Beiträge von Strznievski

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    für mich sind das beides Übungsformen?!

    Im Grunde geht es mir eigentlich gar nicht darum hier Wortklauberei zu betreiben. Bei manchen Formen ist der Übergang von Übung zu Spiel vielleicht sogar fließend. Einen der Punkte - vielleicht sogar der wichtigste - die auf jeden Fall in einer Spielform vorkommen, hat mir Effzeh schon vorweggenommen.

    Das Erkennungsmerkmal einer Spielform ist, dass in Ihr das Entscheidungstrainingvorkommt.

    Hinzufügen würde ich noch die Punkte:

    + Zumindest ein Gegner

    + Die Möglichkeit Gewinner/Verlierer zu ermitteln (Beispiel Rondo 3v1 > 10 erfolgreiche Pässe sind ein Strafpunkt. Wer am Schluss die wenigstens Strafpunkte hat, ist Sieger)


    Übungsformen dienen lt. Turek eher regenerativen Zwecken alsder wirklichen technischen Verbesserung.

    Vollste Zustimmung. Außerdem würde ich noch sagen, dass sie auch fürs Aufwärmen besser geeignet sind als Spiele. Ich bin der Meinung, dass ein Spiel immer als Wettkampf - also auch mit der notwendigen Intensität - betrieben werden sollte. Somit ist auf jeden Fall eine umfassende Erwärmung davor notwendig.

    Weil ganzehrlich: Das ist verdammt schwer. Das Spiel ist mega schnell, es folgt Aktionauf Aktion und hier immer 8 (3vs.3 + 2) Spieler im Blick zu haben, Situationenzu erkennen, Fehler oder richtige gute Aktionen zu erkennen und dann nochabzuwägen, ob man coacht (korrigiert, lobt – während der Übung oder jetzt sogarunterbricht – auch das muss abgewogen werden) ist schon mega anspruchsvoll. Alsoohne scheiß, wer das tatsächlich richtig gut hinbekommt, der ist schon top, dasempfinde ich als richtig anspruchsvoll.

    Das stimmt. Bin auch überzeugt, dass ich diesbezüglich noch lange nicht auf dem Niveau bin, dass ich gerne hätte. Da kommen wir aber zu einem weiteren positiven Effekt der Spielformen. Auch als Trainer kann man da extrem viel lernen. Zum Beispiel "richtig zu beobachten" (was ja auch für das Spiel enorm wichtig ist), oder die Erkenntnis, dass die Spieler oft kreativerere Lösungen finden als ich.

    Außerdem regelt sich vieles von alleine. Es ist sehr interessant zu beobachten wie die Spieler vor einem vermeintlich unlösbaren Problem stehen um dann Minute für Minute mehr Sicherheit entwickeln und mehrere Lösungswege finden mit dem Problem umzugehen. Viel öfter als ich mir ursprünglich gedacht habe, kann es auch beim Training mal besser sein die Schnauze zu halten und die Spieler machen zu lassen. Dadurch entwickeln sich auch ganz eigene Dynamiken, wo auf einmal selbst der schüchternste Spieler nicht drumherum kommt seinen Mitspieler zu coachen.

    Aber hier muss man halt immer gucken, wie viele Trainerstehen pro Gruppe zur Verfügung. Spielen wir 2x dieses 3vs.3+2, dann ist jajeder Trainer an ein „Spielfeld“ gebunden. Dann muss ich alleine das Feldcoachen. Regel ist dann, dass ich nur den aktiven Schwerpunkt coache. DenPassiven Schwerpunkt coache ich nur ohne Unterbrechung, das heißt Team A verliertden Ball und bleibt stehen, dann spielt sich B den Ball zu und ich erwähne dasgute oder eben ausgebliebene oder schlechte Gegenpressing, halte dafür dieÜbung aber nicht an

    Das kann unter Umständen ein Problem sein. Aber wenn ich oben genannte Spielform 2 mal aufbauen muss, habe ich 16 Spieler am Training. Auch bei einer Übungsform tue ich mir schwer, alle 16 gleichzeitig zu beaufsichtigen. Bei oben genannter Spieleform kann ich mich zwischen den zwei Spielfeldern hinstellen und schaue mal über die linke, und mal über die rechte Schulter. Hab ich auch schon so gemacht. Funktioniert so halbwegs.

    Spieler A ist IV hat Probleme bei der Ballan- und mitnahme.Ich möchte aber als Trainer den Spielaufbau durchs Zentrum trainieren. Alsospielen wir von eigenen Tor bis zur Mittellinie (dort stehen 2 Passtore,gepunktet wird durch ein Passtor oder ein Dribbling über die Mittellinie) auf16er Breite. Es wird gespielt 2 IV, 2 6er + 10 gegen 1 St, 1 10, 2 er also 5vs. 4. Dieses Zahlenverhältnis ist spielnah, die Formation der „verteidigendenAngreiffer“ kann dann immer wieder zwischen 1 St + 10er oder 2 St variiertwerden. Beim Spiel gegen die 1 Spitze wird es häufig dazu kommen, dass der eineIV den Ball hat, der St ihn anläuft und dann auf den anderen IV verlagert wird.Hier kommt es zu einer extrem spielnahen Ballmitnahme unter eben spielnahenGegnerdruck. Klar kommen wir hier nicht auf 7.000 Wiederholungen, aber mehr alseine Wiederholung haben wir trotzdem.

    Genau das ist der Punkt. Der Spieler braucht keine 7.000 Wiederholungen. Aber er wird diese Spielsituation gedanklich abspeichern und Lösungswege kreieren. Und bei 5v4 gehts echt zur Sache. Abgesehen davon, dass es richtig anstrengend ist, kommt es zu sehr vielen (qualitativ hochwertigen) Ballkontakten.

    Zusammenfassendmöchte ich sagen, es sicherlich deutlich schwieriger bzw. anspruchsvoller fürden Trainer ist in Spielformen zu trainieren statt in Übungsformen, aber dafürder Trainer dort auch selber viel mehr aus sich rausholen und sich entwickelnkann! Zudem ist bei guter Trainerarbeit dann der Etrag für die Jungs größer.

    Amen!

    Zu guter Letztmöchte ich noch Strznievski ein Kompliment für seine total kompetenten, schönbegründeten und ausführlichen Beiträge aussprechen.

    Recht herzlichen Dank.

    Ich glaube auch, dass das isolierte Training haupßtsächlich bevorzugt wird, weil man dadurch eine gewisse Sicherheit und Kontrolle über das, was trainiert wird, bekommt. In Spielformen scheint es vielleicht schwerer zu sein, konkrete Schwerpunkte zu setzen oder Lernziele zu steuern.

    Das ist ja auch eines der vielen Probleme bei Übungsformen. Es wird immer versucht Ordnung herzustellen, wo eigentlich Chaos herrscht. Beim Fußball geht es doch auch darum Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Wenn ich immer wieder von vornherein Ordnung (vorgegebene Pass- und Laufwege) vorgebe, werden die Spieler nie in der Lage sein, dieses Chaos selbst aufzulösen.

    Bei einer Spielform haben 6 oder mehr Spieler gemeinsam einen Ball. Bei einer Übungsform hat im Idealfall fast jeder Spieler einen.


    Um eine hohe Wiederholungszahl zu erreichen brauche ich also sehr wohl auch Übungsformen.

    Wieder Nö!


    Exerzieren wir mal ein Beispiel durch um das zu verdeutlichen. Um einfach bei meinem ursprünglichen Post zu bleiben, haben wir uns vorgenommen das Passspiel unserer Spieler zu verbessern. Wir stellen die einfachste Form der Übung, der einfachsten Form des Spielens gegenüber.


    Beispiel A:


    Passspielübung in Gassenform. Die Spieler stellen sich paarweise auf und passen sich den Ball zu. Was können wir jetzt beobachten um die Übung zu bewerten:


    Wiederholungszahl : enorm

    Körperliche Beanspruchung : gering

    Kognitive Beanspruchung : null

    Spaßfaktor : schnarch

    Entwicklung Siegermentalität : null

    Varianz : null

    Nähe zum "großen Spiel" : gering


    Beispiel B:


    3v1 Rondo


    Wiederholungszahl : sehr hoch

    Körperliche Beanspruchung : mittel (steuerbar durch Feldgröße, Kontaktzahl)

    Kognitive Beanspruchung : mittel bis enorm (je nach Zusatzregeln)

    Spaßfaktor : hoch

    Entwicklung Siegermentalität : Wer mag schon in die Mitte?

    Varianz : mittel

    nähe zum "großen Spiel" : mittel


    Somit kann ich für mich klipp und klar sagen, dass ich lieber auf ein paar Wiederholungen verzichte, wenn ich dafür viele andere positive Aspekte abdecken kann. Außerdem bin ich überzeugt das nicht nur Quantität, sondern vor allem Qualität für den erwünschten Lerneffekt sorgen. Zugegeben fallen mir natürlich ein paar Übungen ein, die nicht so plakativ schlecht im Vergleich abschneiden. Allerdings fällt da wieder alles zu Lasten der Wiederholungszahl.

    Was macht eine gute Spielform aus?

    Diese Frage ist tatsächlich gar nicht so einfach zu beantworten. Deshalb ist bei Spielformen der Trainer wesentlich mehr gefordert, als bei Übungsformen.


    Zunächst mal müssen Spieleranzahl und Feldgröße (je nach Belastungsbereich und Können) stimmen. Dann muss man über etwaige Provokationsregeln nachdenken. Idealerweise sollte der Trainer dann auch in der Lage sein Spielregeln und Feldgröße während des Spiels zu optimieren. Wichtig ist auch die Beobachtungsgabe des Trainers um festzustellen, ob der Schwerpunkt auch in angemessener Qualität und Quantität vorkommt. Ist aktives Coaching oder Zurückhaltung gefragt? Haben die Spier Spaß am Spiel, weil sie weder über- noch unterfordert sind?

    Der Technikerwerb nur durch Spielformen ist wohl eher totaler Quatsch.

    Nein. Ist es überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Ich habe es in meinem ursprünglichen Beitrag zum Thema versucht (vereinfacht) durch logisches Denken zu erklären. Wenn du mir nicht glaubst, möchte ich dir "Fußball durch Fußball" empfehlen, welches eigentlich das umfassendste Werk zu dem Thema ist. Außerdem bist du ja eh ein "alter Hase" dem Themen wie differenzielles Lernen und die damit verbundenen Erfolge bestimmt nicht fremd sind. Überspitzt gesagt ist es mir eigentlich egal, ob mein Spieler weiß wo das Standbein zu stehen hat, in Welchem Winkel der Fuß zum Bein fixiert gehört und weil weit Aushol- und Schwungbewegung gehen. Diese optimale Stellung zum Ball hab ich im Spiel ja eher selten. Ich möchte Spieler die aus jeder Situation das beste rausholen. Auch wenn das bedeutet, dass das Standbein gar nicht zu Einsatz kommt, weil der Ball eingesprungen mit der großen Zehe zum Mitspieler gespitzelt werden muss.

    hoeness2


    Ich glaube, dass es jedem mal so geht/ergangen ist. Mir hat es geholfen diverse Kompensationsstrategien zu entwerfen.


    Z.B.:


    1. Schon vorher einen Plan B zurechtlegen. Wir alle kennen unsere Kapazundern die immer wieder mal kurz vor knapp absagen. Ich spiele mein Training einmal mit- und einmal ohne besagte Spieler im Kopf durch.


    2. Habe Vertrauen zu deinen Spielern auch mal 3v3 ohne Trainer zu spielen. Ist kein Co-Trainer zur Hand spielt ein Teil der Mannschaft frei. Natürlich hast du sie im Blickfeld, aber grundsätzlich sollten sie sich selbst arangieren. Dadurch kannst du deine geplante Arbeit durchziehen und brauchst nur noch die Spieler tauschen.


    3. Neutrale Spieler sind ein echtes Zaubermittel wenn Gruppengrößen nicht passen.

    Und jetzt spielen wir selbiges Gedankenexperiment mit dem Wissen durch, dass ich bereits erlangt habe. An den Grundüberlegungen hat sich nichts geändert. Auch jetzt will ich das meine Spieler Fortschritte im athletischen, technischen, taktischen und mentalen Bereich machen. Aber um alles in einen Topf zu werfen beschließe ich (fast) ausschließlich in Spielformen zu trainieren. Diese Herangehensweise ist viel schwerer und leichter gleichzeitig. Es bedarf besserer Planung und mehr Know-How, dafür erledigt sich dann vieles von alleine.


    Um den athletischen Bereich abzudecken biete ich Spielformen in verschiedenen Mannschafts- und Spielfeldgrößen an. Statt isolierte Sprints zu machen, lasse ich einfach 1v1 bis 3v3 spielen. Um bei unserem Beispiel mit dem Passspiel zu bleiben, fällt mir spontan ein Spiel ein, wo unter voller Belastung 2v1 gespielt wird. Natürlich muss ich auf entsprechende Ruhephasen dazwischen achten. Wenn ich erkenne, dass meine Spieler nicht in der Lage sind den technischen Schwerpunkt umzusetzen, mach ich das Spielfeld einfach größer und somit wird die Distanz des Verteidigers zum Ballführenden bzw. Ballempfängers größer, womit sich auch die Zeit für die Ballmitnahme und Entscheidungsfindung erhöht. Durch die Entscheidungsfindung habe ich auch den taktischen Aspekt abgedeckt. Wenn ich jetzt noch zwei Teams gegeneinander antreten lasse und die Punkte mitzähle habe ich automatisch Wettbewerbscharakter den ich, wenn ich will, jeder Zeit erhöhen kann (z.B. Verliererteam räumt weg). Somit habe ich selbst wenn ich mich bei meinem Coaching ausschließlich dem technischen Teil widme, alle anderen Aspekte auch abgedeckt. Wenn ich will, kann ich mich auch dem taktischen Teil widmen und das Stellungsspiel verbessern.

    Unser Kraftpaket Franz tut sich Anfangs ein wenig schwer (so wie auch beim Spiel) alles unter einen Hut zu bekommen. Er wirkt ein bisschen überfordert. Aber weil wir entsprechende Anpassungen vornehmen findet er auch Zeit sich den Ball so mitzunehmen, dass er Erfolgserlebnisse hat. Kaum merkbar für ihn, wird der Zeitdruck aber Schritt für Schritt größer. Irgendwann ist es aber so als würde er einen Schlater umlegen. Neue Synapsen haben sich gebildet und er ist tatsächlich in der Lage gelerntes auch im Spiel anzuwenden. Technische Defizite werden beim Aufwärmen nochmals behandelt. Genauso wie ein kurzes Athletikprogramm (von dem Jan der Lauch erheblich profitiert). Denn so gern ich auch schon zum Aufwärmen spielen lassen würde, wäre die Verletzungsgefahr zu hoch.

    Genauso wie beim 2v1 Spiel, kann ich natürlich auch 8v8 mit 2 neutralen Spielern (spielen immer mit Team im Ballbesitz) um den Ausdauerbereich abzudecken. Durch die Überzahl der 2 neutralen Spieler wird das Passspiel erleichtert, wodurch der technische Schwerpunkt umgesetzt werden kann.


    Kurz zusammenfassend möchte ich sagen, dass es meines Erachtens nach keine bessere Möglichkeit das Fußballspiel zu trainieren als in Spielformen. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass es die einzige Möglichkeit ist das Thema ganzheitlich zu behandeln. Zugegeben ist es oft nicht ganz einfach den gewünschten Schwerpunkt herauszuarbeiten (Eine gelegentlich SPIELNAHE Übungsform mit Gegnerdruck ist ja kein Beinbruch) und es Bedarf ein wenig an Erfahrung die Spielformen so anzupassen, dass sie auch wirklich Sinn ergeben. Ich selbst habe mir auch immer gedacht, dass auch die Anzahl der Wiederholungen (wie bei isolierten Technikübungen) unheimlich wichtig ist. Mittlerweile tendiere ich eher zu der Meinung, dass Qualität eindeutig vor Qualität geht. 30 Pässe unter Zeit- und Gegnerdruck, wo der Spieler auch noch die Geschwindigkeiten seiner Mit- und Gegenspieler sowie sich öffnende Räume erkennen muss sind viel wertvoller als 100 isolierte Päss. Außerdem macht es mir als Trainer wesentlich mehr Spaß Spiele als Übungen zu entwickeln. Der eigenen Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Unterschiedliche Spielfeldformen, Tabuzonen, neutrale Spieler, unterschiedliche Tore, diverse Handicaps, usw.

    4. Spielintelligenz


    Unter Spielintelligenz verstehe ich ganz einfach in der jeweiligen Situation die richtige Entscheidung zu treffen. Das kann von ganz simpler Individualtaktik (z.B. Laufweg des Gegners antizipieren, entsprechend fintieren und erfolgreich dribbeln), über Gruppentaktik (z.B. Überzahlsituationen erkennen und effektiv ausnutzen) bis hin zu hochkomlexen Mannschaftstaktischen Elementen (z.B. zur Seite lenkendes MF-Pressing) reichen. Es ist ziemlich einleuchtend, dass Spieler die in der Lage sind sich am Feld "intelligent" zu verhalten grundsätzlich bessere Spieler sind, als jene die keine Ahnung von den Mechanismen des Spiels haben.


    4.1 Training der Spielintelligenz


    Im Fernsehen habe ich aufgeschnappt, dass ein guter Trainer auch ein guter Taktiker ist. Gemeinsam mit meinen eigenen Überlegungen bzgl Spielintelligenz komme ich zu dem Schluss, dass das ja eigentlich das selbe ist und werde mich mit meinen Spielern damit auseinandersetzen. Eine Taktiktafel muss her, um den Spielern ihre Laufwege aufzuzeigen. Außerdem ist es ja heutzutage kein Problem ein Spiel mit dem Handy zu filmen, um aufzuzeigen, was funktioniert hat und was nicht. Wenn ich doch nur mehr Zeit hätte. Schließlich muss ich ja Athletik- und Techniktraining auch noch unterbringen. Ein paar Spieler nehmen das ganz gut an. Aber vor allem Franz der Maurer (der bei den isolierten Passübungen große Fortschritte gemacht hat) trifft nach wie vor derartig strunzdumme Entscheidungen, wenn er am Ball ist, dass er nach wie vor viele Bälle verstolpert, weil er einfach nicht in der Lage ist, das gelernte in die Tat umzusetzen (obwohl er es versteht).


    5. Mentale Stärke


    Als bekennender Fan der Rocky Filmreihe weiß ich nur zu gut, was mit Willenskraft alles möglich ist. Obwohl ich vor jedem Spiel eine bewegende Ansprache ala Braveheart gebe, schaffe ich es nicht, dass der Funke auf die Spieler überspringt. Vor allem wenn wir in Rückstand geraten, merke ich wie auf einmal auf alles was wir im Training durchexerzieren wie weggeblasen scheint. Zum ersten Mal in meiner jungen Trainerlaufbahn bin ich ratlos. Wie kann ich meine Mannschaft darauf vorbereiten einen Vorsprung unter viel Druck über die Zeit zu retten? Wie schaffen wir es die mentale Kraft zu entwickeln uns bei Rückstand aufzubäumen? Wie kann ich meinen zwei Heißspornen beibringen mit Niederlagen umzugehen)

    3. Technik


    Technik bedeutet für mich, dass Beherrschen des:


    1. Passspiels

    2. Dribblings

    3. Torschusses

    4. Kopfballs

    5. Zweikampfs


    Es ist wieder relativ klar, dass ein Spieler der den tödlichen Schnittstellenpass beherrscht, dem Spieler, der nicht mal die Kugel trifft, natürlich vorzuziehen ist. Die 10min die der dicke Paule (der technisch Starke) in der Lage ist zu spielen, kann er echt den Unterschied ausmachen. Auch Jan der Lauch ist mit seinen überraschenden Pässen eine echte Waffe. Vor allem nachdem er jetzt auch körperlich ein wenig zugelegt hat. Bei Franz dem Maurer besteht aber echt Nachholbedarf. Jedes mal nachdem er auf Grund seiner körperlichen Überlegenheit seinem Gegenspieler den Ball abnimmt, verliert er in postwendend wieder, weil er einfach nicht in der Lage ist den einfachsten Pass über 5m zu spielen.


    Um auf jeden einzelnen Aspekt des Techniktrainings (Passen, Dribbeln, Schießen, Kopfball, Zweikampf,...) einzugehen fehlt mir sowohl die Zeit, als auch der Wille. Deshalb werde ich hier exemplarisch das Thema "Passspiel" anreißen.


    3.1 Training der Technik


    3.1a Passspiel


    Nachdem mein Team körperlich topfit ist. Werden wir uns vermehrt dem Bereich der Technik widmen. Da wir in letzter Zeit sehr viel an der Athletik gearbeitet haben, gibts technisch einige Defizite. Natürlich ist mir bewusst, dass wir nicht alles auf einmal abdecken können und uns schrittweise Verbessern müssen. Deshalb beschäftigen wir uns mit dem Thema "Passspiel". (Und weil es toll zur Verdeutlichung in meinem Beispiel passt :P)


    Voller Tatendrang schreiten wir zur Tat, stellen zwei Gruppen zu je fünf Spieler gegünüber auf und lassen sie abwechselnd einen Ball hin- und herspielen. Output ist wieder eher bescheiden. Ich mache mir Gedanken, ob die Übung die Situationen im Spiel spiegelt und komme abermals zur Erkenntnis, dass ich vor allem variieren muss. Jetzt werden sowohl unterschiedliche Passdistanzen, als auch Mitnahmen in verschiedene Richtungen trainiert. Die Passqualität steigt von Woche zu Woche.


    So weit so gut. Allerdings bekomme ich jetzt schon ein zeitliches Problem. Da wir ein unterklassiger Verein sind, waren wir es immer gewohnt zwei mal die Woche zu trainieren. Wenn ich aber eine Ausdauereinheit pro Woche habe, bleibt nur mehr eine zum Techniktraining. Ob das nicht zu wenig ist. Schließlich muss ich ja auch die Sprints, und den Kraftzirkel unterbringen.

    Auch auf die Gefahr hin, dass dieser Beitrag ein wenig länger wird, möchte ich euch meine Denkweise zu diesem interessanten Thema kundtun.


    1. Grundüberlegung


    Die Gretchenfrage die sich jeder Trainer am Anfang seiner Amtszeit stellen sollte ist doch eigentlich:"Was muss mein Spieler (egal welchen Alters) können um besser zu sein als der Gegner?"


    Obwohl ich mittlerweile zig Bücher zum Thema Training und Trainingssteuerung gelesen habe, will ich ganz unvoreingenommen an diese Frage herangehen und lediglich meine eigene (bestenfalls logische) Antwort auf oben genannte Frage finden.


    1.1 Die vier Eckpfeiler des Fußballers


    Nach reichlicher Überlegung komme ich zu dem Schluss, dass ein Fußballer über vier Grundeigenschaften (die wir nachher noch weiter aufdröseln werden) verfügen muss.


    1. Athletik

    2. Technik

    3. Spielintelligenz

    4. Mentale Stärke


    2. Athletik


    Zur Athletik zählen für mich folgende Punkte:


    1. Schnelligkeit

    2. Ausdauer

    3. Kraft


    Offensichtlich ist, dass Spieler A, welcher wesentlich schneller als Spieler B ist, einen enormen Vorteil hat. Der mittlerweile schon infltationär erwähnte dicke Paule (der in meinem Beispiel sogar ein herausragender Techniker ist) hat einen großen Nachteil, wenn man bedenkt, dass er maximal 10min am Stück spielen kann. Man stelle sich mal eine Kreisligapartie vor, in der Maurer Franz, im Zweikampf auf Bürohengst Jan trifft. Da für Jan auch Liegestütze ein Fremdwort sind, wird Franz beinahe jedes Mal als Sieger aus diesem Duell hervorgehen.


    2.1 Training der Athletik


    2.1.a Training der Schnelligkeit (körperlich)


    Ich bin in diesem Gedankenexperiment jetzt neuer Trainer der kein Vorwissen und keinen Zugang zu Fachliteratur hat. Die einzige Möglichichkeit mich und mein Training zu verbessern ist "Versuch und Irrtum". Nach den Überlegungen aus Pkt. 2 weiß ich jetzt, dass es wichtig ist meine Spieler schneller zu machen. Darum starte ich den gut gemeinten Versuch in jedes Training 10 60m Läufe einzustreuen (Durch Zufall sind sogar die Regenerations- und Belastungszeiten so gewählt, dass es "Sinn" macht). Nach ein paar Wochen verbessern sich die 60m Zeiten bei beinahe allen Spielern (Ich bin ein akribischer Arbeiter der alle Läufe mit der Stoppuhr misst und dann protokolliert.) Allerdings sind die Auswirkung auf das Spiel am Wochenende minimal. Ich fange an meiner Methode zu zweifeln an und erkenne relativ schnell (ich bin ein Naturtalent der Selbstreflexion), dass die 60m Läufe der Belastung im Spiel nicht gerecht werden. Ich beobachte meine Spieler und sehe, dass die meisten Läufe mit Maximalgeschwindigkeit kurze Sprints, mit Stop-and-Go Bewegung und Richtungswechsel sind. Die 60m Läufe werden ab diesem Zeitpunkt der Erkenntnis nur mehr selten eingestreut. Dafür werden nun Sprints mit Richtungswechsel, verschiedenfärbigen Hütchen (ich bin auch ein kreativer Trainer) und über unterschiedlicher Längen durchgeführt um möglichst präzise die Belastung des Spiels zu simulieren.


    2.1.b Training der Ausdauer


    Noch bevor ich mein Amt als Trainer angetreten habe, hörte ich immer wieder von den drei alten Veteranen die jedes Spiel, egal ob Jugend oder Senioren, verfolgen, dass körperliche Fitness - vor allem Ausdauer - der Schlüssel zum Erfolg sei. Ich lasse mich ja nur sehr ungern beeinflussen, aber deren Meinung deckt sich ja auch mit meinen eigenen Überlegungen. Wer ausdauernd ist, ist klar im Vorteil. Deshalb werden ab jetzt zusätzlich zu den Sprints auch Dauerläufe absolviert. Ein Spiel dauert 90min (oder 50, oder 70.. je nach Altersklasse), also sollten meine Spieler auch in der Lage sein 90min zu laufen. Eine Trainingseinheit pro Woche (oder sollten es vielleicht sogar mehr sein?) widmen wir dem Ausdauertraining und laufen eine 12km Runde, die nur kurz von unseren Sprints unterbrochen wird. Schließlich wissen wir ja wie wichtig die Schnelligkeit ist. Nach ein paar Wochen müssen wir unsere Runde sogar auf 13km erweitern, weil sich die Zeiten bessern, allerdings tritt auch in Bezug auf die Ausdauer fürs Spiel nicht der gewünschte Effekt ein. Zwei Spieler haben nach wie vor Krämpfe in der Schlussphase des Spiels und ein paar andere keuchen wie verrückt und brauchen mal ein paar Minuten um sich wieder zu erholen, nachdem sie die Linie einmal rauf und wieder runter gedackelt sind. Also komme ich wieder zu dem Entschluss, auch in Bezug auf die Ausdauer die Belastung des Spiels simulieren zu müssen. Deshalb wird nun die Ausdauereinheit mit Intervallläufen absolviert, wo sich volle, mittlere und geringe Belastung abwechseln. Die Auswirkungen auf die Laufleistung beim Spiel sind enorm. Ich bin ein guter Trainer.


    2.1.c Training der Kraft


    Angetan von der Zweikampfquote von Maurer Franz (die eigentlich nur auf dessen körperliche Stärke zurückzuführen ist), wird am Ende jeder Einheit ein kurzes aber knackiges 20min langer Ganzkörperkraftzirkel absolviert. Langsam aber doch merkt man, dass sich da ein bisschen was tut und selbst Jan (der von seinen Mitspielern liebevoll Lauch genannt wird) hat es beim letzten "Schulter an Schulter Duell" tatsächlich geschafft mal stehen zu bleiben.



    Fortsetzung (und vor allem was die ersten Überlegungen mit Spielf- Übungsformen zu tun haben) folgt...



    Dann viele Kurzpass Sachen, umlaufen und Hinterlaufen, später Taktik ob 1/2/1, 2/2 oder 1/1/2.. In

    Ich möchte mal kurz den Klugscheißer raushängen lassen. Hinterlaufen ist Taktik (genauer eine offensive, gruppentaktische Variante). 1-2-1 ist keine Taktik sondern eine Formation.


    Bin schon wieder ruhig...

    „Die Momente meines Lebens, in denen ich gewachsen bin, folgten ich auf Niederlagen. Die Momente, in denen ich mich verschlechtert habe, folgten auf Siege. Erfolg deformiert, beruhigt, täuscht uns. Scheitern ist das Gegenteil, es bildet uns, es bringt uns näher zu unseren Grundsätzen.“


    Marcelo Bielsa

    Und ich finde, dass die Aggressivität im Zweikampf kein Thema im unteren Jugendbereich zu suchen hat.

    Es gibt ausreichend andere Themen. Kinder die kaum ihren eigenen Körper beherrschen sollten dazu nicht animiert werden. Man riskiert viel und das unnötig und zu Lasten vernachlässigter anderer Themen.

    Unter Aggressivität verstehe ich den "Mut" meinen Körper zwischen Gegner und Ball zu drängen. Der Threadersteller schreibt von einem 2008er Jg., also U11. Da wären bei mir 1v1 und somit viele Zweikämpfe im Training an der Tagesordnung und somit auch die geforderte "Agressivität" (meine Interpretation) essentiell.


    Unter Aggressivität verstehe ich keinesfalls die Bereitschaft den Gegenspieler hüfthoch umzuflexen. Das würde ich als Trainer nicht mal im Seniorenbereich gutheißen.

    Zweikampfverhalten / Passivität

    https://www.trainertalk.de/forum/thread/8390-f-jugendspieler-gute-technik-aber-irgendwie-kein-mumm/?postID=126595&highlight=zweikampf#post126595

    https://www.trainertalk.de/for…ight=zweikampf#post119381

     

    https://www.trainertalk.de/forum/thread/7376-wie-vermittelt-man-keine-angst-vorm-gegenspieler-zu-haben/?postID=109664&highlight=zweikampf#post109664


    Es gibt schon ziemlich viele Threads zu diesem Thema. Vielleicht findest du da ja was.


    Wie trainiert ihr das bzw. wie nehmt ihr euren Spielern die Angst davor, in einen Zweikampf auch mal mit etwas Körpereinsatz zu gehen?

    Zuerst würde ich den Kindern die "Angst" vor dem Körperkontakt nehmen. Rangel- und Raufspiele (einfach googeln) sind dazu sehr gut geeignet. Dann heißt das Zauberwort 1v1-Spielformen (da gibts hunderte und der eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

    Ich bin jetzt über 12Jahre Trainer aller Altersgruppen und war so gut wie nie "autoritär". Ich hatte ganz selten disziplinäre Probleme. Und wenn dann sind diese eher durch Empathie als durch militante Disziplin zu lösen gewesen.


    Nicht falsch verstehen: Natürlich kann (muss) ein Trainer auch mal lautstark seinen Standpunkt vertreten. Aber wenn ich als Jugendlicher bei jemandem spielen würde, der da mit irgendwelchen Regeln daherkommt, die mich und meine Freunde absolut nicht interessieren wünsche ich dem Trainer viel Spaß. Für einen Trainer der sich für mich, meine Bedürfnisse und die meiner Kumpels interessiert, der neunmal gibt bevor er einmal fordert, für den würde ich durchs Feuer gehen.


    Wie kannst du als Trainer fordern, dass sich die Spieler zum Wohle des Teams unterordnen, wenn du als Trainer das nicht kannst?


    Außerdem bedeutet es keinesfalls, dass du (oder irgendwer) als Trainer automatisch eine Respektsperson bist. Ich kenne genügend Führunskräfte die glauben eine Respektsperson zu sein, sind aber derart inkompetent, dass sie sich durch dieses "Respektsgehabe" noch zusätzlich lächerlich machen. Respekt ist etwas das man jedem Menschen -egal ob jung oder alt, Spieler oder Trainer- entgegenbringen sollte.

    Ganz wichtig ist es, die Spieler mit ins Boot zu holen. Niemand - und schon gar nicht ein pubertierender - hat Lust auf willkürliche Regeln die eine Autoritätsperson aufstellt.


    Lass die Jungs ihre Regeln selbst aufstellen. Natürlich kannst- und sollst du diesen Prozess beaufsichtigen und moderieren. Aber Regeln die sich die Spieler selbst auferlegt haben sich viel nachhaltiger.


    Zu diesem Thema gibts zwei tolle E-Books hier im Shop und der Teambuilding-Teil in "Fussballtraining Fokus Saisonvorbereitung" ist grandios.

    Weißt du ob Mourinho keine Fußballfitness Einheit hat?

    Nein. Woher sollte ich. Ich bin leider ein bisschen zu klein um bei ihm hospitieren zu dürfen.

    Kann es sein, dass der Trainingsplan ein Grobplan ist, der im Netz kursiert?

    Welcher Trainingsplan?

    Du kannst nicht 2 Dinge gleichzeitig Überladen. Du hast in jeder Fußballfitness Taktik dabei, doch der Fokus liegt nicht auf der Taktik sondern darauf dass die Spieler sich während der Belastungszeit voll verausgaben und du nicht dazwischen Unterbrichst. Du kannst die Taktik dann in der 2 Minuten Pause nochmals coachen. Außerdem kannst du die Spielform so wählen, dass du in der Fußballfitness auch noch nach deinen Prinzipien trainierst. Es kommt darauf an wie du die Spielform gestaltest, damit deine Prinzipien darin auch vorkommen und du nicht irgendetwas trainierst.

    Von dem rede/schreibe ich ja die ganze Zeit. Ich kann auch eine Einheit mit taktischen Vorgaben so gestalten, das sich die Spieler voll verausgaben. Falls du dich erinnern kannst, habe ich genau davon geschrieben die Taktik in der Pause zu coachen.

    Wenn du die komplette Mannschaft tauschen kannst, ist die Recovery-Einheit eine Möglichkeit aber kein muss. Wenn du allerdings Spieler hast, die durchspielen, dann benötigen diese eine Recovery-Einheit.

    Das habe ich gemeint.

    Glaubst du, dass Mourinho innerhalb seiner taktischen Periodisierung im Fitnessbereich keine Anpassungen macht? Dass er zum Beispiel die Intensität weiter erhöht von Woche zu Woche und Monat zu Monat?

    Doch. Ich bin sogar überzeugt davon. Du hast mir aber erklärt, dass eine taktische Einheit niemals eine Fußballfittnesseinheit sein kann.