Wie weit verbiegt Ihr Euch?

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  • Es sind auch nicht die KIFU-Regeln verhindern nicht das Gewinnen. Sie stellen lediglich bessere Rahmenbedingungen für die Kinder!


    Die Diskussionen mit Eltern sollten auf allgemeiner Basis im geeigneten Rahmen (z.B. Vereinsheim) in Form von kurzen Statements geführt werden. Ihr seit nicht in der Bundesliga, ihr braucht keine Pressekonferenz und auch keine intensive Spielanalyse mit Eltern zu führen. Ihr seit Trainer und im Basisbereich weitaus mehr der Kümmerer als der Sportlehrer.


    Die Staffelleiter sind angehalten, die kleinen Gruppen jeweils nach Spielstärke wieder zusammen zu mixen. Dies mag nicht immer gelingen, aber spätestens nach einer halben Saison erfolgt wieder eine neue Staffelzusammenstellung.


    Kompetenz dadurch auszustrahlen das man wild gestikulierend am Spielfeldrand auf und ab läuft und dem Schiedsrichter alles in die Schuhe schiebt, paßt vielleicht in die 3. Kreisklasse der Seniorenmannschaft, wo Sponsoren, die keine Ahnung vom Fussball haben, bedient werden müssen. Sie paßt aber keinesfalls dahin, wo Kinder fussballspielen! Darin unbelehrbare Juniorentrainer sollten vom Verein angehalten werden, an Trainer-Fortbildungsmaßnahmen teilzunehmen oder aber durch geeignetere Kandidaten ausgetauscht werden.


    Mitleid bei Niederlagen nützt euch auf den zweiten Blick nichts. Ich kann den beiden letzten Schreibern nur den Rat geben: setzt beim Training an. Macht es vielfälitiger und abwechselungsreicher. Es gibt im Internet genügend Anregungen. Laßt eurer Kreativität und der eurer Kinder mehr Raum, dann kommen die Verbesserungen auf dem Platz von ganz allein.

  • Mitleid bei Niederlagen nützt euch auf den zweiten Blick nichts. Ich kann den beiden letzten Schreibern nur den Rat geben: setzt beim Training an. Macht es vielfälitiger und abwechselungsreicher. Es gibt im Internet genügend Anregungen. Laßt eurer Kreativität und der eurer Kinder mehr Raum, dann kommen die Verbesserungen auf dem Platz von ganz allein.

    Also ich kann Dir nicht so ganz folgen. Was hat denn die Art meines Trainings mit dem Thema bzw. dem von mir Geschriebenem zu tun? Im übrigen habe ich die C-Breitenfußballlizenz (was natürlich gar nichts zu bedeuten hat) und finde mein Training eigentlich sehr gut. Wenn ich so an die Trainingsbrocken erinnere, die mir als Kind beim Fußball so vorgeworfen wurden, kriege ich bei meinen Trainingseinheiten richtig Lust mitzumachen - jaja das Kind im Manne...


    Die von mir trainierten Kids können auch eine ganze Menge, nur bin ich bei meiner Einschätzung des Einsatzwillens einiger Jungs gründlich daneben gelegen. 50% der Kinder haben an den Spielen am Wochenende eigentlich kein Interesse, denen gefällt das Training am besten. Im Interesse der verbleibenden 50% muss ich aber die eher desinteressierten Jungs ziemlich pushen - immerhin haben sie hierdurch ja auch Erfolgserlebnisse. Ich sage ihnen beim Spiel ja nicht was sie machen sollen, ich halte sie nur "wach".


    Mittlerweile trainieren bei mir sogar ehemalige E-Junioren mit, einfach weil es ihnen gefällt. Der E-Trainer ist noch ein Freund von Platzrunden und wie schon angesprochen, werden beim Spiel nicht alle Kids von ihm eingesetzt (gleichberechtigt schon gar nicht). Diese Jungs haben auch keine Lust auf Spiele am Wochenende, aber sie zahlen einen Mitgliedsbeitrag und vielleicht bricht ja doch noch einmal die große Liebe zum Fußballspielen aus.


    Der Thread dreht sich doch einfach darum, ob und wie man sich ggü. seiner fußballerischen Umwelt verbiegt. Und wie in einer Ehe gilt es, Kompromisse einzugehen, nicht aber sich selbst aufzugeben. Klar kann man sein Leben lang nach der perfekten Frau (oder dem perfekten Mann) suchen, braucht sich aber nicht zu wundern, wenn man mit 70 allein in einem Bett mit 40 Katzen aufwacht. Gleiches gilt für mein Konzept als Trainer. Wenn ich dieses stoisch und kompromisslos umsetze, brauche ich mich nicht zu wundern, regelmäßig gegen eine Wand zu fahren. Hier ist gegenüber den Eltern auch ein wenig Entgegenkommen gefragt, Kompromisse eben.

  • Die Staffelleiter sind angehalten, die kleinen Gruppen jeweils nach Spielstärke wieder zusammen zu mixen. Dies mag nicht immer gelingen, aber spätestens nach einer halben Saison erfolgt wieder eine neue Staffelzusammenstellung.


    Ich muss es noch mal sagen: für Hessen gilt das nicht, zumindest nicht überall, bei uns jedenfalls nicht, und bei Don Quijote, zwei Kreise weiter, auch nicht. Hier wird schon in der E1 mit Auf- und Abstieg zwischen Kreisklassen und -liga gespielt, da aber fast ausschließlich Jahrgangsmannschaften antreten, werden Auf- und Abstieg stets an den folgenden Jahrgang vererbt. Und so gibt es Jahr für Jahr groteske Abschlusstabellen, in denen eine bis drei Spitzenteams nahezu oder sogar dreistellig positive Torverhältnisse und nahezu die maximale Punktausbeute eingefahren haben, während es ungefähr ebenso viele Mannschaften gibt, die gar nicht oder allerhöchstens zwei, drei mal gewonnen haben, nämlich gegen ihre direkten Tabellennachbarn.. Nach welchen Vorgaben die hiesigen Klassenleiter verfahren, ist mir schleierhaft, abgesehen von der, wie ich meine, völlig sinnlosen Auf- und Abstiegsregelung..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • tobn


    Genau! Das ist absolut blöd geregelt, aber da ändert sich nichts dran, leider. Es sitzt irgendwie in den Entscheidungsträgern und geht nicht weg. Ich fände es besser, wenn die jeweiligen Altersklassen den Aufstieg quasi "mitnehmen", also die E 1 zur D 2.


    Zum Verbiegen:


    Ich stelle mir zur Zeit die Frage, wie weit ich mich verbiege/ verbiegen soll:
    Keine (!!) Trobeschwerer vorhanden, Thema seit gut 2,5 Jahren angesprochen/ geschrieben etc. (durch diverse Trainer) Resultat: Wir ( Vorstand) arbeitet daran.


    Ich habe mir jetzt eine Frist bis zu den Sommerferien gesetzt, danach habe ich - zur Zeit - keine Lust weiter Training oder Spiel durchzuführen.
    Klar leiden die Kinder, ich würde meine Entscheidung den Eltern aber auch mit eintsprechendem Hinweis auf die Vorschriften darlegen.
    Mein eigener Sohn ist auch davon betroffen.


    Ist das zu hart, was würdet ihr dem Vorstand für "Druckmittel" entgegensetzten?


    Gruß


    Oliver

  • 1910


    Was die Torbeschwerer angeht, würde ich da keine Kompromisse eingehen. Entweder, der Vorstand kümmert sich drum, oder das Training fällt flach.
    Am Ende ist dann der Trainer schuld, wenn einem das Tor auf den Kopf fällt.


    Insgesamt verbiege ich mich eigentlich nicht. Ich trage meine Ansichten aber auch nicht wie eine leuchtende Fackel vor mir her, sondern halte eher ab und an ein Zündhölzchen ins Dunkel. ;)
    Manche sind halt noch nicht so weit, ich sehe die Möglichkeiten der Änderung aber eher in kleinen Nadelstichen, als in der großen Konfrontation. So lasse ich immer wieder in Gesprächen einfließen, wie gut es doch bei mir läuft und wie hoch die Trainingsbeteiligung ist, dass doch die Kinder wichtig seien, der Spaß an Spiel und Training, dass alle spielen sollen, dass Ergebnisse und Tabelle ja nicht so wichtig sind... Da einige andere im Verein (inklusive Jugendleiter) das auch so sehen und so handhaben, lässt sich die "alte Garde" doch in die richtige Richtung lenken. Ein Trainer, der vom kifu so gar nichts verstand, wurde auch im Winter seines Amtes enthoben.

    "Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind."
    Terry Pratchett

  • Andre: Was ist so schlimm daran, Kompromisse einzugehen? Das müssen wir doch ständig tun, privat wie beruflich. Warum soll das beim Kinderfußball verwerflich sein? Aus meiner Sicht ist gegen Kompromisse überhaupt nichts einzuwenden. Niemand muss bzw. sollte versuchen päpstlicher zu sein als der Papst.

  • Wir haben bisher immer versucht unsere Spieler in Dreier-Ketten vorne und hinten rotieren zu lassen. Jahrelang haben so alle Kinder alle Positionen kennenlernen dürfen. Nur haben wir uns im 2. E-Jugendjahr für die stärkste E-Jugendgruppe qualifiziert. Die Mannschaften dort sind stark und die Gegner spielen durch die Bank weg sehr ergebnisorientiert. Also haben wir unsere schöne Dreier-Ketten-Rotation aufgeben, um nicht jede Woche eine Klatsche zu kriegen. Man könnte nun sagen, dass sei ebenfalls ergebnisorientiert, die Alternative wäre aber die Kinder mit meinen KiFu-Prinzipien von Niederlage zu Niederlage zu "quälen". Also verbiegen wir uns oder besser gesagt, wir gehen Kompromisse ein.


    Durch die Ketten-Rotation hatten alle Kinder immer exakt die gleiche Spielzeit. Beim „normalen Wechseln“ braucht man schon einen ausgeklügelten schriftlichen Plan, wenn man das realisieren will. Das tue ich mir nicht an, wechsle also Pi-mal-Daumen. Zudem ist unser Spiel extrem von zwei Spielern abhängig. Von den 50 Minuten Spielzeit stehen die beiden ca. 40 min. auf dem Platz, andere vielleicht nur 30 min. Auch das mag man kritisieren, da es nicht der „reinen Lehre“ entspricht, aber es geht bei uns eben auch keiner mit wesentlich weniger als 30 min. Spielzeit vom Platz und das ist mir wichtig. Anstoß an dieser „Ungleichbehandlung“ nimmt übrigens keiner. Da auch diese beiden nie durchspielen, nehmen die Kinder die unterschiedlichen Einsatzzeiten wahrscheinlich sogar nicht mal wahr. Zudem versuchen wir das bei Freundschaftsspielen und Turnieren zu kompensieren.


    Auch spielen diese beiden Spieler häufiger vorne, wohingegen andere häufiger hinten spielen, wieder andere von Spiel zu Spiel mal vorne, mal hinten. Nach über 3 Jahren konsequenter Positionsrotation tut das niemandem weh und es kristallisiert sich zudem bei vielen Spielern deutlich heraus, wo sie lieber spielen. Soll ich ein Kind im Sinne des KiFu-Gedankens dazu zwingen vorne zu spielen, das mich vor dem Spiel darum bittet Verteidiger spielen zu dürfen? Ich denke nicht, dass das Sinn macht. Ich habe zwei Jungs, die spielen am liebsten Außenverteidiger. Das können sie leidlich gut und da fühlen sie sich wohl. Da werden sie wahrscheinlich solange zufrieden spielen, bis sie mit Fußball aufhören. Wichtig für mich ist, dass sie das nicht tun, weil irgendwer gesagt hat "Du bist jetzt Verteidiger", sondern weil sie das wollen, nachdem sie 3 Jahre lang alle Positionen durchprobieren durften. Muss man dem nicht auch Rechnung tragen und versuchen, die Kinder dann auf den von ihnen selbst „erwählten“ Positionen zu fördern?


    Andre, Du weißt, dass ich ein Verfechter des KiFu bin, aber wie Du siehst, gehe ich auch Kompromisse ein, die man durchaus kritisieren mag,wenn man es denn ganz genau nimmt. Meine Grundeinstellung zu den Dingen hat sich nicht geändert, aber ich fühle mich mit den beschriebenen Kompromissen absolut wohl und betrachte das keineswegs als Verbiegen oder als Verrat an der Sache. ;)

  • Ranwie


    dein letzter Beitrag geht wesentlich in meine Denke.


    Widerspricht auch aus meiner Sicht nicht dem Kinderfussball.


    entscheidend ist doch, wie wird das von Kindern angenommen, Finden sie das in Ordnung, identifizieren sie sich damit und vor allem: sind sie zufrieden?


    dann widerspricht das doch nicht dem Gedanken des Kinderfussballes und ist für mich genau so gut wie die von Andre vertretende Verfechtung
    der reinen Kinderfussballehre, die übrigens, und das darf man nicht aus der Betrachtung verlieren, auch von Erwachsen und nicht von den kindern aufgestellt
    wurde.


    so wie ich die Trainingslehre als Richtschnur ansehe, bei der ein Trainer sehr wohl seine eigenen Gedanken und Ideen miteinbringen soll und sich auch nach dem vorgegebenen Umfeld ausrichten muss, so sehe ich auch die Kinderfussballehre als Richtschnur.


    und passt sich der Trainer da gewissen Überzeugungen und auch einigen persönlichen Vorstellungen seinem Umfeld und dessen Anforderungen bzw. Erwartungen an, dann hat das in meinen Augen nichts mit Verbiegen zu tun, sondern genau das Gegenteil: Flexibilität unter Beibehaltung grundsätzlich Wichtigem,
    zeigt einen guten Trainer aus.


    das hat mit Verbiegen nichts zu tun.


    ob ich auf dem rechten oder linken Bürgersteig gehe, ist egal, am Ende führt die Strasse (die Richtschnur) zu meinem Ziel.


    gg

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