Spieler mit ADS bringt mich an meine Grenzen

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hallo Zusammen,


    ich habe ein Problem, welches mir sehr am Herzen liegt.


    Erst einmal ein paar Eckdaten:


    Ich trainniere eine E-Jugend von Anfang an seit der Bambini Zeit. Bin selbst Vater eines Sohnes der auch in der Mannschaft spielt. Habe eine Trainerlizenz und bin Ende 30. Lebe in Köln und bin eben durch meinen Sohn zum Fußballtrainer geworden ;) und das Fußballtrainer dasein ist mittlerweile eine Herzenssache geworden.


    So, nun zu meinem Problem:


    Ich habe einen Spieler in meiner Mannschaft der von Anfang an dabei war und auch gerne kommt und gerne Fußball spielt. Er ist nicht der beste was aber keinerlei Rolle spielt. In der Bambini/ F-Jugendzeit lag der Hauptaugenmerk überwiegend darauf die Kinder für Fußball zu begeistern und ihnen eine tolle Zeit zu bieten. Dies hat sehr gut funktioniert alle Kinder lieben das Fußball spielen und habe zumeist meine vollzählige Mannschaft bei den Trainings und den Spielen.


    Nun sind wir seit einiger Zeit an einen Punkt gekommen wo das Fußballspiel an sich im Training nicht mehr anteilig 80% beträgt, sondern der Fokus auf Bewegung, Koordination und Technik verstärkt wird. Dies bedeutet natürlich für die Kinder sich darauf einzulassen sich auf meine Erkärungen, Vorturnereien und Korrekturen bei der Durchführung zu konzentrieren. Der besagte Junge hat ADS, ein Aufmerksamkeitsdefizit, welches sich nun langsam für mich als Problem herausstellt und ich an meine Grenzen stoße. Es ist mir, bis jetzt, nicht gelungen Ihn für die Übungen zu begeistern, ich habe den Eindruck sobald es zu den Übungen kommt, schaltet er ab und nur noch die anderen Kinder sind interessant, denn mit denen kann man Quatschen oder kann denen einfach mal in den Hintern treten. Dies stört den Trainingsablauf erheblich da die Gruppe abgelenkt ist und nicht richtig aufpasst. Die anderen Kinder sind ansonsten begeistert von den Übungen und sind mit Eifer dabei. Sobald es dann wieder zu Fußballspiel geht ist er wieder absolut unauffällig.


    Es ist bereits soweit das ich mit den Trainingszielen absolut zurück liege und die meiste Energie in den Jungen stecke muss damit er die Gruppe nicht ablenkt und die Übungen ganz halbwegs durchführt.Darunter leidet indirekt die ganze Mannschaft.


    Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht und wie seit ihr damit umgegangen? Wie kann ich es schaffen, oder kann ich es schaffen den Jungen in die Übungen zu intergrieren.


    Was tun ?

  • Hi !


    Jedes Kind ist verschieden und kann nicht mit Lösungsschema XY bedient werden damit gewünschtes verhalten erziehlt/abgesetzt wird. Das zum einen.
    Zum anderen müsste (zumindest ich!) man sich das Kind und dein Training mal genauer ansehen um entsprechendes mit dir/dem Kind zu besprechen.



    Woher weißt du das er ADS hat? Gibt es dafür ärztliche befunde?
    Wenn ja, bekommt er dementsprechende medikamente für die Schule/fürs Training?


    Was auch sein kann, dass er einfach wie du schon selbst schreibst, Bewegung braucht und Übungen die mit Anstehen/warten verbunden einfach nicht gehen.


    Spontan würde mir einfallen, ihn zu sondieren, dh. andere Aufgaben geben, andere Übungen für ihn aussuchen.


    Wenn alles nichts Hilft.
    -> Gespräche mit dem Kind/Eltern
    -> Konsiquenzen nicht nur ankündigen sondern auch durchsetzen(ausschluss vom Training?)

    Versuche im jeden Training 1 Spieler gezielt besser zu machen und du hast in einem Jahr/einer saison, VIEL geschafft!

  • Das ist in der Tat eine schwierige Situation. Ich kann einen Tipp von unserem Taekwondo Meister weitergeben.
    Er hat mir immer geraten Kinder mit einer sehr kurzen Aufmerksamkeitsspanne mit ins Training einzubeziehen. Und wenn es nur etwas simples ist, dass er
    den Zettel mit der nächsten Übung hochhält während Du sie erklärst. Mach ihn zu Deinem Assistenten indem Du ihn beschäftigt hältst.

  • Hi,
    wer hats Dir gesagt, dass er ADS hat?
    Vielleicht hat er überhaupt kein Interesse am Fußball, vielleicht will er nur dabei sein, vielleichtwill er nur mit seinen "Freunden" spielen. Es kann alles ein Grund dafür sein. (Sorry, wenn ichs so lese, hört es sich sehr hart an, wie ichs geschrieben habe).
    Wenn er weiterhin so stört, (ich kann leider nicht herauslesen, wie lange er so stört), würde ich mal die Eltern kontaktieren und sie zum Training einladen (von Anfang bis zum Ende) dann mit denen über die Sitation reden. Das Wichtigste dabei ist, dass man diese "Störung" ernsnimmt.


    AD(H)S Menschen kann man nicht "einfach" erreichen. Wenn er des wirklich haben soll, dann hast Du einen Rohdiamanten, aus dem Du einen Supersportler machen kannst. ADHSler eignen sich im Allgemeinen super zum Leistungssportler.


    Gruß,
    Uzunbacak

    Einmal editiert, zuletzt von uzunbacak ()

  • Ja, er hat es tatsächlich. Die Eltern wissen dies selber auch erst seit einer kurzen Zeit. Ob es eine Medikation gibt ist mir noch nicht bekannt. Auffällig war er eigentlich immer, die nicht vorhandene Aufmerksamkeit und die körperlichen Aggressionen (stets hinter meinem Rücken und zum allgemeinen Unmut der Gruppe) waren immer schon da. Durch die ärztliche Diagnose ist nun halt herausgekommen das er für sein Verhalten nichts dafür kann. Auch hatte ich ihn in Absprache mit den Eltern einmal 1 Woche zuhause gelassen was für den ersten Trainingstag danach auch Wirkung zeigte, das wars dann aber auch.


    Den Eindruck hatte ich schon immer das der Fußball im Prinzip die Nebensache ist und die Mannschaftskameraden die Hauptsache.


    Werde als nächstes mal den Vorschlag ausprobieren ihn mit anderen Sachen zu betrauen, vielleicht auch das er der "Vorturner" macht usw.


    Falls ihr noch Fragen habt oder andere Vorschläge dann bitte her damit. Ich würde ungerne davor kapitulieren und ihn aus der Mannschaft ausschließen.

  • Die Bandbreite der bisherigen Vorschläge reicht ja von Trainingsausschluss bis Rohdiament... Schon interessant...
    Ich hatte schon mehrfach mit ADS/ADHS-Kindern in meinen Mannschaften zu tun. Eine Universallösung gibt es nicht. Wichtig ist aber eine offene Kommunikation mit den Eltern, die vom Arzt/Therapeuten durchaus Tipps bekommen und an Dich weitergeben können.


    Dass die Diagnose erst jetzt (E-Jugend, also ca. 10 Jahre) gestellt wurde, ist recht spät. Alle diese Kinder, die ich bislang trainiert habe, wurden medikamentös behandelt und bekammen zusätzlich Ergotherapie o.ä.
    Das Medikament sorgt dafür, dass die Kinder ruhiger durch den Schulvormittag und die Hausaufgaben kommen. Wenn Du am späten Nachmittag trainierst, lässt die Wirkung normalerweise nach. Trotzdem dürftest Du dann eine Besserung sehen.
    Nach meiner Beobachtung haben diese Kinder oft Koordinationsprobleme. Es fällt Ihnen z.B. schwer, Laufweg und Passweg zu trennen. Oft bleiben sie stehen und schauen ihrem Pass hinterher. Wenn Du viel im koordinativen Bereich machst, kannst Du ihm da helfen. Er benötigt da allerdings mehr Unterstützung als die anderen. Er braucht evtl. eine Erinnerung, was an einer bestimmten Stelle zu tun ist ("am gelben Hütchen rechts vorbei" - das musst Du dann an der Stelle zeigen, einen Zuruf wird er kaum wahrnehmen).


    Diese Kinder brauchen oft die Möglichkeit, sich auszupowern. Du kannst ihm diese Möglichkeit in einem Warmmachspiel geben. Danach wird er oft (vorübergehend) konzentrierter sein.


    Im Spiel hilfst Du ihm, indem er weniger die Positionen wechselt.

  • Hi,
    mit solchen Jungs sollte man Geduld haben, soweit es möglich ist. Es darf natürlich auch nicht sein, dass man sich "nur" mit ihm beschäftigt und dann irgendwann selber überfordert ist.
    Die Sache mit "ihn mit anderen Sachen zu betrauen" hört sich gut an, da würde ichs unterstützen.
    Wenn man Glück hat, hat man einen Weg gefunden und ihn erreicht, dann ist er voll dabei, weil die ADHSler sich entweder nicht konzentrieren oder hyperfokussieren. Wenn Du es so hinbekommst, dass er ein "Thema" für sich findet, dann hast ein Kind, das dieses "Thema" besser kann als alle anderen. Ich habe mehrere Buben in meinen Mannschaften in den letzten Jahren mit dieser "Störung" gehabt. Deswegen habe ich oft Seminare besucht, die man hier für JugendBetreuer/Trainer anbietet. Wenn Du solche Möglichkeiten hast, verpasse sie nicht.
    Gruß,
    und viel Geduld
    Adem

  • Bei solchen Diskussionen könnte ich jedes Mal an die Decke gehen.
    Heute hat jedes Kind sofort ADS oder ADHS - ohne das 95% der Leute Wissen was und wie sich diese schwere Krankheit auswirkt!
    Auch wissen viele nicht, das ADHS sich in der Regel mit dem Alter verwächst. Bei einem kleinen Teil der erkrankten geschieht dies nicht (ich spreche aus eigener Erfahrung - lebe seit Jahren auch als Erwachsener mit dieser Krankheit). Heutzutage hat jedes Kind, das aufgeweckt ist diese scheiß Modekrankheit ADHS und wird mit dem Wesenskiller Ritalin und ähnlichem kalt gestellt. Ich spreche auch iher aus eigener Erfahrung - den ich war einer der ersten Jungs in Deutschland die Ritalin nehmen durften - nach 2 Tagen haben meine Eltern diese Droge Gott sei Dank abgesetzt, da ich ein anderer Mensch war!


    Das was du beschreibst ist eines von vielen Kindern, die jede Woche auf dem Platz stehen - schonmal darüber nachgedacht, das ihn die Übungen langweilien und ihn eine Betätigung ohne Ball nur schwer begeistern kann? Keine Kritik an deinem Training, ich arbeite gerade in den Fußballcamps mit Kindern zusammen die nichtmal für den Ball zu begeistern sind - die sind nur da weil der Papa will das Sohnemann Fußball spielt.


    Natürlich zerstört er einiges und ist zeitaufwendig - wir trainieren aber keine Kindersoldaten sonder einzelne Individuen die diverse sich voneinander abhebende Bedürfnisse haben.


    Lasse diesen Spieler Übungen vormachen, baue ihn ein als dein "Co-Trainer" gib ihm Sonderaufgaben (Leibchen hollen, verteilen, usw.)


    Natürlich will der Kerl deine Aufmerksamkeit, aber das ist doch normal - bei ihm ist es stärker ausgeprägt - begegnest du ihm mit Ruhe und Geduld wird sich das Verhalten auf Dauer eher entspannen als wenn er zusätzlichen Druck bekommt. Ein Ausschluss vom Training zeugt meiner Meinung nach nicht von Weitsicht, ihr verletzt den jungen Kerl so derbe, ihr macht euch keine Vorstellung. Sanktionen anzudrohen wie Christof1984 vorschlägt ist lediglich das deutlichste Anzeichen von Hilfosigkeit und der eigenen Überforderung mit der Situation - und um diese dann los zu werden, wird das Kind abgeschoben - der geringste Weg des Widerstands!


    Übrigens ist ein Leben mit ADHS auch für die Kinder kein Spaß - den ständig bekommen sie Druck, Ärger und negatives Feedback von allen Seiten - Ecken an in der Schule, im Sport und in ihrer Freizeit - begegnet den Kindern mit Gelassenheit völlig gleich ob er nun doch einer von den wenigen ist die diese Krankheit haben oder nicht.


    Eine
    Diagnose dieser Krankheit wird früh und oft gestellt weil man locker Medikamente an den Mann/das Kind bringen kann. Die Kinder werden so nämlich keine Last mehr für Ihre Eltern. Das Medikament sorgt nicht für Ruhe im Körper sondern ist ein Antideprissiva, welches Geist und Verstand lähmt und essentzielle Wesenszüge unterdrückt! Es ist im Grundenichts anderes als eine Droge auf Rezept - nur das sie nicht aufputscht sondern genau das Gegenteil bewirkt. Deine Sicht der Koordination kann ich aus meiner Sicht nicht bestätigen.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

    3 Mal editiert, zuletzt von Zodiak ()

  • moin,


    so unbeliebt, so wirkungsvoll ist die massnahme solche kids aus der trainingsgruppe ausscheiden zu lassen..............
    ........solange du keine möglichkeit hast dich separat um den jungen zu kümmern (was ja hier auch nicht der fall zu seien scheint).


    wir sollten nicht vergessen, das wir verantwortung für mehr als nur ein 'schwieriges kind' haben und das es auch sinnvoll seien kann, zum wohle der andern die trainingsgruppe um das betreffende kind zu verkleinern---in absprache mit den eltern.


    die wenigsten von uns sind ausgebildete psychologen, therapeuten, oder erzieher..........wir sind 'NUR' fussballtrainer, und das sollten wir bei allen guten vorsätzen und ansprüchen auch nicht vergessen.


    gruss

  • Eine Universallösung gibt es nicht. Wichtig ist aber eine offene Kommunikation mit den Eltern, die vom Arzt/Therapeuten durchaus Tipps bekommen und an Dich weitergeben können.

    Das ist ein super Tip. Mehr Mut zum Fachmann. Nur der Arzt/die Eltern werden dir sagen können welchem genauen Typ er angehört, welche Symtome besonders ausgeprägt sind und sicher auch Lösungsansätze haben.


    Die anderen Ratschläge kann man natürlich ausprobieren. Nur ist so weit ich weiß ADS/ADHS (oder was es sonst noch an Bezeichnungen gibt) nur eine Zusammenfassung verschiedener Symtome, ein genaues Modell der Krankheit fehlt noch. Daher kann was bei einem Kind gut hilft, beim anderen gar keinen Einfluß haben.

  • Hallo Zodiak,


    vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich finde es sehr interessant eine Bewertung der Dinge von einem selbst davon betroffenen Menschen zu lesen und festigt mich in meinem Plan den Jungen mit anderen Aufgaben, Vorturner etc. zu betrauen.


    Das man als Betroffener bei diesem Thema schnell an die Decke geht kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Denn nur wer selbst erlebt hat wie es sich anfühlt oder einfach so schwerst in den Menschen eingreifende Medikamente verschrieben bekommt, kann das richtig einschätzen.


    Allerdings sollten man auch nicht außer Betracht lassen, das Menschen die erstmalig mit solch`einer Situation konfrontiert sind da ganz schnell an ihre Grenzen stoßen. Wie du schon schriebst ist es eine schwere Krankheit und keine Defiziete in der Erziehung o.a. . Aus diesem Grund mache ich mir schon Sorgen das ich das richtig Angehe. Habe da aber auch keine Schwierigkeiten damit, falls ich merke ich schaffe es einfach nicht die Situatuation angemessen handzuhaben, mir selbst einzugestehen das ich in dieser Angelegenheit gescheitert bin zumal ich nunmal auch kein P#dagoge, Psychologe oder anders geschulte Fachkraft für diese "schwer erkrankten Kinder" bin.


    Allerdings möchte ich auch nichts unversucht lassen um dieser Situation Herr zu werden.

  • War keine Kritik an dir DaftPunk.
    Klar diese Situation ist schwer für die betroffenen - den Kinder die wirklich ADS/ADHS haben brauchen keinerlei Medizin, sie sind auch nicht wirklch "krank" im wörtlichen Sinn. Das Prolem ist, das die Ärzte diese Diagnose oft viel zu früh und nach wirklich fadenscheinigen Untersuchungen stellen.
    Vielmehr haben sie eine innere Unruhe, gepaart mit schier unerschöpflichen Energiereserven die sie rast- und ruhelos macht. Das beste Mittel dagegen ist sich mit diesen Kindern (vor allem als Eltern) zu beschäftigen und ihnen zusätzliche Aufgaben zu geben.


    Ein Beispiel? Neben meiner Frau und 4 Töchtern (9 Jahre bis 2 Wochen alt) habe ich einen Fulltime Job in der IT (Der Luxus ist ich arbeite 4 Tage die Woche von zu Hause). Ich trainiere 2 Fußballmannschaften (U16 und U13) nebenbei bin ich DFB Stützpunkttrainer, habe gerade ein Fernstudium zum Fitnesstrainer abgeschlossen, habe nebenbei eine eigene Firma im Sportbereich. Ich stehe morgens um 5:30 auf und gehe abends gegen 23-24 Uhr ins Bett - dazwischen arbeite ich bzw. bin mit der Familie beschäftigt.


    Was jedem "normalen" Menschen wahrscheinlich auf Dauer den Boden unter den Füßen wegzieht ist für mich seit ich denken kann normal - schon immer habe ich ein vergleichbares Pensum an den Tag gelegt ohne mich jemals ausgepowert oder schlapp gefühlt zu haben. Natürlich kann ich irgendwann auch einen Burnout oder ähnliches kriegen - ich möchte aber die Energie die ich habe sinnvoll nutzen und bin nur bei einem solchen Pensum wirklich "glücklich und ausgeglichen".


    Ob das normal ist, oder krank - darf jeder für sich entscheiden! Für mich macht nur diese "Belastung" einen ausgeglichen Menschen, Trainer und Familienvater aus mir.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Zodiak
    Ja, die Ritalin-Diskussion kenne ich. Und auch ich habe Bauchschmerzen, wenn ich mir vorstelle, dass Kinder Psychopharmaka bekommen.
    Auf der anderen Seite habe ich Kinder gesehen, die überall aneckten, wie Du es auch beschreibst, für die jeder Schultag eine Tortur war. Eltern berichteten mir, wie die ganze Familie buchstäblich am Stock ging, weil dieses eine Kind über Tische und Bänke ging. Kinder konnten keine sozialen Kontakte knüpfen, weil die anderen Kinder nicht mit ihnen spielen wollten usw. usf.


    Ich habe keine Ahnung, wie es im Innern dieser Kinder aussieht. Da würden mir (und bestimmt auch vielen anderen) Deine persönlichen Erfahrungen helfen. Ich habe diesbzgl. mal einen sehr interessanten Bericht im Fernsehen gesehen, in dem ein Erwachsener schilderte, wie es ihn fordert, bei all den Dingen, die er wahrnimmt, zwischen wichtig und unwichtig zu filtern.


    Was meine Beobachtungen im koordinativen Bereich angeht, ein kleines Beispiel:


    Hiermit kamen sie noch alle klar:
    http://www.soccerdrills.de/War…en/warm_%20up_%20077.html


    Damit hatten alle Schwierigkeiten:
    http://www.soccerdrills.de/War…en/warm_%20up_%20078.html


    Das hat keiner hinbekommen:
    http://www.soccerdrills.de/War…en/warm_%20up_%20079.html


    Wir reden in diesem Fall ausschließlich von E-Jugend-Spielern.
    Aber: Da diese Übung immer wieder im Aufwärmprogramm vorkommt (z.B. zwei Gruppen im Wettbewerb - welche Gruppe schafft wieviele Pässe ohne Fehler/verspringenden Ball...?), konnte man nach 1/2 Jahr immer eine deutliche Verbesserung bei den ADHS-Kindern sehen.
    In meiner Trainertätigkeit habe ich da eine gewisse Gelassenheit entwickelt. Ändern kann ich es ohnehin nicht; evtl. kann ich in bescheidenem Rahmen unterstützen.

  • Ich kann dir versichern, all diese Probleme kenne ich. Man kann aber auch ohne Medikamente durchkommen. Dast ist aber nicht einfach - sondern vielmehr eine Lebensaufgabe an der unsere Familie mehrfach fast zerbrochen wäre. Selbst die Ehe meiner Eltern war mehrfach durch mein Verhalten bedroht.


    Was hat uns geholfen? Frühzeitige individuelle Betreuung durch Pädagogen, enge Zusammenarbeit mit einer Jugendpsychaterin über mehrere Jahre hinweg mit wöchentlichen Sitzungen. Eine Familientherapie über 5 Jahre einmal wöchentlich. Offene und ehrliche Kommunikation und einige Lehrer die mir immer wieder eine Chance gegeben haben und Verständnis für mich hatten - und bei leibe ich war der Lehrerschreck schlechthin - auf Klassen und sogar Abschlussfahrt musste meine Mutter mit weil keiner der Lehrer die Verantwortung für mich übernehmen wollte. Dazu kommt eine freiwililge mehrmonatige stationäre psychatrische Behandlung. Ganz zu schweigen von Ernärhungsumstellungen, Anti-Agressionstrainings, Krativ-, Musik, Sportthearpien, Meditation, Yoga, mentales Training, Traumreisen - das ganze Programm - gute 15 Jahre lang! Und das wichtigste dabei war die Liebe, Zuneigung und der Zuspruch meiner Eltern. Die immer an mich geglaubt haben, mir Selbstvertrauen, Halt aber auch Grenzen gegeben haben und sich in jeder freien Sekunden nur mit mir befasst haben - ich bin Einzelkind.


    Vielleicht etwas kitschig aber in diesem Fall ist Liebe die beste Medizin!!!


    ADS/ADHS ist also nicht nur für die betroffenen eine Tortur - die Eltern sind aber die eigentlichen Leidtragenden! Aber Dank Ritalin macht man es den Eltern ja sehr leicht - und bei leibe, ja Ritalin behebt die Symptome - der Preis ist aber dabei ein Kinderleben!


    Und das was niemand für möglich gehalten hat ist eingetreten - ich bin beruflich, sportlich und persönlich auf ganzer Linie erfolgreich. Niemand hätte mir je zugetraut mit Kindern zu arbeiten, eigene Kinder zu haben oder überhaupt einen Erfolg aus meinem Leben zu machen. All diesen Zweiflern habe ich im Nachgang eine reingewürgt mit meinem für mich großartigen Erfolg - da schwingt enorm viel Stolz und Eitelkeit mit, den wen nie jemand an dich glaubt und dir eine Chance gibt - ist das erreichte für dich das großartigste auf der Welt - und diese Lebensaufgabe wird mich in den nächsten Jahrzenten weiter begleiten - jeden Tag aufs neue!


    Und ich will mit dieser sehr persönlichen, offenen und ehrlichen Schilderung zeigen, das Ausschluss, Zurückweisung und Meidkamente nicht der richtige Weg sind - sondern der einfache!


    Ein "echtes" ADS/ADHS Kind ist wirklich heftig - damit zu Leben ist die Hölle auf Erden, jede Sekunde deines Lebens! Meine persönliche Einschätzung ist dahingehend, das ungefähr 1 von 1000 diagnostizierte Kinder echtes ADS/ADHS haben.


    P.S -> bin dann erstmal im Training, schaue heute Abend oder morgen erst wieder rein!


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Ein kurzer Einwurf aus dem Lehramtsstudium, auch wenn dort das Thema auch nur am Rande behandelt wird:


    eine naheliegende Vorstellung für jemanden, der es nicht als eigene Erfahrung hat, wäre, dass Menschen mit ADS/ADHS nicht mit den ganzen Reizen zurecht kommen, die die Umwelt so bereithält, die reagieren ja ständig auf alles mögliche und sind so flippig. Tatsächlich ist es aber wohl so, dass Reize im Gegensatz zu dieser für mich erstmal naheliegenden Vorstellung im Vergleich zu Menschen ohne ADS/ADHS gedämpft wahrgenommen werden und deswegen ständig neue Reize gesucht werden. Wenn also ein Kind mit ADS/ADHS einen Bleistift in einer Unterrichtsstunde scheinbar sinnlos zu Tode spitzt, dann kann das eine Maßnahme sein, genug äußere Reize zu bekommen und im Gegensatz zur geläufigen Einschätzung eher der eigenen Aufmerksamkeit förderlich sein als abträglich. Ein Kind, das in der Gruppe spielt, die ich beim Fußball gerade betreue, klettert gerne mal auf das Dach der Auswechselbank, während ich den eigentlich darauf sitzenden Kindern etwas erkläre. Möglich auch hier, dass es ihm bei der Aufmerksamkeit eher hilft als zu schaden, auch wenn das wahrscheinlich bei den meisten Kindern anders wäre. Zodiaks Beitrag bestätigt für mich diese Sichtweise nochmal, im Grundsatz beschreibt er ja auch, dass wahnsinnig viel Input ihm gut tut.


    Die Fragestellung ist nun aber natürlich in einer Fußballmannschaft, wie man es dem Spieler einerseits ermöglicht, dem Bedürfnis nach genug Reizen nachzukommen, ohne dabei andere zu stark zu beeinträchtigen. Der Tritt in den Hintern eines anderen Spielers mag dem Spieler selbst auch kurzzeitig helfen (so komisch das erstmal klingt), das ist aber auf Dauer sicher nichts, was funktioniert. Auf der Grundlage ist es meines Erachtens ein sehr guter Tipp, dem Spieler wann immer es geht eine sinnvolle Beschäftigung zu geben, die für ihn Reize bietet, aber andere Spieler nicht stark stört.


    Letztlich gibt es immer Grenzen, was die Betreuung von Gruppen anbelangt. Sollte die Situation im betreffenden Umfeld für den betreffenden Trainer trotz Bemühungen überhaupt nicht zu handlen sein, kann es natürlich auch zu der Entscheidung kommen, dass das Kind nicht vernünftig in der Gruppe zu betreuen ist. Das halte ich allerdings für eine sehr harte und natürlich eigentlich schlechte Lösung. Was aber, so lange man nicht einen solchen Punkt erreicht hat, denke ich wichtig ist, ist, den Spieler vorher nicht ständig wegen persönlichkeitsbedingter Verhaltensweisen in den Senkel zu stellen, das ist ja hier auch schon angeklungen. Da hilft eine Portion Gelassenheit, die man denke ich auch durch die Beschäftigung mit den typischen Verhaltensweisen, die mit einer solchen Persönlichkeitsstruktur verbunden sind, bei sich fördern kann.

  • Ich denke das ist ein echt schwieriges Thema hier.
    Ich kenne eine Mutter, deren Kind in der Grundschule eine positive Diagnose auf ADHS bekam. Die Mutter gab dem Kind
    auf anraten der Ärzte Ritalin. Sie erkannt, wie hier schon beschrieben, ihren Sohn nicht wieder. Der aber, oh Wunder,
    war aufeinmal nicht mehr der Prellbock für Kinder und Lehrer. Er war aber sehr still geworden und brachte gute Noten mit
    nach Hause. Die Mutter wollte das Ritalin absetzen, weil sie die Veränderung nicht gut fand und tat dies auch. Die Probleme
    begannen von voren und der Junge bettelte sie an, das er wieder das Medikament nehmen darf, damit er einfach so sein
    kann wie die anderen. Also gab sie es ihm wieder. Bis heute. Er ist jetzt in der Klasse integriert und hat ein besseres
    Sozialverhalten.


    Wie man zu der Medikamenten gabe steht oder eben nicht, kann man nicht disskutieren. Da gehen die Meinungen einfach
    zu weit auseinander.


    Mein Sohn hat übrigens auch ADS diagnostiziert bekommen. Da war er 14. Wir haben lange überlegt, mit Lehrern, Ärzten und
    vorallem unseren Sohn geredet. Er war 14, er verstand schon was er da zu sich nimmt. Glücklich bin ich als Mutti sicher nicht
    damit, aber mein Sohn hat nun auch in der Schule seine Erfolgserlebnisse und nicht nur im Sport. Letztendlich hat er nun
    genauso eine Chance wie die anderen auch, dieses Medikament ermöglicht ihm das. Ohne hätte er es viel schwerer, oder
    würde es nicht schaffen.
    Ich habe drei Jungs. Der eine gilt als hochbegabt, der andere hat ADS und der dritte hat einen Hirndefekt und schafft es dennoch
    auf dem Gymnasium.
    Alle Kinder sind verschieden und wir sollten eines nicht vergessen. Gerade die Kinder mit ADS oder ADHS, machen uns nicht
    mit absicht Schwierigkeiten. Sie müssen in der Schule, zu Hause überall schon angepasst genug sein. Wie gesunde übrigens auch
    vielleicht schafft man es, ihn so mit einzubeziehen, wie er es braucht. Das ist eine Mammutaufgabe und ich bewundere jeden, der
    sich das zutraut und sich dem stellt.
    Ich habe hier einenLink für dich, der vielleicht ein bischen helfen kann.


    http://www.lernen-heute.de/ads.html


    Vorallem muß man auf den feinen Unterschied achten, ob da H dabei ist oder nicht.
    Denn meiner ohne H hat sich in seinem Wesen nicht verändert, sonst würde ich mich wahrscheinlich noch schwerer tun mit dem
    Wissen, was er da zu sich nimmt.

  • Das ist als ob ich einen extrem introvertierten mit LSD voll Pumpe damit er wie andere Menschen keine Probleme hat Kontakte zu knüpfen. Na gut ist natürlich übertrieben aber der Kern der Aussage ist rellativ ähnlich. Hey ich nehme ein Medikament, dann habe ich es leicht - na herzlichen Glückwunsch! Diese Menschen werden in ihrem Leben einen Haufen erreichen - vor allem nachdem sich sie mit Pech ihr Leben lang mit Ritalin zuballern müssen. Nicht er ist in die Klasse integriert sondern die charakterlose Hülle die er darstellt. Ich kenne diese Probleme alle selbst, ich war nie wirklich beliebt ob meiner ziemlich anstrengenden Art und bin auch heute nicht einfach - lustigerweise kenne ich meine Frau seit dem Kindergarten und sie hat mich damals so akzeptiert wie ich war und akzeptiert mich heute so wie ich bin - inklusive meinem Fußballwahn! Durch den Zuspruch meiner Eltern war es mir immer herzlich egal ob ich beliebt war oder nicht - ich habe "mein Ding" gemacht - die die mich leiden konnten waren mir stets Willkommen, was der Rest dachte über mich war und ist mir auch heute noch völlig egal!

    Wie man zu der Medikamenten gabe steht oder eben nicht, kann man nicht disskutieren. Da gehen die Meinungen einfach
    zu weit auseinander.

    Vom rein moralischen Standpunkt ist die Medikation mit Psychopharmaka an Kinder verwerflich - unsere Gesellschaft tolleriert es aber immer mehr, da der Leistungsdruck stetig anwächst und weil man es als abnormal empfindet, ein Kind zu haben das Probleme hat bei der es Zeit und Zuwendung braucht!

    Ich beneide dich absolut nicht, den diese Situation ist glaube ich super schwer und zeitaufwendig!!! Ich finde es toll welche Erfolge deine Kinder haben und ich habe von hier aus das Gefühl, das du allen dreien mit ihren Ecken und Kanten das gibst was sie am meisten brauchen! Liebe, Bestätigung und Halt! Ich kann die Situation mit drei Kindern nicht beurteilen - vor allem nicht wenn alle drei ihre eigenen Probleme haben. Auch ein hochbegabtes Kind ist glaube ich enorm anstrengend. Ich glaube bei einem Elternteil wie dir schafft man es auch ohne die Gabe von Medikamenten, wobei ich hier vestehe, das die Zeit für diese Betreuung als Fulltime Aufgabe nicht ausreichen würde. Sicherlich bin ich ein Einzelfall und ich wünsche mir für deinen Sohn und alle anderen betroffenen, dass sich die Krankheit verwächst und sie nicht ihr ganzes Leben gepeinigt sind.

    Vorallem muß man auf den feinen Unterschied achten, ob da H dabei ist oder nicht.
    Denn meiner ohne H hat sich in seinem Wesen nicht verändert, sonst würde ich mich wahrscheinlich noch schwerer tun mit dem
    Wissen, was er da zu sich nimmt.

    Ist dein Sohn von Haus aus auch mit ADS eher ein ruhiger Typ? Gibt es eine Prognose ob und wie sich das verhält? Wie alt ist er jetzt und wie lange lebt er mit der Diagnose? Normalerweise sollte sich sofern es den passiert im frühen Erwachsenenalter eine Besserung abzeichnen.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Sehr interressant, danke Zodiak!!


    Krasser Gegensatz zu dem was ich kenne. Bei meinem Bruder wurde auch relativ früh die Diagnose ADHS gestellt, Ritalin war damals aber noch recht unbekannt und noch lang nicht so in Mode wie kurz darauf. Meine Mutter hat es immer abgelehnt dass er irgendwelche Mittelchen nimmt. Insofern ähnlich wie bei dir, Zodiak, allerdings hat mein Bruder unseren Eltern in höherem Alter ziemlich Vorwürfe deswegen gemacht. Meinte wohl mit Tabletten wäre ihm alles leichter gefallen und er wäre nicht ganz so oft auf die Schnauze gefallen.

  • Sehr interressant, danke Zodiak!!


    Krasser Gegensatz zu dem was ich kenne. Bei meinem Bruder wurde auch relativ früh die Diagnose ADHS gestellt, Ritalin war damals aber noch recht unbekannt und noch lang nicht so in Mode wie kurz darauf. Meine Mutter hat es immer abgelehnt dass er irgendwelche Mittelchen nimmt. Insofern ähnlich wie bei dir, Zodiak, allerdings hat mein Bruder unseren Eltern in höherem Alter ziemlich Vorwürfe deswegen gemacht. Meinte wohl mit Tabletten wäre ihm alles leichter gefallen und er wäre nicht ganz so oft auf die Schnauze gefallen.

    Mit Medikamenten ist es zweifelsfrei leichter - die Frage ist ob ich das will - ich persönlich gehe noch heute guten Gewissens immer den schweren Weg - freiwillig und unfreiwillig - manchmal mag ich es, manchmal absolut nicht! Ich bin meinen Eltern dankbar für die Art wie sie das gehandelt haben und in meinen Augen gibt ihnen das Ergebniss in meinem Fall ja recht - der Weg dahin ist aber das schlimme! Für mich war die Krankheit übrigens zu keiner Zeit eine Ausrede.


    Noch eine Interessante Tatsache ist eventuell, das ich die Krankheit nie als Ausrede für mein Verhalten genutzt habe (sehe ich bei vielen Kindern und Eltern) und auch die Lehrer vorerst in Unkenntnis gelassen habe - was damals leichter war, da es noch keine "Volkskrankheit" war. Gab es Probleme wurden die Lehrer gezielt aufgeklärt und ein Stück weit durch meine Eltern sensibilisiert - die Ihnen auch mit Rat zur Seite standen.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Ich habe selbst zwei sehr lebhafte Kinder, bei beiden sind schon Leute auf den Gedanken gekommen, sie könnten ADHS haben. Nur zu Bestätigung haben wir sie daraufhin von der Kinderärztin einfach mal untersuchen/ testen lassen - mit dem Ergebnis, dass es einfach nur lebhafte Kinder sind - wenn auch oft sehr anstrengende ^^
    Unser Torwart beim Fußball hat ein diagnostiziertes ADHS (eines seiner Geschwister auch). Bei ihm merkt man sofort, wenn die "Dosis" nicht stimmt. Dann ist er überall, nur nicht da wo er sein soll.
    Ich bewundere seine Mutter dafür, mit welcher Ruhe sie damit umgeht. Ich denke, das macht eine Menge aus.
    Grundsätzlich halte ich gar nichts davon, ein Kind mit Medikamenten vollzustopfen, nur um es ruhig zu stellen. Aber zumindest in diesem Fall (ich habe nur den einen in unmittelbarer Umgebung) denke ich, dass es die Eltern sich nicht einfach nur leicht gemacht haben, sondern dass es hier nötig war.