Ich hatte jüngst Kontakt zu Leuten, dessen Kinder seit langem in einer Stützpunktmannschaft spielten. Dabei waren auch Väter, die ihren Sohn bereits bei einem Bundeslegisten der deutschen und auch niederländischen Liga spielen hatten. Die Söhne spielen heute in der B Jugend (U 16). Die "Karriere" dort war in allen Fällen beendet, weil sich das Kind schwer verletzte und lange Zeit ausfiel.Der erzählte auch von anderen ihm bekannten Spielern. Die Anfahrtswege zu diesen Liga-Vereinen beliefen sich auf nicht unter 70 km und das ging bis 120 Kilometer ein Weg.
Man berichtete mir, dass man für die Wege zum Training und zu den Spielen im Monat bis zu 500 Euro Spritkosten finanzierte. Man erzählte, dass man mehrere hundert Kilometer fuhr, um seinen Sohn zu einem Spiel zu bringen. Nach Abgabe des Sohnes beim Trainer durfte man keinen Kontakt mehr zu seinem Sprössling haben, ...erst Abends ...um ihm Essen zu geben. Man fühlte sich wie ein Privatfahrer und es hörte sich auch so an, als wenn da jemand stark ausgenutzt wurde, ...in diesem Fall die Eltern. Vielleicht träumten die, vielleicht auch die Kinder und man wollte ihnen den Traum einfach aus Liebe erfüllen....von einer Profikarriere.
Das was sie beschrieben wurde wohl ein oder in anderen Fällen zwei Jahre so vollzogen. Dreimal die Woche Training, wo die Jungs in Fahrgemeinschaten 240 Kilometer zum Training fuhren -mit 14 und 15 Jahren- + ein Wochendspiel, das teilweise doppelt so weit abgehalten wurde. Am Ende gab es bei meinem Beispiel wohl für zwei Spieler einen Vertrag, ....zur A Jugend oder nach der A...da bin ich mir nicht mehr sicher. Danach konnte man gehen.
Bei einem niederländischen Verein, dessen Ruf für die Jugendabteilung wohl einzigartig gut ist, lief es so ab, dass die Spieler von zu Hause mit einem Kleinbus abgeholt wurden. Danach war man bis man wieder zu Hause war, ....gute 4 Stunden auf der Straße im Kleinbus + Trainingszeit dreimal die Woche + Spiel.
In einem anderen Fall spielte der Sohn in einer Auswahlmannschaft. Viele Kilometer waren fällig und am Ende wurde dem Jungen erzählt, dass er leider leider zu klein sei. Nun spielt dieses Talent -und den Jugen kenne ich persönlich- beim hiesigen Heimatverein in der Landesliga. Dort sitzt er aber auch leider leider auf der Bank. Man fährt wiederum -auf eigene Kosten- bis zu 120 Kilometer (ein Weg), damit der Sohnemann dort zu 100 Prozent auf der Bank sitzt, ...weil er ja körperlich leider leider nicht in der Lage ist, ...was gegen die großen bösen Gegner auszurichten, obwohl er ja so ein klasse talentierter Junge ist, ....wie der Trainer sagt.
Mein Eindruck/Gesamteindruck (muß ja nicht stimmen) :
Wenn ich daran denke, wieviele Talente das so durchziehen, würde ich gern wissen, wieviele damit nachher Geld verdienen und was sie ungefähr verdienen.
Bei einem hiesigen Oberligaverein sollen die Spieler angeblich so um die 2000 bis 4000 Euro im Monat erhalten. Ich weiss nicht ob das stimmt, aber wenn man bedenkt, dass die meisten keinen Job haben und "nur" spielen und von denen viele nicht höher kommen, dann frage ich mich, wovon die später leben, wenn sie aufhören, weil von diesem Geld kann man keine Reichtümer anhäufen....Ich gehe bei meiner Aussage davon aus, dass die Zahlen ungefähr stimmen.
Komme ich zu den Kindern zurück. Den Aufwand habe ich beschrieben, ...was kommt raus? Es ist meiner Einschätzung entsprechend ein riesen und aufwendiges Tun der Eltern und Kinder und zwar auf Kosten der Eltern und Kinder. Man investiert hier in den Traum und erhält -soweit mir durch Erzählungen dieser Eltern bekannt- keine Unterstützung ausser mal eine Zugfahrkarte, ...wenns gut läuft. Das Risiko tragen ebenfalls die Eltern und die Kinder....erst viel später fangen einige ganz wenige damit an, damit Geld zu verdienen. Stimmt das so? Die Kinder die da letztlich doch nicht genommen werden, ....sind oftmals vermutlich in der Schule schlechter oder nichtmal schlecht, ...könnten aber dort besser sein. Einerseits sehe ich, dass Eltern hier in die Zukunft der Kinder investieren, aber im Gegensatz zu anderen Ausbildungen ist der Ausgang hier mehr als ungewiss. Deshalb denke ich auch, dass das eine Verarschung der Beteiligten ist. Es erschleicht sich bei mir der Verdacht, dass da - so gesehen - ausgenutzt wird, ohne sich zumindest an den Kosten gebührend zu beteiligen.
Ich würde an dieser Stelle ungern den Satz schreiben, dass mir eine Fußballkarriere für meine Söhne deshalb am -sorry- "Arsch" vorbeigeht, ...kann das aber noch nicht schreiben, weil ich nicht weiss, ob die Dinge für ein Talent vom Land (nicht aus der Großstadt, da wohnt er neben dem Verein) sich tatsächlich so darstellen, wie mir beschrieben wurde.
Ferner würde ich -vorausgesetzt es stimm annähernd was ich schildere- einem Spieler abraten, so einen Aufwand zu betreiben. Erst wenn man ein Internat des Vereins besuchen darf, .....würde es interessanter....und auch wenn Kosten übernommen werden. Davor ...Wahnsinn und Verarsche...dummes Zeug, ablehnen und zu Hause im Verein bleiben und viel, sehr viel Spass haben. Tschüssi BL.
Wer hat da Erfahrungen (Trainer, Eltern, Verantwortliche)? Was wißt ihr, was habt ihr mitbekommen? Würde mich mal interessieren. Gruß Andre