in 80 Minuten leider nicht immer verhindern lässt. Deshalb läuft unser Pressing momentan auch ziemlich ins Leere.
    Ich wollte nur kurz verweisen auf dieses Video, wo Ralf Peter verschiedene Pressingarten im 4-4-2 flach und am Ende auch mit Raute coacht. Er spricht größtenteils bekannte Verhaltensweisen an, aber das eine oder andere Detail vergisst man ja im Training vielleicht. Ich finde aber auch, dass man hier die ganze Problematik ziemlich deutlich sehen kann. Die schöne Theorie des Pressings hängt in der Praxis von vielen Faktoren ab, die du m.E. im Training gar nicht richtig reproduzieren kannst, weil der Gegner ebenfalls eine zentrale Rolle spielt. Die Offensivmannschaft im Training weiß einfach, worum es geht. Und was macht der Spieler, wenn er in der Mannschaft spielt, die man in einer Übung zum Fehler zwingen will? Er versucht, ihn zu vermeiden! Man kann das natürlich mit Provokationsregeln (nur nach vorn spielen z.B.) irgendwie umgehen, aber meistens klappt das Pressing nicht mal im Training richtig, und das geht einem DFB-Coach wie Ralf Peter ganz genau so wie uns, auch wenn er mit der A-Jgd vom FC Augsburg arbeitet.
    Ich glaube deshalb, dass dein Problem kein mannschaftstaktisches ist, sondern vor allem individualtaktisch. Da kann man brutal viel ändern und gerade in dieser Zweikampfsituation solltest du vielleicht die Stellschrauben drehen. Mit Giftigkeit, Mut, und einer Prise Spekulation kann man da schon etwas bewegen. Konkret würde ich in so einer Situation schauen, welche meiner Spieler sich anständig in die Zweikämpfe schmeißen, und das Pressing dann nicht auf irgendeine abstrakte Position lenken, sondern den Zweikampf und die Überzahl da suchen, wo du deine stärksten Zweikämpfer und der Gegner seine schwächsten hat (Tuchel hat das mal "Spiegeln" genannt - womit er anfing wegen dem Gefühl der Unterlegenheit... klingelts? ;) ). Den Rest würde ich einfach durch zulaufen blockieren. Das ist jetzt leider kein Konzept, wie eine körperlich unterlegene Mannschaft plötzlich super Pressing spielt, eher eine Art Erste Hilfe, auf die du dir hoffentlich einen Reim machen kannst, weil da mein Latein auch schon endet :)

    Einmal editiert, zuletzt von DaddlnZockn ()

  • siebener
    Natürlich schaffen die Spieler das nicht über 80 Minuten ohne Unterlass. Gerade Themen wie das lenken nach außen und gleichzeitige Zulaufen der ballnahen 6 funktioniert bei uns über weite Strecken, hängt aber in jeder Situation von der Position der Spieler und der Geschwindigkeit der Verlagerung ab.


    Wir trainieren 4x die Woche - Mannschaftstaktik im Winter aufgrund der Platzsituation extrem schwer möglich - habe oftmals nur ein Viertel des Feldes zur Verfügung, dann behelfe ich mir mit SSGs. Sofern wir einen halben oder mehr Platz haben trainiere ich diese Verhaltensmuster gepaart mit dem Spielaufbau aus der Kette heraus im 6 gegen 6 wobei beide Teams dann im 4-2. Die Defensive agiert mit Kette und Doppel Sechs, der Angriff mit 9/10 und der flachen Vier dahinter. Die Defensive hat im Spielaufbau 3 Tore (zwei seitlich tiefe Passtore) ein Dribbel/Passtor im Zentrum (dieses gibt mehr Punkte) - die Angreifer spielen auf ein Tor mit Torwart. Ich friere dabei sehr oft ein und positioniere um, erkläre einzelne Schritte etc.


    Bezüglich der Überflutung an Informationen gebe ich in den Gesprächen vor dem Spiel einzelnen Mannschaftsteilen/Spielern kleine Aufgaben - dabei unterteile ich in Defensive und Offensive Aufgaben, wobei es maximal eins von jedem pro Spieler gibt. Das reicht von, ich erwarte mir vom AV heute mehrere Flankenläufe oder von 9/10 Fokussierung auf das richtige Anlaufverhalten. Damit habe ich bisher relativ gute Erfahrungen gemacht - nach dem Spiel bekomme die Jungs dann von mir ein Feedback zu Ihren Aufgaben - ist mit viel Vorbereitung und Aufmerksamkeit verbunden, hilft den Jungs aus meiner Sicht ganz gut.


    @Daddln
    Danke ich schaue mir das Video mal an - in der Arbeit nur sehr schwer möglich ;)


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • danke zodiak für deine trainingsausführungen!!!
    du hast gute voraussetzungen, viermal training, davon kann ich nur träumen.. :sleeping:
    gut, so kann ich mir vorstellen, dass dies hinhaut.

  • Während der Saison trainieren wir meist 3x - aber gerade jetzt in der Vorbereitung sind 4-5 Einheiten und 1 bis 2 Spiele angesagt.
    Ist mit viel Zeit verbunden, der Anspruch an die Spieler und die Mannschaft ist aber auch ungleich höher als im normalen "Dorfverein" - ohne das despektierlich zu meinen.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • wir sind ja kein dorfverein aber G8 und unerklärlich viele verletzungen fordern ihren tribut.
    vorbereitung? wir hatten am 19. januar schon unser erstes meisterschaftsspiel. keine ahnung warum.
    wir mussten auch am 22. januar bereits das viertelfinale im stadtpokal spielen, wo das endspiel im juni ist...
    und dann steckste mittendrin und bastelst nur noch am kader fürs wochenende.

  • Naja bei uns geht die Rückrunde erst in 4 Wochen los - in einem normalen Winter haben wir zu viel Schnee und können eh nicht spielen hier in Bayern ;)
    Ich hatte diese Phase in der Hinrunde auch - habe im Winter dann nochmal 4 Spieler verpflichtet - aktuell aber keinen Torwart :/. Zu Beginn der Saison 5 Stück für U17/U16 - Aufgrund von Wechseln, Verletzungen usw. haben wir aktuell einen.


    Aber da findet sich hoffentlich noch eine Lösung - mich beschäftigt derzeit aber unser Defensivverhalten mehr.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Zodiak


    Deine Beschreibungen über die Schwierigkeiten kann ich gut nachvollziehen. Oder sollte ich mit aller Deutlichkeit sagen. man, du läßt aber auch Harakiri spielen? Die Jungs sind im Schnitt 1 Jahr jünger als der Gegner und sollen bei gegnerischem Ballbesitz auf 4 : 4 : 2 (noch dazu mit flacher 4) spielen! Selbst, wenn man technisch versicherte Einzelspieler mit guten Sprintfähigkeiten hat, überforderst du sich doch ein bißchen. Deine Variante würde ich einer B-Junioren-Nationalmannschaft durchaus zutrauen. Ralf Peter hat sie dafür auch geschrieben.


    Also ich würde das 4 : 2 : 3 : 1 System auch nicht bei gegnerischem Ballbesitz ändern. Denn zunächst erscheint es mir wichtig, das die U 16 - Spieler aus ihrer Position heraus lernen, im Verbund zu agieren. Werden dabei auch noch ballbesitzabhängig andere Aufgaben übertragen, dann reicht es vollkommen aus, wenn ein Abwehrspieler in der Unsicherheit lebt, dass sein Vordermann öfter Böcke baut, um sicherheitshalber 4-er Kette mit Manndeckung zu spielen, was du dann zum Auseinanderziehen des Verbunds beobachten kannst.


    Fazit: wenn der Gegner der Favorit ist


    a. Taktische Ausreichtung für die erste Halbzeit: Die Null soll stehen
    1. aus einer sicheren Abwehrformation heraus im 4 : 2 : 3 : 1 das eigene Spiel aufbauen
    2. bei gegnerischem Ballbesitz sofort in die eigene Hälfte fallen lassen und im Defensiv-Pressing nach hinten den gegnerischen Spielraum verengen und den Ball zurück erobern


    b. Zweite Halbzeit:
    1. nach dem gegnerischen Anfangsdruck auf gegnerischem Ballverlust spekulieren und innerhalb von 10 Sekunden mit maximal 3 Pässen zum eigenen Torabschluß kommen
    2. nach jedem Konter sofort zurück ziehen, damit der Gegner über die gesamte Spielzeit keine Gelegenheit bekommt, freie Räume im Zentrum zu finden.
    3. eigenes Zentrum zustellen hat oberste Priorität
    Bei gegnerischen Ballbesitz spielt es keine Rolle, ob der Angriff über die Außenbahn oder das Zentrum kommt. Das eigene Zentrum muß immer zugestellt werden. Denn nicht der Sprint an der Außenbahn oder die Flanke ins Zentrum ist gefährlich. Gefährlich wird es nur, wenn dort ein freier, gegnerischer Angreifer steht!


    Mein Rat also, teile deinen großen taktischen Schritt in zwei kleinere Schritte auf. Lass deine Jungs zunächst einmal im 4 : 2 : 3 : 1 sicherer werden und in der nächsten Saison bzw.. wenn du das Gefühl hast, nun wäre der richtige Zeitpunkt, kommt dann das 4 : 4 : 2 bei gegnerischem Ballbesitz hinzu. Beim Pressing glich Gleiches: fange erst mit dem Defensivpressing an, lass sie dann ein Mittelfeldpressing probieren und zum Schluß kommt die Königsdiziplin, dass Angriffspressing!


    Viel Erfolg dabei!

  • Zu den Ausführungen von TW-Trainer my two cents.
    Ich habe vor 2-3 Tagen Nürnberg gegen Augsburg geschaut. Das Spiel war übel zerfahren, weil beide Mannschaften jeden Spielaufbau mit 3-4 Spielern in der gegnerischen Hälfte unterbunden haben. Ich habe das jetzt auch öfters gerade von unerwartet erfolgreichen Mannschaften gesehen, weil selbst bei Profis unter Druck die Fehlerquote noch so hoch ist, dass man, wenn man nur lauffreudige Offensivspieler hat, die gegnerische Defensive in einen Teufelskreis aus Stress, Ballverlusten, ungewollten langen Bällen und dem Gefühl fehlender Spielkontrolle stürzen kann.
    Ich glaube deshalb, dass das Mittelfeldpressing die eigentliche Königsdisziplin ist und das Angriffspressing eine Waffe, die ziemlich mächtig ist und trotzdem nicht allzu schwer zu spielen ist, wenn man in der gegnerischen Hälfte mit einem Mindestmaß an Mannorientierung(!) agiert und damit den Spielaufbau durch Manndeckung verhindert. Voraussetzung dafür ist nur, dass jeder sich fallende MF konsequent verfolgt wird (umso besser, eine Anspielstation weniger in der Tiefe für den Gegner und eine Anspielstation mehr in Tornähe für uns nach Ballgewinn) und die Viererkette plus Sechser das Zentrum gegen die langen Bälle verdichten und natürlich Lufthoheit haben. Mit dieser Entkopplung: aggressives 1v1 in der gegnerischen Hälfte (little risk, much gain) und Raum/Ball-Orientierung im defensiven Mannschaftsteil kann man nicht nur Profis stark verunsichern, sondern gerade unterklassige und jüngere Mannschaften. Der Grund dafür ist einfach: während den Profi vor allem seine Technik am Ball auszeichnet, verändert sich für die im Angriffspressing pressende Mannschaft relativ wenig, es wird ja hauptsächlich gelaufen, und laufen können Spieler bis in die untersten Ligen! Mit abnehmender Spielklasse steigt also die Wahrscheinlichkeit von Ballverlusten der immer weniger ballsicheren Mannschaften, während das Laufen eine individuell mehr oder weniger gleichbleibende Aufgabe bleibt, weil ja vor allem viel weniger gruppentaktische Anforderungen gestellt werden als beim Mittelfeld- oder Abwehrpressing, wo man gemeinsam Lücken stopfen und Überzahl schaffen muss. Im Angriff spielt dich der Verteidiger vielleicht aus ... na und? Du setzt nach, er hat immer noch keine sinnvollen Anspielmöglichkeiten und vor allem jetzt einen Verfolger im Nacken.
    Habe ich etwas wichtiges übersehen? :)

  • Puhh,
    das hört sich für mich wie Herrenfußball an.


    Wenn mich nicht alles täuscht, ist das junger Jahrgang B-Jugend.


    B-Jugend = 2. Goldenes Technik-Lernalter warum um Himmels willen sollen sie schon taktisch so agieren wie eine Seniorenmannschaft.
    In diesem Alter fängt, wenn überhaupt, gerade erst die Positionsspeziallisierung an.


    Mich macht es kirre wenn hier unter dem Vorwand des hoch- und höchstklassigen Fußball über taktiken philosophiert wird, die erst frühestens im A-Jugendbereich geschult werden sollten.
    Kann es sein, dass auch hier wieder die ergebnissorientierten Trainer am Werk sind?


    Sorry, Zodiak
    auch in den NLZs gilt wie im Breitenfußball "Jugendfußball ist kein Erwachsenenfußball".

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • die einschätzung teile ich, dirk!
    mir kommt das ebenfalls so vor, dass hier unter dem eindruck toller taktikanalysen der kollegen "spielverlagerung"
    jetzt jeder trainer der 11 gegen 11 spielt zum taktikfuchs mutiert und seine spieler einsetzt wie die profis.
    nur, ich glaube das nicht! das funktioniert allenfalls, und da bin ich bei zodiak, bei teams die auch drei bis viermal hochintensiv trainieren,
    einen großen kader haben, in dem der druck hoch genug ist sich anstrengen zu müssen und die gegner ebenfalls auf diesem level agieren.
    da fällt mir eigentlich nur die höchste bis zweithöchste spielklasse ein in der jugend.
    betrifft also nur einen bruchteil der hier versammelten trainer, vermute ich.
    der rest ist breitensport, und hat, wie ich auch, immer noch spieler am start, die in der A oder B den ball bei der annahme zwei meter prallen lassen.
    wer sagt, dem ist nicht so, der schummelt...

  • Ufff viel Text seit gestern - ich versuche auf alles einzugehen


    @TW
    Ich sehe es nicht als Problem defensiv in ein 4-4-2 zu fallen. Die von dir angesprochene Ausrichtung in der ersten Halbzeit ist der meiner nicht unähnlich, wobei ich natürlich versuche in diversen Situationen den Ball zu erobern (Einwürfe, etc.) und dort entsprechend hoch spielen lasse. Leider sind wir keine Mannschaft die typisch italienisch die 0 halten kann und den Laden dicht hält - in anderen Threads hatte ich beschrieben das ich sehr viele Spieler umgeschult habe was die Positionen angeht. So spielen zwei Stürmer als AV, ein ehemaliger AV als IV und ein 6er als IV.


    @Daddln
    Ich habe in der Hinrunde mit Angriffspressing gearbeitet um die langen Bälle in den Rücken zu unterbinden und bin kläglich gescheitert bzw. böse überrannt worden


    Dirk
    Das du als Coerver Verfechter auf die Technik aus bist, weiß ich doch ;) - ich selbst trainiere massiv Technik mit den Jungs. So ist bei jeder Einheit 15-20 Minuten Passspiel sowie Ballan- und Ballmitnahme integriert - auch die Individualtaktik kommt bei weitem nicht zu kurz. Jedoch muss ich ein Team, das im nächsten Jahr eben wieder in der zweit höchsten Jugendspielklasse spielt auch wert auf die taktische Ausbildung legen.


    siebener
    Du sprichst es an - wir spielen mit den alten Jahrgängen in der höchsten (U13) sowie sonst in der zweithöchsten Spielklasse und müssen uns auch in der Ausbildung der jungen Jahrgänge an höheren taktischen Zielen orientieren - was gegen körperlich überlegene Spieler bzw. bei Gegnern die oftmals an einem Spielaufbau nicht interessiert sind sehr schwer ist. Daher rühren denke ich die Probleme die ich habe. Natürlich trifft dieses Problem 95% der Vereine und Trainer nicht - vielleicht hilft aber eine Idee die jeder von uns in sich haben könnte in diesem Fall weiter. Übrigens habe ich auch vereinzelt Spieler bei denen der Ball 2 oder mehr Meter wegspring ... nicht immer aber auch noch zu oft ;)


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • ne, zdoiak, deine frage hat auf jeden fall seine berechtigung.
    ich habe da auch spass daran, so etwas zu diskutieren.
    doch wie seinerzeit bei den themen "die viererkette" bin ich skeptisch,
    wenn hier viele die spielweisen ihrer teams beschreiben:
    ohne überteibung möchte ich behaupten, dass in der C-jugend leistungsklasse vor vier jahren
    nur ein bruchteil nicht mit libero und manndeckung agierte,
    während hier im forum nahezu alle die viererkette spielten.
    deshalb sind mir all die C bis A jugenden skeptisch, die laut trainer wie die profis agieren (können).
    aber das ist subjektives empfinden und erfahrungsbedingt.
    sicher ist ausserhalb des FVN vieles anders als bei uns...

  • Klar hat diese Diskussion ihre Berechtigung und ich bin bei dir was die Auffassung der Taktiken auf dem Feld angeht.
    Ich glaube allerdings, das das Verhältnis zu Mannschaften mit Trainern hier aus dem Forum die das geschriebene umzusetzen versuchen, zu dem der Trainer die eben nicht hier bzw. so interessiert sind wie viele von uns zu groß ist als das diese Trends die wir umzusetzen zu versuchen auf dem Platz auffallen.


    Ich finde die Aufarbeitung und Aufklärung der breiten Trainerlandschaft durch Portale wie Spielverlagerung hervorragend den um ein gutes Spiel (bezogen auf die Taktik) zu sehen benötigt es immer zwei Mannschaften mit zwei Trainern. Diese Spiele sind extrem selten - auch auf diesem hohen Niveau, den oftmals ist ein unterlegener Gegner - egal ob technisch oder körperlich darauf aus das Spiel zu zerstören.


    Ich sehe bei uns auch in den niedrigen Spielklasse immer weniger Teams die mit Libero agieren und das stimmt mich positiv - neue Trends benötigen zwangsläufig ihre Zeit bis sie unten ankommen, so ist die Spitze des internationalen Fußballs doch schon deutlich weiter als wir alle das mit unseren Teams umsetzen können.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)