Setze den Gegner (vor allem die schwachen Spieler) PERMANENT unter Druck!
Jetzt stellen sich mir mehrere Fragen:
Wo setze ich den Gegner unter Druck?
a. Ich habe die Möglichkeit mich hinten einzuigeln > Abwehrpressing!
b. Radikales Angriffspressing!
c. So ein bisschen von beidem > Mittelfeldpressing
Welche Vorteile erziele ich daraus bei Ballgewinn?
a. Obwohl der Ball relativ weit vom gegnerischen Tor entfernt erobert wird, tun sich teilweise extreme Räume auf, die man dann bespielen kann. Problem an der Sache ist nur, dass die meisten Teams nicht versuchen Überzahl im Angriff herzustellen, sondern sich meistens auf die individuelle Klasse ihrer Legionäre verlassen und dadurch oft einfach "hinten stehen bleiben". Somit kann das gegen manche Vereine zielführend sein, gegen die meisten sicher nicht.
b. Diese Option bietet gleich mehrere Vorteile. Erstens erobere ich den Ball in unmittelbarer Tornähe und kann praktisch immer Gefahr ausstrahlen. Es verfügen nur wenige Vereine über wirklich spielstarke und pressingresistente Verteidiger. Also denke ich mir, sollte der Gegner dort angeborhrt werden, wo er am Fehleranfälligsten ist. Außerdem verhindere ich dadurch, dass die spielstarken Spieler scharfgeschalten werden.
c. War anfangs meine Lieblingsoption, weil es scheinbar beide Vorteile miteinander vereint. Allerdings musste ich feststellen, dass eine klare, unmissverständliche Vorgabe (Wir greifen mit Pauken und Trompeten an!, oder Wir verteidigen mit Mann und Maus!) für den Kreisklassekicker viel einfacher umzusetzen ist. Mit "wir pressen wenn Bedingung a erfüllt ist und lassen uns sofort wieder Fall wenn Faktor B in Kraft tritt", wird das meiner Erfahrung nach nix.
Wo liegen die Gefahren?
a. Dadurch, dass ich die gegnerischen Verteidiger nicht unter Druck setze, kann selbst der technisch schwächste Spieler der Liga, den Ball mitnehmen, in aller Ruhe schauen und den Ball zum nächsten (besseren) Spieler spielen. Landet der Ball dann bei einen der Ausnahmekönner, wirds gefährlich, weil so einer dann ganz einfach mindestens eine Klasse stärker ist, als die Spieler in den eigenen Reihen.
b. Die größte Gefahr, sehe ich hier in den Abstimmungsproblemen innerhalb der Mannschaftsteile (oder in meinen Kommunikationsfähigkeiten). Während der Stürmer unmitiviert anläuft, pennt der Mittelfeldspieler und es tun sich Räume auf. Außerdem ist es schwer, die exakte Höhe zu finden (unterschiedliche Platzgrößen). Somit kann ein Verteidiger unter Umständen einen langen Ball hinter die Abwehrreihe spielen (immer gefährlich!).
c. Erstens, dass die Abwehrspieler zu "feige" nachrücken und Räume offen lassen. Zweitens der lange Ball hinter die Abwehr.
Kann ich das mit meinen Spielern umsetzen, bzw. wollen meine Spieler das überhaupt?
Ein ganz entscheidender Faktor im Amateurfußball ist es (natürlich nur bis zu einem gewissen Grad), auch so spielen zu lassen, wie die Spieler spielen wollen. Jemand, der etwas tut, weil er es machen will, wird immer intensiver arbeiten, als jemand, der es machen muss!
a. Auf diese Möglichkeit, greife ich nur äußerst selten zurück, weil die Spieler einfach keinen Bock darauf haben, manchmal minutenlang von links nach rechts und wieder zurück zu verschieben.
b. Um wirklich kontrolliertes Mittelfeldpressing mit situativen Pressingauslösern zu spielen, müssten mehrere Bedingunen erfüllt sein. Ich habe fast immer alle Spieler am Training zur Verfügung (geht bei mir nicht > Schichtarbeiter) und ein paar Spieler im Team die das kennen (können) und die anderen Spieler mit Kommandos führen (habe ich zu wenig)
c. Ich traue mich mal sagen, dass 9 von 10 Spielern die aktive Rolle (Ball jagen) wesentlich lieber ist, als die passive Rolle (verschieben). Umsetzbar ist Angriffspressing in meinen Augen dann, wenn ich junge, hungrige, schnelle und ausdauernde Spieler habe.
Jetzt gilt es sich Gedanken zu machen und Vor- sowie Nachteile gegeneindander aufzuwiegen. Im meinem Fall, fällt mir die Entscheidung relativ leicht und ich würde in den meisten Fällen, das bedingungslose Angriffspressing vorziehen. Dies muss aber jeder Trainer für sich entscheiden und vom eigenen Team abhängig machen.
(Dieses war der zweite Streich. Als nächstes muss ich mir überlegen, wie ich die Vorteile maximieren und die Nachteile minimieren kann).