Angst vor dem Zweikampf

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  • Hallo Sportsfreunde - mir ist aufgefallen, dass es immer wieder Kids gibt, die Angst haben in den Zweikampf zu gehen (oder überhaupt zum Ball) ! Welche Übungen kennt Ihr, damit die Jungs die Angst verlieren...?

  • Bau immer wieder Zweikampf-Übungen ein. Trainieren, trainieren, traineren. Irgendwann verlieren sie schon die Angst. Ermutige sie dabei immer wieder.


    Stell doch beim Torschuss immer einen anderen ins Tor. Wenn der Torwart den Ball gehalten hat, darf er raus aus dem Tor. Unter dem Gelächter seiner Freunde wird auch der ängstlichste irgendwann mal einen Ball halten um aus dem Tor zu kommen.

    »Fußball ist grundsätzlich einfach, aber das Schwierigste was es gibt ist, einfachen Fußball zu spielen.«

    (Johan Cruyff)

  • HI, ich kenne eine E Mannschaft, die hat Spieler...besonders einen....der Zweikämpfe meidet wie die Pest. DAS hat Gründe.


    Da steht man dann und überlegt, was man im Falle dessen -man wäre der Trainer dieses Teams - tun könnte, um zu helfen und man denkt darüber nach, was dieser Trainer für einen Fehler gemacht hat bzw. macht:


    1. Der Spieler hat keinen Bock auf Fußball....da kann man nichts machen....eventuell wird er ja zum Spielen überredet und so spielt er dann halt auch.


    2. Der Trainer hat zu früh (schon ab der F) das Passspiel abverlangt...in Unkenntnis dessen, dass die meisten seiner Spieler dazu rein entwicklungsmäßig noch nicht in der Lage waren. Das Passspiel hat er so vertieft/wollte er so vertiefen, dass die wichtige Zeit für das Dribbeln in Verbindung mit Zweikampf vieeeeeeel zu kurz kam. Dann kamen die Spiele und er hatte dann in der E teilweise Spieler, die nicht gut dribbeln und schlecht bis überhaupt nicht zweikämpfen und weil sie das so schlecht tun ...fing er an zu schreien...laut zu schreien und zu schimpfen und unterschwellig zu drohen. Dadurch kniffen einige Spieler (um nicht alle zu sagen) den "Schwanz" sinnbildlich ein....spielten also weit unter ihren Möglichkeiten....aus Angst vor Fehlern. Darauf packte der Trainer noch die Forderung....das ein Passspiel absolviert werden soll.
    Was herauskam......sind viele viele Spiele mit angezogener Handbremse, ohne Ideen, ohne Ideenabnehmer, ohne Spielintelligenz und Spielwitz, einfach langweiliger E Jugendfußball mit kaum -fußballerisch gesehen- positiven Erlebnissen für die Spieler....schade auch. Diejenigen Spieler die trotzdem einigermaßen mitspielen konnten, hatten für ihre Möglichkeiten aber kaum die Mitspieler. Man spielte in dem Sinne immer in Unterzahl. Die Spielergebnisse waren meistens auch entsprechend übel für die Spieler.


    Im Umkehrschluß kenne ich eine andere Jugendmannschaft des unteren Jugendbereichs, ...da wurden die Spieler mit vielen Ballkoordinationsübungen versorgt und man ließ sie frei Spielen. Die spielen -neulich gesehen- richtig mutig und witzig und intelligent und schnell und aus ihrer so entstandenen Intelligenz und ihrem so entstandenen bzw. erhaltenden Witz so frisch, ....dass sie fast alle "wegputzen" UND es macht richtig spass, denen zuzuschauen. Da schreit auch niemand am Rand, da wird positiv angepowert, da wissen die Eltern bescheid...und die Trainerin weiss auch...DAS ist halt der Unterschied!


    3. Das Rezept ist für mich ....


    3.1. große zeitliche Anteile auf jegliche Art von Spielformen zu legen und zwar vom 1:1, 2:2, 3:3 für den unteren Jugendbereich und darüber -also ab D- das gleiche + Überzahl.-Unterzahlspiel.


    3.2. hierbei nur selten eingreifen, sondern spielen lassen und mit angebrachtem Lob und echten detailierten Tipps versorgen bzw. sie sie selber erarbeiten lassen.


    Dazu ...ab der D....das taktische 1:1 in der Defensive schulen und zwar so, ...dass sie es wirklich verstehen, also verstehen....auf welche Art ich den Ball ablaufe und wann (weit vorm Tor oder nahe vorm Tor) ich das wie "bearbeite". Hierzu gehört, dass Trainer das selber auch verstanden hat. Hier habe ich oft meine Zweifel, sorry. Es steht und fällt mit dem Trainer.

  • Ich denk, dass Andre mit seiner Meinung Recht hat, dass viele Zweikampfübungen im 1-gegen-1 hier am ehesten helfen dürften. Dementsprechend halte ich auch die Bedeutung von Spielformen mit kleinen Gruppen, vom 1:1 bis zum 3:3 für sehr hilfreich. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass bei manchen, vermutlich körperlich eher schwächeren Spielern, durchaus die Angst vor dem Kontakt, d.h. in Physikersprech dem plastischen Stoß besteht, sei es, weil sie gegen einen anderen Spieler antreten, der anderthalb mal so schwer ist wie sie, oder, weil es gegen einen Spieler geht, der unsauber spielt, d.h. schubst, zieht, auch mal daneben tritt oder den gezielten Check anwendet. Deshalb würde ich durchaus resolut und unmittelbar eingreifen, sobald ich unsauberes Spiel sehe. Die 'Schuldigen' sind sich dessen nämlich zumeist durchaus bewusst und noch lernfähig(*). Und zumindest zu Beginn ist es vermutlich besser, Kinder ähnlicher Statur gegeneinander antreten zu lassen.


    (*) Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ein Spieler vor zwei Jahren zum ersten mal bei uns im Training war. Man ist ja zu diesen Neulingen besonders nett, damit sie sich wohl fühlen. Dieser hat aber, obwohl er ein ganz liebes Kerlchen ist, in einer Spielsituation, die etwas abseits vom Geschehen war (es waren irgendwie mehrere Bälle im Spiel oder ich hatte gerade die Trinkpause ausgerufen, ich weiß es nicht mehr genau), um den Ball zu erobern einen Mitspieler ziemlich rüde attackiert. Ich habe das zum Glück gesehen und habe ihn sofort deutlich auf eine Spielfeldrunde geschickt. Als er wieder da war (hat nicht lange gedauert, das Spielfeld war nicht groß), habe ich ihn gefragt, warum ich ihn auf die Reise geschickt habe. Die Antwort kam sofort: "Wegen meines Fouls." Damit war die Sache dann auch gegessen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Das 1:1 sollte immer im Vordergrund stehen.


    Was für meine Begriffe, gerade in den unteren Spielklassen zu kurz kommt, ist der psychologische Aspekt bzw. Effekt nach Einflußnahme der jeweiligen Verantwortlichen.
    In erster Linie sind es die Eltern, wo es schon oft raushängt und der Trainer wenig Handhabe hat dem beizukommmen.


    Viele Erwachsene erwähnen eine gewisse Frühreife der Kinder und Jugendlichen zur heutigen Zeit. Dabei ist es oft ein Versteckspiel. Sie können Meister des Versteckspiels sein, wenn es um das Vertuschen von Fehlern geht. Entweder schweigen sie oder suchen die Fehler bei anderen. Sehr ruhige Spieler, die das 1:1 scheuen, schweigen sehr oft. Meistens fehlt die Bezugsperson die sein Schweigen bricht. Damit sie sich öffnen bedarf es einer besonderen Zuwendung - ihnen zeigen - das sie etwas besonderes sind - nähmlich ein Teil des GROßEN SPIELS.


    Zugehörigkeitsgefühl und Akzeptanz, welche unter Kindern nicht selbtverständlich ist, gilt es in erster Linie zu fördern.
    Beginnen kann man mit der Übertragung von Verantwortung, egal was. Das Selbstbewußtsein fördern, wo es nur geht.


    beste Grüße

  • Hi frank the tank,



    ich habe ein ähnliches Problem, mit 2-3 meiner F-Jugendspieler (jüngerer Jahrgang). Auch sie trauen sich oft nicht richtig in den Zweikamp. Hinzu kommt, und ich vermute, dass dies irgendwie zusammenhängt, dass diese Spieler sich oft auch nicht trauen, mit dem Ball am Fuß Aktionen schnell durchzuzuziehen. Das heißt, sie nehmen den Ball an, werden unsicher, verzögern, fangen an zu knoddeln. Was besonder schade ist, denn zwei von diesen 3 Spielern sind eigentlich meine technisch besten Spieler, die sehr gut einen Gegner ausspielen können, schon ein bisschen ein Auge haben, Pässe spielen. Sie sind aber beide auch recht sensibel, und das speilt natürlich eine große Rolle. Im Training gegen meine zwerge dann aber immer voll zur Sache, sogar soweit, dass ich dazwischen gehen muss. Hier haben sie eigentlich nur Muffe, wenn ein strammer Schuss auf sie abgefeuert wird, aber nicht vorm Zweikampf selbst. Ich habe mit meinen Kindern öfter darüber geredet und es scheint hauptsächlich damit zusammen zu hängen, dass sie im Wochendenspiel auf fremde Jungs treffen. Die können sie nicht einschätzen. In ihrer eigenen Mannschaft wissen genau, wer wie und wann reagiert, beim fremden Gegner halt nicht. Bei mir kam die abgelaufene saison noch hinzu, dass ich eine extrem junge Mannschfat hatte (zu jung) und die Gegner dadurch natürlich körperlich deutlich überlegen waren.



    Ich trainierte die ganze saison über sehr viele 1:1, 2:2, 3:3 Übungen. Auch Überzahl/Unterzahlspiele usw. Eine Übung, die besonders gut angommt und geeignet ist: Rechteck (ca. 12x15m) mit zwei kleinen Hütchentoren links und rechts (oder auch mal 4). An zwei gegenüberliegenden Ecken wartet jeweils ein Spieler. Ich spiele den Ball auf Kommando in die Ballmitte, die Jungs müssen versuchen, als erster den Ball zu bekommen. Wer ihn hat, ist Angreifer, muss versuchen, durch eines der Hütchentore zu dribbeln. Der andere ist Verteidiger. Bekommt der die Murmel, gehts sofort anders herum. GuteSache und geht auch prima mit 2:2.



    Trotzdem frage ich mich immer: Gäbe es andere Möglichkeiten (verbal, besonders geeignete Form der Mutzusprache) um den Kindern zu helfen? Insbesondere, bei der Angst, mit dem ball Aktionen durchzuführen.

  • Trotzdem frage ich mich immer: Gäbe es andere Möglichkeiten (verbal, besonders geeignete Form der Mutzusprache) um den Kindern zu helfen? Insbesondere, bei der Angst, mit dem ball Aktionen durchzuführen.


    Klingt nach einer reinen Sache des Selbstbewusstseins. Und da hilft bei Kindern: loben, loben, nochmal loben. Jeden noch so kleinen Erfolg in den fraglichen Situationen feiern. Und zwar unmittelbar, nicht erst in der Halbzeitpause.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • ...Selbstbewußtsein gleichzusetzen mit Selbstvertrauen!?


    Nun bin ich mir nicht sicher, ob es für dieses alter relevant ist, das Thema - Rituale!?
    Aber eigentlich schon!
    Ist es das Kuscheltier für zu Hause, kann es irgendein Utensil beim Fußball sein.
    Wir Erwachsenen haben da ebenfals eigenartige Anwandlungen unsere Ängste und Hoffnungen mittels eines Rituals zu "vertuschen"!
    ...oder um sich einfach nur Glück für dieses Spiel zu wünschen.
    In solchen Fällen,die offenbar nicht selten sind und einer besonderen Zuwendung bedarf, ist eine gehörige Portion Geduld der Trainer in Zusammenarbeit mit den Eltern gefragt.
    Was im Vorfeld beschrieben - die Angst vor dem NEUEN unberechenbaren GEGNER, genau so groß ist, wie gerade geschrieben,...die Kunst des Trainers ist, die Kinder so zu beeinflussen, dies zu verbergen oder zu verstecken bzw. sie zu nehmen. Es gibt Spieler, welche die Flucht nach vorn antreten z.B. permanent das 1:1 suchen, ohne seinen Nebenmann anzuspielen, aber trotzdem spätestens am dritten Gegenspieler hängen bleibt.
    Dann der sensible Kicker, welcher oft notgedungen den Zweikampf eingeht, schnell den Ball wieder loswerden will und auf Kritik eher zurückziehend reagiert.
    Ich bin mir sicher, das der Begriff "Angst im Fußball" tiefgreifende Gründe hat, die bis ins Kleinstkindesalter zurück geht. Ich würde sogar sagen, bis zur Schwangerschaft.


    beste Grüße

  • Kinder haben eine gewisse Angst, wenn die Trainer Dinge verlangen, die sie den Kinder nie richtig beigabracht haben. Ein Beispiel dazu ist die Aufforderung zum geneuen Passen. Wie geht denn das?
    Im 1:1 Angriff sollten die Kinder alle Arten des Angrfiffspiels vom Trainer mit allen Erklärungen beigebracht bekommen. Vom Stellen mit Auflauern und Rücklauf über Ball Ziehen vom Gegner bis zum Körpereinsatz mit Schritt zwischen Gegner und Ball. Habt Ihr das gemacht?