Bambinitraining – konditionelle Grundlagen schaffen

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  • Hi Ihr,


    es geht in diesem Thread nicht darum, Kondition bei den Bambinis zu trainieren, oder wie
    man das machen könnte. Auch wenn ich schon einige beim Anblick des Threadtitels
    in die Tastatur beißen sehe, muss ich euch enttäuschen. Es geht vielmehr um
    eine Beobachtung, die mich schon etwas länger zum nachdenken bringt. Dabei geht
    es um die Laufbereitschaft der Kinder, und mir stellt sich nun die Frage, woher
    sie kommt, warum sie so unterschiedlich ist, und letztenendes, ob man sie
    gerade in jungen Jahren fördern oder hemmen kann.


    Kommen wir erst mal kurz zu meiner Situation und der Beobachtung die ich dort gemacht habe. Ich
    bin E-Juniorentrainer in einem relativ großen Verein und trainiere dort die „Leistungsorientierte“
    E1. Die Mannschaft besteht aus 11 Spielern, 3 davon haben letztes Jahr schon in
    der E1 gespielt, 3 kommen aus der F-Jugend, 4 kommen aus der E2 und einer ist
    neu.



    Was mir nun aufgefallen ist, ist die Laufbereitschaft der verschiedenen Gruppen: die Jungs,
    die aus der F gekommen sind, sind quasi nicht zu stoppen. Sie laufen freiwillig
    und gerne, bei jeder Übung, in jedem Spiel, auch nach dem Training oder davor.
    Sie sind praktisch nicht zu halten (nicht, dass ich das wollte).

    Alles, was letztes Jahr schon in der E1 gespielt hat, läuft auch freiwillig. Allerdings
    nicht mehr so extrem wie die Jungs aus der F. Nach dem Training ist bei ihnen
    nach dem Training, und wenn ich sage „geht was trinken“ gehen sie in der Regel
    auch trinken und kommen dann wieder locker angetrabt (während sich die Jungs
    aus der F nach 2-3 Schlucken wieder n Ball vor die Füße schmeißen und
    rumflitzen).

    So, die aus der E2 gekommenen Spieler so wie den Neuen muss ich regelmäßig zum Laufen „zwingen“.
    Auch sie machen alle Übungen, auch freiwillig und ohne zu motzen, aber sie sind
    weit weniger laufbereit, weder bei den Übungen noch im Spiel. Wenn sie den Ball
    neben das Tor schießen, gehen sie den Ball holen (während die anderen zumindest
    gemütlich joggen). Wenn wir Tummeln sind die anderen voll bei der Sache, haben
    Spaß daran in sonem Feld rumzudribbeln und neues auszuprobieren, während man
    bei ihnen das Gefühl hat, sie tun es nur weil sie es müssen. Dementsprechend
    weniger rennen sie dort, man sieht sie dann öfter mal stehen und muss sie neu
    antreiben oder sich zum 3. mal die Schuhe binden.



    Also es gibt große Unterschiede in der Laufbereitschaft der Kinder. Die Frage, die sich mir
    nun stellt ist, woher kommen diese Unterschiede?

    Auffällig ist ja schon, dass jeweils die Kinder, die aus den selben Mannschaften kommen
    (also die schon seit Jahren zusammen sind) ähnliche Laufbereitschaften an den
    Tag legen.

    Sicherlich gibt es genetisch oder erzieherische Unterschiede! Heute z.B. haben mich die
    Eltern der F-Kinder angesprochen, dass ihnen im Winter einmal in der Woche
    Hallentraining zu wenig wäre, und man könnte ja auch wenn es kalt ist auf den
    Platz (meine Rede, aber ich richte mich da nach den Eltern). Was die Eltern der
    anderen Kinder dazu sagen, weiß ich noch nicht, aber es zeigt wohl ganz gut,
    dass auch die Eltern eine Einstellung vertreten.



    Gut, nun frage ich mich, inwiefern kann ein Trainer, und das schon ab den Bambinis, auf die Laufbereitschaft der Kinder
    einwirken. Und ich glaube eine ganze Menge! Daher auch der Titel dieses
    Threads, denn ich glaube, das Laufbereitschaft bei Kindern immer vorhanden ist,
    sie ihnen aber ab-/anerzogen werden kann! So suggeriert doch schon die Androhung
    eine Strafrunde laufen zu müssen, dass Laufen eine Strafe, also schlecht ist.
    Ähnlich verhält es sich meiner Meinung nach bei langen Schlangen an
    Starthütchen der Übungen, gekoppelt mit der Bitte des Trainers, doch beim
    Warten nicht so zu zappeln. Die Kinder laufen praktisch nur auf Wunsch/Befehl
    des Trainers. Genauso verhält es sich im Spiel, wenn man die Verteidiger
    praktisch dazu zwingt, sich nicht ins Spiel nach Vorn einzuschalten. Man gibt
    ihnen vor, dass das Laufen, in diesem Fall nach vorne, nicht gut ist.



    Es gibt aber auch viele Übungen, die das Laufverhalten der Kinder fördern. Größtenteils
    beruhen sie darauf, dass sich die Kinder durch ihre eigene Laufarbeit selbst
    belohnen. Als Beispiel seien hier die wandelnden Tore genannt, wobei 3-4
    Elternpaare mit einer Stange zwischen sich Tore bilden, die sich frei im Raum
    bewegen, und die Kinder auf diese Tore schießen dürfen/können/sollen. So wird
    Laufarbeit belohnt!




    Allerdings stellen sich mir dabei noch einige Fragen: Wie viel kann die Laufbereitschaft vom
    Trainer beeinflusst werden? Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang einer
    Erziehung der Eltern?



    Und für mich aktuell wichtig, kann ich den Kids die Laufbereitschaft wieder anerziehen? Und
    wenn ja, wie? Ich mache immer mal wieder „selbstbelohnende Übungen“ wie die
    oben genannte, aber bisher noch nicht mit dem durchschlagenden Erfolg.



    Grüße Peter



  • ...Auch wenn ich schon einige beim Anblick des Threadtitels
    in die Tastatur beißen sehe, muss ich euch enttäuschen.

    Mist :cursing::D !


    Allerdings stellen sich mir dabei noch einige Fragen: Wie viel kann die Laufbereitschaft vom
    Trainer beeinflusst werden? Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang einer
    Erziehung der Eltern?

    Und für mich aktuell wichtig, kann ich den Kids die Laufbereitschaft wieder anerziehen? Und
    wenn ja, wie? Ich mache immer mal wieder ?selbstbelohnende Übungen? wie die
    oben genannte, aber bisher noch nicht mit dem durchschlagenden Erfolg.


    Wie Du ja auch beschreibst, kommen viele Kinder ins Training und vibrieren förmlich vor Lust an der Bewegung. Da ist die Hauptaufgabe des Trainers, diese Flitzer einigermaßen unter Kontrolle zu halten, ansonsten sind das aber dankbare "Kunden". Schwieriger sind die eher Lauffaulen. Es kommen einige Ursachen in Betracht:
    a) Genelle Typsache, Kind ist eher ruhiger Typ
    b) Kind hat vor dem Training bereits einen anstrengenden Kindergarten- / Schul- oder Horttag verbacht und ist schlicht müde
    c) Kind ist vom Trainer / den Eltern so konditioniert
    d) Kind hat eigentlich keine Lust auf Fussball, soll/muss aber dennoch hingehen
    ....
    Die motivierenden Übungen, die Du beschreibst sind schon gut. Möglichst wenig stehen, viel Aktion. Wichtig ist mMn auch, die Kinder wirklich zu fesseln - dann merken sie ihre Müdigkeit weniger. Die Erziehung der Eltern ist aber immer ein wesentlicher Einfluss, viel größer als der Einfluss des Trainers. Daher sollte man als Trainer seinen Einfluss auch nicht überschätzen. Durch 2 oder 3 Stunden Bambinitraining in der Woche kann man keine Wunder bewirken.


    Grüße
    Oliver

  • Hallo,


    generell gibt es sicher Kinder, die mehr motiviert sind als andere. Und Kinder, die nicht freiwillig am Training teilnehmen sind sicher alles andere als leicht zu motivieren. Aber ich wette: gerade im Bereich F/E-Jugend bekomme ich alle zum Laufen. Und das, ohne dass sie es merken. Und natürlich immer mit Ball ;) .


    Hier ist das Stichwort für mich: Wettbewerbsform! Keiner will der Langsamste oder Letzte sein. Sie wollen alle gewinnen und sich messen. Das ist die Motivation ( wer schafft als erster, wer erreicht als erster, wer erzielt die meisten usw.... ). Und um diese vorgegebenen Ziele zu erreichen müssen sie sich im Fußball so gut wie immer schnell bewegen und/oder auch konzentrieren.


    Deshalb kann ich nur empfehlen möglichst alle Themen, die im Training behandelt werden, in Wettbewerbsform zu verpacken. Und ganz wichtig: Spielformen! Auch die als Wettbewerbe.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Daher sollte man als Trainer seinen Einfluss auch nicht überschätzen. Durch 2 oder 3 Stunden Bambinitraining in der Woche kann man keine Wunder bewirken.


    Grüße
    Oliver[/quote]


    Ganz genau. Warum hat man nach einem Jahr Training ein paar richtig gute Dribbler und andere, die keinen Zweikampf riskieren ? Wenn doch alle das gleiche Training kriegen ? Warum sind einige richtige 'Macher' auf dem Feld und andere eher 'Mitläufer'. Warum zerreißen sich einige auf dem Platz geradezu und andere spielen nur ein bisschen mit ? Eins ist schon mal klar: Am Trainer kann diese Entwicklung nicht liegen, der hat mit allen das gleiche Training gemacht.


    Wenn man das erst mal verinnerlicht hat, kann man als Trainer eine entspannte Haltung einnehmen. Man kann die Kinder nur im Verhältnis zu ihrem natürlichen Leistungsvermögen 'etwas' verbessern. Man kann aber nicht alle auf das gleiche Leistungslevel bringen. Also, siehs locker mit der Laufbereitschaft. Ich glaube man sollte seine Ziele dem 'natürlichen' Leistungsvermögen der Mannschaft anpassen und nicht umgekehrt Wunschziele vorgeben, die eine Mannschaft erreichen 'muß'.

  • Ganz genau. Warum hat man nach einem Jahr Training ein paar richtig gute Dribbler und andere, die keinen Zweikampf riskieren ? Wenn doch alle das gleiche Training kriegen ? Warum sind einige richtige 'Macher' auf dem Feld und andere eher 'Mitläufer'. Warum zerreißen sich einige auf dem Platz geradezu und andere spielen nur ein bisschen mit ? Eins ist schon mal klar: Am Trainer kann diese Entwicklung nicht liegen, der hat mit allen das gleiche Training gemacht.

    Die Mannschaft wurde aus E1, E2 und F1 gebildet, könnte deshalb doch an einem Trainer der letzten Saison liegen.


    Peter, Du hast das schon sehr gut beobachtet, Genetik, Eltern und Trainer spielen die grosse Rolle, mit allem, das Du hier beschreibst.


    Versuche alle selbstbewusst und stark zu machen, mit Wettbewerben und 1:1 Zweikämpfen, teile sie richtig ein, immer nur 2ter, verliert er die Lust.


    Die Spieler aus der E2 werden wahrscheinlich wegen der mangelnden Laufbereitschaft in der vorhergehenden Saison dort gelandet sein, warum, wer weiss.


    Die Spieler der F durften sich frei entwickeln, mit viel positivem Zuspruch von aussen (Eltern/Trainer).


    Viel loben muss ich Dir nicht raten, davon gehe ich aus. Wie andere schon anmerkten, kann man begeisterte Kicker, die auch in der restlichen Freizeit immer am Ball kleben, mit ein paar Trainings nicht so leicht


    einholen.

  • Hallo,

    Hier ist das Stichwort für mich: Wettbewerbsform!

    Das ist auch meine Erfahrung.


    Man kann es aber auch übertreiben. Wir hatten so eine Phase Mitte des zweiten Bambini-Jahr wo die Stimmung in der Mannschaft unter dem ständigen "wer ist besser?" litt. Die Kinder stritten sich viel, waren gereizter und der Spaß ging verloren.


    Im Endeffekt sind diese Wettbewerbsübungen auch eine Form von Druck. Wenn dann noch schulische und elterliche Anforderungen und das Spiel am Wochenende hinzu kommen, kann es auch schnell man zu viel werden.


    Wir haben dann die Wettbewerbsübungen etwas reduziert und damit wurde die Stimmung auch wieder besser. Wie so oft im Leben, macht`s halt die richtige Mischung.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Schimanski: da hast du natürlich Recht. Der Trainer sollte Fingerspitzengefühl zeigen. Eben fordern, und nicht unter- oder überfordern. Die richtige Mischung machts. Bei Gruppenwettbewerben z. B. so einteilen, dass gleich starke Teams entstehen. Bei 1 vs. 1 Wettbewerben nicht den stärksten Dribbler gegen Kollegen einteilen, die große Probleme im Zweikampf haben. Eben versuchen individuell Steigerungen zu erreichen. Erfolgserlebnisse müssen für jeden da sein.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Man kann die Kinder nur im Verhältnis zu ihrem natürlichen Leistungsvermögen 'etwas' verbessern. Man kann aber nicht alle auf das gleiche Leistungslevel bringen. Also, siehs locker mit der Laufbereitschaft. Ich glaube man sollte seine Ziele dem 'natürlichen' Leistungsvermögen der Mannschaft anpassen und nicht umgekehrt Wunschziele vorgeben, die eine Mannschaft erreichen 'muß'


    Für mich einer der besten Sätze, die ich letzter Zeit in diesem Formum gelesen habe, wobei das nicht bedeutet, dass anderes schlecht, sonders dies aussergewöhnlich treffend ist.


    gg


  • Für mich einer der besten Sätze, die ich letzter Zeit in diesem Formum gelesen habe, wobei das nicht bedeutet, dass anderes schlecht, sonders dies aussergewöhnlich treffend ist.


    Ich stimme euch Beiden absolut zu. Aber als Trainer muss man, finde ich, sich doch immer wieder fragen, ob man einzelne Spieler nicht vielleicht doch auch mal anders angehen kann, um sie besser zu motivieren. Soll heißen: man sollte als Trainer seine Methoden auch immer mal wieder überprüfen und anpassen. Für dich, guenter, wahrscheinlich eine Selbstverständlichkeit.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Aber als Trainer muss man, finde ich, sich doch immer wieder fragen, ob man einzelne Spieler nicht vielleicht doch auch mal anders angehen kann, um sie besser zu motivieren. Soll heißen: man sollte als Trainer seine Methoden auch immer mal wieder überprüfen und anpassen. Für dich, guenter, wahrscheinlich eine Selbstverständlichkeit.


    so selbstverständlich war das für mich nicht.


    gerade wenn man längere Zeit im Kinderfussball tätig ist, gibt es, besser gab es für mich ein Problem.


    irgendwann erkennst du, dass dir als Trainer Grenzen gesetzt sind. da der Mensch ja bekanntlich ein Gewohnheitstier ist, übernimmst du irgendwann diese Grenzen auch als deine machbare Grenze.
    dabei kann man schnell Möglichkeiten der Hilfe ausser Acht lassen.


    Deshalb stimme ich dir absolut zu, dass man als Trainer seine Methoden einer ständigen Überprüfung unterziehen sollte.
    Eigendlich ja ein Muss, da der Fussball sich ja in einer ständigen Weiterentwicklung befindet.


    gg


    Ich geh da noch einen Schritt weiter, nicht nur seine Methoden, sondern sein Trainerdasein als Ganzes muss man einer ständigen Hinterfragung nachgehen.

  • ich mein absolut den vollen Satz, mit einer Ausnahme: "etwas" würde ich durch "einiges" (was für mich meht bedeutet ) ersetzen.


    ich geh auch von dem genauen Wortlaut als Sinn, und interpretiere absolut gar nichts in den Satz.


    gg

  • Ja das ist ja restlos unerwartet, weil -wenn ich deine Angaben im alten Thread so lese- eine gewisse Denkveränderung bei dir stattgefunden hat, prima...finde ich richtig gut...ich bin überraschtl..... Gr. Andre