Lässt man zb eine Übung zum Abseits machen
Was ist denn eine "Übung zum Abseits"? Ich kann mir darunter nichts vorstellen.
Ich habe gerade eine Mannschaft (bzw. zwei, aber eine Gruppe) von E- bis C-Jugend begleitet. Dabei habe ich aber nicht das Konzept und die Inhalte vorgegeben, das hat ein erfahrenerer Trainerkollege gemacht. Wir haben in der D-Jugend recht viel Zeit auf Mannschaftstaktik verwendet, denke ich, und waren damit ziemlich allein in unserer Region. Selbst die stärksten Vereine machen hier gar nichts, in der Regel, in die Richtung in der D-Jugend. Es gab bei uns eine Viererkette und insgesamt ein Verteidigungskonzept, wo und wie der Ball erobert werden sollte. Auch offensive Taktiken wurden schon mal besprochen und einstudiert, allerdings in geringerem Umfang. Die Grundbewegungen und das Anlaufverhalten haben in der stärkeren Mannschaft gut funktioniert, in der schwächereren mäßig. Es lassen sich also dieser Erfahrung nach taktische Inhalte in der D-Jugend erfolgreich trainieren. Allerdings würde ich das nicht mehr machen, wenn ich wieder eine D-Jugend übernehmen sollte. Der Grund ist, dass wir viel Zeit darauf verwendet haben und dass ich der Meinung bin, dass diese Zeit auf andere Inhalte besser verwendet gewesen wäre. Nämlich einerseits auf technische Fähigkeiten und andererseits auf Individualtaktik und teilweise auch Gruppentaktik. Die Mannschaftstaktik wurde da zwar gelernt, aber ich glaube, dass die in der C-Jugend mit weniger Aufwand (qua besserer Auffassungsgabe) genau so gut gelernt werden kann, insbesondere wenn etwa gruppentaktische Dinge dann schon besser sitzen.
Wobei ich da generell etwas differenzieren würde. Wenn ich Spieler habe, die 24 Stunden am Tag kicken und mit dem Spielgerät umgehen können, dann ist der Zeitanteil, den ich auf Techniktraining verwende, nicht ganz so entscheidend, wie wenn ich Spieler im Dorfverein habe, die manchmal vielleicht nur im Sportunterricht und im Verein Fußball spielen. Bei einer älteren D-Jugend würde ich, wenn sie ziemlich gut ist, demnach möglicherweise auch wieder das ein oder andere mannschaftstaktisch machen, allerdings keinesfalls im selben Umfang, den wir mit unseren aktuellen Spielern darauf verwendet haben. Bei einer jüngeren D-Jugend würde ich die Priorität ganz klar auf anderes setzen.
Ein Nachteil des starken Fokus' auf Mannschaftstaktik ist übrigens, zumindest ist das bei uns so, dass die Spieler sehr viel, vielleicht zu viel nachdenken um sich ans Konzept zu halten, und dann aber kein Feuer da ist und keine individuellen Lösungen, wenn das Konzept nicht funktioniert. Da stehen dann bei einer geübten Spieleröffnung alle schön auf ihren Positionen bzw. machen Laufwege und wenn der Gegner aber so steht, dass die Variante nicht geht, dann wird entweder ewig gezögert, oder das einstudierte stur durchgezogen, obwohl es offensichtlich nicht klappen kann. Wir haben super Theoretiker, aber nicht immer so gute Praktiker (so auch Rückmeldungen von Stützpunkttrainern und Stützpunktkoordinator). Das ist etwas, wo wir gerade sehr damit beschäftigt sind, nach Jahren von viel Mannschaftstaktik entgegenzusteuern. Es war nie unsere Absicht, Spieler in ein Korsett zu pressen, allerdings ist kritisch betrachtet wohl genau das in einem gewissen Maße passiert. Das gilt es aus meiner Sicht zu beachten, wenn man, gerade in jüngeren Jahrgängen, viel mit Mannschaftstaktik macht.