Beleidigung per Urkunde vom Trainer?

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  • Hallo zusammen,


    dies ist mein erster Beitrag, ich hab mich gerade erst registriert. Ganz kurz zu mir: Ich trainiere selbst einen 2006er Jahrgang habe aber auch noch einen älteren Sohn (Jg. 2002), der in einem anderen Verein spielt.


    Zum eigentlichen Thema: Mein Sohnemann hatte am vergangenen Samstag seinen Saisonabschluß mit Eltern, Trainern und Spielern. Es wurde gegrillt und gezeltet, viel Fußball gespielt. Ich selbst war leider verhindert. Sohnemann hat es gut gefallen. Als kleines Souvenir gab es Autogrammkarten und eine Urkunde von den Trainern. Jeder Spieler bekam eine "passende" Auszeichnung wie "Fels in der Brandung", "Torfabrik" etc. Bei unserem stand "Möchtegern Laufwunder". Sohnemann hat es A) nicht verstanden und b) glaube ich auch nicht so richtig registriert, was das nun wirklich bedeutet.


    Ich finde es aber ehrlich gesagt unglaublich. "Möchtegern" ist für mich eine Beleidung. Eine Urkunde mit "Möchtegern Profitrainer" wird sich wohl niemand gerne aufhängen.


    Vielleicht noch zum Hintergrund: Unser Sohn ist bestimmt nicht der beste in der Truppe, mit Sicherheit aber auch nicht der schlechteste. Er spielt meist links außen, trifft regelmäßig und bereitet auch einige Tore vor. Seine Schwäche ist das Zweikampfverhalten, er hatte sich vor drei Jahren den Oberschenkel gebrochen (allerdings nicht beim Fußball), was äußerst schmerzhaft war. Seitdem ist er schon etwas ängstlich und steigt nicht so richtig ein bzw. setzt nicht mit letzter Konsequenz nach. Die Trainer kennen diesen Hintergrund.


    Ich möchte die Formulierung eigentlich nicht überbewerten und die Sache nicht aufbauschen. Andererseits ärgert es mich schon derart, dass ich nicht einfach Gras drüber wachsen lassen will. Wie seht ihr das? Und: was würdet ihr tun?

  • captainf


    Anhand deiner Beschreibungen gibt sich der Trainer große Mühe, mit der Mannschaft und den Eltern einen schönen Saisonabschluß zu feiern. Ob jetzt die "Titulierungen" den gewünschten, lustigen Effekt gehabt haben, sei mal dahin gestellt. Dein Sohn hat es z.B. gar nicht verstanden. Aber anhand deiner Beschreibungen glaube ich nicht, dass der Trainer die Absicht hatte, einzelne Spieler zu beleidigen


    Ich würde ihn an deiner Stelle ganz einfach mal fragen, welche Motivation er zu den "Auszeichnungen" gehabt habe? Denn vermutlich hat der sich kaum Gedanken darüber gemacht, dass damit auch über das gewünschte Ziel hinausschießen kann. So wird deine konstruktive Kritik dem Trainer helfen, sich in seiner sozialen Konpetenz weiterzuentwickeln und die Jungs werden in der kommenden Saison ein noch motivatinsfreudigeren Trainer bekommen.

  • Eine Urkunde mit "Möchtegern Profitrainer" wird sich wohl niemand gerne aufhängen.


    Die würde ich da aber evtl. (ohne Profi) ausstellen u. beim nächsten Turnier, Betreuer-/Abteilungstreffen o.ä. als "Zensur" (so war's ja gemeint) verleihen: die Reaktion wäre dann spannend, ob er wenigstens Humor zeigt, Denn dein Kind dürfte seinen Stempel im Team jetzt weg haben, einzige Gegenmaßnahme, falls es Ehrgeiz hat: in den Ferien viel joggen u. danach... ;)


    PS: So Leistungsfetischisten sollten immer erst selbst was leisten, und zwar pädagogisch.

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

  • ich würde dem Trainer jetzt nicht direkt böse Absicht unterstellen. Ganz offensichtlich gibt er sich ja einige Mühen, was aus
    der Abschlusschilderung zu schliessen ist.


    Oft ergeben sich im Training Situationen, Ausdrücke oder Sprüche, und manch einer hat dann seine Bezeichnung weg, die Aussenstehende auch kaum nachvollziehen können.


    Aber egal wie. Da der Junge sich nicht betroffen fühlt, würde ich das Ganze als Vater jetzt auch nicht an die grosse Glocke hängen.
    In Ruhe mal den Trainer ansprechen, was der Hintergrund dieser Titulierung ist, ruhig auch rüberbringen, dass du sie
    schon etwas unglücklich findest. Aber damit sollte es sch dann auch haben.


    Dadurch wird ihm wohl klar, dass er beim nächsten mal etwas überlegter vorgeht. Aber kein Fass aufmachen, auch wenn der Ärger
    verständlich ist.


    gg

  • Ich meine ebenfalls, dass es euer Trainer bestimmt nur gut gemeint hat. Wenn man viel Zeit in etwas steckt und besonders gut sein möchte - kann der Schuß auch mal nach hinten los gehen (siehe Urkunde).


    Ich würde es dennoch mal ansprechen und ihm sagen das es nicht ok ist!

  • Den Text der Urkunde finde ich nicht lustig oder angemessen. Aber allein reicht er nicht zur Beurteilung des Sachverhalts aus.


    Wie gehen die Trainer denn sonst mit dem Jungen um. Hat er ein "Standing" bei den Trainern?


    Wenn sonst alles ok ist, würde ich mich mit den Trainern freundlich unterhalten und auf den schlechten Text hinweisen.
    Wenn der Junge auch sonst von den Trainern ähnlich behandelt und tituliert wird, würde ich allerdings ein ernsteres und ergebnisoffenes Gespräch führen.

  • Ich meine auch, dass da eine Rückmeldung für den Trainer wichtig ist. - Sehr wichtig! Das scheint nicht so angekommen zu sein, wie es der Trainer, wohl ohne allzuviel dabei zu bedenken, gewollt hat.


    Bin auch der Ansicht, dass das nicht als Beleidigung geplant war, könnte ein unüberlegter Ausrutscher sein. - Mehr ist aus der Ferne nicht so ohne weiteres zu erkennen.


    Mir wird dabei ganz schwummrig bei dem Gedanken, was alles falsch verstanden werden kann, - als Trainer steht man halt eben doch sehr unsicher, oft genug schon mit einem Bein auf der Abschussliste eines Elternteiles, und weiss gar nicht warum. -


    Nachfragen sollte man unbedingt, aber möglichst so, dass sich der Trainer nicht gleich angegriffen fühlen muss. (Die nächste Möglichkeit zu Missverständnissen)


    Grüße, miho

  • Vielleicht ist es ja auch ein Insider aus dem Training oder Spiel, eine witzige Situation, die der Spieler schon vergessen hat.

    „Alles, was wir für uns selbst tun, tun wir auch für andere, und alles, was wir für Andere tun, tun wir auch für uns selbst.” - Thich Nhat Hanh

  • Eigentlich ist schon alles gesagt, auch ich denke nicht, dass es der Trainer böse meinte.


    Mich hat vor einigen Wochen auch ein Vater darauf angesprochen, dass eine Bemerkung von mir im Training den Sohn getroffen hatte. Der Vater hat es mir ganz in Ruhe mitgeteilt, wir haben ein gutes Verhältnis. Und ich war dankbar für den Hinweis, dass ich - ohne böse Absicht - beim lustigen, fast immer gut gelaunten, kommunikativen und selbstbewussten Kapitän eine schwache Stelle getroffen hatte.

    Mir wird dabei ganz schwummrig bei dem Gedanken, was alles falsch verstanden werden kann,

    Eine meiner nachhaltigsten Erfahrungen (zum Glück mit direkter Rückmeldung und damit Korrekturmöglichkeit): D-Jugend vor einigen Jahren. Ein Junge macht ein gutes Spiel, lauffreudig, mit guten Passideen. Fast alles was er machte funktionierte auch. Vielleicht auch weil der Junge bis dahin eher unauffällig war, war ich ziemlich begeistert und in einer Szene in meiner Nähe wollte ich ihn noch mal richtig anfeuern und rufe: "Komm, Jo, gib noch mal alles". Da bleibt er stehen, Tränen in den Augen und sagte: "Ich geb doch schon alles".


    Also, captainf: Trainer kurz ansprechen, aber locker bleiben.