Grundlagenbereich - wie oft trainieren?

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  • Moin Moin,


    in meinem Urlaub habe ich drei Bücher gelesen und daher leider vergessen, welches Buch die Quelle meiner hier gemachten Ausführungen ist...entweder ist es "Trainer wann spielen wir endlich" oder "Modernes Passspiel" beides von Peter Hyballa und te Poel. Ich mein es war in einem der Exkurse, die in "Trainer wann spielen wir endlich" gemacht werden.


    Darin ging es darum, dass Kinder früher im Grundlagenbereich ein oder zwei Trainingseinheiten im Verein absolviert haben. Heute ist dies ja zumeist noch genau so. Der wesentliche Unterschied ist aber, was die Kinder in der Zeit machen, wenn kein Training ist. Heute geht doch kaum noch ein Junge "kicken", damals sind die Jungs mehr oder weniger täglich nach der Schule raus auf den Bolzplatz.

    Wenn man dieses freie rumspielen als Trainingseinheit zählt - und das ist es ja - dann haben die Kids früher 4-5 Einheiten (Training, Spiel, Bolzplatz) locker gehabt, während viele heute nur noch auf 2 (1x Training & 1x Spiel) kommen.


    Würde es unter diesen Gesichtspunkten schon Sinn machen, im Grunde bei den ganz kleinen 3x die Woche zu trainieren + Spiel am Wochenende, um auch auf die Anzahl der Einheiten zu kommen? Das man quasi ein oder zwei "normale" Trainingseinheiten macht ein eine weitere Einheit zu freien Kicken anbietet.

    Auf der ersten Blick klingt es natürlich schon sehr heftig, dass man dann 3x trainieren würde, aber auf der anderen Seite, ist die dritte Einheit die "Bolzplatz-Einheit", die die Kids früher vermutlich noch öfter hatten.


    Klar würde es neben den anderen Hobbys der Kids vermutlich schwierig werden, zum Bolzplatz ist man halt nicht hingegangen, wenn man keine Zeit hatte. Aber irgendwie fand ich die Ausführung doch sehr schlüssig. Vorausgesetzt, man lässt die Kids dann wirklich auch kicken, um Spielerfahrung zu sammeln. Aber das ist ja wie immer, da ist der Trainer gefordert einen guten Job zu machen, wie auch immer dieser aussieht :S


    Was haltet ihr von diesem Gedankengang? Auf den ersten Blick total übertrieben, aber auf den zweiten Blick gar nicht dumm gedacht oder?

  • Generell ist das ein guter Gedanke. Das mit dem -freien- Kicken habe ich schon ausprobiert. Sonntags morgens, lockeres Auslaufen quasi mit freiem Spiel und -nur- eine Stunde. Ergebnis war, das nur die Kids kommen, die ohnehin in Ihrer Freizeit kicken, also die total Fußballverrückten. Und die forderten dann eher Spielformen mit Provokationsregeln (können wir nicht nochmal das aus letztem Training machen?)

    Meine ERfahrung ist also, das diese Kids ohnehin schon 5,6 Einheiten(also mit freiem Bolzplatzkicken) haben und das dann quasi die 7te wäre.... Die Kids die es brauchen würden kommen nicht. (liegt z.t auch an den eltern- Sonntag ist Familientag ;) )

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Auf der ersten Blick klingt es natürlich schon sehr heftig, dass man dann 3x trainieren würde, aber auf der anderen Seite, ist die dritte Einheit die "Bolzplatz-Einheit", die die Kids früher vermutlich noch öfter hatten.


    Wenn du eine "Bolzplatz-Einheit" machen möchtest, dann setze sie genau so um.

    Abseits des Vereinsgeländes, spontan und unregelmäßig.

    Eine einfache Nachricht in die Whatsapp-Gruppe am Vormittag: "Bin heute mit meinem Kind und paar anderen auf Spiel-/Bolzplatz XY.

    Wer lust hat kann sich uns gerne anschließen." Das sollte reichen. Ganz ohne Druck, ganz ohne Verpflichtungen.




    Wenn ich eine zusätzliche Trainingseinheit ansetze, egal welche Inhalte in dieser vermittelt werden, so erwarte ich auch, dass an dieser teilgenommen wird.

    Das ist meine Meinung als Trainer, das habe ich früher als Spieler genauso empfunden.


    Mit drei Trainingseinheiten und Pflichtspiel, würde ich als Trainer mehr als die Hälfte der Woche über die außerschulischen Aktivitäten der Kinder bestimmen. Meiner Meinung nach eindeutig zuviel.

  • Abseits des Vereinsgeländes, spontan und unregelmäßig.

    Hier ist ja je nachdem wo man wohnt das Problem. In den Städten gibt es ja immer weniger Möglichkeiten, wo die Jungs so kicken können.


    Spontan und unregelmäßig waren unsere Bolzplateinheiten eigentlich auch nicht. Wir haben 2x die Woche im Verein trainiert und haben 2x die Woche auf dem Bolzplatz gekickt, immer die gleichen Tage. Aber natürlich ohne Zwang, wenn einer mal nicht kam, war das ja total egal, niemand hat sich drum gekümmert, ob der kleiner Paul da war oder nicht.

    Eine einfache Nachricht in die Whatsapp-Gruppe am Vormittag: "Bin heute mit meinem Kind und paar anderen auf Spiel-/Bolzplatz XY.

    Wer lust hat kann sich uns gerne anschließen." Das sollte reichen. Ganz ohne Druck, ganz ohne Verpflichtungen.

    Stimmt, die Idee dies spontan und nicht fest jeden Mittwochmittag zu machen, ist natürlich eine gute Idee.

    Das mit der Verpflichtung kann man ja zu Saisonbeginn klar kommunizieren. Mo. + Do. trainieren wir. Am Mi. bin ich auch hier, da können die Jungs vorbei kommen und kicken, wenn sie Bock haben.

    Ist halt doof, wenn du da stehst und gar keiner kommt...^^


    Es geht mir bei dem Ansatz nicht darum, den Jungs vorzuschreiben, öfter bei mir zu trainieren, um nachher Profi zu werden etc. Der Trainer würde quasi seine Zeit opfern, um den Jungs das kicken auf dem Platz des Vereins zu ermöglichen, damit die Jungs - falls sie Bock haben - dort kicken können. Ist halt keine so schlechte Alternative zum PS4 zocken oder ähnlichem. Man muss halt selber die Zeit haben.

    Ich persönlich finde die Idee, je mehr ich drüber nachdenke, immer sinniger, frage mich aber, ob das so wirklich umsetzbar ist.

  • Effzeh


    Ich denke wir verfolgen beide das gleiche Ziel mit leicht unterschiedlichen Herangehensweisen.

    Wir möchten beide, dass die Kinder öfter einen Ball am Fuß haben.


    Wir habe uns immer bewusst gegen das Vereinsgelände und einen festen Ort entschieden um den Kindern aufzuzeigen, dass wir grundsätzlich an vielen Orten Fußball spielen können. Im Zweifel brauchen wir noch nicht einmal Tore.

    Die Orte wurden so gewählt, dass wir in der Nähe des Elternhauses eines der Spieler sind. Häufiger bei denen, von den ich genau wusste, dass sie außerhalb des Trainings nicht oder kaum Fußball spielen. So war die Hürde dran teilzunehmen, relativ gering.


    Unregelmäßig, damit es auch für die Kinder was besonderes bleibt. Möchten die Kinder das besondere öfter erleben, so können und müssen sie selbst ein Spiel mit ihren Freunden organisieren. Sie wissen nun, wo und wie dies möglich ist.


    Ist halt doof, wenn du da stehst und gar keiner kommt...

    Das Problem hatte ich nicht, mein Sohn war schließlich dabei.

    Unabhängig davon, wüsste ich nicht, dass wir jemals weniger als 6 Kinder waren. Meistens wurden Freunde mitgebracht die, nicht Teil unserer Mannschaft waren.

  • Das war gut überlegt. Wenn dann die Kids mitgemacht haben, die es sonst nicht tun, ist das super.

    Ansonsten sollten die Kids sich solche Events selber planen, was Sie ja ohnehin tun.

    Verstehe aber Effzeh Ansatz genauso gut. Warum nicht auf Vereinsgelände kicken lassen, wenn man eh da ist.

    Probier das doch mal locker aus, und berichte, wie es angenommen wurde.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Ich trainiere aktuell nicht im Grundlagenbereich, mit der U15 trainieren wir 3x die Woche. Es geht mir wirklich nur rein um die Idee an sich, wer weiß was mal wird und wo man mal wieder trainieren wird. Ich fand es halt echt interessant als ich das gelesen habe und hab zunächst gedacht "Die spinnen doch, 3x die Woche mit der F-Jugend trainieren". Aber dann hab ich gedacht..."Mmh, gute Begründung!"


    Das es für viele schwierig ist dies umzusetzen (Platz- und Zeittechnisch) ist sonnenklar. Aber was haltet ihr generell von dem Ansatz?



    SG-Nr8 : Ja wir verfolgen das gleiche Ziel! Schöne Erfahrung, die du da gemacht hast und umso schöner, wenn es zahlreiche Möglichkeiten gibt, an denen ihr kicken könnt :thumbup: Genau, es geht mir drum, ob Trainer im Grundlagenbereich durch "ungezwungene Zusatzeinheiten" dafür sorgen sollen, dass die Jungs öfter am Ball sind.

  • Genau, es geht mir drum, ob Trainer im Grundlagenbereich durch "ungezwungene Zusatzeinheiten" dafür sorgen sollen, dass die Jungs öfter am Ball sind.

    Von meiner Seite aus ein klares "Ja" zu den "ungezwungenen Zusatzeinheiten", jedoch dauerhaft losgelöst von der Anwesenheit/Abhängigkeit eines Trainers.


    ...umso schöner, wenn es zahlreiche Möglichkeiten gibt, an denen ihr kicken könnt...

    Wen es keine Bolzplätze bei uns gebe, dann hätten wir die Möglichkeit, auf dem Vereinsgelände zu spielen, sicherlich in betracht gezogen.

    Wir hätten uns jedoch sicherlich nicht so häufig treffen können, da bei uns die Plätze nur selten zu geeigneten Zeiten noch frei sind.

    Die spinnen doch, 3x die Woche mit der F-Jugend trainieren

    Da der dritte Termin kein Training ist (keine Pflicht zur Teilnahme, unabhängig vom Verein, keine Übungen/Vorgaben und kein Coaching der Trainer) war dies bei uns nie ein Thema. Die dritte "Einheit" wurde vorbehaltslos von Kindern und Eltern angenommen.


    Als wir in der F-Jugend, von einer auf zwei Trainingseinheiten aufgestockt haben, da war der Aufschrei deutlich größer. ^^

  • Meine Meinung zu dem Thema - leider ohne wissenschaftliche Untersuchungen ;)


    Für mich ist der Grundlagenbereich folgender: G-, F- und E-Jugend (siehe auch dfb.de)

    Bolzplatz ist für mich: Kinder kommen selbstständig hin; verschiedene Altersgruppen spielen miteinander; keine Verpflichtung (nur Gruppendynamik); Selbstorganisation (keine Erwachsenen)


    G-Jugend: waren früher und heute nicht auf dem Bolzplatz (haben sich die Ballkontakte höchstens im Hinterhof oder Garten geholt - teilweise alleine gegen die Mauer); werden von den Eltern gefahren/gebracht; sollen möglichst viele Bewegungserfahrungen machen

    -> 1x Fußballtraining + Verein bzw. Eltern sind gefordert andere Sportarten anzubieten (3-4x Fußballtraining ist mir zu einseitig für Kopf und Körper - täglich Sport ist gut)


    F-Jugend: ab dem Schulalter dürfen die Kinder meistens selbstständig zum Sportplatz/Bolzplatz (Fahrrad); Kinder mit gutem Selbstvertrauen gehen zum Bolzplatz (früher wahrscheinlich weniger als heute, weil man früher hier zu den Kleinen zählte und viele Große da waren. Müsste man mal die Straßenfußballer fragen, ab wann sie angefangen haben. In meiner Jugend war das eher ab E-Jugend-Alter); weiterhin sollen viele Bewegungserfahrungen gemacht werden

    -> 1x Training + 1x Spiel + Verein bzw. Eltern sind gefordert andere Sportarten anzubieten (3-4x Fußballtraining veranlasst die Kinder sich über Fußball zu definieren und lässt mir zu wenig Spielraum für andere Sportarten/Aktivitäten - täglich Sport ist gut und möglich)


    E-Jugend: früher meistens Beginn der Bolzplatzkarriere; heute großes Thema Schulwechsel; Ausprobieren von Sportarten wird schon verpöhnt; Lernen über Vorbilder (Ältere) wird stärker; das Kind weiß schon einigermaßen, was es will

    -> 2x Training + 1x Spiel + Verein bzw. Eltern sind gefordert eine (zwei) weitere Sportarten anzubieten (Training mit gleichaltrigen Kindern verhindert den Bolzplatzvorteil "Lernen von den Älteren" - täglich Sport wird schwieriger (z.B. Musik, Kommunion, Schule))


    Übrigens waren früher die schlechten Fußballer auch nicht auf dem Bolzplatz - oder sie mussten größer werden bzw. sich durch ungeliebte Rollen (z.B. Torwart) durchkämpfen. Auch da gab es eine "Leistungsauslese".


    Möglichkeiten für einen altersübergreifenden Bolz - und da wären auch noch D-Jugendliche dabei ;-):

    - das Spiel der 1. Mannschaft

    - Sonntagsbrunch im Vereinsheim

    => Verein wächst auch enger zusammen


    Bei "Nicht Bolzplatz" sondern "Training" denke ich eher an ein "Leistungstraining im Verein" für 2. Jahr F-Jugend bis 2. Jahr D-Jugend nach - das würde mir als Trainer Spaß machen - und den Kindern sicherlich auch. Ob es dem Verein gut täte (Neid), weiß ich allerdings nicht.

  • Warum soll ich als unbezahlter Trainer noch mehr meiner Zeit opfern, um Systemfehler (sportunterrichtszeiten) oder Familienfehler oder Infrastrukturprobleme auszugleichen? Also ich mach da lieber was mit meinen Kindern und halte mich fern von dem Haufen, der nur Ansprüche hat.

    Aber wenn die Probleme so gravierend sind, dann lasse ich mich sehr gerne dafür adäquat bezahlen. Gerne auch Vollzeit und Hauptberuflich.

  • Ersatzbank : Aber wenn ich doch so argumentiere, dann dürfte ich als unbezahlter Trainer ja gar nicht tätig sein, sondern müsste für das normale Training, die Spiele, die Fahrtzeit, die Trainings- und Spielvorbereitungszeit auch bezahlt werden und zwar mit Stundenlohn in Höhe von mindestens dem Mindestlohn oder nicht? :/


    Klar, wir machen es ehrenamtlich und jeder muss für sich selber entscheiden, wie viel Aufwand (in jeglicher Hinsicht!) er betreiben kann und möchte! Das es dafür keinen richtig angemessenen wirtschaftlichen Gegenwert gibt, ist denke ich allen klar.

  • Effzeh

    Nö. Ich kann so argumentieren: Denn das ist nur meine Meinung die ich aus meinem Umfeld ziehe . Das was ich tu, ist für das, was ich von den Familien zurück bekomme eigentlich schon zu viel. Deswegen mache ich keinen weiteren Finger krumm.

    Ich kann das aber nicht verallgemeinern, sondern das ist nur für mich und meinen Zeitaufwand gesprochen.

  • Allgemein gesprochen glaube ich, dass man bei den Eltern und nicht den Kindern ansetzen muss. Bewegung, Aktivität, Ernährung, dass sind alles Sachen, die man vorgelebt bekommen sollte, damit eine Gewöhnung Eintritt. Das passiert alles zu Hause. Ein mal pro Woche mehr trainieren und zu Hause dann wieder vor der PS4 zu zocken während die fetten alten auf der couch hocken.

  • Ich kann dich voll verstehen Ersatzbank . Ich mach es wirklich gern, mir machts Freude wenn die Kinder lachen, wenn es klick macht und sie gewisse Sachen umsetzen, wenn sie lernen und besser werden. Fortbildungen besuche ich regelmäßig, Bücher und DVDs habe ich nen Stall voll, Trainingsplanung und Nachbetrachtung nimmt einiges an Zeit in Anspruch, dann stöbere ich hier im Forum, in diversen Blogs usw.


    Alles ehrenamtlich. Den Ärger mancher Eltern nehme ich in Kauf, Kappeleien mit irgendwelchen Dorfkloppos, alles inklusive.

    Ich würde es auch geil finden wenn meine Truppe noch besser wäre, oder zumindest einzelne Kids. Aber mich daran aufzureiben, das seh ich nicht ein.


    Auch wenn das jetzt vielleicht abgehoben klingen mag, aber ich behaupte mal keiner betreibt einen solchen Aufwand bei uns im Verein wie ich. Da wird entweder nach "Ham wir schon immer so gemacht" trainiert, oder 08/15 nach Training online. Soll ich da jetzt noch ein drittes Training stemmen?


    Klar, wir waren jeden Tag kicken. Aber von uns waren die wenigsten in Ganztagschulen, Schulbetreuungen und hat ein solch riesiges Freizeitangebot wie heute.


    Ich kann euch sagen was ich anstrebe, bzw. umsetzen werde.


    Ein Fördertraining mit einer Fußballschule/ einem Bundesligisten. Kleine Gruppen, qualifizierte Trainer, Kostenpunkt 50€/ Monat/ Kind. Wer will, kann sein Kind da anmelden.