Freies Spiel oder doch mit System?

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  • Hallo Zusammen,


    ich habe in der letzten Saison die G-Jugend unseres Vereins trainiert, und gehe mit den 2004ern jetzt in die F-Jugend. Als jüngster Jahrgang unserer F-Jugenden werden wir die F3 sein.


    Als ich vor ca. 1 Jahr mit dem Training meiner G-Junioren begann, habe ich den Jungs zu Beginn eines jeden Spiels versucht Positionen zuzuordnen, im groben Abwehr, Mittelfeld, Sturm, und zusätzlich noch wer auf welcher Seite spielen soll. Die armen Kiddies waren total überfordert, ich habe das auch gespürt, wusste es zu dem Zeitpunkt aber leider noch nicht besser :( Nach ca. 6 Monaten habe ich dann dieses Forum entdeckt, und habe mich über einen Eintrag bzgl. der Fair Play Liga dazu animieren lassen, die Jungs völlig frei spielen zu lassen, sprich, ich habe bis auf die Torwart Position keine Positionen mehr vergeben. Der Einzige Hinweis den ich der Mannschaft mitgegeben habe war: gemeinsam Tore verhindern, gemeinsam Tore schießen (auch das habe ich hier gelernt) Ich war erstaunt, wie gut das funktioniert hatte! Die Mannschaft war noch nie so gut organisiert, und sie haben sich teilweise auch toll den Ball zugespielt UND, die Mannschaft konnte ihre ersten Erfolge feiern!
    Seitdem haben wir das nur noch so gemacht, es ging sogar soweit, dass sich die Kinder vor dem Spiel im Kreis versammelt haben, und ich Ihnen gesagt habe: So Kinder, jetzt besprecht euch wie ihr spielen wollt, ihr seit die Mannschaft, ihr könnt euch ohne mich besprechen, ihr braucht mich dazu nicht! Das war immer ein toller Kontrast zu den anderen Mannschaften, die standen immer mit ihrem Trainer zusammen und der war der Alleinunterhalter ^^ Unsere Jungs haben das selbst gemacht, und anschließend ihren Schlachtruf geschrien und los gings :thumbup:


    Jetzt kommen wir in die F-Jugend, und ich frage mich, ob ich die Jungs weiterhin völlig frei aufspielen lassen soll, oder ob ich doch irgendwelche Vorgaben geben soll!?
    Mein Gefühl sagt mir, lass die Jungs machen, denn sie machen es gut!!! Die Frage ist, tue ich ihnen damit etwas gutes!?!?


    Danke schon mal für eure Hilfe!!!


    PS: Auch nochmal ein Danke an die "Poweruser" hier, das Forum hat mir bereits SEHR geholfen als Trainer. Ich habe anfangs vieles falsch gemacht, und das Spiel vor die Kinder gestellt, aber ihr habt mir den richtigen Weg gewiesen. Inzwischen mache ich es besser, und freue mich über EXTREM zufriedene Spieler!!! :thumbup:

  • EXTREM zufriedene Spieler - das hört sich doch an, als wenn Du das ziemlich gut machst. Wenn Deine Erfahrungen mit dem Laissez Faire wirklich so gut sind, dann würde ich auch die F3 das so weiter machen lassen. Wozu willst Du etwas ändern?


    Achja: willkommen im Forum!


    Grüße
    Oliver

  • Weshalb ich darüber nachdenke etwas zu ändern (und ich denke aktuell wirklich nur darüber nach):
    Also die Sache ist die, natürlich war ich bisher mit dem freien Spiel zufrieden. Ich finde aber, man sollte sich und seine Vorgehensweisen immer mal wieder hinterfragen, um nicht zu lange an alten Zöpfen festzuhalten.


    Außerdem lese ich hier immer wieder mal, dass man in der F-Jugend ein 3-3 System spielen sollte, das lässt mich auch ein bisschen grübeln, ob ich mit meinem System weiterhin auf dem richtigen Weg bin.


    Ich freue mich über weitere Meinungen und Anregungen.

  • Mei - was ist schon "ein System"?


    Der DFB empfiehlt schon, dass man Folgendes in der F tut: Vermitteln einfacher taktischer Tipps, die beim „Tore schießen – Tore verhindern” helfen!


    Da kann z. B. eine 3-3 oder auch das Thema Deckungsschatten durchaus reinpassen. Vor allem aber ballorientiert spielen lassen und auch so vermitteln. Ein Schlüssel ist m.E. das Wort "alle". Alle arbeiten mit um den Ball zu erobern und alle machen mit um die Kugel irgendwie einzunetzen. Stell also um himmelswillen keinen Ausputzer hinten rein und sag dem Torspieler er ist letzter Mann und kann fast bis zur Mittelline wenn ihr den Ball vorne habt. Persönlich sehe ich an der Stelle aber halt vor allem, dass man nicht zu viel erwarten/abfordern soll. Inhalte anbieten ist ok - m.E. sogar gewünscht - aber am Spielfeldrand abfordern auf keinen Fall. Man muss halt sehen was die Spieler selbstständig daraus machen, das akzeptieren und ggf. nachjustieren.


    Unter'm Strich müssen die kleinen Kicker (und Du auch - ich gehe davon aus, es ist ein Hobby) Spaß haben, was lernen und beim Verein/Fußball bleiben.

  • Wie stellen sich denn deine Spieler am Anfang auf, wenn Ihr gegen andere Vereine spielt und Euer Gegner den Anstoß hat?

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Wie stellen sich denn deine Spieler am Anfang auf, wenn Ihr gegen andere Vereine spielt und Euer Gegner den Anstoß hat?


    Die Mannschaft stellt sich beim Anstoß im Halbkreis um den Halbkreis, leicht versetzt, aber in keinem Fall ist Abwehr/Mittelfeld/Sturm daraus erkennbar.


    Sobald das Spiel beginnt, stellt man sofort fest, dass es Spieler gibt, die sich grundsätzlich eher defensiv verhalten (eher wie es ein 6er tut, also keiner steht plump hinten drinnen), und welche, die sich eher offensiv verhalten.
    Inzwischen scheut keiner mehr den Zweikampf, denn das war der Kerninhalt unseres Trainings in der G-Jugend.
    Sie verschieben sich instiktiv ballorientiert. Niemand steht. Jetzt wo ich es so schreibe, stelle ich fest, dass wir bereits instinktiv bzw. aus dem naturell der verschiedenen Spieler sowohl eine Defensiv-, als auch eine Offensivreihe haben ^^, nur ohne das ich diese vorher bestimmt habe.


    Mich würden aber trotzdem noch eure Meinungen bzw. Erfahrungen interessieren... Und danke für die bisherigen Antworten.

  • Interessant, ich denke, deine Ausführungen werden Andre freuen. ;)


    Ich kann dir leider nicht mit eigenen Ratschlägen dienen, bin aber auch an Antworten interessiert. Wir hatten es damals, wie ich heute meine, zeimlich falsch gemacht: mit letztem Mann gespielt, den Kindern ein 1-2-1-2 vorgegeben, bei vielen Kindern nur wenig rotiert. Es war sowohl für die Kinder als auch für uns Trainer hart und mit viel Joystick-Einsatz, wenn auch immer freundlicher Art, verbunden. Immer wieder schickten wir Spieler auf 'ihre' Seite oder auf ihre Position.


    Erst in der zweiten Hälfte der E2 bin ich aufs 3-3 und die Rotation umgeschwenkt. Das gefällt mir nun viel besser. Aber meine Jungs sind vorbelastet: sie kennen bereits das Positionsspiel. Teilweise ist es jetzt ja sogar so, dass meine Herausforderung eher darin besteht, es ihnen wieder abzugewöhnen, wenn sie es zu konsequent praktizieren und dadurch eben nicht zum Ball verschieben -- das sieht dann so aus: Gegner greift über links an, einer meiner Spieler befindet sich ganz rechts und bleibt dort, läuft bestenfalls mit zurück, rückt aber nicht ein. Wenn er das tut, weil er denkt, dass das so sein solle, dass ich das so wolle, dann ist das schlecht (und mein Fehler). Inzwischen sind meine Jungs aber so weit, dass sie sich auch wieder umstellen können und das auch tun. Darüber bin ich sehr froh.


    Ich denke, in der E ist es schon gut möglich, das 3-3 als System den Spielern zu vermitteln und auch im Spiel eine gewisse Positionstreue anzuregen. Das betrifft dann weniger die Phasen, in denen der Ball rollt, sondern mehr die Situationen des ruhenden Balls. Wenn sie sich dann der Grundformation entsprechend verteilen und alle aktiv mitspielen, dann läuft das Spiel dann auch halbwegs geordnet, wenn der Ball dann ins Spiel kommt.


    Als nicht leicht zu vermitteln empfinde ich, dass man sich als Angreifer bei ruhenden Bällen anbieten muss, dass man sich dabei insbesondere bewegen muss. Oft ist der Torwart 'ne arme Sau, weil alle Anspielstationen gedeckt sind und keinerlei Anstalten machen, daran etwas zu ändern..


    Eine gewisse Konkretisierung dessen, was der DFB meint, wenn er "einfache taktische Tipps, die beim 'Tore schießen - Tore verhindern' helfen!" schreibt, fände ich durchaus interessant. Ebenso eine Antwort auf die Frage, ob sein Rat zur Anwendung des 3-3-Systems dazu führen soll, dass die Trainer ihre Kinder dementsprechend aufstellen (und letztere es nicht frei tun dürfen). Ich bin mir sicher, der DFB rät zum 3-3, weil es ein einfaches System ist, dass Kinder schnell begreifen können, und weil es flach ist und jeder bei jeder Aktion mitspielen kann (und ja auch soll).

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  • "Stellen" (Positionen) auf dem Feld besetzen ist ja nix Schlimmes erstmal. Das ist ja wie beim Straßenfußball früher: Wir haben mit den Großen zusammen gekickt - hat wohl jeder, denn Altersklassen gab's auf dem Bolzplatz nicht - und die haben sich auch darum gekümmert, dass die Mannschaft zumindest ansatzweise verteilt war. Deshalb sind wir aber auch alle nach vorne gerannt, sofern Holger nicht dabei war. Das war nämlich ein Idiot und der hat den Spielertrainer gegeben; er war auch um einiges älter als wir. Um den Anstoßkreis sind wir auf jeden Fall nicht rumgestanden. Das haben die Großen nicht erlaubt. Das hätte eine auf's Maul gegeben - das war Sache der Älteren. Ja, ja ... der gute alte Straßenfußball ... ;)

  • Ich würde evtl. dann eingreifen, wenn sich eine zu fixe Positionszuordnung ergibt ("Kevin spielt immer vorne, Friedrich immer hinten"). Ansonsten lass sie sich doch selbst organisieren, wenn das gut klappt.


    Grüße
    Oliver

  • Ich würde evtl. dann eingreifen, wenn sich eine zu fixe Positionszuordnung ergibt ("Kevin spielt immer vorne, Friedrich immer hinten"). Ansonsten lass sie sich doch selbst organisieren, wenn das gut klappt.


    Genau das ist ja der Hintergrund meiner Frage: ab wann schadet die Selbstverwaltung der ganzheitlichen Ausbildung der Spieler?

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  • Schönes ehrliches Thema mit Lerneffekt und Ansatz zum Mut


    Nein...kein festes System in der besagten Altersklasse, sondern weiterhin kreieren, weiter arbeiten, mutig sein, und Geduld haben und das noch mind. 4 Jahre.


    Hallo, ich finde….hier sind einige/ihr seit auf einem sehr guten modernen Weg. Das freut mich tatsächlich. Wenn ich beispielsweise einem P. Schreiner eine wichtige Frage stelle, wo es um das Erhalten des Verschiebens der Minis in der F und E geht…wo man dieses Spiel der Minis später in der F und E über Spieletrainings, Spieletrainings mit Provokationsregeln in Verbindung mit technischem Trainingsanteilen, mit Ballkoordinationseinheiten….zeitlich angemessen für diese Altersgruppe praktiziert und verbindet…..


    …..da scheinen einige von Euch ja doch richtig gut mitzulesen und….anscheinend macht ihr Euch echt Eure Gedanken. Mich wundet das direkt, weil ich dachte schon, ich bin bekloppt oder zu dämlich und hatte schiss, dass ich hier etwas grundsätzlich falsch sehe…deshalb ja meine Frage an Herrn Schreiner.


    Vielleicht hat Herr Schreiner ja auch schon angefangen, ein Buch mit meiner Frage als Inhalt zu schreiben…..wenn er klug ist…..hat er das gemacht.


    Gruß Andre

  • und das noch mind. 4 Jahre.

    meinst du, man sollte in der E-Jugend auch komplett ohne Positionen spielen?
    Dann würde mich auch interessieren, ab wann man "eingreifen" sollte. In Trainingsspielen mach ich das (fast) immer (bis jetzt F1). Wenn ich aber nicht zwischendurch sage, dass die Positionen gewechselt werden sollen, spielen immer die gleichen hinten bzw. vorne. Das würde dem Rptationsprinzip ja wiederum widersprechen ?(

  • Ja, bei festen Positionen innerhalb eines Spielsystems würde es der Rotation wiedersprechen...stimmt.


    Also wer ein festes Spielsystem und zusätzlich dieses auf Manndeckung spielen läßt....der sollte zumindest rotieren lassen. Das würde ich so auch tun, ebend damit es nicht wiederspricht. Heute weiche ich etwas ab, ....habe es für mich durch angelesenes Wissen weiterentwickelt....


    Durch die Diskussion hier und die Tatsache, dass ich mich stark was das Verschieben, die Raumdeckung und die Kette angeht...eingelesen habe....kam ich als
    Fun und Wissender des Kifu zu der Auffassung, dass es Sinn machen könnte, sie wirklich nur technisch auszubilden. Diese technische Ausbildung (ein drittel der Tainingszeit maximal) dann in Spieltrainings -im besten Fall- passend zum Techniktraining zu verpacken, wo man ohne Vorgaben arbeitet...also nur...wir verteidigen und wir wollen den Ball und wir wollen Tore schießen....Betonung auf WIR.....führt eigentlich dazu, dass man kein festes System vorgibt und keine Positionen vorgibt.


    Vielmehr bedingt eine solche Einstellung nach meiner jetzigen Auffassung, dass man den Raum decken läßt. Man läßt den Raum in dieser Altersgruppe aber nicht decken, weil man es ihnen befiehlt, sondern weil man das was sie bei den Minis machen, .....erhält und über spezielle Spieletrainings in Bahnen lenkt. Ich verspreche mir hier, dass die Spieler hier soviel Können entwickeln, dass sie die Dinge selbständig im Wettkampf regeln. Hierbei bin ich als Trainer bereit, auch die Nachteile in Kauf zu nehmen....das ist wichtig wenn man so denkt.


    In Bahnen lenkt...durch freies Spiel, durch Wettkampfspiele mit altersgerechten Provokationsregeln...wo sie lernen, selber zu entscheiden, dadurch den Mut dazu entwickeln. Dabei helfe ich ihnen als Trainer, ...indem ich sie lasse....freies Spiel, ...positiv ansprechen, ....motiervieren durch Lob.....technisch in die Lage versetze, das tun zu können, ...sie schütze vor dummen äusseren Einflüssen usw. usw...


    Ich glaube Leute wie Horst Wein könnten hier interessierten eine gute Basis bieten. Schau mal nach Büchern von dieser Person....Spielintelligenz usw..


    Würde ich heute eine G...oder F führen, würde ich das so versuchen...mit allen Fehlern die man dabei noch machen könnte. Ein Beispiel aus meiner Umwelt hier, belegt das was Leute wie Dirk C. usw....und auch Buchautoren wie Horst Wein, Schreiner usw....verkaufen....einfach hererfrischenden Kinderfußball mit dem Wissen, dass das die richtige Richtung ist.


    Ich würde langsam...ab zweites Jahr D...spätestens ab der C hier in die "offizielle" Theorie einsteigen....um den Spielern das was sie in den Jahren davor -im besten Fall- sowieso schon immer getan haben...ohne das ich es beim Namen nahm....theoretisch besprechen...es visualisieren über Dvds z.B. von Ralf Peter....taktisches Verteidigen...Raumdeckung....oder wie die Bücher alle so heissen...damit sie es offiziell dann auch kapieren und wissen, warum man z.B. ab der C ....Spielformen zur Viererkette trainiert...


    Das wäre im groben meine Philosophie....so denke ich heute.

    Einmal editiert, zuletzt von Andre ()

  • Ja, bei festen Positionen innerhalb eines Spielsystems würde es der Rotation wiedersprechen...stimmt.


    Hmm, ist es nicht eigentlich so, daß man nur rotieren kann, wenn es zumindest ein rudimentäres Spielsystem gibt? Wenn ich die Kinder komplett frei spielen lasse, dann kann ich doch gar nicht rotieren. Oder?


    Daran anknüpfend noch ein Gedanke. Wenn ich das 3-3, welches vom Dfb ja vorgeschlagen wird als Grundlage nehme, dann teilt man so Positionen nach dem Muster "hinten rechts", "vorne links", "hinten mitte" ein, also zwei Dreierketten oder? Ich finde das sehr interessant, habe bisher mit 2 Systemen (2-3-1 und 3-1-2 mit 2 sehr offensiven Außenverteidigern) gespielt, was aber teilweise die Folge hatte, daß je nach Spielverlauf vorne oder hinten mindestens ein Kind stehen geblieben ist und das gefällt mir nicht.


    Ich hatte seinerzeit bei den ersten Spielen als ich das erste System "eingeführt" das Gefühl, daß die Kinder etwas Struktur auf dem Feld brauchen. Inzwischen bin ich mir da aber nicht mehr so sicher. Das 3-3 mit entsprechender Rotation und in Kombination mit den von Andre (und anderen) genannten Provokationsregeln im Abschlusspiel/Trainingsspiel wie die doppelt zählenden Tore wenn alle in der Hälfte des Gegners sind und der Freistoss wenn einer stehen bleibt will ich ab September ausprobieren, wenn es bei uns wieder losgeht nach der Sommerpause. Das mit den Provokationsregeln find ich richtig klasse, auf die Idee bin ich leider selbst noch nicht gekommen! :thumbup:


  • Hmm, ist es nicht eigentlich so, daß man nur rotieren kann, wenn es zumindest ein rudimentäres Spielsystem gibt? Wenn ich die Kinder komplett frei spielen lasse, dann kann ich doch gar nicht rotieren. Oder?


    Das kommt mir auch so vor. Ich wünschte Andre mal eine G, damit er tatsächlich mal ausprobieren kann, was er propagiert, um zu sehen, wie das dann klappt. Irgendwann hätte ich wohl auch gerne wieder eine G, um das auch mal wieder ausprobieren zu können.


    Ich bin noch zumindest leicht skeptisch, ob gar keine Systemvorgabe bis zum Ende der E die optimale Lösung darstellt. Ich kann mir das in einer sehr leistungshomogenen Truppe, wo jeder in der Lage ist, gleichermaßen zu seinem Recht zu kommen, vielleicht noch vorstellen. In vielen typischen Breitensport- und Dorfvereinen klappt das, wie ich befürchte, nicht so gut. Da würde ich eher ein sinnvolles System, d.h. das 3-3, vorgeben und rotieren.


    Daran anknüpfend noch ein Gedanke. Wenn ich das 3-3, welches vom Dfb ja vorgeschlagen wird als Grundlage nehme, dann teilt man so Positionen nach dem Muster "hinten rechts", "vorne links", "hinten mitte" ein, also zwei Dreierketten oder? Ich finde das sehr interessant, habe bisher mit 2 Systemen (2-3-1 und 3-1-2 mit 2 sehr offensiven Außenverteidigern) gespielt, was aber teilweise die Folge hatte, daß je nach Spielverlauf vorne oder hinten mindestens ein Kind stehen geblieben ist und das gefällt mir nicht.


    Meine Rede. Wir hatten auch mit drei bis vier Reihen gespielt, d.h. mal mit unterschiedlich interpretiertem 1-2-1-2, später mit 2-1-2-1 od. 2-3-1. Da blieben dann immer Kinder vorne und hinten stehen, vorne meistens einer und hinten zwischen einem und drei, nämlich genau die vordere und die hintere Reihe. Außerdem waren das ja meistens die selben Kinder, nämlich die gewohnheitsmäßigen Stürmer und Abwehrspieler. Dreck, pfui deibel!


    Deshalb habe ich in der letzten Rückrunde aufs 3-3 umgestellt, wie du sagst, mit vorne und hinten, links, mitte, rechts. Ich habe meinen Spielern auch gesagt, dass es keine Stürmer und keine Abwehrspieler mehr gibt, es gibt nur noch defensive und offensive Mittelfeldspieler. Und jeder spielt gleich oft in der vorderen wie in der hinteren Reihe. Gefällt mir inzwischen viel besser. Sie sollen sich bei ruhendem Ball (d.h. vor allem beim Abschlag des Torwarts, bei Freistößen häufig auch, bei Einwürfen nur, wenn die Zeit dafür da ist) in diese Formation stellen, dabei aber nicht die Gegenspieler decken. Wenn der Ball im Spiel ist, greife ich nicht ein.


    Ich hatte seinerzeit bei den ersten Spielen als ich das erste System "eingeführt" das Gefühl, daß die Kinder etwas Struktur auf dem Feld brauchen. Inzwischen bin ich mir da aber nicht mehr so sicher.


    Bei uns war es so, dass wir das Positionsspiel ziemlich deutlich vermitteln wollten, d.h. wir haben es als Defizit angesehen, dass Spieler X überall auf dem Platz zu finden war, obwohl er vorne rechts spielen sollte. Und das hat er entsprechend oft zu hören bekommen. Heute würde ich, wie gesagt, dazu anhalten, sich in den Spielpausen wieder in ihre Formation zu begeben, und vielleicht am Anfang sogar dafür sorge, dass die Zeit dafür auch da ist.


    Das 3-3 mit entsprechender Rotation und in Kombination mit den von Andre (und anderen) genannten Provokationsregeln im Abschlusspiel/Trainingsspiel wie die doppelt zählenden Tore wenn alle in der Hälfte des Gegners sind und der Freistoss wenn einer stehen bleibt will ich ab September ausprobieren, wenn es bei uns wieder losgeht nach der Sommerpause. Das mit den Provokationsregeln find ich richtig klasse, auf die Idee bin ich leider selbst noch nicht gekommen! :thumbup:


    Ich habe, wie gesagt, mit dem 3-3 bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Es sind viel mehr alle Spieler ins Spielgeschehen einbezogen als bei den tieferen Systemen. Und dein Torspieler muss mitmachen, indem er die Steilpässe abfängt. Da das 3-3 ziemlich flach ist, müssen deine Spieler auch recht viel laufen, d.h. du solltest dich nicht wundern, wenn ihnen in der zweiten Hälfte die Puste ausgeht und sie dann auch mal überrannt werden. Wenn sie bis dahin aber mehr gelaufen sind als die gegnerischen Spieler und es dir bis dahin gut gefallen hat, solltest du das aus meiner Sicht nicht als Problem sehen.


    Ich habe übrigens in einer nicht besonders leistungshomogenen E2-Mannschaft (d.h. jüngerer E-Jg) eine schlechte Erfahrung damit gemacht, als ich sie habe die zwei Dreierreiehen selbst bilden lassen, da kamen zwei ganz unterschiedlich starke Reihen heraus, so dass wir in der einen Halbzeit eine Bombendefensive und in der zweiten einen guten Sturm hatten. Leider auch zu Beginn einen nicht sonderlich tollen Sturm und dann eine recht schwache Abwehr. Ergebnis: 1:8 verloren. Wobei ich es auch falsch angestellt habe, ich habe die Kinder nämlich nicht die Reihen als solche bilden lassen, sondern gefragt, wer wann vorne und wann hinten spielen will. Da muss dann jeder sich selbst sehen. Im nächsten Spiel habe ich jedenfalls die Reihen eingeteilt und habe dabei auch dafür gesorgt, dass keine völlig abfällt. Und ich habe den stärksten Spieler jeweils in die Mitte gestellt. Das lief dann ziemlich gut.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Zitat

    Ich habe, wie gesagt, mit dem 3-3 bisher sehr gute Erfahrungen gemacht.


    Was mich brennend interessiert, wie vermittelst du den Kindern ihre Position, ohne sie zu überfordern? Übt ihr das auch im Training? Wenn ja wie?

  • http://www.amazon.de/Fußball-kindgemäß-trainieren-Horst-Wein/dp/3898994791/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1312363908&sr=8-1


    http://www.amazon.de/Entwicklung-Spielintelligenz-Fußball-Peter-Schreiner/dp/B0002VYOTU/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1312363908&sr=8-3


    letzterer Link führt zu einer Dvd...die wäre mir viel zu teuer. Das gibt es aber auch als dünnes Heftchen für um die 14 Euro...meine ich.


    Ha, ...habs doch noch gefunden...


    http://shop.philippka.de/fussb…elligenz-im-fussball.html


    Würde ich die Altersgruppe Minis bis E trainieren, würde ich beide Bücher besitzen.


    Ich sage das, weil die Trainerkollegin die mein Paradbeispiel ist, genau nach dieser Philosophie trainiert hat.


    Einer unter uns hat die auf einem Turnier spielen sehen und....hat meinen Eindruck bestätigt.


    Aus Gesprächen mit dieser Person weiss ich, dass das Rezept....Techniktraining gepaart mit freiem Spiel, Spiel in Spielformen, Spiel in Spielformen mit Provoregeln so erzeugt wurde. Die Dribbeln sau gut, die gehen -trotz das sie einen Kopf kleiner sind als die Gegner- spitze und mutig und klug in die Zweikämpfe und ....arbeiten den Ball -teilweise in einem richtig guten Zusammenspiel nach vorne.


    Dazu kommt, dass die Trainerin nicht einschüchtert, sie läßt, frei spielen läßt und die Eltern voll dahinter stehen. So weit ich weiss, war die Truppe Staffelsieger und da wächst etwas tolles nach.


    Ein weiterer Kollege hier im Forum ist Dirk C.....der das schon seit Jahren so macht und ebenfalls bestätigt.


    Die "Grundkunst" ist, das Verständnis für das Gesamtpaket. Was ist wichtig, was ist nötig, wohin will ich, warum ist das so. Auch Fragen zum Verschieben sollte man beantworten können...bzw. eine Grundkenntnis besitzen, damit man weiss, was -unten- für -oben (später)- wichtig ist. Nur dann kann ich erkennen, warum ich dieses oder jenes ebend nicht abtrainiere, sondern erhalte....z.B. das "Grobe Verschieben" der Minis....das ich ebend nicht mehr pro Manndeckung ab der F abtrainieren würde, sondern in Bahnen über die benannten Trainingsformen lenken würde....ohne es tatsächlich gegenüber der Spieler anzusprechen.


    Dabei muß ich auch ertragen können, dass die möglicherweise gerade am Anfang was auf den Sack kriegen....dabei würde ich auch die Eltern informieren.


    Das ist nervenaufreibend, ...aber ich finde das so interessant, dass ich das einfach mal wagen würde.


    Zudem muß man ja auch mal festhalten, dass im Prinzip die gesamte Fachwelt genau das aussagt....-mehr oder minder-....Dort wird von Spielen lassen gesprochen....Warum denn wohl? Nur das wird fast nie praktiziert!


    P.S. abgerechnet wird am Schluß, der Genießer weiss das. Gruß Andre


  • Was mich brennend interessiert, wie vermittelst du den Kindern ihre Position, ohne sie zu überfordern? Übt ihr das auch im Training? Wenn ja wie?


    Meine sind vorbelastet, wir haben sie früher, wie gesagt, in dieser Hinsicht zu sehr getriezt. Vielleicht dabei auch mal überfordert, kann gut sein.


    Aber gestatte die Rückfrage: was meinst du, wenn du davon sprichst, ihnen "ihre Position zu vermitteln"? Es gibt da nichts Positionsspezifisches, sie sollen alle angreifen und alle verteidigen, die einen befinden sich aber halt meistens ein Stück weiter vorne als die anderen (oder auch umgekehrt, die einen ein Stück weiter hinten als die anderen). Jeder soll mutig zum Ball gehen, keiner darf seinem Mitspieler den Ball streitig machen oder ihn gar dem anderen abnehmen.


    Bei uns findet keine Übung des Positionsspiels im Training statt. Das wäre ja auch schon Gruppen- und/oder Mannschaftstaktik, beides gehört ja nicht in den KiFu. Das höchste der Gefühle in dieser Hinsicht wäre, dass ich sie ein Spiel im 6+1 durchführen lassen würde.


    Bevor sie sich überfordert fühlen, weil sie noch gar nicht wissen, wo sie sich hinstellen sollen, wenn du sagst: "Max, Paul, Leon, ihr seid die vorderen drei, Kevin, Sebastian und Mehmed, ihr die hinteren, los gehts!", köntest du das ja im Training vielleicht mal machen, ich weiß nicht, ob Andre da schon befürchtet, dass man damit viel kaputt macht -- falls doch, dann muss er mir erklären, warum der DFB im KiFu zum 3-3-System rät, anstatt jegliche Systeme abzulehnen. Ich versuche noch, die Forderung nach dem freien Spiel sowie die Empfehlung des 3-3 unter einen Hut zu bringen. Naja, jedenfalls könntest du ihnen ja zeigen, wo sie in den typischen Situationen ungefähr stehen sollten, d.h. beim gegnerischen Torwartabschlag die hintere Reihe ca. auf Höhe der Mittellinie und relativ kompakt, die vordere Reihe ein Stück davor und etwas breiter. Hat der eigene Torwart den Ball, so ist es schon etwas komplizierter... obwohl: bei uns durfte der Torwart in der F grundsätzlich den Ball aus der Hand abschlagen, da ist es ja wieder einfacher: die hinteren drei befinden sich zwischen Strafraumgrenze und Mittellinie, die vorderen drei auf der Mittellinie. Wo der Ball einschlägt ist ja bei F-Torhütern noch recht schwer vorauszusehen..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

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  • Dieses Thema taucht für die F-Jugend ja in regelmäßigen Abständen immer wieder auf - das ist normal, denn es kommen ja neue User hinzu. Allerdings ist die Antwort - sofern man sich am DFB Konzept orientieren will - ja recht eindeutig und in den verschiedensten DFB Publikationen zu finden. Egal ob es sich um das Buch hier: http://www.amazon.de/Fu%C3%9Fball-von-morgen-Bd-1-Kinderfu%C3%9Fball/dp/3894171367/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1312369649&sr=1-1 oder verschiedenste Online-Publikationen wie z.B. das hier: http://www.training-wissen.dfb.de/index.php?id=519708 handelt. Ich zitiere mal aus letzterem, im Buch steht das aber auch drin (mittlerweile habe ich es im Regal und gelesen ;) :(


    Zitat

    Zeit- und Leistungsdruck haben sie lediglich bei Wettbewerben und Staffelspielen, dann aber auch mehr im Sinne des Anfeuerns durch Trainer und Mitspieler. Natürlich sollen sie in den ‘Wettspielen’ auch eine gewisse Ordnung einnehmen.


    Hier bietet sich das 3-3 im Rotationsprinzip an, wobei aber alle angreifen dürfen und sollen. Obwohl ein Sieg immer schön ist, aber auch schnell vergessen wird, soll jedes Kind etwa gleich große Spielanteile erhalten. Also bleiben auch die besseren Spieler öfter mal draußen!


    Und zum Thema "(Wett)Spiel":


    Zitat

    Alle sollen spielen (auch die "Guten" mal draußen lassen)!

    • Möglichst viele Tore erzielen. Der Spaß am Fußball ist wichtiger als das Ergebnis!
      Spielsystem 3-3: Die Abwehrspieler spielen mit nach vorne, die Stürmer mit nach hinten.
      Keine festgelegten Positionen für einzelne Spieler: Die Vielseitigkeit aller Kinder fördern

    !


    Hinweis, weil es immer wieder gerne falsch verstanden wird: Freies Spiel bedeutet NICHT(!) ausschließlich die Kinder einfach in zwei Mannschaften gegeneinander auf zwei KF Tore kicken zu lassen. Das kann es bedeuten - ja. Der wesentliche Punkt ist aber, es bedeutet Spielformen(!) in kleinen Gruppen zu organisieren. Hier muss der Trainer variabel sein, nur so stellt sich ein Lerneffekt ein. Die DFB Medien sind hier auch eindeutig. Auf der Seite eben zitierten Seite steht z.B. sehr deutlich bzgl. Training:


    Zitat

    Freie Fußballspiele in kleinen Teams: max. 4 gegen 4 (kleines Feld mit/ohne Tore)


    Es gibt soooo viele schöne und spannende Spielformen, mit max. 4gg4 - mann muss sich nur ein bischen Mühe geben die Dinger aufzubauen oder Provokationsregeln "erfinden..."


    Im Spiel bedeutet "freies Spiel" auch nicht kein System wie etwa 3:3 vorzugeben, es bedeutet einfach und schlicht nicht den Joy-Stick auszupacken. Sonst nichts.


    Es ist sooooo einfach ....

  • Danke Paul, für diesen Beitrag.


    Deine Erläuterungen zum Begriff "frei" teile ich zu 100%, und freude mich, dass du sie mit passenden Links untermauert hast.



    Diese Überintepretationen von einzelnen Begriffen, verbunden mit einer Zero-Toleranzgrenze bei kleinsten Abweichungen hier im Forum stört mich. Erstrecht, wenn man selbst noch nie nach diesen Doktrien gehandelt hat, und somit keine eigene Erfahrungen und Erkenntnisse hat, die eventuelle Probleme oder Schlußfolgerungen zulassen.


    Es gibt auch Positionen zwischen den Extremen, und diese sind in nahezu allen Bereichen des Lebens meist besser, als radikale und intolerante Ansichtichten.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

    Einmal editiert, zuletzt von Sir Alex ()