Taktik im Kinderfußball

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  • Auslassen würde ich zum Beispiel Gruppentaktik - HInterlaufen, Kreuzen


    Ja, aber... :rolleyes:


    Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass es eben auf die Intention des Trainers bei einer Trainingseinheit ankommt. Was will ich trainieren und wann gibt es Situationen, die zwar nicht Trainingsschwerpunkt sind, ich aber nutzen sollte. Und wenn sie eintreten und im Rahmen der Möglichkeiten der eigenen Truppe liegen, ist es mein Job als Trainer, dies zu erkennen und zu fördern. Sehe und handhabe ich als Trainer einer älteren E-Jugend zumindest so. Auch wenn das im Bereich der Gruppentaktik liegt und das hat meiner Ansicht nichts mit sich-etwas-schön-reden zu tun um mehr zu machen. Mal erklärt am Beispiel Hinterlaufen. Wahnsinn. Hochmoderner Fußball. Gabs allerdings zu meiner aktiven Zeit auch schon, Da wussten wir nur noch nicht, dass das so heißt.


    Ich habe zur Zeit in der Hallensaison mit meiner E Passen und Tempodribbling als Schwerpunktthemen. Nach diversen TE'en kombiniere ich mittlerweile die Themen und erhöhe durch die Übungen die "Drucksituationen" und da eignet sich bei diesen Themen u.a. die Tschechenrolle in der Halle hervorragend zu. Auch 3:2 als Steigerung. Dabei sollten die Keeper schnellstmöglich den Ball wieder ins Spiel bringen. Und dadurch entsteht sehr häufig die Situation, dass der Spieler außen den Ball bekommt ( nenne ihn mal Sven ) und in Richtung Spielmitte dribbelt. Die Spieler ohne Ball drängen nach außen und irgendwann wirds eng bzw. für die beiden Verteidiger immer einfacher, den Raum eng zu machen. Im Idealfall passiert folgendes: Der Spieler ohne Ball in der Mitte ( nenne ihn jetzt mal Oskar ) wird nach außen gedrängt und entscheidet von sich aus, die Seite zu wechseln. Und wenn Oskar dabei im Rücken von Sven wechselt nutze ich das als Trainer gnadenlos aus, stoppe die Übung und frage in die große Runde, was ihnen bei Oskar aufgefallen ist.


    Und kommt die richtige Antwort erkläre ich ihnen: So isses und das nennt man Hinterlaufen !! Eindeutig im Bereich Gruppentaktik. Das Entscheidende ist aber doch, dass ich einen anderen Schwerpunkt hatte und ihnen innerhalb dieses Themas Lösungsmöglichkeiten anbiete, die sie im Spiel abrufen können oder auch nicht. Im obigen Fall ist das Hinterlaufen.


    Wichtig bleibt für mich aber in der TE das sie sich am Ende des Trainingsblocks beim Passen und Tempodribbling verbessert haben :!: Meines Erachtens lässt sich nun mal individuelle Verbesserung und gruppentaktische Abläufe nicht immer stringent voneinander trennen. Im Gegenteil, manchmal dienen gerade diese zur Verbesserung der Individualtaktik und -technik. Sie dürfen nur im KiFu nie Schwerpunkt sein bzw. die Erwartungshaltung hervorrufen, dass die Kinder sowas können müssen. Dann sollte man lieber ältere Jugenden oder Herren-/ bzw. Damenmannschaften trainieren. Und als solcher freut man sich dann, wenn bei den Jungs oder Mädels Taktik zweitrangig war und sie technisch richtig gut ausgebildet wurden ;)

  • Hallo,


    ich nehme mir mal den Post von Andre um nochmal meine allgemeine Sichtweise zu schildern. Ich sehe es genauso das viele Wege nach Rom führen und sich viele dieser Wege (Trainingsphilosophien) eigentlich sehr ähnlich sind, was die Ziele anbelangt. Nur wenn ich mir die konkreten Ziele anschaue, nehme ich da anscheinend völlig andere wahr als einige hier im Forum.

    Wenn ich mir das DFB Konzept anschaue steht da im Bereich Taktik für F+E-Jugend das "Kennenlernen und und Vertiefen taktischer Grundregeln des Spiels". Zusammen mit dem "Vermitteln einfacher taktischer Tips, die beim 'Tore schießen - Tore verhindern' helfen" und den "taktischen Grundregeln für eine Raumorientierung und -aufteilung" bildet das schonmal das Grudngerüst an dem man sich orientieren kann.


    Schaue ich mir nun an, wie der DFB dieses Konzept mit Leben füllt, finde ich da z.B. Übungen um die Rudelbildung bei Bambinis abzustellen oder Übungen ab 7 Jahren um Überzahlsituationen richtig zu lösen. Gerade bei letzterem geht es dann darum wann, wie und wohin ich einen Ball spiele und wie sich die Spieler entsprechend zu bewegen haben und nicht um technische Aspekte. Schaue ich mir Kurzschulungen des DFB im Bereich des Kinderfußballs an, erkennt man dort die Parallelen zu (wie Andre richtig sagt nur vermeintlich anderen Schulen, die jedoch vom Prinzip her sehr ähnlich sind) Leuten wie Peters oder Wein.


    Nur wenn diese Leute sich so nahe sind, dann ist es doch ungemein hilfreich sich auch einmal anzuschauen was sie zu taktischem Verhalten in den entsprechenden Ausbildungsabschnitten sagen, weil sie hier teilweise deutlich konkreter werden. Wie oben gesagt gibt es auch vom DFB konkrete Trainingsformen, die hier aber komischerweise nie Erwähnung finden (ich beziehe mich im folgenden auf Horst Wein, weil ich mich mit Peters im Kinderfußball nicht so beschäftigt habe).


    Zuerst wird zwischen technischen und taktischen Zielen unterschieden. Eine korrekte Dribbeltechnik ist keine Taktik, und auch keine Individualtaktik. Wenn ich gut und sicher dribbeln kann, dann kann ich den Blick vom Ball lösen, dann kann ich meine Umgebung wahrnehmen und die Situationen erkennen und z.B. entscheiden, ob ein Abspiel oder ein Dribbling angemessen ist. Die Wahrnehmung, Analyse und die Entscheidung bezüglich bestimmter Situationen sind taktische Gesichtspunkte. Die Technik ist eine unabdingbare Vorraussetzung dafür, Taktik geht aber über diese weit hinaus.


    Vor allem an Lubi, ich zähle jetzt einfach mal ein paar taktische Ziele auf, die direkt so für einzelne Spiele von Horst Wein formuliert wurden. Erst nach diesen Zielen kommen die Minifußballspielformen, die in Auschnitten auch in dem kleinen Heftchen von Horst Wein zur Spielintelligenz veröffentlicht sind. Liest man sich bei diesen die empfohlenen Fragen durch, erkennt man weitere Ziele (das war mir jetzt aber zu mühsam).


    - Situationen erkennen, analysieren und Lösen
    - richtigen Augenblick für Abspiel
    - wann passen, wann in freien Raum eindringen
    - offene Spielstellung
    - Ball in Lauf spielen und im Lauf annehmen
    - Spielverhalten den Mitspielern anpassen


    - Umschalten Angriff auf Abwehr und umgekehrt
    - Spielverständnis Angriff + Abwehr und Steilpässe
    - Zusammenarbeit Angriff


    - Herstellen von Überzahlsituationen
    - Freilaufen in weniger gedeckte Spielräume


    - Steilpass ist Querpass vorzuziehen
    - Passrichtung tarnen, Pass antäuschen


    - Spielverständnis bei Abspiel und Annahme
    - Ball entgegengehen
    - situationsorientierte Ballannahme und -mitnahme
    - Abschirmen



    Hier im Forum wurde und wird oft genug vom Abweichen bei den Ausbildungszielen des DFB gesporchen, wenn jmd solche Trainingsziele anspricht. Was hier aber oft diskutiert wird sind konkrete Altersziele des DFB, gefunden in Veröffentlichungen und auf Lehrgängen, durch Gespräche mit Ausbildern und auch bei anderen Autoren.
    Biete ich ein altersangemessenes Training mit diesen Zielen an, weiche ich nicht ab, sondern befolge klar die Richtlinien. Die schwierigere Frage ist für mich, wie biete ich solche Trainings kindgerecht an. Hier kann ich dann nur nochmals jedem das Buch von Horst Wein "Fußball - Kindgemäß trainieren" ans Herz legen, da es für mich die bisher beste Aufstellung taktischer Ziele bietet und vor allem einen durchgängigen Weg aufzeigt, wie diese Ziele erreicht werden können. Für mich die perfekte Ergänzung zu einem stark technikorientierten Training in den jüngeren Altersjährgängen.


    mfg Tirus

  • Ich habe zur Zeit in der Hallensaison mit meiner E Passen und Tempodribbling als Schwerpunktthemen. Nach diversen TE'en kombiniere ich mittlerweile die Themen und erhöhe durch die Übungen die "Drucksituationen" und da eignet sich bei diesen Themen u.a. die Tschechenrolle in der Halle hervorragend zu. Auch 3:2 als Steigerung. Dabei sollten die Keeper schnellstmöglich den Ball wieder ins Spiel bringen. Und dadurch entsteht sehr häufig die Situation, dass der Spieler außen den Ball bekommt ( nenne ihn mal Sven ) und in Richtung Spielmitte dribbelt. Die Spieler ohne Ball drängen nach außen und irgendwann wirds eng bzw. für die beiden Verteidiger immer einfacher, den Raum eng zu machen. Im Idealfall passiert folgendes: Der Spieler ohne Ball in der Mitte ( nenne ihn jetzt mal Oskar ) wird nach außen gedrängt und entscheidet von sich aus, die Seite zu wechseln. Und wenn Oskar dabei im Rücken von Sven wechselt nutze ich das als Trainer gnadenlos aus, stoppe die Übung und frage in die große Runde, was ihnen bei Oskar aufgefallen ist.


    Und kommt die richtige Antwort erkläre ich ihnen: So isses und das nennt man Hinterlaufen !! Eindeutig im Bereich Gruppentaktik. Das Entscheidende ist aber doch, dass ich einen anderen Schwerpunkt hatte und ihnen innerhalb dieses Themas Lösungsmöglichkeiten anbiete, die sie im Spiel abrufen können oder auch nicht. Im obigen Fall ist das Hinterlaufen.


    Wichtig bleibt für mich aber in der TE das sie sich am Ende des Trainingsblocks beim Passen und Tempodribbling verbessert haben Meines Erachtens lässt sich nun mal individuelle Verbesserung und gruppentaktische Abläufe nicht immer stringent voneinander trennen


    Egal mit welcher Philiosphie man arbeitet, so sehe ich das so, dass du hier in der E deutliche Altersziele -eher aus dem zweiten Jahr der D- bearbeitest, die noch nichts in der E zu suchen haben.


    1. Hinterlaufen ist für mich aus dem Part Gruppentaktik ein Thema und eine wichtige Vorstufe des Verschiebens in der Kette.
    2. Das Unterzahl.- und Überzahlspiel dient dazu, die Angreifer oder die VT zu schulen und das im Rahmen der Gruppentaktik.


    Gruppentaktik ist Thema der D aufwärts.


    Bei den Spielformen kommt es natürlich zu Situationen, die diese Themen erfassen.


    Es kommt für mich dann darauf an, ob man das -was man altersgerecht noch nicht ansprechen sollte- anspricht oder es ebend nicht bewertet.


    Es ansprechen bedeutet eine Wertung.


    Die Trainingsform so anzupassen/so zu wählen (Tschechenrolle), dass die nicht altersgerechten Themen unweigerlich und auf den Punkt provoziert werden, bedeutet für mich...ein abweichen von den Zielen.


    Nochmals meine Denke in einem Satz: Die Altersziele und daraus bestehenden Themen sind für mich persönlich unantastbar. Die Philosophie dazu, wie ich die Themen und Altersziele erfülle und bearbeite, ...da muß man ebend nicht mit dem Dfb verheiratet sein.


    Aus dieser Denke heraus, meine Kritik und Anmerkung zu deinem Vorgehen Steini.

  • Hallo Andre,


    Also auch hiermit habe ich so meine Probleme. Wenn ich das Beispiel richtig verstehe, schult das ja das Offensivverhalten von mehreren Spielern und die unterschiedlichen Möglichkeiten wie ein Angriff schnell abgeschlossen werden kann. (Wobei mir jetzt 3v2 als Steigerung nicht ganz klar ist, da 3v2 im Vergleich zum 3v3 ja eher eine Vereinfachung darstellt).



    So wie ich es verstehe, ist das Hinterlaufen eine von vielen möglichen Offensivaktionen die in der Spielform stattfinden können. Wenn ich dieses spontan auftretende Verhalten dann kruz erkläre, ist das für mich kein Abweichen. Wenn ich in Zukunft jedoch solches Verhalten einfordere, eine TE zum Thema wie hinterlaufe ich wann richtig mache, und es im Spiel erwarte, dann wäre das für mich abfordern und abweichen von den eigentlichen Zielen. In der konkreten Spielform ist es für mich ein Verhalten unter mehreren zielführenden, dass nicht unbedingt angesprochen werden muss, aber durchaus angesprochen werden kann wenn es von alleine spontan und richtig gezeigt wird.


    2. Das Unterzahl.- und Überzahlspiel dient dazu, die Angreifer oder die VT zu schulen und das im Rahmen der Gruppentaktik.


    Gruppentaktik ist Thema der D aufwärts.

    Ich nehme an der Hinweis das Gruppentaktik ab der D erst behandelt wird soll nun zeigen, dass Überzahlspiel darunter Abweichen von den Lernzielen bedeutet?
    Hier werden für mich zwei sachen fälschlicherweise und unzulässig kombiniert.
    Beim DFB gibt es ab 7 Jahre Übungen wie man 2v1 Situationen lösen kann. Bei Horst Wein werden alle taktischen Probleme die im F- und E-Jugend Bereich behandelt werden zunächst mit Über- oder Unterzahlsituationen behandelt, weil die Lösungen für die Kinder deutlich einfacher zu erkennen und zu verstehen sind. Selbst wenn man diese Situationen gruppentaktische Verhaltensweisen nennen möchte ( gab mal ne Diskussion dazu, ob 2v1 Gruppentaktik ist oder nicht, grade keine Zeit zu suchen hänge es aber später an, versprochen 8) ) sind sie unabhängig von der Bezeichnung Teil der Trainingsziele für eine E-Jugend.


    Sorry aber für mich wird hier eine logische Verknüpfung dargestellt, die ich erstens nicht verstehe und die sich zweitens nirgendwo so findet.


    mfg Tirus

  • So wie ich es verstehe, ist das Hinterlaufen eine von vielen möglichen Offensivaktionen die in der Spielform stattfinden können. Wenn ich dieses spontan auftretende Verhalten dann kruz erkläre, ist das für mich kein Abweichen. Wenn ich in Zukunft jedoch solches Verhalten einfordere, eine TE zum Thema wie hinterlaufe ich wann richtig mache, und es im Spiel erwarte, dann wäre das für mich abfordern und abweichen von den eigentlichen Zielen.


    Ich kann mich deinen Worten so wie du es ausdrückst und so wie ich es verstanden habe anschließen. Der Unterschied scheint zu sein, dass ich es so verstanden habe, dass Steini das Training -z.B. die Tschechenrolle- so gestaltet, dass er die nicht zur E Jugend gehörenden Themen "provoziert". Wenn ich das so richtig verstanden habe, würde ich ihm davon dann abraten...so war es von mir sachlich gemeint. Wenn ich hier in meinem Eindruck falsch liege, könnt ihr mein Posting weitestgehend vergessen, ...ausser....dass ich Themen die nicht zur Altersgruppe gehören HEUTE nicht mehr ansprechen würde. Ich würde das Spiel hier einfach laufen lassen. Damals habe ich das auch so gemacht, wie es Steini berichtete.


    Ich nehme an der Hinweis das Gruppentaktik ab der D erst behandelt wird soll nun zeigen, dass Überzahlspiel darunter Abweichen von den Lernzielen bedeutet?


    Richtig, so meinte ich es tatsächlich.


    Hier werden für mich zwei sachen fälschlicherweise und unzulässig kombiniert.
    Beim DFB gibt es ab 7 Jahre Übungen wie man 2v1 Situationen lösen kann. Bei Horst Wein werden alle taktischen Probleme die im F- und E-Jugend Bereich behandelt werden zunächst mit Über- oder Unterzahlsituationen behandelt, weil die Lösungen für die Kinder deutlich einfacher zu erkennen und zu verstehen sind. Selbst wenn man diese Situationen gruppentaktische Verhaltensweisen nennen möchte ( gab mal ne Diskussion dazu, ob 2v1 Gruppentaktik ist oder nicht, grade keine Zeit zu suchen hänge es aber später an, versprochen ) sind sie unabhängig von der Bezeichnung Teil der Trainingsziele für eine E-Jugend.


    Ich muß hier eher schweigen, weil ich kenne Horst Wein und das was er macht nicht wirklich. Ich habe mir gestern seine überarbeitete neue Auflage zur Entwicklung der Spielintelligenz als Buch bestellt. Wenn ich es gelesen habe, spreche ich mit und mache mir ein Bild. Das was ich meine über ihn und seine Philo zu wissen ist, dass er Situationen die er wünscht über Spielformen und Provokationsregeln erzeugt, ferner das Spiel über ein vereinbartets Stoß einfriert und über geschickte Fragestellungen die Spieler an einer Lösung arbeiten läßt. In wie weit er nun die Altersgruppen einteilt und Übungen ausschließt oder gar einfließen läßt, die gem. der Dfb.-Konzeption dann nicht paarig wären....keine Ahnung. So gesehen sollte ich noch etwas vorsichtig sein, wenn ich den Mann erwähne. Die grundsätzlich Philo finde ich aber klasse bis sehr interessant.


    Was das Überzahlspiel angeht....so gibt es tatsächlich Übungen beim Dfb. die ein Überzahl.u.Unterzahlspiel einfließen lassen. Das ist mir neu und verwunderte mich zunächst. Bein genauerer Hinschau stellte ich bei den Übungen zur E fest, dass es sich hier jeweils um Übungen handelte, wo das Überzahlspiel durch Neutralspieler stattfand....und....meines Erachtens aber nicht auf ein Passspiel im Sinne von Kombinationsspiel abzielte und hiervon weit entfernt war.


    Genau das ist es aber, was die meisten Trainer die das auch schon in der F praktizieren lassen wollen und das ist nach moderner Denke so nicht richtig ....weil nicht altersgrecht....liege ich da falsch, dann belehre mich?


    Nachtrag von 19.50 Uhr: Mich läßt das nicht los, deshalb habe ich mal diesen Thread eröffnet:


    Wo widerspricht sich der Dfb hinsichtlich seines Ausbildungskonzeptes; was fällt Euch dazu ein

    Einmal editiert, zuletzt von Andre ()

  • Zitat von »Tirus« So wie ich es verstehe, ist das Hinterlaufen eine von vielen möglichen Offensivaktionen die in der Spielform stattfinden können. Wenn ich dieses spontan auftretende Verhalten dann kruz erkläre, ist das für mich kein Abweichen. Wenn ich in Zukunft jedoch solches Verhalten einfordere, eine TE zum Thema wie hinterlaufe ich wann richtig mache, und es im Spiel erwarte, dann wäre das für mich abfordern und abweichen von den eigentlichen Zielen.


    Ich kann mich deinen Worten so wie du es ausdrückst und so wie ich es verstanden habe anschließen. Der Unterschied scheint zu sein, dass ich es so verstanden habe, dass Steini das Training -z.B. die Tschechenrolle- so gestaltet, dass er die nicht zur E Jugend gehörenden Themen "provoziert". Wenn ich das so richtig verstanden habe, würde ich ihm davon dann abraten...so war es von mir sachlich gemeint. Wenn ich hier in meinem Eindruck falsch liege, könnt ihr mein Posting weitestgehend vergessen, ...ausser....dass ich Themen die nicht zur Altersgruppe gehören HEUTE nicht mehr ansprechen würde. Ich würde das Spiel hier einfach laufen lassen. Damals habe ich das auch so gemacht, wie es Steini berichtete.


    Meine avisierten Themen innerhalb der TE waren andere. Das Hinterlaufen war ein Nebenprodukt. Diese bestimmte Übung habe ich aufgrund meiner Themen gewählt und nicht um etwas anderes zu provozieren. Ich nutze jedoch solche Situationen und stoppe kurz. Oskar bekommt ein fettes Lob vom Trainer vor der gesamten Mannschaft. Das wars auch schon. Ohne lange Erklärungen oder hochkomplexe Übungen mit dauernden Unterbrechungen. Das ist für mich altersgerecht. Gute Technik ist das Grundgerüst für alles. Das ist mein Schwerpunkt. In diesem Falle Tempodribbling und Passen und diesen Schwerpunkt lasse ich nicht aus den Augen. Für mich ist Hinterlaufen aber Übrigens keine Vorstufe zum Verschieben der Kette. Ist aber ein anderes Thema.



    Also auch hiermit habe ich so meine Probleme. Wenn ich das Beispiel richtig verstehe, schult das ja das Offensivverhalten von mehreren Spielern und die unterschiedlichen Möglichkeiten wie ein Angriff schnell abgeschlossen werden kann. (Wobei mir jetzt 3v2 als Steigerung nicht ganz klar ist, da 3v2 im Vergleich zum 3v3 ja eher eine Vereinfachung darstellt).


    Okay. Das hätte ich wohl besser dazu schreiben müssen. 3:1 ist für mich die Tschechenrolle in der Urform. Hierbei hat der Ballführende zwei mögliche Anspielstationen. Also Schwerpunkt in den meisten Fällen das Passen. Und beim 3:2 muss der Ballführende oft in kurzer Zeit entscheiden, passe ich oder ziehe ich ein Solo durch. Er geht also im besten Fall ins Tempodribbling. Oder spielt doch einen Pass in die Gasse. Das sind die zwei Bereiche, die ich damit trainieren möchte. In einer ( gerade in der Halle ) spielnahen Situation. Und natürlich schult das gleichzeitig ihr Offensiv- und Defensivverhalten. Herrlich, das nehme ich doch dankbar mit. Aber eben wie das Hinterlaufen als Nebenprodukt.

  • Hallo Trainer,


    auch wenn´s nicht zu 100% zum Thema passt,wollte ich euch kurz erläutern wie die Nachwuchsarbeit beim FC Barcelona läuft und die damit verbundende Taktik in deren Jugendabteilung "La Masia".


    Ich war schon mehrfach in Barcelona und habe Jugendspiele und Trainingseinheiten beobachtet.Grundsätzlich ist ganz klar zu erkennen,das sich das Training,beispielsweise der U11,deutlich unterscheidet von denen was hier in Deutschland gemacht wird.Die Grundthematiken sind gleich,aber die ausführen und methodiken sind anders.Auffällig im Jugendtraining des FCB ist vorallem,das die Kinder mehrere hundertmal den Ball berühren und technikformen sehr speziell trainieren.Desweiteren stehen die Spanier auf endlose Spielformen in kleinen Gruppen.Der Trainer wechselte permanent die Spieler durch,so dass es dauerhaft keine festen Teams gab.Taktiktraining oder ähnliches gibts dort nicht.Generell wurde nur "Offensiv" trainiert.Entscheidend war immer das Tor zu treffen,als zu verteidigen.Eine "Philosophie" die ich sehr begrüße.Die Trainer,meist 2-3 an der Zahl,klatschen immer wieder mit den Kindern ab und verteilten Lobeshymnen.Laut wurde da keiner.
    Dann durften wir noch ein Abschlusstraining der A-Junioren beobachten.Es war eine absoluter Traum eines jeden Trainer´s.Es war perfekt organisiert,durchgezogen und nahezu fehlerfrei.Die Spieler hatten nur den Ball am Fuss,das ganze Training über.Es wurde Taktiktraining im letzten Schlussdrittel geübt.Nach Ballverlust sollten schnell ein Gegenpressing erfolgen,möglichst dort wo der Ball verloren wurde.Und spätestens hier wurde Paralellen zu den Profis mehr als nur deutlich.Zum Abschluss des Trainings gab´s noch eine Spaßübung,die ich mir gleich mal notierte und mit meinen Jungs probierte :)


    Zu den Spielen:


    Wir haben uns das Spiel der U11 gegen ein ansässigen Verein angeschaut.Die jungen Barca-Kicker waren natürlich gekleidet wie die Profis.Schon dort bekam man als Zuschauer große Augen.Alles war sehr professionell und vorallem hatte man das Gefühl das sich gleich mal 5-7 Personen um 10 Spielern kümmern sollten.Quasi ein Team um das Team.Als das Spiel begann,stellte ich erstmal fest,das die Spanier bereits bei den E-Junioren schon mit Abseits spielten.Barca spielte das System mit 3 Verteidigern (auf einer Linie)-2 Mittelfeldspielern und 1 Angreifer.Es dauerte nicht lange mit die Spielmerkmale von den Profis zu erkennen waren.Viel Ballbesitz,schnelles Umschalten,viele Positionswechsel.Beide Außenverteidiger stürmten ständig mit nach vorne.Taktisch hatten die Jungs eine Menge drauf,so zum Beispiel wechselten sie permanent die Seiten wenn sie merkten,die Räume sind zu.Auch Gassenpässe auf die alleinige Spitze wurden immer wieder angesetzt.Auch die Standarts waren perfekt einstudiert.Alles in allen eine sehr reife Vorstellung.Aber das beste kam nach dem Spiel.Die jungen Barca-Kicker gaben sofort den Gegner und den Schiri die Hand,bedankten sich.Erst dann gab´s ein Handshake mit den Spielern und den Trainern.


    Ein Tag später kamen wir in den Genuß das U19-Derby Espanyol-Barca anzuschauen.Das Spiel endete 3:0 für Barca vor etwa 2000-2500 Zuschauer und 8 (!!) Euro Eintritt.Taktisch spielte Barca wie die Profis.4-3-3 und absolut Offensiv ausgerichtet.Es war einfach alles gleich wie bei den Großen.Auffällig war das selbst die beiden Innenverteidiger von Barca technisch perfekt ausgebildet wurden sind.Wenn ein Spieler von Barca länger als 5 -Sekunden den Ball gehalten hat,gabs anpfiff von Trainer.Die Spieler von Barca rotierten ständig,spielten zwischen den Linien und waren kaum an die Ketten zunehmen.Sobald ein Spieler Druck hatte,kam ein Mitspieler hinzu und es wurde mit meist 1 Kontakt die Situation aufgelöst.Ein Genuss für alle Takikfans.


    Zusammenfassend kann man sagen,das Barca eine ganz klare Struktur in der Nachwuchsausbildung hat.Sie fangen mit einem einfachen 3-2-1 System an und bauen je nach Altersklasse die weiteren Spieler dazu bis zum 4-3-3.Der Gedanke der Ausbildung ist ganz klar "Offensiv Fussball spielen" und ständige Dominanz.Das war in beiden Jugendspielen ganz klar zu sehen.Auch die taktischen Schwerpunkte bauten sich nach ein ander auf,sodass sie bei den A-Junioren perfekte Grundvorraussetzungen haben für die Elf von Pep Guardiola.Denn genau dort spielen sie das gleiche System was sie den Nachwuchs in den Kopf einhämmern.Wenn man sich jetzt die Mannschaft des FCB anschaut,dort spielen zu 70 % nur eigene Nachwuchstalente.Spätestens hier macht sich die wohl beste Jugendausbildung der Welt bemerkbar.


    Im April 2012 gehts wieder nach Barcelona.Dann haben wir vor 4 Jugendspiele zu schauen.Hoffe das wir dann ein wenig schlauer sind über weitere Schwerpunkte der Jugendausbildung des FC Barcelona.

    Pep Guardiola nach dem 3:1-Clasico-Sieg am 10.Dezember 2011: "Ich hätte es mir schwerer vorgestellt"

  • Hallo Manne86,


    zunächst finde ich es super, wenn jemand seine Erfahrungen und Beobachtungen hier mitteilt. Ist immer interessant zu lesen. Davon träumt wahrscheinlich jeder Jugendtrainer. Einmal den Großen über die Schulter schauen zu können.


    Da bin ich dann aber auch schon bei ein wenig Kritik. Die Betonung liegt auf einmal. Du konntest vereinzelte Trainings begutachten. Auch wenn ich es nicht beweisen kann glaube ich doch, dass bei der E-Jugend des FCB Taktik ein Thema ist. Das muss nicht auf dem Platz geschehen, sondern hinter verschlossenen Türen mittels aller möglichen Medien, die so einer Organisation zur Verfügung steht. Da geht es natürlich höchst professionell zur Sache und die Trainer haben es ausschließlich mit ausgesuchten Talenten zu tun. Das erinnert mich dann auch immer ein wenig an die Onlinetrainingsbank des DFB, von denen dann viele Trainer aus dem Breitensport teilweise sagen: "Das kann ich mit meinen Jungs ( oder auch Mädchen ) so nicht umsetzen". Die Voraussetzungen sind einfach ein himmelweiter Unterschied. Man müßte schon die Möglichkeit haben die Ausbildung beim FCB über Monate und im Zusammenhang aus nächsten Nähe zu beobachten und sich mit den beteiligten Trainer unterhalten. Würde ich unverschämt gerne mal machen. Muss nicht Barca sein. Mir würde ein Bundesligaverein schon reichen :P .


    Aber trotzdem: würde mich freuen mehr von deinen Beobachtungen hier lesen zu dürfen.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Hallo Toto2,


    da hast du völlig recht.Von Einmal zuschauen wird man nicht die ganze Philosophie des Vereins erkennen.Aber aus diversen Videomaterial´s,aus Gesprächen mit Trainer,die auch schonmal dort zuschauten und aus Bücher und Heften,kann man sich letztendlich seine eigenes Puzzle zusammen bauen.Desweiteren habe ich alles mit dem Camcorder aufgenommen und zusammen mit anderen Trainer´n ausgewertet.


    Klar,die Spieler beim FCB aus Spanien sind schon im frühen Alter wahnsinnig weit entwickelt.Und auch die Scouting-Abteilung wird ihr Teil beitragen damit die besten Kinder schon früh bei Barca spielen.Trotzdem behaupte ich,nachdem ich schon Jugendtraining bei Hertha,Cottbus,Leverkusen und auch RB Leipzig gesehen habe,das die Spanier anders trainieren und ein ganz anderen Weg gehen.Kann natürlich sein das die Spanier hinter verschlossenen Türen Taktik trainieren,aber schilderen zufolge soll das wohl nicht der Fall sein.


    Vielleicht bin ich schlauer nach meinem April-Trip nach Barcelona.Dann gibts hoffentlich mehr Erkenntnise.


    Grüße

    Pep Guardiola nach dem 3:1-Clasico-Sieg am 10.Dezember 2011: "Ich hätte es mir schwerer vorgestellt"

  • Hallo Manne,


    prima Bericht. Habe einiges gefunden, was bei Twente genauso praktiziert wird. Auch dort gibts über den Jugendzeitraum von D - A -Jugend ein 4 : 3 : 3. Erst in der A-Jugend wird auch auf die Taktik des Gegners eingegangen (z.B. wo ist der freie Mann am besten)! Man spürt auch, das es einen jahrzehntelangen Austausch zwischen niederländischen Trainern mit dem spanischen Fussball gegeben hat.
    In einem anderen Thread wird gerade über Taktik im frühen Jugendfussball heftigst gestritten. So wird von manchen behauptet, man könne einem 7 - 8 Jährigen bereits das Ziel: "Taktik ist ein Plan erfolgreich Fussball zu spielen" vermitteln.
    In Spanien, wie in den Niederlanden wird kleinen Gruppen trainiert. Durch umfangreiche, abwechselungsreiche Übungsformen werden sehr intensiv Techniken, Kooridination und darüber hinaus die Konzentration fürs Dribbling und Passspiel vermittelt. Wann das dann im Spiel eingesetzt wird, bleibt im F-Jugendbereich zunächst freigegeben und wird nach und nach ab der E-Jugend ergänzend erläutert. Laut werden kann es aber in der A-Jugend, wenn man das taktische Verständnis im 4 : 3 : 3 voraussetzen darf und dann individuelle grobe Schnitzer passieren. Das kann auch mal eine Aufforderung "wenn du schon zum ballführenden Gegner gehst, dann aber auch richtig, sonst irritierst du deine Mitspieler" sein.


    Der erfolgreiche Jugendfussball beginnt dort damit Tore zu erzielen. Damit endet er auch, selbst auf die Gefahr hin, das man sich selbst ein paar Dinger fängt. Hierzulande versuchen manche bereits Erst- und Zweitklässler mit allerlei Vorgaben präzise Wege aus der Abwehr übers Mittelfeld in den Sturm vorzuzeichnen und wundern sich, warum kaum Tore fallen und die Spieler meist ziemlich lustlos kicken! Würde man sie frei spielen lassen, würden die Fortschritte einen anderen Entwicklungsverlauf nehmen.


    Dennoch hat sich das erfolgreiche Kurzpaßspiel ("Ticki-Tacki") noch gänzlich wenig über den Rest des europäischen Kontinents verbreitet. Dies liegt zum einen daran, das manche es als Form der Dominanz des Ballbesitzes mißverstanden und deshalb das Toreschießen taktisch ziemlich vernachlässigten und andere beim finalen Pass dann doch wieder die langen Dinger bevorzugten. Wie man aber am Beispiel vom BVB erkennen konnte, ist es mit einem jungen, noch formbaren Team durchaus möglich, einiges vom spanischen Fussball zu lernen und mit hoher Passfrequenz und permanenter Bewegung in Ballnähe erfolgreich Fussball zu spielen. Man konnte aber auch in dieser Saison erkennen, das beim Wegfall von Schlüsselspielern (z.B. Mario Götze) sein Ersatz wieder in alten Taktikverständnis verfiel, wodurch das gesamte Spielsystem nicht mehr richtig funktionierte.

  • In einem anderen Thread wird gerade über Taktik im frühen Jugendfussball heftigst gestritten. So wird von manchen behauptet, man könne einem 7 - 8 Jährigen bereits das Ziel: "Taktik ist ein Plan erfolgreich Fussball zu spielen" vermitteln.

    Habe ich was übersehen und/oder interpretiere ich ggfls. die Beiträge anders ? Das habe ich so an keiner Stelle heraus lesen können.

  • Hallo,


    ein Beispiel: Mein Sohn hat sich am Samstag auf einem Turnier angewöhnt, vorne die Freiräume zu suchen, weil er darauf spekuliert hat, dass ein Befreiungsschlag bei ihm landet und er dann frei vor dem Tor. Er entwickelt in dem Moment Spielverständnis und -intelligenz. Trotzdem hat er von mir zu hören bekommen, dass er sich gemäß der DFB-Philosophie "alle verteidigen, alle greifen an" mehr Richtung Ball verschieben und verteidigen helfen soll, auch weil es unfair den anderen Kindern gegenüber ist.


    Anderes Beispiel: Wir haben gestern beim Trainingsspiel, immer wenn die Bälle blind nach vorne geschlagen wurden, "Bolzalarm" geschrien. Das war vorher mit den Kindern besprochen. Der Gegner hat dann den Ball bekommen. Hier haben wir massiv eingegriffen. Trotzdem haben die Kinder sehr schnell verstanden und alternative Lösungen entwickelt, die dem Spielverständnis und dem Entwickeln von Spielintelligenz nach meinem Empfinden sehr dienlich sein können.


    Was ist der Unterschied zwischen beiden Beispielen? Beispiel 1 ist gemäß der DFB-Philosophie. Ich habe mich dabei trotzdem unwohl gefühlt. Beispiel 2 klingt gar nicht kinderfussball-gerecht. Trotzdem fand ich die Übung sehr spannend, die Kinder hatten ne Menge Spaß und werden daran wachsen.


    Worauf ich hinaus will: Ich glaube es ist falsch, klare Linien zwischen kindgerecht und nicht kindgerecht zu ziehen. Man muss viel probieren, die Kinder und deren Spiel beobachten und dann die richtigen Schlüsse ziehen.



    Noch ein andere Punkt: Mein Sohn (6 Jahre) spielt seit zwei Jahren an der X-Box Fussball. Regelmäßig (weil es ihm viel Spaß macht), aber mit klaren Grenzen (also nicht unkontrolliert). Er spielt mittlerweile mindestens so gut wie ich. Das interessante ist aber, dass er dadurch ein sehr gutes Spielverständnis bekommen hat, sowohl an der X-Box als auch im richtigen Fussball. Wenn wir an der X-Box zusammen spielen, zeigt er schon mögliche Laufwege an, spielt in den Raum, läuft sich gut frei und fängt schon an, das Spiel zu analysieren.
    In seiner Bambini-Truppe hat er in der Offensive das größte Spielverständnis, kann sehr gut Mitspieler einsetzen, spielt Pässe in den Raum, statt in den Fuss und hat einen Riecher dafür entwickelt, wo er zu stehen hat.
    Und nein, bevor der Eindruck entsteht, ich will euch den neuen Messi verkaufen, er hat an anderer Stelle Defizite, um die es hier aber nicht gehen soll ;)


    Ich möchte damit nur verdeutlichen, dass Kinder in dem Alter sehr wohl in der Lage sind, Entfernungen und Geschwindigkeiten einzuschätzen, räumlich wahrzunehmen und zu denken - wenn ihr Gehirn entsprechend geschult und gefordert wird.
    Der Schlüssel liegt in meinen Augen darin, Spielformen zu finden, die diese Entwicklung fördern, ohne den Kindern die Spielfreude zu rauben oder sie fremdzusteuern.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

    Einmal editiert, zuletzt von Schimanski ()

  • ein Beispiel: Mein Sohn hat sich am Samstag auf einem Turnier angewöhnt, vorne die Freiräume zu suchen, weil er darauf spekuliert hat, dass ein Befreiungsschlag bei ihm landet und er dann frei vor dem Tor. Er entwickelt in dem Moment Spielverständnis und -intelligenz. Trotzdem hat er von mir zu hören bekommen, dass er sich gemäß der DFB-Philosophie "alle verteidigen, alle greifen an" mehr Richtung Ball verschieben und verteidigen helfen soll, auch weil es unfair den anderen Kindern gegenüber ist.



    warum hast du dich unwohl gefühlt? weil hier 2 Phylosopien im Widerspruch sind? die eine, die besagt, dass man Kinder dieser Altersgruppe einfach spielen lassen soll ohne einzugreifen, die andere, dass alle angreifen und alle verteidigen (auch schon eine Form der Taktik) sollen.


    lass deinen Sohn, solange er nicht nur vorne stehn bleibt und auf den Ball wartet, finde ich das clever. und Cleverness bringt ih leztendlich weiter.das werden die Spieler, mit dem gewissen etwas, die gesucht sind.


    gg

  • Hallo Günther,


    unwohl habe ich mich deswegen gefühlt, weil ich mich in seine Lage hinein versetzt habe (bei Vätern wohl normal) und er mir leid getan hat. Er ist ja nicht aus Faulheit oder Lustlosigkeit vorne geblieben, sondern hat sich was dabei gedacht. Ich habe das als Kind auch nicht gemocht, wenn Erwachsene meine Ideen torpediert und meinen eigenen Willen unterdrückt haben.


    Auf der anderen Seite kann ich nicht der Mannschaft ständig was von "alle greifen, alle verteidigen" erzählen, wenn das für meinen Sohn nicht gilt. Damit mache ich mich unglaubwürdig. Das ist ja der Widerspruch den ich aufzeigen will. Selbst die einfachsten DFB-Aufhänger sind schon in gewisser Weise taktisch und einschränkend.



    Interessant in diesem Zusammenhang: Meine Mannschaft spielt seit 1,5 Jahren zusammen, fast immer ohne taktische Anweisungen, also frei und unbefangen. Trotzdem bilden sich schon jetzt klare Tendenzen heraus, auf welchen Positionen die Kinder spielen. Sie ordnen sich von alleine so an.
    Grob gesagt: die eine Hälfte der Mannschaft ist offensiv eingestellt, die andere Hälfte eher defensiv, überaschenderweise unabhängig von gut oder schlecht, aber schon den Talenten entsprechend (als ob die Kinder wüssten, wo sie die beste Wirkung haben).
    In der Defensive spielt z.B. grundsätzlich ein Junge, den ich als idealen Sechser bezeichnen würde. Sehr zweikampfstark (hat einen ältere Bruder, der auch Fussball spielt), für seine Alter sehr gute Antizipation, gutes Umschaltspiel, koordinativ hervorragend, sehr schnell, leider im Spielaufbau und Dribbling etwas überhastet und charakterlich sehr introvertiert.
    Selbst wenn wir ihm sagen, er soll nach vorne gehen und Tore machen (Erfolgserlebnis), taucht er spätestens nach zwei Minuten wieder hinten auf.


    Jetzt komme ich zum Punkt: Im Kinderfussball wird immer die positionstechnisch flexibler Ausbildung und Rotation propagiert. Zugleich aber auch das freie Spiel. Inwieweit muss ich in diese Entwicklung eingreifen? Wenn ja, wann? Was sind eure Erfahrungen? Gehört z.B. der obige Sechser in der F-Jugend in die offensive Dreierereihe, auch wenn er sich da nicht wohl fühlt und uneffektiv ist?


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Christoph


    was du da beschreibst, kenn ich aus eigener Erfahrung.


    ich finde das als ganz normales kindliches Verhalten. ich bin zwar auch der Meinung, dass Kinder mal alle Posiitionen ausprobieren sollen. grundsätzlich aberletztendlich da spielen, wo sie sich wohlfühlen, das ist dann nähmlich kindsgemäss. nicht was sich Erwachsene als kindsgemäss ausdenken.


    ich hatte in der F einen sehr guten Fussballer, alle Vorraussetzungen fürs offensive Mittelfeld. nach 5 Minuten tourte er in der Abwehr rum, irgendwann hatte ich es aufgegeben.
    Heute in der C spielt er einen ganz starken Innenverteidiger und möchte nichts anderes mehr spielen.


    Ein anderes Problem ist dein eigener Sohn. er verhält sich anders, wie du den anderen vorgibts. möglicherweise ist er den in der Entwicklung einen Schritt voraus.
    Bei mir war es so. das Problem hab ich wie folgt gelöst:
    ich hab ihn gelassen. so lang er Spiele dadurch gewinnt, störst eh niemanden, des öfteren in die Abwehr gestellt, mit der Aufgabe defenisv zu bleiben (das hab ich aber nur ihm gesagt). ganz wichtig ist, dass er keine Sonderstellung in der Mannschaft hat je nach Spielstand als ersten ausgewechselt, vor allem nicht zum Spielführer gemacht.


    bei dir seh ich eine andere Gefahr, die du mit vielen mir bekannten Vatertrainer sicher teilst: ein höheren Anspruch im Verhalten als von den anderen Kindern.
    es ist eine Gradwanderung, die man als Vatertrainer geht.


    gg

  • Moin Moin,
    also erstmal habe ich ganz interessiert den Thread durchgelesen und fand hier schon viel nützliches, daher dacht ich mir, meld ich mich doch einfach mal an und diskutier mit oder geb zumindest meinen Senf dazu ;).


    Hatte nämlich heute direkt ein "Turnier" mit meiner F-Jugend die ich seit kurzem trainiere und mir sind wieder mehr oder weniger die gleichen Probleme aufgefallen.
    Zum ersten zu den Positionen: Ich handhabe das jetzt so, dass ich eine Mischung aus vorgegebener Aufstellung und eigenen Wünschen mache. Also mir schon überlege wer mit welchen stärken wo am besten wäre aber niemanden IMMER dort spielen lasse wo ich das möchte, sondern auch mal durchrotiere und mal den einen oder anderen auf anderen Positionen ausprobiere. Schließlich wäre es ja unfair, immer den gleichen in der Abwehr spielen zu lassen obwohl er gar nicht unbedingt will, nur weil ich das für seine stärkste Position halte. Man muss natürlich dabei sehr darauf aufpassen, dass sich die Kinder nicht selbst aufstellen, aber das ist eben die SChwierigkeit. Zum vielleicht interessantesten: Ich habe einen Spieler, den ich durchaus am effektivsten im Sturm sehe, und auch er spielt am liebsten im Sturm. Daher sehe ich eigentlich keine veranlassung, ihn plötzlich als Verteidiger aufzustellen. Trotzdem habe ich auch das schon gemacht, um überhaupt zu wissen: Wie macht er sich denn wirklich auf der Position, nicht nur in meinem Kopf. Außerdem wäre es den anderen die auch alle im Sturm spielen wollen unfair gegenüber, wenn er IMMER im sturm spielen darf und andere nur manchmal. So halte ich das für den richtigen Weg.


    Natürlich sind Positionen an sich ja schon ein Taktiktraining bzw. eine Spiel-Taktik, aber ein positionsloses Spiel käme mir doch sehr wild vor und ich behaupte einfach mal, das selbst beim viel zitierten "Straßenfußball" die Kinder sich selbst Positionen geben.


    Nun zu meinem eigentlich Problem (sorry für das große Vorgeplänkel aber ich dachte so ne kleine Einführung wäre cool und da kann man ja vielleicht auch was zu schreiben ;) :( Gerade bei eigenem Torwartabstoß haben wir massive Probleme. Sowohl die Vorgabe des Vereins, als auch mein eigener Ansatz sind, den Ball nicht weit rauszuschlagen, sondern sich rauszuspielen. Die Problematik ist nun, dass in den konkreten Situationen im Spiel es erfolgstechnisch besser wäre, wenn der TW den Ball hoch abschlägt, weil 3 der 5 Feldspieler auf einer Linie vor ihm stehen und nur darauf warten, dass er kurz auf einen Abwehrspieler spielt. Fange ich dann aber an mit Situationsbedingtem Verhalten könnte das zu starken verwirrungen führen und wäre auch wieder nicht das "System" welches ich für gut befinde sondern würde ja im Prinzip nur dem Erfolg dienen. Auf der anderen Seite macht es den Kindern aber auch wenig Spaß wenn man deswegen immer verliert und da brauch ich nach der Niederlage auch nicht mit dem besseren Konzept ankommen ;). Macht es nun also Sinn diese spezielle Situation zu trainieren und dort Lösungen aufzuzeigen oder wäre es besser mit "normalem" Training ihre Fähigkeiten zu verbessern damit sie allgemein in Drucksituationen und somit auch speziell in dieser Situation besser reagieren können? Das ist so die Frage, vor der ich gerade stehe, Tipps und Anregungen sind erwünscht ;).

  • Zum Thema Abschlag auch noch ne kleine Anekdote, die die DFB-Philosophie stützt:


    Unsere Torhüter (wir haben vier) fangen jetzt im zweiten Bambini-Jahr immer mehr damit an, die Abschläge gezielt zu setzten, d.h. sie schauen, wo Mitspieler frei sind und versuchen sie dann anzuspielen. Überaschenderweise auch mal den flachen Ball zum Abwehrmann (Bei den Eltern macht sich Panik breit ;) ). Das dabei einiges schief geht, dürfte jedem klar sein :D , aber wie erfreuen uns einfach an der Entwicklung ;)
    Bei vielen Gegnern beobachte ich hingegen fremdgesteuerte Kinder. So weit wie möglich nach vorne laufen und dann mit voller Wucht blind nach vorne hauen.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt