Ein paar Tipps von alten Hasen

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  • Schätzt du deinen Jungen so ein, das er prahlen würde, wenn nicht, wäre es kein Problem, das er es erzählen könnte. Für mich wäre das Besser, als wenn er irgendwann angesprochen wird und dann vielleicht in die Not kommt zu lügen. Denn meistens kommt sowas raus.


    Unser Sohn ist nicht genommen worden und keiner, weder in der Schule, noch in dem Verein hat sich daran muckiert. Klar, kann in eurem Fall anders sein, dennoch würde ich da abwägen und ihn nicht damit rumlaufen zulassen immer den Gedanken daran zu haben, ich darf das nicht erzählen. Falls er bei einer Absage probleme hätte oder du diese befürchtest könnte man ja auch sagen, das ihr abgelehnt habt.


    Das mit dem Autounfall war auch nicht einfach für meinen Sohn, denn es war seine Kindergeburtstagsgesellschaft und immer denkt er jetzt an diesen Tag, an dem sein Geb. ins Wasser gefallen ist. Diese Sache hat ein Haufen Probleme eingeleitet da ein Freund von ihm sich zum selben Zeitpunkt beim spielen erdrosselt hat, mit 9 Jahren. Das Resultat, Angstzustände, Panikatacken usw. Therapie. Ich hätte es nicht über das Herz gebracht ihm zu sagen, er darf darüber nicht reden, im Gegenteil, bei uns ist alles in Ordnung (ich will dir nicht unterstellen, das es bei dir anders ist) ich bin froh gewesen, wenn er mit jemanden geredet hat.


    Man kann beide Geschichten vielleich nicht miteinander vergleichen, aber ihr solltet dazu stehen. Du kannst ihm erklären, das es Neider geben kann und er sich die Kommentare nicht annehmen soll.


    Ob das aber für deinen Sohn passt weiß ich nicht, wir haben mit unserem Weg nur gute Erfahrungen gemahcht.


    Das nächste Problem könnte dann auf euch zukommen, wenn er bei dem Verein genommen wird (Internat?) und dann wieder zurückkommt. Ich kenne 5 Jungs, die in einem Sportinternat untergebracht waren, und 4 sind wieder zurückgekommen, teilweise auch , weil sie den Druck nicht ausgehalten haben..... also, das angenommen sein muß noch nicht das Ende sein.

  • Ich hatte früher ähnliche Probleme wie dein Sohn jetzt. In der D-Jugend habe ich dann trotz guter Leistungen die Reißleine gezogen und bin nicht mehr zum Spiel und zum Training gegangen. Der Grund war das Mobbing durch einige wenige. Als Torwart stand ich dann mehr im Fokus als ein Feldspieler. Die Gegentore wurden mir von meinen mobbenden Mitspielern angekreidet.
    Ich würde dir empfehlen deinen Sohn in einem anderen Verein anzumelden, sofern die Hänseleien weiter Bestand haben, damit er weiterhin mit Freude Fußball spielen kann.


    Gruß
    Elpawo

  • .... und zwar von meinem Sohn, nun knapp 8 Jahre alt.


    Auch er scheint zur Zeit eine gute Veranlagung für den Fußball zu haben (von wem er das auch immer hat, von mir jedenfalls nicht) und man guckt ja als Vater immer auch ein wenig durch die rosarote Brille, aber auch erfahrene Fußballer haben schon zu mir gesagt, das er alles mitbringt, um ein guter Fußballer zu werden.


    Ich will es mal nüchtern und objektiv versuchen zu beschreiben, wie ich es sehe:


    Fußball ist eigentlich sein Leben. Ohne Perle im Kofferraum meiner Frau läuft nichts. Training, Spiel, Bundeliga, Sportschau und Sport 1 sind für ihn Pflichttermine. Da kann jeder erdenklicher Kindergeburtstag kommen. In der Schulpause steht nur Fußball auf dem Programm, egal ob die Gegner oder Mitspieler drei Klassen höher sind als er.


    Seine Stärken (aus meiner Sicht):
    1. Sehr dribbelstark (heist: sehr enge Ballführung in allen drei Varianten, sehr wendig, jetzt bereits mit vielen Körpertäuschungen und auch mit dem linken Fuß in der Lage, einen Ball ordentlich zu führen, zu passen und anzunehmen).
    2. Sehr gute Schusstechnik Vollspann und Innenspann (sehr hart, platziert, geht dem Ball nach, guckt vor dem Abschluss genau, was der TW macht)
    3. Sehr sichere Ballannahme und Ballmitnahme mit einem Kontakt (das zu mindestens wirklich optimal mit rechts).
    4. Gute Passgenauigkeit und vor allem Passschärfe (und "Kopf hoch", er spielt nicht blind irgendwo hin)
    5. Insgesamt technisch bereits im Detail sehr ausgeprägte Bewegungsabläufe, irgendwie schon automatisiert
    6. Kompromislos: Auch da hingehen, wo es "wehtut"
    7. Und das finde ich das wichtigste: Ausgeprägtes Spielverständnis und in einer Art intuitives Spiel, d.h. nicht lange überlegen, sondern eher aus der Situation das richtige machen.


    Ich hoffe, das klang nun nicht zu sehr von seinem eigenen Kind überzeugt.


    Er ist somit gegenwärtig in seiner Mannschaft sicherlich mit Abstand der beste Akteur, kann ein Spiel ganz alleine entscheiden und hat das in der Vergangenheit oft auch schon getan. In der Mannschaft selber gibt es noch zwei, drei andere Kinder, die den Fußball auch schon verstanden haben und technisch auch bereits ein gutes Niveau haben. Bei vielen der anderen Kinder ist aber das Spielverständnis gegenwärtig noch nicht so ausgeprägt, es fehlt ein weniger an körperlicher Durchsetzungsfähigkeit bzw. Durchsetzungswille und teilweise kommen auch einige motorische und technische Schwächen dazu. In dieser Altersklasse aber ganz normal und es ist halt Breitensport in einem kleinen Kaff.


    Nun war es in der Vergangenheit oft so, das er regelmäßig Alleinunterhalter war und sein ganz eigenes Spiel gespielt hat. Dabei musste er regelmäßig noch aufpassen, das ihm seine Teamkollegen nicht noch im Weg standen. Zudem hat er dann auch noch versucht (und das macht er heute immer noch), die Fehler seiner Mitspieler noch auszubügeln und ist dann z.B. mal schnell unmittelbar nach einem Angriff zurück vor das eigene Tor gesprintet, um einen gegnerischen, "durchgebrannten" Akteur noch abzulaufen. Das hat uns dann in diversen Spielen auch das Ergebnis gerettet.


    Das ist aber natürlich nicht der Sinn des Fußballs und es ist gelungen, ihn in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Jetzt also kommt nach eine erfolgreichen Dribbling oder Zweikampf genau im richtigen Moment der Pass zum hoffentlich mitgelaufenen Mitspieler. Und da liegt nun natürlich der Hase im Pfeffer. Oft verpuffen seine teilweise schön anzusehenden Aktionen einfach, weil a) keiner seiner Mitspieler sich entsprechend anbietet bzw. die nun entstehende Spielsituation auch nur ansatzweise erfasst hat (wobei das mittlerweile besser geht), b) diese dann den Ball nicht schnell genug annehmen und kontrollieren können, c) zu lange überlegen, welche Anschlussaktion sie nun machen, d) lieber vor Ball und Gegner stehen bleiben oder e) einen teilweise jämmerlichen Torabschluss hinlegen oder den Ball anderweitig vertendeln. Dementsprechend sind auch die Ergebnisse mittleriweile ganz anders.


    Für ihn ist es nun so, und da komme ich zur Ausgangsstellung dieses Themas zurück, das dann natürlcih frustrierend ist. Ich habe Szenen im Spiel beobachtet, da hat sich dieses Kind das dann 20-30 Minuten angeguckt, sich dann den Ball geschnappt, wenn möglich an Freund und Feind vorbei und ihn eingenetzt. Ein Kommetar zum Mitspieler war dann: "So geht das".


    Mittlerweile fällt aber auch er im Spiel regelmäßig ab und das steht dann im krassen Gegensatz zu seinen Trainingsleitsungen. Ich mache dafür zwei Gründe verabtwortlich, die betsimmt auch auf den 9-jährigen dieses Threats zutreffen könnten:


    1. Der Frust über sein letzendlich oft zweckloses Wirken und den damit einhergehenden Resultaten sitzt mittlerweile tief. Er hat auch schon einmal zu mir gesagt, das wir mit der Mannschaft wohl gegenwärtig nichts reißen werden.


    2. Ich denke, er ist mittlerweile oft auch überfordert und macht sich selber Druck. Er weis natürlich genau, das einiges an ihm hängen kann und das Umfeld mittlerweile auch eine gewisse Erwartungshaltung an ihn stellt. So wird dann schon gerne mal reingerufen "XXX, komm mach doch noch mal". Diese Bürde scheint einfcah zu viel für ihn zu sein.


    Nun, was machen ?. Der Verein hat angeboten, ihn in den nächst höheren Jahrgang dieser Spielklasse aufzunehmen. Hier wäre er dann natürlich mit älteren und teilweise besseren Kindern zusammen, was sicherlich förderlich wäre. Der Trainer ist aber ein A..... und trimmt mir die Kinder schon zu sehr auf Leistung. Kommt daher aus meiner Sicht nicht in Frage. Oder ihn in einen anderen Verein im Umkreis bringen, wo es schon Teams in seiner Altersklasse gibt, die richtig guten Fußball zeigen. Das ist dann aber natürlich mit viel Zeitaufwand und Fahrerei verbunden - und das will meine Frau nicht, weil Schule geht absolut vor. Ob er woanders spielen würde, kann ich gar nicht sagen, das habe ich noch nicht gefragt.


    Für micht steht bei allen Belangen im Vordergrund: Dieses Kind soll die Freude an diesem Sport behalten und ausleben dürfen. Keine Ahnung, ob man dazu in der passenden Mannschaft / im passenden Club spielen muss ?


    LG

  • Was das beste ist, wirst nur Du zusammen mit Deinem Sohn beantworten können. Sportlich wäre es sicher förderlich, wenn er in einem besseren Team spielte. Aber neben dem sportlichen gibt es ja (gerade bei noch sehr junden Kickern) auch die soziale Komponente (Schulfreunde, Nachbarn usw.), die evtl. allen sportlichen Schwierigkeiten zum Trotz für den Heimatverein sprechen können.


    Bin gerade in ähnliche Überlegungen verstrickt. Optimal fände ich, meinen Jungen im Dorfverein eine Alterklasse hoch zu ziehen. Da wäre er immer noch einer von den Guten, würde aber im Training mehr gefordert und bleibt dennoch lokal am Ort. Wenn das nicht klappt, kann er entweder in seinem Team bleiben (was aus meiner Sicht nicht funktioniert, sowohl für ihn als auch für sein Team) oder Vereinswechsel. Der nächste gute Ausbildungsverein ist ca. 15km entfernt, die Fahrerei würde ich gerne vermeiden. Aber wenn das mit dem Hochziehen nicht klappt, dann ist das eine Überlegung. Sehr schwierig finde ich das.


    Grüße
    Oliver

  • Ich sehe es wie Don Quijote, wir können Euch die Bewertung der genauen Umstände und die daraus resultierende Entscheidung nicht abnehmen. Mit meinem Sohn stecke ich in einer ähnlichen Situation, er ist eindeutig einer der zwei stärksten Spieler seiner Mannschaft, ich werde bei nahezu jedem Spiel gegen andere Teams auf ihn angesprochen. In einem anderen Thread habe ich beschrieben, dass wir derzeit mit zwei kleinen Mannschaften im Spielbetrieb gemeldet sind, er ist der stärkste Spieler in einer (aktuell) Achtmanntruppe mit einem sehr großen Leistungsgefälle. Das hat ihm in der Feldrunde auch schon ganz schön zu schaffen gemacht, die Phänomene waren denen, die du beschreibst, recht ähnlich. Meine Frau hat begonnen, Angst um das Seelenheil ihres Kindes zu kriegen, weil ihm die Fußballspiele teilweise gar keinen Spaß mehr gemacht haben und er währenddessen teilweise völlig verbissen und zum Schluss doch frustriert darüber war, dass das Spiel in die Hose gegangen war. Das ist die Kehrseite des hohen Engagements... Deshalb ist in mir auch die Überzeugung gereift, dass sowas auf Dauer weder für die starken noch für die schwachen Spieler, die ja in diesen Spielen gegen stärkere Gegner völlig überfordert waren und vermutlich sogar besser bedient gewesen wären, wenn sie daheim geblieben wären, förderlich ist.


    Bei uns ist es nun nicht ganz so schlimm, ich kann außerdem als Trainer und Vater in einer Person auf meinen Sohn viel besser einwirken, als wenn ich nur Trainer wäre. Da es zur nächsten Saison beim Verbleib im Verein ohnehin in eine JSG mit dem Nachbarverein geht und da eine leistungsorientierte Einteilung ansteht, stehen wir den Rest der Saison noch in der vertrauten Umgebung und unter dem Versuch, den Druck, den er sich selbst macht, möglichst gering zu halten, durch, und hoffen dann auf die nächste Saison.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • "Meine Frau hat begonnen, Angst um das Seelenheil ihres Kindes zu kriegen, weil ihm die Fußballspiele teilweise gar keinen Spaß mehr gemacht haben und er währenddessen teilweise völlig verbissen und zum Schluss doch frustriert darüber war, dass das Spiel in die Hose gegangen war."


    Na, das kenne ich doch irgendwo her.


    Das hätte ich über die Situation bei uns aber haargenau auch so schreiben können. Das hat sicherlich etwas mit dem Druck zu tun, den sich die kleinen da selber auferlegen. Man sieht das auch im Spiel. Geht bei meinem Sohn mal was daneben, ist das fast gleichbeduetend mit einem Weltuntergang. Tränen sind da relativ häufig, obwohl absolut unbegründet. Bei anderen Kindern habe ich das noch nicht gesehen, die sind da (teilweise auch zu) emotionslos und spielen einfach gewohnt ihren Trott weiter. Früher war das bei meinem auch nicht so schlimm.


    Was glaubt ihr, was wir nach einem Spieltag teilweise für einen restlichen Samstag zu Hause hatten. Besch... wäre da noch gelinde ausgedrückt.

  • Hallo zusammen,


    Fußballneuling viele Dinge die du geschrieben hast passen sicher auch auf meinen Sohn.
    Denke aber das ich nach den vielen Tipps und Anregungen die ich hier bekommen habe auch einige Fehler bei mir gefunden habe.


    Aber seiin größtes Problem sind fremde Kinder.
    Das bedeutet spielt er in einer Gruppe die er kennt traut er sich alles zu.
    Kommt er aber in eine Gruppe wo er a) die anderen Kinder und b) deren Fähigkeiten nicht kennt spielt er sein Potenzial nicht aus.


    So denke ich mir ist das auch am Wochenende bei den Spielen oder Turnieren zu erklären dort kennt er die Kinder auch nicht und deren Leistungsstand.
    Aus dem Grund sehr zurück haltend.
    Schaun wer mal wie sich das entwickelt und eventuell kann er das ja noch abstellen oder es verliert sich.


    Lieben Gruß
    Micha


    Schön das es aber auch anderen so geht und ich nicht ganz allein da stehe

  • Ja, das ist ein Phänomen, was ich in der ganzen Mannschaft schon beobachtet habe. Im Training spielen die teilweise einen richtig geilen Fußball und im Spiel denkt man dann, hier ist eine G-Jugend auf dem Platz. Kein Biss, das gute Kombinationsspiel wie weggeflogen, teilweise fast Angsthasenfußball. Im Training gönnen die sich bei den Spielen in den Kleingruppen (und da kann sich ja kein Akteur verstecken) nicht das Schwarze unter den Fingernägeln, im Spiel ist 1m rund um den Gegenspieler oft eine Tabuzone. Das kann ich für meinen Sohn so aber nicht unbedingt sagen, "rangehen" tut der immer, aber diese enorme Spielfreude aus dem Training oder dem privaten Bereich ist in den Spielen teilweise einfach versunken.


    Na ja, egal. Sie werden es alle noch lernen.

  • Das hätte ich über die Situation bei uns aber haargenau auch so schreiben können.


    Was daran liegen wird, dass es gar nicht so selten ist. Letzte Woche haben wir bei einem anderen Verein Freundschaftsspiele gemacht, da gab es bei ihnen auch so einen Spieler. Er war deutlich besser als die anderen, ist von der Vorsaison übrig geblieben und spielte damals in einer sehr erfolgreichen Mannschaft, die dann aber in die D-Jugend wechselte, wohingegen er nun mit lauter schwächeren Spielern in der E-Jugend verblieben ist. Dieses Team war bei unserem Fairplay-Turnier und sie haben von dort übernommen, dass ohne Schiri gespielt wurde, aber dieser Spieler ging so überengagiert zur Sache, dass ich im zweiten Spiel meines Teams die Partie unterbrochen habe und ihn (natürlich freundlich) gebeten habe, ein kleines bisschen weniger heftig zur Sache zu gehen. Zum Schluss, sie hatten gegen unser eines Team einmal gewonnen und ein Unentschieden gespielt, gegen unser anderes gab es zwei Unentschieden, hat ihn die Emotion auch übermannt. Ich befürchtete zunächst, dass meine Ermahnung daran schuld sei, er war aber, wie sich dann heraus stellte, 'nur' stinksauer darüber, dass seine Mannschaftskollegen nicht gut genug sind und nicht entsprechend mitgespielt und seine Vorlagen verwertet hatten. So hat sich mein Sohn zwar noch nie in ihrer Gegenwart über seine Mitspieler geäußert, aber ähnlich empfunden haben mag er ab und zu. Und das ist ja auch durchaus verständlich, er gäbe sich ja Illusionen hin, wenn es anders wäre. Was nicht heißen soll, dass Kinder in diesem Alter nicht jede Menge Illusionen haben..


    Das hat sicherlich etwas mit dem Druck zu tun, den sich die kleinen da selber auferlegen. Man sieht das auch im Spiel. Geht bei meinem Sohn mal was daneben, ist das fast gleichbeduetend mit einem Weltuntergang. Tränen sind da relativ häufig, obwohl absolut unbegründet.


    Jaja, das kenne ich auch. Früher kam es auch immer mal wieder vor, dass unser Sohn mitten im Spiel schluchzend vom Platz flüchtete und sich irgendeine Ecke suchte, in der er dann die nächsten Minuten unverrückbar verbrachte, wenn irgend etwas passiert war, das das Fass zum überlaufen brachte. Das konnte ein spektakuläres Eigentor sein, oder eine umstrittene oder bedeutungsschwere Schiedsrichtentscheidung. Von Mitspielern oder Zuschauern kam in diesen Situation nie auch nur ein Wort an Kritik, im Gegenteil, es schallte nur Aufmunterung. Aber das kam überhaupt nicht an, in diesen Situationen wurde er von seinen Emotionen einfach übermannt und war zu keinerlei Handlungen mehr fähig..


    Bevor jetzt jemand befürchtet, wir wären ein Fall für Katja Saalfrank und würden unser Kind unter Druck setzen und als Vatertrainer sei das ja auch gar nicht zu vermeiden, erlaubt mir zu sagen, dass unser Sohn schon immer diesen Zug hatte. Er ist in vielen Dingen gut und hat noch höhere Ansprüche an sich selbst, er ist ein kleiner Perfektionist. Das hat immer mal wieder zu Schwierigkeiten geführt. Da wir das aber erkannt haben und die Erziehung entsprechend handhaben, hat sich das schon deutlich gebessert. Jedoch ist wohl jedem, der mit Kindern zu tun hat, klar, dass sich solche Probleme nicht von heute auf morgen lösen lassen. Den grundsätzlichen Wesenszug wird er, wie ich vermute, auch sein ganzes Leben über behalten. Das ist ja auch in Ordnung, wichtig ist ja, dass er erst einmal lernt, mit ihm umzugehen, um ihn später dann (damit meine ich die späte Jugend und das frühe Erwachsenenalter) auch selbst erkennen und annehmen zu können, sowie ihn ggf. ganz oder teilweise zu überwinden. Inzwischen hat er sich schon ziemlich gut im Griff, so dass ich mittlerweile häufiger darauf bestehe, dass er die unmittelbare Situation durchsteht. Denn das ist ja die andere Seite, wenn das (verständliche) Fluchtverhalten längerfristig belohnt wird bzw. nicht mit Nachteilen verbunden ist, dann dürfte es schwierig sein, zu einer Besserung zu kommen. Das ist dann in manchen Situationen hart, für das Kind wie für die Eltern, bietet aber, wie ich meine, langfristig die deutlich bessere Prognose als ausschließlich äußerlich verständnisvolles Verhalten und stetes Eingehen auf das Fluchtverhalten. Diese Aufgabe obliegt natürlich ausschließlich den Eltern und ggf. entsprechend qualifizierten Dritten, ein Trainer sollte sehr vorsichtig damit sein, sich hier einzumischen.


    Noch ein kurzer Einwurf zum vorvergangenen Absatz: Kinder haben ja auch ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, genauer gesagt sind sie sehr empfindlich gegenüber dem, was sie als Ungerechtigkeit sich selbst gegenüber auffassen. Es gibt sicher auch einige besonders empathische Kids, die auch mit anderen mit fühlen, typischerweise sind sie aber schon eher ziemlich egozentrisch. Und da bin ich sicher, dass viele Kinder, die sich abrackern und dann ob der Gegentore oder des anderweitig ungünstigen Spielverlaufs zusammen brechen, das einfach als krass ungerecht empfinden. Wir Erwachsenen wissen ja auch, dass Fußball nicht selten ungerecht ist, wir akzeptieren das. Das Weltbild von Kindern ist diesbezüglich aber anders, da bricht buchstäblich eine Welt zusammen, wenn das Böse zu obsiegen scheint...


    Bei anderen Kindern habe ich das noch nicht gesehen, die sind da (teilweise auch zu) emotionslos und spielen einfach gewohnt ihren Trott weiter. Früher war das bei meinem auch nicht so schlimm.


    OK, bei unserem schon. Was die anderen betrifft, ich kenne auch viele Kinder, auf die deine Beschreibung zutrifft. Es ist ja auch eigentlich angenehmer, wenn sie einzelne Spiele nicht so schwer nehmen. Es gibt aber durchaus auch einige Spieler, denen man während des Spiels und kurz danach auch noch den Frust nicht so sehr anmerkt, die ihn geschickt zu verbergen vermögen. Teilweise bricht er dann daheim aus. Viele Kinder sind sensibler, als es viele Erwachsene vermuten.


    Was glaubt ihr, was wir nach einem Spieltag teilweise für einen restlichen Samstag zu Hause hatten. Besch... wäre da noch gelinde ausgedrückt.


    Ihr müsst das Thema angehen, ich befürchtete sonst, dass es von selber nicht besser, sondern eher schlimmer wird. Und gerade wenn er ein guter Kicker ist, dann wäre es doch wirklich schade, wenn er im Extremfall die Fußballschuhe noch in der Jugend aus solch überflüssigen Gründen an den Haken hängen würde..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Zunächst einmal ist es den Eltern so gut wie unmöglich, das Talentpotential ihrer Kinder richtig einzuschätzen, weil:
    - sie meistens kaum Erfahrungen besitzen, um Vergleiche anzustellen
    - ihr Kind durch die "rosa rote Brille sehen"
    - ihr Kind kritischer sehen, als es objektiv zu sehen wäre


    Ein Talentmerkmal ist es, wenn ein Kind bereits die Leistungsmerkmale älterer Jahrgänge besitzt. Bitte nicht verwechseln mit dem RAE-Effekt, in der die 12 Monate eines Jahrgangs differenziert betrachtet werden. Wie selten diese Merkmal zutrifft, zeigt sich z.B. auch im Schulbereich. Auch hier kommt es ganz selten vor, das Schüler ein Jahr überspringen, weil sie sich in ihrem Jahrgang langweilen würden und nicht mehr angemessen gefördert werden könnten.


    Ob und wann Talentförderung zum Nutzen des Kindes (nicht seiner Eltern) sinnvoll ist, kann z.B. nach einer Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Kreisauswahltrainer ermittelt werden. Normalerweise erfolgt soetwas über den Trainer des Kindes.


    Dort wird es nicht auf seine Lieblingsposition, sondern auch auf allen anderen Positionen eingesetzt. Nur dann, wenn auch dort die Leistungen weit über denen eines normal veranlagten Kindes vorliegen, kann man von einem Talent sprechen. Ein weiteres Merkmal ist der hohe Grad an Eigenmotivation, d.h. das es sich selbst mit großer Freude Lösungen für sportliche Aufgaben erarbeiten kann.


    Wie groß dieses Talentpotential ist, läßt sich auch nicht am statischen Talentbegriff (was kann ein Talent am Messzeitpunkt X) messen, sondern erst durch wiederkehrende, vergleichene und gesicherte Mess- und Analysemethoden. Ob die körperliche und geistige Entwicklung später einmal für höhere Aufgaben geeignet ist, läßt sich seriös bei 8 - 9 jährigen Kindern nicht sagen. Die DFB-Stützpunktförderung basiert darauf, das alle infragekommenden Personen 4 jahrelang ein zusätzliches Training durch speziell geschultes Personal bekommen. In diesem Zeitraum sollten sich die höher begabten Kinder für Leistungsvereine empfehlen. Allerdings gibt es neben der linearen Talententwicklung auch die mit starken Leistungsschwankungen. Wie hoch die Dunkelziffer ist, läßt sich nicht sagen, weil hier nicht allein die sportlichen Merkmale, sondern auch die spezielle Situation des sozialen Umfeld berücksichtigt werden muß.


    Dies ist normalerweise auch der richtige Weg! Die Kontaktaufnahme mit einem Leistungsverein lohnt nur dann, wenn bei einer späteren Aufnahme die Fahrtwege zum Training nicht zu lang werden und sein Schulalltag gesichert ist.


    Eltern von 8 - 9 jährigen Kindern kann ich allerdings raten, zunächst einmal ganz ruhig zu bleiben, nichts zu überstürzen.

  • TW-Trainer: Danke für diesen fundierten Beitrag, so sehe ich es auch. Ich werde zum nächsten Sichtungstermin des hiesigen Stützpunkts die paar Spieler mitnehmen, die tatsächlich deutlich besser spielen und kompletter sind als die anderen. Und dann sollen die Stützpunkttrainer entscheiden. Ich möchte mir da gar kein Urteil anmaßen, aber den Kindern auch nicht die Tür versperren. Klar dürfte sein, dass die Wahrscheinlichkeit, dass gerade diese Spieler später mal ihren Lebensunterhalt mit dem Fußballsport bestreiten, geradezu winzig ist.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Stimmt bestimmt was Du sagst, ist aber aus meiner Sichtweise dieses Themas und analog zu den letzten Meldungen am Inhalt vorbeigeshossen.


    Ich für meinen Teil (und auch die anderen hier) habe nicht behauptet, das mein Sohn ein "Talent" ist oder ein Fußballkind, auf welches die Welt gewartet hat. Das kann ich gar nicht einschätzen und schon mal gar nicht in dieser Altersstufe. Reden wir in vier bis fünf Jahren noch einmal darüber.


    Ebenso bin ich nicht an einer Talentförderung oder ähnlichem interessiert, sondern hab mir mal meine Gedanken gemacht, wie andere hier übrigens auch - wie das mit meinem Kind in seiner jetzigen Mannschaft zum jetzigen Zeitpunkt (das kann ja in ein paar Monaten wieder ganz anders sein) weitergehen soll, damit er nicht iregendwann die Lust und den Spaß am Fußball verliert.

  • Hallo Iceman07,


    muss sehr an meinen inzwischen 9-jährigen denken. Dieser war als Bambini damals in seiner Mannschaft "verkehrt", oft gefrustet (hat sich beim Training die Lunge aus dem Leib gelaufen und trotzdem anschließend im Auto geheult,weil er sich so "allein" gefühlt hat inmitten seiner Mannschaftskollegen ) und der damalige Trainer (Inhaber eine Fussballschule)hat ihn dann in die F-Jugend befördert.


    Größere Kinder,bessere Gegner, es war ein Unterschied wie Tag und Nacht.


    Inzwischen spielt er bei einem Bundesligisten (1.BL) und sein erstes Turnier mit der neuen Mannschaft wirkte auf uns Eltern, als würde er wie "befreit" spielen. Das klingt jetzt komisch,aber das war definitiv so.


    Mein Sohn hat, wie Deiner wohl auch, zwar Ehrgeiz aber nicht das beste Selbstbewußtsein, aber ich sage ihm immer, das er das eben auch lernen muss, auch mit Kindern die dominanter/frecher etc. sind, auch im Hinblick auf die weiterführende Schule. Da sind sie auch nicht mehr in ihrer "Sicherheitszone" mit Kindern,die sie seit 1000 Jahren kennen.




    Also, ich würde ihn auch an Deiner Stelle zum Probetraining schicken, aber ohne Anweisungen oder Druck ausüben :)


    Viel Glück!