Weicheierei Generation 2000?

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  • Ich habe mit mir einen inneren Konflikt und ich muß aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr darüber aufrege.


    Ich habe zwei Spielerinnen, die - sobald es körperlich schwierig wird - sich zeitnah verletzt melden und Pause machen, weil man keine Luft bekommt, einem Schwindelig ist, das Knie zwickt oder etwas mit der Muskulatur oder dem Fuß ist.


    Die eine ist ein Megatalent, hat vielleicht 5 Kilo zuviel, die andere ist fussballerisch etwas holzfüssig und schwächer als die anderen.


    Beide haben etwas gemeinsam....gefühlt keinen Biss und wehleidig,...möglicherweise elterlich dabei unterstützt (da bin ich mir nicht sicher).


    Sie gehen nicht in den Punkt, wo es mal wehtut, wo man aber einen Trainingseffekt damit erzielt. Das äussert sich dann darin, dass man nach 15 Minuten im Spiel restlos platt ist...bis dahin geben sie aber alles. Man reagiert dann so wie im Training...gibt ein körperliches Leiden an und lässt sich auswechseln usw....


    Ich überlege nun zwei Dinge


    a)ich lasse es wie es ist und fertig, da ich es nicht ändern werde


    b)ich spreche sie an und erkläre was ich davon halte und erkläre den Lösungsweg


    c)wie b plus....ich benenne eine Konsequenz


    Letzteres könnte abweichend von meiner jetzigen Philo sein, dass die Spielerin offiziell die Bank hütet und nur noch 15 Minuteneinsätze erhält im Wissen warum und auch, dass Spielerinnen die unter 50 Prozent Trainingsbeteiligung haben das gleiche offiziell erwartet.


    Die Talentierte untertrainierte reagiert mit Krämpfen beim Spiel (kann auch vorgeschoben sein). Sie läuft unüblich schnell und kräftig an, spielt eher wie ein guter männlicher Kicker. Ich gehe davon aus, dass ihr Gehirn ihr den nicht vorhandenen Leistungsstand den sie vielleicht mal hatte abruft und sie versucht diesen dann zu gehen, ...hat aber die Körner dafür nicht und überlastet sich dann recht schnell bis Akku leer. Fall sie mich nicht anlügt, verletzt sie sich anscheinend und fällt dann -wie jetzt- drei Wochen auf angebliches Anraten eines Arztes aus oder sie schiebt es vor, um ihre eigentlichen Defizite - verursacht durch Faulhaut und Flucht...ich weiss es nicht. Jedenfalls wären beide Fälle zum Schutz für sie und das Team und weil sie es im zweiten Fall auch nicht verdient hat...offiziell auf die Bank für die 15 Minuteneinsätze.


    Mir fällt allgemein eine steigende Verweichlichung bei den heutigen Jahrgängen auf. Ich glaube die Helikoptermütter sind schuld:sleeping:

  • Ich finde sehr interessant, dass hier parallel 2 Themen eröffnet werden, die sich mit der Einstellung/Haltung der heutigen Jugend und ihrer Eltern beschäftigen.

    Du beschreibst hier die Weicheier und Libra beklagt eine Söldnermentalität.


    Tatsächlich sind das genau die beiden Extreme, die ich in meinem beruflichen Leben aber eben auch als Trainer erlebe.


    Auf der einen Seite hat man hochengagierte junge Erwachsene und Kinder, die einen "Karriereplan" verfolgen und auch bereit sind Leistung und Opfer zu erbringen um diesen Plan umzusetzen. Leider kommt diese Ehrgeiz sehr häufig mit einer hohen Ich-Bezogenheit, niedriger Toleranz bei Gegenwind und einer ausgeprägten Söldnermentalität daher. Diese Spezies geht gefühlt für den induviduellen Erfolg auch über Leichen und wird unterstützt von engagierten und, bei Erfolg, stolzen Eltern. Ein Scheitern empfinden diese Menschen oft als Beleidigung und suchen die Fehler bei Betrieb/Vorgesetztem/Verein/Trainer, denn man selbst hat ja alles getan.


    Die andere Seite sind sehr weiche Jugendliche und Kinder, die zwar Träume haben, diese aber nicht ernsthaft verfolgen und die an ihren Erfolg auch eigentlich selbst nicht glauben.

    Jeder Widerstand führt zur Überforderung und schließlich auch zur Aufgabe.

    Hier gibt oft eine hohe Erwartungshaltung, die eigene Leistungsbereitschaft ist da aber bei weitem nicht so ausgeprägt.


    Ich sehe mit dieser Generation eine echte Herausforderung auf uns zukommen.

    Hier gibt es eine gefühlte Spaltung innerhalb unserer Jugend und uns droht die gesunde Mitte verloren zu gehen.


    Um mal zum Fußball zurück zu kommen - ich vermisse den 17jährigen, der in der Kreisliga A jede Woche die, nicht mehr existenten, Ascheplätze umpflügt. Der sich mit vollem Engagement in den Dienst der Mannschaft stellt und mit großer Freude ein Hobby verfolgt, ohne dabei eine große Karriere zu verfolgen oder ständig das Wetter den Platz, den Schiri etc. zu beklagen.

  • Ich habe kürzlich einen Bericht über -Rasenmäher Eltern- gelesen. Also die jedes Problem für den Nachwuchs weg-mähen-. Folge ist eben eine Mentalität die bei auftretenden Problemen oder besser -Herausforderungen-, die -selbst- bewältigt müssen, oft kapituliert wird. Ich beobachte das vermehrt bei uns im Training. Herausforderungen werden gar nicht erst angenommen, dann kann man auch nicht daran scheitern. Die Möglichkeit sich zu verbessern, wird sehr bewußt nicht wahrgenommen, da man die Komfortzone nicht verlassen möchte.

    An einem Beispiel wurde mir das jetzt wieder überdeutlich. Ich habe einen Jungen, der sich als Stürmer sieht, technisch gut, eher etwas beleibter, lauffaul und bei bisherigen Trainern immer ausschließlich im Sturm eingesetzt. Steht auch gern in Spielformen vorn rum und bewegt sich eher nur wenn die Zeit zum Glänzen gekommen sein scheint (also im eigenen Ballbesitz,vorderes Drittel).

    Bis jetzt habe ich solche Spieler und deren Selbstverständnis durch Prov.-Regeln versucht zu verbessern. Also in dem Beispiel mal: kleine spielform, wenn nicht alle in eigene Hälfte zurück, zählt Tor doppelt durch Gegner.

    Besagter Junge entwickelt sofort eine Vermeidungstrategie. Verzichtet komplett aufs Angriffsspiel und seine Lieblingsposition und bleibt in der eigenen Hälfte.

    Andere Prov.regeln : alle aufrücken, nur dann zählt tor, ist er wieder ganz vorne zu finden.

    Für Ihn zählt in jeder Spielform auch nur das Gewinnen, er begreift das nicht als Form des Trainings, also wird über Ausbälle etc. endlos diskutiert. Das Problem haben aber einige Spieler. Mittlerweile ist es glücklicherweise abgeschwächt.

    Die andere Seite sind sehr weiche Jugendliche und Kinder, die zwar Träume haben, diese aber nicht ernsthaft verfolgen und die an ihren Erfolg auch eigentlich selbst nicht glauben.

    Jeder Widerstand führt zur Überforderung und schließlich auch zur Aufgabe.

    Hier gibt oft eine hohe Erwartungshaltung, die eigene Leistungsbereitschaft ist da aber bei weitem nicht so ausgeprägt.

    Das sollte mein obiges Beispiel bestätigen. Sehe ich auch so.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Ich habe kürzlich einen Bericht über -Rasenmäher Eltern- gelesen. Also die jedes Problem für den Nachwuchs weg-mähen-. Folge ist eben eine Mentalität die bei auftretenden Problemen oder besser -Herausforderungen-, die -selbst- bewältigt müssen, oft kapituliert wird.

    uiuiui, ich hab mal gegoogelt. Das ist ja die Steigerung zu den Helikoptereltern...

    Mir obliegt ja immer die jährliche Klassenpflegschaftssitzung der Schulen. Ein Schaulaufen von "engagierten Eltern":

    "Müssen die Kinder (3. Klasse) wirklich in ganzen Sätzen antworten?"

    "wie sollen die Kinder denn 65-29 rechnen wenn sie das nicht schriftlich machen dürfen?"


    Bennoah ist es nicht so, dass wir zur Zeit die Mitte insgesamt verlieren? Politisch und gesellschaftlich...

    Die G8 Generation hats aus der Schule gespült und die jungen Menschen, die ich persönlich kenne sind völlig fertig! Sabbatjahr/Auszeiten sind die Stichworte. Nach einem Jahr rätseln sie dann immer noch was sie eigentlich werden wollen. Realschulen gibts hier flächendeckend nicht mehr und Gesamtschulen sind Ganztagsschulen.
    Zeit, gute Hobbys zu kultivieren, die Halt und Identität stiften, war häufig nicht übrig, so dass man darauf verzichtete. Und nun?

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • cool bleiben. Jede Zeit hat etwas Gutes und Schlechtes. Ich mag es nicht davon zu reden, dass früher alles besser war. Heute gibt es eben andere Schwerpunkte. Vielleicht passen diese nicht so gut zum Vereinsfußball wie früher, dafür bieten diese andere Vorteile die man sich ggfs. zu nutze machen kann.


    Um auf die Frage von Andre zu antworten. Ich würde es


    b) den Kids erklären und Lösungswege zeigen

    a) es dabei belassen wenn sich daraufhin keine Änderung zeigt

    und c) entsprechend konsequent handeln indem die Kids gem Trainings- und Spielbereitschaft eingesetzt werden.


    Versucht die Kids nicht krampfhaft zu ändern. Bleibt kontinuierlich eurem Weg treu und versucht euch über die positiven Dinge der "Rasenmäher Eltern" zu freuen und diese zu nutzen statt über die negativen aufzuregen :).


    Love it or leave it :)

  • Hallo Andre

    Schön von Dir zu lesen nach so ne lange Zeit.


    Ich denke Du hast ja bereits die Lösung aufgezählt. Lies mal was Du geschrieben hast und mach zwei Schritte zurück. Im Post spüre ich nämlich Frust.


    Es ist ganz einfach: Das Problem ist, dass die Spielerin zu wenig Puste hat? Dann lass Sie weniger spielen und erkläre Ihr doch klar warum. Irgendwie so: "hey, du hast super Talent aber irgendwie geht Dir die Puste recht schnell aus und nicht selten tust Du Dir weh. Darum habe ich gedacht Dich etwas weniger spielen zu lassen. Trotzdem bist Du aber sehr wichtig. Was meinst Du, was könnten wir BEIDE machen, dass Du DEIN Talent vermehr wieder ins Team bringen kannst durch längere Spielzeiten? Was brauchst Du dafür und wie kann ich Dich dabei helfen?"


    Mit diesem Ansatz bleibst Du sachlich, Du motivierst Sie indem Du Ihr Talent und Können anerkennst und weiters Du ziehst sie voll rein bei der Lösungssuche.


    Ich denke das kommt ganz gut, sobald Du ne Nacht drüber geschlafen hast und das Ganze etwas von weiter weck betrachten kannst.


    Viele Grüsse

    Pietro