Vom (Miss-)Erfolg unberührt?

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  • Hallo Trainerkollegen,


    wie viele hier im Forum stelle ich grundsätzlich die langfristige Ausbildung vor den kurzfristigen Erfolg.
    Ich möchte und werde den Erfolg einer Saison nicht danach beurteilen, wieviele Punkte auf dem Konto sind und welchen Platz wir in der Tabelle belegen - sondern nach der Weiterentwicklung der Mannschaft und der einzelnen Spieler, ob wir die Jungs beim Fußball halten können usw.
    Trotzdem fällt es mir in der aktuellen Situation schwer, eine gewisse Enttäuschung zu verbergen...


    Kurzer Rückblick: Letzte Saison waren wir eine sehr junge C-Jugend-Mannschaft, körperlich und spielerisch sehr unterlegen. Von 16 Spielen haben wir 13 verloren, mehrere zweistellig, und wurden auch Tabellenletzter. Dennoch konnte man der Mannschaft meist keinen Vorwurf machen, sie hat nicht aufgegeben und auch die Trainingsbeteiligung war durchgängig hoch. Das ballorientierte Spiel mit Viererkette hat immer besser funktioniert, auch wenn im Laufe der Saison beide Spieler des Altjahrgangs weggeblieben sind.
    Daher haben wir schon eine gewisse Hoffnung in diese Saison gesteckt, unsere Mannschaft konnte komplett zusammenbleiben und wurde zahlenmäßig noch verstärkt. Natürlich waren die Gegner etwas schwächer, dennoch verloren wir in der Hinrunde fünf von acht Spielen, teilweise deutlich. Seit Januar ist die Mannschaft jedoch noch engagierter geworden, es gab ein tolles Hallenturnier und gute Freundschaftsspiele, wir fühlten uns gut gerüstet für die Rückrunde. Jetzt das Zwischenergebnis: ein Punkt nach sechs Spielen. Alle verlorenen Spiele waren knapp, teilweise waren wir die überlegene Mannschaft. Mehrfach spielte die Mannschaft auf einem echt guten Niveau.
    Aber irgendwie stehen wir uns selbst im Weg. Gerade in Spielen gegen gleichwertige oder gar schwächere Gegner können wir unser Potenzial nicht richtig abrufen. Ein gutes Beispiel ist das Heimspiel am Samstag, als wir mit wenig Engagement und Selbstvertrauen starteten, schließlich kurz nach der Halbzeit 0:3 zurücklagen und dann - als wir "nichts mehr zu verlieren" hatten, noch auf 2:3 zurückkamen.


    Meine Fragen:
    1. Ist es aus eurer Sicht möglich, in einer C-Jugend die Ergebnisse komplett auszublenden, wenn man von einer "erfolgreichen" Saison spricht? Irgendwie haben wir ja in der vergangenen Saison auch darauf hingearbeitet, jetzt mehr Erfolgserlebnisse zu haben...
    2. Habt ihr Ideen, vielleicht Tricks, wie man die Mannschaft dazu bringen kann, die Spiele gegen gleichwertige/schwächere Gegner genauso selbstbewusst und engagiert anzugehen? V.a. in der aktuellen Situation, wenn es ein paarmal schief gegangen ist...

  • Hallo koeppchen,
    auch wenn ich mir gleich wieder Haue abhole, sehe ich es so, dass man ab C-Jugend den Erfolg auch daran messen muss, ob die Mannschaft einen guten oder schlechten Platz in der Tabelle erreicht. Natürlich wird ein Jugendtrainer, nach der reinen Lehre, danach beurteilt, ob sich die Spieler verbessert haben, aber irgendwann ist meiner Meinung nach der Zeitpunkt gekommen, wo auch die Platzierung in der Tabelle wichtig wird.
    Wenn du deine Spieler gut ausgebildet hast, und ich will dich hiermit nicht angreifen, da ich davon ausgehe, dass du das gemacht hast, müsste die Mannschaft normalerweise mehr gewinnen als eine Mannschaft, die nicht nach den Ausbildungszielen trainiert wurde. Sollte dies nicht so sein, so hast du entweder nur gute und keine sehr guten Spieler, oder die Konzeption des KiFu- und Jugendfussballs des DFB ist nicht zielführend.


    Wie du sie motivieren kannst? Schwierig zu sagen, da ich deine Jungs nicht kenne. Ich sage meinen eigentlich nur, dass sie offensiv in alle Zweikämpfe gehen sollen und daran denken sollen, dass das gegnerische Tor eigentlich nur ein weiterer Mitspieler unserer Mannschaft ist, dem sie halt einen vernünftigen Pass zuspielen sollen, wenn sie dass tun, ist der Ball normalerweise im Tor:).
    Des Weiteren sage ich Ihnen, dass sie möglichst schnell zurücklaufen sollen, wenn der Gegner den Ball hat (Ja, ich weiss, dass ist zumindest Gruppentaktik und hat in meiner Altersstufe nichts verloren).
    Ansonsten kannst du meiner Meinung nach nicht viel machen. Wahrscheinlich würde ein gewonnenes Spiel Wunder bewirken.



    Gruß Zamorra

  • Nun ich lasse mal den DFB ganz außen vor und fange mit Tipps an, wie du diese Spiele gewinnen kannst, weil ich auch an deine Spieler denke und deren Lust auf Fußball.


    @ Andre .... bitte spare dir eine Antwort darauf, ich könnte diese mittlerweile so schreiben wie du DANKE!



    Zunächst ist es so, dass die Spieler von den Teams gewonnen werden, die den schnellern Fußball spielen. Schneller in allen Bereichen. Hier fängst du im Training mit entsprechenden Reaktions- Lauf- und schnellen Passübungen an. Sehr schön ist dabei immer ein Abschlussspiel mit der einzigen Zusatzregel: "Wer den Ball verliert, weil er nicht schnell genug reagiert hat = Tor für den Gegner!" (Normales Tor = 2 Torpunkte).


    Dann lässt du die Mannschafttaktik ebenso links liegen wie bereits das DFB-Ausbildungskonzept und konzentrierst dich auf eine Taktik für lediglich drei Leute, denen du beibringst, gegenerische Spieler als Dreieck anzugreifen und sich auch beim Sturmlauf als Dreieck gegenseitig zu unterstützen.


    Nach 10 Trainingseinheit bzw. zwei Monaten gewinnt ihr die Spiele.



    Hinweis: Damit das klappt, musst du auch beim Warmmachen vor dem Spiel immer bereits voll auf Tempo machen, also zum Beispiel eine Passstaffette, bei der die Spieler gleich loslegen wie die Feuerwehr ....... und du sie zu immer mehr Tempo antreibst.

    [b][color=#990000]"Absolvent der SOCCERDRILLS-ONLINE Kurse BASIS, Ki-Fu und JUGEND-FU."

    Einmal editiert, zuletzt von Germancoach ()

  • Germancoach: Warum hast du das getan? Nun kommt wieder ein Diskussionsbeendes Statemant eines bekannten Users oder wir diskutieren zum ersten, ähhh Xten-Mal, über die Ausbildungsziele des DFB:)

  • Germancoach: Warum hast du das getan? Nun kommt wieder ein Diskussionsbeendes Statemant eines bekannten Users oder wir diskutieren zum ersten, ähhh Xten-Mal, über die Ausbildungsziele des DFB:)

    Dann kontere ich mit den Ausbildungszielen der Spanier ..... und die sind amtierender Weltmeister. :D


    Ich könnte ja auch mit den Amerikanischen entgegenen, aber die werden gerade neu überarbeitet und kommen sehr bald neu raus.

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  • Hey da, keine Nebenkriegsschauplätze :)


    Danke für eure Tipps, ich werde darüber nachdenken...


    Wobei - Germancoach, das mit den 10 TE etwas zu einfach klingt. Ich habe nur eine Vermutung worauf du hinaus willst. Kannst du das vielleicht noch einmal etwas ausführlicher erklären, bzw. ein paar typische Übungen hier reinschreiben?


    Zamorra, offensiv in alle Zweikämpfe gehen, das ist interessant. Wir spielen ein ballorientiertes System, und vereinbaren Zonen, in denen wir "Pressing" spielen. In dem erwähnten letzten Spiel haben wir in der ersten Hälfte ab ca. 10 m vor der Mittellinie angegriffen, in der zweiten Hälfte dann Angriffspressing ganz vorne versucht. Letzteres hat insgesamt ganz gut geklappt. Ich befürchte nur, wenn wir von Anfang an Angriffspressing spielen, dass die Kraft nicht ausreicht und wir vielleicht am Ende einbrechen!?

  • koeppchen, ich denke, dass du normale Reaktionsübungen kennst, daher hier einfach mal die entsprechenden Kleinfeldspiele für mehr Geschwindigkeit, so für 7 v 7 oder ähnlich auf Feldern mit einer Mittellinie (oder mehreren Hütchen).


    Die Spanier machen fast ALLES über diese spielnahen Übungen.



    - sobald man in Ballbesitz und in Gegners Hälfte ist, hat man 5 Sekunden Zeit für einen Abschluss (die gegenerische Mannschaft oder der Träner zählen laut mit!)


    - nach Balleroberung hat man 20 Sekunden bis zum Abschluss, egal wo man ihn bekam


    - sobald man in Ballbesitz und in Gegners Hälfte ist, darf man noch zwei Pässe spielen, dann muss ein Abschluss kommen


    - normales Spiel, aber alles, was zu lange dauert, das ist ein Foul (selbst ein Einwurf, Freistoß oder Eckball), der Gegner bekommt den Ball


    - wer den Ball verliert, weil er nicht schnell genug reagiert hat = Tor für den Gegner!" (Normales Tor = 2 Torpunkte)


    - Tschenchenrolle mit zwei Ballkontakten



    Dann kann man das Feld auch vertikal teilen und sagt, dass ein Tor nur in der Hälfte erzielt werden kann, wo der Ball NICHT erobert wurde, so müssen die Spieler immer wieder schnell von links nach rechts spielen, um dann einnetzen zu dürfen. Auch das wird sie zum schnellen Passen animieren.



    Und dabei feuerst du sie immer wieder an: "Gib Gummi!!!!!!!!!!! Gas; Gas; Gas; Gas; Gas; Gas; Gas; Gas;! Schneeeeelllllller!"

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  • Ich habe einen neuen netten C-Trainer kennengelernt, der schreit nicht, hat richtig Ahnung, denkt sehr modern, weist präzise und dosiert an, lobt. Nachträglich hörte ich, dass er in der Vergangenheit -trotz seiner Ahnung- bei bestimmten Vereinen und deren Mannschaften "versagte", weil er für diese Truppe zuviel abverlangte. Das was ich hier lese sind Tipps für ein Leistungsteam mit Biss.


    Ich finde die Tipps von Germancoach fußballerisch interessant bis richtig, gebe Koeppchen aber zu bedenken, dass er die Jungs und damit die Mannschaft kaputt machen könnte. Es besteht latent die Gefahr, dass das Korsett zu eng wird. Man könnte die Gefähr auch mit Überforderung umschreiben.


    Keiner fragte danach, wieviele C Jugenden sein Verein hat, keiner fragte, in welcher Liga sie spielen, ....das wären für mich die wichtigen Eingangsfragen gewesen, um überhaupt grundlegend einen Eindruck zu bekommen.


    Hat er vielleicht Spieler in der Mannschaft, die in meinem Verein in der C 4 wären und bei ihm in der C 1 spielen? Spielen sie Kreisliga A oder bereits in der C? Welches Potenzial hat er?


    Welche Fehler machen sie konkret und zwar nicht als Manschaft, sondern


    -welche Fehler macht der Einzelne


    und


    -welche Fehler macht die Gruppe?


    Sind das Fehler die man spielerisch beheben kann...ohne Zwang und Knebel....sind es Fehler die die Spieler durch Schweiss beheben können und wollen?


    Auch die Frage, ab wann die Fehler einsetzen könnte interessant sein. Vielleicht sind es ja "nur" Konzentrationsschwächen z.B. durch Konditionschwächen, was man hervorragend durch Trainings in Spielformen beheben könnte. Da wäre eine Lösung das...."Ganzheitliche Training"....Spieletraining mit Aufgaben....


    bringst du sie in diesem Fall behutsam mit Fun beim Training in die Lage, mehr leisten zu können, als sie im Spiel müssen, würde man von Leistungsverbesserung reden. Spieler die über Spass und Fan zu Kondition kommen, sind in der Lage ihre Konzentration ausreichend lange hoch zu halten. Dann schleichen sich meist weniger Fouls ein, sie behalten ihre Technik, denken länger mit, trauen sich was, sind bissiger und schaffen auch die Pässe und ähnliches sauberer zu spielen.


    Das bedeutete für mich, das nicht das Passtraining mit dem Korsett von einer Ballberührung die Hilfe/Lösung wäre....sondern eine spielerisch (Spieletrainings) gesteigerte Kondition. Gruß Andre


    "Ganzheitliches Training"

  • Germancoach, bei deinen Tipps denke ich spontan an die Spielweise des BVB. Am Sonntag wurde bei sky gesagt, Klopp lässt jeden Tag das umschalten trainieren. Ich habe vor Augen, wie nach Ballgewinn 4-5 Spieler in die Tiefe starten und Mats Hummels einen 40m-Flugball mit dem Außenrist spielt... Ich bin absolut begeistert davon, und habe große Freude, da zuzusehen. Aber ich habe keinen Mats Hummels, der solche Flugbälle spielen kann. Da wir häufig auf Kunstrasen spielen, bevorzuge ich Kombinationsspiel gegenüber langen Bällen (welche auf dem Kunstrasen sehr schnell werden).


    Die Spanier gelten doch auch als Meister der Ballzirkulation, warten geduldig, bis sich die Chance zum Pass in die Tiefe ergibt? Es wundert mich, dass gerade dort auf das schnelle Umschalten so geachtet wird. Oder werden dann lange Bälle nach vorne eher ausgeschlossen?


    Ich werde die Ideen in mein Training einfließen lassen. Bisher haben wir das umschalten eher in kleineren Passspielformen trainiert. "Von Anspieler zu Anspieler", 3-Farben-Spiele und die Lieblingsübung von BJL, welche ich sehr gut finde: Junioren Frage nach eurer häufigst verwendeten Übung

  • Andre, dein Hinweis auf das Niveau meiner Mannschaft war gut. In unserer Gegend haben viele Vereine nur eine C-Jugend, die Leistungsunterschiede innerhalb der Mannschaften sind dann natürlich größer als bei großen Vereinen mit drei oder mehr C-Jugend-Teams.


    Das von dir empfohlene Buch habe ich mir vor einiger Zeit bereits zugelegt und ich schaue immer wieder rein. Mein Problem ist gar nicht, dass ich ratlos bin, was zu trainieren ist. Im Gegenteil, mein Team hat sich in den letzten vier Monaten nach meinem Empfinden enorm weiterentwickelt und ist im Training oft mit großem Ehrgeiz und Engagement bei der Sache. Auch konditionell haben wir keine größeren Schwierigkeiten, meist können wir gegen Spielende noch mal zulegen!


    Ich sehe zu allererst ein mentales Problem, dass das Team offensichtlich Angst vor der eigenen Courage hat, wenn ein Sieg greifbar ist. Obwohl wir von außen hier keinen Ergebnisdruck mitgeben. Das kommt eher von den Spielern selbst.


    Die zweite Frage ist aus meiner Sicht eine mannschaftstaktische. Ist es möglich, ein ganzes Spiel "Angriffspressing" zu spielen? Wie gelingt es, den Raum im Mittelfeld eng zu machen, und trotzdem nicht durch eine aufgerückte Abwehr ständig Angst vor langen Bällen zu haben? Und wie bringe ich die Taktik mit der geforderten Einstellung ("offensiv in die Zweikämpfe gehen") in Verbindung?

  • koeppchen


    Die Spanier KÖNNEN schnell spielen, wenn sie wollen. Sie warten in der Regel geduldig mit tica-taca (übrigens schnellem, sonst bekommt der Gegner den Ball!) vor der Abwehr, um dann wie der Blitz zuzuschlagen.


    Und es geht auch nicht um ein Angriffsspiel wie bei dem BVB, sondern ein einfacher Schlüssel zum Erfolg liegt in der Kombination von schnellem gedanklichen und fußballerischen Handeln. Wollt ihr gewinnen, müsst ihr da einfach 10% schneller sein als eure Gegner.


    Es sind eigentlich drei Schlüsselfaktoren, die dafür zu trainieren sind:


    1.) Richtige Köperposition zum Ball, Hüftgelenkigkeit und Fußschnelligkeit


    2.) Passspiel mit nur wenigen Kontakten und OHNE minutenlange Versuche einer "Ball-Tod-Annahme", wo 1-3 Kontakte und ein rollender Ball gereicht hätten


    3,) Gedanklich-spielerische Höchstgeschwindigkeit (egal, wie langsam sie sich da 2 Minuten den Ball zugeschoben haben, es muss dem Team möglich sein, quasi auf Knopfdruck eine sehr schnelle Kombination auf euren Kunstrasen zu zaubern). Langsames Spielen braucht man aber nicht trainieren, das ist angeboren. ^^


    Und wenn du die Liste durchgehst, für nichts davon benötigt man Kreisauswahlspieler. Das bekommen nach etwas Training normal C-Teams passable hin.


    PS: DER BALL WIRD NIEMALS MÜDE!

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    2 Mal editiert, zuletzt von Germancoach ()

  • Interessantes Thema.


    Wenn man Andres und GCs Tipps vereint, hat man einen ziemlich guten Ansatz.

    Das einzige, was wirklich gerecht verteilt ist, ist die Intelligenz.
    Ich habe noch nie jemanden sagen hören, er hätte zu wenig davon.

  • koeppchen


    Die Spanier KÖNNEN schnell spielen, wenn sie wollen. Sie warten in der Regel geduldig mit tica-taca (übrigens schnellem, sonst bekommt der Gegner den Ball!) vor der Abwehr, um dann wie der Blitz zuzuschlagen.


    Entschuldigung Germancoach, aber ich muss dich verbessern: es heißt tiki-taka - nicht tica-taca. Bin schon lange ein Freund und Beobachter des spanischen Fußballs. Daher konnte ich es mir nicht verkneifen ;) .


    Und zu Klopp: warum er das schnelle Umschalten so viel trainiert? Weil statistisch rund 80 % aller Tore, die aus dem Spiel heraus erzielt werden, nach einem schnellen Konter direkt nach Ballgewinn fallen. Sein Problem ist nur die Chancenverwertung seiner Spieler. Sonst wäre das Torekonto noch praller gefüllt ;) . Tatsache ist aber auch, dass dieses Team unwahrscheinlich viel Laufarbeit verrichtet. Jürgen Kohler sagte mal (sinngemäß), dass es Wahnsinn sei was Jürgen Klopp trainiert. Es würde über kurz oder lang zu einem großen Spielerverschleiß führen, da diese Spielweise extrem anstrengend ist. Das sagte er aber als sich der Erfolg, wie er jetzt vorhanden ist, noch nicht eingestellt hatte. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört :P .


    koeppchen: aus der Entfernung ist es, wie eigentlich immer, für Aussenstehende schwer zu beurteilen wo das Problem liegt. Nach deiner Beschreibung tippe ich aber auf ein Kopfproblem, da du von großen Fortschritten im Training berichtest. In der vorherigen Saison konnten sie sich wegen der Spielergebnisse offenbar nicht viel Selbstvertrauen aneignen. Ich glaube, dass jeder Trainer selbst ein Gespür dafür entwickeln muss wie er mental Zugang zu seinem Team oder einzelne Spieler erhält. Fußball ist eben zu einem ganz großen Teil auch Kopfsache. Du kannst sie als Trainer nicht nur durch das Training, sondern auch mental stärken, wenn du diesen Zugang findest. Das ist meiner Ansicht nach eine Tatsache, die ich aus eigener Erfahrung gelernt habe. Nicht, dass dies neu wäre. Darüber wurden schon Bücher geschrieben. Ich habe davon nicht ein einziges gelesen. Aber die Erfahrung muß man auch selbst machen. Ich glaube kaum, dass man als Unbeteiligter, die wir hier sind, passgenaue Tipps geben können. Dafür spielen einfach zu viele Faktoren eine Rolle.


    Also kurz und knapp mein Tipp: mache dir Gedanken, wie du deine Spieler auch mental GLAUBHAFT stark reden kannst. Glaubhaft ist deswegen meiner Ansicht nach so wichtig, da sie dir dann auch weiterhin vertrauen und deinen Worten Gehör schenken. Machst du Ihnen etwas vor, dann merken sie es irgendwann. Dann ist der Zugang schnell verschlossen.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Hi koeppchen! Interessante Ausgangslage, fast mit meiner/unserer vergleichbar. Auch ich trainiere ein junges C-Team in der hiesigen Kreisklasse (=höchste Klasse im Kreis), zu 50% bestehend aus 98er D-Jugendlichen, einigen 97ern und zumeist Neuanfängern des 96er Jahrgangs. Auch bei mir gab es Phasen in dieser Saison, wo ich mich fragte, ob es klug war, eine Altersklasse mit meinem recht spielstarken D-Jahrgang zu überspringen. Es gab anfangs teils deutliche Niederlagen, was vornehmlich an der physischen Überlegenheit der mitunter durchschnittlich 1,5 Jahre älteren Gegnerschaft lag.


    Wenngleich ich auch mich und meine Trainingsmethoden hinterfragte, war es für mich eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich Erfolg - auch im Sinne positiver Ergebnisse - einstellen würde. Wir bauten zwei 96er Neulinge in der Abwehr bzw. im Angriff ein, was sich positiv auswirkte. Ich muss dazusagen, dass ich nach Trainingsbeteiligung aufstelle und "Leistung" nicht in den Vordergrund stelle...diese aber auch nicht vollends außen vor lasse. Ich versuchte, meine Enttäuschung ob mancher negativer Resultate vor dem Team zu verbergen/überspielen. Ich redete sie stark, verwies neben zu verbessernden Dingen auch auf deren Stärken, hob das hervor, was gut gelaufen ist...dass Ergebnisse nicht alles sind, sondern auch - und vor allem - die fußballerische Entwicklung des Teams bzw. des Einzelnen für mich wichtig ist.


    Klar spielen die Resultate spätestens ab der C eine wichtige Rolle für die Motivation eines Teams! Keine Frage, dass die Jungs Erfolgserlebnisse brauchen, eine C ist halt keine F, wo die Kids das Ergebnis schon nach Abpfiff vergessen haben....wobei ich bei meinen Jungs immer wieder feststellen musste, dass bereits in der Kabine auch nach verlorenen Spielen gefeixt wurde und m.E. keiner so richtig Probleme damit hatte.


    Inzwischen sind wir im "gesicherten" Mittelfeld bei ausgeglichener Bilanz. Ich bin zufrieden mit der Saison und sehe großes Potential, dass es weiter aufwärts geht.


    Was ich dir raten würde? Bewahre die Ruhe, behalte deine ausbildungstechnischen Ziele/Vorsätze bei, motiviere dein Team, ohne es unter Druck zu setzen! Ich bin mir zwar sicher, dass du das ohnehin alles tust, aber ich möchte dies nochmals bekräftigen: Weich nicht von deinem Weg ab! Letztlich ist es m.E. ab einer C wichtig, dass man ein "gesundes Mittel" zwischen Ausbildungszielen/ ausreichenden Spielanteilen aller und positiven Ergebnissen findet! Das kann man z.B. an der Stärke des Gegners festmachen.


    Dass dieser - "mein" Weg - nicht so falsch sein kann, sehe ich an den nachlassenden Kaderstärken von Teams unserer Liga! Ich sehe hier Trainer, die ausschließlich auf Ergebnisse setzen..."Schwächere" kaum Einsatzmöglichkeiten geben...und sich wundern, dass die Spieler aufhören. Gerade am letzten WE meinte ein gegnerischer Trainer, dass dies wohl am Alter läge und meine Jungs ja 1 Jahr jünger sind...und mir das wohl auch bevorstünde (so kam das bei mir an). Auf längere Diskussionen ließ ich mich nicht ein, konnte mir aber einen "innerlichen Triumpfmarsch" nicht verkneifen. Insofern brauchen wir hier die Grundsätze des DFB oder sonst irgendeinen Verbandes nicht zu diskutieren - ich sehe, was los ist...gerade bei den Trainern, die diese Grundsätze teils "mit Füßen" treten.


    Ergo:

    1. Ist es aus eurer Sicht möglich, in einer C-Jugend die Ergebnisse komplett auszublenden, wenn man von einer "erfolgreichen" Saison spricht? Irgendwie haben wir ja in der vergangenen Saison auch darauf hingearbeitet, jetzt mehr Erfolgserlebnisse zu haben...


    Nein, eine komplette Ausblendung der Ergebnisse in/ab einer C ist nicht möglich! Als Trainer darfst du diese aber niemals in den alleinigen Vordergrund stellen, sondern weiterhin an den Ausbildungszielen festhalten. "Ergebnissteuerung" ist im Sinne der Ausbildungsgrundsätze möglich!


    2. Habt ihr Ideen, vielleicht Tricks, wie man die Mannschaft dazu bringen kann, die Spiele gegen gleichwertige/schwächere Gegner genauso selbstbewusst und engagiert anzugehen? V.a. in der aktuellen Situation, wenn es ein paarmal schief gegangen ist...


    Habe ich nicht wirklich! Ich verweise bei schwächeren Gegnern immer auf deren positive "Überraschungsresultate" gegen andere Teams und fordere eine Nichtunterschätzung ein - zumal wir uns dies gegen die zumeist wesentlich älteren Gegner nicht leisten können! Aber das wissen meine Jungs inzwischen...

  • Trainer2005, vielen Dank für deine Antwort! Zum einen, weil du mich aus einer ähnlichen Situation heraus ermutigst! Aber besonders, weil du genau erkannt hast, wo das Problem liegt.
    Ich werde genau das machen - möglichst den Druck von der Mannschaft nehmen, und auch wenn nötig den Gegner stark reden. Es scheint bei meiner Truppe besonders wichtig zu sein, dass sie nicht mit zu großen Erwartungen (und Druck!) in ein Spiel geht und dann schnell enttäuscht ist.
    Es ist immer wichtig, auf die kleinen Dinge hinzuweisen, die funktionieren müssen, bei jedem einzelnen Spieler, damit ein großes Ziel der Mannschaft erreicht werden kann. Und dass gerade die Spieler, die sehr schwankende "Leistungen" abrufen, besonders anfällig sind für "schwierige Umstände" und dann hadern, anstatt sich damit zu beschäftigen, was sie ganz persönlich beeinflussen können.


    Toto2, wie oben beschrieben ist es aus meiner Sicht zwar ein Stück weit Kopfsache, aber eher nicht lösbar, in dem man die Mannschaft in einer Art und Weise "stark redet", die zu hohe Erwartungen weckt.

  • Ich vermute mal, dass man mich falsch verstanden hat. Wenn man seine Mannschaft "stark redet", also letztlich motiviert, dann übe ich damit meiner Ansicht nach keinen Druck aus, sondern dann stärke ich das Selbstvertrauen. Druck und Einschüchterung übt man auf andere Art und Weise aus.


    Wenn ich, wie du Koeppchen schreibst, den Gegner stark rede besteht die Möglichkeit, dass ich meine eigene Mannschaft zu sehr einschüchtere. Wenn ich mir die Vergangenheit deiner Mannschaft anschaue scheint mir das kein gutes Mittel zu sein, da sie zum großen Teil Niederlagen einstecken mußten. Wer viele Niederlagen einsteckt hat naturgemäß wahrscheinlich nicht viel Selbstvertrauen. Da deine Mannschaft aber erkennbare Fortschritte macht, wie du selbst im Training und Spiel beobachtet hast, dann spricht absolut nichts dagegen das auch hervorzuheben. Da verstehe ich deine Zweifel an meinem Beitrag nicht.


    Aber wie auch immer....das muss jeder selbst beurteilen. Sollte nur ein gut gemeinter Rat sein.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Toto2, ich wollte dich nicht kritisieren. Sorry wenn das falsch rüberkam. "Stark reden" ist natürlich gut, wenn es ein Problem mit dem Selbstvertrauen gibt.
    Der Fall meiner Mannschaft ist nur ein bisschen anders gelagert. Die Spieler sind sich durchaus bewusst, dass unser Team in einigen Spielen grundsätzlich nicht schlechter als die jeweiligen Gegner ist. Wir kennen unsere Gegner ja noch aus der Vorrunde. Daher gab es jetzt ein paar Spiele, bei denen die Spieler vorher dachten "gegen die gewinnen wir jetzt endlich". Das ging so weit, dass facebook über das Endergebnis diskutiert wurde, ob 4:1 oder 5:0. Ich habe das zunächst als gesunden Optimismus interpretiert. Nur blöd, dass das Spiel dann 2:5 ausging. So hat sich das Team ein Stück weit selbst Druck gemacht. Diese Erwartungen wurden nur eben nicht erfüllt...
    Da hätte ich früher den Teufelskreis durchbrechen sollen, und die Aufmerksamkeit noch mehr von den Ergebnissen ablenken...

  • Kleinere Ziele formulieren! Die Jungs dürfen eben nicht gleich von sich fordern, dass der Gegner mit 4:0 besiegt wird. Ein dreckiges 1:0 muss erstmal das Ziel sein. Der Druck den sich eine Mannschaft selbst macht, kann oft wesentlich höher sein als der Druck, der von außen Trainer/Eltern kommt. Gerade ab der C-Jugend hab ich das schon häufiger beobachtet. Der Trainer muss das erkennen und in die richtigen Bahnen lenken und ggf. den Druck da wieder rausnehmen.

  • Hast du hier konkrete Erfahrungen? Wie haben die Trainer in den von dir beschriebenen Fällen auf die Situation reagiert?

  • Oftmals einfach durch Gegensteuern. Geht deine Truppe im Spiel nach 2min mit 1:0 in Führung und wird überheblich, von außen mäßigend einwirken. Liegst du aber 10min vor Schluss trotz vergebener Großchancen immer noch 0:1 hinten und die Köpfe sind unten, immer motivierend pushen und jede gute Aktion nutzen um die Jungs anzutreiben. Wenn ihr über mehrere Spiele hinweg "eigentlich besser" wart aber trotzdem verloren habt, schieb mal nen FS-Spiel gegen ne deutlich schwächere Mannschaft dazwischen, damit einfach das Erfolgserlebnis wieder da ist. Auch hat es sich bei mir schon bewährt das eigene taktische Konzept mal über den Haufen geworfen zu haben. Da wurde dann von Beginn an nicht mit 4er sondern mit 3er Kette gespielt und auch insgesamt wurde durch einige Veränderungen ein wenig frischer Wind ins Team gebracht und prompt wurden wieder drei Punkte geerntet. Wenn sich Erfolg aber über längeren Zeitraum nicht einstellt, ist man vll. einfach in der falschen Liga und besser eins drunter aufgehoben. Das muss man dann auch erkennen und einsehen und den Jungs so vermitteln, weil genau da arbeitet eben wieder dieser Druck der Jungs: Wir wollen Leistungsklasse spielen und müssen daher drin bleiben. Aber wenn das Potential dafür nicht reicht, dann ist es besser seine Ziele zurück zu fahren.