Fairplay-Liga: Konzept mit Zukunft?

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Beim Surfen bin ich auf folgende Seite gestoßen:

    http://www.fairplay-liga-kreis-aachen.de/

    Hier ein kurzer Auszug aus dem Konzept. Weiteres könnt ihr auf der HP nachlesen.

    "Unser Ziel ist es, Fairplay aktiv umzusetzen

    Dieses Ziel wollen wir mit Hilfe der Kinder erreichen. Die Kinder der Altersklassen U8 (Jahrgang 1999) und U9 (Jahrgang 1998), also die F-Junioren, spielen in dieser gesondert zusammengestellten Fairplay Liga. Die Spiele werden nicht von den üblich bekannten Schiedsrichtern geleitet. Unser Schiedsrichter ist der Fairplay-Gedanke. Die Aufsicht über Fairplay übernehmen ausschließlich beide Trainer. Natürlich spielen die Trainer in solch einem gewagten Konzept die tragende Rolle. Sie müssen den Fairplay-Gedanken aktiv vorleben und den Kindern schon im Training vermitteln. Da die Kinder in diesem Alter noch keinen Schiedsrichter kennen, werden sie ihn auch nicht vermissen. Automatisch wenden die Kinder ihre natürlichen Verhaltensregeln an und werden den Fairplay-Gedanken in ihrem Geist vertiefen."

    Was haltet ihr davon? Hat dies Zukunft? Oder gibt es soetwas sogar schon in anderen Kreisen?

    "Zufriedenheit ist Stillstand"

  • Der Gedanke ist sicherlich gut, aber leider ist eine solche Insellösung ehr ein Feigenblatt, und löst das vorhandene Problem nur innerhalb dieser Gruppe. ?(

    Die meisten Vereine, Verbände, Schiedsrichter, Spielerinnen, Spieler werden sich weiterhin mit dem Problem des "Fair Play" real befassen müssen.

    Solange der Egoismus in unserer Gesellschaft zunimmt, solange werden wir das eigenliche Problem nicht in den Griff bekommen.

    Es ist ja schön das Projekt ins Leben gerufen wurde.
    Was glaubt ihr wie lange dieses Projetkt laufen wird?
    Was glaubt ihr passiert wenn die Kinder in den nächsten Jahrgang kommen?
    Was passiert wenn diese Mannschaften bei Tunieren auf "unfiaire" Mannschaften treffen?

    Nicht falsch verstehen, ich finde es gut das ein erstes Zeichen gesetzt wurde. Aber das ist in der aktuellen Situation viel zu wenig. Da müßten mehr und immer mehr Aktionen kommen.

    www.bcefferen.mx35.de

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • Hallo zusammen,


    so langsam kämpfe ich mich durch das Forum. Unsere Fairplay-Liga war ja 2007 schon einmal Thema hier. Seit 2007 ist sehr viel passiert.


    Wir sind aus der Pilotprojektphase heraus und befinden uns momentan beim 2. Jahrgang F-Jugend im Regelspielbetrieb.
    In der Saison 2010/2011 werden wir den jungen Jahrgang E-Jugend mit einbeziehen.
    Dann ist ein weiteres Jahr später der KiFu-Schiedsrichter im 2. Jahrgang E-Jugend angedacht. Der KiFu-Schiedsrichter ist ein Jugendspieler des Heimvereines, der eine erste Schiedsrichterausbildung hat. Das könnte dann die Basis für den Schiedsrichternachwuchs sein.


    Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Die Fairplay-Liga bedeutet natürlich Entwicklung. Wir wünschen uns sehr, dass wir viele Mitstreiter in weiteren Fußballkreisen gewinnen. Köln, Bonn und Düren wollen jetzt nachziehen.
    Der Verband kann ein solches Konzept leider nicht vorgeben. Der Verband ist lediglich für dieSpielregeln verantwortlich. Die Organisation der Rahmenbedingungen liegt einzig in der Verantwortung der Fußballkreise. Der Verband wirbt mit allen möglichen plakativen Aktionen für das Fairplay und den Kinderfußball. Die Signale müssen an der Basis allerdings verstanden und umgesetzt werden.


    Hier ein paar Links:


    http://www.dfb.de/index.php?id=11173


    http://www.dfb.de/index.php?id=507782


    Von der Deutschen Sporthochschule in Köln wurde eine Diplomarbeit über die Fairplay-Liga gemacht. Darin werden die positiven Aspekte sehr deutlich. Deutlich wird allerdings auch, dass die Umsetzung von den Trainern (Vorbildern) abhängt. Das ist auch unsere Erfahrung. Wenn die Trainer sich ihrer erzieherischen Verantwortung bewusst sind, ist die Umsetzung nur ein kleiner willkommener Schritt. Wer sich der Verantwortung allerdings nicht bewusst ist, sollte lieber aufhören mit Kindern zu arbeiten.


    Also, bitte nachmachen. Es ist wirklich kein Problem.


    Ich hoffe, ihr habt den Karneval alle gut überstanden und freut euch auf die neue Saison.


    Ralf

    Wie wir mit den Kindern von heute umgehen, das wird die Welt von morgen prägen (Hans Jonas 1903-1993)

  • Der zweite Link weist übrigens auf den Flyer hin, den ich bei dem letzten C Turnier anlassbezogen verteilt habe. Man bekommt ihn kostenfrei in einer gewissen Stückzahl beim Dfb. Gruß Andre

  • Hallo zusammen,
    ich bin per Zufall auf diese Seite gerutscht und würde gerne mal aus Elternsicht von den Erfahrungen mit der Fairplay-Liga berichten.


    Mein Sohn spielt F-Jugend im Kreis Aachen und somit in der Fairplay-Liga.
    Ich habe mich viel damit auseinandergesetzt und einiges kritisch hinterfragt, jedoch lassen die Erfahrungen keinen Zweifel zu, dass dies der richtige Ansatz ist!
    Klar, es gibt Spiele, wo dies nicht funktioniert. Aber: Es sind hier die Eltern oder Trainer, die die (doch so einfachen) Regeln entweder nicht kennen oder nicht akzeptieren. "Stress" kommt immer nur von den wenigen Unverbesserlichen, die meinen ihre Kinder schon im Kindesalter zu unvergessenen Fussballerlegenden erziehen zu müssen. Und gerade die werden es nicht werden!
    Die schwarzen Schafe gibt es immer und überall. Ich will auch nicht wissen, was bei diesen sehr wenigen "Problembegegnungen" passiert wäre, wenn es keinen Fairplay-Ansatz gegeben hätte!?!


    Die Spiele, bei denen Trainer, Spieler und Fans (also wir Eltern) auf die Spielsituation vorbereitet sind, ist das Gefühl einfach nur toll.
    Die Kinder gehen ganz anders miteinander um, wenn nicht die Eltern mit ihrer Erwartungshaltung Druck ausüben. Tolle faire Gesten nach (meist ungewollten) Fouls habe ich schon sehen dürfen. Die Kinder sind in der Lage sic zu einigen
    Die Kinder erkennen die "Konkurenz" noch gar nicht. Für sie ist es das Spiel das zählt und davon haben sie in dieser Konstellation deutlich mehr!


    Mein Sohn hat es sehr gut gelernt, ohne Schiedsrichterentscheidungen klar zu kommen. Die Verunsicherung kommt nur von außen und dies ist soweit es geht abgeschaltet! Klasse!

    Fair play bezeichnet nicht nur das Einhalten der Spielregeln, Fair play beschreibt vielmehr eine Haltung des Sportlers: der Respekt vor dem sportlichen Gegner und die Wahrung seiner physischen und psychischen Unversehrtheit. Fair verhält sich derjenige Sportler, der vom anderen her denkt!

  • Auch hier mein Kommentar, ...super Beitrag. Lass uns alle an deinem ehrlichen Erfahrungsschatz teilhaben. Das ist sehr informativ und ein klasse Beweis für die Machbarkeit. Das gibt richtig Mut und Aufwind für die Sache. Gruß Andre

  • Hallo,


    wir haben am Wochenende wegen des Ausfalls eines Punktspiels kurzfristig ein Freundschaftsspiel anberaumt. Deshalb war auch kein Schiedsrichter eingeladen das Spiel zu leiten. Nach ca. 5 Minuten gab es eine strittige Entscheidung, ob ein Ball als Aus oder als Eckball zu werfen ist. Einer meinte: "das ist doch Sch ...! Wir brauchen einen Schiedsrichter." Kurzerhand entschied ein Trainer, dass es einen Abstoss gibt und die Situaiton war somit geklärt. Von nun an klärten die beiden Teams Foulspiel, Abseits usw. ohne Hilfe von Außen. Es entwickelte sich ein munteres Spiel auf beiden Seiten, wobei wir Trainer uns auf ganz wenige Kommentare beschränkten. Nach und nach gesellten sich immer mehr Zuschauer zu Spiel. Erst, als ein Trainer die Teams zur Halbzeitpause rief, entbrannte eine Diskussion zwischen den Zuschauern, die offensichtlich bis dato noch gar nicht gemerkt hatten, dass der "schwarze Mann" fehlte. Man war sich rasch einig, dass soetwas ja wohl ungeheuerlich wäre. Die Regelkonformität würde untergraben. Selbst bei einem D-Jugend-Freundschaftsspiel gehöre es sich, das Duell durch einen Schiedsrichter leiten zu lassen! Selbst der Hinweis, dass auf den Stützpunkten die Talente auch ohne Schiedsrichter ihre Spiele austragen, nützte nichts. Nein, zum Fussball gehöre ein Schiedsrichter, egal, ob es sich um ein Freundschafts-, Pokal- oder Punktspiel handele. Nach dem Spiel gönnten sich die Teammitglieder noch ein kleines Pläuschchen mit ihren Gegenspielern, so dass es einige Zeit dauerte, bis die Teams den Rasen verlassen hatten. Die schienen jedenfalls (fast) kein Problem damit gehabt zu haben, während man bei einigen Zuschauern den Eindruck nicht loswerden konnte, dass man selbst bei einem Freundschaftspiel jemand braucht, auf den man schimpfen kann, wenn das richtige Team zum falschen Ergebnis kommt. Leider wurden dann Tore der favorisierten Mannschaft so überschwenglich gefeiert, dass es auch schon fast in Richtung Beleidigung für das andere Team ging. Fazit: Unter Trainer waren wir uns einig, dass man durchaus auf Schiedsrichter im Freundschaftspiel verzichten kann. Aber die Zuschauer müssen sich wohl erst daran gewöhnen.

  • Das zeigt doch deutlich, das das Problem bei den Erwachsenen liegt und die Kinder sich grundsätzlich sehr wohl selber kümmern können. Hatte erst kürzlich wieder einen "Extremfall", wo Eltern meinten, sie müßten mit Bierflasche die Halle betreten und die eigenen Kinder lautstark anfeuern, die andere Mannschaft mit x : 0 nach Hause zu schicken. Trainer, die ihre Mannschaft von Anfang an mit dem "Joystick" lenken und ein Turnier mit Kindern die heulen, weil sie vom Trainer oder den Eltern wegen "Fehlern" angemacht werden. Andere Kinder heulen, weil sie überhaupt nicht zum Einsatz kommen. Kann das richtig sein?

  • Sorry Karl!


    Das habe ich vergessen zu erwähnen. Da haben keine Kinder gekickt, sondern erwachsene Frauen aus dem Leistungsbereich! Die kamen sich zunächst schon etwas komisch vor, als wir Trainer von Ihnen verlangten, in diesem kurzfristig anberaumten Freundschaftsspiel ohne Schiri zu spielen. Uns ging es aber darum das "pure" Leistungsvermögen zu erkennen. Dazu braucht man nicht unbedingt einen Schiedsrichter. Auch ist es ja den nach und nach herbei strömenden Zuschauern zunächst gar nicht aufge-fallen, dass gar kein Schiedsrichter vorhanden war, weil alles problemlos zwischen den erwachsenen Frauen geregelt wurde. Erst, als einer der Trainer zur Halbzeitpause rief, gab eine breite Entrüstung darüber, dass sich soetwas ja wohl nicht gehöre, ohne Schiedsrichter zu spielen. Es waren also weder die Trainer noch die Spielerinnen, die sich daran gestört haben. Auch ist es nicht so, dass das Spiel ohne Schiedsrichter nur in unteren Klassen, wo ja bekanntlich immer nur um "die goldene Ananas" gespielt wird, funktioniert. Und wenn doch der Name: "Freundschaftsspiel" Titel dieser Begegnung ist, warum soll man dann vermuten, dass bewußt Fussballregeln mißachtet werden sollen. Es hat im gesamten Spiel kein böses Foul gegeben. Man schätzt, dass in einem 90-minütigen Spiel ca. 70 Minuten reine Spielzeit übrig bleiben. Hier waren es gefühlte 85 Minuten!