Frage: Wie trainiert ihr das Antizipieren?

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  • Wie trainiert ihr das Antizipieren?


    Für alles und jedes scheint es Übungen zu geben, aber dafür? .......................... Kennt ihr welche für diesen Bereich :?:



    Edit: Die Suchfunktion hier spuckt zwar einen altten Thread aus, der verläuft sich allerdings in eine Diskussion um den Begriff ...... eine konkrete Übung gibt es dort nicht.


    Also: Ich suche eine konkrete Übung ... oder mehrere. DANKE!

    [b][color=#990000]"Absolvent der SOCCERDRILLS-ONLINE Kurse BASIS, Ki-Fu und JUGEND-FU."

    Einmal editiert, zuletzt von Germancoach ()

  • Zunächst sollte man Wissen was "Antizipation" ist und dann sollte man abgleichen, was Du darunter als Threadersteller verstehst, damit wir hier nicht mehrere Runden aneinander vorbei quaseln.


    Ich verstehe darunter das, was der Spieler zu tun gedenkt....also, wie und was er in der Folge seines aktuellen Tuns machen wird/will.


    Dabei denke ich, dass das sein Handeln mit und auch ohne Ballbesitz angeht.


    In der Folge komme ich auf den Begriff Spielintelligenz. Diese wiederum spreche ich an, wenn ich die Spieler


    -einfach mal spielen lasse
    -nicht alles reglementiere
    -sie auch technisch in die Lage versetze, Dinge die sich im Kopf vielleicht abspielen, überhaupt praktisch umsetzen zu können
    -sie die Lösung nach dem einfrieren einer Situation mit ihrer Denke lösen lasse
    -sie hierüber dazu bekomme, den tödlichen Pass in die Tiefe zu spielen
    -den Empfänger des tödlichen Passes dazu bekomme, den zu riechen, ..ihn zu erwarten...ihn zu erlaufen


    was ich niemals schaffen werde, wenn ich als Trainer


    -ständig reklementiere
    -den ein oder anderen nicht fördere und auf der Bank schmoren lasse
    -am Rand schreie
    -dirigiere
    -alles vorgebe
    -nicht rotieren lasse



    Entsprechend dieser Erkenntnisse kam ich dazu, im Hauptteil Spielformen anzubieten. Nicht immer, aber sehr oft würde ich hier Minifußball anbieten und bei den Spielformen Provokationsregeln einbauen, das einfrieren nur dosiert anwenden und sie möglichst jederzeit zu einem Verständnis auf -Fehler machen zu dürfen- dazu animieren, alles zu probieren. Das tun zu können, fängt beim Vertrauen zu meiner Person an und dieses beginnt beim Verhalten meinerseits an und endet damit, das gesprochene ehrliche Wort auch in der Realität zu bestätigen.


    Du suchst konkrete Trainings? Sollte ich deine Anfrage entsprechend richtig verstanden haben, empfehle ich Dir die Philosophie von Horst Wein mal näher zu studieren. Gruß

  • ich würde sagen das lernen die spieler im spiel am besten sonst vielleicht so (ich hab die übung noch nie gemacht, gerade erst eingefallen und weis nicht wie gut sie ist, sie scheint mir etwas langweilig):



    Uploaded with ImageShack.us


    also der untere Spieler hat die Anweisung den Ball zum anderen blauen Spieler zu spielen, soll aber variieren zwischen guten Pässen (über die linie) und schlechten (nicht weiter als zur Linie), also absichtlich.
    Spiel er einen guten Pass braucht der obere rote Spieler nur am blauen Spieler dran bleiben, kommt jedoch ein schlechter Pass soll der rote Spieler versuchen den Blauen zu überholen und den Ball zu erkämpfen.
    Evtl. Abwandlungen dann noch, wenn es zu schwer ist den Blauen zu überholen, das Blau nur bis zur Linie laufen darf und wenns zu einfach ist, dann die Linie entfernen und der rote Spieler muss selbst entscheiden, wann er an den Ball kommen kann und es sich lohnt zu überholen.


    Also wie gesagt, war so ein gedankenblitz und keine Ahnung ob es klappt :D

    „Alles, was wir für uns selbst tun, tun wir auch für andere, und alles, was wir für Andere tun, tun wir auch für uns selbst.” - Thich Nhat Hanh

  • In meiner denke "muß" oder "soll" er nichts. Alles kann, nichts muß....im Ausbidlungsfußball = ginge für mich in die Ecke des Begriffs Antizipation.


    Ich kann -so ich es richtig verstanden habe- in Richtung der Begrifflichkeit....nichts abverlangen und den Spieler mit Zwängen impfen.

  • Wenn ich den Faden weiterspinne fällt mir dazu spontan ein,...Antizipation ist doch auch eine Folge von antrainierten Automatismen,...richtig!


    Behaftet mit einem Beispiel möchte ich meine Denke dazu äußern. In einer taktischen Übung,... Außenverteidiger bricht den Angriff an der Mittellinie ab, da er keine Anspielmöglichkeit nach vorn erkannte. Zur Spielverlagerung über die Innenverteidiger, machte er eine Kehrtwende, spielt den Ball dann auf diesen, der dann den anderen Außenverteidiger anspielt,...um über die andere Seite den Angriff neu zu starten. Eigentlich eine Allerweltsübung und sie haben sie nicht in die Reihe bekommen. An diesem Tag dachte ich mir,...du lässt nicht locker. In der Woche darauf erweiterte ich diese Übung und bezog den Sechser mit in das Angriffsspiel ein, damit ein Abschluß zustande kommt. Auch das war ein Problem. In der dritten Einheit fing ich von vorn an und siehe da es tat sich was.


    Worauf ich eigentlich hinaus will,...ist das Unterbewußtsein eines Fußballers, welches zwar nicht nur auf Automatismen basiert, aber einen großen Anteil hat. Wir, die alle schon mal gespielt haben oder noch spielen haben es schon mal erlebt, sich selber lobend,...mensch das hätte ich nicht von mir erwartet,...drei Gegenspieler ausgespielt und zum Abschluß gekommen oder die schockierende Letargie nach einem unerwarteten, grandiosen oder spektakulären Treffer.
    Was ich anspreche ist die Nachbereitung des Gehirns ausserhalb der Sportstätten eines Fußballers auf der Basis von Automatismen und der damit verbundenen Spielintelligenz. Vielleicht ist genau das, was uns Andre damit sagen will,...oder!?


    beste Grüße

  • Andres Ansatz finde ich gut, erstmal den Begriff definieren, damit alle dasselbe meinen. Antizipation bedeutet ja "Vorwegnahme", siehe Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Antizipation_%28Sport%29 . Und in dem Artikel stehen auch gleich 2 verschiedene Sorten der Antizipation im Sport:


    Erstensl die mentale Vorwegnahme eines geplanten Bewegungsmusters. Das könnte im Fussball z.B. die Vorstellung über den anstehenden Laufweg beim Eckball sein. Das geht ganz klar in Richtung der Automatismen, die eismann zitiert. Wesentlich für's Training scheint mir dabei zu sein, dass der Spieler sich den Ablauf immer wieder auch im Kopf vorstellt (und ihn nicht "nur" ausführt). Wobei ich das ehrlich gesagt beim Fussball noch nicht selbst mitgekriegt habe, in anderen Sportarten aber schon (Hochsprung, Schmetterschlag im Volleyball). Mit meinen Jungs habe ich das noch nie gemacht.


    Die zweite Sorte Antizipation ist die "Vorhersage", wie sich eine Situation entwickeln wird. Es gibt ja das Bonmot "gehe nicht dahin, wo der Ball ist, sondern dahin, wo der Ball sein wird." Das geschieht oft unbewusst. Das ist der Punkt der Spielintelligenz, den Andre aufführt. Das Weinsche Training liefert Übungen dafür, wo es nicht stumpf auf die techn. Ausführung einer Aktion ankommt, sondern wo gleichzeitig spielnah immer wieder Entscheidungen zu treffen sind. Aus meiner Sicht ist das auch klar ein Punkt, der mit Spielerfahrung zu tun hat.


    Grüße
    Oliver

  • 5 oder 10 Pässe unter einer Mannschaft ergeben ein Tor. 4:2; 3:1 usw. Diese Übungen sind denke ich auch gut um Antizipation zu trainieren.
    Spiele mit nur einer Ballberührung sind dazu ebenfalls geeignet. Ich würde aber sagen, dass du am Anfang ansprichst was du den von Spielern erwartest. Mache Ihnen bewusst das sie vor der Annahme wissen wo sie hinspielen sollen.


    Die Ideen kamen dir aber bestimmt schon selber.

  • Hallo, also wenn ich an Antizipation und Fußball denke, würde wohl diese Definition am ehesten meinen Vorstellungen entsprechen.

    Die zweite Sorte Antizipation ist die "Vorhersage", wie sich eine Situation entwickeln wird. Es gibt ja das Bonmot "gehe nicht dahin, wo der Ball ist, sondern dahin, wo der Ball sein wird." Das geschieht oft unbewusst. Das ist der Punkt der Spielintelligenz, den Andre aufführt. Das Weinsche Training liefert Übungen dafür, wo es nicht stumpf auf die techn. Ausführung einer Aktion ankommt, sondern wo gleichzeitig spielnah immer wieder Entscheidungen zu treffen sind. Aus meiner Sicht ist das auch klar ein Punkt, der mit Spielerfahrung zu tun hat.

    Und wie hier schön beschrieben, würde ich Automatismen und einen reichhaltigen Erfahrungsschatz an Spielsituationen als Vorraussetzung betrachten.

    Auf Horst Wein wurde ja nun schon vermehrt hingewiesen, und ich finde die Verbindung gut und richtig. Weil Antizipation hat definitiv etwas mit Spielintelligenz zu tun. Ein Spieler der schon im Ansatz die Intention des Gegners erkennt, der schnell verarbeitet welches Lösung in Situation X am angemessensten ist und der erkennen kann, wie Situation Y zwei Sekunden später ausschaut, der ist für mich ein intelligenter Spieler.


    Auf die Frage der gezielten Trainierbarkeit würde ich eher negativ antworten. Antizipationsvermögen und Spielintelligenz entwickeln sich, wenn ich grundlegende Situationen (z.B. 2-1 Überzahl) immer wieder in den unterschiedlichsten Variationen trainiere, und die Spieler sich einen reichhaltigen Erfahrungsschatz aneignen können. Das gelingt mit den Übungen von Horst Wein, so meine ich, eigentlich recht gut. Auf Grundlage dieser Erfahrungen lernen sie dann Situationen zuerst richtig einzuschätzen und in einem weiteren Schritt richtig zu antizipieren.


    PS: Eine Übung fällt mir jetzt doch noch für eine F aufwärts ein. Eine Linie von 10 Metern, Spieler C dahinter, Spieler B davor und Spieler A mit Ball 10 Meter entfernt. A soll nun zu C im Rücken von B passen. C soll sich hinter der Linie freilaufen und B soll den Pass vor der Linie abfangen. B darf sich dabei nicht umschauen, sondern soll auf Blickrichtung, Fußstellung etc von A achten und so dessen Absicht antizipieren.

  • Hallo,


    grundsätzlich nenne auch ich hier den Namen Horst Wein. Antizipation hat auch für mich eine Menge mit Spielintelligenz zu tun. Eine Übung, die mir auf Anhieb dazu einfällt, ist das klassische Freilaufspiel, in dem man mit Raum, Zeit und Über- bzw. Unterzahl spielt. Ballkontakte begrenzen und/oder Raum einengen oder erweitern. Die Spieler in Ballbesitz müssen schnell in Abhängigkeit der Bewegung ohne Ball der Mitspieler entscheiden. Die Spieler, die den Ball erobern sollen, müssen ebenfalls schnell in Abhängigkeit der Laufwege ihrer Kollegen und des Gegners entscheiden. Das ist letztlich nicht der Weisheit letzter Schluss und auch sicher nicht Ganzheitlich, aber ein Teil davon.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Hi Leute,


    unter dem Antizipieren eines Spielers, verstehe ich das vorausschauende Denken.
    Beispiel: "Ein Verteidiger steht seinem Angreifer (mit Ball) gegenüber und beobachtet sein Umfeld,
    aber auch seinen Gegenspieler. Nun hat er den Überlick über die momentane Situation und weiß,
    was der Angreifer tun kann. Zudem hat er sich durch vorherige Aktionen einige Erkenntnise aus
    der Spielweise seines Gegenspielers erarbeitet. zB. Dribbelfuß, Passfuß (allg. starke Seite), bisherige Tricks
    und Finten etc.
    Nun versetzt er sich in die Situation des Gegenspielers und versucht heraus zu finden was er als Angreifer tun würde.


    Der Verteidiger weiß, ich befinde mich auf der rechten Außenbahn, mein Gegenspieler ist rechtfuß und es hinterläuft mich
    gerade ein weiterer gegnerischer Spieler. Mein Mitspieler kommt zu spät an diesen ran, Spieler also ungedeckt.
    Der Angreifer macht eine Auftaktbewegung und signalisiert dem Verteidiger genau das mögliche Verhalten, welches
    er im Kopf schon mehrmals durchgegangen ist. Passspiel in den Lauf des zweiten Angreifers.
    Der Verteidiger "antizipiert"/"erahnt" den Pass und blockt diesen mit seinem Fuß ab.


    -------------------


    Das verstehe ich unter dem Antizipieren einer Spielsituation!


    Ich glaube, jeder Mensch - ob Kind,Jugendlicher oder Erwachsener ist dabei egal - hat durch die Eigenschaft des Denkens in alltäglichen
    Situationen bereits die Möglichkeit des Antizipierens. Daher gehe ich nicht von dem "Trainieren" aus, weil der Begriff sowieso schon sehr allgemein ist,
    sondern von der Ausbildung bzw. Verbesserung dieser Fähigkeit, auf ein mögliches Maximum.
    Beispiel: "EIn etwas älteres Kind macht einen Gegenstand kaput, von dem er weiß, das die Eltern diesen sehr schätzen und sauer werden, wenn dieser zu Bruch ginge.
    Nun versteckt dieses Kind den Gegenstand und möchte somit der Strafe entgehen." Meiner Einschätzung nach auch eine gewisse Antizipation.


    Das Verbessern der allgemeinen Antizipation von Situationen, (Was passiert, wenn?) kann nur dann erfolgen, wenn wir unseren Kindern und Jugendlichen zeigen,
    welche Möglichkeiten es gibt, eine Situation zu lösen. Dies ist aber ein Prozess, der mit der ersten Ballberührung, bis in den Tod immer weiterläuft.
    In höheren Altersklassen - ab D-Jugend - kann damit angefangen werden, das wir einfach Spiele spielen lassen. Zum Beispiel im 5gegen5 ohne PR.


    Nun war eine Situation, welche die Spieler hätten besser lösen können, wenn das und das und das, der Fall gewesen währe.
    Durch ein Signal, wird der Spielfluß abgebrochen, und es gehen alle zurück auf die kurz vor der Situation ausgehende Spielposition.
    Nun konkrete Fragen, zB.: "Was habt ihr eben als Lösungsweg aufgezeigt, der nicht zu einem Tor geführt hat?", "Was währen andere
    Optionen gewesen, die vielleicht das Tor ermöglicht hätte?" - Hierbei auch die Verteidiger einbauen, um alles einmal kurz durchzuspielen.


    - Solch eine Unterbrechung nicht länger als 5 Min.
    - wichtig hierbei, die Situation immer beenden lassen, dann erläutern und ZUSAMMEN durchgehen.
    - Der Lernerfolg ist umso höher, umso mehr die Spieler selber nachdenken müssen und die Lösungswege herausfinden die möglich sind.
    - Dh., der Trainer lenkt die Diskussion in eine bestimmte Richtung und gibt leichte Anregungen, sollten die Spieler nicht weiterkommen.
    - Schwerpunktmäßig (Offensive, Defensive o. nach bestimmten taktischen Inhalten)
    - nicht alle 10 Min. und dadrunter unterbrechen, sondern auch spielen lassen.


    So würde ich es einsetzen. Ich glaube aber, unter der D-Jugend wirste damit nicht viel erreichen. Frühstens ab der D-Jugend.
    Ich habe sowas schonmal ausprobiert, es gelingt nur zögerlich, aber die Jugendlichen verbessern sich.
    Ab der C-Jugend halte ich es für optimal, da sich hier auch die taktischen Inhalte erweitern lassen und einfach vielfälltiger sind.


    Soviel erstmal zum Thema. :)
    Gruß Steven

    Einmal editiert, zuletzt von STORGE ()

  • Viel spielen lassen auf verschieden grossen Spielfeldern, von sehr klein bis max. mittel, mit Minitoren, 3 v 3 u. 4 v 4, ca. ab D-Jugend gibt es hier enorme Fortschritte.