Die einsame Sturmspitze im Kinderfußball

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  • Denke mal, die Frage nach richtigen oder falschen Coachinghinweisen kann man fürs Wegschlagen von Bällen schon eindeutig beantworten.


    Ansonsten steht der Gütegehalt vom Coaching (mit Ausnahme von Naturtalenten) im Verhältnis zum Bildungsgrad für die jeweilige Traineraufgabe.


    Eine böse Absicht würde ich niemandem unterstellen, weil jeder Trainer ja auch eine Bestätigung seiner erfolgreichen Arbeit sucht.


    @Zodiak meint, der DFB sei in Sachen Pädagogik und Didaktik in der Trainerausbildung nicht auf dem laufenden Stand. Das sehe ich auch so, allerdings würde ich Ralf Peter als ungeeignetes Beispiel dieser These ansehen. Da gibt es sicher geeigneter Kandidaten.


    Das Problem des "einsamen Mittelstürmers" ist jedoch nur dort vorhanden, wo es noch keine Abseitsregel gibt. Allerdings gibt es auch Trainer, die darauf spekulieren, dass der Schiedsrichter nicht jedes Abseits ahndet und indirekt irreguläre Torsituationen, wie auch das taktische Foul einfordert.


    Der Wunsch nach perfekten Regeln wird schon deshalb nicht erfüllt werden können, weil sich jede Regel Möglichkeiten einer legalen Umgehung schafft, weshalb nur die Vernunft siegen kann nur das tun zu wollen, was man auch dem gegnerischen Trainer gestattet. Allein die Beschäftigung mit der Taktik (Plan ein Spiel erfolgreich zu gestalten) beschäftigt sich damit, alle erlaubten Maßnahmen zu ergreifen, um den Gegner zu überraschen.


    Des Weisheits letzten Schluß wird man im Fussball ohnehin vergeblich suchen, denn dafür ist er viel zu lebendig. Deshalb kann auch die Frage was richtig und falsch ist, gar nicht immer beantwortet werden. Das ist grund genug, um dabei zu unterschiedlichen Erkenntnissen zu gelangen, wobei keine besser sein muß wie die Andere.


    Diese Freiheit des Denkens brauchen wir, um neugierig zu sein!
    Besonders freut es mich deshalb, dass es bei diesem Thema sehr viele unterschiedliche Meinungen gegeben hat.

  • Ich weiß zwar nicht wie es mit den ganz kleinen ist, aber mit f, e und d hab ich schon "gearbeitet".
    Die Antwort auf die Frage ob Funino oder sonstige Spielformen angemessen sind liegt ja wohl bei den Kindern.
    Nach meiner Erfahrung ist es so:
    Die F-Jugend macht alles wo es Punkte gibt sehr gerne, aber am liebsten mit Toren. Die E-Jugend findet das meiste blöde oder langweilig, was kein 'richtiges' Tor enthält und in der D machen sie sehr gerne Dinge bei denen sie an sich selbst Fortschritte sehen und können Verstehen warum man z.B. Funino/ Formino etc spielt, aber am liebsten schießen auch sie aufs große Tor. Das sind zwar nur meine Erfahrung, aber wenn ein Kind nach der Trainingseinheit sagt "Ich fand Übung x langweilig" überlege ich's mir zweimal ob ich sie nochmal anbiete.

  • Und auf welche Tore spielen die Bambini bei dir, @Trainero? Auf welchem Feld und nach welchen Regeln?

    Die klassischen Gartenfußballtore (zB von Hudora) 2.13m x 1.56m
    25x20m Feld
    Regeln:
    Eindribbeln/einschießen bei Ausball
    Torerzielung nur in der gegnerischen Hälfte
    Niemand darf Hand nehmen
    Keine Ecke (dauert zu lange)
    Nach Tor oder Toraus geht's mit eindribbeln/einschießen von der Torauslinie weiter

  • Ich weiß zwar nicht wie es mit den ganz kleinen ist, aber mit f, e und d hab ich schon "gearbeitet".

    Naja, das ist alles ein allmählicher Wandel. Vergleiche typische E-Junioren mit typischen F-Junioren, dann kannst du von den F-Junioren aus nach unten (das Alter betreffend) extrapolieren. Oder schaue dir einfach mal Kindergartenkinder an.


    Die Antwort auf die Frage ob Funino oder sonstige Spielformen angemessen sind liegt ja wohl bei den Kindern.

    Ja, aber da gibt es ja gerade große Gemeinsamkeiten unter Gleichaltrigen. Natürlich ist kein Kind wie das andere, aber für wahrscheinlich alle Eigenschaften findet sich eine Gaußsche Normalverteilung. D.h. es wird ein paar wenige geben, die schon viel besser sind als der Schnitt, ähnlich viele, die demgegenüber zurück fallen, und den Löwenanteil in der Mitte. Der Löwenanteil bestimmt, was für die Gesamtgruppe sinnvoll ist, denn so profitieren die meisten Kinder davon. Evtl. ist es sinnvoll, die stärksten und die schwächsten Kinder gesondert zu behandeln, aber es ist nicht sinnvoll, sich in der Wahl der Mittel für die Gesamtgruppe an ihnen zu orientieren.


    Ich behaupte nun, dass für den Löwenanteil der Bambini das 6+1 noch keine geeignete Spielform ist, und bei F-Junioren zweifle ich daran, obwohl der Grad der Ungeeignetheit sicher geringer ist als bei den noch jüngeren Spielern, auch noch stark.


    Nach meiner Erfahrung ist es so:
    Die F-Jugend macht alles wo es Punkte gibt sehr gerne, aber am liebsten mit Toren. Die E-Jugend findet das meiste blöde oder langweilig, was kein 'richtiges' Tor enthält [...]

    Richtig. Deshalb halte ich es auch für nicht ganz so leicht, Kindern, die es gewohnt sind, auf große Tore zu spielen, davon zu überzeugen, stattdessen auf Minitore zu spielen. Das große Tor trifft man ja viel leichter, und gerade für die stärkeren Spieler sind viele Bambini- und F-Jugendtorhüter in dem vergleichsweise riesigen Jugendtor ja auch kaum ein Hindernis. Gerade aus dem Grund würde ich bei den Bambini eher weniger auf die 5x2-Meter-Tore spielen, sondern viel häufiger auf kleinere. Das klassische funino würde ich allerdings durch eine Variante ergänzen, in der auf den Grundlinien einzelne Tore mit Torhütern stehen und bei jedem Tor statt auf die Bank ins Tor rotiert wird. Mit einem solchen Feld habe ich schon öfters spielen lassen, aus Ermangelung einer entsprechenden Zahl an Jugendtoren war dies halt meist eins von vier gleichzeitig bespielten funino-Feldern. Interessanterweise fielen auf diesem Feld, als wir zuletzt, das war im zweiten F-Jugendjahr, ein Turnier mit einem anderen Verein spielten, auf diesem Feld stets die wenigsten Tore...


    [...] und in der D machen sie sehr gerne Dinge bei denen sie an sich selbst Fortschritte sehen und können Verstehen warum man z.B. Funino/ Formino etc spielt, aber am liebsten schießen auch sie aufs große Tor. Das sind zwar nur meine Erfahrung, aber wenn ein Kind nach der Trainingseinheit sagt "Ich fand Übung x langweilig" überlege ich's mir zweimal ob ich sie nochmal anbiete.

    Ich teile deine Beobachtungen durchaus. Für mich sind sie aber, da ich von den Vorzügen des Spiels auf Minitore überzeugt bin, eher ein Grund, das Spiel auf die größeren Tore in den jüngeren Jahren im zu reduzieren und stattdessen mehr auf kleinere, dafür mehrfach vorhandene Tore spielen zu lassen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)


  • @Zodiak meint, der DFB sei in Sachen Pädagogik und Didaktik in der Trainerausbildung nicht auf dem laufenden Stand. Das sehe ich auch so, allerdings würde ich Ralf Peter als ungeeignetes Beispiel dieser These ansehen. Da gibt es sicher geeigneter Kandidaten.

    Ich finde die Mehtoden des DFB fragwürdig bzw. überholt, was einfach auch an der Größe des Institution liegt und das macht es schwer etwas zu ändern. Bzw. dauert es lange und ist wenn es kommt oft schon überholt.
    Bei Ralf Peter sehe ich das anders - ich finde diesen "kleinen" Mann genial. Als ich das erste mal mit ihm auf dem Platz stand bin ich mir vorgekommen wie ein kleiner dummer Junge der den Sport gerade zum ersten Mal erklärt bekommt.


    Nicht weil er arrogant war oder so, sondern wegen seiner überragenden analytischen Fähigkeiten und der Kunst, mit zwei, drei Sätzen einer Übung noch viel mehr raus zu holen.


    Sonst kenne ich zu wenige um das zu beurteilen, aber das was in der Breite ankommt finde ich einfach nicht mehr up-to-Date.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Bei Ralf Peter sehe ich das anders - ich finde diesen "kleinen" Mann genial.

    Dann wars wohl ein Mißverständnis. Auch ich finde Ralf genial !


    Viel schlimmer, als sich in veralterten Methoden dennoch Mühe zu geben finde ich jedoch das gänzliche Fehlen eines Konzepts. Seit vielen Jahren steckt die Nachwuchs-Förderung auf der Torwartposition in den Kinderschuhen. Es gibt nicht einmal genormte altersgerechte Ausbildungsinhalte, damit alle die, die gern Untestützung leisten würde, ein paar Orientierungshinweise erhalten. Schaut man sich mal bebilderten Broschüren des DFB an, dann findet man dort u.a. veraltertere Abwehrtechniken oder so Schwachsinn wie psychische Merkmale, über die bereits ein Kind auf dieser Position verfügen sollte! Wenn man also etwas sucht, was schon uralt ist, dann findet ihr dort noch mehr Beispiele!


    Also an alle Nachwuchskeeper bzw. ihren Eltern. Bitte nicht enttäuscht sein, wenn ihr euch nicht für eine Auswahl qualifizieren konntet. Denn ihr wärd dort zu Statisten degradiert, die mal für eine Übung als Schießbudenfiguren gebraucht werden. Der HInweis: "jetzt kannst du aber mal wieder einen Ball halten" deutet darauf hin, dass der zuständige Mannschaftstrainer weder Ahnung vom TW-Training und noch nicht mal Zeit hat, sich mit euch zu beschäftigen.


    Klar soll man nicht zu früh eine Positionsausbildung vornehmen - wenn sie aber alle anderen Spieler auf Unterstützungen in jeder Feldspieler-Position freuen dürfen, dann finde ich es blöd, dass der Keeper dabei nur in die Röhre schauen soll und ihm ein qualifiziertes Feedback mangels geeignetem Personal verwehrt bleibt.



    Der DFB sollte Leitfaden für die Trainer sein. Leider verfügt nur jeder 4. Trainer über eine DFB-Ausbildung, weshalb es m.E. nicht O.K. ist, ihn für alle Fehlentwicklungen im unteren Kinderfussball verantwortlich zu machen.


    Für viele Trainer im Breiensport ist das DFB-Konzept fürs Mannschaftstraining das einzige Konzept, was sie kennen und deshalb auch alternativlos. Besonders engagierte Trainer, die sich intensiv mit der Materie auseinander setzen, wird es irgendwann den Rahmen sprengen. Sie sollten sich deshalb nicht aufhalten lassen, weiter an Optimierungsaufgaben zu arbeiten.

  • Noch sind meine jetzigen Jungs nicht im Torwart-Trainings alter, doch mir grault es schon davor. Bis letzte Saison hatten wir einen super Torwarttrainer der einmal die Woche tolles, vor allem spaßiges und koordinativ anspruchsvolles Training gegeben hat.(Ob modern oder nicht weiß ich nicht, aber er war sehr engagiert und die Kids mochten ihn sehr) Die Torhüter in meiner D konnten so 1 bis 2 mal am Mannschaftstraining teilnehmen und Feldspieler Erfahrungen sammeln und wurden immer besser auf der TW Position. Leider ist der jetzt weg und der neue hat nach bisheriger Beobachtung eher fragwürdige Methoden. Als Mannschaftstrainer steht man da vor einer Mammutaufgabe. Jetzt noch mache ich immer mal wieder "torhüterspezifische" Koordination mit der ganzen Mannschaft, aber es ist einfach nicht möglich 2-3 Spielern ein Sondertraining zu geben. Wenn du Tipps hast, wie ich Torwartbegeisterte Kinder auch im Mannschaftstraining/Gruppentraining fördern kann, immer her damit. Alles was ich in dem Bereich gemacht habe wurde entweder dem Torhüter oder den Feldspielern schnell langweilig. Dazu kommt noch, das ich mich sehr unsicher fühle was TW-Training angeht, da jeder den ich Frage eine andere Meinung dazu hat und sich schon viele bei den Basistechniken widersprechen.

  • @Skriewr


    Wir sind zwar ein wenig vom Thema abgekommen, aber genauso wenig, wie der "einsame Mittelstürmer" nur hin und wieder mal einen Ball bekommt, hat auch ein Torwart gute Chancen, wenn sich seine Gegner nicht zu dumm anstellen.


    Ich will ehrlich sein! Ssicher hab ich kein Problem damit, dir für ein bestimmtes Alter deiner Keeper ein paar Torwartübungen zu beschreiben.


    Wenn du das jedoch mit dem Training vergleichst, was deine Feldspieler von dir bekommen, dann ist das nicht einmal ein "Tropfen auf den heißen Stein". Denn schon beim nächsten Training wüßtest du nicht, was du dann mit deinen Torleuten machen solltest.


    Ein paar Torwartübungen zu machen, das hat nichts mit einer systematischen, altersgerechten Ausbildung zu tun. Viele Mannschaftstrainer wissen, wie es bei einer Torwartaktion richtig und wie es falsch ausschaut. Aber sie kennen keine Wege, wie man vom falschen zum korrekten Bewegungsablauf kommt. Die Folge ist, dass sich bei den Keepenr ohne ausreichende Unterstützung falsche Bewegungsabläufe einschleifen. Man schiebt ihnen fehlende Entwicklung in die Schuhe und tausch sie in der C-Jugend durch Andere ausgetauscht, die noch nichts Falsches automatisiert haben, weil sie zuvor gar nicht oder kaum auf der TW-Position gespielt haben. Auch das ist die Folge einer uralten Denkweise des DFB, wonach der Torwart die Mannschaft und die Mannschaft den Torwart ausbildet. Aber so wie die Mannschaft einen Trainer braucht, braucht auch der Torwart einen Trainer! Wenn er in Beidem ausgebildet ist, kann er Beides trainieren. Aber das ist ja kaum jemand!


    Was gibt für Möglichkeiten für interessierte Mannschaftstraiener:
    1. Kurzschulungen
    Wenn es in der Nähe gute Torwarttrainer gibt, dann könnte man sie über den Verein bitten, für bestimmte Altesgruppen Kurzschulungen für interessierte Mannschaftstrainer zu halten. Hier kann man sich in Theorie und Praxis erste Informationen holen.


    2. Fachliteratur
    Ähnlich wie für Mannschaftstrainer gibts gute Fachliteratur fürs Nachwuchs-TW-Training


    3. DFB-Ausbildung
    Wenn man bereits entsprechendes Vorwissen für`s TW-Training besitzt, kann man sicher auch ein wenig im DFB-TW-Trainer-Breitensport-Bereich lernen. Man lernt allerdings mehr von den Kollegen, wenn man dort das Glück hat in eine Teilnehmer mit spezifischen TW-Erfahrungen zu gelangen. Ohne Vorkenntnisse wird man in 40 Stunden kaum das erlernen können, wofür gute Torwarttrainer Jahre gebraucht haben.


    Einschränkungen
    Genauso, wie es unterschiedliche Anforderungen bei den Männschaftstrainern gibt, so sollte man auch bei den Torwarttrainern nach dem Anforderungsprofil differenzieren. Man benötigt jeweils spezielles Wissen und Fähigkeiten für:
    - TW-Übungen im unteren Jugendbereich mit der gesamten Mannschaft
    - TW-Training in Kleingruppen im mittleren Jugendbereich
    - TW-Training als Partner- oder Einzeltraining im oberen Jugendbereich
    - ab C-Jugend unterschiedliche Intensitätssteuerung bei männlichen und weiblichen Torleuten
    - ab B-Jugend unterschiedliche Inhalte bei männlichen u. weiblichen Torleuten
    - Verfeinerung auf Niveau der Eigenmotivation in Breitensport-, Leistungs-, Profibereich


    Das überwiegende Know-How befindet sich in den NLZ der Profivereine, dessen helfende Hände jedoch vom DFB bei der Konzepterstellung ausgeschlagen wurden. Demensprechend muß die Masse der Trainer auf eine Unterstützung durch den DFB verzichten. Da ist man im Ausland schon etwas fortschrittlicher! Dort gibts genormte Inhalte und dementsprechend TW-Trainer-Lizenzen mit Kompetenzübertragung. Hier will man ärztliche Atteste, um zu prüfen ob der TW-Trainer selbst noch die Bälle aus dem Winkel fischen kann.


    (Ironie ein:) So banal es klingen man: man hat seitens des DFB noch nicht erkannt, das es ganz etwas anderes ist, ob ein 10-jähriges Kind mit wenig Körperlänge, kleinen Händen und wenig Muskelkraft oder ein austrainierter Erwachsener nach dem Ball greift! Wie soll man da etwas anderes erwarten als allgemeine Hilf- und Ratlosigkeit, welches sich darin dokumentiert, als das man meint, das bislang Unbekannte bei der Torwartausbildung könne ja so kompliziert nicht sein, als das man es nicht mal so nebenbei in 1 Woche serios an jeden mit gesunden Armen und Beinen vermitteln könnte. (Ironie aus!)