Korrigieren

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Durch einen anderen Thread kommt mir die Idee für diesen Thread:


    Fragen hierzu: :O


    Wie korrigiere ich als Trainer?
    Was korrigiere ich?
    Gibt es unterschiedliche pädagogisch wertvolle Ansätze beim Korrigieren?
    Welchen Anteil/Stellenwert bekommt das Korrigeren/sollte es bekommen?
    Macht korrigieren Sinn/ist es immer sinnvoll?
    Was ist der Vorteil des Korrigierens/was ist der Nachteil?

  • Das hängt stark vom Alter des Spielers und dessen Persönlichkeit ab, natürlich ebenso stark vom bereits erreichten Niveau.


    Hier ist eine individuelle Anpassung der Sprache und des Korrekturgrades durch den Trainer gefragt.

    [b][color=#990000]"Absolvent der SOCCERDRILLS-ONLINE Kurse BASIS, Ki-Fu und JUGEND-FU."

  • Also es gibt in der Didaktik der Sportwissenschaft ein paar grundlegende Feedbackregeln.


    Bei Korrekturen des Bewegungsablaufs (im Fussball die Technik) gelten z.B. fogende:
    - sich auf 1-2 Hauptfehler beschränken und diese korrigieren.
    - die Fehlerquelle korrigieren, nicht die Symptome. Z.B. Wenn jemand, den Ball beim Torschuß weit übers Tor schießt, ist die Korrektur Oberkörper über den Ball schlicht falsch. Denn der Fehler ist , dass i.d.R. das Standbein zu weit hinter dem Ball aufsetzt. Dadurch ergibt sich automatisch, dass der Oberkörper nicht mehr über den Ball kommt.
    - Das Feedback sollte innerhalb von 8 sec erfolgen, da der Aktive die Bewegung (und damit die Korrektur) später nicht mehr gut nachvollziehen kann. Kinder wahrscheinlich noch weniger.
    (Das ist z.B. ein Grund, warum ich auch im Wettkampf der F-Jugend nicht nur still zuschaue. Von mir gibt es konstruktive Kritik, d.h. ich sage niocht falsch oder schlecht etc., aber ich sage was und wie er anders machen soll).
    - ...

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Hallo Andre,
    deine Einsichten haben sich seit dem Start der Trainerlizenz-Ausbildung dramatisch positiv entwickelt! Wenn ich ehrlich bin, hatte ich ganz früher manchmal das Gefühl, das du den Meinungsaustausch mißverstehst! Also, das ein anderer mit seiner Meinung in die Diskussion geht und mit deiner Meinung wieder raus kommt. Also lediglich seine Meinung gegen Deine austauscht.


    Es ist aber ein durchaus normaler Vorgang, wenn die Neugierde der Spaß für sein Hobby zunimmt, das dann auf 1 Antwort gleich neue 2 Fragen auftauchen.


    So, nun aber zum eigentlichen Thema:
    1. Was korrigieren?
    Wenn man sich verinnerlicht, das die Ausbildung immer vom Einfachen zum Schwierigen und vom Bekannten zum Unbekannten folgen soll, dann ergibt sich daraus auch der Grad des korrigierenden Einwirkens. D.h. in der Anfangsphase sollte man nur auf das Grundsätzliche achten. In einer späteren Phase sollte je nach Leistungsstand auch differenziert eingegriffen werden.


    2. Wann korrigieren?
    Der Alltag eines Trainer gestaltet sich im Regelfall aus dem Trainings- und Spielbetrieb. Das Training gliedert sich in die Begrüßung (Austausch von Informationen, Trainingsschwerpunkt, ect.), Übungen, Spielformen und Abschlußtrainining. Das Spiel teilt sich in die Phasen: Treffen und Abfahrt, Mannschaftsansprache, Warmmachen, Spiel, Rückfahrt auf.


    Korrekturen bieten sich in den Phasen Übungen und Spielformen an.


    Beim Abschlußspiel und den Punktspielen sollen die Kinder das Erlernte ausprobieren und sich möglichst ohne äußere Einwirkungen ganz aufs Spiel konzentrieren.


    3. Unterschiedliche Korrekturmethoden
    Nicht die Korrektur, sondern die Übertragung von Erfahrungen ist wichtig. Ohne das Wissenstransfer ist die Entwicklung lediglich auf autodidaktische Merkmale beschränkt. Eine Nachhaltigkeit des Wissens wurde früher durch permanentes Wiederholen mit der Automatisierung von Mechanismen initiiert. Heute geht man dazu über, etwas weniger zu üben, dafür aber zu erklären, warum das eine Richtig und das andere Falsch ist. Alters- und leistungsabhängig rate ich aber zu besonderer Sensibilität. Weil gerade beim Nachwuchs das Selbstbewußtsein noch nicht besonders ausgeprägt ist, werden Korrekturen dann als "Mayistätsbeleidigungen" hingenommen, wenn sie vor "versammelter Mannschaft" und vielleicht noch mit ironischem Kommentar verabreicht werden. Als allgemeiner Rat gilt hier: Lob vor der Mannschaft, Kritik eher im persönlichen Dialog mit dem Spieler. Das der richtige Umgang mit Lob und Kritik eigentlich ein besonderes Thema ist, soll an dieser Stelle nicht weiter behandelt werden.


    4. Welchen Stellenwert hat das Korrigieren?
    Für den Mannschaftstrainer mag sich die eine oder andere Korrektur von nebensächlicher Bedeutung sein, weil er weiß, das die Kinder auch gegenseitig voneinander lernen. Für einen Torwarttrainer stellt sich die Aufgabe jedoch meist ganz anders da. Er ist ein Spezialisten-Ausbilder! Gerade beim Einzeltraining "leben die Torleute von den Korrekturen". Immer wieder erlebe ich es, das bereits nach kleineren Korrekturen größere Leistungsfortschritte erzielt werden. Aus dieser Form des Trainings resultiert auch das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Trainer und seinen Torleuten. Nur dann, wenn der Torwart in jeder Phase das Gefühl hat, das sich seine Erwartungen mit denen seines Trainers decken, wird er sich kontinuierlich weiterentwickeln können. Wie weit das dann geht, entscheidet zu 99 % er selbst und nur zu 1 % sein Trainer.


    Mein Fazit mag deshalb ein wenig überraschen: Nur ganz selten ist die Gewichtung der Leistungsentwicklung anders, sonst hätte man ja auch viel mehr Spieler mit Profieigenschaften. Noch viel seltener können dann die Trainer erklären, woran das liegt! Nehmt euch selbst nicht für so wichtig, nehmt die Kinder wichtig! Dann habt ihr eigentlich schon die richtige Einstellung zu den Korrekturen!

  • Ich mache ja derzeit das Trainerscheinchen und lese parallel das neueste Buch von Horst Wein. Da mache ich mir so meine Gedanken. Ich finde, dass das Thema "Korrigieren" ein riesen mega Thema ist, weil es genau das erfaßt, wo wir Trainer am meisten Bockmist bauen.


    Gelernt habe ich nun, dass man -wie TW das schon prima beschrieb- vom einfachen zum schweren traineriert. Gelernt habe ich auch, dass man einen Trainingsschwerpunkt setzt. Trainiere ich diesen Schwerpunkt, trainiert man natürlich auch parallel andere Dinge versteckt mit. Bewerten werde ich in Zukunft nur noch das, was den Trainingsschwerpunkt ausmacht, das wäre ein Unterschied zu vorher.


    Beispiel:


    Mein Trainingsschwerpunkt in der D ist das altersgerechte 1:1 in der Defensive.


    Ein angreifender Spieler legt den Ball beim losdribbeln zu weit vor. Vorher hätte ich ihm das gesagt, nun werde ich darauf verzichten, weil ich meine volle Kraft auf den Abwehrenden lege. Versteckt trainiert wurde, das dribbeln, Tempoaufnahme des Angreifers, Finte des Angreifers.....Schwerpunkt war es nicht und deshalb kein Wort mehr dazu...halt ein andermal. So spare ich zunächst Kraft und nerven und konzentriere mich auf den Schwerpunkt und die Spieler werden das so auch tun können, was wichtig ist. ...denn wenn man sie ständig zusabbelt, hören die irgendwann wohl nicht mehr ausreichend zu.


    Wie korrigiere ich als Trainer?


    Hier fallen mir die Lautstärke ein. Viele Trainer schreien, weil sie entnervt sind oder gar die Einstellung haben, das ein Napoleon,- oder Magathgen was feines sind. Da unten im unteren Jugendbereich lassen sich Kinder dadurch einschüchtern und weiter oben, nehmen die einen dann schnell nicht mehr ernst.


    Ferner habe ich gelernt, dass ich nicht mehr vormache, was der Spieler falsch macht. Wenn ich ehrlich bin, sehe ich diesen Punkt so nicht ein. Gesagt hat man es mir, weil ich beispielsweise beim Ballablaufen vorgemacht habe, wo der Fehler gemacht wird....zu schnell ranlaufen, um dann den langen Fuß rauszustrecken.
    Das war laut Ausbilder ein NOGO, ...man zeige nur wie es richtig ist aktiv als Trainer vor...geht dann in die Übungs. oder Trainingsform und dann in die Spielform...um dann wenn Fehler dabei gemacht hat, diese zu besprechen....z.B. über ein vereinbartes STOP oder gar, indem ich den Spieler kurz rausziehe.


    Was korrigiere ich?


    Wurde schon weiter oben beschrieben....ebend nur das, was Trainingsschwerpunkt ist und nicht die anderen Auffälligkeiten. Die soll man sich merken und als Trainingsthema ein anderes mal bearbeiten.


    Gibt es unterschiedliche pädagogisch wertvolle Ansätze beim Korrigieren?


    Hier bin ich bei Horst Wein angekommen. Der beschreibt in seinem Buch, wie wichtig es ist, dass man die Synapsen im Gehirn dazu bekommt, sich zu vernetzen. Da gehts um die Entwicklung von Spielintelligenz. Er beschreibt eindrucksvoll, was im menschlichen Körper oben in der Murmel so abgeht und setzt es in Zusammenhang mit dem, was und wie es seit jahrzehnten im deutschen Fußball...insbesondere im Ausbildungsfußball abgeht. Da wird vorgegeben (mit meine Worten), statt den Spieler seine Erfahrung machen zu lassen. Er beschreibt die Altersgruppeneinteilung und auch, was denen entwicklungstechnisch möglich ist und was man im Maximun machen kann, um den Spieler zu instruieren...damit er selber in millisekunden lernt, sich auf Spielsituationen einzustellen und zwar weil er weiss, was das Beste, oder weniger gut ist....weil er die Situation erkennt und die Erfahrung hat und gespeichert hat. Genau hier machen wir Trainer -so glaube ich- viele Fehler, weil wir vorgeben und ansagen, was richtig,- und was falsch ist. Hier wird meiner Ansicht nach viel Potenzial verloren gegeben, weil wir uns zuviel reinhängen, die falschen Fragen stellen bzw. nicht über Fragen arbeiten, sondern halt vorgeben.


    Das läßt sich damit vergleichen, dass ich einem Kind sage, das das erklettern des Baumes gefählich ist. Weiss das Kind nun was gemeint ist. Es kletter dennoch rauf und fällt runter. Nun weiss es was gemeint ist.


    Genau diese Situation im Training spielnah zu erzeugen, über Fragen zum Problem zu kommen und passende altersgerechte Übungen dafür dann zu finden....das ist meine persönlich neue Lösung für die Zukunft. Es betrifft das Thema "Korrigieren" in großem Umpfang! Ich kann das Buch nur empfehlen.


    Welchen Anteil/Stellenwert bekommt das Korrigeren/sollte es bekommen?


    Entsprechend ist der Stellenwert sehr hoch, aber dosiert und die Richtung des Korrigierens verändert sich bei mir...denn ich werde mehr Fragen stellen, statt Antworten vorgeben.


    Macht korrigieren Sinn/ist es immer sinnvoll?


    Korrigieren macht immer Sinn, fragt sich nur, von welcher Seite ich den Gaul aufzäume. Die bekannte Richtung war das Vorgeben von Lösungen...die nur mässigen Erfolg lt. Horsti verspricht, was das Thema "Erzeugen von Spielintelligenz" angeht. Wesentlich effektiver wäre, dass man das gleiche durch Instruieren macht....wie oben beschrieben. Man sorgt dafür, dass die Synapsen langfristig gesehen sich verbinden...und so die Kompetenz des Spielers enorm steigt. Das ist ein langsamer stetiger Prozess, statt schnell und halsbrecherisch. Es findet gerade im unteren Jugendbereich über den Minifußball -also das Spielnahe Training- statt.

  • Wesentlich effektiver wäre, dass man das gleiche durch Instruieren macht....wie oben beschrieben.


    Hier muß ich mich verbessern denn....man sollte das lt. Wein nicht durch instruieren (genau das ist zu vermeiden und Fehler seit Jahrzehnten!), sondern durch stimulieren erzeugen!!! Sorry.


    P.S. Ich wundere mich, das dieses Thema hier nicht angeommen wird bzw. auf kaum Resonanz trifft. Andererseits auch normal, denn schließlich versucht da jemand die Ausbildungswelt im Kinderfußball -von der "Denke" her- restlos umzustellen ohne dabei den Fußball neu zu erfinden. Übrigens schafft der Autor das zu tun/zu beeinflussen, ohne die Trainerschaft damit anzugreifen, das fand ich gut gelungen, schließlich sprach er mich und mein Tun ja auch an.


    Was haltet Ihr von der Denke hinsichtlich des -Nicht instruieren- sondern -stimulieren-?

  • Ich habe noch mal beim befreundeten spanischen A-Lizenz-Coach nachgefragt, wie die das handhaben.


    Da die spanischen Jungfußballer möglichst kleine Ausschnitte aus dem Gesamtspiel trainieren, stört eine permanente Korrektur während der Übungen. Diese ist ja auch nicht realistisch bzw. in irgendeiner Form spielnah.


    Daher werden Fehler dann in kleineren Pausen angesprochen bzw. einzelne Spieler zur Seite genommen (ausgewechselt), denen dann individuelle Korrekturhinweise gegeben werden.

    [b][color=#990000]"Absolvent der SOCCERDRILLS-ONLINE Kurse BASIS, Ki-Fu und JUGEND-FU."

  • P.S. Ich wundere mich, das dieses Thema hier nicht angeommen wird bzw. auf kaum Resonanz trifft. Andererseits auch normal, denn schließlich versucht da jemand die Ausbildungswelt im Kinderfußball -von der "Denke" her- restlos umzustellen

    Auch wenn ich noch keinen Beitrag zu diesem Thema verfasst habe, habe ich das Thema durchaus "angenommen" - sogar schon vor der Threaderöffnung! Ich denke über die von Dir gestellten Fragen regelmäßig nach, vor allem, wenn eine Übung, eine Trainingseinheit oder auch eine mittelfristige Verbesserung nicht so funktioniert bzw. eintritt wie erhofft). Das ist doch auch schon mal schön, oder?


    Du hast das Thema Mittwoch Nachmittag reingestellt und stellst Fragen, die sich in der Komplexität nur mit ziemlichen Aufwand beantworten lassen. Ich habe schon zweimal einen Beitrag angesetzt und dann wegen "zu speziell" bzw. als "Einzelfallbetrachtung" wieder verworfen. Abgesehen davon hatte ich mittwoch abend Training mit den Jungs und Donnerstag Abend auch keine Zeit. Und tagsüber - potzblitz - arbeite ich und schau meistens nur in der Mittagspause rein.


    Damit wir uns nicht missverstehen: Die Fragen sind richtig und wichtig - sogar essenziell für das Trainerdasein. Aber getreu meiner Signatur schaffe ich einfach zeitlich dazu keinen Beitrag, der meinen eigenen Ansprüchen genügt.

  • HI Micha,


    danke für die Einschätzung, hat ja nicht jeder die Zeit....haste wohl recht, danke. Gruß Andre

  • Ja, unbedingt.....das ist ein sehr wichtiges Thema. Wie irgendwer in einem anderen Thread schon erwähnte kann so gut wie jeder Trainer sich aus Büchern oder Internet gute Übungen suchen. Das entscheidene ist aber dann das Coaching. Und dazu zählt natürlich auch die Korrektur.


    Ich kann sehr häufig beobachten, dass eigentlich ganz brauchbare Übungen absolviert werden, aber so gut wie gar nicht oder sogar falsch korrigiert wird. Und was hat man dann davon? Gar nichts oder sogar negative Einflüsse.


    Ich pers. bin schon seit langer Zeit ein "Anhänger" der Horst Wein Philosophie. Ich kann nicht sagen, ob er der alleinige Urheber ist oder andere schon vor ihm da waren. Wahrscheinlich schon, denn solche Dinge bauen doch meist aufeinander auf. Ist aber auch völlig nebensächlich, denn für mich ergibt es im Großen und Ganzen einfach Sinn. Deshalb schließe ich mich den Aussagen von euch an.


    Mir fällt aber noch ein, dass ich mir mal vorgenommen habe "Kritik" positiv zu verpacken. Wir sprechen hier von Kinder- und Jugendfußball, daher schreibe ich auch aus dieser Sicht. Obwohl ich mir eigentlich sicher bin, dass es bei den Großen auch nicht fehl am Platz wäre. Wenn also ein Döppken einen Fehler macht korrigiere ich ihn nicht mit den Worten "das hast du nicht gut" oder "das hast du schlecht gemacht", sondern z. B. "das war im Ansatz schon ganz gut, aber so kannst du es noch besser machen". Also letztlich die Wortwahl, die Ansprache ist wichtig. Wenn jemand bereits mit Worten angesprochen wird, die negative Assoziationen hervorrufen können (z. B. schlecht, nicht gut, grottig und was weiß ich nicht alles ), dann ist die Möglichkeit größer, dass er innerlich direkt abblockt und sich auf eine sinnvolle Korrektur nicht wirklich einlässt.


    Natürlich kommt es vor, dass ich mich dabei ertappe, dass ich mich hin und wieder nicht an meine guten Vorsätze halte. Aber ich versuche es bestmöglich umzusetzen, so dass ich irgendwann automatisch die richtige Wortwahl treffe. Aber der Weg ist das Ziel und schließlich entwickeln sich nicht nur die Spieler, sondern auch die Trainer.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Es ist, wie Micha schon schrieb, m.E. ein Thema welches man nicht eben mit 2, 3 Sätzen beantworten kann. Ich finde das ganze ist Situation-, Spieler- und Zielabhängig.


    Generell versuch ich Korrekturen immer in Form von Tipps zum besser machen zu verpacken. So nach dem Motto, wenn du hier und da vielleicht das noch machst, klappt es besser. Hinzu kommt, dass ich immer nur 1 oder 2 Sachen anspreche und wenn es klappt, die nächsten Punkte. Aber das ganze halt peu á peu. Und ganz wichtig für mich, den Spieler dabei nicht unter Druck setzen. Und wenn sich eine Verbesserung einstellt auch sofort loben.


    Das "wann" entscheide ich meißt nach dem Maß der Korrektur und wen ich korrigiere. Ich schau mir ein oder zwei Durchgänge an und guck dann, muss/kann ich einen einzelnen korrigieren oder vielleicht eine Gruppe von Spielern. Mir ist es z.B. lieber, wenn ich eine Gruppe ansprechen kann. Wenn es eklatante Fehler sind, unterbreche ich den Durchgang sofort und bringe Tipps ein. Sind es eher geringere Fehler warte ich den Durchgang ab.


    Dritter Punkt für mich ist wie schwer die Fehler wiegen im Ausbildungsprogramm. Würde ich z.B. Flanken trainieren lassen, wäre mein Augenmerk erstmal auf die Flanken selbst. Was der Spieler vorm Tor damit anfängt wäre erstmal zweitrangig. Erst wenn du Flanken vernünftig vor's Tor kommen, würde ich auch den Spieler vor'm Tor korrigieren. Also Korrekturen immer abhängig vom Schwerpunkt.


    Das mit dem Vormachen ist so eine Sache. Ich würde von mir selbst nicht behaupten das ich ein schlechter Fussballer bin. Aber ich habe auch meine Fehler, die ich im Laufe meiner "Karriere" gelernt habe zu kompensieren. In Theorie und Zeitlupe kann ich es richtig vormachen und erklären, aber in der Praxis würde ich wohl immer in meinen Stil zurückfallen.


    Ganz anders ist es, wie TW-Trainer geschrieben hat, wenn ich Torwarttraining mache. Hier bin ich wirklich viel am korrigieren und Fehler ansprechen.


    Wie gesagt, es ist ein schwieriges Thema, was man nicht so pauschal abarbeiten kann. Es hängt von vielen Faktoren ab, wo man auch mal auf das Bauchgefühl hören muss. Und am liebsten würde ich den Text oben noch mal neu schreiben ;)

  • Wie korrigiere ich als Trainer?
    Am besten immer konstruktiv/positiv. Klappt leider nicht immer, vor allem nicht mit der angemessenen Ruhe und Zeit. Und selbst wenn ich mich für besonders geduldig und einfühlsam halte, ist der Spieler, der einen Sch....tag hatte, trotzdem total angenervt.


    Was korrigiere ich?
    Kommt auf den Schwerpunkt und Zeitpunkt an: Wenn ich Passen als Schwerpunkt habe, korrigiere ich nicht die fehlerhafte Schusstechnik (loben kann ich aber eine besonders gute Schusstechnik). Wenn ich einen taktischen Schwerpunkt habe, korrigiere ich nicht die Technik.
    Für ein richtige Korrektur muss ich idealerweise den kompletten Bewegungsablauf kennen oder analysieren: Beim Flachpass nutzt die richtige Fußhaltung des Schussbeines wenig, wenn das Standbein erst gar nicht in Position kommt: Also muss ich bei Anfängern erstmal die Fuß-/Beinarbeit korrigieren bzw. erarbeiten.
    Die Liste lässt sich natürlich beliebig fortführen


    Gibt es unterschiedliche pädagogisch wertvolle Ansätze beim Korrigieren?
    vermutlich schon - bin aber kein Pädagoge. Aber auch einem Laien fällt auf, dass einzelne Kinder/Jugendliche auf die gleiche Korrektur völlig unterschiedlich reagieren. Insofern muss ich versuchen, anlass- UND persönlichkeitsbezogen zu korrigieren.



    Welchen Anteil/Stellenwert bekommt das Korrigeren/sollte es bekommen?
    Dafür sind wir vermutlich da, oder
    :D . Solange es die Kinder weiterbringt und nicht demotiviert, sollte man auf Korrekturen nicht verzichten.


    Kleine Anekdote am Rand: Am Wochenende war in der "Welt am Sonntag" ein Interview mit Marco Reus. Der lobte an Lucien Favre die Detailversessenheit. Als Beispiel gab er an, dass Favre ihm den Tipp gegeben habe, bei Dribblings auch auf die Füße/Fußstellung des Gegners zu achten. Ich war ziemlich überrascht, dass das 1. einem Spieler dieses Formats noch nie ein Trainer gesagt hat und dass 2. ein Spieler dieses Formats so einen Tipp noch positiv registriert. Manchmal sind es wirklich banale Dinge, die einem Spieler im Gedächtnis bleiben und weiterhelfen



    Macht korrigieren Sinn/ist es immer sinnvoll?
    Natürlich/Natürlich nicht


    Was ist der Vorteil des Korrigierens/was ist der Nachteil?
    Nachteile könnten Demotivation sein oder Einbremsung der Individualität und Kreativität.

  • Nachteile könnten Demotivation



    mit einem einfachen Satz, hab ich jede Korrektur in eine fürs Kind positive Richtung gebracht:


    "das machst du schon ganz gut, aber wenn du willst, zeig ich dir, wie du das noch besser machen kannst"


    welches Kind will dann nicht korrigiert werden, es empfindet das dann absolut als was positives.


    so oder was ähnliches, hab ich jeder Korrektur im Kindesalter vorhergeschickt.


    ein Leitsatz in der Kindeserziehung: Kritik mit Lob verbinden.


    gg