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    Wir haben mit einem Jahrgang, in dem wir einige Jahre später vier Spieler für den hiesigen DFB-Stützpunkt gestellt haben, das Problem gehabt, dass wir wegen der ausgewogenen Einsatzzeit für alle Spieler und der Rotation der Positionen gegen die Mehrzahl der Gegner immer verloren haben, teils deutlich. Auch dadurch verstärkt, dass wegen eben genau dieser Vorgehensweise auch Kinder dazu kamen und dabei blieben, die zunächst mal nicht besonders viel Talent mitgebracht haben. Ich vermute, dass das in den meisten Vereinen und Jahrgängen ähnlich sein wird - wenn die Gegner ihre stärksten Spieler auf den stärksten Positionen spielen lassen wird man meistens deutlich mehr verlieren als gewinnen mit dieser Vorgehensweise - daher ist das mit dem richtigen Gegner aussuchen dann so eine Sache...

    Meine Sichtweise ist die, dass das aus Vereinssicht und aus Sicht des Fußballs optimal ist, was die meisten Spieler mit Spaß beim Fußball bleiben lässt. Ein Spieler, der nachher vielleicht im Leistungsfußball landet, ist schön, aber eine Ausnahme. Gute Jugendarbeit macht man, wenn die Spieler sich wohl fühlen und so sie denn am Ort bleiben dem Verein lange treu bleiben, in welcher Funktion auch immer. Und letzteres erreicht man halt, indem man alle gut behandelt und ihnen Chancen bietet. Dabei würde ich dann je nach Altersstufe abstufen - je älter, desto mehr Leistungsorientierung, wenn in der B-Jugend nach 10 Jahren Förderung nur wenig Entwicklung zu sehen ist, dann wird es irgendwann auch schwierig, gleiche Spielzeiten darzustellen. Meine Erfahrung ist aber auch, dass die Spieler dann auch eine gewisse Leistungsorientierung wollen - darüber hinaus ist es dann ja auch durch die verschiedenen Spielklassen von außen in gewissem Maße vorgegeben, dass eine Leistungsorientierung stattfindet.

    ... und genau diese Erkenntnis finde ich so interessant. Dein Team wird nicht nur ein wenig sonder MASSIV geschwächt. Ich glaube das man aus dieser Erkenntnis sehr viele Schlüsse ziehen kann.

    In dieser Lage befinde ich mich momentan leider auch.


    Ich denke in der Lage wird man - eben weil man sich so stark schwächt - sehr oft sein, wenn man nicht gerade eine Überfliegertruppe hat und die anderen Trainer anders handeln als man selbst. Wie gesagt - durchhalten.

    Karl: Ich schätze normalerweise deine Beiträge, der war aber tatsächlich ein wenig blind geschrieben. Man ist es ja manchmal Leid, immer wieder dieselben Dinge predigen zu müssen, aber hier war finde ich auch ohne Kenntnis der sonstigen Beiträge von Strznievski zu erkennen, dass eine vernünftige Auseinandersetzung mit dem Thema stattfindet, was dann den Ton der Antwort nicht angebracht erscheinen lässt. Außerdem stimme ich dem nicht zu, dass es für die eigene Arbeit egal sein muss, was andere Trainer machen. Richtig ist sicher, dass man sich auch bei gegnerischen Erfolgstrainern für Rotation und Ausbildung aller Spieler entscheiden kann und sollte - es ist aber halt nicht egal, was andere Trainer machen, weil davon der Verlauf von Spielen abhängig ist. Idealerweise gibt es ja Spielerlebnisse sowohl offensiv wie defensiv, wenn ich aber rotiere und mich damit schwäche und der Gegner vielleicht ein ohnehin stärkeres Team hat und das nicht tut, dann kommen hinterher meine Spieler kaum noch an den Ball und das führt zu wenig Ausbildung und zu wenig Spaß am Spiel. Ich halte also den Wunsch für äußerst nachvollziehbar, andere Trainer würden es auch so machen mit der Rotation, dann wäre nämlich allen gedient. Da es nicht so ist muss man halt in den sauren Apfel beißen und es einfach weiter durchziehen, trotz der Nachteile - besser wäre es aber, wenn es alle so machen würden.


    Strznievski: F- und E-Jugend ist etwas her bei uns, aber die Beobachtungen decken sich mit meinen, es macht halt tatsächlich so einen massiven Unterschied aus, wer spielt und ob die starken Spieler auf ihren aktuell stärksten Positionen spielen oder nicht. Wir haben das in einer Saison, in der wir fast nur verloren haben, dann auch mal dahingehend genutzt, dass wir für einzelne Spiele die Spieler viel auf ihren stärksten Positionen spielen lassen haben, um dann eben auch mal mehr Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Und dann auch mal drauf verzichtet, die schwächeren hauptsächlich auf der zentralen Mittelfeldposition und vorne (auch 2-3-1) spielen zu lassen, wo sie auch als zurückhaltende und schwache Spieler nicht völlig aus dem Spiel sind, aber natürlich auch viel kaputt machen. Wie immer bei dem Thema muss ich auch hier mal wieder erwähnen, dass es sich lohnt, einen langen Atem zu haben - ein Spieler, der noch bis zur D-Jugend grottenschlecht war, der aber immer Einsatzzeiten bekam, ist mittlerweile im jüngeren Jahrgang feste Größe in unserer B-Jugendmannschaft und auch nicht in der untersten Spielklasse. Vereine, gegen die wir in der F- und E-Jugend zweistellig verloren haben, haben wir in der D-Jugend geschlagen, in der C-Jugend haben wir zwei Klassen höher gespielt und daher keine Vergleiche gehabt, in der B-Jugend stellt der Verein, an den ich gerade vor allem denke, keine Mannschaft mehr in der entsprechenden Altersklasse. In den späteren Jahrgängen wird genau so vorgegangen und während unser Verein von 130 Jugendspielern vor 10 Jahren auf jetzt 240 gewachsen ist tun sich die Vereine der Umgebung, die anders vorgehen, schwer damit noch Mannschaften zu stellen (unter unseren 240 Spielern sind durchaus ein paar aus anderen Orten, aber der Großteil rekrutiert sich aus unserem direkten Einzugsgebiet, wir wildern also da nicht massiv). Lange Rede, kurzer Sinn: weiter so, es zahlt sich aus. Das merkt man auch, wenn wie bei uns gerade in der B-Jugend jemand neu dazu kommt dem nicht, wie du es beschreibst, 3 Jahre Ausbildung fehlen, sondern fast 10. Da merkt man dann erst, was man selbst den schlechtesten doch immerhin hat beibringen können...

    @Chris


    Ich meinte auch nicht die "Zinnsoldaten"-Positionsaufstellung, bei denen einige Spieler die Anzahl der Ballkontakte an 2 Händen abzählen können. Andererseits findest du auch hier genügt Schreiber, die sich darüber beklagen, dass ihre Spieler nur bei eigenem Ballbesitz wissen, was zu tun ist und bei gegnerischem Ballbesitz ständig ausgekontert werden. Ob und inwieweit dabei ein einsamer Mitstürmer an der Großchance beteiligt ist, sei mal dahin gestellt.


    Deshalb hab ich so meine Zweifel, wie ich es einer taktisch guten Mannschaft verkaufen soll, dass sie immer wieder gegen Mannschaften verliert, die einen Spieler nahe ans gegnerische Tor bingen? Denn das ist ja nicht verboten und was erlaubt ist, dafür sollte man auch eine gute Lösung finden! Denn wenn der Gegner schon zur Halbzeit hin merkt, dass sein Plan nicht aufgeht und der Gegner sogar seinen Vorteil daraus zieht, als das er einen effektiveren Spielaufbau betreiben kann, weil so "beim Gegner ein Mann aus dem Spiel genommen" wird, dann würde ich das ingornieren. Aber Fussball ist ja zum Glück ein Spiel, über das es 1000 und mehr Ansichten geben darf.


    Du hattest schon gesehen, dass es hier um F-Jugend geht? Da finde ich die Formulierung "taktisch gute Mannschaft" ebenso wie deine damit verbundenen Ratschläge teilweise nicht ganz passend.

    Es fällt manchmal schwer, aber meine Empfehlung wäre, das zu ignorieren. Wenn deine Kinder alle mit aufrücken, dann sind sie alle irgendwie am Spiel beteiligt und orientieren sich am Ball. Das ist gut so. Wenn dann ein Spieler vom Gegner 30m vom Spielgeschehen entfernt steht, dann nimmt der weniger am Spiel teil und wie du auch schon schreibst solltest du dich nicht dazu verleiten lassen, da nun Manndeckung anzuordnen oder ähnliches. Der Spieler, der vorne steht und dann Bälle reinmacht ist in der F-Jugend eine Erfolgsstrategie, was Tore anbelangt, weniger eine, was Ausbildung anbelangt. Kannst du vielleicht auch so zu verhindern versuchen, dass du den Kindern beibringst, sofort wieder zu versuchen, den Ball zurück zu bekommen, wenn sie ihn verlieren (also "umschalten"); oder wenn der gegnerische Spieler wirklich nah am Tor stehen bleibt kann vielleicht der Torhüter schon verhindern, dass der Spieler an den Ball kommt (wobei das glaube ich in der Altersklasse auch schwierig sein kann, viele Kinder halten sich da gerne am Torpfosten fest, wenn sie im Tor spielen - aber wünschenswert wäre es natürlich auch hier schon, wenn sie "mitspielen").


    Ansonsten wünsche ich dir nur generell einen langen Atem - lass dich nicht davon irritieren, wenn die Ergebnisse im Sinne von Toren mal schlecht sind. Langfristig zeigt sich, ob du die Spieler gut ausgebildet hast.

    Schließe mich den Vormeinungen an. Normales Training, wie geplant und dann je nach Gefühl für die Stimmung der Mannschaft - die kannst du besser einschätzen als wir aus der Ferne - es entweder einfach nicht ansprechen, wenn du das nicht für notwendig hältst, oder eben als Lernchance sehen, zum Beispiel dafür ein Spiel ganz bis zum Ende konzentriert zu spielen. Dass so ein Spiel mal vorkommt ist normal, in allen Altersklassen - aber erst recht in der D-Jugend. Und gerade hier ist es eben eine Erfahrung, die man als Grundlage dessen nehmen kann, dass es einem in Zukunft möglichst nicht nochmal passiert.

    Das einzig sinnvolle ist beim bekannten System zu bleiben. Der Rest wird noch mehr in die Hose gehen.Gib sinnvolle Ziele aus, die erreichbar sind. ziele wie "solange wie möglich 0:0 halten" sind käse.
    Versuche: "Jedesmal wenn wir den Ball länger als 10 Sekunden am Stück behalten ohne ihn zu verlieren oder einen Abschluss aufs Tor machen gibt einen Punkt."


    Doppelter Widerspruch. Dein Zielbeispiel finde ich für eine Jugendmannschaft je nachdem gut, bezweifle aber, dass das bei einer Seniorenmannschaft ankommt. Also: Ziele setzen vielleicht ja, aber nicht in der Form "gibt einen Punkt" oder ähnliches.


    Beim bekannten System zu bleiben ist auch nicht das einzig sinnvolle. Grundsätzlich stimme ich dem zu, dass man nicht ständig ohne Sinn und Verstand die Grundordnung wechseln sollte. Inwiefern allerdings bei einer Mannschaft, die fünf Spiele hatte, von einem bekannten System zu reden ist, ist wieder die Frage. Hier besteht zum Beispiel auch die Möglichkeit, dass die Grundordnung nicht zur Mannschaft passt, oder zumindest angesichts der Stärke der eigenen Mannschaft und der der Gegner nicht passt. Ich finde zum Beispiel 3-5-2 erstmal überraschend. Ist ja nicht die geläufigste Formation zur Zeit. Warum wurde die gewählt?


    Dann finde ich auch, dass Abweichen vom Bekannten auch mal sinnvoll sein kann. Ich habe das letzte Saison mit einer C-Jugend zweimal gemacht; normalerweise haben wir 4-4-2 gespielt. Generell in vielen Spielen überfordert gewesen, insbesondere bei zwei Gegnern - Hinspiele 0-14 bzw 0-10 verloren. Der erste Gegner war schon ganz gut in Spielverlagerungen und kam ständig über die Halbräume bis zur Grundlinie durch - Rückspiel 5-3-2, damit das Verschieben leichter fällt in der letzten Linie und die Zwischenräume kleiner werden, vorne aber zwei Spieler um zumindest zeitweise mal etwas Entlastung zu bekommen, Ergebnis 0-2. Der zweite Gegner war körperisch meilenweit überlegen und kam über Flanken von außen zu Torchancen bzw. war auch mit Weitschüssen gefährlich - Rückspiel 4-5-1, außen immer genug Spieler gehabt um zu doppeln, gleichzeitig Zentrum stark genug besetzt, um Weitschüsse aus dem Zentrum zu verhindern, Ergebnis 0-1. Eine Änderung der Grundordnung kann meines Erachtens durchaus helfen. Dazu muss man aber wissen, wo die eigenen Schwachpunkte und Stärken sind und möglichst auch die des Gegners. Ich glaube, dass feste Abläufe und Positionen im Offensivspiel sehr wichtig sind; im Defensivspiel nicht im gleichen Maße. Wenn die Spieler grundsätzlich wissen, wie sie verteidigen sollen, dann können sie das auch, wenn die Mitspieler etwas anders angeordnet sind. Da hilft es je nachdem dann viel, wenn an der richtigen Stelle mal noch ein Spieler zusätzlich ist, um das verteidigen zu können, was den Gegner ausmacht.

    Ich habe beim Trainerlehrgang mal gelernt Trainingszeit = Spielzeit in den Wettkämpfen, halte das aber für Unfug. Zwei Stunden kann man in der Altersklasse vielleicht machen, aber nur wenn da lange freie Spielzeit dabei ist. Für ein einigermaßen konzentriertes Training halte ich 75 Minuten bis maximal 90 Minuten für angebracht in der E-Jugend.

    Sobald ein Verein einen entsprechenden Namen durch i.d.R. hohe Klassenzugehörigkeiten hat ist es schwer, sich als kleinerer Verein dagegen zu behaupten. Ich denke, dass das vielerorts ähnlich ist. Manchmal kommt zum Erfolg durch bessere Spieler auch eine bessere Ausbildung, aber natürlich nicht immer. Wenn man dagegen bestehen will und vielleicht auch mal bessere Spieler halten will ist das ein ganz dickes Brett, das man bohren muss. Wir versuchen's gerade mit einem gewissen Erfolg, aber man wird immer mit Abwanderungen leben müssen, die aber ja je nach Einzelfall auch sinnvoll sind. Wenn man möchte, dass eher nur sinnvolle Wechsel gemacht werden kann eine Möglichkeit, das zu unterstützen, sein, die festgeschriebene Ablösesumme zu verlangen. Wobei wir hier ja von sehr jungen Spielern sprechen - womöglich liegt in der später höheren Ablöse auch ein Grund, warum der Verein so früh Spieler einsammelt.

    Ich finde, dass du das alles etwas dramatisch siehst, von wegen Vorbereitung geht flöten und so. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass Spielverlegungen aufgrund von Nichtigkeiten zu häufig vorkommen und sehe es vor dem Hintergrund nicht unbedingt als Gebot der Höflichkeit, jeder Spielverlegung zuzustimmen. Das gilt insbesondere im Leistungsbereich und insbesondere, wenn der andere Verein den Verlegungswunsch nicht schlüssig begründet.

    Wir geben auch zentrale Infos, etwa Trainingsplan, per Email raus, da dann insbesondere an die Eltern. Die Kommunikation mit den Spielern (U15, bzw. ab Sommer jetzt dann U17) geht mehr über whatsapp. Da gibt's eine Gruppe mit Trainern und Spielern, in der erstens auch nochmal der Trainingsplan eingestellt ist und wo darüber hinaus dann kurzfristige Änderungen mitgeteilt werden. Wie schon angeklungen gibt es für diese Gruppe klare Regelungen bezüglich Sparsamkeit der Beiträge. Die Kommunikationsgewohnheiten unserer Spieler sehen zum Beispiel wohl vor, dass man auf jede Nachricht mindestens mit einem "ok" antwortet. Als wir die Gruppe neu angelegt hatten kam dann auf die Information "Training heute 15 Minuten länger" 20x die Antwort "ok". Was einen zuverlässig in den Wahnsinn treiben würde, wenn man das nicht regelt. Also kein "ok"-Schreiben und kein Gequatsche in dieser Gruppe. Vermisste Kleidungsstücke sind ein Grund für Spieler etwas zu schreiben oder eine Frage zu Training/Spielen. Für alles andere haben die Spieler dann unter sich nochmal eine Gruppe, in der sie nach Herzenslust "ok" schreiben können und was auch immer ihnen sonst noch so einfällt.

    Ich halte das für einen guten Ansatz und gehe da mit Scholl konform, dass es etwas ausdrückt, was ich beim Fußball so empfinde, was sich aber bislang kaum bis gar nicht statistisch wiedergeben ließ. Ein Pass, der eine halbe Abwehr zerlegt, war für mich schon immer viel geiler als ein Fallrückzieher in den Winkel. Der Fallrückzieher in den Winkel wird aber gewertet, der Pass tauchte bislang nirgendwo auf. Und selbstverständlich ist der Passgeber von seinen Mitspielern abhängig, wie sollte das im Fußball auch anders sein? Der Wert drückt aber trotzdem die Qualität des Spielers aus im Passspiel. Denn zu einem vernünftigen Passspiel gehört ja auch, Pässe zu spielen, mit denen meine Mitspieler etwas anfangen können. Wenn ich jetzt zehn Pässe spiele, die traumhaft sind aber so überraschend oder schlecht anzunehmen, dass nie ein Mitspieler etwas damit anfangen kann, dann ist das zwar theoretisch eine Qualität, praktisch aber nicht und es wird sich in der Packing Rate widerspiegeln. Und letztlich geht es ja um die praktische Auswirkung. Die ist dann vielleicht besser mit etwas vorsichtigeren Pässen, die aber trotzdem Gegner erstmal rausnehmen.


    Sicherlich richtig ist, dass auch Querpässe oder Rückpässe mal richtig sein können und auch etwas zum Spiel beitragen. Das taucht dann nicht in der Packing Rate auf. Aber es kann nach meinem Verständnis ja auch nicht der Anspruch sein, mittels einem statistischen Wert das ganze Spiel oder auch nur das ganze Passspiel abzubilden. Es ist ein meines Erachtens gut konstruierter Wert, der wichtige Aspekte des Passspiels abbildet. Nicht mehr, auch nicht weniger. Jetzt muss man schauen, was man damit sinnvollerweise macht. Sinnvoll ist es für mich, Spieldaten oder gar aggregierte Daten von mehreren Spielen zu nehmen, wo man dann etwa den Charakter und die Qualität der Pässe von Kroos (bei manchen auch: Querpass-Toni) nachvollziehen kann. Vollkommener Unsinn ist natürlich das, was die ARD beim Spiel Italien-Belgien gemacht hat. Wenn ich einen langen Ball über die gesamte Mannschaft des Gegners kloppen kann, weil mich niemand attackiert und ich eine halbe Stunde Zeit habe und dann die Abwehrreihe des Gegners nicht absinkt und der Ball drüber fliegt, dann habe ich ganz toll die ganze Mannschaft des Gegners überspielt. Das sieht aber auch jeder Depp, ohne dass man da etwas von Packing Rate faseln muss. In dem Fall wäre ein Fokus auf das Abwehrverhalten wesentlich hilfreicher, bzw. hier auch auf die Mitnahme des italienischen Angreifers. In einzelnen Situationen kann man das, was die Packing Rate ausdrückt, eigentlich immer selbst erkennen. Interessant wird es mit aggregierten Daten über ein Spiel hinweg oder eben über mehrere. Daraus lässt sich dann meines Erachtens einiges über den Charakter des Passspiels und dessen Qualität eines Spielers ablesen.

    Ich werde vermutlich noch die nächste Saison trainieren und dann erstmal aufhören, kann mir momentan auch schlecht vorstellen, dann nochmal anzufangen. Dafür gibt es einige Gründe; einer davon ist der, dass ich vermutlich wegziehen werde und dann nicht mehr in meinem Heimatverein aktiv sein kann. Ein sehr wichtiger Grund für mich ist aber, dass mir das Hin- und Hergewechsele von Spielern selbst im unteren Leistungsbereich gehörig auf die Nerven geht. Ich bin momentan in unserem Trainerteam gar nicht für die Gespräche mit Spielern und Eltern diesbezüglich zuständig, aber es macht mich schon wahnsinnig, das nur mitzubekommen. Meine Vorstellung von Jugendarbeit wäre in einem Dorfverein zu arbeiten, in dem eine gute Atmosphäre herrscht und in dem die Kinder und Jugendlichen aus der Umgebung spielen. Gleichzeitig habe ich aber auch einen gewissen Qualitätsanspruch, der sich nicht nur auf den Umgang miteinander bezieht, sondern auch auf das Fußballerische und ich glaube auch, dass ich das ordentlich vermitteln kann. Nun geht es aber ab der D-Jugend los, dass alle möglichen Talenteinsammelvereine Kindern und Eltern Flausen in den Kopf setzen. Da dem immer wieder Spieler mit ihren Eltern folgen führt das dazu, dass man nicht kontinuierlich arbeiten kann und auch eine gewisse Qualität behält, wenn man nicht in den allerhöchsten Spielklassen spielt. Wenn man letzteres versucht muss man den selben Scheiß mitmachen, weil man das als kleiner Verein ohne auch Spieler einzusammeln nicht hinbekommt. Dabei geht es mir nicht um den Wechsel eines Topspielers, der im Heimatverein klar heraussticht und deutlich hochklassiger spielen kann - ich habe selbst als Spieler auch gewechselt und habe daher ein grundsätzliches Verständnis für Wechsel; allerdings war ich zu dem Zeitpunkt klarer Stammspieler in der Verbandsauswahl und bin zum regional größten Verein gewechselt um in der höchsten Spielklasse zu spielen. Solche Wechsel machen auch aus meiner Sicht Sinn. Keinen Sinn macht es, wenn ein durchschnittlicher Spieler mit seiner Mannschaft aus der Verbandsliga absteigt, einen Verbleib zusagt und dann, weil ihn irgendjemand vollquatscht, zu einem mittelmäßigen Verbandsligisten wechselt, was einen enorm höheren Aufwand bedeutet, anstatt eine Klasse tiefer oben mitzuspielen. Sehr aktuelles Beispiel und nur eines von vielen, was es mir ordentlich vergällt, als Jugendtrainer aktiv zu sein. Ich bilde nicht Jahre lang vernünftige IVs aus und wundere mich bei den sogenannten großen Vereinen darüber, dass die das nicht tun, damit die dann drei Jahre später merken "oh, da ist ja ein guter IV, sowas brauchen wir" und der Spieler weg ist. Bei top Spielern und Wechseln zu top Vereinen sinnvoll und von uns im Trainerteam zumindest auch gewollt, aber wenn sich's auf alle Niveaustufen ausbreitet wird zumindest langfristiges Arbeiten aus meiner Sicht frustrierend.

    Diese Frage kann dir niemand vernünftig beantworten. Da sind wir beim klassischen Problem der Sozialwissenschaften, dass es so viele Einflussfaktoren gibt, dass kein Mensch sagen kann, was genau zu was führt. Man kann halt auch keine Experimentalbedingungen herstellen, dazu eignen sich menschliche Leben nicht so sehr. Was bleibt sind halt Spekulationen, idealerweise begründete und persönliche Erfahrungen.

    Ich finde du bist auf dem richtigen Weg, indem du den Torspieler (der vermutlich von Spiel zu Spiel wechselt?) den Abstoß machen lässt. Eventuell kannst du den Kindern ja mal sagen, sie sollen nicht quer vor dem eigenen Tor herspielen dabei, vielleicht verstehen das einzelne schon. Ansonsten lass sie einfach weiter Erfahrungen sammeln.

    Letzten Endes musst du immer irgendwie aus der Enge raus. Das kann eben der lange Ball sein, oder auch eine Spielverlagerung (oder ggf. mehrere). Was die beste Lösung ist hängt ja auch immer davon ab, was genau der Gegner macht. Also ob das irgendwie geplant ist oder eher vogelwild und bei letzterem dann, was ich in der Kreisliga in der Regel eher erwarten würde, insbesondere wenn es nicht regelmäßig gemacht wird, welche Fehler dabei enstehen. Eventuell presst die gesamte Mannschaft so stark, dass hinter der letzten Linie Raum entsteht, der mit einem langen Ball anspielbar ist - dann ist der lange Ball die beste Lösung, zumindest wenn ihr halbwegs schnelle Spieler vorne habt. Eine andere oft gesehene Variante ist, dass einige Spieler vorne angreifen und die anderen zurückbleiben und so ein Loch zwischen zwei Mannschaftsteilen entsteht. Da kann man dann auch gut reinkommen, mit langen Flachpässen, wenn sich da Spieler von dir entsprechend anbieten. Wenn dir tatsächlich eine geplante Strategie begegnet (eine Mannschaft bei uns, C-Jugend auf Kreisebene, spielt gelenktes Angriffspressing, gegen die haben wir letzten Samstag gespielt), dann kann man darauf natürlich gezielt reagieren. Bei mir war das letzten Samstag so, dass ich die beiden IVs die Seiten hab tauschen lassen, um den mit dem besseren Flugball auf der Seite zu haben, die sie frei anspielen lassen. Das hat auch dahingehend funktioniert, dass der Gegner ganz vorne keinen Ball erobert hat. Allerdings war es mit dem besseren Flugball an dem Tag leider nicht ganz so weit her...aber gut, dafür trainieren wir auf Kreisebene :).


    Sofern du nicht auf spezifische Dinge eingehen kannst, die du beim Gegner kennst (und auch das würde ich bei dem Trainingsumfang und den üblicherweise vorhandenen Fähigkeiten auf Kreisebene nur in geringem Maße machen) geht es um grundsätzliche Dinge, also aus meiner Sicht kein klein-klein wenn der Gegner presst oder Dribblings, sondern möglichst weiträumiges Spiel und wenn möglich Spielverlagerungen. Wenn ihr aber ständig presst habt ihr das doch sicher auch trainiert und die Spieler haben selbst eine gewisse Erfahrung damit, wie sie sich dagegen am schlauesten verhalten!?

    Whatsapp: "hallo xy ich bin heute morgen gegen eine laterne gelaufen und habe jetzt kopfschmerzen kann heute nicht zum training kommen". C-Jugend. Schön auch, dass jeder im Trainerteam gleich wusste, von wem diese Entschuldigung sein musste, ohne dass der Name genannt wurde.