Erfahrung zwischen Leistungsbereich versus Breitensport

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  • Nach 7 Jahren als engagierter Trainer im Breitensport werde ich in der neuen Saison eine Mannschaft U13 im Leistungsbereich eines ambitionierten Verein übernehmen .
    Bin sehr gespannt auf die neuen Aufgabe.
    Ich habe von F- B-Jugend alles trainiert, jedoch ging mir die Lust ein wenig verloren im normalen Breitensportverein.
    Breitensport ist mir sauer aufgestossen und ich vielleicht nicht der richtige Trainer:
    - Spieler sind unzuverlässig bei Training und Spiel
    - Eltern haben auch kaum mehr Interesse ab der C-Jugend (kaum Unterstützung bei Verkauf oder Auswärtsfahrten)
    - wenig intrinsische Motivation der Spieler trotz abwechselungreichen Training
    - wollen sich nicht wirklich weiter entwickeln , sondern einfach nur kicken bei Training & Spiel
    - hohes Leistungsgefälle einer Mannschaft, wenig Handlungsspielraum

    Natürlich hatte ich auch zwischendurch gute Teams, viel Spaß mit den Jungs auf Fahrten, Turnieren und wir haben Erfolge gefeiert aber mir hat das nicht gereicht.
    Was sind Eure positiven und negativen Erfahrung zwischen Breitensport und Leistungsbereich ab U13-U17?

  • Eine Sache sollte man sich immer merken: Alles unterhalb U16 NLZ ist Breitensport. Wer sich beim ambitionierten Amateurverein so fühlt also wäre er im Leistungsfußball, der wird seinen Spielern nicht mehr gerecht...


    Natürlich sind die Jungs leistungsfähig und ehrgeizig und natürlich nimmt das Ergebnis mit höherem Niveau auch einen anderen Stellenwert ein. Aber oberstes Ausbildungsziel ist immernoch die Gesundheit der Spieler und die Freude am Spiel zu erhalten. Ich habe leider schon genug Trainer kennengelernt bei denen diese beiden Dinge nicht im Vordergrund standen.

  • Eine Sache sollte man sich immer merken: Alles unterhalb U16 NLZ ist Breitensport. Wer sich beim ambitionierten Amateurverein so fühlt also wäre er im Leistungsfußball, der wird seinen Spielern nicht mehr gerecht...

    Das sehe ich anders.

    Ich unterscheide aber noch zwischen Leistungssport und Hochleistungssport.

    Den Aufwand, den man im NLZ ab U17 betreibt, das ist für mich schon Hochleistungssport, da passt Leistungssport mM nach nicht mehr.


    Aber Leistungssport ist eben auch nicht Hohleistungssport - da ordnet man den Sport nicht alles unter, sollte man nicht. Dennoch hat der Sport schon einen besonderen Stellenwert.


    Wie weit man nun diese U13 als Leistungssport einordnen kann, darüber könnte man noch diskutieren.



    Widersprechen möchte ich dem Threadersteller aber bei der Aussage, dass er kein (oder ein geringeres) Leistungsgefälle haben wird. Das denkt man immer, das ist aber falsch.

    Auch in den Top-U13-NLZ Teams ist das Leistungsgefälle groß. Auf wesentlich höherem Niveau natürlich. Das wirkt für den Außenstehenden meist nicht so, weil diese Teams ja dann meist gegen Teams auf nidrigerem Niveau spielen, weil sie ja selbst das Ende der Nahrungskette darstellen. Spielen die aber dann gegen ebenbürtige Gegner, dann ist der Unterschied auch deutlich und auch deutlich erkennbar.

    Es wird ja auch niemand aussagen, dass in der Bundesliga kein Leistungsgefälle vorhanden sei oder dieses deutlich geringer sei, als zB in der Verbandsliga, oder?

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Aber Leistungssport ist eben auch nicht Hohleistungssport - da ordnet man den Sport nicht alles unter, sollte man nicht. Dennoch hat der Sport schon einen besonderen Stellenwert.

    Da sind wir uns jetzt glaube ich eher beim Wording uneinig, als bei der Schlussfolgerung die daraus zu ziehen ist.


    Aber Leistungssport ist eben auch nicht Hohleistungssport - da ordnet man den Sport nicht alles unter, sollte man nicht. Dennoch hat der Sport schon einen besonderen Stellenwert.

    Wenn das Deine Interpretation des Begriffs ist (ich bin da sportwissenschaftlich nicht so gebildet, daher ist mir die gültige Definition nicht geläufig) dann bin ich Deiner Meinung.


    1. Wird der Begriff Leistungssport teilweise in Mannschaften verwendet, die damit definitiv nichts zu tun haben. Und dann hat das schon Konsequenzen, die ich nicht so gut finde, insb. im Umgang mit den Spielern.


    2. Werden oft auch im höheren Jugendbereich Dinge mit dem Begriff "Leistungssport" rechtfertigt, die ich nicht gut finde. Da wird dann die Gesundheit oder der faire Umgang mit Spielern dem Ergebnisgedanken untergeordnet.

  • Mir ist das schon bewußt mit dem Begriff fand aber ich finde kein passendes anderes Wort und wir sollten keine Wortklauberei oder Wissenschaft daraus machen. Der eine sagt lieber ergebnisorientiert Breitensportverein , der andere sagt leistungsorientierter Verein.
    Für den einen ist es erst ab U16 Leistungsorientiert für den anderen schon ab der C-Jugend.
    Aber genau diese Vereine bilden ja gut aus und viele ihre Spieler sind am DFB Stützpunkt.
    Fast durchgängig spielen sie i.D.R in den höchsten Spielklassen ihres Verbands.
    Für viele Jungkicker sind diese Verein aber ein mgl. Sprungbrett ins NLZ und Traiing auf guten Niveau und dafür fiebern.
    Mir ging es eher um Erfahrung von Euch eben in diesen Vereinen unterhalb der NLZ im Vergleich zu den normalen Breitensport die natürlich auch ambitioniert sind.

  • Eine Sache sollte man sich immer merken: Alles unterhalb U16 NLZ ist Breitensport. Wer sich beim ambitionierten Amateurverein so fühlt also wäre er im Leistungsfußball, der wird seinen Spielern nicht mehr gerecht...


    Natürlich sind die Jungs leistungsfähig und ehrgeizig und natürlich nimmt das Ergebnis mit höherem Niveau auch einen anderen Stellenwert ein. Aber oberstes Ausbildungsziel ist immernoch die Gesundheit der Spieler und die Freude am Spiel zu erhalten. Ich habe leider schon genug Trainer kennengelernt bei denen diese beiden Dinge nicht im Vordergrund standen.

    Hast du recht. Nicht jeder der ein Trainerjacke überzieht ist auch gleich ein vernünftiger und reflektierter Trainer.

  • Das ist immer die Frage, wo hört Breitensport auf und wo fängt leistungsorientierte Breitensport oder der Leisungs- oder Hochleistungssport an.

    Ich denke das liegt auch nicht immer nur an der Liga, in der ich spiele, sondern auch immer am Angebot, dass der Verein den Spielern machen kann.

    Kann ich eine Partnerschaft mit einem Fitnessstudio anbieten, ein zusätzliches Kraft-, Athletik-, Technik- oder Koordinationstraining, oder trainiere ich nur 1-2x die Woche in meiner Mannschaft und kann vielleicht noch 1-2x eine pro Woche Mannschaft hoch trainieren.

    Aber den Stellenwert, was in etwa in jeder Jugend geboten ist, kann man natürlich beim Verband ablesen, im Handall würde ich es für die Jugend so interpretieren:

    Kinderhandball:
    - G-Jugend (Superminis): kein Spielbetrieb
    - F-Jugend (Minis): Turniere/Spielfeste ohne Ergebnisse aufs Querfeld mit Erlebnisstationen/Parcours im Bezirk
    - E-Jugend: Turniere/Spielfeste ohne Ergebnisse aufs Handballfeld im Bezirk
    - D- Jugend: Ligabietrieb mit Ergebnis und Tabellen im Bezirk (höchste Liga/Titel: Bezirksoberliga/z.B. oberbayerischer Meister, bzw. nach Endrunde: südbayerischer Meister)

    Von der F- zur E-Jugend folgt der Wechsel aufs große Feld und von der E- in die D-Jugend wird man an die Tabellen herangeführt. Insgesamt zählt aber bis dahin im Kindersport mehr Spielerlebnis vor Spielergebnis.

    Jugendhandball:
    - C-Jugend: Ligabietrieb mit Ergebnis und Tabellen im ganzen Landesverband (höchste Liga/Titel: Bayernliga/Bayerischer Meister)
    - B-Jugend: Ligabietrieb mit Ergebnis und Tabellen bis in den gesamten Verband (höchste Liga/Titel: Jugendbundesliga/Deutscher Meister)
    - A-Jugend: Ligabietrieb mit Ergebnis und Tabellen bis in den gesamten Verband mit 1./2. Jugendbundesliga (höchste Liga/Titel: Jugendbundesliga/Deutscher Meister)

    In der C-Jugend fängt dann der Kampf um den leistungsorientierten Handball, um die höheren Ligen an, ehe ab der B- und A-Jugend dann das Tor zum deutschlandweiten Leistungshandball geöffnet wird. Hochleisungssport wird hier eher nur bei den Nachwuchsleistungszentren der Bundesligavereine und damit maximal in der Spitze der Jugendbundesliga geboten, darunter ist das bei den meisten Bundesligisten und vielleicht noch in der Spitze der Bayernliga Leistungssport. Alles ab der Mitte der Bayernliga und drunter geht dann recht fließend in den leistungsorientierten Breitensport und ab der Mitte der zweigleisigen Landesliga dann schon recht schnell in den normalen Breitensport (Ligen darunter: Bezirksoberliga, Bezirksliga und Bezirksklasse) über.

    In der C-Jugend, vielleicht noch bis zur B-Jugend kann man es noch gut mit 2x die Woche Training in die Bayernliga (C-Jugend: höchste Liga, B-Jugend: zweithöchste Lige) schaffen, man wird sich dann jedoch max. in der unteren Tabellenhälfte ab Platz vier wiederfinden. Die Top 3 Mannschaften sind in der Regel schon mit mehr Aufwand, sprich mindestens drei Trainingsangeboten pro Woche, dabei. Dazu muss natürlich auch die Qualität und Konzentration im Training stimmen. Manchmal kann man aus zwei konzentrierten und anstrengenden Trainingseinheiten mehr Ertrag rausholen, als aus drei schwächeren Einheiten. Ist ein Training strukturiert mit nahezu keinen Standzeiten (Trainings- ist Bewegungszeit) und der richtigen Balance zwischen Anstrengung und Taktik/Technik, kann man auch aus vier Trainingsstunden (2x 2h) pro Woche relativ viel Ertrag rausholen und mit einer leistungsorientierten Breitensportmannschaft auch einige Überraschungserfolge erringen.

  • Ich würde das auch eher dreiteilen und fange mal ab der C-Jugend das zu clustern:

    Breitensport - meist zweimal die Woche im Training und in den unteren Spielklassen (Kreisspielbetrieb) aktiv.

    leistungsorientierter Breitensport - häufig dreimal die Woche Training und in den höheren Spielklassen des Landesspielbetriebs aktiv

    Leistungssport - mehr als dreimal die Woche Training und in höchsten Spielklassen unterwegs


    Ich vermute mal der Threadersteller wird in den leistungsorientierten Breitensport gehen.

    Ich war im Breitensport und leistungsorientierten Breitensport tätig und die Unterschiede sind dort schon sehr groß.

    Der größte Unterschied sind die Jungs und Eltern an sich:
    Sie haben deutlich höhere Ansprüche an dein Training, hinterfragen mehr und beobachten auch dein Tun sehr genau.
    Der Fokus geht nicht so sehr auf das Miteinander, sondern es existiert häufig schon ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken.
    Mitunter ist unter diesen Jungs auch eine große Arroganz sehr ausgeprägt, weil diese Mannschaften häufig in ihren Spielklassen gegen Breitensportler spielen und viel gewinnen. Es macht Spaß diese Jungs zu trainieren, weil sie eine hohe Trainingsbeteiligung machen und trotz des Amateurstatus das Hobby sehr Ernst nehmen und viel mitmachen.


    Im Breitensport hast du häufig eine entspanntere Atmosphäre. Ergebnisse sind schnell abgehakt bei Jungs und Eltern und du wirst relaxter dein Hobby als Trainer nachgehen können. Du kannst auch mal ein Training unvorbereitet durchziehen oder einfach "Spielen lassen". Du hast weniger Termine, da die Anzahl der Trainings, Spiele und Freundschaftsspiele meist niedriger ist. Auch Trainingslager oder große Fahrten sind kein Muss, aber natürlich, wenn du sie machst, eine willkommene Abwechslung.

    Die Jungs haben schon auch Ansprüche mal zu gewinnen, aber sie setzen sich meist keine großen Ziele für die Saison. Es geht meist nur um das nächste Spiel, während bei den leistungsorientierten Breitensportler meist auch die Saison im Fokus steht.


    Negativ im Breitensport ist, dass die Jungs nicht immer den Fußball im Fokus haben. Ich hatte mal ein Pokalspiel in fortgeschrittener Runde und trotzdem zahlreiche Absagen, weil es ein Brückentagswochenende war und die Familien dann eben lieber weggefahren sind. Die Spiele haben auch bei den Eltern meist nicht den großen Fokus. Ehrgeizige Trainer nehmen das auch schnell persönlich.

    Auch Schlechtwetter führt schnell zu vielen Absagen. Du wirst Jungs dabei haben, die maximal 50-60% der Trainings mitmachen, obwohl sie nicht verletzt oder krank sind.