Der Fall "Paolo Guerrero" spaltet Deutschlands Fußballwelt

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  • Trotzdem kann er erkennen, dass Ullreich viel eher am Ball sein wird als er und dass es sinnlos ist, zu versuchen, diesen zu bekommen. Klar, mit ihm ist der Gaul durch gegangen. Hier behauptet, so meine ich, auch niemand, dass er vorhatte, Ullreich umzunieten. Aber getan hat er es dennoch, und zwar auf eine ganz üble Art, übereinstimmend wird davon gesprochen, dass es an ein Wunder grenzt, dass keine schwere Verletzung entstand. Mich persönlich ärgert auch, dass er seine Aktion herunter spielt. Er sollte sie zugeben, um Entschuldigung bitten, und dann, wie man so schön sagt, das Maul halten. Das wäre zumindest meine Empfehlung. Und wenn er sich unbedingt äußern will, so wäre es vermutlich geschickter, davor Kreide zu fressen.
    Dem Spox-Bericht kann ich dennoch zustimmen, kenne aber nicht die bösen Tiraden, von denen er spricht. Er bleibt ein Mensch, der Respekt verdient hat, und ganz sicher auch ein richtig guter Fußballer. Aber diese Aktion war gar nichts und gehört bestraft.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • 1. ich bin Trainer
    2. die Spieler meiner Mannschaft begehen keine taktischen Fouls (weil sie nicht absichtlich foulen sollen!)
    3. wenn einer nachtritt wechsel ich ihn sofort aus ,
    und im Wiederholunsfall darf sich der Treter einen passenden Verein aussuchen.


    und schupps hat man eine faire Mannschaft und kein Treter mehr im Team


    soll also bitte keiner sagen der Trainer kann nichts dafür



    Und ob ich das sage.
    Ich kann nichts dafür, wenn meinem Spieler die Sicherung auf dem Platz durchbrennt.
    Ich kann wohl das Fairplay predigen, aber ob es dann umgesetzt wird, das siehst du erst hinterher.
    Wenn einer deiner Spieler nun so verfährt, dann bist du erst hinterher schlauer, weil du in die Köpfe deiner Spieler nicht hineinschauen kannst.
    Du bist dann also auch ein zu bestrafender für eine Tat eines anderen.
    Was wäre, wenn dein Sohn jemanden verhauen würde und du an seiner Stelle in ein Zuchthaus gehen müsstest?


    Gruß
    Elpawo

  • Ich kann nichts dafür, wenn meinem Spieler die Sicherung auf dem Platz durchbrennt.
    Ich kann wohl das Fairplay predigen, aber ob es dann umgesetzt wird, das siehst du erst hinterher.
    Wenn einer deiner Spieler nun so verfährt, dann bist du erst hinterher schlauer, weil du in die Köpfe deiner Spieler nicht hineinschauen kannst.


    Stimmt schon. Aber Fink relativiert doch das Foul. Und sendet damit auch falsche Signale. In diesem Fall, wohlgemerkt.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ach Fink relativiert... seid Ihr etwa alle Theoretiker oder was?


    Das würdet Ihr doch alle auch machen. Oder würdet Ihr den Spieler vor den Medien etwa kaputt machen?
    Würdet Ihr Euren Spieler denn Ihr jeden Tag in die Augen kucken müsst vor den Medien zerquetschen?
    Ueberlegt doch mal...


    Ich würde vor den Medien auch alles relativieren. Keine Ahnung... sprüche wie: "Guerrero hat ein Fehler gemacht, bleibt aber trotzdem ein Vorbild und ein wichtiger Spieler für den HSV!" oder so.
    Was dann unter 4 Augen besprochen wird ist dann eine andere Sache. Da würde ich den Guerrero verwarnen und intern eine saftige Busse erteilen (immerhin kann er 8 Spiele für seinen Arbeitgeber nicht spielen). Rahmenbedingung ist das der Verein dann hinter dem Trainer steht...


    ABER vor den Medien würde ich NIE gegen meine Spieler sein. Daher hat es Fink gut gemacht. Es geht den Medien und den Zuschauern so ziemlich nichts an, was im HSV, intern läuft.


    Das ist Profifussball und nicht E-Junioren Kreisklassen Fussball... es ist etwas komplizierter...


    Grüsse
    TRPietro

    • Offizieller Beitrag

    "Guerrero hat ein Fehler gemacht, bleibt aber trotzdem ein Vorbild und ein wichtiger Spieler für den HSV!"


    .... wenn er das mal so gesagt hätte, aber er hat nicht mal eine Tätlichkeit gesehen! Fußball ist kein rechtsfreier Raum, auch wenn es Profifußball ist. Versuchte Körperverletzung hat nichts mehr mit "normalen Foulspiel" zu tun. Als Fußballspieler akzeptiere ich mit meiner Teilnahme am Spiel auch, dass ich gefoult und verletzt werden kann, ich akzeptiere aber nicht solche Aktionen. Da sind sogar noch ganz andere Dinge möglich, Guerrero scheint noch Glück zu haben.

  • Wie verhält sich denn nun der "Durchschnittsfussballer", wenn er sich vom Gegner und Schiri veräppelt fühlt? Ist keine Ausrede - sehr interressant im Zusammenhang ist die Tirade von Horst Heldt nach dem gestrigen strittigen Elfmeter? Oder Rudi Völler nach nem Gurkenspiel in Island? Oder Trap Tage später auf einer PK?


    Jeder Mensch hat ein Frustrationslevel, absolut jeder! Südamerikanern wird ja eher ein hitziges Gemüt nachgesagt (siehe Viertelfinale 2006) - da reichte bereits etwas "Ugly-winning" der deutschen "aggressive leaders".


    Somit kommen wir zum Thema "Provokation" - bestes Beispiel ist ja Materazzi 2006, der die wundesten Punkte seiner Gegner kennt. Womit ich nicht behaupten möchte, dass Ulreich das Foul provoziert hat.
    Man muß also unterscheiden, ob einfach nur die Sicherung der Drei-Watt-Energiesparlampe durchbrennt oder ob jemand kalt berechnend provoziert/austeilt (Hollerbach, Ballack, Maik Franz, van Bommel, de Jong etc.)

  • Ihn jetzt auch noch wegen versuchter Körperverletzung zu belangen finde ich weit hergeholt. Dann frage ich mich, wie solche die Ellenbogeneinsätze beim Kopfball gegen den Kopf des Gegners zu bewerten sind? Da wird bewusst eine schwere Verletzung des Gegners in Kauf genommen und dies wird vom Schiedsrichter höchstens mit Freistoß geahndet. Gebrochene Joch- und Nasenbeine und Kieferbrüche sind keine Seltenheit mehr im Profifußball. Aber hier fordert keiner eine 7 wöchige Sperre, fordert keiner eine Geldstrafe durch den DFB oder dem Verein. Und von versuchter Körperverletzung spricht erst recht keiner...

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt durchaus Fälle, die anders ausgehen und mir geht es auch nur darum und das sollte jeder Fußballer wissen: der Fußballplatz ist kein rechtsfreier Raum. Eine Tätlichkeit dort kann genau solche Konsequenzen haben, als wenn ich auf der Straße jemanden eine Körperverletzung zufüge.
    Tomminator "Jeder Mensch hat ein Frustrationslevel, absolut jeder!"
    Diesen Frust haben Menschen auch außerhalb des Fußballplatzes, Fußball ist dabei nichts besonderes. Du darfst aber nicht außerhalb und nicht auf dem Platz versuchen, jemanden absichtlich eine Körperverletzung zuzufügen. Machst du da einen Unterschied und wenn ja, warum?


    ......Nach der Neuordnung, die mit dem Gerichtsurteil aus Hamm einhergeht, dürfte – nicht nur diese Entscheidung – offensichtlich in Frage gestellt werden. Ein Exempel statuierte „Justitia“ an einem Fall aus dem Kreis Bochum. Die Krankenkasse eines Geschädigten (Knöchelbruch nach Notbremse) verklagte die gegnerische Partei auf Schadensersatz für die entstandenen Kosten. Und bekam Recht. 6000 Euro betrugen die Kosten der Behandlung – eine Menge Holz......


    Das Gericht verwies darauf, dass Sportplätze oder -hallen keine rechtsfreien Räume sind. Weiter heißt es in der Erklärung, dass Fußball zwar den „Kampfsportarten“ (!) zuzuordnen und mit Verletzungen zu rechnen sei – alles allerdings im Rahmen. Regelverstöße, die außerhalb der „akzeptierbaren Unfairness“ liegen – und somit grob fahrlässig oder sogar vorsätzlich zugefügt werden, sind strafbar. Im verhandelten Fall jedoch wären strafrechtliche Folgen durchaus denkbar gewesen – der eine sagt: Glück gehabt - der andere nicht. Letztendlich bedeutet das Hammer Urteil vor allem eines: Dass schwere Vergehen – Rempler beim Kopfballduell oder das Zufallbringen beim Kampf um den Ball ausgenommen – nicht nur mit einer Roten Karte, sondern auch strafrechtlich geahndet werden können.


    Im Übrigen gibt es das immer mal, dass bei groben Fouls ermittelt wird. Strafrechtlich (und zivilrechtlich) relevant wird sowas immer dann, wenn es den Rahmen des in der konkreten Sportart Üblichen überschreitet.


    Was gab es für diese Foul 2004 in Holland?

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    Lösung:
    Es müsste ja jede Woche ein Zivilgericht angerufen werden: Fußball ist auch Körperverletzung, aber nirgends wird sie schneller abgeurteilt. Der Schnellrichter trägt Schwarz, hat eine Pfeife im Mund und Karten dabei. Sieht mal einer Rot, tagt das Sportgericht und packt eine Sperre drauf. Aber fast immer werden die Untaten im Kreis der Fußballerfamilie abgeurteilt, und wenn der Sünder mit Blumen am Krankenbett des Opfers erscheint und sie gemeinsam in die Kamera lächeln, ist der Konsens schnell gefunden: "War ja keine Absicht!“Dem Obersten Gerichtshof der Niederlande können allzu rüde Fußballspieler solche Geschichten nicht mehr erzählen: Dieser Tage wurde ein früherer Profi von Sparta Rotterdam zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Allerdings auf Bewährung, was allseits verschwiegen worden ist.

  • @Uwe: Meine Aussage war ja ausschließlich Beobachtung und keine Wertung oder "Gut-heißung", ich möchte daher ungern in das falsche Licht gerückt werden.
    Die Form des Ausbruchs (wie oben dann auch beschrieben) artikuliert sich dann typ- und situationsbedingt: Foulspiel, Schiribeschimpfung, Ballwegschlagen oder wutschnaubend (oder leise wimmernd) vom Sportplatz gehen ("Kein Bock mehr!", WM 1982, Frankreich - Kuwait, die Wink-Affäre). In 99% der Fälle kann mensch sich ja dank seiner Vernunft beherrschen, Eltern wissen wovon ich rede.


    Natürlich bezieht sich nun dieses Thema (Verlust der Selbstbeherrschung = Brutalofoul) auf alle Ebenen, im Fussball tritt sie halt in das knallharte objektive (?!) Licht der Fernsehkameras und Zeitlupenwiederholung.


    Das Video konnte ich mir nicht bis zum Schluß ansehen - da wird mir schlecht!


    Sorry, das mein Beitrag daher nicht zum Kontext passte - aber es beschäftigt mich als Trainer und Fussballer seit vielen Jahren.

  • Sofern es ausschließlich um eine Beurteilung durch die DFB-Gerichtsbarkeit geht, können andere Fälle oder ein festzustellender Trend berücksichtigt werden. Bei der juristischen Beurteilung ist immer von einer Einzelfallprüfung auszugehen.


    Der Versuch der Medien, den Trainer gleich als Anstifter zu verurteilen, schlug allerdings fehl. Soetwas hatte Ewald Lienen seinerzeit auch versucht, als er übelst gefoult wurde und unmittelbar danach auf den gegnerischen Trainer zurannte, um ihn der "Brandstifterschaft" zu beschuldigen. Wenn von Zweikampfaggressivität gesprochen wird, so meint man den Körpereinsatz beim Kampf um den Ball, nicht die billigende Herbeiführung von Körperverletzungen des Gegners! Einen Fussball, bei dem der Trainer seine Spieler vor die Wahl stellt, entweder durch brutale Fouls die Gegenspieler verletzt vom Platz tragen zu lassen oder gekündigt zu werden, läßt sich bei näherer Betrachtung auch im aktuellen Fall nicht feststellen! Es gibt klare Grenzen, sowohl in der Definition der Beschreibung des fussballerischen Zweikampfverhaltens als auch in der Situationsbeurteilung durch den Schiedsrichter.


    Fussball ist ein Sport mit Körperkontakt, bei der es zu Verletzungen kommen kann. Beim Verdachtsfall ist zu prüfen, ob die Verletzung vorsätzlich oder fahrlässig herbeigeführt wurde, so daß bei der Kausalitätsprüfung von einer billigenden Verletzung als Folge festgestellt wird. Ist eine Körperverletzung im juristischen Sinne festgesteltl worden, so können sich bei der Strafmaßbeurteilung frühere Vergehen belastend auswirken.


    In diesem Zusammenhang versteht sich jeder Trainer auch als Anwalt seines Spielers, unabhängig davon, ob dieser Spieler intern anders beurteilt wird.


    Für den Fussball in Deutschland ist zu wünschen, das Trends zur übertriebenen Härte, z.B. Ellenbogenchecks rasch entgegen gewirkt werden. Unbelehrbare Einzeltäter gehören allerdings, unabhängig von ihrem sportlichen Potential, nicht auf den Fussballplatz.

  • In diesem Zusammenhang versteht sich jeder Trainer auch als Anwalt seines Spielers, unabhängig davon, ob dieser Spieler intern anders beurteilt wird.


    Ich glaube nicht, dass dagegen irgendjemand etwas hat, im Gegenteil, ich vermute, dafür würde allenthalben Verständnis geäußert und Zustimmung gegeben. Aber auch als Anwalt kann ich mich geschickt oder aber auch weniger geschickt äußern. Zu behaupten, es sei nichts passiert, halte ich angesichts der öffentlichen Wahrnehmung für sehr ungeschickt. Zur Erinnerung Thorsten Fink im Wortlaut: "Es ist nichts passiert. Paolo hat niemanden geschlagen, es hat sich keiner verletzt. Das war keine Tätlichkeit." (entnommen http://bundesliga.t-online.de/…n-klopp/id_54590126/index)


    Mit den beiden Nachsätzen hat er Recht, aber der erste muss eigentlich jeden erregen, der die Bilder gesehen hat..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)