dem Kind sagen, dass es bei einer Sichtung ist?

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  • Hallo zusammen,


    ich bin seit längerer Zeit hier im Forum bisher als "Leser" und benötige nun aktiv einen Rat.


    Mein Sohn (10 Jahre), soll im Sommer mit zwei weiteren Mannschaftskameraden an einer "Eingangssichtung" für den Stützpunkt teilnehmen.


    Wie geht man damit dem Kind gegenüber um? Ich meine, sagt man dem Kind, dass es bei einer Sichtung ist? Oder packt man es als "Fußballcamp" ein, sodass es unbeschwert einfach nur Spaß hat und nicht einem Druck ausgesetzt ist? Ich kann mir nämlich durchaus vorstellen, dass mein Sohn dann blockiert und wie versteinert ist, wenn ich ihm sage, um was es da eigentlich geht.... Was habt Ihr bisher an Erfahrungen mit Euren Jungs sammeln können?


    Vielen Dank für Eure Antworten.

  • Ich habe meinem Sohn vor dem Probetraining im leistungszentrum gesagt, dass es eine Sichtung ist, habe das Thema aber bewusst tief gehängt. "Wir fahren da hin und Du spielst ein bisschen mit. Wenn es Dir Spaß macht ist alles ok, wenn es Dir keinen Spaß macht, fahren wir wieder heim". Ich habe den Termin also auch nicht im Vorfeld als besonders wichtig angekündigt. Auch währemd der Sichtiung habe ich nur gefragt, ob er Spaß hat. Bei ihm hat das gut geklappt.


    Grüße
    Oliver

  • Hallo b-kay,


    du wirst deinen Sohn am Besten einschätzen können, somit können wir dir hier keine endgültige Lösung anbieten, sondern lediglich Hilfestellungen geben können.
    Es ist wichtig ehrlich zu den Kindern zu sein, in diesem Fall zu deinem Kind. Natürlich kann es dazu kommen, dass dein Sohn an dem Tag nicht ganz auf der
    Höhe ist oder dem Druck dort aktuell nicht standhalten kann und seine normale/bestmögliche "Leistung" nicht abrufen kann. Allerdings geht es anderen Kindern
    genauso und die wissen meistens, dass es eine Sichtungsmaßnahme für den DFB-Stützpunkt ist.
    Spätestens wenn ihr auf das Sportgelände fahrt, oder die Stützpunkttrainer die Kinder begrüßen, wird es deinem Sohn auffallen, dass es sich nicht um ein Camp,
    sondern um eine Sichtungsmaßnahme handelt.


    Wir haben jährlich Sichtungen und betreiben auch Nachsichtungen für Kinder, welche es nicht auf Anhieb in die Talentförderung schaffen. Leider sind die Sichtungs-
    maßnahmen nicht so umfangreich wie sie sein könnten und vielleicht auch sein sollten, aber wenn dein Junge das Zeug für euren Stützpunkt hat, dann werden die
    Trainer Ihn sicherlich einladen. Und wenn es so sein soll, dann auch weiterhin nachsichten.
    Meiner Meinung und Erfahrung mit den Eltern unserer Stützpunkt-/Landesauswahlspieler nach, währe es besser, wenn du deinem Sohn sagst was Sache ist. Somit
    brauchst du dir keine Gedanken machen, sollte er es doch nicht schaffen, da du Ihm die Wahrheit erzählt hast und er kann sich in Ruhe auf den Tag vorbereiten.
    Letzten Endes sollen die Kinder Spaß haben, dass ist auch am DFB-Stützpunkt so. Sicherlich bekommen sie im Optimalfall auch viel Input, aber nur wer viel Spaß hat,
    ist mit Eifer und Fleiß bei der Sache, ist neugierig und gespannt auf neue Anregungen.


    In diesem Sinne: Gutes Gelingen!

  • Du kennst Dein Kind am besten. Wenn Du einschätzt, dass er blockiert bzw. sich selbst unter Druck setzt und mit diesem nicht klar kommt, wenn Du Ihm von der Sichtung erzählst, dann fahr einfach zu einem "Training" mit ihm. Direkt anlügen würde ich ihn aber auch nicht, falls er nachfragt. Warscheinlich wird er es schon durch seine Mannschaftskameraden mitbekommen. Was den Druck angeht, wird er immer mal in Situationen kommen, wo er damit klarkommen muss. Wichtig ist, dass von Dir nicht noch extra Druck aufgebaut wird. Er soll dort einfach zeigen, was er draufhat und Spass haben, wie in jedem Mannschaftstraining auch.

  • b-kay


    Wie bereits erwähnt, sollten die Eltern am besten wissen, wie sie ihr Kind bestmöglich darauf vorbereiten! Es wäre falsch, die Bedeutung dieser Sichtung soweit in den Mittelpunkt zu stellen, als würde man enttäuscht werden, wenn das Kind nicht auf dem Stützpunkt aufgenommen wird. Die Kinder glauben dann, an diesem Tag Dinge zeigen zu müssen, die sie noch gar nicht können. Das kann dann z.B. so aussehen, dass sie beim Aufwärmen in der Runde mit einem Außenrist-Pass glänzen wollen, der dann aber genau zwischen den beiden Passpartnern hindurch ins Leere geht. Ein Anderer dribbelt sich fortwährend fest, weil er glaubt, nur durch ein erfolgreiches Dribbling gesichtet zu werden! Gerade während der kurzen Trinkpausen kann man es sehr gut beobachten, wie von falschem Ehrgeiz geprägte Eltern auf ihre Kinder einzuwirken versuchen!


    Noch eines sollte man wissen! Die besten 4 - 5 Spieler des Jahrgangs stehen bei jedem Sichter auf der Liste. Bei den anderen gibt es eine breite Streuung, sodass letzendlich der für diesen Jahrgang verantwortliche Stützpunkttrainer die Entscheidung trifft. Natürlich stellt sich die Frage, warum denn nicht nur diese 4 - 5 Spieler ausgewählt werden? Bei den Mädchen wäre das sicherlich nicht das Problem, weil dort die jahrgangsbezogenen Leistungsunterschiede nicht so groß sind, bei den Jungen sind sie jedoch gewaltig! So müßte man bei dieser Form der Selektion für die 10-jährigen bereits deutlich weiter zum Stützpunkttraining fahren, weil man so ca. 3 Stützpunkt-Gebiete braucht, um genügend Spieler für Spielformen und Abschlußspiel zur Verfügung zu haben. Doch dieser Form einer vorläufig, endgültigen Talentselektion widerspricht den Erfahrungen, dass etwas weniger talentierte Spieler aufgrund besserer charakterlicher Eigenschaften sich sportlich besser entwickeln als die Toptalente.


    Darüber muß sich der Vater eines Kindes, welches zu einer Eingangssichtung eingeladen wurde, noch gar keine unmittelbaren Gedanken machen! In erster Linie sollte er gemeinsam mit seinem Kind diesen besonderen Tag genießen! Denn Fussball soll für 10-jährige für weitere Jahre Hobby sein, um ggf. später einmal auf Leistungsebene betrieben zu werden. Deshalb ist es auch wichtig, dass das Kind selbst dann, wenn es Stützpunktspieler wird, weiterhin im Heimatverein mit seinen Freunden spielt!

  • Ich habe etwas Probleme, nachzuvollziehen, warum man dem Jungen das nicht sagen sollte...
    Was ist denn das "schlimmste", was passieren kann? Er landet nicht im Stützpunkt. Schlimm? Eigentlich nicht...


    Vielleicht macht er sich Druck, verkrampft und zeigt nicht, was er kann. Falls er im Stützpunkt landet, wird er solche Sichtungssituationen aber laufend erleben. Bezirkssichtungen, Verbandssichtungen, Funktionsspieltage... Und immer stehen wichtige Leute mit Notizblock am Rand. Ganz zu schweigen von geheimnisvollen Scouts...


    Was kann aber passieren, wenn Du es ihm nicht sagst? Höchstwahrscheinlch wird er es von irgendjemandem erfahren. Und dann bist Du der, der ihn für dumm verkauft hat.
    Einem 10-Jährigen kannst Du nix mehr vormachen.

  • Guten Morgen die Herren :)


    vielen herzlichen Dank für die kompetenten Ratschläge. Ihr wart alle eine hilfreiche Unterstützung.


    Ich werde berichten - sofern Interesse daran besteht - wie es gelaufen ist.


    Nochmals vielen vielen Dank.

  • Ich habe das Sichtungstraining ziemlich flach gehalten, auch den Begriff Sichtung möglichst vermieden.
    hab die Einladung praktisch als Belohnung für ihre gute Leistungen während der Saison verkauft.
    die Einladung zur Sichtung rückte bei mir in den absoluten Vordergrund und nicht die dort stattfindende Sichtung.


    die Teilnahme der Sichtung war da schon für die Kids das eigendliche Erfolgserlebnis.


    hab ihnen erzählt, dass ausser ihnen noch viele andere aus den anderen Vereinen auch eingeladen sind, und dann einige wenige die die besonders gut sind und auch Glück haben dann eingeladen werden, zusätzlich zum Vereinstraining 1 mal die Woche mit einem anderen Trainer zu machen, wenn sie das dann wollen.


    ich habe nur das allernotwendigste über das Sichtungstraining von mir aus erzählt, und nur auf Rückfragen geantwortet.



    kurz gesagt: ich hab die Einladung zur Sichtung als das Bedeutende hingestellt und nicht das gesichtet werden.
    meine Kids gingen immer recht locker dahin.


    das Verhalten von einigen Eltern bei der Sichtung, von totaler Anspannung, Nervosität bis hin zu jeder kritsichen Betrachtungsweise,
    ist für mich Beweis, dass die Problematik einer Sichtung nicht bei den Kids, sondern bei den Eltern liegt.


    Sehr hilfreich waren bei uns auch die ausgezeichneten Einführungsworte der Sichtungstrainer, die vielen Kids einen gewissen Druck von vorneherein
    genommen haben, und immer ganz besonders betont hatten, dass ein nicht Ausgewählt werden, wenig Aussage über das eigene Können
    und die jeweilige persönliche Weiterentwicklung bedeute, und dass man durchaus auch noch zu einem späteren Zeitpunkt
    eingeladen wwerden könnte, da man ihre Entwicklung im Verein weiter beobachten würde. (nicht wörtlich, aber in diese Richtung)


    ich hatte nie Probleme mit Kids, die dann nicht gesichtet wurden.


    gg

    Einmal editiert, zuletzt von guenter ()

  • Bei uns im Kreis sind die Vereine angehalten ihre drei stärksten Spieler zum Stützpunkt Sichtungstag zu schicken.


    Eine persönliche Einladung vom Stützpunkt selbst gibt es meines Wissens nicht.


    Schicken den NLZ ihre Spieler auch zum Stützpunkttraining?

  • Man sollte davon ausgehen, dass den Kids bei einer Sichtung vom sichtenden Veranstalter mitgeteilt wird worum es geht. Mindestens werden das die meisten anderen Kids wissen und werden diesen Informationsvorsprung eventuell verwenden um deinem Sohn klar zu machen, dass er aber auch gar nichts checked.
    Ich empfehle deshalb dem Kind immer die ganzen Infos zu geben, das aber in einem völlig unaufgeregten Ton als wärs die normalste Sache der Welt. Denn oft sind die Eltern nervöser als ihre Kinder. Wenn Eltern bei der Sichtung gestresst wirken färbt das natürlich auch auf die Kinder ab.
    Wer dem Kind bei der Sichtung helfen will, bleibe so cool wie möglich, soll kein übertriebenes Interesse zeigen und sich jegliche last minute Tips sparen.
    Bist du cool, wird es dein Kind auch sein.


    P.S.
    Nicht zuletzt will man ja bei einer Sichtung auch sehen wer mit Druck umgehen kann. Wer das nicht kann, muss sich schon überlegen warum er überhaupt zu einer Sichtung geht.