Unterschied Spielereltern und Auswirkung auf den Trainings - und Spielbetrieb

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Guten Morgen,


    wie schon mal an anderer Stelle erwähnt haben wir im C, B und A - Jugend Bereich Schwierigkeiten bei der Trainingsbeteiligung und auch bei den Spielen ist es oftmals nicht leicht eine Mannschaft zu stellen.


    Jetzt habe ich mir alle Trainingslisten durchgeschaut und ich würde behaupten, dass ich es mit Zahlen belegen kann welches Kind Eltern hat die früher selbst auch mal Mannschaftssportler waren. Ich schreibe bewusst nicht Fußballer, da für mich beim Handball, Volleyball etc. die gleichen Regeln gelten.


    Ich merke das schon bei uns selbst zu Hause, meine Frau hat nie einen Mannschaftssport gemacht.

    Ich selbst spiele seit ca. 30 Jahren Fußball ohne Unterbrechung.

    Sollte der Sohnemann mal keine Lust zum Training haben, kommt schnell die Frage hoch, er war doch schon 1x in der Woche im Training?

    Dann kommt der böse Papa und sagt, Du gehst trotzdem ins Training.


    In unserem Verein habe ich ca. 120 Spieler und daraus leitet sich für mich folgende Frage ab.


    Bin ich zu engstirnig?

    Muss ich da einfach lockerer werden....

  • Moin,


    wer seit 30 Jahren Fußball spielt der "lebt" ein Stück weit für den Fußball. Das machen die meisten die auch inkl. Herren gespielt haben. Du bist eben etwas fußballverrückt. Im positiven Sinne. Mir geht es genauso.


    Ich habe 3 Kids von denen 2 Fußball spielen. Der eine ist uns sehr ähnlich. Der andere eher gemütlich. "Komm ich heut nicht, komm ich morgen". Ich denke nicht das der zweite dadurch die Mannschaft "sitzen" lässt und kein Mannschaftssportler ist, wenn er ab und zu bei einem Training nicht dabei ist. Für ihn ist es auch kein Problem dann einmal nicht am Spiel teilzunehmen. Die Mannschaft oder das Training sind ohne ihn nicht in Not. Das Argument Mannschaftssport halte ich erst für berechtigt, wenn daraus ernsthaft ein Schaden entsteht.


    Mich stört es aus einem anderen Grund. Ich bin der Meinung wenn man etwas anfängt sollte man auch halbwegs konstant dabei bleiben. Das man mal keine Lust hat ist aus meiner Sicht ok, solange es sich auf vielleicht einmal in in 2 Monaten beschränkt. Oft spontan nach Lust und Laune zu entscheiden halte ich generell (unabhängig vom Fußball) für einen falschen Weg.


    P.S. Bei meiner Frau ist es ähnlich wie bei deiner. Ich bin der "böse" Fußballpapa der Fußball über alles andere stellt. :)

  • In der A, B und C-Jugend sollte sich eigentlich eine intrinsische Motivation eingestellt haben.

    Das Problem in dem Alter dürfte sein, dass andere Verlockungen sicher groß sind.


    Mich treibt in dem Zusammenhang folgende Frage um:

    Ist es auf Dauer erfolgreicher, Druck zu machen und auf eine regelmäßig Teilnahme zu pochen oder lässt man diesen Kampf einfach sein, bietet ein tolles Training an, bei dem hoffentlich alle mitmachen wollen und nimmt es ansonsten wie es kommt?


    Ich habe beides kennengelernt. Die erste Hälfte meiner aktiven Zeit kam das Auslassen einer Trainingseinheit schon fast einem Königsmord gleich, bescherte einem aber mindestens immer einen Platz auf der Bank.

    Mit 30 bin ich dann in eine Hobbytruppe gewechselt, bei der wir gegenseitig das Vertrauen hatten, dass zwar alle richtig Lust aber nicht immer die Zeit/Power haben. Wir hatten eine erstaunlich gute Trainingsbeteiligung und wenn einer nicht konnte, dann wurde darüber nie ein Wort verloren. Und alle, die zu den Spieltagen erschienen wurden auch eingesetzt.


    Ganz ehrlich? Die intrinsisch motivierte Hobbytruppe hat unterm Strich mehr Spaß gemacht.

    Sprüche beim Umziehen wie "boar, heute hab ich überhaupt keinen Bock" gabs nicht. Auch keine langen Gesichter, wenn einem ne Übung nicht passte...



    Zum Umdenken hat mich übrigens folgendes gebracht:

    nach einer langen Saison wollten mein Mann und ich über ein langes WE zu einem Event fahren. Nun hatten wir "blöderweise" die Relegation geschafft und das Spiel wurde an genau diesem Sonntag angesetzt. Ich habe dann meinem Mann gesagt, dass wir nicht fahren könnten weil Freitag Training und Sonntag Relegationsspiel sei.

    Er ist dann ziemlich deutlich geworden und meinte, dass Rücksichtsnahme keine Einbahnstraße sei. Da hatte er Recht denn unser Privatleben drehte sich viel um meine Spieltermine. Also sind wir doch an dem Mittwoch abend losgefahren. Donnerstag früh hab ich dann den Trainer angerufen und gesagt, dass ich am Freitag nicht trainieren würde, am Sonntag aber pünktlich in der Turnhalle sei. (Das war der partnerschaftliche Kompromiss)

    Der Trainer ist ausgeflippt und hat mir die Hölle heiß gemacht. Zum Glück war ich zu dem Zeitpunkt 500 km von daheim entfernt...

    So wichtig kann es doch alles nicht sein, dass man den Sport über seine Partnerschaft stellt. Wir haben das Spiel übrigens gewonnen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • In der A, B und C-Jugend sollte sich eigentlich eine intrinsische Motivation eingestellt haben.
    Das Problem in dem Alter dürfte sein, dass andere Verlockungen sicher groß sind.

    Natürlich kümmern sich die Eltern in dieser Altersklasse nicht mehr um die Trainingsteilnahme. Das machen die Jugendlichen selbstverständlich selbst. Ob sie sich für oder gegen Training entscheiden, hat aber auch damit zu tun, welche Werte vorher vermittelt wurden.
    hoeness2

    Deine aktuell unzuverlässigen Jugendlichen betreiben ja auch einen Mannschaftssport, werden ihren Kindern diese Werte später aber evtl. trotzdem nicht vermitteln

    Ich will das insofern auch gar nicht auf Mannschaftssportler beschränken. Es geht dabei eigentlich um alles, was man in einer Gruppe macht. Ob Chor, Band, kirchliche Jugendgruppen, Theatergruppe oder was auch immer... Wenn man etwas in einer Gruppe macht, muss man sich aufeinander verlassen können.

    Surfe ich durch die sozialen Netzwerke, finde ich aber auch die andere Sichtweise: Schlaue (?) Sprüche, die das Individuum betonen. Wenn diese Werte vermittelt werden, wird der Jugendliche sagen, dass nur er entscheidet, ob er zum Training geht.

  • Der Zusammenhang ist ganz sicher da.

    In meiner Mannschaft hat fast jedes Kind ein Elternteil mit Vergangenheit im Mannschaftssport.

    Ich habe in 3 Jahren nie ein Problem gehabt eine Mannschaft voll zu bekommen.

    2 Turniere an einem WE... Kein Problem.

    Wir wollen mit den Kids übers WE wegfahren... Kein Problem

    Kann jemand bei einer anderen Mannschaft aushelfen... Kein Problem

    Andere Trainer, die aus meiner Sicht ein gutes und abwechslungsreiches Training anbieten haben da weit mehr Probleme.

    Und wenn man sich da die Mannschaft ansieht fällt schnell auf, dass die meisten Eltern nicht aus dem Sport kommen.

    Da sind andere Dinge halt wichtiger.

    Allerdings kann ich einen Mannschaftssport nur gemeinsam betreiben. Wenn alle Mitglieder diese Einstellung haben wird es auf Dauer schwer diese Gruppe aufrecht zu erhalten. Gleiches gilt für alle anderen Gruppenaktivitäten (Musik, Feuerwehr etc. etc.)

    Gerade in den jungen Jahren bekommt man die Werte wie Verantwortungsbewußtsein vermittelt. Und wenn ich mich einer Gruppe verantwortlich fühle, werde ich auch zum Training gehen.

    Wenn ich aber vorgelebt bekomme, dass ich bei jedem erstbesten Grund die Gruppe im Stich lasse kann, wird es schwer dieses Bewußtsein zu vermitteln.

    Das werden dann auch nicht die Spieler sein, die in der Hobbytruppe dauerhaft kommen und damit die Grundlage für das Spiel bzw. Training bilden.

    Ich spiele nur noch in einer Freizeittruppe ohne Spielbetrieb. Einmal die Woche knödeln ohne Verpflichtung. Wenn es draußen regnet denke ich nicht, so ein scheiß ich bleib zu Hause...

    Ich denke eher, dass wenn ich nicht hingehe vielleicht kein Spiel zu stande kommt...

    Also gehe ich.

    In der Truppe denken viele so... 0 Grad und strömender Regen... 14 Freizeitkicker stehen auf dem Kunstrasen ;-).

  • Das Thema ist mMn immer an der Erwartungshaltung des Trainers/Vereins und der Eltern/Spielern zu messen. Gehen beide zu weit auseinander, ist eine von beiden Parteien fehl am Platz. Ich kann nicht für den Leistungsbereich sprechen, ich tummel mich mit meiner E2 aber ganz klar im Breitensport rum und dort gehe ich nicht davon aus, dass jedes Kind an jedem Termin anwesend ist. Dennoch darf ich eine regelmäßige Teilnahme von jedem erwarten. Ich werde bspw. auch kein Spiel verlegen (ist bisher auch noch nicht vorgekommen), wenn wir am Spieltag keine Mannschaft zusammen bekämen. Dann wird das Spiel eben gegen uns gewertet und die Strafe würde ich aus der Mannschaftskasse bezahlen. Passiert dies dreimal, dann wären wir eben, trotz bisher erfolgreichen Rundenverlauf, raus aus der Saison. So hätte auch ich samstags wieder Zeit für andere Sachen.


    Was mich eher ärgert sind Eltern, die es nicht schaffen, ihr Kind vom Training abzumelden oder wegen jedem Pups absagen bzw. trotz Anmeldung nicht aufkreuzen. Ich kann mein Kind nicht selbst zum Training fahren? Absage. Es tröpfelt draußen? Absage. Auf die Idee zu kommen, mal in die Gruppe zu fragen, ob jemand XY mitnehmen kann, kommen sie nicht. Leider sind dies meist die, die ihr Kind als erstes zum Spiel anmelden.


    Wenn alle Mitglieder diese Einstellung haben wird es auf Dauer schwer diese Gruppe aufrecht zu erhalten. Gleiches gilt für alle anderen Gruppenaktivitäten (Musik, Feuerwehr etc. etc.)

    Auch wenn das Kind dann beim Fußballtraining fehlt, finde ich es positiv, dass es noch etwas fußballfremdes unternimmt. Die Kinder können nichts dafür, wenn die Jugendfeuerwehr regelmäßig am Trainingstag stattfindet. Daraus sollte ihm kein Nachteil entstehen. Anders sieht es für mich mit Verabredungen aus, die auch an jeden anderen Tag abgehalten werden können.


    Im Grunde können wir nur das erwarten, was wir selbst bereit sind zu leisten. Als Trainer muss ich es vorleben, im Idealfall lasse ich kein Training ausfallen und kommuniziere meine Erwartungen an die Eltern. Macht es Sinn, die Spielteilnahme an die Trainingsteilnahme zu koppeln? Wenn man es androht, sollte man es auch durchziehen. Oder zu Beginn lieber eine Lise erstellen, wer an welchem Tag spielt? Kann jemand nicht, müssen die Eltern selbstständig für Ersatz sorgen bzw. Termine lassen sich untereinander tauschen. Lässt sich niemand zum tauschen finden, fahren wir an dem Tag mit einem Spieler weniger zum Spiel und das Kind muss auf seinen nächsten regulären Spieltermin warten.

  • Mich treibt in dem Zusammenhang folgende Frage um:


    Ist es auf Dauer erfolgreicher, Druck zu machen und auf eine regelmäßig Teilnahme zu pochen oder lässt man diesen Kampf einfach sein, bietet ein tolles Training an, bei dem hoffentlich alle mitmachen wollen und nimmt es ansonsten wie es kommt?

    P.S. Bei meiner Frau ist es ähnlich wie bei deiner. Ich bin der "böse" Fußballpapa der Fußball über alles andere stellt.

    Goodie, das hast Du schön geschrieben.

    Ich glaube das ist wirklich die zentrale Frage.

    Das werden wir auch mal in der Vorstandschaft besprechen, wie wir das handhaben wollen.


    @Animateuer

    Je mehr man sich mit anderen Trainern unterhält, desto mehr erfährt man das es von unserer Gattung sehr viele gibt8)

  • Ich finde, dass ist eine spannende Frage. Wie in manch anderem Post geschrieben, finde ich auch, dass häufige unterschiedliche Erwartungshaltungen innerhalb des Teams und auch mit den Eltern zu Problemen führen. Aus meiner Sicht steht und fällt die Motivation allerdings mit den Trainern! Wenn diese komplette Persönlichkeiten sind, welche die Spieler begeistern können und mitreisen können, kommen die Schützlinge gerne ins Training. Dabei ist sehr wichtig, dass der Trainer auch mit den Sportler seine Erwartungshaltungen klärt, da Kinder- und Jugendlich selten den gleichen Bezugsrahmen haben, wie der erwachsene Trainer! Es gibt einfach unterschiedliche Auffassungen von Erfolg, Trainingsumfang, usw. Wenn die Wünsche und Erwartungen vom Trainer dann nicht klar kommuniziert sind kommt es häufig zu Missverständnissen, welche wiederum die Spieler demotivieren. Am Ende sollten die Kinder den Sport oder die Leidenschaft ausüben, in welche sie richtig aufgehen, nur dort können sie sich bestmöglich entwickeln.