Immer wieder hört bzw. ließt man Aussagen, Kinder im Fußballtraining möglichst viel frei spielen zu lassen. Vor allem der DFB predigt dies schon seit Jahren. Im DFB Online Seminar für F-Junioren wird vorgeschlagen, 30% des Trainings mit freien Fußballspielen in kleinen Gruppen zu verbringen.
Auch Fußballlehrer-Ausbilder Frank Wormuth hat sich dazu geäußert:
"Zum einen der Bereich bis zwölf, 13 Jahren. Hier geht es hauptsächlich um eigene Erfahrungssammlung, die Ausbildung kann ruhig auch sportartübergreifend sein. Der Trainer ist mehr der Wegbegleiter. Und zum anderen ab 13, 14 Jahren. Hier sehe ich schon eine stärkere Spezialisierung, und die bringt eine stärkere Wissensvermittlung bzw. Anleitung durch den Trainer mit sich, weil immer mehr mannschaftstaktische Gesichtspunkte eine Rolle spielen. [..] Bis zur D- oder C-Jugend sollten die Kinder spielen, spielen, spielen. Der Trainer ist hier wirklich nur ein Wegbegleiter und Übungsleiter, kein Lehrer. Er schafft den Rahmen. Ab der C-Jugend sollte man ein Coach für seine Spieler sein. Nicht unbedingt immer alles vorgeben, sondern so viel wie möglich fragen und die Talente selbst entdecken lassen."
Quelle:
http://www.fussball.de/newsdet…836#!/section/news-detail
Die Idee dahinter ist, dass Kinder die Kinder durch viel ausprobieren und Fehler machen eine Spielintelligenz und Spielkreativität entwickeln können. Die Technik soll sich wie im alten Straßenfußball von selbst entwickeln.
Im Artikel "Spielkreativität Entwickeln und Fördern: Von Ideen und Geistesblitzen" erklärt Daniel Memmert sein Spielkreativitätskonzept: Ein wichtiger Bestandteil ist dabei das 'Deliberate Play': "Das unangeleitete und möglichst freie Experimentieren der Kinder in spielnahen und unstrukturierten Situationen wird als ‘Deliberate Play’ bezeichnet. Eine Untersuchung mit aktuellen Bundesliga- und Nationalspielern hat gezeigt, dass diese in ihrer Kindheit und Jugend vermehrt Dinge ausprobieren durften. Unangeleitetes Agieren kann somit zum Ausprobieren verschiedener Lösungen führen und die Kreativität maßgeblich beeinflussen." Eng damit verknüpft ist das 'Deliberate Coaching': "Wenn Kinder spielen, sollen sie die Chance bekommen, konzentriert und aufmerksam möglichst viele spielrelevante Situationen zu erkennen und adäquat darauf reagieren zu können. Geringe Instruktionsgaben seitens des Trainers führen dazu, dass Kinder überzufällig besser in der Lage sind, kreative und variantenreiche Lösungsmöglichkeiten zu kreieren als die Mädchen und Jungen, die im Training ständig mit aufmerksamkeitslenkenden Hinweisen („Spiel ab!“, „Schieß endlich!“) konfrontiert werden. Somit ist es keine gute Idee zur Förderung der Spielkreativität, wenn der Trainer pausenlos das Training stoppt und ständig (taktische) Anweisungen an seine Spieler gibt."
Die Münchner Fußballschule vertritt jedoch eine völlig gegensätzliche Auffassung und hat deshalb in ihrem Blog auf die Aussagen von Wormuth reagiert.
Hier die Grundaussagen:
- "Die große Gefahr dabei, die Kinder Ihre Lösungen selbst finden zu lassen, liegt darin, dass die Spieler über viele Jahre hinweg sowohl taktische als auch technische Fehler automatisieren, die später kaum mehr zu korrigieren sind."
- "Betrachten wir dazu die Evolution. Ein Trainer, der selbst Jahre lang gespielt hat und sich moderne Trainingsmethoden angeeignet hat, gibt sein gesamtes Wissen an seine siebenjährigen Spieler weiter. Diese bauen diese Ideen in Ihr Spiel ein und erreichen somit ein höheres Wissen und eine höhere Spielqualität als ihr Trainer. Die heute siebenjährigen Spieler geben dieses Mehr an Wissen später als Trainer an die nächste Generation weiter.
Auf diese Weise hat sich der Fußball in den letzten 10 Jahren enorm weiterentwickelt."
Kurz zusammengefasst: ohne der Hilfe des Trainers können sich technische und taktische Fehler einschleichen und automatisieren. Außerdem wird durch ständige Weitergabe an Informationen erfährt das Fußballspiel eine "Evolution", wohingegen beim freien Fußballspielen die Kinder immer bei Null anfangen müssen.
Quelle:
https://www.mfsfussballtrainin…n-frank-wormuth-meint-ja/
Beide Seiten haben nachvollziehbare Argumente, die aber in ihrer Aussage völlig gegensätzlich und nicht miteinander zu vereinen sind. Daher stellt sich die Frage, was ist nun richtig bzw. besser?
Was denkt ihr zu diesem Thema? Lasst ihr eure Kinder viel frei spielen, oder korrigiert ihr technisch-taktische Fehler sofort?