Stellen oder Angreifen?

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  • Mal ne Frage zum Individualtaktischen Verhalten.


    Ich gucke gerade genüsslich Bayern gegen Zürich. Folgende Situation. Der Ball wird auf den Aussen von einem Züricher geführt.
    Boateng ist in der Nähe, stellt den Gegner aber lediglich und geht nicht rauf. In einem Beitrag der fußballtraining Zeitschrift habe ich aber gelesen, dass in Solchen Situationen Druck auf den Ballführenden ausgeübt werden muss.


    Was haltet ihr davon und wenn ihr es für Gut befindet in welchen Situationen oder Feldsektoren würdet ihr es auch anwenden?


    Zum Beispiel im Fall Diekmeyer gegen Ribery hätte ich gesagt, da muss er rauf und nicht nur versuchen die Schussbahn zu verstellen.

  • Na ja, wenn Du als Abwehrspieler auf den Ball gehst, und der Angreifer ist den Tick schneller und macht mit dem Ball noch einen Haken, ist er durch. Ist ein zweiter Abwehrspieler dabei, bzw. dahinter (doppeln), kann der erste Abwehr- oder auch Mittelfeldspieler bei richtigem Timing versuchen, den Ball direkt zu erobern, ist aber immer situationsbedingt.
    Die Spiele habe ich leider verpasst, Arbeit.

  • Ich habe in meinen eigenen Spielen extrem darauf geachtet. Weil ich den Ansatz sehr interessant fande. Mir ging es nämlich ziemlich auf den Keks, mir jedes mal angucken zu dürfen wie der Spieler zumindestens die Flanke reinbekam. Also bin ich direkt raufgegangen, natürlich nicht völlig überstürzt aber doch Druck erzeugt. Und siehe da, es hat wirklich gut funktioniert. Nur weil ich damit gute Erfahrungen hatte, kann das natürlich nicht generalisiert werden.


    Situationsabhängig ist immer richtig. Aber vllt. kann man ein wenig verallgemeinern. Das bei Ballbesitz am Flügel und im letzten Drittel des Feldes, das attackieren eher Sinn macht als das bloße Stellen des Gegners.


    Wobei es wenn ich drüber nachdenke auch hier wieder darauf ankommt, wie weit ich vom Gegner entfernt bin. Und es passt nicht dazu das die Innenverteidiger, nicht durchschieben. Durch die direkte Attacke, gehe ich denke ich höheres Risiko das 1:1 zu verlieren. Da die Innenverteidiger nicht sichern, besteht eine größere Gefahr.


    Andererseits verhindere ich wahrscheinlich eine Flanke. Hier muss man eventuell sehen, ob man kopfballstarke oder kopfballschwache IV's hat.


    Also viele Gründe dafür und dagegen. Würdet ihr in der Individualtaktikschulung darauf eingehen?

  • Was heißt würdet ihr darauf eingehen in der Individualtaktik? Du beantwortest dir deine Frage eigentlich schon selber.Es ist abhängig von der Situation und den anderen Spielern.Insofern bist du mindestens in der Gruppentaktik. Und wenn du Individualtaktik richtig schulen willst,dann geschieht das immer in taktischen Zusammenhängen und somit mind. Gruppentaktik.

  • Wenn ich richtig "stelle" will ich damit u.a. drei Dinge erreichen:


    -Schnelle Distanzverringerung zum Gegner und somit möglichst wenig Raumgewinn im Sinne von Distanz des Gegners zu meinem Torraum ( Ausnahme Abwehrpressing als taktische Marschroute )


    - Tempoverzögerung des Gegners


    - Verhinderung von Torraumnahen Situationen ( Flanke, Durchstecken, Schuss u.ä.).


    Insofern stellt sich für mich in diesem Zusammenhang nicht die Frage ob Stellen oder Angreifen.



    Deine Frage im Hinblick auf die richtige Schulung dieses Verhaltens und wenn ja wie, würde ich unabdingbar verbunden sehen mit der Frage, welche Altersgruppe bediene ich und wie ist die "vorgeschult".


  • - Tempoverzögerung des Gegners

    Da ich nicht weiß welche Situation du meinst Lubi, picke ich nur den Teil der Antwort von Steini raus, der mir am sinnvollsten erscheint im Bezug auf deine Frage, ohne jedoch die Spielsituation vor Augen zu haben.
    Ich meine mich zu erinnern das man uns im Lehrgang gesagt hat, im defensiven 1 ggn. 1 soll man den Gegner stellen, Tempo aufnehmen um nicht überlaufen zu werden um somit der restlichen Mannschaft Zeit zu verschaffen sich zu sortieren. In der Regel sollte es dann möglich sein mit Hilfe eines 6er zu doppeln. Gleichzeitig wärst du vom heraus schiebenden Innenverteidiger in die Tiefe abgesichert und kannst den Ball kontrolliert erobern durch die Überzahlsituation in Ballnähe. Ist alles zwar sehr theoretisch, aber diese Theorie sollte dem handeln auf dem Spielfeld zumindest teilweise zugrunde liegen. Auch in der von dir genannten Situation ist das durchaus denkbar.


    Bzgl. der Möglichkeit des Flankens, da die Situation auf dem Flügel zum Torgefährlichen Raum ist, sollte der Abstand beim stellen so gewählt werden, das man nach Möglichkeit den Abstand so wählt, um möglichst noch den Fuß an den Ball zu bekommen bei dem Versuch einer Flanke.


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Kennt Ihr die Info-Abende des DFB? Guckt mal hier: http://talente.dfb.de/index.php?id=518941


    * Broschüre Nr. 7: Training des 1 gegen 1 in der Defensive
    * Broschüre Nr. 8: Training des Verteidigens zu zweit

    Bein Interesse hätte ich die auch als PDF - da der DFB sie ja nicht speichern oder drucken lässt ... :)


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Möchte ich dich kurz korrigieren, speichern lassen sich diese E-Books sehr wohl.

    Ich habe gerade mal nachgeschaut - ich habe 1-14 - und bin mir relativ sicher das ich das früher nicht herunterladen kann!
    Ich habe mir das ganze dann über den Ausbilder im Lehrgang besorgt. Scheint aber das es "geändert" wurde oder ich einfach zu doof war :)


    Dann muss ich mir 15 und 16 auch gleich noch holen!


    Danke dir für den Hinweis!


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Um in Kenntnis des FT-Artikels noch mal auf die Eingangsfrage zurück zu kommen:


    Mal ne Frage zum Individualtaktischen Verhalten.


    Ich gucke gerade genüsslich Bayern gegen Zürich. Folgende Situation. Der Ball wird auf den Aussen von einem Züricher geführt.
    Boateng ist in der Nähe, stellt den Gegner aber lediglich und geht nicht rauf. In einem Beitrag der fußballtraining Zeitschrift habe ich aber gelesen, dass in Solchen Situationen Druck auf den Ballführenden ausgeübt werden muss.


    Hier muss man ja gleich als erstes feststellen, dass im FT-Artikel die Spielphilosophie von Peter Hyballa von Alemannia Aachen zum Ausdruck kommt. Jupp Heynckes mag eine andere haben.

    Was haltet ihr davon und wenn ihr es für Gut befindet in welchen Situationen oder Feldsektoren würdet ihr es auch anwenden?


    Letztlich möchte Hyballa ja, dass sein Team sehr offensiv verteidigt und situationsspezifisch auch mal ins Risiko geht, um einen schnellen Konter fahren zu können. Seine Spieler müssen die Situation schnell erfassen, um entscheiden zu können, wie sie vorgehen sollen. Man erkennt aber auch, dass er sein Team gegnerspezifisch einstellt, siehe die Trainingsformen auf Seite 33. Und gegen Frankfurt ließ er Tzavellas auf der linken Frankfurter Seite wohl bewusst mehr Freiraum als der spielstärkeren Kombination Jung/Ochs auf der anderen Seite. Daher mutmaße ich, dass Hyballa nicht immer "Balldruck statt Raumdruck" gegen Flügelspieler (s. S. 31) ausgebübt haben will, sondern dies als Option einübt, die gegen entsprechende Gegner besser geeignet sein kann als der Raumdruck. Interessant wäre dennoch, wie seine Mannschaft agieren soll, wenn in eben genannter "Situation 6" der Außenverteidiger überspielt wird. Dann müsste ja, so vermute ich, sofort ein Spieler aus dem Zentrum den durchgebrochenen Angreifer wieder attackieren. In der Mitte kann es dann aber brandgefährlich werden, da sich die Abseitslinie zum Tor hin verschiebt, die gegnerischen Stürmer die Innenverteidiger in diese Richtung ziehen und sich dahinter der Raum für nachrückende gegnerische Mittelfeldspieler öffnet. Da muss dann das defensive Mittelfeld schwer auf Zack sein..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich sehe es genau so wie Zodiak. Stellen und Tempo aufnehmen, dann doppeln und die Gefahr ist gebannt. Weiterhin bin ich der Meinung, wenn man richtig stellt auch keine Flanke geschossen werden kann und schon garkeine genaue.
    Und noch eins, stellen bedeutet ja nicht, dass man nur passiv bleiben muss. Man spekuliert auf einen Fehler des Gegners, also Ball zu weit vorgelegt oder Blick in die falsche Richtung. Ich erkläre meinen Spielern immer, dass man wie eine Schlange passiv ist und im richtigen Moment zuschlägt.
    Ein weiterer Vorteil des Stellens ist noch, dass man seinen Gegner dahin lenkt wo man ihn haben will. Daher auf aussen selten frontal stellen.
    Gruß Alex