Zielkonflikt Erfolg vs. Ausbildung im Bambini-Fußball

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  • ich möchte mich mit einem Thema bei Euch wenden.


    Folgendes:

    Ich bin nun seit Juni 25 verantwortlich für eine G-Jugend Mannschaft. Vorher zwei Jahre Ballschule. Für die meisten Kinder ist es das erste G-Jugend Jahr. Wir waren schon bei einigen Turnieren, Freundschaftsspielen und nehmen auch am Spielbetrieb teil.

    Ich habe die Inhalte des Kindertrainerzertifikats verstanden, verinnerlicht und mein Training komplett darauf ausgerichtet. D.h. Fangspiele, jede Einheit parallel 2vs.2 und 3vs3 als freies Spiel und Dribbling etc.

    Bei den Spielen nehme ich meine Aufgabe als Spielfeldbegleiter ernst und gebe keine Anweisungen, wann wohin laufen oder passen soll. Motiviere nur dazu sich zu bewegen und auf den Ball zu gehen und lobe lautstark Tore und Balleroberungen.


    Was mir komisch vorkommt: Unser Verband schreibt "optional" die Spielform 4+1 mi TW und Jugendtoren fest. Ich frage mich warum? Macht das aus Eurer Sicht Sinn?


    Mein Team ist nicht sehr erfolgreich auf dem 4+1 Feld. Allerdings recht erfolgreich auf dem Funino-Feld. Evtl. weil die stärkeren Kinder der Gegner auf dem 4+1 Feld sind. Ich mache eine gleich starke Verteilung.


    Jetzt mache ich auch folgende Beobachtung:

    Das 4+1 nimmt gefühlt einen höheren Stellenwert ein obwohl Funino für die Kleinen viel förderlicher wäre. Auf Turnieren zählen z.B. die Ergebnisse auf dem 4+1 Feld einen Punkt mehr.

    Auf Turnieren bin ich auch gefühlt der einzige Trainer, der die Kids nicht von außen permanent lautstark zu konkreten Aktionen auffordert. U.a. das Passspiel, Freilaufen, Mann decken usw. was laut Theorie im Bambini-Fußball nicht forciert werden soll.

    Jetzt habe ich auch mitbekommen, dass meine Vorgänger (Jetzt F-Jugend) im Verein mit der G-Jugend schon die Kinder auf Positionen (Angreifer vorne und Verteidiger hinten) eingeteilt haben. Begründung: "Muss man machen, sonst Chaos und Niederlagen".

    Das ein oder andere Elternteil hat nun auch angeregt, Übungen zum Lernen von Passketten und Freilaufen zu integrieren.

    Auch das widerspricht dem, was ich gelernt habe.

    Nächste Woche findet unser Elternabend statt. Da werde ich meine Methodik anhand der Fakten aus der Trainingsphilosophie Deutschland und der Ziele des Kinderfußballs erklären.

    Habt ihr einen Ratschlag für meine Situation?

    Sollte ich meiner Linie treu bleiben? Sollte ich die Kinder vll. doch das Zusammenspiel näher bringen? Wie gehe ich mit diesen Forderungen und Ratschlägen der anderen Trainer und Eltern um?

    Ein kurzes Feedback wäre schön :) Ich denke viele haben dieses Thema.

    Danke!

  • Versteife dich nicht zu sehr auf die Philosophie Deutschland. Schau mal bei Advanced Football vorbei. Hier gibt es genügend tolle Spielformen, die auch Freilaufen und Passspiel fördern. Mache ich auch bei meiner G Jugend.

  • Du machst das schon ganz richtig. Fördere die Technik und das 1vs1, davon wirst du später profitieren.


    Passspiel bringt in der Regel in diesem Alter mehr Erfolg, in der E oder D wird das aber zum Boomerang, wenn zu wenige auf dem Feld im 1vs1 bestehen können.


    Positionen sind in diesem Alter völliger Mumpitz. Wenn du sie dann einführst dann lasse alle auf allen Positionen spielen.


    Ein 4+1 ist aus meiner Sicht in der G-Jugend Quatsch, in vielen Verbänden aber immernoch üblich.

  • Nach über 5 Jahren im Kinderfußball als Trainer stehe ich recht alleine auf weiter Flur, wenn ich sage, dass es eigentlich völlig egal ist, ob man 4+1 oder 3x3 (oder 2x2) spielt in der G- und F-Jugend.


    Entscheidend für mich:


    - halbwegs ausgeglichener Entwicklungsstand unter den Kindern in der Mannschaft

    - Spiele gegen Mannschaften mit einem ähnlichen Entwicklungsstand (und -gefüge)


    Bzgl. Deiner Punkte mit dem Reinrufen. In der G und dann F kann man definitiv schon versuchen, den Kindern Anweisungen zu geben und z.B. zu erklären, Räume zu halten bzw. zu bespielen. Das mache ich auch (aber auch Rotation bei den Positionen, d.h. jeder muss alles mal spielen). Was ich nicht mache, ist das Reinrufen, sie sollen abspielen, das bringt praktisch nichts in dieser Altersgruppe und verunsichert die meisten Kinder mehr als dass es einen erkennbaren Nutzen bringt (bis es beim Kind angekommen ist, gibt es die Spielsituation oft auch gar nicht mehr her, noch "zum Fritz zu passen"). Trainieren und mit den Kindern darüber reden sollte man, aber während des Spiels diesbezüglich. eingreifen macht m.M.n. wenig Sinn. Das kommt schon mit der Zeit. Ich würde meine 18er F Jugend Kids niemals davon abhalten, ins 1 v 1 zu gehen. Aber sie müssen z.B. verstehen, dass, falls sie hängenbleiben, sie hinterher müssen und sich den Ball wieder holen sollen. Daran muss man die Kinder während des Spiels schon mal von der Seitenlinie erinnern und reinrufen.

  • Gennemer, bleib bei deiner Linie. So wie ich das lese, machst du praktisch alles richtig. Lass dich nicht verunsichern. Ratschlag wäre für den Elternabend allenfalls, den Eltern klarzumachen, was Kinder in der G-Jugend alles nicht können können, z.B. ein planvolles Passspiel aufziehen, weil dafür einfach die Voraussetzungen noch nicht gegeben sind (körperlich - mangelnde Übersicht, technisch - Ballannahme, Innenseitstoß). Zeige ihnen auf, wieviel mehr Ballkontakte die Kids auf altersgerechten, kleinen Spielfeldern haben.


    Zum Thema 4+1 oder Funino - ich würde vermutlich nicht jeden 4+1 spielen lassen, wenn es ihn einfach noch zu sehr überfordert. Solche Kinder sind beim 2vs2 perfekt aufgehoben. 4+1 ist einfach wesentlich komplexer. Pure Gleichverteilung um der Gerechtigkeit Willen ist sicher gut gemeint, aber ob man damit jedem Kind einen Gefallen tut, ist die andere Frage. Lieber im 2vs2 voll dabei sein und Aktionen haben, als im 4+1 in der Gegend herumzustehen.

    Grundzüge der Raumaufteilung kann man sicher mal ansprechen, aber in der G-Jugend ist das mit Sicherheit nichts, was die Kinder draufhaben müssen. Feste Positionen sind in dem Alter ohnehin Unfug.

  • Unser Verband schreibt "optional" die Spielform 4+1 mi TW und Jugendtoren fest

    Welcher Verband macht das in der G-Jugend? Da hätte ich gerne eine Quelle. Danke.


    Zum Thema Passspiel reicht bei mir immer die Argumentation mit der Fahrradprüfung in der 4. Klasse (wann können Kinder Entfernungen und Geschwindigkeiten einschätzen? und wann haben sie das Sichtfeld?). Reicht das nicht, frage ich immer, ob ihre Kinder alleine in den Kindergarten laufen dürfen.

  • Haha, ja, krass. Aber immerhin gab es das vor 20 Jahren schon! ;)


    Ich fand den Modus eigentlich ganz gut. Wobei man in der G-Jugend sicher drüber streiten kann, wie sinnvoll es ist.


    Zusätzlich gibt es bei uns im Kreis noch 3-4 Funino-Spielfest-Wochenende pro Halbjahr. Leider nicht mehr in der E-Jugend.


  • Ich kann deine Lage absolut nachvollziehen. Meine Ausgangslage vor einem Jahr war sehr ähnlich. Den Elternabend hab ich durch, unser Vorstand und auch der Jugendleiter waren dabei und waren absolut überzeugt von dem Weg. Eins kann ich dir sagen, es wird immer jemand geben der es besser weiß und es werden auch immer Teams kommen die es schon viel besser können. Am Ende hast du da Kinder die Spaß haben wollen, und du bist fürs erste derjenige der sie dabei begleiten darf.


    In der Regel machen den Unterschied 1-2 Frühentwickler oder ein Trainer der den Kids „seine Idee vom Fußball“ in die Köpfe prügelt.


    Ich bin ganz gut damit gefahren das mal zu akzeptieren und meine Linie strikt durch zu ziehen.


    Wir haben in der G-Jugend alles aus der Spielform geübt. Natürlich hatte ich auch einen Papa dabei der vor 20 Jahren mal Trainer war und mir erzählt hat dass die Kinder trockenes „Passen und stoppen“ lernen sollen. Das ist auch genau der, der vom Funino nichts hält. Ich hab ihm ein Link von der Trainingsphilosophie Deutschland geschickt und ihm gesagt, dass ich mein Training daran orientiere. Wenn er es sich durchgelesen hat können wir gerne diskutieren. Danach kam nichts mehr.


    Den größten Hebel kannst du am Elternabend mit deinen Inhalten umlegen. Die meisten Eltern wissen ja garnicht was ihr Kind nach der G-Jugend können sollte. Es gibt dazu viele Quellen oder du lässt es dir von ChatGPT zusammen schreiben. Dadurch schraubst du die Erwartungshaltung direkt etwas runter. Schreib mich gerne mal an, ich kann dir meine Folien als Basis zur Verfügung stellen 👍🏼

  • Ich fand den Modus eigentlich ganz gut.

    Zur damaligen Zeit auf jeden Fall. Aber bei Stationen mit Einwurf und Kopfball kann ich heute nur noch den Kopf schütteln. Und im Festivalbetrieb, wenn alle spielen, brauche ich die Stationen nicht mehr.

  • Ich hatte im Kreis ein Team, dass in der Bambini und auch im F-Jungjahrgang mit seinen Passstaffetten alles zerlegt hatte.

    War man jedoch sehr aufmerksam, dann sah man, dass es der immer exakt gleiche Spielzug war. A zu B, Doppelpass mit C, Torschuss... Schon Spieler A hatte nix anderes zu tun, als den Ball zu B.

    Weiter entwickelte Kinder oder "kleine Brüder" können das fix. Es ist aber sehr mühselig, es allen bei zu bringen. Und diese Zeit fehlt für altersangepasste Inhalte.

    Das oben genannte Team wurde dann aber fix von anderen überrundet denn die einstudierten Passlinien wurden von den Gegnern irgendwann wirkungsvoll unterbunden und eine echte Alternative hatten die Kinder nicht drauf.

    Man muss die Fundamente gut errichten. Ein Architekt fängt auch nicht im dritten Stockwerk an zu bauen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Ich fand den Modus eigentlich ganz gut.

    Zur damaligen Zeit auf jeden Fall. Aber bei Stationen mit Einwurf und Kopfball kann ich heute nur noch den Kopf schütteln. Und im Festivalbetrieb, wenn alle spielen, brauche ich die Stationen nicht mehr.

    ah sorry, hab mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich meinte den Modus im SWFV-Spielbetrieb mit Funino und parallel 4+1.