Spielformen zur Orientierung/Observation (z.b Schulterblick)

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  • Ich habe in letzter Zeit ein Problemchen beobachtet, dass ich gerne über eine Spielform lösen möchte.


    Es geht um die Orientierung vor dem Passempfang und beim Abspielen. Zum einen war man oft überrascht das der Gegner einen Passabgefangen von hinten abgefangen hat, sich mit der Ballmitnahme in den Gegenspieler bewegt oder Mitspieler übersieht (Als Anspielstation oder ineinander Laufen).


    Der Fokus ist in der Frühjahressaison bisher auf Kurzpassspiel gelegen. Der Raum wird aktuell immer enger und die Zeit kürzer. Weswegen wir die Orientierung auf ein neues Level heben müssen, damit das funktioniert. Das Kurzpassspiel heben wir aktuell mit dem PingPong (7x14m Feld, 4gg4 mit Joker zuerst auf der kurzen, dann auf der langen Seiten und zum Schluss im Feld) auf das nächste Level. Übersicht und Umschauen fördert die Übung aber nur bedingt.


    Kennt ihr Spielformen dazu? Zuerst als Basic und dann in einer gesteigerten Form?

  • Kennt ihr Spielformen dazu? Zuerst als Basic und dann in einer gesteigerten Form?

    Da wirst du x-beliebige Möglichkeiten haben.
    Ohne direkt auf deine Frage direkt zu antworten folgendes:

    Wie gehe ich heran, um eine Spielform für mein Training zu gestalten?
    Ich überlege, um welche Situation es auf dem Spielfeld geht, was genau ich trainieren will. Sprich wo bin ich auf dem Spielfeld, wie sieht es mit den Spielern (Mit und Gegenspielern) aus also wo stehen diese, wieviele sind in einem Raum.
    Das schneide ich so gesehen (wenn man es auf einer Taktiktafel nimmt) aus und habe dann mein Feld und meine Spieler anzahl, ggf. habe ich je nach Spielprinzipien oder taktischen Vorgaben auch schon eine Info, wie zb eine Spielrichtung aussehen könnte, ob ich evtl. Wandspieler habe etc.

    Dann überlege ich, welche Prinzipien für das Lösen von Situationen wichtig sind. EIn Schluter blick ist ja notwendig, wenn ich geschlossen in ein Raum komme und so mit dem Rücken zum gegnerischen Tor komme. Ich kann also ersteinmal das Spiel nicht offensiv fortsetzen, da ich keine Übersicht habe, was hinter mir passiert. Wie kann man das lösen? Entweder man bespielt zB einen Reaktionsraum neben sich (man ist also nur der Spieler der nach links oder recht klatschen lässt) oder ich orientiere mich vor und weiß ob ich zB selber aufdrehen kann.


    Am Ende fasst man das zusammen und hat eine Spielform mit seinen Coachingpunkten.
    Und DARAUF kommt es am Ende an. Du kannst dafür eine noch so simple Ballhalteform mit 5v5 nehmen, solange du diese Momente, wo ein Schulterblick hilft, eine Situation besser zu lösen, dann COACHST! Freeze den Moment, besprich, was besser laufen kann, wenn dein Spieler zB den Ball verliert, weil er sich zB blind in einen gegenspieler aufdreht.

  • Positionsspielformen in engen Räumen machen die Vororientierung und das Umblicken schon per se notwendig, weil in solch engen Räumen einfach überall ein Gegner in unmittelbarer Nähe ist. Eine gute Spielform ist folgende: ein rechteckiges oder quadratisches Feld aufbauen, in welchem zwei Teams mit gleicher Spieleranzahl (4 vs. 4 eignet sich hervorragend) gegeneinander auf Ballhalten spielen. Entlang jeder Außenlinien wird ein Neutraler gestellt. Diese Neutralen sind bei dem Team, das gerade in Ballbesitz ist. Die Neutralen dürfen sich den Ball nicht untereinander zuspielen. Um hier die Vororientierung zu forcieren nutze ich das Rückpassverbot: Wenn ein Neutraler zu einem Spieler im Feld passt (oder umgekehrt), darf dieser nicht zu dem Spieler zurückpassen, von dem er gerade den Ball bekommen hat. Das führt dazu, dass der jeweilige Passempfänger sich schon vor Erhalt des Balles zu einem dritten Spieler orientieren muss, um sofort weiterspielen zu können. Wenn man das noch mit Kontaktbeschränkungen verbindet (bspw. max. zwei Kontakte), kann man diese Aspekte noch stärker hervorheben.


    Hier gilt das Prinzip "wir spielen nur in Räume, die wir sehen". Und/oder man nutzt das Prinzip "kein Aufdrehen ohne Schulterblick."


    Wie aber überall reicht es nicht, diese eine Spielform nur einmal zu machen. Das muss immer wieder in unterschiedlichen Variationen trainiert werden, damit es zum intuitiven Verhalten wird. Nach einer Weile wird man auch merken, dass die Spieler ein ganz anderes Blickverhalten an den Tag legen.

  • Am Ende fasst man das zusammen und hat eine Spielform mit seinen Coachingpunkten.

    So gehe ich an solche Sachen auch ran. Und selbst wenn ich zeitlich oder kreativ nicht in der Lage bin mir eine Spielform auszudenken, so kann ich aus der Fülle an bekannteren Spielformen so auf jeden Fall gut vorsortieren oder auch gezielt nochmal Dinge zugunsten meiner Trainingsgedanken abändern.


    Du kannst dafür eine noch so simple Ballhalteform mit 5v5 nehmen

    Hier würde ich nachfragen wollen, wie du das gemeint hast. Ein reines 5v5 als 'Ballhalteform' (ich denke dadurch willst du ausdrücken, dass du das ohne Tore und offensichtliche Spielrichtung spielst), ist meiner Erfahrung nach durch das gleiche Zahlenverhältnis alles andere als simpel zu spielen (vom Regelwerk/Spielaufbau ist es natürlich simpel ;)). Außer die Teams sind so eingeteilt worden, dass eins qualitativ deutlich überlegen ist, dann wäre die Spielform aber nur für ein Team etwas einfacher zu spielen. Oder beinhaltet eine 'Ballhalteform' für dich automatisch auch neutrale Spieler, die der ballbesitzenden Mannschaft situativ ein Übergewicht verleihen?



    Da Doofenheinz seinen Post mit Kinderfußball gelabelt hat, würde ich sagen, dass ich bei Kindern z.B. ein 5v5 + 2 bis 3 Neutrale von der Konstellation her in UNSEREM Training für bereits zu viele Kinder halte. Ich würde da versuchen, mit weniger Kindern auszukommen, um mehr Spielintensität zu haben. Manche Kinder bewegen sich bei uns noch gar nicht unbedingt mit, wenn der Ball nicht in der Nähe ist, somit würde ich in unseren Trainings gar nicht auf 12 bis 13 geeignete Kinder für so eine Spielform kommen und eher versuchen sie mittels kleineren Spielformen fit zu machen, damit die 'größeren' Spielformen auch irgendwann sinnvoll möglich sind. Das aber nur als Hinweis, das kann/muss ja eh jeder an seine Situation anpassen und ich könnte mir durchaus z.B. auch E-Junioren-Teams vorstellen, mit denen man das machen könnte.

  • seinen Post mit Kinderfußball gelabelt hat

    Darauf habe ich gar nicht geachtet :D
    Aber demnach hast du mit den folgenden Punkten recht.
    Ich würde vielleicht als Einleitung auch eine kleine Übungsform vorbauen, in der man bisschen sich mit dem Ablauf vertraut macht. Also Vororientierung, Ball fordern, erneute Vororientierung, Spielfortsetzung...

  • Aus meiner Erfahrung heraus gilt es zuerst motorische Defizite abzubauen.

    Hierzu setze ich auf Bewegungsformen, die den Schulterblick benötigen. Rückwärts laufen / dribbeln eignen sich dafür.


    In Chaos-Spielen setze ich meist auf Handball oder Rugby, bei dem Pässe nur nach hinten gespielt werden dürfen. Hierbei wird die Orientierung durch Schulterblick oder schnelles Drehen erzwungen. Durch das parallele Fußballspiel sind viele bewegliche Hindernisse im Spielfeld, die den Passweg stören.


    In Funino-Spielformen üben wir dann abschließend verschiedene Arten des Zusammenspiels um vielfältige Entscheidungsmöglichkeiten im Wettbewerb zu haben.


    Spiel in Zonen - links, Mitte, rechts - mit min. 1 Pass vor dem Torabschluss ist eine Variante. Eine andere heißt bei uns "tödlicher Pass", dabei bleibt ein Spieler in der gegnerischen Schusszone und muss anspielbar sein.


    Je älter deine Kinder sind, desto komplexer kannst du das gestalten. In meinem Fall üben wir ab der 2. Saisonhälfte U7, spätestens U8 solche "Grundlagen des Zusammenspiels".

  • Ich nehme mal deine konkreten Problembeschreibungen und gebe Beispiele wie ich das im im individualtaktisch-technischen Training auch noch vor den Spielformen mit einer F-Jugend angegangen habe. Vielleicht ist das ja als Schritt vorab auch für dich wertvoll.

    Zum einen war man oft überrascht das der Gegner einen Passabgefangen von hinten abgefangen hat

    Hier stellen sich die Kids A mit Ball als Passgeber (mit Blick zum Tor/Toren) auf, ein Spieler B ist Offensivspieler (mit Rücken zum Tor/Toren) in nem Abstand von ca. 15-20 Schritten (kurze Passdistanz + Raum zum Entgegenkommen) und ein Spieler C als Defensivspieler (im Rücken des Offensivspielers). Der Offensivspieler hält Körperkontakt, schafft sich Raum, gibt Kommando an Passgeber und kommt ihm entgegen. Er muss mind. 2 Kontakte nehmen und kann entweder ins Dribbling gehen oder mit dem Passgeber kombinieren um auf das Tore/die Tore anzugreifen.

    Rotation: Passgeber A wird Defensivspieler B wird Offensivspieler C wird Passgeber A
    Coachingpunkte Spieler C: Körperkontakt halten, Gegner wegdrücken, gutes Timing wann starten, sehr wichtig: Entgegenkommen bis der Ball gesichert ist und nicht vorher stoppen und auf den Ball warten, Ball mit sicherem ersten Kontakt festmachen und Körper & Standfuß zwischen Ball und Gegner bringen, Ball ablegen oder Gegner loswerden


    Zitat

    sich mit der Ballmitnahme in den Gegenspieler bewegt

    Kinder A stellen sich mit Ball als Passgeber an. Links und Rechts neben den Passgebern sind zwei Dribbeltore (5 Schritte breit). Defensivspieler B steht 2 Schritt entfern sehr breitbeinig mit dem Rücken vor den Passgebern. Offensivspieler C steht weitere 2-3 Schitt enfernt davor mit Blick zu den Passgebern. Passgeber A spielen einen leichten Pass durch die Beine von Defensivspieler B auf Offensivspieler C. Dieser soll den Pass mit dem ersten Kontakt weg vom Defensivspieler hin zu einem der Dribbeltore mitnehmen und durchdribbeln (Punkt). Finten und Richtungswechsel erwünscht.

    Rotation: Passgeber A wird Defensivspieler B wird Offensivspieler C wird Passgeber A


    Ähnliche Übungen gibts in verschiedensten Formen denke ich. Ansonsten finde ich 3v3 Funino Spielformen auch super dafür da man den Ball sehr oft bekommt während man in Manndeckung ist und daher den Ball immer weg vom Gegner mitnehmen muss.

    Zitat

    Mitspieler übersieht (Als Anspielstation oder ineinander Laufen).

    Ich denke die Basis ist selbst in älteren Jahrgängen verschiedene Formen des 2v1 und entsprechende Übungen. Wenn das sitzt finde ich die genannten Ballbesitzballformen in Überzahl immer wertvoll. Ich lasse dann je nach Anzahl der Spieler im Training dann z.B. 6v3, 7v4, etc. auf Ballbesitz spielen, jedoch mit Tor(en) bei z.B. x Pässen bzw. Balleroberung damit auch immer der Weg zum Tor dabei ist.